DE10241793A1 - Vorrichtung zur Ermittlung der Wirksamkeit von Pflanzenextrakten - Google Patents

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Abstract

Die Erfindung betrifft eine Analysevorrichtung zur Bewertung der pharmakologischen Wirksamkeit von Pflanzenextrakten. Dabei ist eine an sich bekannte Analyseeinrichtung ((1) wie z. B. ein NMR-Spektrometer, mit einer Bewertungseinheit (4) versehen, die das von der Analyseeinrichtung (1) erhaltene Spektrum mit einem in einer Speichereinrichtung (2) gespeicherten Referenzspektrum vergleicht und daran bewertet.

Description

  • Die vorliegende Erfindung bezieht sich im Allgemeinen auf eine Vorrichtung zur Charakterisierung von Pflanzenextrakten, deren pharmakologische Wirkung nicht einzelnen bekannten Inhaltsstoffen zugeordnet werden kann. Erreicht wird dadurch die Beurteilung der Wirksamkeit von Pflanzenextrakten mittels multivariater statistischer Analyse spektroskopischer und chromatographischer Daten.
  • Pflanzen waren und sind der Ursprung einer Vielzahl medizinischer Produkte und werden als Extrakt zur Heilung unterschiedlicher Krankheiten eingesetzt. Diese Extrakte sind in den meisten Fällen Mischungen von vielen unterschiedlichen Inhaltsstoffen in sehr komplexen Matrices. Nur in den wenigsten Fällen kann die pharmakologische Wirkung einzelnen Verbindungen zugeordnet werden. Meistens gilt deshalb der pflanzliche Extrakt in der Gesamtheit als Wirkstoff.
  • Daraus ergeben sich Probleme bezüglich der für alle Arzneimittel geforderten gleich bleibenden und gesicherten pharmazeutischen Qualität: Der gesamte pflanzliche Wirkstoff muss von Charge zu Charge einen gleichmäßigen therapeutischen Erfolg garantieren. Zwingende Voraussetzung hierfür sind Phytopharmaka mit reproduzierbaren Qualitätsprofilen, d.h. pflanzliche Arzneimittel mit möglichst gleich bleibender Zusammensetzung ihres gesamten Inhaltsstoffspektrums.
  • Wegen der Komplexität des Inhaltsstoftspektrums werden bei der Qualitätsprüfung von Phytopharmaka nur die Inhaltsstoffe geprüft und bewertet, die nach heutigem Erkenntnisstand pharmazeutisch, pharmakologisch und toxikologisch relevant sind. Dabei kann in drei unterschiedliche Arten von Extrakten unterschieden werden:
    • (1) Extrakte mit bestimmten Inhaltsstoffen (einzelne oder Gruppen), die ausschließlich für die bekannte und dokumentierte Wirkung verantwortlich sind, das heißt mit Inhaltsstoffen, die im isolierten Zustand einen ähnlichen therapeutischen Effekt ergeben wie der Gesamtextrakt.
    • (2) Extrakte mit pharmazeutisch relevanten Inhaltsstoffen. Diese Inhaltsstoffe haben im isolierten Zustand nicht den gleichen Effekt wie der Gesamtextrakt, tragen aber zur Gesamtwirkung des Extraktes bei.
    • (3) Extrakte, bei denen keine Inhaltsstoffe bekannt sind, die nach dem aktuellen Erkenntnisstand einen Beitrag zur beanspruchten Wirksamkeit leisten.
  • Eindeutig ist die Charakterisierung von Pflanzenextrakten, die der ersten Gruppe zugeordnet werden können. Hier kann die Substanz bzw. die Substanzgruppe, die als wirksamkeitsbestimmend gilt, auf einen festgelegten Normwert mit Angabe des Mindest- und Höchstgehaltes eingestellt werden. Auf diese Weise wird über alle Ernte- und Herstelljahre hinweg ein gleichmäßiger Gehalt an wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffen garantiert.
