-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Radonsanieren von Gebäuden.
-
Radon Rn-222 ist ein farb-, geruch- und geschmackloses radioaktives Edelgas. Es ist eines der 13 Zerfallsprodukte des im Gestein und im Erdreich natürlich vorkommenden, radioaktiven Schwermetalls Uran. Durch Risse und Spalten im Boden gelangt das gasförmige Radon in die Umgebungsluft. Im Durchschnitt befindet sich in der Erdatmosphäre ein Radongehalt von 8-30 Bq/m3.
-
Das im Boden enthaltene Radon ist die Hauptursache für Radonbelastungen in Gebäuden. Die Luft in den Poren des Erdreichs hat eine Radonkonzentration von 10.000 bis über 100.000 Bq/m3. Durch den geringeren Luftdruck in Gebäuden verglichen zu dem Außendruck, kann die Bodenluft durch undichte Stellen in der Gebäudekonstruktion ins Gebäude gelangen. Zusätzlich kann auch das Baumaterial Radon in geringen Mengen freisetzen.
-
In Gebäuden, die auf entsprechend strahlungsaktivem Untergrund gebaut wurden, tritt Radon über Risse und Fugen aus dem Boden in die Kellerbereiche ein und kann durch Luftströmungen in die darüber liegenden Gebäudebereiche verteilt werden, wodurch es zu einer Anreicherung von Radon kommt. Insbesondere im Winter bei beheizten Räumen, kann die trockene Luft zu Schwindvorgängen führen, durch die sich Fugen weiten. Vor allem in Kellerbereichen in radonbelasteten Gegenden, kann dadurch Radongas leichter aus dem Erdreich in diese Bereiche nachströmen und sich somit höhere Radonkonzentrationen einstellen.
-
Hierbei stellt nicht das Radon selbst eine Gefahr dar, sondern die durch Zerfall des Radons freigesetzte Alphastrahlung, sowie die sich bildenden Zerfallsprodukte. Zu den Zerfallsprodukten gehören zum Beispiel Nuklide, deren chemische Eigenschaften nicht mehr die eines Edelgases entsprechen, sondern die eines Schwermetalls. Diese Radonfolgeprodukte lagern sich als Aerosole an, die über einen längeren Zeitraum in der Luft schweben. Das Einatmen der Aerosole führt zu einer Anreicherung dieser in den Bronchien der Lunge, was wiederum zu Lungenkrebs führen kann.
-
Um einen solchen Ausgang zu verhindern, gibt es verschiedene Maßnahmen, die unternommen werden können. Das Abdichten von Rissen, Leitungsdurchführungen und anderen Eintrittswegen, der Verdünnung von radonbelasteter Bodenluft und der Änderung der Druckverhältnisse.
-
Bei einer schon vorhandenen starken Radonbelastung des Gebäudes, die auch mit stärkerem Lüften nicht gesenkt werden kann, wird eine sogenannte Radonsanierung des Gebäudes durchgeführt. Ein bekannte Radonsanierungsmaßnahme ist das Konstruieren eines Hohlraums unter dem Gebäude. Hierfür wird typischerweise eine Ziegelstruktur verwendet. Die Ziegelstruktur besteht aus Wänden, die mit Latten versehen oder auf andere Weise perforiert sind, damit Radon in den Hohlraum unter dem Gebäude aus dem umgebenen Boden eindringen kann.
-
Mittels eines Ventilators wird der Druck im Hohlraum verringert, um ein Einströmen des Radons in den Hohlraum herbeizuführen und nicht in das darüber liegende Gebäude. Das in den Hohlraum eingetretene Radon wird über ein Rohr in die Atmosphäre abgegeben. Das Rohr erstreckt sich üblicherweise bis zur oberen Rinnenebene des Gebäudes.
