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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren zum Schutz von Gefechtsfeldfahrzeugen vor bedrohenden
Waffen, welche zur Zielerkennung und/oder Zielerfassung und/oder
Waffenlenkung das elektromagnetische Spektrum vom ultravioletten-, über den
sichtbaren- , den infraroten- bis zum Radarbereich nutzen, sowie
vor Angriffen aus dem Nahbereich gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 15.
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Der Selbstschutz von Gefechtsfeldfahrzeugen
wird traditionell präventiv
durchgeführt.
Das Einsatzspektrum des Selbstschutzes soll auf das Tarnen im multispektralen
Bereich und dabei auf die Möglichkeit
der Flugkörperabwehr,
der Abwehr von intelligenten Top-Attack
Waffen und generell der Beeinflussung gegnerischer Sensorik erweitert
werden. Das erfordert Selbstschutzsysteme mit mehr und vielseitiger
Munitionskapazität,
mit deutlich kürzerer Reaktionsfähigkeit,
mit Wirkung in alle Richtungen, teilweise sogar als Rundumschutz
und mit erweiterter Einbindung in ein Informationssystem mit integrierter
Warnsensorik. Der Einsatz muß aus
dem Stand wie in der Bewegung möglich
sein. Einseitig transparente Nebelsysteme (freundseitig) müssen erfolgreich
zum Einsatz gebracht werden können.
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Die Fähigkeit des Tarnens und Täuschens
im multispektralen Bereichs erfordert vielseitige an das jeweilige
Bedrohungssystem angepaßte,
Munitionen und/oder sequentiell verschießbare Submunitionen.
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Die Fähigkeit der Flugkörperabwehr
und Top Attack-Abwehr erfordert als Munition multispektrale Wirkmittel,
die auch im Radarbereich, spontan ihre Wirkung erzeugen. Das Werfersystem
muß gerichtete,
zeitlich und räumlich
geführte
Sequenzen zulassen. Der Einsatz sollte rechnergesteuert und unter Einsatz
von Warnsensorik erfolgen, aber auch handauslösbar sein.
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Die Möglichkeit der Nahbereichsgegenmaßnahmen
sowohl mit letaler und nicht letaler Munition muß gegeben sein. Auch hierfür wird eine
Richtbarkeit oder die Ansteuerbarkeit einer Wirkrichtung gefordert.
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Die heute bei Gefechtsfeldfahrzeugen
eingeführten
Nebelsysteme sind bei weitem nicht in der Lage, die obigen Anforderungen
zu erfüllen.
Bei den Nebelsystemen des Standes der Technik, handelt es sich in
der Regel um einzelne Wurfbecher, die gefächert angeordnet sind, wobei
die vorgegebene Elevation keine schnelle Reaktion zuläßt, in der
Regel keine Mehrfachbeladung vorgesehen ist, keine Munitionseinzelansteuerung,
keine Rechnersteuerung und kein kombinierter Einsatz von Tarn- und Täuschmunition
möglich
ist und keine Warnsensorik besteht.
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Am ehesten wird noch die im Rahmen
der Kampfwertsteigerung von Gefechtsfahrzeugen gemäß der
EP 525 304 B1 der
Anmelderin der vorliegenden Erfindung entwickelte Selbstschutzanlage zum
Scutz von gepanzerten Fahrzeugen den Anforderungen gerecht. Doch
auch hier besteht noch eine Diskrepanz zum Anforderungsprofil und
entsprechender Nachbesserungsbedarf.
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Zum Schutz militärischer Ziele wie insbesondere
Land-, Luft- und Wasserfahrzeugen gegen unbemannte Flugkörper mit
intelligenten sensorgelenkten Lenksuchköpfen werden seit längerer Zeit
für die entsprechende
Sensorik ausgelegte Scheinziele zur Ablenkung dieser Lenksuchflugkörper verwendet.
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Zur Abwehr von IR-gesteuerten Lenksuchflugkörpern gelangen
sogenannte IR-Scheinziele zum Einsatz. Derartige IR-Scheinziele
sind beispielsweise in der
DE
34 21 692 C2 und der
DE 42 38 038 C1 der Anmelderin der vorliegenden
Anmeldung beschrieben.
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Darüber hinaus wird zur Abwehr
RADAR-gelenkter Lenksuchflugkörper
sogenanntes Chaff eingesetzt, welches beispielsweise in der
GB 1 584 438 beschrieben
ist.
