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Die
Erfindung betrifft Ionenleitsysteme für die Weiterleitung, Kühlung, Fragmentierung,
Selektion und Zwischenspeicherung von Ionen.
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Die
Erfindung besteht darin, Systeme aus einem oder mehreren geraden
oder gebogenen Stäben,
die mit ein- oder mehrphasiger Hochfrequenzspannung versehen werden,
in ein äußeres ionenabstoßendes Gleichspannungspotential
einzubetten, wobei sich der Abstand zwischen der äußeren Hüllelektrode
und dem Stabsystem ändert.
Die Mischung aus dem ionenabstoßenden
Hochfrequenz-Pseudofeld um die Stäbe herum und dem äußeren Gleichspannungsfeld
ergibt eine neue Klasse von Ionenleitsystemen. Mit äußeren Gleichspannungsfeldern,
deren Stärke
oder Durchgriffe in das Innere der Stabsysteme sich längs der
Achse des Systems verändern,
lassen sich Ionen sammeln oder axial antreiben. Füllung der
Systeme mit Stoß-
oder Dämpfungsgas
erlaubt es, die Ionen zu fragmentieren und zu kühlen, wobei das Phasenvolumen
der Ionen extrem stark reduziert werden kann.
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Stand der Technik
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In
Massenspektrometern mit vakuumexterner Ionenerzeugung ist es notwendig,
die Ionen zunächst
durch Öffnungen
oder Kapillaren in das Vakuumsystem einzuführen und dann durch verschiedene differentielle
Pumpstufen hindurch zu dem eigentlich massentrennenden System, dem
massenspektrometrischen Ionenanalysator, weiterzuleiten.
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Diese
Weiterleitung wird seit langem durch so genannte Ionenleitsysteme
(englisch „ion
guides") übernommen,
die für
gewöhnlich
als hochfrequenzbeschaltete Multipolsysteme ausgeführt sind,
also als Quadrupol-, Hexapol- oder Oktopolsysteme aus langen, dünnen, parallel
geführten
Polstäben.
Es sind aber auch andersartige Systeme bekannt geworden, beispielsweise
eine hochfrequenzbeschaltete Doppelwendel. Alle diese Systeme können mit
Hilfe von beidseitig abschließenden
Blenden, die auf ionenabstoßendem
Potential gehalten werden, auch als Zwischenspeicher für die Ionen
verwendet werden, beispielsweise um die Ionen für getaktet arbeitende Massenanalysatoren
jeweils zur rechten Zeit zuführen
zu können.
Solche im Takt arbeitende Massenspektrometer sind beispielsweise
Ionenfallenmassenspektrometer, Ionenzyklotronresonanzspektometer
oder auch Flugzeitmassenspektrometer mit orthogonalem Einschuss
der Ionen.
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Die
Ionenleitsysteme bestehen immer aus einer Anzahl von Stabpaaren
(oder Wendelpaaren). An jeweils zwei benachbarte Stäbe werden
die beiden Phasen einer zweiphasigen Hochfrequenzspannung angelegt.
Es bilden sich dann zwischen den Stäben Wälle eines so genannten Pseudoptentials aus,
die die Ionen im Inneren des Stabsystems festhalten. Die Pseudopotentialwälle sind
allerdings nicht sehr hoch, Ionen mit Energien von mehr als etwa zehn
Elektronenvolt können
diese Wälle überwinden.
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Hochfrequenz-Ionenleitsysteme
mit stabförmigen
Elektroden haben sich inzwischen praktisch für alle Massenspektrometer durchgesetzt,
die mit vakuumexterner Erzeugung von Ionen arbeiten, wie zum Beispiel
durch ESI (Elektrosprüh-Ionisation) oder
APCI (atmospheric Pressure chemical ionization). Diese Ionisierungsarten
werden bevorzugt mit einer zeitlichen Auftrennung von Analytgemischen durch
Flüssigkeitschromatographie
oder Kapillarelektrophorese gekoppelt. Aber auch für Ionen,
die im Vakuumsystem selbst erzeugt wurden, lassen sich Ionenleitsysteme
einsetzen. Beispielsweise werden für Ionen, die durch matrixunterstützte Laserdesorption
(MALDI) gebildet werden, solche Ionenleitsysteme eingesetzt, wenn
die Ionen einem Ionenfallenmassenspektrometer (ITMS) oder einem
Ionencyclotronresonanzspektrometer (ICRMS oder FTMS = Fourier-Transform-Massenspektrometer)
zugeführt werden
sollen.
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In
US 5,179,278 A (D.
J. Douglas) ist eine Vorrichtung und ein Verfahren beschrieben,
mit dem extern erzeugte Ionen einer Ionenfalle zugeführt, dabei
zwischengespeichert und vor ihrer Einspeicherung von unerwünschten
Ionen befreit werden können.
Als Zuführungsvorrichtung
dient ein Ionenleitsystem, das als Multipol mit parallel angeordneten, stabförmigen Elektroden,
also als Quadrupol, Hexapol, Oktopol oder höherer Multipol zur Erzeugung
eines zweidimensionalen Hochfrequenzmultipolfeldes ausgebildet ist.
Das Multipolfeld dient nach den Ansprüchen des Patentes sowohl zur
Zwischenspeicherung der Ionen während
der Zeit, in der die Ionen in der Ionenfalle analysiert werden,
als auch zur Vorselektion. Die Vorselektion wird dabei durch einen
resonanten Auswurf der unerwünschten
Ionen aus dem Multipol-Stabsystem
durch eine besonders zugeführte
Wechselspannung an mindestens zwei gegenüberliegenden Elektrodenstäben vorgenommen.
Dieses Verfahren erlaubt es, durch Wahl der Frequenz der zusätzlichen
Wechselspannung einzelne unerwünschte
Ionensorten zu entfernen.
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Die
vakuumexterne Erzeugung von Ionen verlangt eine Einführung der
Ionen in das Vakuumsystem. Dabei hat sich eine Kombination von Einlasskapillare,
erster Differenzpumpstufe, Abstreiferdüse (Skimmer), zweiter Differenzpumpstufe
und einem Multipolsystem für
den Einfang der divergent auseinanderstrebenden Ionen hinter der
Abstreiferdüse
bewährt,
wenn auch mit diesem System bei Weitem nicht alle in das Vakuum
eingeführte
Ionen eingefangen werden können.
Damit der Einfang der weitwinklig aus dem Skimmer austretenden Ionen eine
möglichst
hohe Ausbeute hat, wird bevorzugt ein Multipolsystem höherer Ordnung,
also mit vielen Stäben,
eingesetzt. Zum Einsatz kommt dabei mindestens ein Hexapolsystem,
noch besser allerdings ein Oktopolsystem. Diese Vielstabsysteme
haben wegen besserer Wandreflektion einen besseren Einfang für ein divergentes
Ionenbündel
als ein Quadrupolsystem. Es gehen aber bereits vor der Abstreiferdüse viele
Ionen verloren.
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Im
Anfangsteil eines solchen Ionenleitsystems herrscht noch ein beträchtlicher
Restdruck in der Größenordnung
von 10–1 bis
100 Pascal, der eine sehr schnelle Abbremsung der restlichen kinetischen Energie
der Ionen in Achsenrichtung wie auch transversal dazu bewirkt. Die
Ionen sammeln sich bevorzugt in der Achse des Ionenleitsystems.
Auch durch gesondert zugeführte
Dämpfungsgase,
beispielsweise Helium, lässt
sich eine Ionenstrahlkonditionierung durch Kühlung bewirken.
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Unter
Ionenstrahlkonditionierung wird hier das Abbremsen der Ionenbewegungen
und das Sammeln der Ionen in der Achse oder in Achsennähe des Ionenleitsystems
verstanden. Die Ionen können dann
durch geeignete Blendensysteme aus dem Ionenleitsystem herausgezogen
und zu einem relativ feinen, fast parallelen Ionenstrahl geformt
werden. Es handelt sich bei dem Konditionierungsvorgang um eine
Reduzierung des 6-dimensionalen Phasenvolumens, das die Verteilung
der Ionen im Orts- und im Impulsraum beschreibt. Eine solche Konditionierung durch
Verkleinerung des Phasenvolumens kann nicht durch ionenoptische
Maßnahmen
erreicht werden (eine Folge des Liouvilleschen Satzes), allein eine
so genannte Gaskühlung
kann das Phasenvolumen reduzieren. In
US 4,963,736 A (D. J. Douglas und J. B. French)
ist erstmals ein Ionenleitsystem beschrieben, das die Ionen durch
Kühlung
für den
Einschuss in ein massenselektierendes Quadrupolfilter konditioniert.
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Die
Ionenleitsysteme dienen aber nicht nur der Überführung von Ionen zum Massenanalysator, sie
können
gasgefüllt
auch zur Stoßfragmentierung verwendet
werden. Dabei werden die Ionen mit höheren Energien in das stoßgasgefüllte System
eingeschossen. Der Fragmentierungsvorgang wird mit der Abkürzung CID
(collisionally induced decomposition) bezeichnet. Auch hier werden
die Ionen, ob fragmnentiert oder nicht, gleichzeitig und konkurrierend
zur Fragmentierung auch im Stoßgas
gekühlt.
Der Fragmentierungsvorgang in diesen Ionenleitsystemen (einschließlich der
häufig
dazu benutzten Quadrupolsysteme) würde in Stoßgasen mit schwererem Molekulargewicht
effektiver ablaufen; diese schwereren Gase können aber nicht verwendet werden,
da deren Gasmoleküle
die Ionen bei Stößen häufig seitlich
ablenken und die Ionen dann die nicht sehr hohen Pseudopotentialwälle zwischen
den Stäben überwinden
können.
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Für Flugzeitmassenspektrometer
mit orthogonalem Ioneneinschuss ist in
US 6,011,259 A (Whitehouse,
Dresch und Andrien) eine weitere Anordnung bekamt geworden, in der
Multipol-Stabsysteme als Ionenleitsysteme ("muitipole ion guides") nicht nur dafür eingesetzt werden, die Ionen
aus vakuumexternen Ionenquellen zum Massenspektrometer führen, sondern
auch, geeignete Elternionen auszuwählen und zu fragmentieren.
Dabei wird das gleichzeitig von der äußeren Elektrosprüh-Quelle
in das Vakuumsystem eindringende Gas (meist Stickstoff) als Kollisionsgas
für die
Fragmentierung und für die
Dämpfung
eines Teils der Bewegung der Ionen benutzt. Die Dämpfung der
Vorwärtsbewegung
der Ionen darf dabei nicht vollständig sein, denn die als Ionenleitsysteme
verwendeten Multipol-Stabsysteme besitzen keinen aktiven Vortrieb
der Ionen. Die Geschwindigkeit darf also nicht vollkommen gedämpft werden,
da sie sonst das Ionenleitsystem nur noch durch langsame Diffusionsprozesse
verlassen können.
Sie können
zwar als Speicher mit bedarfszeitgesteuertem Ausfluss der Ionen
benutzt werden, dabei vermischen sich aber früher und später erzeugte Ionen und stören die
hohe zeitliche Auflösung
der separierten Substanzen bei schneller Chromatographie oder Elektrophorese.
Ionen, die nicht bis zum Stillstand im Gas abgebremst werden, haben
aber immer noch ein relativ großes
Phasenvolumen und sind nicht ideal für die nachfolgende Massenspektrometrie
konditioniert.
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Ähnliche
Probleme sind aus so genannten Dreifach-Quadrupol-Massenspektrometern
Triple-Quad-Systeme)
bekannt, bei denen das mittlere Quadrupolsystem gasgefüllt ist
und der Stoßfragmentierung
dient. Auch hier dürfen
die Ionen in der mittleren Stufe nicht bis zum Stillstand abgebremst werden,
weil sie sonst wegen mangelnden Vortriebs nur noch außerordentlich
langsam, nur noch durch Diffusion, abfließen.
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Diese
Hochfrequenz-Multipol-Ionenleitsysteme bestehen aus mindestens zwei
Paaren von geraden Polstäben,
die sich gleichmäßig verteilt
auf der Mantelfläche
eines gedachten Zylinders befinden, und deren Stäbe abwechselnd mit den beiden
Phasen einer Hochfrequenzspannung versorgt werden. Bei zwei Stabpaaren
entsteht ein Quadrupolfeld im Inneren der Stabsysteme, bei mehr
als zwei Stabpaaren entstehen Hexapol-, Oktopol-, Dekapol-, Dodekapolfelder
usw. Ein ionenführendes
Dipolfeld mit nur einem geraden Stabpaar lässt sich nicht erzeugen, wohl
aber mit einem gewendelten. Die Felder gerader Stabpaare werden
häufig
(nicht sehr exakt) als zweidimensional bezeichnet, weil sich in
jedem Querschnitt durch die Stabanordnung die gleiche Feldverteilung
ergibt. Die Feldverteilung ändert
sich also nur in zwei Dimensionen und bleibt in der dritten Dimension
konstant.
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Die
für die
Weiterleitung von Ionen verwendeten Stabsysteme sind im allgemeinen
sehr schlank, um die Ionen in einem Gebiet sehr kleinen Durchmessers
zu konzentrieren. Sie können
dann vorteilhaft mit niedrigen Hochfrequenzspannungen betrieben
werden (einige Hundert Volt Spannung bei einigen Megahertz Frequenz)
und bilden einen relativ guten Ausgangspunkt für die weitere ionenoptische Abbildung
der Ionen. Der lichte zylindrische Innenraum hat oft nur etwa 3
bis 4 Millimeter Durchmesser, die Stäbe sind meist weniger als einen
Millimeter dick. Die Stäbe
werden zumeist in Nuten eingepasst (geklebt oder verlötet), die
sich in der Innenöffnung von
Keramik- oder Kunststoffringen befinden, oder mit punktgeschweißten Fahnen
an diese angeschraubt. Die Anforderungen an die Gleichmäßigkeit des
Innendurchmessers, also an die Stababstände, sind relativ hoch, da
Unregelmäßigkeiten
im Querschnitt die axiale Bewegung der Ionen empfindlich behindern.
