-
Die Erfindung betrifft ein Mittelairbagsystem für Fahrzeuge als Seitenaufprallschutz für die Fahrzeuginsassen, insbesondere auf der stoßabweisenden Seite des Fahrers, mit einem Mittelairbag, der sich zum Zeitpunkt des Aufpralls zwischen dem Fahrersitz und dem Beifahrersitz entfaltet, sowie einer Mittelkonsole zwischen den Fahrer- und Beifahrersitzen.
-
Die neuen Prüfanforderungen des Euro NCAP, die in den nächsten Jahren eingeführt werden sollen, erweitern den Schutz für die Insassen von Kraftfahrzeugen beim Seitenaufprall. Die Fahrzeuginsassen sollen dabei insbesondere auch auf der stoßabgewandten Seite geschützt werden, und zwar dergestalt, dass der Körper eines Fahrzeuginsassen möglichst keinen großen seitlichen Schwankungen ausgesetzt werden soll. Das gilt insbesondere für den Rückprall des jeweiligen Fahrzeuginsassen. Bei einem seitlichen Aufprall mildern Seitenairbags, die den Oberkörper vor dem Aufprall auf Fahrzeugteile schützen sollen, sowie Kopf- und Vorhangairbags, die sich auf Fensterhöhe entfalten, die Unfallfolgen. Derartige Airbags sind aber nur für solche Insassen effektiv, die auf der stoßzugewandten Seite sitzen. Wenn beispielsweise ein seitlicher Aufprall auf der Fahrerseite passiert, so kann der Beifahrer das Unfallrisiko erhöhen, und zwar beispielsweise dann, wenn die Köpfe von Fahrer und Beifahrer durch die Wucht des Aufpralls aneinanderstoßen, wodurch schwere Verletzungen eintreten können. Weitere Verletzungen können durch den Rückprall entstehen, wenn beispielsweise der Fahrer zunächst durch den am Fenster entfalteten Kopf- und Vorhangairbag geschützt und dann in die entgegengesetzte Richtung geschleudert wird, wo er mit dem neben ihm sitzenden Insassen zusammenstoßen kann.
-
Aus der
DE 10 2011 051 319 A1 ist bereits ein Mittelairbagmodul für Fahrzeuge bekannt, bei dem zwischen zwei Sitzen eine Mittelkonsole vorgesehen ist, bei der sich bei einem Seitenaufprall zwischen den beiden Insassen ein Airbagkissen entfaltet und die beiden nebeneinandersitzenden Insassen voneinander trennt, so dass diese nicht mit den Körpern bzw. Köpfen zusammenstoßen können. Eine solche bekannte Konstruktion weist jedoch den erheblichen Nachteil auf, dass der sich beim Seitenaufprall entfaltende Airbag keine ausreichende Seitenstabilität aufweist um den jeweiligen Fahrzeuginsassen in einer nur wenig geneigten Position zu halten. Dieser Nachteil wirkt sich besonders dann sehr negativ aus, wenn beispielsweise der Fahrer allein in seinem Fahrzeug sitzt und er im Falle eines Seitenaufpralls entweder unmittelbar oder beim Rückprall gegen das Airbagkissen gedrückt wird. Das Airbagkissen würde dann erheblich nachgeben, so dass der Oberkörper des Fahrers seitlich übermäßig stark geneigt würde.
-
Eine ähnliche Konstruktion ist aus der US Patentschrift
US 8,702,122 B2 bekannt. Bei dieser Konstruktion wird zwar versucht, die oben aufgezeigten Nachteile durch eine optimierte Geometrie des Airbagkissens zu minimieren, jedoch gibt auch dieses Airbagkissen, wenn ein Insasse bei einem Seitenaufprall dagegen gedrückt wird, weitgehend nach, da es keine ausreichende Stabilität bietet.
-
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Mittelairbagsystem zu schaffen, dass insbesondere den Fahrer bei einem Seitenaufprall auf der dem Stoß abgewandten Seite wirksam schützt.
-
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass der Mittelairbag in oder an der zur Fahrzeugmittelachse weisenden Seite der Rückenlehne des jeweiligen Sitzes angeordnet und in Richtung zwischen den Fahrer- und Beifahrersitz entfaltbar ist, dass die Mittelkonsole oder zumindest ein Teil der Mittelkonsole im Moment des Seitenaufpralls nach oben bewegbar ist und dass die Mittelkonsole bzw. der entsprechende Teil davon in der nach oben verschobenen Stellung einen Abstützbereich für den entfalteten Mittelairbag bietet.