-
Aus der
WO 985 57 69 A1 ist ein modifiziertes Ventilatorsystem bekannt, um eine Radonsanierung durchzuführen. Dieses beinhaltet einen Lüfter und ein Stromversorgungsmittel zum Antreiben des Lüfters. Dieser Lüfter soll für den Betrieb unter Bedingungen mit geringem oder keinem Luftstrom ausgelegt sein und umfasst hierfür ein Lüftersystem mit mehreren Lüftern, die so zusammenarbeiten sollen, dass ein geringerer Druck im Hohlraum gewährleistet ist, auch bei geringem Luftstrom. Zusätzlich sind die Komponenten des Lüfters so groß wie möglich, um eine Wärmeerzeugung pro Gewichtseinheit von Stahl zu minimieren. Dies soll zur Folge haben, dass die Temperatur des Motors, der das Lüftersystem antreibt, so gering gehalten wird, dass es nicht zu einer Überhitzung des Motors kommt.
-
Aus der
EP 165 30 08 A1 ist ein Gebäudebau bekannt, der den Einbau eines Kriechkellers als System zum effektiven Ablassen von Radongasen vorsieht. Wobei das Gebäude mit einem Luftaustrittsrohr aus dem Kriechraum versehen ist, das durch das Gebäude bis über das Dach reicht und das an seinem Ende einen Zugförderungsanschluss besitzt. Aufgrund des Lüftersystems im Kriechraum wird über das Luftaustrittsrohr, unabhängig von der Windrichtung, ein Vakuum erzeugt, um das Radongas anzusaugen. Das Vakuum im Kriechraum verhindert, dass Radongas durch Risse in der Radonsperrschicht ins Gebäude eintreten kann. Stattdessen wird das Radongas durch das Luftaustrittsrohr in die Atmosphäre abgegeben.
-
Aus der
US 2014 025 20 99 A1 ist ein Dampfminderungssystem als Vorrichtung bekannt, um flüchtige organische Verbindungen wie Radon im Boden und/oder Grundwasser abzuschwächen. Das System beinhaltet ein Vakuumrohr, das so konstruiert sein soll, dass es Dämpfe unter dem Boden eines Gebäudes einziehen kann. Die Vorrichtung umfasst ein Gebläse, das an mindestens ein Vakuumrohr gekoppelt ist und das Vakuum erzeugt. Und eine Steuerung, die die Höhe der zugeführten Leistung des Gebläses dynamisch steuert, wobei das zugeführte Leistungsniveau durch mehrere Umgebungsmessungen eingestellt wird.
-
Aus der
WO 2014 134 740 A1 ist ebenfalls ein Gebäude bekannt, das Systeme und Vorrichtungen beinhaltet um zu verhindern, dass sich Radongas im Gebäude ansammelt. Dafür wird eine zusätzliche Bauplatte unter das Gebäude eingebaut, die eine Belüftungsschicht enthält. Diese Belüftungsschicht enthält mehrere Kanäle, die einen zweidimensionalen miteinander verbundenen Hohlraum bereitstellen. Durch den Hohlraum ist eine Bewegung von radonhaltiger Luft in zwei Dimensionen möglich. Durch zusätzliche Entlüftungsleitungen, die mit der Belüftungsschicht gekoppelt sind, wird radonhaltige Luft durch einen Entlüftungsstab gezogen und an einem Auslasspunkt am Dach in die Atmosphäre abgegeben.
-
Aus der
DE 10 2015 011 374 C5 ist ein Verfahren zur Radonsanierung eines Gebäudes bekannt, in dem Luft aus dem an das Gebäude angrenzendem Erdreich mittels einer Ansaugvorrichtung angesaugt und in die Atmosphäre abgegeben wird. Die Ansaugvorrichtung umfasst Absaugleitungen, in denen Absperrventile vorgesehen sind und mittels derer, die durch die Absaugleitungen hindurchströmenden Volumenströme eingestellt werden. Für die Absaugleitungen werden Gebäudewandung durchdringende Bohrungen vorgenommen und der Spalt zwischen der Bohrungswandung der Gehäusewandung und den Absaugleitungen wird mit einem Dichtmittel abgedichtet. Das Dichtmittel weist einen die Absaugleitung dichtend umschließenden elastischen Dichtungsring auf, der durch eine Spannvorrichtung axial in Richtung der Bohrung zusammengepresst und dadurch radial gegen die Bohrungswandung gepresst wird.