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In naher Zukunft sind modernere Lenkwaffen zu
erwarten, die auch über
im Dualmodus arbeitende Sensoren verfügen werden, d. h. daß sie sowohl
auf IR- als auch auf Radarsignaturen der Ziele ansprechen.
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Zur Abwehr derartiger intelligenter „Dual-Mode"-Lenkwaffen
werden entsprechende Dual-Mode-Wirkmittel eingesetzt, welche sowohl
in der Lage sind, die IR-Signatur eines Zieles als auch dessen Radarsignatur
als Tarnmittel abzuschirmen und/oder als Scheinzielmittel nachzuahmen.
Derartige Dual-Mode-Wirkmittel sind beispielsweise aus der
DE 196 17 701 C1 und
der
US 5,835,051 der
Anmelderin der vorliegenden Anmeldung bekannt.
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Die
EP 525 304 B1 betrifft eine Selbstschutz-Werfereinrichtung
mit mehreren am zu schützenden
Objekt anbringbaren, Wurfkörper
enthaltenden Abschußrohren,
die zu einem einstöckigen
Magazinblock vereinigt sind, welcher in einem eine Bodenplatte aufweisenden
Magazinträger
einschiebbar und im eingeschobenen Zustand verriegelbar ist, wobei
der Magazinträger
seinerseits am zu schützenden
Objekt, insbesondere einem Panzer, befestigt ist. Als Munition beschreibt
die
EP 525 304 B1 Nebelwirkladungen.
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Die Werfer sind nicht richtbar und
die Munition ist nicht zur Abwehr von Dual-Mode-Angriffen oder Top-Attacks
geeignet.
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Ausgehend vom Stand der Technik der
EP 525 304 B1 ist
es daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur Verfügung
zu stellen, mit der ein Selbstschutz eines Gefechtsfahrzeugs gegen
praktisch alle auftretenen sensorgestützten Bedrohungen realisiert
werden kann.
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Verfahrenstechnisch wird diese Aufgabe durch
die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
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Vorrichtungstechnisch wird die Aufgabe durch
die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 15 gelöst.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren zum Selbstschutz von Gefechtsfeldfahrzeugen vor bedrohenden
Waffen, welche zur Zielerkennung und/oder Zielerfassung und/oder
Waffenlenkung das elektromagnetische Spektrum vom ultravioletten- über den
sichtbaren-, den infraroten- bis zum Radarbereich nutzen, sowie
vor Angriffen aus dem Nahbereich, wobei die Gefechtsfeldfahrzeuge
mit Warnsensorik ausgestattet werden, welche eine Bedrohung durch
sensorgestützte
Zielerkennung, Zielerfassung und Waffenlenkung sowie Nahbereichsaktivitäten erfassen;
die
Annäherung
der erfaßten
Lenkwaffen mittels eines Computers analysiert und der geeignete
Wirkort und die geignete Wirkzeit für die Gegenmaßnahmen ermittelt
wird;
wenigstens ein mit unterschiedlichen Tarn- und Täusch-Wirkmittelmunitionen
bestückter,
richtbarer Werter an der Oberfläche
des zu schützenden
Gefechtsfahrzeugs zur Verfügung
gestellt wird;
die bedrohenden Sensoren bei der Erfassung eingeteilt
werden in
- a) identifizierbare bedrohende Sensoren; und
- b) nicht identifizierbare bedrohende Sensoren;
im Falle
a) der richtbare Werter derart angesteuert wird, daß er wenigstens
eine zur Tarnung und/oder Täuschung
des identifizierten bedrohenden Sensors geeignete Wirkmittelmunition
rechnergestützt
in die Bedrohungsrichtung (line of sight) in der richtigen Zeit an
den richtigen Ort in einer Menge ausbringt, die zur Bedrohungseliminierung
ausreicht, und/oder eine geeignete Munition zur Abwehr eines Nahbereichsangriffs
zu zünden
und/oder auszubringen;
im Falle b) der richtbare Werter derart
angesteuert wird, daß er
sämtliche
Arten der im Werfer vorliegenden Wirkmittelmunitionen rechnergestützt in die „line of
sight" in einer Menge ausbringt, die ausreicht, um die Bedrohung
abzuwehren.