  • Dieses Verfahren lässt sich jedoch nicht auf die Extrakte der zweiten und dritten Gruppe übertragen. Die Reproduzierbarkeit der Wirksamkeit eines Phytopharmakons, dessen wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe nicht bekannt sind, kann nur über eine Standardisierung erfolgen. Sie beinhaltet die Festlegung von Standards für das Pflanzenmaterial, das Herstellverfahren der Extrakte, die Inprozeßkontrollen sowie eine detaillierte Beschreibung der Zubereitung des Phytopharmakons. Durch Einhalten dieser Standards wird auf die Qualität bzw. Wirksamkeit der Zubereitung zurückgeschlossen.
  • Der Stand der Technik bezüglich der Beurteilung von Qualität und Wirksamkeit von Pflanzenextrakten lässt sich somit folgendermaßen zusammenfassen: Bei einigen Pflanzenextrakten (Gruppe 1) lässt sich die Wirkung über den Gehalt von einzelnen Substanzen/Substanzgruppen nachweisen. Für den weitaus größten Teil (Gruppe 2 und 3) trifft das jedoch nicht zu. Eine Normierung auf einzelne Inhaltsstoffe ist hier nicht zufriedenstellend.
  • Die Analysen der Pflanzenextrakte werden mit dem Fachmann bekannten Analysegeräten durchgeführt und anschließend z. B. die erhaltenen Spektren untersucht.
  • Ausgehend von diesem Stand der Technik hat sich die Erfindung die Aufgabe gestellt eine Analysevorrichtung für Pflanzenextrakte dahingehend zu verbessern, daß sie selbsttätig die pharmakologische Wirksamkeit des untersuchten Pflanzenextrakts ermittelt und dabei alle Inhaltsstoffe des Extraktes berücksichtigt.
  • Gelöst wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Weitere Ausführungsformen sind Gegenstand von Unteransprüchen.
  • Der Kerngedanke der Erfindung besteht darin, dass z. B. das von einer an sich bekannten Analysevorrichtung ermittelte Spektrum des Pflanzenextrakts mit einem vorher in der Analysevorrichtung abgelegten Referenzspektrum verglichen wird. Stimmen die wesentlichen Parameter des ermittelten Spektrums mit dem Referenzspektrum zumindest innerhalb gewisser Parameter überein so wird das Pflanzenextrakt als in gewünschter Weise pharmakologisch wirksam bewertet.
  • Dazu ist an der Analyseeinrichtung eine Bewertungseinheit vorgesehen, die das ermittelte Spektrum selbsttätig mit einem Referenzspektrum vergleicht. Das Referenzspektrum wird dazu vor der Analyse in eine Speichereinrichtung der Analysevorrichtung eingelesen.
  • Das Referenzspektrum wird vor der Analyse weiterer Pflanzenextrakte mit der Analysevorrichtung von einem Pflanzenextrakt ermittelt von dem die gewünschte pharmakologische Wirksamkeit bekannt ist.
  • Es ist nicht notwendig, dass die Spektren exakt übereinstimmen. Eine Abweichung innerhalb gewisser Grenzen muss nicht notwendigerweise die pharmakologische Wirksamkeit beeinträchtigen. Diese Grenzwerte der Abweichungen können vor der Analyse bestimmt oder festgelegt werden und ebenfalls in der Bewertungseinheit abgelegt werden wobei die Wirksamkeit des ermittelten Spektrums dann festgestellt wird, wenn die Werte innerhalb dieser Grenzwerte liegen.
  • Die hier beschriebene Erfindung verfolgt eine neue Strategie bezüglich der Standardisierung von Pflanzenextrakten. Kriterium für das Reproduzieren der Qualität und Wirksamkeit ist der Pflanzenextrakt in seiner komplexen Gesamtheit, das heißt ohne die Berücksichtigung einzelner Inhaltsstoffe.