-
Bei der erfindungsgemäßen Konstruktion bietet also die beim Aufprall nach oben bewegte Mittelkonsole bzw. der nach oben verschobene Teil der Mittelkonsole ein stabiles Widerlager für den Mittelairbag, so dass beispielsweise bei einem Seitenaufprall auf der Fahrerseite der Fahrer zunächst durch den Kopf- bzw. Vorhangairbag im Fensterbereich geschützt wird und dann beim Rückprall durch den mittleren, mit der Abstützung versehenen Mittelairbag geschützt wird, indem keine übermäßige Auslenkung seines Oberkörpers erfolgt.
-
Vorzugsweise ist der Mittelairbag aus der zur Fahrzeugmittelachse weisenden Seite der Sitzrückenlehne heraus zwischen die Mittelkonsole und den jeweiligen Fahrzeuginsassen entfaltbar. Dadurch kann die als Abstützung dienende Mittelkonsole bzw. ein Teil dieser Konsole im Falle eines Seitenaufpralls ungehindert nach oben verschoben werden und kann den Mittelairbag abstützen.
-
Bei einer ersten Ausführungsform ist die an der Mittelkonsole vorgesehene Armstütze nach oben und hinten aufschwenkbar, wobei die Armstütze im Falle eines Seitenaufpralls den Abstützbereich für den Mittelairbag bietet.
-
Bei einer zweiten Ausführungsform kann im Falle eines Seitenaufpralls der hintere Bereich der Mittelkonsole nach oben verschiebbar sein und dann den Abstützbereich für den Airbag bieten.
-
Bei einer dritten Ausführungsform kann im Falle eines Seitenaufpralls die gesamte Mittelkonsole nach oben schwenkbar sein und als Ganzes den Abstützbereich für den Airbag bieten.
-
Vorzugsweise ist die Aufwärtsbewegung der Mittelkonsole bzw. ihrer entsprechenden Teile durch ein mit Federkraft betriebenes Betätigungselement auslösbar.
-
Alternativ ist es aber auch möglich, die Aufwärtsbewegung im Falle eines Seitenaufpralls durch ein mit Explosivkraft betriebenes Betätigungselement auszulösen.
-
Vorzugsweise ist das erfindungsgemäße Mittelairbagsystem auch mit auf der Fensterseite angebrachten Kopf- und/oder Vorhangairbags kombinierbar.
-
Die Erfindung ist in der Zeichnung beispielhaft veranschaulicht und im nachstehenden im Einzelnen anhand der Zeichnung beschrieben. Es zeigen:
- 1: in schematischer Darstellung die beiden Vordersitze in einem Kraftfahrzeug, auf denen die Fahrzeuginsassen sitzen, beispielsweise der Fahrer und der Beifahrer,
- 2: die gleiche Darstellung in 1 bei einem Seitenaufprall auf der Fahrerseite,
- 3: die gleiche Darstellung wie in 1 und 2 unmittelbar nach dem Seitenaufprall mit entfaltetem Mittelairbagsystem,
- 4: die zeitlich nach 3 folgende Position des Fahrers, unterstützt durch das Mittelairbagsystem,
- 5: in schematischer Darstellung ein erstes Ausführungsbeispiel für die Funktion der Mittelkonsole,
- 6: ein zweites Ausführungsbeispiel für die Funktion der Mittelkonsole,
- 7: ein drittes Ausführungsbeispiel für die Funktion der Mittelkonsole,
- 8 in etwas detaillierterer Form die beiden Vordersitze mit der zwischen ihnen angeordneten Mittelkonsole,
- 9: die gleiche Darstellung wie in 8 mit verschwenkter Armstütze; und
- 10: die gleiche Darstellung wie in 8 und 9 mit entfaltetem Mittelairbag.
-
In 1 der Zeichnung sind die beiden Vordersitze 1 und 2 in einem schematisch dargestellten Kraftfahrzeug veranschaulicht. Beide Sitze sind besetzt, und zwar der Fahrersitz 1 durch den Fahrer 3 und der Beifahrersitz 2 durch einen Beifahrer 4.
