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Die Erfindung betrifft eine Rückhaltevorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, eine Rückhaltebaugruppe mit einer solchen Rückhaltevorrichtung und einem Inflator nach Anspruch 11 und eine Sitzeinheit mit einem Fahrzeugsitz und einer solchen Airbagbaugruppe nach Anspruch 16.
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Eine gattungsgemäße Rückhaltevorrichtung - und damit eine gattungsgemäße Rückhaltebaugruppe und eine gattungsgemäße Sitzeinheit - ist aus
EP 3 527 440 B1 bekannt. In diesem Dokument wird ein Airbagkissen beschrieben, das sich neben oder teilweise über die Schulter des auf dem Fahrzeugsitz sitzenden Insassen erstreckt. Das entfaltete Airbagkissen wird durch einen Gurt gehalten, so dass dieses Airbagkissen den Insassen zurückhalten kann, ohne dass eine Stützfläche (z. B. ein Armaturenbrett) erforderlich ist, wie es bei herkömmlichen Front-Airbagkissen der Fall ist.
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Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, eine Rückhaltevorrichtung bereitzustellen, die bei einer Vielzahl von Unfallszenarien ein noch höheres Schutzniveau bietet.
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Diese Aufgabe wird durch eine Rückhaltevorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Eine Rückhaltebaugruppe mit einer solchen Rückhaltevorrichtung ist in Anspruch 11 definiert und eine Sitzeinheit mit einer solchen Rückhaltebaugruppe ist in Anspruch 16 definiert.
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Die erfindungsgemäße Rückhaltevorrichtung umfasst ein Airbagkissen mit einem ersten Teil, der sich zumindest im aufgeblasenen Zustand dieses ersten Teils über die Schulter des Insassen erstreckt. Von diesem ersten Ende aus erstreckt sich der erste Teil bis zu einem zweiten Ende, das in einer ersten Richtung vom ersten Ende beabstandet ist.
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Erfindungsgemäß umfasst das Airbagkissen zusätzlich einen zweiten Teil und einen dritten Teil, wobei sich der zweite Teil seitlich vom Insassen erstreckt, derart, dass er zumindest einen oberen Abschnitt aufweist, der sich seitlich vom Kopf des Insassen befindet, und der dritte Teil vor dem Insassen angeordnet ist, wenn das Airbagkissen aufgeblasen ist.
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Folglich hat das entfaltete Airbagkissen die folgende Struktur:
- Der erste Teil erstreckt sich von seinem ersten Ende in einer ersten Richtung zu einem zweiten Ende und erstreckt sich in einer zweiten Richtung von einem dritten Ende zu einem vierten Ende. Der zweite Teil, der mit dem ersten Teil verbunden ist, erstreckt sich in einer dritten Richtung von einem fünften Ende zu einem sechsten Ende und von einem siebten Ende zu einem achten Ende, so dass zumindest ein oberer Abschnitt des zweiten Teils seitlich des Kopfes der Person verläuft. Der dritte Teil erstreckt sich in der zweiten Richtung von einem neunten Ende bis zu einem zehnten Ende.
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Jeder der Teile ist mit jedem der anderen Teile verbunden, so dass das entfaltete Airbagkissen eine selbsttragende, dreidimensionale Struktur aufweist.
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Vorzugsweise sind das achte Ende des zweiten Teils und das neunte Ende des dritten Teils zumindest mittelbar und zumindest abschnittsweise miteinander verbunden, so dass die Projektion dieser Teile in die dritte Richtung im Wesentlichen L-förmig ist. Diese Form passt in der Regel perfekt in ein Fahrzeug und erleichtert zudem die Herstellung.
