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Die Erfindung betrifft eine Insassenschutzvorrichtung für ein Fahrzeug mit einem um eine Fahrzeughochachse drehbar gelagerten Fahrzeugsitz, umfassend ein eine Sitzfläche bildendes Sitzpolster, eine Sitzlehne und eine an der Sitzlehne angeordnete Kopfstütze.
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Aus der
DE 10 2008 000 656 B4 sind eine Kopfstützensteuervorrichtung, ein Kopfstützensteuerverfahren und eine Aktivkopfstütze bekannt. Die Kopfstützensteuervorrichtung ist zum Schutz bei einer am hinteren Bereich eines Fahrzeuges stattfindenden Kollision vorgesehen. Dabei umfasst die Kopfstützensteuervorrichtung einen Kopfstützenbewegungsmechanismus, der eine im Fahrzeug vorgesehene Kopfstütze in einer derartigen Weise stützt, dass zumindest eine Drehung der Kopfstütze um eine Achse der Kopfstütze, die sich in einer Fahrzeughöhenrichtung erstreckt, und/oder eine Bewegung der Kopfstütze in einer Fahrzeugbreitenrichtung gestattet ist. Weiterhin umfasst die Kopfstützensteuervorrichtung eine Antriebseinrichtung zum Bewirken von zumindest der Drehung und/oder der Bewegung der Kopfstütze und eine Steuereinrichtung zum Steuern der Antriebseinrichtung.
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Darüber hinaus beschreibt die
US 10,399,474 B2 eine einstellbare Kopfstützenanordnung für eine Sitzlehne eines Sitzes, die eine Kopfstützstruktur, eine Kopfstützenstütze und mindestens zwei Höhenverstellmechanismen, einen Seitenwinkeleinstellmechanismus und einen Neigungsverstellmechanismus, die jeweils elektronisch angetrieben werden, umfasst. Die Kopfstützstruktur ist konfiguriert, den Kopf eines Insassen zu stützen, wobei die Kopfstützenstütze die Kopfstützstruktur unterstützt. Der Höhenverstellmechansimus ist ausgebildet, um die Höhe der Kopfstützstruktur relativ zur Kopfstützenstütze und der Sitzlehne zu ändern. Der Seitenwinkeleinstellmechanismus ist konfiguriert, um den Winkel der Seitenteile der Kopfstützstruktur relativ zu einem Mittelabschnitt der Kopfstützstruktur zu ändern. Der Neigungsverstellmechanismus ist konfiguriert, um einen Neigungswinkel der Kopfstützstruktur relativ zu einer Neigungsstützstruktur und der Sitzlehne zu ändern.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Insassenschutzvorrichtung für ein Fahrzeug anzugeben.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Insassenschutzvorrichtung gelöst, welche die in Anspruch 1 angegebenen Merkmale aufweist.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Eine Insassenschutzvorrichtung für ein Fahrzeug weist einen um eine Fahrzeughochachse drehbar gelagerten Fahrzeugsitz auf, welcher ein eine Sitzfläche bildendes Sitzpolster, eine Sitzlehne und eine an der Sitzlehne angeordnete Kopfstütze umfasst. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Kopfstütze derart an der Sitzlehne gelagert ist, dass sich die Kopfstütze bei einer initiierten Drehung des Fahrzeugsitzes um die Fahrzeughochachse relativ zu der Sitzlehne zur Einnahme einer in Bezug auf einen Insassenschutz optimierten Position translatorisch und/oder rotatorisch positioniert.
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Mittels einer derart ausgebildeten Insassenschutzvorrichtung kann ein Insassenschutz optimiert werden, insbesondere im automatisierten Fahrbetrieb des Fahrzeuges, in welchem der Fahrzeugsitz um die Fahrzeughochachse gedreht angeordnet sein kann.
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Wird ermittelt, dass dem Fahrzeug eine Seitenkollision bevorsteht oder die Seitenkollision als solche wird erfasst, so wird die Kopfstütze zumindest translatorisch positioniert, wodurch sich ein Fensterairbag optimal entfalten und somit seine Wirkstellung einnehmen kann.
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Dadurch, dass die Kopfstütze im Kollisionsfall zur möglichen Sicherstellung des Insassenschutzes translatorisch und/oder rotatorisch positionierbar ist, kann eine Winkelweite, innerhalb welcher der Fahrzeugsitz gedreht werden kann, vergrößert werden.