  • Mit Hilfe von spektroskopischen bzw. chromatographischen Methoden, oder deren Kombination werden Gesamtspektren bzw. -chromatogramme der Extrakte erstellt. Diese erfassen sämtliche (wirksame und unwirksame) Inhaltsstoffe und sind dementsprechend sehr komplex und nicht visuell auswertbar. Andererseits stellt aber jedes dieser Spektren/Chromatogramme ein individuelles Abbild des entsprechenden Extraktes dar und gibt damit ein charakteristisches Profil seiner Inhaltsstoffe. Mit Methoden der multivariaten statistischen Datenanalyse werden diese Spektren, auf diejenigen Bereiche komprimiert, die mit den Werten der pharmakologischen Untersuchungen in direktem Zusammenhang stehen, das heißt das Inhaltsstoffprofil wird mit der pharmakologischen Wirkung der Extrakte korreliert. Ein entsprechendes Kalibrationsmodell erlaubt es, die Wirkung von unbekannten Extrakten auf Grund ihres Gesamtspektrums bzw, -chromatogramms vorherzusagen.
  • Die vorteilhafte Anwendung der Erfindung wird am Beispiel von Johanniskraut (Hypericum perforatum) demonstriert. Die antidepressive Wirkung von Hypericum perforatum gilt heute als gesichert und auch die Schulmedizin setzt Johanniskraut in der Phytotherapie erfolgreich bei depressiven Verstimmungszuständen bis zu mittelschweren Depressionen, bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen ein. Obwohl sehr viele Arbeiten zur Isolierung und Strukturaufklärung der Inhaltsstoffe vorliegen, konnte eine direkte Zuordnung des Wirkprinzips zu bestimmten Inhaltsstoffen nicht erfolgen. Johanniskrautextrakte enthalten wenigstens 10 Stoffe oder Stoffgruppen, die zu den pharmakologischen Wirkungen beitragen. Eine zufrieden stellende Qualitätskontrolle von Johanniskrautzubereitungen muss daher eine robuste Methode für die Analyse des Gesamtextraktes beinhalten.
  • Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Beispielen und Figuren näher erläutert. Es zeigen:
  • 1: Beispiel für ein 1H-NMR – Spektrum von einem Pflanzenextrakt
  • 2: Der 3D score plot beschreibt 85% der gesamten Varianz des Datensatzes und 92% der Varianz innerhalb der Y – Werte (IC-50). Jede Probe stellt einen Punkt (score) dar und wird ihrem IC-50 Wert aus der pharmakologischen Untersuchung zugeordnet. Auf der linken Seite befinden sich in erster Linie wenig aktive Extrakte, während weiter rechts die Wirksamkeit der Extrakte zunimmt.
  • 3: In den beiden Regressionsplots (oben für die Kalibrierung, unten für die Validierung) werden die vorhergesagten Y-Werte (IC-50 Werte) gegen die gemessenen Y-Werte aufgetragen. Sie verdeutlichen in welchem Maße das Modell zu den Daten passt. Besonders aussagekräftig sind die Korrelationskoeffizienten, die mit 0,99 und 0,98 ein gutes Modell belegen.
  • 4: Beispiel für ein Dünnschichtchromatogramm eines Johanniskrautextraktes.
  • 5: Der 3D score plot beschreibt 75% der gesamten Varianz des Datensatzes. Jede Probe stellt einen Punkt (score) dar und wird ihrem IC-50 Wert aus der pharmakologischen Untersuchung zugeordnet. Auf der linken Seite befinden sich in erster Linie wenig aktive Extrakte, während weiter rechts die Wirksamkeit der Extrakte zunimmt.