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Häufig ist es bevorzugt, dass der zweite Teil einen „vollen“ Seitenairbag bildet, d.h. er schützt nicht nur den Kopf, sondern auch zumindest einen Teil des Rumpfes des Insassen. In diesem Fall erstreckt sich der zweite Teil vom dritten Ende des ersten Teils in der dritten Richtung (Z-Richtung) zu beiden Seiten des ersten Teils, so dass er den oberen Abschnitt umfasst, der sich seitlich des Kopfes der Person erstreckt, und einen unteren Abschnitt, der sich seitlich des Rumpfes der Person erstreckt.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform umfasst die Rückhaltevorrichtung zusätzlich einen ersten Gurt zur Positionierung des entfalteten Airbagkissens relativ zum Fahrzeugsitz, auch wenn eine äußere Kraft (in der Regel durch den Insassen) auf das Airbagkissen, insbesondere auf dessen dritten Teil, ausgeübt wird. Dies erhöht die selbsttragenden Fähigkeiten der Rückhaltevorrichtung und macht sie insbesondere unabhängig von einer Stützfläche vor dem dritten Teil, so dass sie die Person ohne Unterstützung durch die Fahrzeugstruktur zurückhalten kann. Dies kann insbesondere (aber nicht nur) für selbstfahrende Autos mit flexibler Sitzanordnung relevant sein.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung erstreckt sich dieser erste Gurt durch das Airbagkissen, insbesondere durch einen ersten Tunnel im dritten Teil. Dies führt zu einer sehr effektiven Positionierung und Rückhaltung des Airbagkissens durch den ersten Gurt.
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Noch bevorzugter ist es, wenn die Rückhaltevorrichtung einen zweiten Gurt umfasst, der sich entlang eines personenfernen Oberflächenbereichs des Airbagkissens, insbesondere entlang einer personenäußeren Oberfläche des zweiten Teils, erstreckt. In diesem Fall kann die Rückhaltevorrichtung völlig unabhängig von Stützflächen sein. Da sich der zweite Teil bis zum Kopf des Insassen erstreckt, kann sich auch der zweite Gurt durch einen Tunnel, nämlich einen zweiten Tunnel im zweiten Teil, erstrecken. Alternativ kann der zweite Gurt auch über das sechste Ende des zweiten Teils verlaufen.
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Um sicherzustellen, dass der/die Gurt(e) nicht in direkten Kontakt mit dem Hals des Insassen kommen kann/können, ist/sind er/sie vorzugsweise mit dem ersten Teil verbunden, beispielsweise mittels eines lasttragenden Flickens, wobei es bevorzugt ist, dass der/die Gurt(e) in diesem lasttragenden Flicken nicht gleiten kann/können.
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Um den Brustkorb des Insassen besser zu stützen, kann sich der erste Teil zu seinem zweiten Ende hin verbreitern, so dass sein viertes Ende eine konkave Fläche aufweist.
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Vorzugsweise wird das Airbagkissen über den zweiten Teil mit Gas befüllt, insbesondere auf eine herkömmliche „Seitenairbagweise“, d. h. der Inflator befindet sich im Inneren des zweiten Teils in der Nähe des siebten Endes des zweiten Teils. Eine Baugruppe, die die Rückhaltevorrichtung und den Inflator umfasst, wird als „Rückhaltebaugruppe“ bezeichnet.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Rückhaltebaugruppe umfasst das zweite Teil eine Außenhaut und ein flexibles Formgebungselement, das sich innerhalb der Außenhaut am siebten Ende des zweiten Teils befindet. Dieses Formgebungselement weist einen inneren ersten Abschnitt auf, und dieses Formgebungselement ist über mindestens zwei Verbindungsabschnitte so an der Außenhaut befestigt, dass mindestens ein Abschnitt des Inflators von der Außenhaut und dem ersten Abschnitt des Formgebungselements so umschlossen wird, dass der Inflator von der Außenhaut in einem Winkel zwischen 20° und 340°, vorzugsweise in einem Winkel zwischen 45° und 340°, und noch bevorzugter in einem Winkel zwischen 180° und 300° umschlossen wird. Auf diese Weise können die Abmessungen der entfalteten Außenhaut im Bereich des Inflators reduziert werden, wo große Abmessungen unnötig oder sogar nachteilig sind.
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Das Formgebungselement kann rohrförmig sein, so dass es zusätzlich einen zweiten Abschnitt aufweist, der sich entlang der Außenhaut des zweiten Teils erstreckt. Dies kann die Herstellung erleichtern, da die Positionierung des Formgebungselements erleichtert und zusätzlich eine Schutzlage für die Außenhaut bereitgestellt wirf. In dieser Ausgestaltung können die Verbindungsabschnitte Teile einer geschlossenen Verbindung sein, so dass sich der zweite Abschnitt des rohrförmigen Formgebungselements innerhalb der geschlossenen Verbindung befindet. Durch diese Maßnahme können die Kräfte, die auftreten, wenn der Inflator Gas ausstößt, auf eine größere Fläche verteilt werden.