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Die folgenden Vorteile werden mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
und der erfindungsgemäßen Vorrichtung
erreicht:
- – Systemeinbindung
mit Warnsensorik zum automatischen/semiautomatischen Betrieb, superschnelle Reaktionsfähigkeit
unterhalb einer Sekunde nach Erfassen einer Bedrohung;
- – Abdeckung
aller Bedrohungsrichtungen, Einzelrichtbarkeit oder teilweise Richtbarkeit
zur Ausbringung von Tarn- und Täuschmunition
oder Richtbarkeit durch Anbringen am Turm oder gefächerte Anordnung
rundum mit geeigneter Ansteuerung;
- – modulare
Grundstruktur, Abschußanlage
anflanschbar an Träger- und Richtsystem,
signaturoptimiert, Stealth;
- - kleine, leichte und kostengünstige Ausführung;
- – Adaptierbarkeit
an unterschiedliche Fahrzeugtypen;
- – redundante
Schutzmöglichkeiten
ohne Nachladen;
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- – geeignete
Munitionswirkung multispektrale Tarnfunktionen, multispektrale Scheinzielfunktion
zur Flugkörperabwehr
und Top Attack-Abwehr Nahbereichsschutz;
- – Nachrüstung von
Gefechtsfeldfahrzeugen möglich.
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Eine bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung,
für Gefechtsfeldfahrzeuge
unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Verwendungszweckes.
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Die bedrohenden Sensoren können ein
oder mehrere Sensoren sein, die den visuellen und IR-Bereich, UV-,
IIR- Laser-, LADAR-, sowie RADAR- Bereich nutzen.
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Die Warnsensoren umfassen ebenfalls
Sensoren, die im visuellen und IR-Bereich, UV-, IIR-, Laser-, LADAR-,
RADAR-Bereich arbeiten, sowie für den
Nahbereichsschutz Bewegungsmelder, welche vorzugsweise abschaltbar
sind und welche bezüglich ihrer
Erfassungscharakteristik einstellbar sind, sowie Restlichtverstärker.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
ist es bevorzugt, daß aktive
Warnsensoren ausgeschaltbar sind, sobald sie von den bedrohenden
Sensoren erfaßt
und als neues Ziel erkannt werden, um zu vermeiden, daß der bedrohende
Sensor den aktiven Verteidigungssensor (Antisensor) als neues und möglicherweise
besseres Ziel erfaßt.
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Eine bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren, welches einen
Werfer verwendet, der halbkugelförmig
nach allen Seiten richtbar ist.
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Es ist ferner bevorzugt, daß als Tarn-
und Täuschkörper-Wirkmittelmunition
IR-Flares, VIS- und IR- Nebel, insbesondere einseitig transmissible IR-Nebel,
RADAR-Düppel
(Chaffs), sowie Dualmode Wirkmittel als Tarn und/oder Täuschkörper zum
Einsatz kommen.
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Die Tarn- und Täuschkörper-Wirkmittelmunition können Submuntionen
enthalten, wodurch die einzelnen Tarn- und Täuschgebilde besser feineingestellt
werden können
und Nebel beispielsweise besser verteilt und nachgenährt werden
können.
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Vorzugsweise wird die Wirkmittelmunition getaktet
ausgebracht, wobei Clutterwände
zur Sichtlinienunterbrechung oder als Scheinziel zwischen dem bedrohenden
Sensor und zu dem schützendem Gefechtsfeldfahrzeug
erzeugt werden.
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Als weitere Passivschutzmaßnahme kann das
Gefechtsfeldfahrzeug signaturoptimiert sein, vorzugsweise durch
einen Stealth-Anstrich oder dergleichen.
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Zum Schutz vor Nahbereichsangriffen
werden verschiedene Abwehrmaßnahmen
zur Verfügung
gestellt, beispielsweise wird gezielt mittels des richtbaren Werfers
Munition zum Nahbereichsschutz ausgebracht, welche sein kann: letal
und nicht letal wirkende Munition.
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Als weitere Abwehrmaßnahmen
können
Anti-Munitionseffektoren und/oder elektronische Jammer eingesetzt
werden. Derartige Anti-Munitionseffektoren
können
beispielsweise dichte Nebel sein, welche die anfliegenden Lenksuchwaffen
zum vorzeitigen Detonieren bringen. Als Jammer können beispielsweise pulsierende
Lichtemissionen, vorzugsweise Laserlichtemissionen oder auch eine
hochfrequente Störstrahlung
eingesetzt werden.
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Vorzugsweise umfaßt das Verfahren auch die Möglichkeit,
daß der
Computer eine Fahrtempfehlung unter Berücksichtigung der erkannten
Bedrohung und der eingeleiteten Abwehrmaßnahmen ausgibt.