-
Zwischen beiden Vordersitzen 1 und 2 befindet sich eine Mittelkonsole 5 mit einer oben auf der Mittelkonsole 5 angeordneten Armstütze 6.
-
Weiterhin wird in 1 durch einen Crash-Pfeil 7 ein auf der Fahrerseite zu erwartender Seitenaufprall angedeutet.
-
2 zeigt den Zustand der beiden Insassen 3 und 4 unmittelbar nach dem Seitenaufprall. Wie weiterhin aus 2 zu erkennen ist, werden die Oberkörper beider Insassen 3 und 4 in der Zeichnung nach rechts in Richtung gegen den Crash-Pfeil 7 geschleudert.
-
Für den Fahrer 3 entfaltet sich dabei vor dem Seitenfenster ein Kopf- oder Vorhangairbag 8, der den Kopf und gegebenenfalls den Oberkörper des Fahrers 3 weitestgehend schützt.
-
Wie aus 3 zu erkennen ist, wirkt unmittelbar nach der in 2 dargestellten Situation ein Rückprall auf beide Insassen 3 und 4, wodurch die Oberkörper beider Insassen 3 und 4 in die entgegengesetzte Richtung, das heißt in Richtung des Crash-Pfeils 7, geschleudert werden.
-
Das Hauptmerkmal der Erfindung besteht nun darin, zunächst einmal den Fahrer 3 zu schützen und die Rückprall-Bewegung zu mildern bzw. abzufangen.
-
Zu diesem Zweck ist ein Mittelairbag 9 vorgesehen, der die Rückprall-Bewegung des Fahrers 3 abfedert.
-
Der Mittelairbag 9 ist in oder an der zur Fahrzeugmittelachse weisenden Seite der Rückenlehne 10 des Vordersitzes 1 angeordnet. Im Falle eines Seitenaufpralls gemäß dem Crash-Pfeil 7 entfaltet sich der Mittelairbag 9 in Richtung nach vorn zwischen den Fahrersitz 1 und den Beifahrersitz 2.
-
Gleichzeitig bewegt sich die Mittelkonsole 5 oder zumindest ein Teil der Mittelkonsole 5 nach oben, wobei die Mittelkonsole 5 bzw. der entsprechende Teil der Mittelkonsole 5 in der nach oben verschobenen Stellung einen Abstützbereich für den entfalteten Mittelairbag 9 bietet.
-
Wenn sich also der Mittelairbag 9 aus der zur Fahrzeugmittelachse weisenden Seite der Rückenlehne 10 des Fahrersitzes 1 entfaltet, so gelangt er zwischen die Mittelkonsole 5 und den Fahrer 3, d.h., dass die nach oben bewegte Mittelkonsole 5 bzw. der nach oben verschobene Teil der Mittelkonsole 5 eine wirksame Abstützung für den Mittelairbag 9 bietet.
-
Wie aus 4 zu erkennen ist, wird dadurch der Oberkörper des Fahrers 3 sehr wirksam abgestützt und wird nur geringfügig aus seiner vertikalen Position in Richtung des Crash-Pfeils 7 geneigt.
-
Der Beifahrer 4 ist allerdings bei dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel weitestgehend ungeschützt. Es ist aber ohne weiteres möglich, auch für den Beifahrer 4 auf der Fensterseite einen Kopf- oder Vorhangairbag 8 zu installieren. Ferner sieht die Erfindung auch vor, dass sich an dem Beifahrersitz 2 aus der zur Fahrzeugmittelachse weisenden Seite der Rückenlehne 11 ein in der Zeichnung nicht dargestellter Mittelairbag entfaltet. Dieser für den Beifahrer 4 vorgesehene Mittelairbag entfaltet sich dann ebenfalls aus der Rückenlehne 11 heraus und gelangt zwischen die Mittelkonsole 5 und den Beifahrer 4. Damit wird der Beifahrer bereits beim Seitenaufprall selber geschützt und wird bei der Bewegung in Fahrerrichtung vom Mittelairbag aufgefangen.
-
In den 5 bis 7 sind für die Mittelkonsole 5 drei Varianten veranschaulicht, wie sich die Mittelkonsole 5 bzw. ein entsprechender Teil der Mittelkonsole 5 im Falle eines Seitenaufpralls nach oben verschiebt, um eine Abstützung für den sich entfaltenden Mittelairbag 9 zu bieten.