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Es muss erwähnt werden, dass die Verwendung eines solchen erfindungsgemäßen Formgebungselements, wie es oben beschrieben ist, nicht auf eine Rückhaltevorrichtung, wie sie in dieser Anmeldung beansprucht wird, beschränkt ist, sondern auch auf andere Arten von Airbagbaugruppen angewendet werden kann, die einen Inflator umfassen, der innerhalb eines Airbagkissens angeordnet ist, insbesondere auf Seitenairbagbaugruppen, bei denen der Inflator nahe dem hinteren Ende des Airbagkissens angeordnet ist.
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Im eingebauten Zustand ist die Rückhalteeinrichtung in der Regel an einem Fahrzeugsitz befestigt, wobei der zweite Teil wie bei einem herkömmlichen Seitenairbag an der Rückenlehne angebracht ist. Die Baugruppe, die den Fahrzeugsitz und die Rückhaltebaugruppe umfasst, wird als Sitzeinheit bezeichnet.
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Eine solche Sitzeinheit kann zwei Rückhaltebaugruppen umfassen, nämlich eine erste Rückhaltebaugruppe, deren erster Teil des Airbagkissens sich über die linke Schulter der Person erstreckt, und eine zweite Rückhaltebaugruppe, deren erster Teil des Airbagkissens sich über die rechte Schulter der Person erstreckt, so dass der Insasse von allen Seiten geschützt ist.
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Um zu verhindern, dass der Insasse bei einem reinen Frontalunfall durch die beiden Airbagkissen hindurchrutscht, kann es bevorzugt sein, dass die beiden Airbagkissen asymmetrisch zueinander sind.
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Die Erfindung wird nun anhand von bevorzugten Ausführungsformen mit Blick auf die Figuren näher beschrieben. Die Figuren zeigen:
- 1 eine schematische Seitenansicht auf eine Sitzeinheit, umfassend einen Fahrzeugsitz und eine Rückhaltevorrichtung gemäß einer ersten Ausführungsform der Erfindung, wobei eine Person auf dem Fahrzeugsitz sitzt und wobei sich das Airbagkissen der Rückhaltevorrichtung in seinem nicht entfalteten Ruhezustand befindet,
- 2 den in 1 gezeigten Gegenstand, wobei sich das Airbagkissen in seinem voll entfalteten Zustand befindet,
- 3 eine Draufsicht auf das in 2 Gezeigte (aus Richtung R1 in 2 gesehen),
- 4 eine streng schematische Vorderansicht auf die Rückhaltebaugruppe der Rückhaltevorrichtung der 2 und 3 von vorne aus der Richtung R2 in 2, wobei jedoch der Sitz und die Person nicht dargestellt sind,
- 5 das Detail D aus 4,
- 6 im Wesentlichen die Rückhaltevorrichtung aus 3, jedoch mit einigen weiteren Details und ohne Darstellung des Sitzes und der Person,
- 7 eine zweite Ausführungsform der Erfindung in einer Darstellung gemäß 6,
- 7a eine Variante zu dem in 7 Gezeigten,
- 8 eine dritte Ausführungsform der Erfindung in einer Darstellung gemäß 7,
- 9 eine vierte Ausführungsform der Erfindung in einer schematischen perspektivischen Ansicht,
- 10 die zur Herstellung eines Airbagkissens, wie es beispielsweise in 6 dargestellt ist, erforderlichen Zuschnitte,
- 11 das vollständige Airbagkissen, das aus dem in 10 gezeigten Zuschnitt genäht ist, in einer Seitenansicht,
- 12 die Schnittansicht entlang der Linie A-A in 11 im entfalteten Zustand des Airbagkissens,
- 13 ein verbesserter Seitenairbag in einer Darstellung gemäß 12,
- 13a eine Variante zu dem in 13 Gezeigten,
- 14 ein Formgebungselement, das ein Teil des in 13 dargestellten Seitenairbags ist,
- 15 das Formgebungselement aus 14, wobei die Position einer Naht dargestellt ist, und
- 16 eine Variante zu dem in 13 Gezeigten.