Die Systeme sind daher nicht einfach herzustellen und sind empfindlich
gegen Vibrationen und Schock. Die Stabsysteme verbiegen sehr leicht
und sind dann nicht mehr zu justieren.
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Werden
die Ionenleitsysteme als Ionenspeicher in relativ gutem Vakuum betrieben,
so werden die niederenergetisch eingeschossenen Ionen am abstoßenden Potential
der Potentialblende am Ausgangsende reflektiert und wieder zur Eingangsblende
zurückgeschubst.
Dort werden sie wieder reflektiert. Sie wandern also im Ionenleitsystem
hin und her, bis sie durch einen eingeschalteten Durchgriff eines
Saugfeldes am austrittsseitigen Ende herausgesogen werden oder bis
sie durch Stöße mit Restgas mehr
oder weniger zum Stehen kommen. Dadurch stehen sie für eine wie
auch immer geartete Verwendung nicht momentan zur Verfügung; die
Entleerung dauert viel mehr mindestens so lange, bis die Ionen die
Strecke im Ionenleitsystem zweimal durchflogen haben. Sind die Ionenleitsysteme
zur Dämpfung
der Ionenbewegung auch noch mit Stoß- oder Dämpfungsgas gefüllt, wird
eine zeitlich kurze Entleerung zu einem noch größeren Problem.
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Es
wurde daher seit langer Zeit nach Ionenleitsystemen gesucht, die
einen Antrieb der Ionen längs
der Achse im Inneren des Systems erlauben. In
US 5,847,386 A und
US 6,111,250 A (B.
A. Thomson und C. L. Jolliffe) sind mehrere Verfahren dargestellt und
patentrechtlich beansprucht:
- (a) Ein Ionenleitsystem
aus kurzen, parallelen Stabsystemen, die aneinandergereiht werden
und deren Achsenpotential stufenweise abfällt;
- (b) Ein Stabsystem aus sich konisch verjüngenden Stäben, die achsenparallel verlaufen;
- (c) Ein Stabsystem, dessen Stäbe konisch zueinander angeordnet
sind;
- (d) Ein Stabsystem, dessen isolierende Stäbe eine außen aufgebrachte Widerstandsschicht
besitzen, an denen ein Spannungsabfall erzeugt wird;
- (e) Ein Stabsystem mit Hilfselektroden auf schwachem Gleichspannungspotential
zwischen den Stäben,
wobei die Hilfselektroden konisch zur Achse des Sytems angeordnet
sind.
- (f) Ein Stabsystem, das von einer Gleichspannungselektrode umhüllt ist.
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Die
Hilfselektroden befinden sich jeweils am Ort des Nullpotentials
der zweiphasigen Hochfrequenzspannung, die alternierend an den Stäben liegt.
Es wird ein Achsenpotential mit Potentialgefälle längs der Achse erzeugt.
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Diese
Anordnungen sind aber nicht besonders befriedigend: teils sind sie
kompliziert herzustellen und daher nicht besonders preiswert, teils
ist ihre Funktion nur mäßig zufriedenstellend.
So bieten die Übergänge zwischen
den geteilten Leitsystemen Transmissionsverluste und Reflexionen,
die nur durch zwischengeschaltete Aperturblenden einigermaßen bewältigt werden
können.
Das Sytem mit den langen Hilfsblenden zwischen den Stäben lässt sich nur
als Quadrupolsystem einigermaßen
gut herstellen, es zeigt in der Praxis größere Verluste an Ionen durch
Berühren
der Hilfselektroden, die grundsätzlich die
Höhe des
Pseudopotentialwalls zwischen den Stäben herabsetzen. Für Zwecke
der Fragmentierung von Ionen eignet sich dieses System überhaupt nicht,
da die Fragmentierung stets auch die Ionen streut und dadurch die
Verluste viel zu hoch sind. Das konisch statt zylindrisch geformte
Ionenleitsystem treibt praktisch nur solche Ionen vorwärts, die
sich nicht in der Achse des Systems in Ruhe gesammelt haben. Ähnliches
gilt für
das Stabsystem aus sich verjüngenden
Stäben.
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Ein
Vortrieb der Ionen in einem Ionenleitsystem kann aber auch anders
erzwungen werden. Die Ionen können
beispielsweise durch einen Durchfluss des Stoßgases mitgenommen werden.
Der Gasfluss bietet jedoch Schwierigkeiten in seiner Verwirklichung
und erfordert hohe Pumpleistungen der angeschlossenen Vakuumpumpen.
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Aus
US 5,572,035 A (J.
Franzen) sind verschiedenartige Ionenleitsysteme bekannt geworden, die
von den hier beschriebenen Multipol-Stabsystemen völlig verschieden
sind. Eines davon besteht aus nur zwei schraubenförmig gewendelten
Leitern in Form einer Doppelhelix, die durch Anschluss an die beiden
Phasen einer Hochfrequenzspannung betrieben werden. Ein anderes
aus
US 6,107,628 A (Smith
et al.) bekanntes Ionenleitsystem besteht aus koaxialen Ringen,
an die abwechselnd die Phasen einer hochfrequenten Wechselspannung
angeschlossen werden. Diese Systeme lassen sich ebenfalls so betreiben,
dass ein axialer Vorschub der Ionen erzeugt wird. So lässt sich
die Doppelhelix aus Widerstandsdraht herstellen, an denen ein Gleichspannungsabfall
erzeugt wird. Die einzelnen Ringe des Ringsystems können mit
einem kontinuierlich abfallenden Gleichspannungspotential versehen
werden. Diese Systeme sind aber ebenfalls nicht einfach und preiswert
herzustellen, da immer Gleichspannungen und Hochfrequenzspannungen
in komplizierter Weise zu mischen sind.
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Die
Ionenleitsysteme dienen aber nicht nur dem Transfer der Ionen, sondern,
wie oben schon geschildert, auch der Formung eines besonders günstigen
Ionenstrahles. Insbesondere für
Flugzeitmassenspektrometer mit orthogonalem Einschuss der Ionen
ist eine Ionenstrahikonditionierung hoher Güte erforderlich, da die Massenauflösung eines
solchen Flugzeitmassenspektrometers ganz wesentlich von der Orts-
und Geschwindigkeitsverteilung der Ionen des Primärstrahls
im Pulser abhängt.
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Flugzeitmassenspektrometer
mit orthogonalem Einschuss eines Primärionenstrahls besitzen einen
so genannten Pulser am Anfang der Flugstrecke, der einen Ausschnitt
des Primärionenstrahls,
also ein fadenförmiges
Ionenpaket, rechtwinklig zur bisherigen Strahlrichtung beschleunigt.
Dabei bildet sich ein bandförmiger
Sekundärionenstrahl,
in dem leichte Ionen schnell und schwerere langsamer fliegen, und dessen
Flugrichtung zwischen bisheriger Richtung des Primärionenstrahls
und der dazu rechtwinkligen Beschleunigungsrichtung liegt. Ein solches
Flugzeitmassenspektrometer wird vorzugsweise mit einem geschwindigkeitsfokussierenden
Reflektor betrieben, der den bandförmigen Sekundärionenstrahl
in seiner ganzen Breite reflektiert und auf einen ebenfalls ausgedehnten
Detektor lenkt.
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Fliegen
alle Ionen genau in einer Achse hintereinander her und haben die
Ionen keine Geschwindigkeitskomponenten quer zum Primärionenstrahl,
so lässt
sich theoretisch – leicht
einsehbar – ein
unendlich hohes Massenauflösungsvermögen erreichen,
weil alle Ionen gleicher Masse genau in der gleichen Front fliegen
und zu genau derselben Zeit den Detektor erreichen. Hat der Primärionenstrahl
einen endlichen Querschnitt, aber kein Ion eine Geschwindigkeitskomponente
quer zur Strahlrichtung, so lässt
sich durch eine Raumfokussierung des Pulsers wiederum theoretisch
eine unendlich hohe Massenauflösung
erreichen (W. C. Wiley and I. H. McLaren, „Time-of-Flight Mass Spectrometer
with Improved Resolution",
Rev. Scient. Instr. 26, 1150, 1955). Die hohe Massenauflösung lässt sich
sogar noch dann erreichen, wenn zwischen Ionenort (gemessen von
der Strahlachse des Primärstrahls
aus in Richtung der Beschleunigung) und Ionenquergeschwindigkeit
im Primärstrahl
in Richtung der Beschleunigung eine strikte Korrelation besteht.
Besteht jedoch keine solche Korrelation, das heißt, sind Ionenorte und Ionenquergeschwindigkeiten
statistisch verteilt ohne eine Korrelation zwischen beiden Verteilungen, so
lässt sich
keine hohe Massenauflösung
mehr erreichen.
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Es
ist also eine Konditionierung des Primärionenstrahls in Bezug auf
Orts- und Geschwindigkeitsverteilung erforderlich, um eine hohe
Massenauflösung
im Flugzeitmassenspektrometer zu erreichen.
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Der
sechsdimensionale Raum aus Orts- und Impulskoordinaten heißt der "Phasenraum". In einem Ionenstrahl
füllen
die Orts- und Impulskoordinaten aller Ionen einen bestimmten Teil
des Phasenraums aus, dieser Teil heißt das "Phasenvolumen". Eine Konditionierung des Primärstrahls
heißt
also immer eine Reduzierung des Phasenvolumens, zumindest in den
Koordinaten quer zur Strahlrichtung. Eine Reduzierung des Phasenvolumens
kann nach physikalischen Gesetzen nicht mit ionenoptischen Mitteln, sondern
nur durch Kühlen
des Ionenplasmas des Ionenstrahls, beispielsweise durch Kühlen in
einem Dämpfungs-
oder Bremsgas, erreicht werden. Eine solche Kühlung der Ionen durch ein Dämpfungsgas (auf
Kosten der Zeit) ist beispielsweise in Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfallen üblich und
erzeugt dort die zufriedenstellende Massenauflösung.
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Flugzeitmassenspektrometer
mit orthogonalem Ioneneinschuss werden bevorzugt für die Aufnahme
von hochaufgelösten
Massenspektren mit schneller Spektrenfolge eingesetzt, um eine schnelle Separation
von Substanzen in schnellseparierenden Trennverfahren, beispielsweise
Kapillarelektrophorese oder Mikrosäulenchromatographie, ohne zeitliche Verschmierung
verfolgen zu können.
Neben hoher Massenauflösung
ist also auch eine hohe Zeitauflösung
nacheinander zugeführter
Substanzionen erwünscht.
Die Kühlung
der Ionen soll daher möglichst in
einem Durchlaufverfahren erfolgen, das keine Durchmischung früherer und
späterer
Ionen erzeugt.
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Aber
auch für
andersartige Massenspektrometer ist eine Strahlkonditionierung erforderlich
oder zumindest nützlich.
Jedes Massenspektrometer hat einen Phasenraum-Akzeptanzquerschnitt,
der darüber
bestimmt, welche der eingeschossenen Ionen aufgenommen und welche
abgelenkt oder reflektiert werden.
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Aufgabe der Erfindung
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Die
Erfindung hat die Aufgabe, ein Ionenleitsystem bereitzustellen,
in dem Ionen radial eingefangen und in Längsrichtung des Ionenleitsystems
aktiv geführt
werden.
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Kurze Beschreibung der Erfindung
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Die
Erfindung besteht darin, längliche
Systeme aus einem oder mehreren geraden, gebogenen oder gewendelten
Stäben,
die mit ein- oder mehrphasiger Hochfrequenzspannung versehen werden,
in ein äußeres, mantelförmig umhüllendes
ionenabstoßenden
Gleichspannungspotential einzubetten, wobei sich der Abstand der äußeren Hüllelektrode
zum Stabsystem ändert.
Das Gleichspannungspotential ist als Potentialdifferenz gegenüber dem
Mittenpotential der Hochfrequenzwechselspannung am Stabsystem definiert.
Im Folgenden wird das innere System aus den wie immer geformten,
in der Regel gleich langen Stäben
einfach "Stabsystem" genannt, im Gegensatz
zum Begriff "Ionenführungssystem", das hier auch die
zur Erzeugung des Gleichspannungspotentials notwendigen äußerlich
umhüllenden Elektroden
mit umfasst. Der Begriff „Ionenführungssystem" steht also auch
im Gegensatz zu den klassischen Hoch frequenz-Ionenleitsystemen,
deren hochfrequenzbeschaltete Stabsysteme ohne äußere Gleichspannung und ohne äußere Elektroden
betrieben werden. Der Begriff "länglich" soll lediglich beschreiben,
dass das Stabsystem vom Anfang der Stäbe bis zu ihrem Ende länger ist
als der größte Durchmesser
des Querschnitts ihrer Anordnung. Das „Einbetten" in ein Gleichspannungspotential (oder "Umhüllen" mit einem Gleichspannungspotential)
soll hier so verstanden werden, dass durch die äußeren Elektroden eine mantelförmig das
Stabsystem umhüllende Äquipotentialfläche geschaffen
wird, auch wenn die umhüllenden
Elektroden selbst wie bei einem Netz oder einem Gitter keine geschlossene
Fläche
bilden.
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Die
Mischung aus einem stets ionenreflektierenden Hochfrequenz-Pseudopotential
an dem Stab oder den Stäben
und dem äußeren ionenabstoßenden Gleichspannungspotential
ergibt eine neue Klasse von Ionenleitsystemen mit einer Reihe von überraschenden
Eigenschaften.