  • 8: In den beiden Regressionsplots (oben für die Kalibrierung, unten für die Validierung) werden die vorhergesagten Y-Werte (IC-50 Werte) gegen die gemessenen Y-Werte aufgetragen. Sie verdeutlichen in welchem Maße das Modell zu den Daten passt. Besonders aussagekräftig sind die Korrelationskoeffizienten, die mit 0,98 (Kalibrierung) und 0,94 (Validierung) ein gutes Modell belegen.
  • 7: Überblick über die Vorgehensweise
  • 8: Gesamtdarstellung der Vorrichtung
  • Beispiel 1
  • Charakterisierung von Johanniskrautextrakten mittels multivariater Datenanalyse von Kernresonanzspektroskopischen Daten
  • Die Kernresonanzspektroskopie (NMR) erscheint besonders geeignet für die Analyse von Pflanzenextrakten, da ein sehr großer Bereich von Inhaltsstoffen gleichzeitig und quantitativ erkannt werden kann. Fast alls aus Pflanzenmaterial isolierten Substanzklassen haben charakteristische NMR Spektren. Der limitierende Faktor, der die Interpretation von Spektren von Gesamtextrakten erschwert, liegt in der Komplexität der Datenmenge begründet. Ein Spektrum eines beliebigen Gesamtextraktes umfasst tausende von aufgelösten und teilweise überlappenden Resonanzen, siehe 1
  • Der Begriff Chemometrie ist seit den 80er Jahren bekannt. Er umschreibt allgemein computerunterstützte mathematische Verfahren, die zur Planung und Auswahl optimaler Messverfahren und Experimente, sowie zur Gewinnung maximaler Information bei der Analyse von chemischen Daten verwendet werden (Otto M.; Chemometrie, Statistik und Computereinsatz in der Analytik; Weinheim VCH-Verlagsgesellschaft mbH; 1997). Die Systematisierung von komplexen Merkmalsmustern innerhalb der spektralen Daten ist das Ziel chemometrischer Verfahren in der hier beschriebenen NMR – Analyse. Hierbei kommen multivariate Verfahren zum Einsatz. Multivariat bedeutet in diesem Fall, dass viele Resonanzwerte (Proben) bei verschiedenen Stärken des magnetischen Feldes (ppm-Werte) gemessen werden und in die chemometrische Auswertung eingehen.
  • Beim hier eingesetzten PLS Verfahren handelt es sich um eine bilineare Regressionsmethode, die eine kleine Anzahl von Faktoren (Hauptkomponenten) aus einem spektralen Datensatz extrahiert. Die genaueren mathematischen Grundlagen und der zugrunde liegende NIPALS Algorithmus sind umfassend in der Literatur beschrieben (Lorber A, Wangen L, Kowalski B. J. Chemom. 19-31 (1987); Haaland DM, Thomas EV. Anal. Chem. 60, 1193 – 1202 (1988)).
  • Eine Probe eines multivariaten Datensatzes kann man graphisch als Punkt in einem p-dimensionalen Raum darstellen, wobei p für die Anzahl der X-Variablen (ppm – Werte) steht. Hauptkomponenten stellen Linearkombinationen dieser ursprünglichen X-Variablen dar und werden zur Regression der Y-Matrix (IC-50 Werte) verwendet.
  • Mit Hilfe des PLS-Verfahrens ist es möglich, den spektralen Datensatz auf diejenigen Daten zu konzentrieren, die in direktem Zusammenhang mit vorgegebenen Konzentrationswerten stehen. Im vorliegenden Beispiel wurden diese Konzentrationswerte durch Angaben zur pharmakologischen Wirksamkeit der Extrakte, das heißt den entsprechenden IC-50 Werten ersetzt. Das bedeutet, dass im berechneten Modell sämtliche Unterschiede innerhalb des spektralen Datensatzes mit den Unterschieden in der Wirksamkeit der Proben korreliert werden. Spektren von Extrakten mit hoher Wirksamkeit werden von den weniger bzw. nicht wirksamen getrennt, siehe 2.