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Die 1 bis 5 zeigen eine erste Ausführungsform der Erfindung in schematischen Darstellungen. 1 zeigt eine Sitzeinheit, die aus einem Fahrzeugsitz 10 und einer Rückhaltebaugruppe besteht. Gemäß den in dieser Anmeldung gewählten Definitionen umfasst diese Rückhaltebaugruppe ein Airbagkissen 20, einen Inflator 60 zum Aufblasen dieses Airbagkissens 20, der sich innerhalb des Airbagkissens 20 befindet, und einen ersten Gurt 71, der sowohl am Fahrzeugsitz 10 als auch am Airbagkissen 20 befestigt ist. Das Airbagkissen und der erste Gurt 71 bilden die Rückhaltevorrichtung. Diese Rückhaltevorrichtung und der Inflator bilden die Rückhaltebaugruppe. In den 1, 2 und 3 ist zusätzlich eine auf dem Fahrzeugsitz 10 sitzende Person P dargestellt, um die Lage der Teile des Airbagkissens 20 relativ zu dieser Person P zu verdeutlichen, wenn das Airbagkissen aufgeblasen ist.
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Wie in 1 zu sehen ist, ist das gepackte Airbagkissen 21 an der Rückenlehne 14 des Fahrzeugsitzes 10 befestigt (z. B. über Inflatorbolzen, die am Rahmen der Rückenlehne befestigt sind, wie aus dem Stand der Technik bekannt). In der Regel befindet sich das gepackte Airbagkissen 21 innerhalb der Rückenlehne 14, d.h. innerhalb der Polsterung der Rückenlehne 14. Der erste Gurt 71, an dem ein Abschnitt des Airbagkissens 20 befestigt ist, erstreckt sich von einem ersten Ende 71a, das an der Rückenlehne befestigt ist, bis zu einem zweiten Ende 71b, das an der Sitzfläche 12 befestigt ist.
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Die , und zeigen den aufgeblasenen Zustand des Airbagkissens 20. Man sieht, dass dieses Airbagkissen 20 aus drei Teilen besteht, nämlich einem ersten Teil 30, einem zweiten Teil 40 und einem dritten Teil 50. Der erste Teil 30 erstreckt sich in einer ersten Richtung (der X-Richtung) von einem ersten Ende 30a, das sich nahe der Rückenlehne 14 des Fahrzeugsitzes 10 befindet, über die Schulter der Person P bis zu einem zweiten Ende 30b. Der Begriff „in X-Richtung verlaufend“ ist nicht so zu verstehen, dass sich der erste Teil nur in dieser Richtung erstreckt (tatsächlich kann er auch relativ zu dieser Richtung gekippt oder gekrümmt sein), aber in jedem Fall haben das erste Ende 30a und das zweite Ende 30b unterschiedliche X-Koordinaten, so dass das erste Ende das lehnennahe Ende und das zweite Ende das lehnenferne Ende ist. Der entfaltete erste Teil erstreckt sich ferner in einer zweiten Richtung (Y-Richtung) von einem (insassenentfernten) dritten Ende 30c zu einem (insassennahen) vierten Ende 30d. In der dargestellten Ausführungsform ist das vierte Ende 30d zumindest abschnittsweise konkav. Der erste Teil 30 hat (natürlich) eine obere Fläche, an der der erste Gurt 71 befestigt ist.
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Das Airbagkissen 20 umfasst ferner einen zweiten Teil 40, der im Wesentlichen einen Seitenairbag bildet und sich somit in einer dritten Richtung (Z-Richtung) von einem fünften Ende (unteres Ende) 40a zu einem sechsten Ende (oberes Ende) 40b und in der ersten Richtung von einem siebten Ende (hinteres Ende) 40c zu einem achten Ende (vorderes Ende) 40d erstreckt.
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Der erste Teil 30 ist mit dem zweiten Teil 40 verbunden, zumindest um einen Überlauf herum, der die vom zweiten Teil eingeschlossene Kammer mit der vom ersten Teil 30 eingeschlossenen Kammer verbindet. Dies wird anhand von noch näher erläutert.
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In dieser Ausführungsform, und dies ist bevorzugt, erstreckt sich der zweite Teil 40 - im entfalteten Zustand - in der dritten Richtung (Z-Richtung) von einem vierten Ende, das sich unterhalb des ersten Teils 30 befindet, bis zu einem sechsten Ende, das sich oberhalb des ersten Teils 30 befindet. Dieses zweite Teil 40 umfasst also einen oberen Abschnitt 42, der dem Kopf des Insassen zugeordnet ist, und einen unteren Abschnitt 44, der zumindest einem Teil des Rumpfes des Insassen zugeordnet ist.
