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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Therapiegerät gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung ein Therapiegerät für Rollstuhlfahrer und Personen mit Bewegungseinschränkungen.
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Stand der Technik
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Bei der physiologischen Fortbewegung trainiert sich der Körper weitestgehend selbst. Ausgeprägte Fehlhaltungen, Arthrosen, etc., werden dadurch vermieden, da alle relevanten Körperstrukturen ihren Teil zur Fortbewegung beitragen.
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Bei Personen mit neuromotorischen Bewegungsproblemen und bei Rollstuhlfahrern sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, da die Bewegungen dieser Personen in der Regel oft monoton und unphysiologisch sind. Dadurch kann dieser Personenkreis das Problem haben, dass die Muskulatur von Rumpf, Gesäß und den Beinen nicht schrittweise und sinnvoll selbst aufgebaut und erhalten werden kann. Da die die Muskulatur aufbauenden Bewegungen generell selbsttätig durchgeführt werden müssen, um eine Wirkung erzielen zu können, hilft hier auch die Unterstützung durch eine begleitende Person nur bedingt.
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Die sich momentan auf dem Markt befindlichen Therapiegeräte eignen sich nicht dazu, diese Probleme in ausreichender Form zu lösen, da diese den Muskelaufbau der spiralförmigen, bei der Bewegung benötigten Muskulatur nicht oder nicht effektiv fördern können. Problematisch sind hier vor allen Dingen der Rumpfbereich und der Gesäßbereich, wobei für den Muskelaufbau des Gesäßbereiches, schlichtweg bisher nichts existiert, was diesen unterstützt und einen Aufbau ermöglicht. Wobei man berücksichtigen sollte, dass normalerweise ca. 50 % der Fortbewegungskraft aus der Hüftmuskulatur kommen sollten. Eine eingeschränkte Durchblutungssituation, bandhafte Lockerungen, Fehlhaltungen, Folgeprobleme in der WS und im Darmbereich, sowie Einschränkungen im Arm und Beinbereich, können die Folge sein.
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Das Hauptproblem liegt darin, dass Rollstuhlfahrer im Sitzen trainieren, auch dann, wenn sie zum Beispiel Bewegungstrainer mit Pedalen benutzen. Der Oberkörperbereich wird dann wieder extra trainiert, sei es mit Geräten wie im Fitnessstudio oder mit Hanteln. An die Hüftmuskulatur im Sinne von a) Aufdehnen der Hüftbeuger und b) Training der Gluteal Muskulatur wird dabei nicht gedacht und sei es nur zur Gewebsverbesserung und Durchblutungsförderung. Eine effektive Trainingsposition dafür existiert bisher nicht. Auch leidet die Rumpfmuskulatur bei Rollstuhlfahrern unter der der monotonen Beanspruchung. Der Aufbau eines Muskelkorsetts findet nur unzureichend oder gar nicht statt.
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Ähnlich verhält es sich mit eingeschränkt gehfähigen Personen mit CP, SHT, Schlaganfall, oder anderen Bewegungsstörungen. Auch bei diesen findet das Training der Gluteal Muskulatur, des Hüftbereiches und des Oberkörpers nur unzureichend bis gar nicht statt. Trainiert werden die Beine hier in der Regel durch ein Laufband, einen Bewegungstrainer mit Pedalen oder ein Therapiefahrrad; ergänzend werden auch Dehnungsübungen durch eine Physiotherapie oder eine allgemeine Gymnastik durchgeführt, die wesentlichen Muskelgruppen können aber dabei in der Regel nicht ausreichend trainieret werden.
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Der eigentliche Problembereich kann demnach so nicht angegangen werden, eine effektive Art des Trainings der bei der Bewegung benötigten Muskulatur kann mangels sinnvoller Repertoires also nicht wirklich erfolgen.
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Darstellung der Erfindung
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Therapiegerät zu schaffen, welches die vorgenannten Nachteile beseitigt.
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Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 in Verbindung mit den kennzeichnenden Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Therapiegeräts sind in den abhängigen Unteransprüchen angegeben.