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Eine erfindungsgemäße Vorrichtung
zum Schutz von Gefechtsfeldfahrzeugen ist ausgestattet mit:
aktiven
und/oder passiven Warnsensoren, welche eine Bedrohung durch sensorgestützte feindliche Walten
und deren Annäherungen
an ein Gefechtsfeldfahrzeug erfassen;
einem Computer, der die
Sensorbedrohung analysiert und die geeignete Zeit und den geeigneten
Ort zur Ausbringung der geeigneten Gegenmaßnahmen ermittelt; sowie
wenigstens
einem mit unterschiedlichen Tarn- und Täuschkörper-Wirkmittelmunitionen bestückten, richtbaren
Werfer, der auf der Oberfläche
des zu schützenden
Gefechtsfahrzeugs angeordnet ist.
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Es ist ferner bevorzugt, daß die Anschlußvorrichtung
am Turm des Gefechtsfeldfahrzeugs angeordnet ist . Dabei ist es
auch möglich
und häufig
bevorzugt, daß die
Werfer (für
Tarn- und Täuschkörper) beidseits
eines Panzerturmes angeordnet sind, so daß ein halbkugelförmiger Bereich
um das zu schützende
Gefechtsfeldfahrzeug durch die vorzugsweise richtbaren Werfer abgedeckt
wird.
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Durch diese Maßnahme ist ein Rundumschutz
für das
Gefechtsfeldfahrzeug gegeben, so daß neben seitlichen und frontalen
Angiften sowie Angriffen von hinten auch sogenannte TOP-ATTACKS aus der Luft
oder überhöhten Stellungen
abgewehrt werden können.
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Die Werfer können je nach Anordnung am Gefechtsfeldfahrzeug
azimutal um 360° geschwenkt werden,
während
ihre Elevation bis zu 180° betragen kann.
Somit können
die Werfer tatsächlich
nach allen Seiten ausgerichtet werden. Insbesondere, wenn mehrere
Werfer verwendet werden, können
superschnelle Abwehrreaktionszeiten von unter einer Sekunde erreicht
werden, weil jeder Werfer nur eine Teilhalbkugel überdecken
muß, jedoch
je nach Anordnung am Gefechtsfeldfahrzeug notfalls auch die räumlichen
Bereiche der anderen Werter mitüberdecken
kann, wenn beispielsweise die Munition in einem anderen Werfer besser
geeignet ist oder das Magazin in einem Werfer leer ist.
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Im allgemeinen werden die Werter
mittels einer standardisierten Schnittstelle mit dem Bordrechner
verbunden. Als Schnittstellen sind die gängigsten Computerschnittstellen
bevorzugt, beispielsweise:
NTDS, RS232, RS422, RS485, USB1.1,
USB2.0, IEEE, IEEE1394, IR, BLUETOOTH, ETHERNET, WLAN, LAN.
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Eine bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung liegt darin, daß die Abschußeinrichtung
leicht lösbar
mit dem Gefechtsfeldfahrzeug verbunden ist. Hierdurch ist beispielsweise
ein Transport auf engem Raum leichter gegeben, weil die zum Teil
sperrigen Werferanlagen abgekoppelt werden können. Dasselbe gilt z.B. bei
der Durchfahrt niedriger Unterführungen,
vor allem aber bei Luft -und Eisenbahntransport. Außerdem wird
durch die lösbare Verbindung
die Wartung erheblich vereinfacht, da in der Basis des Gefechtsfeldfahrzeugs
die Werter kurzerhand ausgetauscht werden können und dann gegebenenfalls „off-line"
repariert werden können.
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Um eine bestimmte Munition und/oder
ein bestimmtes Werferrohr mit dem Computer anzusteuern, ist es bevorzugt,
daß die
Wirkmittelmunitionen und/oder das Werferrohr mittels eines Codes über einen
Multiplexer identifiziert und ausgewählt werden können. Hierzu
werden vorzugsweise Barcodes verwendet.
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Die richtbare Abschußeinrichtung
ist universell sowohl für
die sensorgstützte
Bedrohung als auch zum Schutz im Nahbereich einsetzbar.
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Weitere Vorteile und Merkmale der
vorliegenden Erfindung ergeben sich aufgrund der Beschreibung eines
Ausführungsbeispiels
sowie anhand der Zeichnung.