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Der dritte Teil 50 erstreckt sich von einem neunten Ende 50a, das im Wesentlichen mit dem achten Ende 40d des zweiten Teils 40 zusammenfällt, in der zweiten Richtung (Y-Richtung) bis zu einem zehnten Ende 50b. Dieser dritte Teil 50 weist zumindest einen oberen Abschnitt auf, der sich vor dem Kopf des Insassen befindet, wie insbesondere aus 2 ersichtlich ist. Dieser dritte Teil 50 kann sich bis zu einem unteren Ende erstrecken, das sich unterhalb des zweiten Endes 30b des ersten Teils 30 befindet, was jedoch optional ist. Zumindest ein Abschnitt des zweiten Endes 30b des ersten Teils 30 ist an der Aufprallwand des dritten Teils 50 befestigt, zum Beispiel durch Nähen, Kleben, Schweißen oder dergleichen. Falls zwischen dem ersten Teil und dem dritten Teil ein Überlauf vorhanden ist, kann sich die jeweilige Verbindung um diesen Überlauf herum erstrecken.
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So ist jeder der drei Teile 30, 40, 50 mit jedem der anderen Teile verbunden, so dass das aufgeblasene Airbagkissen 20 eine dreidimensionale, selbsttragende Struktur bildet und insbesondere keine Rückhaltefläche vor dem Insassen benötigt, wie es ein herkömmliches Frontairbagkissen benötigt. Der erste Gurt 71 verstärkt diese selbsttragende Fähigkeit der Rückhaltevorrichtung noch, wie nun beschrieben wird:
- Wie bereits oben erwähnt, ist das erste Ende 71a des ersten Gurtes 71 am Fahrzeugsitz 10, vorzugsweise an einem oberen Ende der Rückenlehne 14, und das zweite Ende 71b am unteren Teil des Fahrzeugsitzes 10, insbesondere im Bereich des vorderen Endes der Sitzfläche 12, befestigt. Die jeweilige Befestigung am Fahrzeugsitz 10 kann über Bügel 75 erfolgen, die mit einem Rahmenteil (nicht im Detail dargestellt) verbunden sind. In anderen Ausführungsformen kann mindestens einer der Endabschnitte auf eine Rolle, insbesondere eine Rolle eines Retraktors, aufgerollt sein.
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Wie beispielsweise aus 6 ersichtlich ist, ist ein Abschnitt des ersten Gurtes 71 an einem Abschnitt der Oberseite des ersten Teils 30 befestigt, beispielsweise mittels eines lasttragenden Flickens 80 und zumindest einer Naht, prinzipiell wäre aber auch eine reine Direktbefestigung möglich. Das Vorsehen eines lasttragenden Flickens 80 hat den Vorteil, dass die relativ großen Kräfte, die auftreten können, auf eine größere Fläche verteilt werden, so dass insbesondere ein Reißen des ersten Teils 30 verhindert wird. Eine Verbindung des ersten Gurtes 71 mit dem ersten Teil 30 ist in der Regel notwendig, um zu verhindern, dass der erste Gurt 71 mit dem Hals des Insassen in Berührung kommt, was eine potentielle Gefahr darstellen würde. Der erste Gurt 71 verläuft durch einen ersten Tunnel 51 im dritten Teil 50, wie aus den 2, 4 und 5 am besten zu erkennen ist. Insbesondere durch dieses Merkmal, aber auch durch die Verbindung mit dem ersten Teil 30, begrenzt der erste Gurt 71 zumindest eine Bewegung des dritten Teils 50 in X-Richtung, wenn der Insasse bei einem Unfall auf die Aufprallfläche dieses dritten Teils trifft, so dass der Insasse zurückgehalten wird.