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Mittels einer solchen Insassenschutzvorrichtung kann ein Sicherheitsansehen eines Fahrzeugherstellers gesteigert werden.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
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Dabei zeigen:
- 1 schematisch einen Ausschnitt eines Fahrzeuges mit einem um eine Fahrzeughochachse drehbar gelagerten Fahrzeugsitz und translatorisch positionierter Kopfstütze,
- 2 schematisch einen Fahrzeugnutzer auf dem Fahrzeugsitz mit translatorisch positionierter Kopfstütze und einer möglichen Kopftrajektorie,
- 3 schematisch einen Ausschnitt des Fahrzeuges mit dem drehbar gelagerten Fahrzeugsitz und rotatorisch positionierter Kopfstütze und
- 4 schematisch den schematisch den Fahrzeugsitz mit rotatorisch positionierter Kopfstütze und einem halbtransparent dargestellten Fensterairbag in seiner Wirkstellung.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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1 zeigt einen Ausschnitt eines Fahrzeuges 1 mit einer Türverkleidung 1.1 und einer B-Säule 1.2, wobei zudem ein um eine Fahrzeughochachse drehbar gelagerter Fahrzeugsitz 2 mit einem eine Sitzfläche bildenden Sitzpolster 2.1, einer Sitzlehne 2.2 und einer an dieser angeordneten Kopfstütze 2.3 dargestellt ist.
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Das Fahrzeug 1 verfügt über ein Assistenzsystem, welches im aktivierten Zustand einen automatisierten Fahrbetrieb des Fahrzeuges 1 ermöglicht. Wird das Fahrzeug 1 im automatisieren Fahrbetrieb bewegt, führt das Fahrzeug 1, d. h. das Assistenzsystem, eine Fahraufgabe vollumfänglich aus. Dadurch hat ein in 2 gezeigter Fahrzeugnutzer 3 die Möglichkeit einer anderen Tätigkeit nachzugehen.
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Da der Fahrzeugsitz 2 drehbar gelagert ist, kann der Fahrzeugnutzer 3 seinen Fahrzeugsitz 2 in Richtung eines nicht näher dargestellten Beifahrersitzes drehen, so dass der Fahrzeugnutzer 3 einem Beifahrer zugewandt ist. Beispielsweise kann der Fahrzeugsitz 2 um 10° bis 20° in Bezug zu einer Fahrzeuglängsachse x gedreht und positioniert werden.
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Ist der Fahrzeugsitz 2 um die Fahrzeughochachse z gedreht positioniert, besteht im Kollisionsfall des Fahrzeuges 1 das Risiko, dass der Fahrzeugnutzer 3 auf dem Fahrzeugsitz 2 nicht optimal, beispielsweise in Bezug auf ein Insassenschutzmittel, wie einen nicht gezeigten Fahrerairbag oder einen in 4 halbtransparent dargestellten Fensterairbag, positioniert ist. Zudem besteht die Gefahr, dass sich beispielsweise der Fensterairbag 4 durch die Positionierung des Fahrzeugsitzes 2 und insbesondere durch die Position der Kopfstütze 2.3 nicht optimal entfalten und somit nicht seine Wirkstellung einnehmen kann.
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Zudem kann die Kopfstütze 2.3 ihre Funktion, insbesondere bei einer kollisionsbedingten Beschleunigung des Kopfes 3.1 des Fahrzeugnutzers 3 in eine Kollisionsrichtung, nicht erfüllen. Hierbei besteht die Gefahr, dass der Kopf 3.1 des Fahrzeugnutzers 3, insbesondere bei einer Frontalkollision, beschleunigt wird und nicht auf die Kopfstütze 2.3 trifft, da der Fahrzeugsitz 2 gedreht positioniert ist, wie in den 1 bis 4 gezeigt ist.
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Um einen Insassenschutz für den Fahrzeugnutzer 3 auf dem gedreht positionierten Fahrzeugsitz 2 dennoch weitestgehend sicherstellen zu können, ist eine Insassenschutzvorrichtung, wie im Folgenden beschrieben, ausgebildet.
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Die Insassenschutzvorrichtung umfasst den Fahrzeugsitz 2, welcher eine von der Sitzlehne 2.2 kinematisch getrennte oder trennbare Kopfstütze 2.3 aufweist.
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Insbesondere ist die Kopfstütze 2.3 derart an der Sitzlehne 2.2 gelagert, dass sich die Kopfstütze 2.3 bei einer, insbesondere durch den Fahrzeugnutzer 3, initiierten Drehung des Fahrzeugsitzes 2 um die Fahrzeughochachse z relativ zu der Sitzlehne 2.2 zur Einnahme einer in Bezug auf einen Insassenschutz optimierten Position translatorisch und/oder rotatorisch positioniert.
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Zudem ist die Kopfstütze 2.3 im Kollisionsfall des Fahrzeuges 1 und in Abhängigkeit von einer Kollisionsart relativ zu der Sitzlehne 2.2 zur Einnahme einer in Bezug auf den Insassenschutz optimierten Position translatorisch und/oder rotatorisch positionierbar. Dabei erfolgt die Positionierung insbesondere entgegen einer Drehrichtung des Fahrzeugsitzes 2.