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Es zeigt:
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1 ein
Diagramm zur Analyse von Parametern zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens;
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2A eine
schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit einer richtbaren Anordnung
der Weiterbatterien am Turm eines Gefechtspanzers;
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2B eine
schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit einer richtbaren Werferbatterie
auf dem Turm eines Gefechtspanzers sowie zwei zusätzlichen
starren Weiterbatterien ebenfalls am Turm montiert;
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2C eine
schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit zwei Weiterbatterien
am Turm eines Gefechtspanzers;
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2D eine
schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit vier Weiterbatterien,
welche am Chassis eines Gefechtspanzers montiert sind;
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3A eine
detaillierte schematische Darstellung von gefächerten Weiterbatterien; und
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3B eine
schematische Darstellung von gefächert
angeordneten Werferbatterien an einem Panzerturm.
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In 1 ist
der schematische Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens gezeigt. Zunächst wird über die
Sensorik die Bedrohung erkannt, analysiert und identifiziert nach
Art, Richtung und Restreaktionszeit. Die Warnsensorik umfaßt im Beispielsfalle Sensoren
im visuellen und IR-Bereich, UV-, IIR-, Laser-, LADAR-, RADAR-Sensoren
zur detaillierten Bedrohungsidentifizierung sowie für den Nahbereichsschutz
Bewegungsmelder, welche vorzugsweise abschaltbar sind und welche
bezüglich
ihrer Erfassungscharakteristik einstellbar sind, sowie Restlichtverstärker.
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Danach wird von dem Bordrechner und
der Einsatzlogik eine Gegenmaßnahme
zu der von der Sensorik erkannten und identifizierten Bedrohung ausgewählt. Diese
Gegenmaßnahme
kann im Ansteuern von Dispensern für geeignete Abwehrmunition
einer Nahbereichsschutzeinrichtung sowie sinnvollerweise einer Fahrempfehlung
liegen, um beispielsweise aus einer Nebelwand sicher heraus zu fahren.
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Die Anlagensteuerung wählt gezielt
eine geeignete Gegenmaßnahme
aus, steuert den Werfer an, richtet ihn aus und feuert die ausgewählte Munition
ab, nachdem der Rechner eine bestimmte auf die Bedrohung abgestimmte
Geometrie für
die Ausbringung berechnet hat. Diese Geometrie der Ausbringung ist
nach Richtung, Entfernung und Zeit in Bezug auf die sich beispielsweise
nähernden
Lenkwaffe optimiert.
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Darüber hinaus wird die Tarn-/Täuschmaßnahme räumlich zeitlich
und spektral optimiert und beispielsweise ein einseitig transmissibler
IR-Nebel nicht nur zur Sichtlinienunterbrechung an der richtigen
Stelle ausgebracht, sondern unter Berücksichtigung der Panzerbewegung
und der gegebenen Fahrempfehlung, welche beispielsweise über wenigstens einen
Windsensor vom Bordrechner kontrolliert wird, auch noch der Nebel
der Situation angepaßt
nachgenährt.
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Die 2A bis 2D zeigen unterschiedliche Anordnungen
von Werferbatterien an einem Gefechtsfahrzeug, im Beispielsfalle
einem Panzer.
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In 2B ist
eine Anordnung gezeigt, bei welcher zwei starre Werfer an der Vorderseite
des Panzerturmes angebracht sind, deren Rohre in einem festen Winkel
nach vorne oben gerichtet sind. Damit erreicht man ohne Turmdrehung
einen Winkel zur Abdeckung horizontal bis zu 180°, azimutal, mit Turmdrehung
360° azimutal
bei jeweils eingestellter Elevation. Darüberhinaus ist in der in 2B gezeigten Ausführungsform
ein im Beispielsfalle kleinerer, halbkugelförmig richtbarer Werter auf
dem Panzerturm angeordnet. Durch die Richtbarkeit auch in 90° Elevation
kann dieser Werfer die Abwehr von Angriffen von oben, beispielsweise
durch ferngelenkte Bomben, übernehmen.
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In 2C ist
eine Anordnung gezeigt, bei der sich die Werter für die Tarn-
und Täuschmunition beidseits
des Panzerturmes befinden. Obwohl üblicherweise diese Werfer starr
sind, ist es jedoch bevorzugt, daß diese ebenfalls in Azimut
und Elevation richt- und schwenkbar sind, um einen halbkugelförmigen Schutzraum
für das
Gefechtsfahrzeug, hier den Panzer, zu gewährleisten.
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Eine weitere Ausführungsform bezüglich der Werteranordnung
ist in 2D gezeigt. In
diesem Beispiel sind die Weiterbatterien zum Abschuß der bedrohungsgerechten
Tarn- und Täuschmunition
am Chassis des Panzers, zwei im hinteren und zwei im vorderen Bereich
angeordnet. Die Werfer sind ebenfalls vorzugsweise richtbar in Azimut
und Elevation ausgelegt. Bei dieser Anordnung muß natürlich die Position der Panzerkanone
vom Rechner berücksichtigt
werden, um zu vermeiden, daß aus
einem Werfer ausgebrachte Wirkkörper
mit dem Rohr der Panzerkanone kollidieren.