  • Um einen ersten Anhaltspunkt für die Robustheit des Modells zu erhalten, wurde in die Berechnung eine Kreuzvalidierung implementiert: Bei der Berechnung jeder Hauptkomponente wurde jeweils ein spektraler Datensatz entfernt und anschließend durch das berechnete Modell vorhergesagt. Dieser Schritt wurde für jede neu hinzukommende Hauptkomponente wiederholt. Daraus ergibt sich, dass die Berechnung der Modelle grundsätzlich in zwei Schritten verläuft. Zuerst findet der Kalibrationsschritt mit der Entwicklung des Modells der Beziehung zwischen spektralen Daten und pharmakologischen Werten statt. Anschließend wird der Vorhersageschritt, der Angaben über die Wirkung neuer Datensätze aufgrund ihrer Spektren ermöglicht, durchgeführt. Dieses wird durch zwei Regressionsgeraden, eine für den Kalibrations-, die andere für den Validierungsschritt in 3 dargestellt.
  • Eine weitergehende und realistische Prüfung des Kalibrationsmodells kann nur durch externe, das heißt nicht im Modell enthaltene Proben erfolgen. Aus diesem Grund wurden zehn weitere Extrakte, jeder anders und verschieden von den modellierten Proben, als externes Test-Set hergestellt. Die NMR-Spektren dieser Proben wurden als Kriterium für die pharmakologische Wirkung herangezogen: Mit Hilfe des beschriebenen Modells wurde entschieden, ob der jeweilige Extrakt wirksam war oder nicht.
  • Beispiel 2
  • Charakterisierung von Johanniskrautextrakten mittels multivariater Datenanalyse von dünnschichtchromatographischen Daten
  • Die Dünnschichtchromatographie (DC) spielt eine große Rolle in der Qualtitätskontrolle pflanzlicher Arzneimittel in der pharmazeutischen Industrie. Mittels DC erhält man schnell und kostengünstig ein charakterisches Bild jedes Pflanzenextraktes, einen sog. Fingerprint. So kann ein sehr großer Bereich von Inhaltsstoffen gleichzeitig erkannt werden, und falls nötig quantitativ bestimmt oder abgeschätzt werden. Der limitierende Faktor, der die Interpretation von DC-Platten von Gesamtextrakten erschwert, liegt in der Komplexität des Pflanzenextraktes begründet. Ein Fingerprint eines beliebigen Gesamtextraktes umfaßt viele Flecken, die sich oftmals überlappen bedingt durch die hohe Anzahl von Inhaltsstoffen, was zu komplexen Daten führt siehe 4
  • Die Auswahl der chemometrischen Verfahren für die Analyse dieser Datenmenge erfolgt nach gleichen Gesichtspunkten wie in Beispiel 1 beschrieben. Der Datensatz besteht aus vielen Messungen (Proben) der jeweiligen Absorptionen bei vielen Wellenlängen (nm) einer bestimmten Laufstrecke (mm). Daraus ergibt sich, dass im Gegensatz zu Beispiel 1 eine zusätzliche Dimension des Datensatzes vorliegt und eine dreidimensionale Matrix erhalten wird. Für die weitere Bearbeitung muss die dreidimensionale Matrix in eine zweidimensionale Matrix entfaltet werden.
  • Es folgt eine Datenvorbehandlung, um Fehler, die durch die Aufnahme der Spektren oder durch Ungleichheiten der DC-Platten hervorgerufen worden sind, zu minimieren. Hierzu wird eine multiplikative Streulichtkorrektur (MSC) verwendet. Mittels eines PLS1-Algorithmus, wie in Beispiel 1 beschrieben, werden anschließend die Unterschiede in den Chromatogrammen mit den Unterschieden in der Wirksamkeit der Extrakte korreliert. Jeder Extrakt wird in dem sog. Score Plot als Punkt im Raum dargestellt. Je näher dieser Punkt einem anderen ist, desto ähnlicher sind sich die entsprechenden Extrakte. So werden Chromatogramme von Extrakten mit hoher Wirksamkeit von den weniger bzw. nicht wirksamen getrennt dargestellt, siehe 5.