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zeigt eine zweite Ausführungsform. Diese Ausführungsform umfasst zusätzlich einen zweiten Gurt 72, dessen erstes Ende 72a ebenfalls an der Rückenlehne 14, vorzugsweise am oberen Ende der Rückenlehne 14, befestigt ist; der erste Gurt 71 und der zweite Gurt 72 können für diese Befestigung denselben Bügel 75 nutzen. Der zweite Gurt 72 ist ebenfalls an der Oberseite des ersten Teils 30 befestigt, wofür ein gemeinsamer lasttragender Flickens 80' verwendet werden kann, wie es in dargestellt ist. Im Gegensatz zum ersten Gurt 71 verläuft der zweite Gurt 72 nicht durch den ersten Tunnel 51, sondern durch einen zweiten Tunnel 41 im zweiten Teil 40. Das zweite Ende des zweiten Gurtes 72 ist ebenfalls am Sitz befestigt, insbesondere in einem Bereich der Sitzfläche 12, so dass sich ein unterer Abschnitt des zweiten Gurtes 72 entlang der Außenfläche des unteren Abschnitts 44 des zweiten Teils 40 erstreckt, so dass der zweite Gurt 72 verhindert, dass sich das Airbagkissen und insbesondere dessen zweiter Teil 40 in -Y-Richtung bewegt, selbst wenn keine Stützfläche (wie eine innere Struktur des Fahrzeugs, beispielsweise eine Tür) vorhanden ist, so dass der Insasse auch in dieser Richtung zurückgehalten wird. In dieser Ausführungsform ist die Rückhaltevorrichtung also völlig selbsttragend und benötigt keine Stützflächen.
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Alternativ könnte sich der zweite Gurt 72a über das sechste Ende (oberes Ende) 40b des zweiten Teils 40 erstrecken, so dass sich ein Abschnitt des zweiten Gurtes über die gesamte Höhe der Außenwand dieses zweiten Teils 40 erstreckt. Diese Alternative (in einer Ansicht gemäß 7) ist in 7a dargestellt.
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8 zeigt eine dritte Ausführungsform in einer Darstellung gemäß 7. Hier sind zwei Rückhaltevorrichtungen vorgesehen, eine auf der rechten Seite des Fahrzeugsitzes und eine auf der linken Seite des Fahrzeugsitzes. Grundsätzlich könnten diese beiden Rückhaltevorrichtungen spiegelsymmetrisch sein, jedoch wird es oft bevorzugt sein, dass sie nicht spiegelsymmetrisch sind, insbesondere so, dass eines der dritten Teile größer ist als der andere dritte Teil, so dass die Grenze zwischen diesen beiden dritten Teilen von der Mittelachse des Fahrzeugsitzes versetzt ist, so dass die Front-Rückhaltefunktion hauptsächlich von einer der beiden Rückhaltevorrichtungen übernommen wird, so dass der Kopf des Insassen nicht durch die beiden dritten Teile hindurchrutschen kann.
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Wie aus der hervorgeht, kann eine solche „Verdoppelung“ der Rückhalteeinrichtungen auch für den Fall angewendet werden, dass jede Rückhalteeinrichtung nur einen Gurt umfasst. Natürlich wäre es auch möglich, eine Rückhalteeinrichtung mit einem Gurt und die andere Rückhalteeinrichtung mit zwei Gurten auszustatten.
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10 zeigt schematisch ein Beispiel für die Zuschnitte, die zur Herstellung des Airbagkissens der zweiten Ausführungsform erforderlich sind. In 10 sind nur die unbedingt notwendigen Zuschnitte dargestellt, aber natürlich können zusätzliche Zuschnitte, z. B. zur Bildung von Verstärkungsschichten, innere Fangbänder oder dergleichen verwendet werden, aber da diese für das Verständnis der Struktur nicht notwendig sind, sind sie nicht dargestellt. Ferner könnten äußere Fangbänder oder andere äußere Elemente verwendet werden, zum Beispiel in Form von mindestens einem Segel, das mindestens zwei der Teile miteinander verbindet, um ein zusätzliches Rückhalteelement zu schaffen. In der gezeigten Ausführungsform sind nur vier Zuschnitte erforderlich, nämlich ein erster Zuschnitt 100 für den ersten Teil, ein zweiter Zuschnitt 110 für den zweiten und den dritten Teil sowie Zuschnitte 120 für die Tunnelwände. Sowohl der erste Zuschnitt 100 als auch der zweite Zuschnitt 110 sind vom „Schmetterlingstyp“, d.h. sie werden entlang einer Faltlinie F1 bzw. F2 gefaltet. Natürlich ist die Erfindung nicht auf die hier gezeigte Art von Zuschnitten beschränkt. So könnte beispielsweise jede Lage aus einem eigenen Zuschnitt hergestellt werden. Ferner ist ein gemeinsamer Zuschnitt für die Lagen des ersten Teils und des dritten Teils nicht zwingend erforderlich.