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Eine wesentliche Ausführungsform
ist in 3 dargestellt.
In diesem Beispiel sind die Multi-Mission-Rohrpakete, bestehend
aus mehreren seitlich gefächert
angeordneten Mehrfachmagazinen, die wiederum mehrere Abschußrohre für die Tarn-
und Täuschmunition
enthalten, seitlich an den Turm des Gefechtsfeldfahrzeuges angekoppelt.
Das komplette Multi-Mission-Rohrpaket ist bis zu 180° in Elevation
richtbar. Dadurch wird die halbkugelförmige Abdeckung über dem
gesamten Gefechtsfeldfahrzeug wie folgt erreicht. Durch die seitliche
Fächerung ist
die immer gleich bleibende Breite (seitliche Ausdehnung) der Schutzmaßnahme gewährleistet. Durch
Schwenkung des gesamten Multi-Missions-Paketes in Elevation wird
die Wirkung nach vorne, nach hinten und gegen Top-Attack-Bedrohung erreicht.
Durch zusätzliches
Schwenken des gesamten Turme s des Gefechtsfeldfahrzeuges (max.
45° nötig) wird
die Wirkung in 360° sichergestellt.
Da durch die Fächerung
eine feststehende Breitenausdehnung der Wirkmaßnahme festgelegt ist, kann
diese dem jeweiligen Kundenwunsch angepaßt werden.
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Somit stellt die vorliegende Erfindung
zur Abwehr sensorgestüzter
Bedrohung ein sogenanntes "Softkill- Antisensorschutzsystem" und
damit eine Selbstschutzanlage für
Gefechtsfeldfahrzeuge dar:
An dem zu schützenden Gefechtsfahrzeug, im
Beispielsfalle einem Panzer, werden je nach zu erwartender Bedrohungsart,
Bedrohungsrichtung und Objektgröße ein oder
mehrere passive oder aktive Warnsensoren angebracht. Dies können im
Falle passiver Warnsensoren Laser- und/oder UV-Warner und/oder IR-Sensoren
und/oder sonstige sein, es können
aber auch ein oder mehrere aktive RADAR-Sensoren und/oder sonstige
sein, welche sensorgelenkte Munitionen erfassen und als Bedrohung für das zu
schützende
Gefechtsfeldfahrzeug erkennen. Die erfaßten Sensorsignale, bestehend
aus Bedrohungsart, Richtung und soweit notwendig Entfernung, werden
an den Bordrechner übergeben.
Dieser ermittelt die bedrohungsgerechte Munitionsart, Ausbringzeitpunkt,
Ausbringdauer, Abstand zwischen den Schüssen, Munitionsmenge und Ausbringrichtung
und übergibt
diese Daten an die Steuereinheit des richtbaren Werfers.
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Der richtbare Werter, im Beispielsfalle über eine
schnelle USB-Schnittstelle
mit dem Bordrechner gekoppelt, ist je nach zu erwartender Bedrohung,
mit einheitlicher oder unterschiedlicher Wirkmittelmunition geladen
und halbkugelförmig
nach allen Richtungen richtbar. Der richtbare Werfer ist unmittelbar
auf dem zu schützenden
Gefechtsfahrzeug angeordnet (vgl. 3).
Der Werfer ist mit mindestens einer Mehrfachmunitiosabschußeinrichtung bestückt. In die
Abschußeinrichtung
sind im Beispielsfalle mehrere Munitionsmagazine mit mehreren Abschußrohren/Schuß einschiebbar.
Selbstverständlich
sind auch andere Magazinkonstellationen möglich. Die Steuereinheit des
richtbaren Werfers kennt den Beladezustand jedes einzelnen Abschußrohres
(geladen, ungeladen, Munitionsart). Sie wählt die benötigten Abschußrohre mit
der benötigten
Munitionsart an, und löst
die Abschüsse
zum erforderlichen Zeitpunkt mit der erforderlichen Munitionsanzahl,
den erforderlichen Abständen
zwischen den Einzelschüssen
und der erforderlichen Ausbringdauer in die erforderliche Richtung
aus.