  • Da, wie in Beispiel 1 erklärt, zur Prüfung des Kalibrationsmodells nur ein externes Probenset verwendet werden kann, werden weitere Extrakte, jeder anders und verschieden von den modellierten Proben, hergestellt und eine Vorhersageberechnung durchgeführt. Die vorhergesagten und tatsächlich gemessenen IC-50 Werte erlaubten eine übereinstimmende Beurteilung zur Wirksamkeit der Extrakte.
  • Die vorliegende Erfindung beruht auf einem Verfahren, das spektroskopische und/ oder chromatographische Daten statistisch und multivariat auswertet. Dabei sind viele unterschiedliche Methoden zur Aufnahme der Daten möglich. Neben den zwei, in den beiden Beispielen, gezeigten Methoden NMR (Kernresonanzspektroskopie) und DC (Dünschichtchromatographie) ist eine Erweiterung auf folgende, in der pharmazeutischen Analytik angewendeten Methoden möglich: Kernresonanzspektroskopie, HMR:
    Zweidimensionale Aufnahme von NMR – Spektren, z.B. H,H – COSY
    Kopplung mit Chromatographie: HPLC – NMR
    Massenspektrometrie, MS:
    Verschiedene Ionisierungsmethoden (EI, ESI, APCI)
    Kopplung mit Chromatographie: HPLC – MS
    Nahe Infrarot Spektroskopie, NIR
  • Alblauf der Messungen
  • Das Schema in 7 gibt einen Überblick über die Abfolge der einzelnen Schritte in den oben beschriebenen Beispielen. Anschließend wird das Vorgehen genauer beschrieben.
  • Herstellung der Extrakte
  • Johanniskraut (Hypericum perforatum) aus vier verschiedenen Herkünften (Firma Vitaplant, Witterswil, CH) wurde mit Ethanol-Wasser- und Methanol-Wasser-Mischungen in unterschiedlichen Polaritätsstufen (Ethanol 100%, 80%, 60%, 40%, 20% und Methanol 90%) 24 Stunden im Dunklen bei Raumtemperatur gerührt, anschließend abfiltriert und das Lösungsmittel bei vermindertem Druck entfernt. Die daraus resultierenden 24 Johanniskrautextrakte wurden über Nacht lyophilisiert.
  • Aufnahme der NMR-Spektren
  • Die Aufnahme der NMR-Spektren erfolgte bei 400 MHz, mit 64 scans (Messzeit ca. 15 min). 10 mg jedes Extraktes wurden dafür in 500 μl MeOH-D4 gelöst. Um pH-Unterschiede, bedingt durch die unterschiedliche Polarität der Extraktionlösemittel auszugleichen, wurden diese mit 0,1 % Trifluoressigsäure korrigiert.
  • Aufnahme der Chromatogramme
  • Es werden 50 mg der Extrakte in 10 ml Methanol gelöst. Nach 3 minütiger Ultraschallbehandlung werden die Lösungen jeweils durch einen Membranfilter mit der Porenweite 0,25 um filtriert und mittels eines Auftragegerätes (Linomat IV, Camag) auf HPTLC-Platten (Kieselgel 60 F254, Merck) aufgetragen. Die Entwicklung findet, um gleichbleibende Bedingungen zu halten, in einer automatischen Entwicklungskammer (ADC, Camag) statt. In der Kammer wird 5 min vorkonditioniert ehe die Platte mit folgendem Fließmittel entwickelt wird (Heptan : Aceton : tert. Butylmethylether : Ameisensäure (33:35:30:2)). Zur Aufnahme der Chromatogramme wurde mit einem DC-Scanner der Firma J&M (Aalen) gearbeitet. Dabei wird, wenn der Scanner jede einzelne Bahn abfährt, die Absorption über die gesamte Laufstrecke von 45 mm in einem Wellenlängenbereich von 200-600nm erfaßt. Es resultiert ein dreidimensionales Chromatogramm wie in 1 gezeigt.