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Ein
neuartiges Ionenführungssystem
entsteht beispielsweise, wenn ein Stabsytem aus weitgehend parallelen
Stäben,
das mit einer ein- oder mehrphasigen Hochfrequenzspannung beaufschlagt ist,
mit einer äußeren Elektrode
in Form eines Hohlzylinders, an den eine ionenabstoßende Gleichspannung
angelegt ist, umhüllt
wird. Die Gleichspannung erzeugt ein im Wesentlichen radiales elektrisches Feld
zwischen der äußeren Elektrode
einerseits und dem innenliegenden Stabsystem andererseits. Bei Stabsystemen
mit mehreren Stäben
greift das Feld durch die Stäbe
oder Drähte
hindurch und erzeugt im Inneren des Stabsystems ein kombiniertes
Feld aus durchgreifendem Gleichspannungsfeld und dem stets abstoßenden Pseudofeld
der Stäbe.
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Die
Stärke
eines Wechselfeldes um einen hochfrequenzbewehrten langen Draht
oder Stab fällt mit
1/r nach außen
ab und reflektiert in diesem stark inhomogenen Wechselfeld sowohl
positive wie auch negativ geladene Teilchen oberhalb einer Schwelle für das Verhältnis von
Masse zu Ladung. Der Grund dafür
ist, dass das genügend
schwere Teilchen im Wechselfeld des Drahtes schwingt. Es erlebt
dabei, unabhängig
von seiner Ladung, die größte Beschleunigung
vom Draht weg genau dann, wenn es sich am drahtnächsten Punkt seiner Schwingung
befindet, also im Punkt höchster
Feldstärke,
und die größte Beschleunigung
auf den Draht zu genau dann, wenn es sich im entferntesten Punkt
befindet, also im Punkt geringster Feldstärke. Integriert über die
Zeit ergibt sich so eine starke Abstoßung des Teilchens vom Draht
weg. Die durch zeitliche Integration gewonnene Abstoßung kann
(zurückgehend
auf Nobelpreisträger
Hans Dehmelt) durch ein „Pseudogleichspannungspotential" oder einfach nur „Pseudopotential" beschrieben werden,
das dem Quadrat der Wechselfeldstärke proportional ist. Für einen
langen Draht fällt
das abstoßende
Pseudopotential mit 1/r2 außen ab,
wobei r der Radius ist. Das Pseudopotential ist ferner umgekehrt
proportional zur Masse m der Ionen und proportional zur Hochfrequenzspannung
V und zum Quadrat ω2 der Frequenz. Die Schwelle für leichte
Teilchen ergibt sich dadurch, dass diese leichten Teilchen in einer
Halbperiode entweder den Stab erreichen können, oder die Reichweite des
Feldes mit zusätzlich
gewonnener Energie vollständig
verlassen können.
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Somit
besitzt jeder Stab einzeln ein abstoßendes Pseudopotential für genügend schwere
Teilchen. Zwischen zwei Stäben
wird, wenn die Phasen der beiden Wechselspannungen an den Drähten verschieden
sind, ein abstoßendes
Pseudopotential mit einem Potentialwall aufgebaut, der sich durchhängend von
einem Stab zum anderen zieht und zu beiden Seiten abfällt. Klassische
Multipolstabsysteme brauchen diesen Potentialwall zwischen je zwei
benachbarten Multipolstäben,
um die Ionen im Inneren des Stabsystems festzuhalten, die Ionenführungssysteme
nach dieser Erfindung brauchen ihn nicht.
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Gegenüber klassischen
Multipol-Ionenleitsytemen ist es somit überraschend, ein System aus
parallelen Stäben
auch mit einer einphasigen Hochfrequenzspannung, die an allen Stäben des
Systems gleichermaßen
anliegt, betreiben zu können.
Das steht in scharfem Gegensatz zu bisherigen Hochfrequenz-Multipol-Ionenleitsystemen,
die eine zwei- oder mehrphasige Hochfrequenzspannung erfordern.
Dadurch ist es wiederum möglich,
ein Ionenführungssystem
auch aus unpaarigen Anzahlen von Stäben aufzubauen, beispielsweise
aus nur aus einem einzigen geraden, mit Hochfrequenz beaufschlagtem
Stab in einem Rohr mit ionenabstoßendem Potential.
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Das
einfachste System nach dieser Erfindung besteht also aus einem zentralen
Stab, an dem eine Hochfrequenzspannung liegt, in einem zylindrischen
Rohr, das gegenüber
der mittleren Hochfrequenzspannung am Stab ein ionenabstoßendes Potential
trägt.
Das Pseudopotential des Stabes fällt
dabei nach außen
mit 1/r2 ab, während das Gleichspannungspotential
nach außen
mit dem Logarithmus ln(r) zunimmt. Es bildet sich dabei eine zylinderförmige Potentialmulde
aus kombiniertem Gleichspannungs- und Pseudopotential um den Stab
herum, in dem sich die Ionen sammeln können. Da das Pseudopotential
von der Masse der Ionen abhängt,
befindet sich das Minimum der Potentialmulde für schwere Ionen näher am zentralen
Stab als das Minimum für leichte
Ionen.
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Befindet
sich der Stab nicht in der Achse des Rohrs, sondern einseitig näher an der
Rohrwand, so bildet sich eine Potentialmulde um den Stab herum, die
nicht überall
die gleiche Tiefe hat: die tiefste Stelle befindet sich im Rohrinneren
(siehe 2). Betrachten wir das Rohr in seiner ganzen Länge, so
bildet sich ein fadenförmiges
Potentialminimum, das sich parallel zum Stab im Rohrinneren längszieht. Wieder
befinden sich schwerere Ionen näher
am Stab als leichtere; die Massentrennung der Ionen kann für eine massenspektrometrische
Analyse oder Separation der Ionen ausgenutzt werden.
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Von
klassischen Ionenleitsystemen ist bekannt, dass sie eingangs und
ausgangs mit Blendensystemen versehen werden können, die die Ionen im Inneren
des Leitsystems einsperren und so im Leitsystem speichern. Das ist
auch für
die Ionenführungsysteme
nach dieser Erfindung der Fall.
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Es
lassen sich in Kenntnis dieser Erfindung ganz verschiedenartige
Ionenführungssysteme
mit Wendeln oder mit Stabsystemen aus parallelen, geraden Stäben mit
ein- oder mehrphasigen Hochfrequenzspannungen an den Stäben aufbauen,
wie sie weiter unten beispielartig be schrieben werden. Bei geeigneter
Wahl der relativen Stärken
von Gleichspannung und Hochfrequenzspannung haben Ionenführungssysteme
mit solchen Stabsystemen eine Eigenheit, die sie von klassischen
Multipol-Ionenleitsystemen grundlegend unterscheiden: Es müssen die
Ionen nicht etwa in das Innere des Stabsystems eingeschossen werden,
es genügt,
sie irgendwo dem Ionenführungssystem
zuzuführen,
also auch dem Raum außerhalb
des Stabsystems. Ionen nicht zu hoher kinetischer Energie werden
bei Dämpfung
ihrer Bewegungsenergie in einem Dämpfungsgas automatisch in das
Innere der Stabsysteme überführt, und
zwar verlustfrei, da sie wegen der elektrischen Abstoßung weder
die äußere Hüllelektrode,
noch die Stäbe
je erreichen können.
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Die
Ionenführungssysteme
nach dieser Erfindung lassen sich besonders gut mit Dämpfungsgas
für die
Kühlung
der Ionenbewegungen oder mit Stoßgas für die Fragmentierung der Ionen
füllen.
Die äußere Umhüllung mit
potentialführenden
Elektroden lässt
einen sparsamen Gebrauch der Gase und relativ klein dimensionierte
Vakuumpumpen zu.
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Ein
Besonderheit dieser neuartigen Ionenführungssysteme ist es, dass
durch eine Gestaltung des äußeren Potentials
ein Potentialgradient für
die Ionen erzeugt werden kann, der es erlaubt, die Ionen in Längsrichtung
aktiv durch das Gas zu führen,
beispielsweise zum Ausgang an einer Stirnseite des Ionenführungssystems.
Das kann durch konische Rohre für
das umhüllende
Potential erzeugt werden. Es lassen sich mit dieser Erfindung besonders
gut Ionenführungssysteme
für eine
Strahlkonditionierung durch Kühlung
der Ionen in einem Dämpfungsgas und
für eine
Erzeugung eines sehr feinen, praktisch monoenergetischen Ionenstrahls
aufbauen. Gleichfalls eignen sich die neuartigen Ionenführungssysteme
für die
verlustfreie Fragmentierung der Ionen, selbst mit Fragmentierungen
durch Kollisionen mit Stoßgasen
höherer
Molekulargewichte, wie sie für
einige Substanzklassen erforderlich sind.
-
Außerdem lassen
sich diese neuartigen Ionenführungssysteme
für das
effektive und verlustfreie Einfangen von Ionen verwenden, die mit
einem Gasstrahl von Atmosphärendruck
in das Vakuum eines Massenspektrometers eingeblasen werden.
-
Beschreibung der Abbildungen
-
Verzeichnis der Bezeichnungen von Geräteteilen:
-
- 1
- Einfacher
Stab mit einphasiger Hochfrequenzspannung
- 2
- Doppelhelix
als inneres Stabsystem mit zweiphasiger Hochfrequenzspannung
- 3,
4
- Gesondert
beschaltbare Stabpaare eines Quadrupol-Stabsystems
- 5
- Hexapol-Stabsystem
aus parallelen Stäben
- 6
- Hexapol-Stabsystem
aus konisch angeordneten Stäben
- 7,
8, 9
- Einschussblenden
für Ionen
in das Ionenführungssystem
- 10
- Einschussrichtung,
Einschussstrahl der Ionen
- 11
- Austrittsrichtung,
Austrittsstrahl der Ionen
- 12,
13, 14
- Austrittsblenden
für Ionen
aus dem Ionenführungssystem
- 15
- Zylindrisches
Rohr als einhüllende Elektrode
- 16
- Konusförmiges Rohr
als einhüllende
Elektrode
- 17
- Konusförmiges Gitter
als einhüllende
Elektrode
- 18
- Tropetenförmiges Rohr
als einhüllende
Elektrode
- 19
- Sammeltorus
mit trompetenförmiger
Innenöffnung
als einhüllende Elektrode
- 20
- Zylindrisches
Widerstandsrohr als einhüllende
Elektrode
- 21
- Quadratisches
Widerstandsrohr als einhüllende
Elektrode
- 22,
23, 24, 25
- Abgriffe
für Spannungszuführungen
am Widerstandsrohr
- 26
- Schlitz
in einhüllender
Elektrode für
das Auspulsen der Ionen
- 27
- Einblaskapillare
für Mischungen von
Gasen und Ionen
- 28
- Absaugrichtung
für eingeblasene Gase
-
1 zeigt
eine sehr einfache Ausführungsform
dieser Erfindung mit einem hochfrequenzbewehrten Stab (1)
exzentrisch in einem konusförmigen
Rohr (16), das auf einem ionenabweisenden Gleichspannungspotential
liegt und nicht nur eine Abstoßung
der Ionen von der Wand, sondern auch einen Vorwärtsantrieb gesammelter Ionen
bewirkt. Die in Richtung (10) durch die Blende (9)
eingeschossenen Ionen sammeln sich nach Kühlung durch ein eingeführtes Dämpfungsgas
etwa in der Mitte des konusförmigen
Rohrs (16) und werden durch das schwache Potentialgefälle, das
durch die Konusform der äußeren Elektrode
erzeugt wird, in Richtung Ausgang (11) getrieben. Sie können durch
die Blende (12) herausgezogen werden.
-
2 gibt
die Potentialverläufe
in einem Querschnitt durch die Einrichtung nach 1 wieder.
Am Stab (32) fällt
das gepunktet dargestellte Pseudopotential (33) zu beiden
Seiten etwa mit 1/r2 zu den Rohrwänden (30, 31)
hin ab. Zwischen der nächstgelegenen
Rohrwand (30) und dem Stab (32) bildet sich der
gestrichelt gezeichnete Verlauf des Gleichspannungspotentials (34)
aus, zwischen der ferngelegenen Rohrwand (31) und dem Stab
(32) der gestrichelte Verlauf (37). Aus der Kombination
von Pseudopotential und Gleichspannungspotential ergibt sich um
den Stab herum eine etwa elliptische Potentialmulde (36)
und (35), wobei das am nächsten zur Rohrmitte gelegene
Minimum (35) die tiefste Stelle der Mulde ist. Hier sammeln
sich die Ionen. Das Minimum ist hier für schwere Ionen gezeigt. Da
das Pseudopotential von der Masse abhängig ist, liegt das Minimum
für leichtere
Ionen etwas weiter vom Stab (32) entfernt.
-
3 zeigt
ein als Hexapol ausgebildetes Ionenführungssystem (5) aus
parallelen Stäben
mit Vorwärtstrieb
für die
Ionen, die sich durch eine Dämpfung
ihrer Ionenbewegung in einem Bremsgas im Inneren des Hexapolsystems
sammeln. Durch die konische Umhüllung
(16), die ein ionenabstoßendes Potential trägt, wird
in der Achse des Ionenführungssystems
ein stetig, wenn auch nicht linear fallendes Potential in Richtung
zur Blende (12) hin erzeugt. Das Potentialgefälle treibt
die Ionen im Inneren des Stabsystems in Richtung Blende (12).
Das Potentialgefälle
entsteht, da der Abstand zwischen der konische Umhüllung (16)
und dem Hexapol (5) zur Blende (12) hin immer
weiter wird. Der sich vergrößernde Abstand
erzeugt ein Feld zwischen dem gedachten Zylinder der Polstäbe und dem
Konus, dessen Feldstärke zur
Blende (12) hin immer kleiner wird. – Am Ende des Ionenführungssystems
können
die Ionen mit einem Felddurchgriff der Blende (13) durch
die Blende (12) hindurch in bekannter Weise herausgezogen
und mit Hilfe der weiteren Linsenblende (14) zu einem sehr
feinen Strahl (11) fast monoenergetischer Ionen geformt
werden. Für
dieses Ionenführungssystem
ist es wesentlich, dass die Ionen in den Innenraum des Stabsystems
eingeschossen werden und auch dort verbleiben. Denn die Ionen können aus dem
Außenraum
nur dann wieder in den Innenraum des Stabsystems eindringen, wenn
die Gleichspannungsfeldstärke
genügend
hoch ist, also nur im engeren Teil des Konus. Diejenigen Ionen,
die im äußeren Raum
durch das abfallende Gleichspannungspotential in den weiteren Teil
des Konus getrieben worden sind, können nicht mehr in das Innere
des Stabsystems zurückkehren
und sind daher verloren.