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Die vorliegende Erfindung bietet hier eine Lösung an, die entweder als vorgegebene Ausstattung angeboten wird oder alternativ als Modulsystem, das dem jeweiligen Fortschritt entsprechend angepasst werden kann. Durch die Kombination von Übungen a) im Sitzen, b) im Knien, c) im Stehen, ermöglicht dieses Therapiegerät in vorzugsweiser Verbindung mit einer speziellen Therapieform nach Dr. Smizek neue Perspektiven für Betroffene, da durch diese Therapieform die notwendige Muskulatur trainiert werden kann, so dass ein sinnvoller Muskelaufbau stattfinden kann. Natürlich können in den möglichen Körperhaltungen auch weitere Therapieformen durchgeführt werden.
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Figurenliste
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Weitere Ziele, Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten des erfindungsgemäßen Therapiegeräts ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung mehrerer Ausführungsbeispiele und Therapieformen anhand der Zeichnungen.
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In den Zeichnungen zeigen
- 1 das erfindungsgemäßen Therapiegerät in einer vorteilhaften Ausführungsform in perspektivischer Ansicht;
- 2 das erfindungsgemäße Therapiegerät in einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform in perspektivischer Ansicht.
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Ausführung der Erfindung
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Wie aus 1 ersichtlich, umfasst das erfindungsgemäße Therapiegerät 1 ein Grundprofil 10 und eine auf dem Grundprofil 10 angeordnete Sitzfläche 11, wobei das Grundprofil 10 aus einem Bodenteil 100 und einem mit dem Bodenteil 100 verbundenen Gestell 101 der Sitzfläche 11 gebildet ist.
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Das erfindungsgemäße Therapiegerät 1 ist dadurch gekennzeichnet, dass das Bodenteil 100 aus einem plattenartigen Profil gebildet ist, wobei an dem Grundprofil 10 mindestens ein von der Sitzfläche 11 beabstandet angeordnetes Halte- und/oder Stützmittel 12 an dem Bodenteil 100 angeordnet ist. Das Halte- und/oder Stützmittel 12 ist vorzugsweise als Stange ausgebildet.
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In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist das Gestell 101 aus mindestens einem platten- oder stangenartigen Halteteil 1010 gebildet, welches im rückwärtigen Bereich B des Bodenteils 100 an dem Bodenteil 100 und der parallel beabstandeten Sitzfläche 11 angeordnet ist und/oder sich in Längsrichtung L erstreckt und/oder etwa mittig unterhalb der Sitzfläche 11 positioniert ist.
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Durch diese vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung ist es möglich, dass der Anwender im Knien die Unterschenkel/Füße unter die Sitzfläche bewegen kann.
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Das mindestens eine Halte- und/oder Stützmittel 12 ist vorzugsweise an oder in einer Führung 1000 an dem Bodenteil 100 in Längsrichtung L der Sitzfläche 11 abstandsverstellbar von der Sitzfläche 11 geführt, wobei das Halte- und/oder Stützmittel 12 vorteilhafterweise in einer oder in mehreren Positionen an der Führung 1000 fixierbar ist und/oder das Halte- und/oder Stützmittel 12 winkel- und/oder höhenverstellbar ist.
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Auf dem Bodenteil 100 kann ein Kniekissen platziert werden, um so für eine Druckverteilung an den Knien und /oder mit an den Beinen sorgen zu können.
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Das Halte- und/oder Stützmittel 12 umfasst vorteilhafterweise ein Halte- und/oder Stützorgan 120, welches sich quer zur Längsrichtung L erstreckt. Dieses Halte- und/oder Stützorgan 120 dient vorzugsweise als Beckenhalterung des Anwenders. Das Halte- und/oder Stützorgan 120 ist vorzugsweise winkel- und/oder höhenverstellbar.
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In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung umfasst das Halte- und/oder Stützmittel 12 ein Kniestützorgan 121, welches sich quer zur Längsrichtung L erstreckt. Dieses Kniestützorgan 121 kann als Pelotten (Anlagen) im Kniebereich ausgebildet sein, um den Stand stabilisieren und ermöglichen zu können.