-
Gemäß 5 weist die Mittelkonsole 5 in dem Bereich zwischen den Vordersitzen 1 und 2 eine schwenkbar gelagerte Armstütze 6 auf. Bei einem Seitenaufprall wird die Armstütze 6 um ein Scharnier 12 nach oben und hinten soweit aufgeschwenkt, dass sie einen wirksamen Abstützbereich für den Mittelairbag 9 bietet.
-
Gemäß 6 wird im Falle eines Seitenaufpralls der gesamte hintere Bereich der Mittelkonsole 5 einschließlich der Armstütze 6 so weit nach oben verschoben, dass ein ausreichender Abstützbereich für den Mittelairbag 9 erzeugt wird.
-
Gemäß 7 wird im Falle eines Seitenaufpralls die gesamte Mittelkonsole 5 um ein Scharnier 14 nach oben verschwenkt, so dass sie eine wirksame Abstützung für den Mittelairbag 9 bietet.
-
Weitere Varianten sind möglich.
-
Bei sämtlichen drei Ausführungsformen gemäß den 5 bis 7 kann die Aufwärtsbewegung der Mittelkonsole 5 bzw. des entsprechenden Teils der Mittelkonsole 5 durch ein in der Zeichnung nicht näher dargestelltes, mit Federkraft betriebenes Betätigungselement ausgelöst werden. Alternativ kann anstelle des mit Federkraft betriebenen Betätigungselements auch ein durch Explosivkraft betriebenes Betätigungselement vorgesehen sein.
-
In den 8 bis 10 wird noch einmal das Mittelairbagsystem anhand von zwei Vordersitzen 1 und 2 in Kombination mit einer Mittelkonsole 5 sowie einer an der Mittelkonsole 5 angebrachten, schwenkbar gelagerten Armstütze 6 veranschaulicht.
-
In 8 ist der Zustand vor einem Seitenaufprall dargestellt.
-
Gemäß 9 wird die Armstütze 6 im Falle eines Seitenaufpralls um das Scharnier 12 nach oben und hinten aufgeschwenkt.
-
Gleichzeitig oder unmittelbar nach dem Aufschwenken der Armstütze 6 entfaltet sich, wie in 10 veranschaulicht, der Mittelairbag 9, der in oder an der zur Fahrzeugmittelachse weisenden Seite der Rückenlehne 10 des Vordersitzes 1 angeordnet ist. Im Falle des Auslösens des Mittelairbags 9 entfaltet sich dieser in Fahrzeugrichtung nach vorn zwischen die Mittelkonsole 5 und den Fahrer 3 und wird auf seiner Rückseite durch die aufgeschwenkte, in 10 nicht sichtbare Armstütze 6 abgestützt. Wenn also der Fahrer 3, wie in 4 dargestellt, aufgrund des Rückpralls zur Fahrzeugmitte hin gestoßen wird, so wird seine Bewegung durch den an der Rückseite abgestützten Mittelairbag 9 elastisch aufgefangen, so dass sein Oberkörper nur eine geringfügige Auslenkung aus der Vertikalen erfährt.
-
Gegenüber dem Stand der Technik stellt das erfindungsgemäße Mittelairbagsystem einen erheblichen technischen Fortschritt dar, denn die erfindungsgemäße Anwendung eines Mittelairbags zur Sicherung eines Fahrzeuginsassen wird mit relativ geringem Aufwand erheblich verbessert. Der durch den erfindungsgemäßen Mittelairbag geschützte Fahrzeuginsasse wird sehr schonend nach dem Seitenaufprall bzw. Rückprall aufgefangen und wird nur geringfügig aus seiner vertikalen Position ausgelenkt.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Vordersitz (Fahrersitz)
- 2
- Vordersitz (Beifahrersitz)
- 3
- Fahrer (Fahrzeuginsasse)
- 4
- Beifahrer (Fahrzeuginsasse)
- 5
- Mittelkonsole
- 6
- Armstütze
- 7
- Crash-Pfeil
- 8
- Kopf- oder Vorhangairbag
- 9
- Mittelairbag
- 10
- Rückenlehne
- 11
- Rückenlehne
- 12
- Scharnier für Armstütze 6
- 13
- hinterer Bereich der Mittelkonsole 5
- 14
- Scharnier für Mittelkonsole 5
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102011051319 A1 [0003]
- US 8702122 B2 [0004]