-
4 gibt
ein ähnliches
Ionenführungssystem
mit Antrieb der Ionen wieder, wobei aber hier nicht ein Hexapolsystem,
sondern eine Doppelhelix (2) als Stabsystem verwendet wird.
-
5 (Stand
der Technik) zeigt ein Ionenführungssystem
mit einem als Quadrupol mit den Stabpaaren (3) und (4)
ausgebildeten Stabsystem, das von einem Rohr (20) aus Widerstandsmaterial mit
Spannungszuführungen
(22), (23), (24) und (25) umgeben
ist. Durch die Spannungen an den Zuführungen können Spannungsabfälle in den
einzelnen Abschnitten zwischen den Spannungszuführungen erzeugt werden, die
im Inneren des Quadrupol-Stabsystems je nach Schaltung zu Vortrieb,
Rücktrieb oder
Speicherung führen
können.
Der gestrichelte Potentialverlauf (37), der im unteren
Teil der Abbildung wiedergegeben ist, erzeugt beispielsweise einen
langen Sammelraum für
Ionen in der Mitte des Stabsystems, ein gepunkteter Potentialverlauf
(38) führt
zur Entleerung an einer Stirnseite durch die Blende (12)
hindurch. Zugeführtes
Dämpfungsgas kühlt die
Ionen im Sammelraum auf thermische Energien, Stoßgase erlauben Fragmentierungen
der Ionen. Abschalten der äußeren Spannung
führt zu
einem gut massenauflösenden
Quadrupolsystem, das in bekannter Weise für die Selektion von Ionen oder den
Auswurf unerwünschter
Ionen genutzt werden kann.
-
In 6 (Stand
der Technik) ist ein ähnliches
Ionenführungssystem
wie in 5 wiedergegeben, doch befindet sich hier das hochfrequenzbeschaltete
Quadrupolsystem aus den zwei parallelen Stabpaaren (3)
und (4) in einem quadratischen Rohr (21), ebenfalls
aus Widerstandsmaterial gefertigt und mit Spannungszuführungen
(22), (23), (24) und (25) versehen.
Auch hier können
die gekühlten
Ionen im mittleren Abschnitt des Stabsystems zwischen den Zuführungen
(23) und (24) gesammelt werden. Die obere Deckplatte
des quadratischen Rohrs hat aber hier einen Schlitz (26).
Durch diesen Schlitz können die
gesammelten Ionen quer zum Ionenführungssystem in Richtung (11)
ausgepulst werden, indem die Hochfrequenzspannung am Quadrupolsystem
ausgeschaltet und an das Stabpaar (3) pulsartig eine hohe
Spannung, an das Stabpaar (4) eine noch höhere Spannung
gelegt wird. Der Unterschied der Spannungen treibt die Ionen zunächst im
Quadrupolsystem selbst an, die insgesamt große Spannung treibt sie durch
den Schlitz (26) aus dem quadratischen Kasten (21)
als Ionenband in Richtung (11) aus. Die Ionen können in
einem Flugzeitmassenspektro meter analysiert werden, der Spannungsunterschied
zwischen den beiden Stabpaaren kann zu einer Raumfokussierung nach
Wiley und McLaren (Zitat oben angegeben) genutzt werden.
-
7 zeigt
ein Ionenführungssystem
mit einem Hexapol-Stabsystem (5), das von einem trompetenförmigen Rohrkörper (18)
umschlossen wird. Die Trompete ist so geformt, dass der Durchgriff
bis zur Blende (12) reicht, obwohl die Trompete vorher aufhört, und
im Inneren des Stabsystems (5) einen fast linearen Abfall
des Achsenpotentials vom rechts liegenden Eingang bis zum links
an der Blende (12) liegenden Ausgang erzeugt. Die Ionen
werden in Richtung (11) herausgezogen und zu einem feinen Strahl
geformt.
-
8 zeigt
als Ionenführungssystem
ein konisch angeordnetes Hexapol-Stabsystem (6) in einem
zylindrischen Rohr (15), das mit einer ionenabstoßenden Spannung
beaufschlagt ist. Massenselektierte Ionen (10) werden durch
die Blenden (7), (8) und (9) in die weite Öffnung des
Ionenführungssystems
eingeschossen, dort durch ein Stoßgas fragmentiert und bis auf
thermische Restenergien abgebremst. Die Ionen sammeln sich dabei
in der Achse des konischen Hexapolsystems (6) und werden durch
das Potentialgefälle
in Richtung auf den Ionenausgang (11) geführt, wo
sie durch den Durchgriff des Potentials an Blende (13)
durch Blende (12) hindurch herausgezogen und mit Hilfe
der Linsenblende (14) zu einem feinen Ionenstrahl (11)
geformt werden. Das Potentialgefälle
kommt dadurch zustande, dass der Durchgriff des äußeren Gleichspannungspotentials
durch die Stäbe
am weiten Konusende des Hexapolsystems (6) viel größer ist
als am engen Ende. Die konische Ausführung des Hexapolsystems (6)
bewirkt eigentlich durch das Pseudopotential des Hochfrequenzfeldes
einen leichten Vorschub radial oszillierender Ionen zur weiteren Öffnung des
Konus hin, aber nur für
Ionen, deren Oszillationen weit genug nach außen reichen. Für praktisch
in der Achse ruhende Ionen gilt das nicht; diese werden durch das Gleichspannungspotentialgefälle in Richtung
der Blende (12) getrieben. Es besteht in der Achse zwar auch
ein sehr schwacher Abfall des Pseudopotentials in Richtung auf die
größere Konusöffnung,
dieser Abfall ist aber in Hexapolsystemen so gering, dass er durch
den entgegengerichteten Gleichspannungsabfall mehr als kompensiert
wird und vernachlässigt werden
kann. Der rücktreibende
Effekt oszillierender Ionen lässt
diese Ionen so lange im konischen Hexapolsystem verbleiben, bis
ihre radialen Oszillationen praktisch völlig gedämpft sind. Damit ergibt sich
ein besonders gut konditionierter feiner Ionenstrahl (11). Die
Ionen dürfen
bei diesem System aber ebensowenig in den Außenraum eintreten wie bei den
vorhergehend gezeigten Systemen, da sie im Außenraum einen Vorschub in Richtung
ausgangsseitiger Stirnseite bekommen und hier nicht wieder in das
Stabsystem zurückkehren
können,
weil hier der Pseudopotentialwall zwischen den Stäben des
Hexapolsystems (6) zu hoch ist.
-
In
den 9A (oben links) und 9B (oben
rechts) werden die Potentialverläufe
durch zwei Querschnitte eines Ionenführungssystems mit Hexapolstabsystem
gezeigt, und zwar durch einen Querschnitt, der durch die Stäbe (42)
verläuft
(9A, oben links), und einen Querschnitt, der durch die
Lücken
zwischen den Stäben
(52) verläuft
(9B, oben rechts). Der Pseudopotentialverlauf (43,
gepunktet) führt
an den Stäben
(42) hoch, und zeigt ein Minimum im Inneren des Stabsystems.
Der Gleichspannungsverlauf (44, gestrichelt) beginnt am
Potential der Wand (40 und 41), fallt im Außenraum
zu den Stäben (42)
hin ab, und bildet im Inneren des Stabsystems einen Hügel, dessen
höchster
Punkt sich im Sattelpunkt (46) befindet. Dieser Sattelpunkt
hat die gleiche Höhe
wie der entsprechende Stattelpunkt (46) im Querschnittsverlauf
(54) des Gleichspannungspotentials zwischen den Stäben. Dieser
Gleichspannungpotentialverlauf (54) erreicht an den Wänden (50, 51) natürlich die
gleiche Höhe
wie im anderen Querschnittsverlauf (44). Zwischen den Stäben (52)
bildet das Pseudopotential (53) jeweils einen Wall aus,
der bei Fehlen einer äußeren Gleichspannung
die Ionen im Hexapolsystem einsperrt. Dieser Wall ist nicht sehr
hoch und kann von höherenergetischen
Ionen leicht überwunden
werden. Durch Überlagerung
mit dem Verlauf des Gleichspannungspotentials (54) aber
bildet sich ein kombinierter Potentialverlauf (55, 56)
mit einem zentralen Minimum (56) aus. Es ist für diese
Darstellung die Gleichspannung so ausgewählt, dass der kombinierte Potentialverlauf
(55, 56) nach außen gerade so eben stetig ansteigt.
Etwas außerhalb
des Stabsystems, an den Stellen (55), besteht ein Punkt,
in dem der Potentialgradient gerade Null ist, es bildet sich aber
kein Nebenminimum aus. Ionen, die auf Grund ihrer höheren Energie
zwischen den Stäben
entweichen, werden nach Abbremsung ihrer Energie durch ein Dämpfungsgas
wieder in den Innenraum zurückkehren.
-
Die 9C (unten
links) und 9D (unten rechts) zeigen den
gleichen Querschnitt wie 9B (oben
rechts), aber mit verschiedenen Gleichspannungen. Ist, wie in 9C,
die Gleichspannung zu klein (oder sind die Wände (50) und (51)
weiter weg), so bilden sich außerhalb
des Stabsystems im Potentialverlauf Nebenminima (58) aus;
die Ionen werden sich hier sammeln und eine Rückkehr in das Innere des Stabsystems
ist nicht möglich.
Die bisher in den 3, 4, 7,
und 8 gezeigten Ionenführungssysteme hatten jeweils
längs ihrer
Längsausdehnung
Bereiche, in denen eine Rückkehr
nicht möglich
war, weil sich dort Nebenminima ausbildeten.
-
Bei
höherer
Spannung, wie in 9D gezeigt, bildet sich der
Verlauf (61, 62) aus und die Nebenminima machen
einem kontinuierlich zu den Wänden
(50) und (51) hin ansteigenden Potential Platz.
Die Ionen aus dem Außenraum
müssen
bei Dämpfung
ihrer kinetischen Energie in das Innere des Stabsystems zurückkehren.
Für Ionenführungssysteme
mit parallelen Stäben
und einer Umhüllung mit
konstantem Querschnitt, wie beispielsweise in den 5 und 6 gezeigt,
läßt sich
dieser Zustand durch Wahl der Spannungen immer einstellen.
-
10 zeigt
nun ein Ionenführungssystem, bei
dem für
alle aus dem Stabsystem in den Außenraum entwichenen Ionen eine
Rückkehr
in den Innenraum des Stabsystems auch für ein konisches System erzwungen
wird. In diesem Fall ist ein konisch angeordnetes Hexapolsystem
(6) in einen gleichsinnig, aber steiler geöffneten äußeren Konus
(16) eingebettet. Trotz des enger werdenden äußeren Konus am
linken Ausgangsende (11) mit den Blenden (12, 13, 14)
ist hier der Durchgriff des Gleichspannungpotentials an Konus (16)
in das Innere des Hexapolsystems (6) hinein wegen der schneller
geringer werdenden Abstände
zwischen den Stäben
des Hexapolsystems (6) viel kleiner als am anderen Ende;
es besteht daher im Inneren ein Potentialgefälle auf den Ausgang (11)
zu und die Ionen im Inneren werden zur Ausgangsblende (12)
getrieben. Der Potentialabfall zur Blende (12) hin ist
hier etwa linear; die Ionen driften stetig auf den Ausgang zu. Hier
können
sie durch eine Spannung an der Blende (13) herausgezogen und
zu einem feinen Strahl (11) geformt werden. – Ionen
im rechten Teil des Außenraums
näher an
der Blende (9) werden durch das kombinierte Potential zwischen
den Stäben
des Stabsystems (6) hindurch in das Innere des Stabsystems
gelenkt, weil hier Potentialverhältnisse
ohne Nebenpotentialminimum herrschen, die etwa denen in 9D ähneln. Im
linken Teil des Außenraums,
nahe an der Blende (12), bilden sich dagegen außerhalb
des Stabsystems (6) rinnenförmige Potentialminima ähnlich denen
in 9C aus, in denen die Ionen aber wegen der konischen
Form der Hüllelektrode
zum rechten Teil den Außenraums
getrieben werden, bis sie zwischen den Stäben in das Innere eintreten
können.
Bei diesem Ionenführungssystem
gehen keine Ionen verloren, wenn sie – aus welchen Gründen auch
immer – aus dem
Inneren des Stabsystems (6) in den Außenraum geraten.
-
11 zeigt
eine Ausführungsform,
in der Ionen aus einem Gasstrahl, der durch eine Kapillare (27)
von einer Ionenquelle auf Atmosphärendruck hereingeführt wird,
herausgesiebt und als feiner Ionenstrahl (11) der massenspektrometrischen
Untersuchung zugeführt
werden. Das umhüllende
konische Elektrodensystem (17), das sich auf stark ionenabstoßendem Potential
befindet, besteht aus einer Vielzahl feiner Drähte, die das überschüssige Gas
(28) zu einer Vakuumpumpe praktisch unbehindert herauslassen.
Dieses umhüllende,
gitterförmige Elektrodensystem
ist ebenso konisch geformt wie das Hüllrohr in 10,
um die Ionen zwangsweise in das Innere des Stabhexapols zurückzuführen. Die Ionen,
die mit dem Gasstrahl durch die Kapillare (27) in das Ionenführungssystem
eintreten, werden sowohl durch das innere konische Hexapolstabsystem (6)
wie auch durch das äußere Elektrodensystem (17),
das sich auf ionenabstoßendem
Gleichspannungspotential befindet, regelrecht abgesiebt, in ihrer Bewegung
gedämpft,
in der Achse gesammelt, und aus dem Innenraum in Richtung auf die
Blenden (12), (13) und (14) herausgeschoben.