  • Pharmakologische Untersuchung
  • Die pharmakologische Wirkung der Johanniskrautextrakte wurde durch Bindungsstudien an Opioidrezeptoren festgestellt. Die entsprechenden Tests wurden in Tris Puffer mit 0,1% Rinderserumalbumin, bei Raumtemperatur, 1 Stunde lang mit 15 – 20 μg Protein durchgeführt. Unspezifische Bindung wurde in Gegenwart von 1 μM Naloxon definiert. Die Johanniskrautextrakte wurden in einem Konzentrationsbereich von 0.4 – 400 μg/ml getestet. Die IC-50 Werte geben diejenige Konzentration an, bei der halbmaximale Wirkung vorliegt.
  • Datenvorbehandlung
  • Die Datenvorbehandlung der NMR – Spektren wurde mit Hilfe des Programms AMIX (Bruker, Rheinstetten) durchgeführt. Die Spektren wurden in 0,04 ppm Bereiche segmentiert und anschließend integriert. Die normierten Werte der Integrale gingen in die Matrix ein.
  • Datenanalyse
  • Die Datenanalyse wurde mit dem Statistikprogramm Unscrambler® (Camo) durchgeführt.
  • In 8 ist eine erfindungsgemäße Analysevorrichtung schematisch dargestellt. Die an sich bekannte Analyseeinrichtung 1 ist eines der oben beschriebenen Geräte zum Erfassen des Spektrums von wässrigen Lösungen insbesondere von Pflanzenextrakten. Die Analyseeinrichtung ist mit einer Speichereinrichtung 2 verbunden in der die Reverenzwerte eines vorher ermittelten Spektrums eines Pflanzenextrakts, dessen pharmakologische Wirksamkeit bekannt ist, abgelegt werden. Mit einer Vergleichseinheit 3 werden die ermittelten Spektren, die z. B. mit Hilfe multivariater datenanalyse ermittelt werden, mit den Referenzspektren verglichen. Die Bewertungseinheit 4 bewertet dann das ermittelte Spektrum als pharmakologisch wirksam, wenn das ermittelte Spektrum zumindest innerhalb vorher festgelegter Parameter mit dem Referenzspektrum übereinstimmt. Die hier schematisch dargestellten Einrichtungen 2, 3, 4 sind in einfacher Weise in einer gesamten Auswerteeinheit 5, z. B. ein separater PC, zusammengefaßt.

Claims (4)

  1. Analysevorrichtung zur Vorhersage der Pharmakologischen Wirksamkeit einer Lösung, insbesondere eines Pflanzenextrakts, mit – einer Einrichtung (1) zur Ermittlung des Spektrums der Lösung, – einer Speichereinrichtung (2) zum Speichern von Referenzwerten, – einer Vergleichseinrichtung (3) zum Vergleich von Spektren, die von der Lösung erhalten werden, mit den Referenzspektren, – einer Bewertungseinheit (4), die das erhaltene Spektrum als pharmakologisch wirksam bewertet.
  2. Analysevorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (1) ein NMR-Spektroskop oder ein Chromatograph ist, insbesondere ein Gas- oder Dünnschichtchromatograph.
  3. Analysevorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass an der Einrichtung (1) eine Vorrichtung zur Durchführen einer multivariaten Datenanalyse vorgesehen ist.
  4. Analysevorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Bewertungseinheit (4) derart ausgelegt ist, dass das Spektrum als pharmakologisch wirksam bewertet wird, wenn das Spektrum innerhalb vorher festgelegter Parameter mit dem Referenzspektrum übereinstimmt.
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