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Der erste Zuschnitt 100 weist mindestens eine Überlauföffnung 102 auf (hier zwei Überlauföffnungen) und der zweite Zuschnitt 110 weist passende Überlauföffnungen 112 auf. Außerdem weist der zweite Zuschnitt 110 zwei Löcher 114 für den ersten Tunnel und zwei Löcher 115 für den zweiten Tunnel auf. Außerdem sind Löcher 116 für Inflatorbolzen vorgesehen, wie sie bei Seitenairbags allgemein bekannt sind.
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Der Nähvorgang könnte zum Beispiel wie folgt aussehen: Zunächst wird der erste Zuschnitt 100 mit dem zweiten Zuschnitt 110 vernäht, insbesondere im Bereich der Überströmöffnungen 102, 112. Danach kann der erste Zuschnitt 100 gefaltet und durch eine Randnaht geschlossen werden, um das erste Teil zu bilden. Dann können die Zuschnitte 120 für die Tunnelwände an die Ränder ihrer jeweiligen Löcher 114, 115 genäht werden, und anschließend kann der erste Teil mit Hilfe der überstehenden Abschnitte 104 des ersten Zuschnitts 100 an den Zuschnitt 110 genäht werden. Schließlich kann eine Randnaht zum Schließen des Zuschnitts 110 angebracht werden, um den zweiten Teil und den dritten Teil zu bilden. Da der erste Teil sowohl mit dem zweiten Teil als auch mit dem dritten Teil verbunden ist, wird der dritte Teil automatisch aus der Ebene des zweiten Teils herausgebogen, so dass das fertig genähte Airbagkissen so aussieht, wie es in 11 in einer Draufsicht auf den zweiten Teil dargestellt ist.
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zeigt eine Schnittdarstellung entlang der Linie A-A in im Fall, dass das Airbagkissen vollständig aufgeblasen ist. Man sieht ein typisches Seitenairbag-Szenario, nämlich dass sich die Außenhaut 46 dieses Seitenairbags (das zweite Teil ist ein Seitenairbag) über das hintere Ende des Inflators 60 hinaus entfaltet. Außerdem sieht man, dass der Seitenairbag an der Stelle des Inflators 60 eine ziemlich große Dicke hat. Beides ist in der Regel aus den folgenden Gründen nicht erwünscht: Zum einen ist das aufgeblasene Volumen in diesem Bereich unnötig groß, muss aber dennoch gefüllt werden, so dass Aufblasgas verschwendet wird und eine entsprechend großer Inflator verwendet werden muss. Zum anderen kann insbesondere der Teil, welcher sich hinter den Inflator entfaltet, mit anderen Teilen des Fahrzeugs, z. B. Teilen des Fahrzeugsitzes oder einem anderen inneren Strukturteil des Fahrzeugs wechselwirken, was in der Regel nicht erwünscht ist.
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Die 13 bis 15 zeigen eine Möglichkeit, wie dieses zusätzliche Volumen und der Entfaltungsraum durch die Verwendung eines Formgebungselements 130 minimiert werden können. In einer ersten - und oft bevorzugten - Ausführungsform ist dieses Formgebungselement 130 rohrförmig und erstreckt sich um den meist zylinderförmigen Inflator 60. Es ist über eine Verbindung, meist eine Naht 134, mit der Außenhaut 46 verbunden. Die Lage der Naht 134 ist in dargestellt. Diese Verbindung (Naht 134) besteht aus zwei Abschnitten 134a, 134b, die sich im Wesentlichen parallel zum Inflator erstrecken. In der gezeigten Ausführungsform ist die Verbindung geschlossen, was für die Funktion jedoch nicht unbedingt erforderlich ist. Wesentlich ist, dass die Verbindung oder zumindest ihre Abschnitte 134a, 134b einen ersten Abschnitt 130a des Formgebungselements 130 definieren, der sich im Inneren des Seitenairbagkissens befindet, so dass ein Abschnitt der Außenhaut 46 und dieser erste Abschnitt 130a den Inflator 60 umschließen. Bei der ersten Ausführungsform, bei der das Formgebungselement 130 rohrförmig ist, erstreckt sich der verbleibende zweite Abschnitt 130b entlang der Außenhaut 46, so dass dieser Bereich doppellagig ist (was bevorzugt sein kann, um die Außenhaut 46 vor Aufblasgasen zu schützen).