Für den
Aussiebeeffekt darf der Gasstrahl beim Durchtritt durch die Elektrodendrähte (17)
nicht mehr scharf gebündelt
sein, da er sonst die Ionen durch große Reibung auch gegen das Potential
der Elektroden mit sich fortreisst.
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In 12 sehen
wir eine endständige
Sammelstelle für
Ionen, die ganz anders arbeitet als die bisher gezeigten Ionenführungssysteme.
Die Ionen werden hier von rechts in das Stabsystem eingeschossen,
wobei die rechtsseitigen Einschussblenden nicht gezeigt sind. Am
linken Ende finden wir eine sperrende Stirnblende (12)
auf ionenabstoßendem
Potential. Damit die Ionen nicht einfach reflektiert, sondern vor
dieser Blende versammelt werden, befindet sich hier ein stabsystemumschließender Sammeltorus
(19) mit leicht trompetenförmiger Innenform. Dieser Torus
(19) befindet sich auf einem leicht ionenanziehenden Potential
und bewirkt, dass sich die Ionen in ihr, und zwar bevorzugt am Ende
vor der Blende (12) sammeln. Das Sammeln findet bei einem
ionenanziehenden Potential nicht in der Achse des Ionenführungssystems,
sondern näher
an den Polstäben
statt. Das Ausleeren dieses Ionenspei chers erfolgt durch die Blende
(13), wenn diese auf ein stark ionenanziehendes Potential
geschaltet wird. Dieses Potential erzeugt einen Felddurchgriff durch die
Blende (12) hindurch, wodurch die Ionen aus dem Sammelraum
gezogen werden. Die leicht trompetenförmige Innenform des Sammeltorus
(19) sorgt dafür, dass
auch die Ionen, die sich zunächst
etwas weiter von Blende (12) entfernt in der Sammelstelle
befinden, durch ein leichtes Potentialgefälle im Inneren des Ionenführungssystems
zur Blende (12) hin geführt
werden. Die Blende (14) dient zur weiteren Fokussierung
des herausgezogenen Ionenstrahls.
-
Bevorzugte Ausführungsformen
-
Das
einfachste System nach dieser Erfindung, aber durchaus ein sehr
gut brauchbares, besteht aus einem zentralen Stab in einem zylindrischen
Rohr. Am Stab liegt eine Hochfrequenzspannung, beispielsweise mit
200 Volt bei 5 Megahertz, die ein ionenabstoßendes Pseudopotential aufbaut. Das
Rohr trägt
ein ionenabstoßendes
Gleichspannungspotential von beispielsweise etwa zehn bis zwanzig
Volt, definiert gegen die Nullspannung der Hochfrequenz am Stab,
also die Spannung in der Mitte zwischen den beiden Spitzenspannungen
der sinusförmigen
Hochfrequenzspannung. Es bildet sich dann eine zylinderförmige Potentialmulde
aus kombiniertem Gleichspannungs- und Pseudopotential, in dem sich
die Ionen sammeln können.
Das Pseuopotential fällt
nach außen
mit 1/r2 ab, während das Gleichspannungspotential
nach außen
mit ln(r) zunimmt. Da die Stärke
des Pseudopotentials umgekehrt proportional zur Masse der Ionen
ist, befindet sich das Minimum der Potentialmulde für schwere
Ionen näher
am zentralen Stab als das Minimum für leichte Ionen. Ionen, die
mit nicht zu hoher Energie in das Ionenführungssystem eingeschossen
werden, können
wegen der abstoßenden
Hochfrequenz den Stab nicht erreichen, sie können aber auch wegen der abstoßenden Gleichspannung
die Rohrwand nicht erreichen. Es entstehen somit in diesem System
keinerlei Ionenverluste, auch nicht, wenn das System mit Dämpfungsgas
gefüllt
ist. Der anwendbare Druckbereich für Dämpfungsgase liegt hier etwa zwischen
0,01 und 100 Pascal, möglicherweise
sogar noch etwas höher.
-
Es
sei angemerkt, dass ein Ionenleitsystem aus einem Rohr mit einem
einzigen sehr dünnen,
in der Achse gespannten Draht bereits seit langer Zeit bekannt ist.
Der Draht ist dabei mit einem ionenanziehenden, das Rohr mit einem
ionenabstoßenden Gleichspannungspotential
versehen. Die eingeschossenen Ionen vollführen ellipsenförmig taumelnde
Bahnen (eine zweidimensionale Kegler-Bewegung) um den Draht und
behalten ihre Geschwindigkeit in Achserrichtung bei, bis sie wieder
aus dem Ionenleitsystem austreten. Wenn ihre ursprüngliche Richtung
beim Einschuss nicht zufällig
genau auf den Draht gerichtet war, werden sie den Draht nie berühren. Diese
Anordnung ist aber von der in dieser Erfindung sehr verschieden,
da sie nur unter sehr gutem Druck arbeitet. Sobald geschwindigkeitsdämpfende Stöße auftreten,
wird das Teilchen bald auf dem Draht landen. Eine Kühlung ist
also nicht möglich,
da der Draht keinerlei abstoßende
Wirkung ausübt:
im Gegenteil, in dieser Anordnung zieht er die Teilchen an. Die
Ionen werden dann beim Auftreffen auf den Draht entladen und somit
als Ionen vernichtet.
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Doch
zurück
zu dieser Erfindung. Befindet sich der mit einer Hochfrequenzspannung
beaufschlagte Stab nicht in der Achse des Rohrs, sondern einseitig
näher an
der Rohrwand, so bildet sich kein überall gleich tiefes Potentialminimum
um den Stab herum aus. Ein solches System ist in 1 wiedergegeben
(allerdings mit einer Umhüllung
durch ein konisches Rohr, dessen Wirkung weiter unten beschrieben
wird). Eine Verteilung des kombinierten Potentials aus Pseudopotential
und Gleichspannungspotential in einem Querschnitt durch das System
ist in 2 dargestellt. Die Potentialmulde (36) zwischen
Stab und dem nächstliegenden
Punkt der Rohrwand ist beträchtlich
höher als
das Potentialminimum (35) zwischen Stab und fernstliegenden Punkt. Über die
Länge des
Ionenführungssystems gesehen,
bildet sich daher ein fadenförmig
ausgedehntes Potentialminimum, das sich parallel zum Stab (1)
im Rohrinneren befindet. Wieder befinden sich schwerere Ionen näher am Stab
(1) als leichtere, so dass es nicht ganz leicht sein wird,
einen homogenen Ionenstrahl aus Ionen aller Massen zu erzeugen. Ohne
weiter auf Einzelheiten einzugehen, sei hier angemerkt, dass sich
die Massenseparation aber auch ausnutzen lässt.
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Ist
der Stab um die Achse des Rohrs gewendelt, so werden die Ionen im
Inneren der Wendel auf einem komplizierten Pfad gesammelt. Die Wendel darf
dabei nicht zu eng gewendelt sein, da der Durchgriff des äußeren Potentials
nicht abgeschnitten werden darf. Im Grenzfall eines zu einem zylindrischen Potential
geformten sehr engen Wendel herrscht im Inneren der Wendel kein
Feld mehr: eine Sammlung von Ionen ist nicht mehr möglich.
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Bei
zwei geraden, parallelen Stäben
in einem zylindrischen Rohr hängt
es von der Art der Beschickung mit der Hochfrequenzspannung und
von ihrem Abstand ab, wo sich die Ionen sammeln. Bei Verwendung
der gleichen Hochfrequenzphase für
beide Stäbe
sammeln sich die Ionen zwischen den beiden Stäben, wenn sich diese weit voneinander
entfernt befinden. Dabei gibt es jeweils zwei linear ausgedehnte Sammlungsorte
für Ionen
einer Masse, die beide in der Ebene durch die beiden Stäbe liegen. – Bei Verwendung
einer zweiphasigen Hochfrequenzspannung liegen die Sammlungsorte
für die
Ionen außerhalb
der Ebene durch die beiden Stäbe,
in einer Mittelebene zwischen den beiden Stäben, da der Stab-Dipol einen
ionenabstoßenden
Pseudopotentialwall zwischen den beiden Stäben aufbaut, der zwar von einem
Stab zum anderen durchhängt,
aber ein Potentialminimum zwischen den Stäben verhindert (wenn nicht
das äußere Gleichspannungspotential sehr
hoch ist).
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Auch
aus drei parallelen Stäben,
die mit einer Phase einer Hochfrequenzspannung beschickt werden,
lässt sich
ein Ionenführungssystem
nach dieser Erfindung aufbauen; ebenfalls aus drei Stäben, die
mit den drei Phasen einer Dreh-Hochfrequenzspannung versorgt werden.
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Zwei
doppelhelixartig gewendelte Stäbe (ähnlich wie
in 4) ergeben eine gute Sammlung von Ionen innerhalb
der Doppelhelix, wenn eine zweiphase Hochfrequenzspannung verwendet
wird.
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Besonders
interessant ist die Sammlung und Weiterleitung von Ionen in einem
Quadrupol-Stabsystem,
das erfindungsgemäß in einem
Gleichspannungspotential eingesperrt ist, da sich hier – je nach Wahl
von Hochfrequenz- und Gleichspannung – sehr günstige Verhältnisse für scharf ausgebildete Potentialmulden
in der Achse des Systems erreichen lassen. Die Stäbe sind
hier günstigerweise
abwechselnd an die beiden Phasen einer zweiphasigen Hochfrequenzspannung
angeschlossen, obwohl auch hier ein einphasiger Betrieb möglich ist.
Die scharf ausgebildeten Potentialmulden sind wiederum für die Bildung
von sehr feinen Ionenstrahlen aus gut gekühlten Ionen geeignet. Es lassen
sich so extreme kleine Phasenvolumina erreichen.
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Besonders überraschend
ist bei diesen Mehrstabsystemen der extrem geringe Ionenverlust bei
Fragmentierungen, wenn die richtige Mischung aus Gleichspannung
und Hochfrequenzspannung verwendet wird. Selbst bei Fragmentierungen
von eingeschossenen Ionen in Stoßgasen mit höherem Molekulargewicht
gehen außerordentlich
wenige Ionen verloren.
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In
klassischen Quadrupolsystemen, wie sie als Fragmentierungsquadrupol
in Dreifach-Quadrupolmassenspektrometern
(„triple
quads") eingesetzt werden,
können
Stoßgase
mit höherem
Molekulargewicht nicht eingesetzt werden. Zur Fragmentierung müssen die
Ionen mit einer Energie von etwa 100 Elektronenvolt eingeschossen
werden. Bei Stößen der
Ionen mit schweren Stoßgasmolekülen treten fast
immer stärkere
seitliche Ablenkungen der eingeschossenen Ionen auf, die so stark
sind, dass die abgelenkten Ionen – ob fragmentiert oder nicht – über die
relativ flachen Pseudopotentialbarrieren zwischen den Stäben hinweg
entweichen können.
Die Pseudopotentialbarrieren sind in klassischen Quadrupolsystemen
nur etwa 5 bis 10 Volt hoch und hängen insbesondere davon ab,
welche leichtesten Fragmentionen noch eingefangen werden sollen,
da sich die eingestellte Hochfrequenzspannung danach richtet. Die
Hochfrequenzspannung muss um so niedriger eingestellt werden, je
leichtere Fragmentionen noch eingefangen werden sollen; mit Erniedrigung
dieser Spannung wird aber auch der Pseudopotentialwall niedriger.
-
Diese
Barrieren zwischen den Stäben
sind nun bei dem erfindungsgemäßen Ionenführungssystem
mit Quadrupolstäben
im umgebenden, abstoßenden
Gleichfeld außerordentlich
viel höher.
Es sind bei gut gewählter
Gleichspannung (ähnlich
wie in 9D) gar keine Barrieren im eigentlichen
Sinne, da ihr Potential zur Rohrwand hin kontinuierlich ansteigt.
Ionen im Außenraum
des Stabsystems werden unausweichlich in den Innenraum des Stabsystems
zurückbefördert, da
sie weder das Rohr noch die Stäbe
mit ihren abstoßenden
Potentialen erreichen können.
Die einzigen Ionenverluste, die auftreten können, treten an mangelhaft
ausgebildeten Potentialdeckeln an den Stirnseiten der Ionenführungssysteme
durch die dort anzubringenden Blenden (9) und (12)
und ihre Potentiale auf.
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Stoßgase mit
höherem
Molekulargewicht führen
zu anderen Mechanismen von Fragmentierungen, die für bestimmte
Substanzklassen wesentlich vorteilhafter sind. Einige Substanzklassen,
wie beispielsweise Kunststoffpolymere, lassen sich nur durch schwerere
Stoßgase
fragmentieren. Auch die Immoniumionen bei der Fragmentierung von
Proteinen entstehen bevorzugt nur bei Verwendung schwererer Stoßgase. Die
Möglichkeit
zur Verwendung von Stoßgasen
mit schweren Molekulargewichten ist also ein starker Vorteil dieser
Erfindung.