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Gegen visuell, UV und infrarotgelenkte
Waffen steht eine Wirkmittelmunition zur Verfügung, die durch getaktetes
Ausbringen einer Vielzahl von Infrarot-Flare-Submunitionen eine
Infrarot-Clutterwand erzeugt,
welche eine Sichtlinienunterbrechung zwischen Waffenlenkungssensor
und Ziel im UV-, visuellen und gesamten Infrarot-Bereich (und damit
auch dem Laserbereich) bewirkt.
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Zur Abwehr radargelenkter Waffen
wird Chaff-Munition in die „Line
of Sight" des anfliegenden Flugkörpers
innerhalb des entsprechenden Entfernungstores ausgebracht und damit
die Sensorsichtlinie zum Ziel unterbrochen. Dieselbe Munition kann als
Scheinzielmunition eingesetzt werden; in diesem Falle werden ein
oder mehrere Chaff-Munitionen
in die Line of Sight ausgebracht und dann in einem halbkreisförmigen "Walk-Off'
so mit weiteren Munitionen nachgenährt, daß der bedrohende Flugkörper vom
Ziel abgelenkt wird und sich das Gefechtsfahrzeug gemäß der Fahrempfehlung
des Bordrechners aus dem Gefahrenbereich bewegen kann.
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Kann die Art der bedrohenden Waffenlenkungssensorik
nicht identifiziert werden, so wird beispielsweise eine Munition
zur Verfügung
gestellt, die sowohl Radar- als auch Infrarotwirkmasse enthält und entsprechend
als multispektrales Sichtlinienunterbrechungsmittel oder als Scheinziel
im "Walk-Off-Verfahren"
ausgebracht wird.
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Bevorzugt kommen als Tarn- und Täuschkörper-Wirkmittelmunition
IR-Flares, VIS- und IR- Nebel, hier vorzugsweise einseitig transmissible
IR-Nebel, RADAR-Düppel,
sowie Dualmode Täuschkörper zum Einsatz.
Dadurch wird eine Sichtlinienunterbrechung zwischen dem bedrohenden
Sensor und dem zu schützendem
Gefechtsfeldfahrzeug erzeugt oder die Ablenkung der bedrohenden
Waffe surch Scheinzieleinsatz reaktiviert.
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Ein vom bedrohenden Einsatzwaffensystem abgesetzter
Laserbeleuchter kann beispielsweise einen Panzer anrichten, die
Laserbeleuchtung kann aber natürlich
auch vom Einsatzwaffensystem selbst ausgehen. Ein Teil dieses Lasersignals
wird vom Ziel auf den Lasersuchkopf zurückgestrahlt, so daß dieser
das Ziel ansteuern kann.
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Ein am Gefechtsfeldfahrzeug angebrachter Laserwarnsensor
sensiert den Beleuchtungsstrahl, gibt die Bedrohungsrichtung in
Azimut und Elevation an den Bordrechner weiter. Dieser erkennt aufgrund der
Tatsache, daß die
Signale vom Laserwarner kommen, daß es sich um Laserbedrohung,
beispielsweise durch sogenannte Laserbeam-Rider, handelt, wählt deshalb
(falls gemischt geladen ist) die Infrarot-Flare Munition aus, ermittelt
Azimut und Elevation für
die auszubringende Infrarot Cluttennrand, veranlaßt über die
Werfersteuerung das Richten, läßt sofort
feuern, da er keine Information über
die Bedrohungsentfernung hat und veranlaßt das Nachnähren der
Clutterwand über
die längst
mögliche
vorprogrammierte Zeit.
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Die Infrarot-Clutterwand bewirkt
entweder die Absorption des beleuchtenden Laserstrahls, so daß am Sensor
der anfliegenden Munition kein Lenksignal mehr ankommt. Die bedrohende
Munition stürzt
entweder sofort ab oder sie fliegt ungelenkt weiter, ist allen außerballistischen
Einflüssen
ausgesetzt und hat nur noch sehr geringe Chancen, das Ziel zu treffen.
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Abhängig von den Umweltbedingungen
kann die Clutterwand aber auch eine gewisse Reflexion und/oder Dispersion
der Laserstrahlung bewirken. In diesem Falle wirkt die Clutterwand
als Scheinziel, der Suchkopf steuert sie an und detoniert in deren
Bereich, aber nicht im Ziel.
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Ein aktiver Sensor erkennt beispielsweise die
Bedrohung durch einen radargelenkten Flugkörper in Azimut, Elevation,
Entfernung und Geschwindigkeit. Die Signale gehen an den Bordrechner.