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Das Halte- und/oder Stützorgan 120 und/oder das Kniestützorgan 121 sind vorzugsweise höhenverstellbar an dem Halte- und/oder Stützmittel 12 angeordnet.
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In weiteren Ausführungsformen der Erfindung können an dem Therapiegerät Fußgurte und/oder Fersenschalen vorgesehen sein. Auch kann es nützlich sein, einen im Stehen nutzbaren Sattel vorzugsehen mit oder ohne Rückenstütze. Eine weitere Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass Haltegriffe vorgesehen sind, die das Übersetzten und Üben erleichtern. Ebenfalls kann das Therapiegerät Haltegurte umfassen, die im Hüft - oder Oberkörperbereich verlaufen. Eine weitere Möglichkeit sieht es vor, dass eine motorische Unterstützung vorgesehen ist.
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Der erfindungsgemäße Therapiegerät 1 kann entweder fest moniert, zerlegbar oder/oder klappbar ausgebildet sein.
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Weiterhin ist es vorteilhaft, einen Stehsattel mit oder ohne Beinführungen vorzugsehen, welche die Bewegungen der Oberschenkel physiologischer führen können. Eine weitere Variante ist dadurch gekennzeichnet sein, durch Pedale ähnlich einem Fahrrade zum Muskeltraining vorgesehen sind, wobei die Pedale dann vorne an Halte- und/oder Stützmittel 12 befestigt sind.
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Es seien im nachfolgenden die unterschiedlichen Therapieformen dargestellt:
- a) Training im Sitzen: Unterstützung bei Bedarf durch einen Sicherheitsgurt oder durch Fersenschalen, damit die Füße stabil auf dem Boden bleiben. In dieser Position können die Arm- und Rumpfmuskulatur bis zum Gesäß trainiert werden.
- B) Im Knien (auf einem Polster, dass auf dem Bodenteil 100 liegt, oder auf dem Boden, falls das Trainingsgerät anderweitig befestigt wird. Bei Bedarf kann eine Unterstützung auch durch die vordere Beckenhalterung erfolgen, die ein nach vorne überkippen der Übenden verhindert. Der Gegenhalt nach hinten entsteht vorzugsweise durch die Gesäßanlage der Sitzfläche 11. Als weitere Option kann bei Bedarf ein Bauchgurt mehr Sicherheit geben und so das zur Seite kippen verhindern.
- C) Im Stehen: Unterstützung bei Bedarf durch einen Sattel mit oder ohne Rückenstütze. Auch hier können bei Bedarf ein Hüftgurt oder ein Bauchgurt mehr Sicherheit geben. Eine weitere Unterstützung, kann auch durch das beschriebene Kniestützorgan 121 erfolgen, so dass ein Einknicken der Knie nicht möglich ist. Bei Bedarf kann das Halte- und/oder Stützorgan 120 nach oben ausgezogen werden, so dass sie sich jetzt wieder auf Hüft - oder Bauchhöhe befindet und der Anwender damit wieder genug Halt und Sicherheit hat.
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Mit diesem Vorgehen ist ein schrittweises Training jederzeit möglich, da sich die Anwender immer in einer gesicherten Position befinden. Die Sicherheit gibt auch das Bodenteil 100, auf der als Basis alles montiert ist und mit den Aufbauten eine Einheit bildet, so dass ein Wegrutschen nicht möglich ist. Sollte aus Platzgründen etc. das Bodenteil 100 weggelassen werden müssen, kann das Gerät auch zum Beispiel an die Wand montiert werden, damit es nicht wegrutscht und so beim Training wieder die notwendige Sicherheit hergestellt ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Therapiegerät
- 10
- Grundprofil
- 11
- Sitzfläche
- 12
- Halte- und/oder Stützmittel
- 13
- Therapieseil
- 100
- Bodenteil
- 101
- Gestell
- 120
- Halte- und/oder Stützorgan
- 121
- Kniestützorgan
- 1000
- Führung
- 1010
- platten- oder stangenartigen Halteteil des Gestells
- B
- rückwärtiger Bereich des Bodenteils
- L
- Längsrichtung