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Im
Gegensatz zu Hochleistungs-Quadrupolfilter-Massenspektrometern,
bei denen hyperbolisch geformte Elektroden oder zumindest relativ
dicke Rundstäbe
verwendet werden, ist es für
Ionenführungssysteme
nach dieser Erfindung günstiger,
sehr dünne
Stäbe zu
benutzen, an die eine entsprechend 1/r2 höhere Hochfrequenzspannung
angelegt wird (vierfache Spannung bei halbem Radius). Die Verluste
an Ionen mit etwas höheren
Eintrittsenergien durch Stabberührungen
sind damit geringer. Günstig
sind beipielsweise Hochfrequenzspannungen von etwa 800 Volt bei
6 Megahertz an Stäben
von etwa 0,8 Millimeter Durchmesser. Es ist dann für Ionen
mäßiger Einschussenergie
(beispielsweise bis zu 50 oder 100 Elektronenvolt) überhaupt
nicht möglich,
diese Stäbe zu
erreichen (wenn ihr Masse-zu-Ladungsverhältnis oberhalb der Schwelle
liegt). Ist zudem noch der Rohrinnendurchmesser verhältnismäßig groß, so kann
auch an der umhüllenden
Elektrode eine relativ hohe Spannung von beispielsweise 200 Volt
angelegt werden, die es den Ionen unmöglich macht, die Rohrwand zu
erreichen. Ionen unterhalb einer relativ hohen Grenze ihrer kinetischen
Energie sind damit unausweichlich und verlustfrei eingesperrt; ganz
anders als bei klassischen Hochfrequenz-Multipol-Ionenleitsystemen. Durch den
Dämpfungsvorgang sammeln
sich die Ionen dann im Inneren des Quadrupolsystems, selbst wenn
sie in den Außenraum eingebracht
werden.
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Auch
die klassischen Formen der Ionenleitsysteme, die meist als Hexapol-
oder Oktopolsysteme ausgebildet sind, lassen sich nach dieser Erfindung
vorteilhaft in äußere Gleichspannungspotentiale
einbetten. Sie erhalten damit völlig
neue Eigenschaften. Auch hier werden die Potentialbarrieren zwischen
den Stäben
höher,
so dass geringere Hochfrequenzspannungen eingesetzt werden können, die wiederum
zu einem stabilen Einfangen und Weiterleiten von leichteren Ionen
führen.
Auch hier werden bei geschickter Ausbildung des Ionenführungssystems Ionen
aus dem Außenraum
wieder in den Innenraum des Stabsystems zurückgeführt.
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Jedes
klassische Multipolsystem ohne umgebendes Gleichfeld besitzt eine
untere Massenschwelle für
das stabile Halten der Ionen innerhalb des Stabsystems (richtiger
ausgedrückt:
eine Schwelle für
das Verhältnis
aus Masse zu Ladung). Ionen unterhalb dieser Schwelle werden aus
dem System ausgetrieben. Diese untere Massenschwelle wird in dem
erfindungsgemäßen System
nach unten geschoben.
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Ein
weiterer Vorteil für
die Einhüllung
der Multipol-Stabsysteme in ein äußeres Potential
ist auch hier die Ausbildung schärferer
Potentialminima im Inneren, die eine bessere Verkleinerung des Phasenvolumens
durch Kühlung
in einem Dämpfungsgas
bewirken.
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Die
Sammlung der Ionen wird nicht unbedingt in der Achse des Systems
erfolgen. Je nach Wahl der Hochfrequenz- und Gleichspannung relativ zueinander
kann eine Sammlung in der Achse oder eine Sammlung in fadenförmigen Potentialmulden längs der
Stäbe bewirkt
werden.
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Auch
bei diesen erfindungsgemäßen Ionenführungssystemen
mit Hexapol- oder Oktopolstabsystemen im Inneren können die
Ionen unausweichlich und verlustfrei eingesperrt werden, wenn sie nicht
genügend
Energie haben, um die umhüllende Elektrode
oder die hochfre quenzbewehrten Stäbe zu erreichen. Die Stirnseiten
müssen
dabei durch Blenden (9) und (12) so versperrt
sein, dass sie auch hier nicht entweichen können, und die Gleichspannung muss
so hoch gewählt
sein, dass sich keine Nebenminima außerhalb des Stabsystems bilden
(siehe dazu 9A bis 9D). Der
einzige Ausgang ist dann die Lochblende (12) an der Ausgangsstirnseite.
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Einer
der interessantesten Aspekte dieser Erfindung ist jedoch, dass sich
durch die Einbettung des Stabsystems in ein geschickt geformtes äußeres Gleichspannungspotential
Potentialgradienten längs der
Achse erzeugen lassen, mit denen die Ionen in Achsenrichtung angetrieben
und verschoben werden können.
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Ein
solcher Potentialgradient längs
der Achse des Ionenführungssystems
kann dem Stand der Technik entsprechend durch einen Abfall des äußeren Gleichspannungspotentials
längs der
Achse des einhüllenden
Rohrs erzeugt werden (5 und 6), aber
auch durch veränderliche
Entfernungen zwischen der äußeren Elektrode
für das
Gleichspannungspotential und dem hochfrequenzbeaufschlagten Stabsystem,
wie sie durch konische, trompetenförmige oder kelchförmige Ausführungen
der umhüllenden
Elektroden bewirkt werden (1, 3, 4, 7, 10 und 11). Schließlich kann
bei Multipolsystemen auch durch eine konische Form der Stäbe oder
durch eine konische Anordnung der Stäbe (8, 10 und 11)
der Durchgriff längs
der Achse in das Innere der Stabsysteme hinein abnehmen oder zunehmen.
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Ein
sehr einfacher Fall eines Vorwärtstransports
der Ionen in einem Ionenführungssystem
nach dieser Erfindung ist in 1 mit einem
exzentrischen Stab (1) in einem konischen Rohr (16)
wiedergegeben. Die konische Form der einhüllenden Elektrode (16)
bewirkt einen längsgerichteten
Potentialgradienten in den querschnittlichen Potentialminima: es
bildet sich eine fadenförmige
Potentialrinne längs des
Stabes durch die Länge
des Rohrs. Der Potentialgradient treibt die Ionen in der Potentialrinne
auf den Ausgang an Blende (12) zu.
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Bei
Mehrstabsystemen kann ein solches Potentialgefälle im Inneren nur durch Potentialdurchgriffe
durch die Lücken
zwischen den Stäben
erzeugt werden.
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Wenn
bei einem Mehrstabsystem der Durchgriff des äußeren Gleichfeldes in das Innere
des Stabsystems eine längs
der Achse variierende Durchgriffsfeldstärke hat, wird ein Gefälle des
Potentials in der Achse des Systems und damit ein axialer Vortrieb
der Ionen erzeugt. Dieser Potentialgradient in der Achse des Ionenführungssystems
kann benutzt werden, um die Ionen an bestimmten Orten zu sammeln
oder längs
der Achse zu bewegen.
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Damit
wird es beispielsweise möglich,
die in Dämpfungsgasen
fragmentierten oder gekühlten
Ionen schonend, aber zwangsweise, in der Achse des Systems in einem
schwachen, aber stetigen Potentialgefälle zum Ausgang des Stabsystems
zu führen und
so zu einem sehr feinen Strahl praktisch monoenergetischer Ionen
zu formen. Diese Erzeugung eines praktisch monoenergetischen Strahls
sehr geringen Querschnitts nennen wir hier „Strahlkonditionierung". Ein so konditionierter
Strahl hat ein außerordentlich
geringes Phasenvolumen. Dieser Strahl ist deswegen günstig, weil
er in nachfolgende Massenspektrometer, die nur einen geringen Phasenraumakzeptanzquerschnitt
haben, ohne Verluste eingeführt
werden kann. Mit dieser Maßnahme
steigen Empfindlichkeit und Nachweisvermögen der Massenspektrometer
wegen der besseren Ausnutzung der vorhandenen Ionen an. Es kann
aber durch eine gute Konditionierung der Ionen auch das Massenauflösungsvermögen verbessert
werden, beispielsweise bei Flugzeitmassenspektrometern mit orthogonalem Ioneneinschuss.
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Ein
Gradient des äußeren Gleichspannungspotentials
längs der äußeren Elektrode
kann beispielsweise durch eine stromdurchflossene Widerstandsschicht
auf einer sonst isolierenden, rohrförmigen Elektrode oder durch
eine rohrförmige
Elektrode aus Widerstandsmaterial (20) erzeugt werden,
wie sie in 5 für die Umhüllung – eines Quadrupol-Stabsystems
mit den Stabpaaren (3) und (4) dargestellt ist.
Auch eine Bewicklung eines isolierenden Rohrs außen oder besser innen mit einer
Spule aus Widerstandsdraht kann verwendet werden. Dabei können, wie
in 5 gezeigt, durch Abgriffe (22), (23),
(24) und (25) einzelne Abschnitte gebildet werden,
in denen verschiedene Potentialgradienten eingestellt werden können. So
kann man beispielsweise einen länglichen
Ionensammelraum zwischen den Abgriffen (23) und (24)
bilden, der zwischen zwei Abschnitte mit rücktreibenden Potentialgradienten
eingefügt
ist. Eine solche Potentialverteilung für eine Ionensammlung in der
Mitte des Ionenführungssystems
ist als Verlauf (37) im unteren Teil der 5 wiedergegeben.
Durch Schalten der Spannungen an den Abgriffen (22), (23),
(24) und (25) kann dann eine aktive Leerung dieses
Sammelraums zum Ende des Ionenführungssystems
hin bewirkt werden, wobei beispielsweise ein Potentialvelauf (38)
erzeugt werden kann. Am Ende des Ionenführungssystems kann eine Ziehlinse
aus den Blenden (12), (13) und (14) einen
Ionenstrahl gewünschter
Form bilden.
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Es
kann aber auch die Sammlung im endständigen Bereich zwischen den
Abgriffen (24) und (25) erfolgen, wobei der Ausgang
der Ionen durch eine schaltbare Ziehlinse aus den Blenden (12),
(13) und (14) während des Sammelzeit versperrt
wird. In der Leerungsphase wird die Ziehlinse auf Sog und gleichzeit
ein Potentialgefälle
im Quadrupol-Stabsystem in Richtung Ausgang geschaltet.
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Das
Quadrupolsystem in 5 kann aber auch für eine Selektion
von Ionen verwendet werden, also für eine Auswahl gewünschter
Elternionen, die beispielsweise in einem nachfolgenden Ionenführungssystem
oder einem nachfolgendem Massenspektrometer zu Tochterionen fragmentiert
werden sollen. Die Selektion kann dabei durch resonantes Auswerfen
quer zu den Stäben
geschehen, indem der Hochfrequenzspannung an den Stäben entsprechende
Resonanzspannungen, beispielsweise an zwei gegenüberliegenden Stäben oder
an den gegenüberliegendenden
Stabpaaren (3) und (4), überlagert werden. Es kann aber
auch – wie
bei normalem Betrieb von Quadrupolfiltern – den beiden Hochfrequenzphasen
an den Stäben
je eine positive und eine negative Gleichspannung so überlagert
werden, das nur die gewünschten
Ionen stabil im Stabsystem gehalten werden. Damit die scharf selektierende
Wirkung eines solchen Quadrupolsystems voll zur Wirkung kommt, kann
während
der Selektionszeit das Potential an der umhüllenden Elektrode auf Null
gesetzt werden. Das Wiedereinschalten des äußeren Potentials führt zur
erneuten, schnellen Dämpfung der
durch die Selektion angeregten, selektierten Ionen. – In ähnlicher
Weise kann auch in höheren
Multipolen selektiert werden, wobei nicht ganz die gleiche Selektionsschärfe erreicht
wird.
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Es
ist jedoch auch möglich,
die Ionen aus einem solchen Ionensammelraum in einem Quadrupol-,
Hexapol- oder Oktopolsystem durch Pulsspannungen an den Stäben quer
zum Ionenführungssystem
und durch einen Schlitz in der umhüllenden Elektrode hindurch
auszupulsen, ähnlich
wie es für
ein klassisches Multipol-Ionenleitsystem in der Patentschrift
US 5,763,878 A (J.
Franzen) beschrieben ist. Das umhüllende Elektrodensystem kann
dabei ein zylindrisches Rohr mit Schlitz, besser aber eine ein- oder
mehrteilige quadratische oder rechteckige Umhüllung sein. Eine quadratische
Umhüllung
(
21) für ein
solches System zur Querauspulsung durch einen Schlitz (
26)
ist in
6 wiedergegeben. Eine solche Auspulsung kann mit
zusätzlicher
Ortsfokussierung geschehen; der bandförmige Ionenstrahl ist besonders
für ein
Flugzeitmassenpektrometer geeignet. Das Auspulsen kann durch Längsteilungen
des umhüllenden
Rohres und die Zuführung
entsprechender Pulsspannungen zu den einzelnen Elektroden noch erleichtert
werden.
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Ein
Potentialgradient längs
der Achse eines Multipolsystems aus parallelen Stäben (5)
kann aber auch durch ein äußeres Rohr
(16) erreicht werden, das eine konische Form besitzt, wie
in 3 gezeigt. Der vergrößerte Abstand zwischen Rohr
(16) und Stabsystem (5) an einem Ende führt zu einem dort
verringerten Durchgriff des Feldes in das Stabsystem hinein, damit
ist auch dort das Achsenpotential verringert. Die Ionen laufen somit
auf das Ende des Stabsystems mit den Blenden (12), (13)
und (14) zu, das sich am weiten Teil des Konus (16)
befindet. Macht man den Potentialgradienten in der Achse genügend klein,
und bremst man die Bewegung der Ionen durch ein Dämpfungsgas
aus, so erhält
man Ionen mit fast nur thermischer Energiestreuung. Daraus lässt sich
ein praktisch monoenergetischer Strahl (11) von Ionen formen.
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Mit
Formen des äußeren Rohres
(18), das sich nicht wie in 3 einfach
konisch, sondern wie in 7 trompetenförmig (oder nicht gezeigt kelchförmig) öffnet, lassen
sich beliebige Potentialgradientenprofile längs des Ionenführungssystems
erzeugen. Unter einer kelchförmigen Öffnung wird
hier eine Form verstanden, die sich zunächst stärker konusförmig öffnet, dann aber zunehmend
sich einer zylindrischen Form nähert.
Auch eine Verbindung eines konischen Rohrs mit einem zylindrischen
Rohr ist möglich.