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Die 1 und 2 zeigen die translatorische Positionierung der Kopfstütze 2.3 bei einer erfassten Frontalkollision des Fahrzeuges 1, wobei der Fahrzeugsitz 2 in Richtung des Beifahrers gedreht ist.
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Bei einer Frontalkollision des Fahrzeuges 1 ist die Kopfstütze 2.3 durch Ansteuerung einer entsprechenden Aktuatorik, die mit einer Kollisionssensorik signaltechnisch verbunden ist, translatorisch entlang einer Oberseite der Sitzlehne 2.2 verfahrbar. Dabei wird die Kopfstütze 2.3 derart positioniert, dass der Kopf 3.1 des Fahrzeugnutzers 3 bei einer kollisionsbedingten Beschleunigung in Kollisionsrichtung auf die Kopfstütze 2.3 trifft, so dass mittels der Kopfstütze 2.3 Kollisionsenergie absorbierbar ist.
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1 zeigt eine Ausgangsstellung, also eine Normalstellung, der Kopfstütze 2.3 und mittels gestrichelter Linie die aufgrund der Frontalkollision positionierte Kopfstütze 2.3. In 2 ist die translatorisch positionierte Kopfstütze 2.3 und eine bei einer Frontalkollision mögliche Kopftrajektorie T des Fahrzeugnutzers 3 gezeigt.
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Wie anhand der Kopftrajektorie T und der positionierten Kopfstütze 2.3 gezeigt ist, trifft der Kopf 3.1 des Fahrzeugnutzers 3 durch die positionierte Kopfstütze 2.3 auf diese, so dass eine Schutzwirkung der Kopfstütze 2.3 zumindest weitestgehend sichergestellt werden kann.
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Bei einer Seitenkollision besteht, wie oben beschrieben, das Risiko, dass sich die Kopfstütze 2.3 wegen des gedrehten Fahrzeugsitzes 2 im Entfaltungsbereich des Fensterairbags 4 befindet, so dass dieser sich nicht optimal entfalten kann.
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Um die Schutzwirkung des Fensterairbags 4 für den Fahrzeugnutzer 3 bei einer Seitenkollision des Fahrzeuges 1 im Wesentlichen sicherstellen zu können, wird die Kopfstütze 2.3 rotatorisch derart positioniert, dass der Fensterairbag 4 seine Wirkstellung weitestgehend ungehindert einnehmen kann, wie in 4 gezeigt ist.
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3 zeigt den gedrehten Fahrzeugsitz 2 mit der Kopfstütze 2.3 in ihrer Ausgangsstellung, wobei mittels gestrichelter Linie die relativ zu der Sitzlehne 2.2 rotatorisch positionierte Kopfstütze 2.3 dargestellt ist.
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In einer Ausgestaltung der Insassenschutzvorrichtung ist die Kopfstütze 2.3 in Abhängigkeit von der ermittelten Kollisionsart eine vergleichsweise kurze Zeitdauer vor einem Kollisionseintritt entsprechend translatorisch und/oder rotatorisch relativ zu der Sitzlehne 2.2 positionierbar, um eine entsprechende Schutzwirkung für den Fahrzeugnutzer 3 zu erzielen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass durch die translatorische und/oder rotatorische Positionierung der Kopfstütze 2.3 keine Kopfbewegung eingeleitet wird. Gegebenenfalls kann durch die Positionierung der Kopfstütze 2.3 aber auch ein Bewegungsimpuls auf den Kopf 3.1 des Fahrzeugnutzers 3 ausgeübt werden, der sich verhältnismäßig günstig auf den Fahrzeugnutzer 3 und insbesondere seinen Kopf 3.1 auswirken kann.
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Denkbar ist auch, dass nur ein Teil der Kopfstütze 2.3 bei einer erfassten Kollision des Fahrzeuges 1 und in Abhängigkeit von einer ermittelten Kollisionsart translatorisch oder rotatorisch in eine für den Fahrzeugnutzer 3 günstige Position positionierbar ist. Dieser Teil wird dann relativ zu der Sitzlehne 2.2 und/oder zu einem Hauptteil der Kopfstütze 2.3 bewegt.
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Zudem kann vorgesehen sein, dass zur Verbreiterung der Kopfstütze 2.3 im Kollisionsfall ein aufblasbares Luftpolster in diese integriert ist. Dadurch kann weitestgehend sichergestellt werden, dass der Kopf 3.1 des Fahrzeugnutzers 3 bei einer Frontalkollision des Fahrzeuges 1 auch bei in Richtung des Beifahrers gedrehtem Fahrzeugsitz 2 auf die Kopfstütze 2.3 trifft und somit Kollisionsenergie zumindest teilweise absorbiert werden kann. Alternativ oder zusätzlich kann die Kopfstütze 2.3 auch mechanisch verbreitert werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102008000656 B4 [0002]
- US 10399474 B2 [0003]