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Der Inflator 60 wird also in Umfangsrichtung von der Außenhaut 46 und dem ersten Abschnitt 130a des Formgebungselements 130 umschlossen, wobei der Inflator 60 von der Außenhaut 46 in einem Winkel zwischen 20° und 340°, vorzugsweise in einem Winkel zwischen 180° und 300°, umschlossen wird (dargestellt ist ein Winkel von etwa 250°). Im Allgemeinen wird ein Winkel von 45° oder mehr bevorzugt. Wie aus dem direkten Vergleich der 12 und 13 hervorgeht, ist die entfaltete Außenhaut an ihrem hinteren Ende verkürzt und ihre Dicke im Bereich des hinteren Endes verringert.
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Für den Fall, dass das rohrförmige Formgebungselement aus einem flachen Materialstück hergestellt ist, weist es eine Schließverbindung auf, z. B. eine Schließnaht 136, die sich im Wesentlichen parallel zur axialen Richtung des Inflators erstreckt. Dies ist in 13a dargestellt. In diesem Fall ist oft bevorzugt, dass diese Schließverbindung nach dem Anbringen des (in diesem Stadium noch nicht rohrförmigen) Formgebungselements an der Außenhaut angebracht wird.
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16 zeigt eine Ausführungsform, bei der das Formgebungselement 130 ausschließlich aus seinem ersten Abschnitt 130 besteht, was zu der gleichen Geometrie wie in 14 führt, wobei jedoch die Anbringung eines rohrförmigen Formgebungselements 130 oft bevorzugt sein wird, da durch dieses Formgebungselement einige Abschnitte der Außenhaut 46 recht nahe am Inflator liegen und oft einen zusätzlichen Schutz vor den Aufblasgasen benötigen.
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Wie bereits erwähnt, ist die Verwendung eines solchen Formgebungselements nicht auf die beanspruchte Rückhaltevorrichtung beschränkt, sondern kann auch bei anderen Arten von Airbagbaugruppen angewendet werden, insbesondere bei Seitenairbagbaugrupen, die ein Seitenairbagkissen und einen Inflator umfassen.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Fahrzeugsitz
- 12
- Sitzfläche
- 14
- Rückenlehne
- 20
- Airbagkissen
- 21
- gepacktes Airbagkissen
- 30
- erster Teil
- 30a
- erstes Ende
- 30b
- zweites Ende
- 30c
- drittes Ende (personenäußeres Ende)
- 30d
- viertes Ende (personeninneres Ende)
- 32
- (Stoff-)Element zur Befestigung von Gurt(en) am ersten Teil
- 40
- zweiter Teil
- 40a
- fünftes Ende
- 40b
- sechstes Ende
- 40c
- siebtes Ende
- 40d
- achtes Ende
- 41
- zweiter Tunnel
- 42
- oberer Abschnitt des zweiten Teils
- 44
- unterer Abschnitt des zweiten Teils
- 46
- Außenhaut
- 50
- dritter Teil
- 50a
- neuntes Ende (äußeres Ende)
- 50b
- zehntes Ende (inneres Ende)
- 51
- erster Tunnel
- 60
- Inflator
- 71
- erster Gurt
- 71a
- erstes Ende (an der Rückenlehne befestigt)
- 71b
- zweites Ende
- 72
- zweiter Gurt
- 72a
- erstes Ende (an der Rückenlehne befestigt)
- 72b
- zweites Ende
- 75
- Bügel
- 80
- lasttragender Flicken
- 100
- Zuschnitt für erstes Teil
- 102
- Überlauföffnung
- 104
- überstehender Abschnitt zum Annähen an das dritte Teil
- 110
- Zuschnitt für zweites und drittes Teil
- 112
- Überlauföffnung
- 114
- Öffnung für den ersten Tunnel
- 115
- Loch für den zweiten Tunnel
- 116
- Loch für Inflatorbolzen
- 120
- Ausschnitt für die Tunnelwand
- 130
- formgebendes Element
- 130a
- erster (innerer) Abschnitt
- 130b
- zweiter Abschnitt
- 132
- Bohrung für Inflator
- 134
- Verbindung (Naht) / Position der Nähte
- 134a, b
- Abschnitte der Verbindung
- 136
- Schließnaht
- FL1, FL2
- Faltlinie
- Person
- P
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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