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Es
können
natürlich
auch an sich parallel geführte,
aber jeweils konisch geformte Stäbe
in einem Rohr verwendet werden, um den Felddurchgriff längs des
Ionenführungssystems
zu verändern.
Die konisch geformten Stäbe
haben einseitig größere Zwischenräume zwischen
den Stäben
und somit einen anderen Durchgriff. Hier besitzen die Stäbe verschiedene
Obergrenzen für
das Pseudopotential, die es zu beachten gilt.
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Durch
ihre einfache Herstellbarkeit sind Multipolstabsystem mit konisch
angeordneten Stäben
(6) in einem einfach herzustellenden, zylindrischen Rohr (15)
nach 8 von besonde rem Interesse. Die Stäbe des Hexapolsystems
(6) sind in gleichmäßigen Abständen voneinander
auf der gedachten Mantelfläche
eines Kegelstumpfes angeordnet. Auch hier ändert sich der Durchgriff des äußeren Feldes
längs des
Ionenführungssystems,
weil sich an einem Ende die Stäbe
weiter voneinander spreizen und größere Öffnungen lassen, die das hier
auch noch wegen des geringeren Abstandes erhöhte äußere Feld besser durchgreifen
lassen. Das Achsenpotential verringert sich also hier zum engeren
Ende des konisch angeordneten Stabsystems, und die Ionen bewegen
sich zur Blende (12) an diesem engeren Ende hin. Die Sammlung
und Führung
der Ionen kann je nach der Ausbildung des Systems in der Achse liegen
oder in fadenförmigen
Potentialmulden längs
der Stäbe.
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Besonders überraschend
ist es, dass in diesem konisch angeordneten Stabsystem nach Abbilduing 8 mit äußerem Gleichspannungsfeld
oszillierende Ionen zum Eingang des Systems, also zur größeren Öffnung des
konischen Stabsystems nahe der Blende (9), zurückgetrieben
werden, während
erfolgreich gedämpfte
Ionen in den Potentialrinnen zum Ausgang (11) durch Blende
(12) bewegt werden. Durch entsprechende Wahl der Spannungen
ist es möglich,
die Potentialrinnen am Ausgang in der Achse des Systems zu vereinigen.
Das Rücktreiben
der Ionen wird durch die konische Anordnung der Stäbe (6)
bewirkt, die bei der Reflexion der Teilchen immer eine Bewegungskomponete
in Richtung Eingang beisteuern. Es lässt sich damit ein wohlkonditionierter Strahl
von Ionen mit extrem kleinem Phasenvolumen erzeugen. Solange die
Ionen noch radial oszillieren, werden sie zum Eingang des Ionenführungssystems zurückgetrieben,
das sie aber wegen der dort normalerweise verwendeten Gleichspannungspotentialbarriere
an Blende (9) nicht verlassen können. Erst wenn ihre radialen
Oszillationen fast vollständig
gedämpft sind,
werden sie in der Achse des Systems auf den Ausgang durch Blende
(12) hindurch zugetrieben.
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Ein
solches Ionenführungssystem
nach 8 mit konisch angeordneten Stäben (6) in einem zylindrischen
Rohr (15) hat aber auch Nachteile. Die Ionen müssen dabei
innerhalb des Stabsystems (6) gehalten werden, da sie sonst
verloren gehen können.
Ionen, die in den Raum außerhalb
des Stabsystems (6) geraten, werden durch das Pseudopotential
der konisch angeordneten Stäbe
in Richtung auf die enge Seite des Konus zur Blende (12)
getrieben. Hier herrschen aber im Querschnitt durch das System Verhältnisse
des kombinierten Potentials, wie sie in 9C gezeigt
sind: es bilden sich Nebenminima außerhalb des Stabsystems (6)
aus, die eine Rückkehr
der Ionen in das Innere des Stabsystems (6) verhindern.
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10 zeigt
eine Anordnung für
ein Ionenführungssystem
nach dieser Erfindung, das diese Nachteile nicht hat. Es handelt
sich um ein konisch angeordnetes Hexapol-Stabsystem (6)
in einem gleichsinnig, aber steiler konisch geformten Rohr (16).
Diese Anordnung ist bei geeignet gewähltem Verhältnis von Hochfrequenz- und
Gleichspannung in der Lage, alle in den Außenraum gelangten Ionen wieder
zwangsweise zurückzuführen, wenn
sie erst durch das Dämpfungsgas
genügend
gedämpft
sind.
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Trotz
des enger werdenden äußeren Konus am
linken Ausgangsende zur Blende (12) ist hier der Durchgriff
des Gleichspannungpotentials an Konus (16) in das Innere
des Hexapolsystems (6) hinein wegen der schneller geringer
werden den Abstände
zwischen den Stäben
(6) viel kleiner als am anderen Ende. Es besteht daher
im Inneren ein Potentialgefälle auf
die Ausgangsblende (12) zu. Der Potentialabfall zur Blende
(12) hin ist (im Gegensatz zur Ausführungsform nach 8)
hier etwa linear; die Ionen driften stetig auf den Ausgang zu. Hier
können
sie durch eine Spannung an der Blende (13) herausgezogen
und zu einem feinen Strahl (11) geformt werden.
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Ionen
im rechten Teil des Außenraums
näher an
der Blende (9) werden durch das kombinierte Potential zwischen
den Stäben
(6) hindurch in das Innere des Stabsystems gelenkt, weil
hier Potentialverhältnisse
ohne äußere Nebenpotentialminima
herrschen, die etwa denen in 9D ähneln. Im
linken Teil des Außenraums,
nahe an der Blende (12), bilden sich dagegen außerhalb
des Stabsystems Nebenpotentialminima ähnlich denen in 9C aus.
In diesen herrscht aber wegen der konischen Form der Hüllelektrode
ein Potentialgefälle
zum rechten Teil den Außenraums
hin. Die gedämpften
Ionen werden also in diesen Potentialrinnen in Richtung Eingang des
Ionenführungssystems
getrieben, bis sie zwischen den Stäben (6) in das Innere
eintreten können. Bei
diesem Ionenführungssystem
gehen keine Ionen verloren, wenn sie – aus welchen Gründen auch
immer – in
den Außenraum
geraten.
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Diese
Anordnung nach 10 eignet sich besonders auch
zur Fraktionierung durch ein Stoßgas. Der Ionenstrahl (10)
wird mit höherer
Energie eingeschossen, die Ionen im Stoßgas fraktioniert und abgebremst.
Selbst schnelle und somit energiereiche Ionen können in einer solchen Stoßzelle bis
auf thermische Energien abgebremst werden. Dadurch wird eine hohe
Ausbeute an Fragmentionen erzielt, die mit geringerer Abbremsung
nicht erzielt werden kann. Das Ionenfürungssystem muss dazu mit Stoßgas gefüllt werden,
wobei ein günstiger
Druck zwischen etwa 1 bis 100 Pascal liegt. Die geschlossene Umhüllung (16)
erleichtert das Einbringen von Stoßgas. Es können insbesondere auch Stoßgase mit
schwererem Molekulargewicht als Stickstoff oder Helium oder Mischungen
aus schweren und leichten Stoßgasen verwendet
werden. Durch schwere Stoßgase
wie beispielsweise Argon, Xenon oder Krypton finden zwar häufige seitliche
Ablenkungen der eingeschossenen Ionen statt, aber die Ionen können aus
dem System nicht entweichen, solange ihre Energie nicht ausreicht,
die Rohrwand (16) oder die ionenabweisenden Stäbe des Stabsystems
(6) zu erreichen. Sie werden, wie oben beschrieben, aus
dem Außenraum des
Stabsystems (6) immer wieder in das Innere des Stabsystems
zurückgeführt. Ihre
Bewegung wird auf thermische Energien gedämpft; die Ionen werden dann
zum Ausgang (11) des Systems transportiert. Diese Ausführungsform
ist daher für
Fragmentierungen, aber auch für
das primäre
Einfangen von Ionen optimal. Sie liefert einen kontinuierlichen
Ionenstrom zur Blende (12).
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Die
beschriebenen Ausführungsformen
sind aber auch kombinierbar. Selbstverständlich ist es möglich, konische
Stabsysteme, konische Rohre oder Potentialgradienten durch stromdurchflossenes Widerstandsmaterial
der Rohre in verschiedenen Kombinationen miteinander zu verbinden,
um zu besonders günstigen
oder günstig
schaltbaren Systemen zu kommen.
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Zweckmäßigerweise,
aber nicht zwingend, sind die umfassenden Elektrodenkörper axialsymmetrisch
geformt und symmetrisch zur Achse des Ionenführungssystems ausgerichtet.
Der Elektrodenkörper braucht
nicht aus einem Stück
gefertigt zu sein, es können
zusammengesetzte Formen verwendet werden. Das konische Gitter des
umhüllenden
Elektrodensystems (17) in 11 ist
ein Beispiel. Es kann aber auch als umhüllendes System ein Elektrodensystem
aus koaxial angeordneten Ringen verwendet werden, an denen verschiedene
Gleichspannungen liegen. Die Umfassung muss nicht vollständig sein, es
genügt,
wenn ein wesentlicher Teil des Umfangs oder der Länge umfasst
ist, wie das beispielsweise in 7 für die trompetenförmige Umhüllung (18)
oder in 12 für den Sammeltorus (19)
gezeigt ist.
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Eine
mit abstoßendem
Potential beschaltete Ringblende (beispielsweise die Blende (12)
am Ausgang der verschiedenen gezeigten Anordnungen) vor der Stirn
des Ionenführungssystems
verhindert das ungebremste Austreten der Ionen und bildet so die
Basis für
eine Sammlung der Ionen vor dem Ausgang. Eine weitere parallele
Ringblende (13) kann mit ihrem Felddurchgriff durch die
erste Ringblende (12) die Ionen aus dem Sammelraum herausziehen, und
eine weitere Blende (14) kann sie zu einem sehr feinen
Ionenstrahl gewünschter
kinetischer Energie formen, beispielsweise, um die Ionen in den
Pulser eines orthogonalen Flugzeitmassenspektrometers, in ein anschließendes Quadrupolfilter
oder in eine Ionenfalle einzuschießen. Das Potential an der herausziehenden
Ringblende (13) kann schaltbar sein, um einem Fülltakt eines
getakteten Massenspektrometers wie einem Ionenfallenmassenspektrometer
oder einem orthogonalen Flugzeitmassenspektrometer zu entsprechen.
Das Potentialgefälle
im Stabsystem vor der Blende (12) ergibt dann bei ionenabstoßendem Potential
an der Blende (13) eine zunehmende Ansammlung der Ionen
vor Blende (12).
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Die
umhüllende
Elektrode von Multipol-Stabsystemen kann in einigen Fällen sogar
ein ionenanziehendes Potential besitzen. Es werden dann die Pseudopotentialbarrieren
des Stabsystems geschwächt.
Die Ionen sammeln sich dann nicht mehr in der Achse des Ionenführungssystems,
sondern in Potentialmulden näher
an den Stäben.
Durch stirnseitiges Absaugen können
Ionenstrahlen erzeugt werden, die aus einzelnen divergenten Stromfäden bestehen.
Mit solchen Systemen wird beispielsweise die Befüllung von Hochfrequenz-Quadrupolionenfallen
erleichtert.
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Eine
ungewöhnliche
Ausführungsform
mit einer ionenanziehenden Umhüllung
ist in 12 wiedergegeben. Diese Ausführungsform
dient beispielsweise der Sammlung von Ionen für die getaktete Einfädelung in
die Quadrupolzelle eines Ionenfallenmassenspektrometers. Das Ionenführungssystem
(5) ist hier als Hexapol ausgeführt, es kann sich aber auch mindestens
ebenso günstig
um ein Oktopolsystem handeln. Die Ionen werden hier durch eine nicht
gezeigte Ionenoptik mit niedriger Energie von rechts her in das
Ionenführungssystem
(5) eingeschossen, wobei sich im Ionenleitsystem noch ein
Stickstoffdruck von 10–2 Pascal befindet, der
von den differentiellen Pumpstufen her stammt. Dieser Stickstoffdruck dämpft die
Bewegung der Ionen, allerdings nur geringfügig, so dass sie aus eigenem
Schwung bis an das linke Ende des Ionenleitsystems gelangen können. Dort
treffen sie auf ein leicht abfallendes Potential durch das Potential
des umgebenden Hohlkörpers
(19), der in diesem Fall auf ein ionenanziehendes Potential
gebracht wurde. Am Ende des Ionenführungssystems erleben die Ionen
eine Reflexion an der Blende (12), die sich auf ionenabstoßendem Potential
befindet. Die Reflexion, die wegen der Potentialverzerrung im Loch
der Blende im Allgemeinen nicht genau achsenparallel sondern richtungsstreuend
wirkt, führt
in Zusammenhang mit der leicht konischen Ausbildung des Hohlkörpers (19)
zu einer Sammlung der Ionen im Raum vor der Blende (12). Die
leicht trompetenförmige
Ausformung des Hohlkörpers
(19) bewirkt, dass die Ionen einem ständigen, leichten Vortrieb in
Richtung auf die Blende (12) ausgesetzt sind. Anfänglich haben
sie ihre kinetische Energie in Achserrichtung in Oszillationen quer
zur Achse umgewandelt, doch wird diese durch das Dämpfungsgas
langsam ausgebremst. Es bildet sich eine Ionenwolke, deren Ausdehnung
durch die Coulombsche Abstoßung
einerseits, und andererseits durch die zentripetalen Pseudokräfte des
Stabsystems (5), durch die abstoßende Wirkung der Blende (12)
und durch die schiebende Wirkung des Durchgriffspotentials des Hohlkörpers (19)
bestimmt wird. Die Ionen sammeln sich dabei nicht streng in der Achse
des Stabsystems, sondern auf einem Zylinder näher an den Polstäben. Es
entsteht durch das Herausziehen durch Blende (12) kein
nadelförmiger, sondern
ein leicht trichterförmiger
Strahl, was für
den Einfang in einer Quadrupol-Hochfrequenzionenfalle günstig ist.