Dieser wählt
die Chaff-Munition aus, ermittelt Azimut und Elevation für das Ausbringen
der Radar-Scheinziele, legt aufgrund der Kenntnis von Bedrohungsentfernung
und – Geschwindigkeit
den günstigsten
Abschußzeitpunkt,
die Richtung des "Walk-Off und die Taktung und Anzahl der Einzelschüsse (damit
auch die Wirkdauer) fest und veranlaßt die Werfersteuerung zur
Ausführung
der Kommandos.
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Die Anzahl und Folgegeschwindigkeit
von Schüssen
der Chaff-Munition,
in die „Line
of Sight" des Suchkopfes geschossen, sind so gewählt (vorprogrammiert), daß die RCS-Dichte
ausreicht, um kein reflektiertes Radarsignal vom Ziel mehr zu bekommen.
Der Suchkopf empfängt
ab sofort seine Radarsignale von den Chaff-Scheinzielen. Wird nun
das "Walk-Off (so vorprogrammiert, daß der bedrohende Flugkörper in
unbedenkliches Gebiet abgelenkt wird) so ausgelöst, daß die Chaff-Scheinziele in
ihrer Aufblüh-
und Standzeit ineinander übergehend
zur Seite hin ausgebracht werden, verbleibt der Suchkopf auf diesem
jeweils stärksten
Signal und wird in "Walk-Off-Richtung" abgelenkt.
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Zusätzlich kann das Gefechtsfeldfahrzeug im
vorliegenden Ausführungsbeispiel
mit einem STEALTH-Überzug
zur Signaturoptimierung versehen sein.
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Auf die selbe Weise kann auch ein
infrarotgelenkter Suchkopf abgelenkt werden, indem Infrarotflare-Scheinzielmunition
eingesetzt wird, die ein stärkeres
Infrarotsignal als das Ziel abgibt und bei Wahl der geeigneten Täuschkörpermunition
die Signatur des Panzers nachahmt.
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Erkennt der aktive Sensor eine Bedrohung wie
oben beschrieben, aber ohne Identifizierung der bedrohenden Sensorik,
z. B. eines Lenkflugsuchkörpers,
wählt der
Bordrechner im Beispielsfalle eine kombinierte Radar/Infrarotmunition
aus und schießt eine
Infrarotclutter/Chaff-Wand in das Sichtfenster des anfliegenden
Flugkörpers.
Damit wird erreicht, daß die
Infrarotclutter/Chaff-Wand zum Ziel für den Suchkopf wird. Aufgrund
der Entfernungs- und Geschwindigkeitsinformation bestimmt der Bordrechner die
Abfangkooridinaten, Wirkort, die Schußanzahl, Schußfolge (damit
Wirkdauer) und Schußverteilung für die Infrarotclutter/Chaff-Wand.
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Erhält der Sensor zusätzlich keine
Entfernungs- und Geschwindigkeitsinformation, wird die Infrarotclutter/Chaff-Wand
wie oben aber schnellstmöglich
und für
die vorprogrammierte Höchstzeitdauer
ausgebracht.
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Zum Schutz vor Nahbereichsangriffen
weist der Panzer im vorliegenden Ausführungsbeispiel Bewegungsmelder
auf, welche zur Vermeidung von unerwünschten Wechselwirkungen mit
Fahrzeugen und/oder Angehörige
des eigenen Kampfverbandes abschaltbar sind und welche hinsichtlich
ihrer Erfassungscharakteristik, insbesondere Entfernung und Radius,
einstellbar sind. Wird eine feindliche Person oder eine Gruppe von
Personen von dem Bewegungsmelder erfaßt, so wird über den
Bordrechner nach Bedrohungsanzeige und Freigabe durch den Kommandanten
der richtbare Werter angesteuert, der mit unterschiedlicher Munition
bestückt
ist. So kann dieser Werfer im vorliegenden Falle z. B. mit Tränengasmunition,
Gummigeschoßmunition
sowie Splitterkörpermunition
bestückt,
welche gerichtet zur Abwehr eines Nahbereichsangriffs mit panzerbrechenden
Waffen und/oder Sprengkörpern
und/oder Thermitreaktoren, ausgebracht werden kann.
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Zur Unterstützung des Nahbereichsschutzes kann
das Gefechtsfeldfahrzeug zusätzlich
noch mit Restlichtverstärkern
zur visuellen Inspektion des Nahbereichs während der Dunkelheit ausgestattet sein.
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Somit steht mit der vorliegenden
Erfindung eine vollständige
Selbstschutzanlage für
Gefechtsfeldfahrzeuge, zur Verfügung.