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Die
Ionen dieser Wolke können
dann durch Schalten des Potentials an der Blende (13) herausgezogen
werden. Wird an die Blende (13) ein stark ionenanziehendes
Potential gelegt, so entsteht ein Felddurchgriff durch die Öffnung der
Blende (12) hindurch bis in die Ionenwolke hinein. Dieser
Felddurchgriff saugt Ionen aus der Wolke heraus und fädelt sie durch
die Öffnungen
in den Blenden (12), (13) und (14) hindurch
in den massenspektrometrischen Separator, hier also ein Ionenfallenmassenspektrometer
hinein. Die Lochblende (14) dient zur weiteren Formung
des Ionenstrahls. Die Lochblenden (12), (13) und
(14) bilden eine so genannte Ziehlinse, die auch bei den
anderen Formen der Ionenführungssysteme
in günstiger
Weise eingesetzt werden kann.
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Eine
Ziehlinse ist eine ionenoptische Linse, die den Ionen gleichzeitig
mit einer Fokussierung (oder Defokussierung) auch eine Beschleunigung
erteilt. Beide Seiten der Linse befinden sich also auf verschiedenen
Potentialen. Das steht im Gegensatz zu einer so genannten Einzellinse,
die nur eine fokussierende (oder defokussierende) Wirkung, aber
keine Beschleunigung ausübt.
Ziehlinsen und Einzellinsen bestehen in der Regel aus konzentrischen
Lochblenden. Ein Ziehlinsensystem ist ein System aus ionenoptischen
Linsen, in das mindestens eine Ziehlinse integriert ist; damit lässt sich
ein kleinflächiger
Ursprungsort energiehomogener Ionen in einen noch kleinflächigeren
Bildort (im Ionenfokus) mit engem Fokuswinkel abbilden oder auch
in einen Parallelstrahl engen Querschnitts verwandeln.
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Eine
Ziehlinse kann die Ionen aus dem Ionenführungssystem besonders gut
herausziehen, wenn das Potential der zweiten Lochblende (13) durch
das Loch der ersten Lochblende (12) hindurch in das Ionenführungssystem
hineingreift. Die erste Lochblende (12) befindet sich dabei
einem leicht abstoßenden
Potential gegenüber
dem Achsenpotential der Ionenleitvorrichtung. Die Ziehlinse kann
durch Schalten des Potentials an der Blende (13) schaltbar gemacht
werden.
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Insbesondere
für Ionenfallenmassenspektrometer,
die nur etwa alle 200 Millisekunden mit Ionen gefüllt werden
müssen,
eignet sich auch ein Ionenführungssystem
in der Ausführungsform
nach 5. Hier können
durch Schalten der Potentiale an den Abgriffen (22), (23),
(24) und (25) Ionenwolken zunächst gesammelt und dann durch
das Ionenführungssystem
geschoben werden. Wie oben geschildert, können dabei die Ionen auch schon
vorausgewählt
sein.
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Ionenfallenmassenspektrometer
können
beispielsweise für
die Aufnahme von Enkelionenspektren verwendet werden, also für die Spektren
der Fragmente von Tochterionen, die wiederum als Fragmentionen von
ausgewählten
Elternionen erhalten werden. Diese Prozedur kann in Ionenfallen
automatisch ausgeführt
werden, dauert aber etwa 400 Millisekunden für Füllen, erste Selektion, erste
Fragmentation, zweite Selektion, zweite Fragmentation und Aufnahme
des Spektrums. Unter Verwendung einer Selektion in einem ersten
Ionenführungssystem
nach dieser Erfindung, und Fragmentierung mit anschließender Selektion
in einem zweiten Ionenführungssystem,
das etwa dem in 5 gleicht und aus dem die selektierten
Tochterionen in das Ionenfallenmassenspektrometer überführt werden,
kann die Gesamtzeit auf etwa 200 Millisekunden reduziert werden.
Da für
ein gut auswertbares Summenspektrum etwa fünf Einzelspektren addiert werden
müssen, wird
die Gesamtzeit von zwei Sekunden auf eine Sekunde verringert: eine
wesentlich bessere Anpassung an die Peakbreiten einer vorgeschalteten
Chromatographie.
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Die
Spannungen, die bei der vorliegenden Erfindung an die umfassenden
Körper
angelegt werden müssen,
richten sich nach dem Durchmesser des Ionenleitsystems, dem Durchmesser
der Stäbe (und
damit den Zwischenräumen
für den
Durchgriff) und dem Abstand zwischen Ionenleitsystem und umfassenden
Körper.
Die Spannungen sind aber nicht sehr groß, eher überraschend klein. Für ein Oktopol mit
vier Millimeter Innendurchmesser und 0,8 Millimeter Stabdurchmesser,
an das eine Hochfrequenz von 2,5 Megahertz mit etwa 150 Volt angelegt
ist, genügt eine
Spannung von etwa 20 Volt, um wie in 5 einen
Ionenspeicher zu verwirklichen. Mit einem Konus (16) nach 3,
an dem eine Spannung von nur 20 Volt liegt, lässt sich eine Potentialdifferenz
längs der Achse
von ein bis zwei Volt aufbauen. Diese reicht aus, um die Ionen durch
Dämpfungsgas
hindurch sachte zum Ausgang zu führen,
ohne ihnen durch die Beschleunigung eine größere kinetische Energie zukommen
zu lassen.
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Es
ist zu beachten, dass ein ionenanziehendes Potential eine obere
Abschneidegrenze für
die Massen der gespeicherten Ionen ausbildet, was für einige
Sorten von Massenspektrometern günstig ausgenutzt
werden kann. Ionen mit Massen schwerer als die obere Abschneidegrenze
verlassen das Ionenleitsystem, weil sie nicht mehr zurückgehalten werden
können.
(Genauer: die Abschneidegrenze existiert für das Verhältnis von Masse zu Ladung,
wie immer in der Massenspektrometrie). Es ist auf jeden Fall experimentell
auszuprobieren, welche Spannun gen in Frage kommen. Wenn hier von „Spannungen" die Rede ist, so
beziehen sie sich immer auf das Achsenpotential des Ionenleitsystems,
also auf den Nullpunkt der Wechselspannung an den Polstäben.
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Für ein ionenabstoßendes Potential
am umfassenden Körper
existiert keine obere Abschneidegrenze für Ionen großer Massen, ein eingeschlossenes
Stabsystem hat aber die bekannte Abschneidegrenze für leichte
Ionen, die auch durch ein ionenabstoßendes Potential an der umhüllenden
Elektrode nicht beseitigt wird. Die leichten Ionen gehen allmählich verloren,
weil sie die Stäbe
des Stabsystems zu erreichen vermögen, auch wenn sie nicht die äußeren Elektroden
erreichen können.
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Der
Aufbau der Stabsysteme für
Ionenführungssysteme
kann sehr verschieden sein. Es haben sich beispielsweise hartgezogene
Edelstahldrähte bewährt, die
in eingeschliffene Rundnuten im Innenraum von Keramikrundblenden
weich eingelötet
sind. Die Edelstahldrähte
können
beispielsweise vergoldet sein; die Nuten waren vorher mit Metall
bedampft. Auch Kunststoffrundblenden mit Innennuten und einfaches
Kleben haben sich bewährt.
Kontaktdrähte lassen
sich durch Punktschweißen
anpunkten.
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Besonders
bequem ist die Fassung der Stäbe
in stirnseitig an den umhüllenden
Elektroden angebrachten elektronischen Platinen, die auch gleichzeitig
für die
Spannungszuführung
sorgen können. Die
Platinen können
zur Seite des Stabsystems hin mit metallischen Schichten belegt
sein, die das ionenabstoßende
Potential am Stabende liefern. Sie können daher die Funktion der
Blende (12) übernehmen.
Es können
hier sogar konzentrische Ringe mit Potentialstufen als Belegungen
der Platinen verwendet werden. Die konzentrischen Ringe können Ionenverluste
mindern, da sie einen allmählichen Übergang
vom leicht abstoßenden
Potential der Blende (12) zum stärker abstoßenden Potential der umhüllenden
Elektrode bilden können.
Mehrschichtige Platinen erlauben eine Zuführung der Spannungen für Stäbe und aufgebrachten
metallischen Blenden im Inneren der Platine, so dass auch die Rückseite
metallisch belegt werden kann. Die Platinen können direkt auf die umhüllenden
Rohre aufgeklebt oder sonst befestigt sein und die Zuführungen
aller Potentiale sowohl für
die Stäbe,
die umhüllende
Elektrode als auch für
die Blenden (9) und (12) zusammenfassen. Ein solches
festgefügtes
Ionenführungssystem mit
geschlossenem äußeren Rohr
schützt
gleichzeitig auch das innenliegende Stabsystem vor mechanischen
Beschädigungen.
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Ionenleitsysteme
aus Ringen, wie sie eingangs als ein Stand der Technik beschrieben
wurden, eignen sich nicht gut als innere Stabsysteme für die vorliegende
Erfindung, da die einzelnen Zuführungsleitungen
der Hochfrequenzspannungen zu den Ringen notwendigerweise die einhüllenden
Potentialverteilungen der umfassenden Elektroden stören. Wohl aber
kann das äußere Elektrodensystem
aus Ringen bestehen.
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Da
in konditionierenden Ionenführungssystemen
für Flugzeitmassenspektrometer
ein für
Ionenbewegungen gewollt schädlicher
Gasdruck herrscht, im Flugzeitmassenspektrometer aber ein sehr gutes Vakuum
herrschen muss, müssen
diese in getrennten Vakuumkammern untergebracht sein. Es ist dann zweckmäßig, die
Lochblende des Ziehlinsensystems (12), (13) und
(14) mit dem kleinsten Loch in die Wand zwischen den Vakuumkammern
gasdicht zu integrieren. Der Lochdurchmesser der Blende (13) kann
beispielsweise bei etwa 0,5 Millimetern liegen. Zum Aufrechterhalten
einer guten Druckdifferenz hilft es, wenn das Loch zu einem kleinen
Kanal geformt wird. Es können
auch zwei Lochblenden des Ziehlinsensystems zur Erzeugung einer
differentiellen Pumpstufe benutzt werden, indem zwischen diesen beiden
Lochblenden separat abgepumpt wird.
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Außerdem hilft
es für
das Aufrechterhalten eines guten Drucks im Flugzeitmassenspektrometer, wenn
im Ionenführungssystem
der Druck des Dämpfungsgases
zum Ende hin abnimmt. Das kann erreicht werden, wenn das Gas am
Anfang einströmt und
wenn durch Öffnungen
in der Umhüllung
längs des
Ionenführungssystems
ein Druckabfall erzeugt wird. Werden feste Rohre als äußere Elektroden
verwendet, so können
sich nahe an der Ausgangsblende (12) Löcher im Rohr befinden.
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Ein
Flugzeitmassenspektrometer für
orthogonalen Ioneneinschuss wird gewöhnlich mit sehr hoher Taktrate
betrieben, beispielsweise mit 20 000 Spektren pro Sekunde, von denen üblicherweise
jeweils größere Anzahlen
von Einzelspektren nach dem Digitalisieren sehr schnell zu Summenspektren addiert
werden. Das Flugzeitmassenspektrometer kann vorteilhaft eine sehr
gute Massenpräzision
liefern. Andererseits kann es aber auch durch 10 bis 20 (oder sogar
200 und mehr) Summenspektren pro Sekunde eine hohe Substanzauflösung liefern,
wenn dem Massenspektrometer ein schnell separierendes Trennsystem
vorgeschaltet ist. Die Ionenquelle für dieses Massenspektrometer
kann daher mit sehr schnellen Trennsystemen zur Probenseparation,
beispielsweise mit kapillarer Elektrophorese oder Mikrosäulen-Flüssigkeitschromatographie,
gekoppelt werden. Auch die Kopplung mit winzigen Elektrophoresetrennsäulen auf
mikrofabrizierten Chips ist möglich.
Diese Substanzseparatoren liefern dann gut zeitgetrennte Substanzschübe extrem
kurzer Zeitdauer von nur zehn bis zwanzig Millisekunden sehr konzentriert
an. Die Ionenführungssysteme
nach dieser Erfindung behalten diese zeitliche Separation trotz
bester Konditionierung des Ionenstrahls sehr gut bei und verschmieren
sie nicht, wie das klassische Ionenleitsysteme in der Regel tun.
Ionen mit frühem
Eintritt in das Ionenführungssystem
werden wegen des kontinuierlichen Durchlaufs nicht mit später eintretenden
Ionen vermischt. Die Zeitauflösung bleibt
erhalten.
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Ionenführungssysteme
nach dieser Erfindung können
für sehr
verschiedene Zwecke eingesetzt werden. Eine interessante Anwendung
ist in 11 wiedergegeben. Dabei werden
die Ionen, die durch ein Kapillare (27) von Atmosphärendruck zusammen
mit viel Gas in das Vakuum eines Massenspektrometers eingebracht
werden, aus dem abströmenden
Gas förmlich
abgesiebt und als feiner Strahl (11) der weiteren massenspektrometrischen Analyse
zugeführt.
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Weitere
Anwendungsgebiete sind Fragmentierungsstufen mit gleichzeitiger
Konditionierung anstelle des mittleren Quadrupols in Dreifach-Quadrupol-Massenspektrometern
(Triple Quads) wie auch Fragmentierungsstufen mit Konditionierung
für Flugzeitmassenspektrometer
mit orthogonalem Ioneneinschuss.
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Durch
die Kenntnis der erfindungsgemäßen Grundgedanken
ist es dem Fachmann möglich,
die geschilderten Ausführungsformen
in vielfältiger
Weise zu kombinieren oder abzuwandeln.