-
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Radonsanieren von Gebäuden zu schaffen, welches zuverlässiger eine Radonkontamination von den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen verhindert.
-
Die Aufgabe wird mit einem Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
-
Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den hiervon abhängigen Unteransprüchen gekennzeichnet.
-
Die Erfinder haben durch Radonkonzentrationsmessungen in Gebäuden erkannt, dass bei einer Radonsanierung mit Unterbodenabsaugung unter dem Kellerbereich und von erdberührten Wänden überraschenderweise in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen ein Radongehalt gemessen wurde, der in diesen Bereichen vor der Radonsanierung nicht vorlag.
-
Erfindungsgemäß wurde festgestellt, dass durch die Entstehung eines Unterdrucks durch die Unterbodenabsaugung unter dem Kellerbereich und im Außenbereich von erdberührten Wänden, die vorhandene nicht mit Radon kontaminierte Luft aus den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen durch Risse und undichte Stellen in den Kellerbereich gesaugt wird. Somit wurde auch ein Unterdruck in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen verursacht.
-
Erfindungsgemäß wurde herausgefunden, dass dieser Unterdruck ausgeglichen wird, indem noch vorhandene radonhaltige Bodenluft z. B. durch Leerrohre (z. B. Medienleitungen) oder Hohlräume in den seitlichen Außenwänden in die oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereiche gesaugt wird. Um diesen sich in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen einstellenden Unterdruck entgegenzuwirken, haben die Erfinder zur Druckentlassung einen Frischluftzugang in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen eingebaut.
-
Der Einbau eines Frischluftzugangs führt nicht nur erfindungsgemäß zu einem Druckausgleich in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen, sondern sorgt durch die Luftzirkulation auch für eine Verdünnung der Radonkonzentration im Kellerbereich. Außerdem kann durch den Einbau eines Zwangsbelüftungselements in Form eines Ventilators ein kleiner Überdruck gebildet werden, der das Einfließen von Radon in den Kellerbereich mindert.
-
Zusätzlich bietet der Frischluftzugang einen Ausgleich von trockener Luft, die beim Heizen im Winter entsteht und die die Weitung von Fugen zur Folge haben kann, was wiederum zu einem erhöhten Eindringen von Radon in das Gebäude führt.
-
Die Erfindung betrifft somit ein Verfahren zum Radonsanieren von Gebäuden, wobei unterhalb eines Kellerbereichs oder im Außenbereich von erdberührten Wänden ein Unterdruck durch das Absaugen radonhaltiger Bodenluft erzeugt wird, wobei die abgesaugte radonhaltige Bodenluft in die Atmosphäre abgegeben wird, dadurch gekennzeichnet, dass zur Verhinderung der Erzeugung eines Unterdrucks in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen in einem Gebäude und dem Ansaugen von radonhaltiger Bodenluft in das Gebäude aus gebäudeumgebenden Bodenschichten, zu einem erhöhten Radongehalt in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen führt, zumindest ein Frischluftzugang in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen für das Einstellen zumindest eines Druckausgleichs angeordnet wird.
-
Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform sieht vor, dass durch Radonkonzentrationsmessungen der Radongehalt in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen in einem Gebäude gemessen wird.
-
Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform sieht vor, dass der Frischluftzugang eine Belüftungsöffnung in einer oberen Außenwand ist.
-
Vorteilhafterweise ist der Frischluftzugang eine Belüftungsöffnung mit einem Zwangsbelüftungselement, wie einem Ventilator.
-
Vorteilhafterweise wird eine Druckmessung durchgeführt, um sicher zu stellen, dass kein Druckgefälle nach außen besteht.
-
Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist der Frischluftzugang eine dezentrale Wohnungs- oder Gebäudelüftungsanlage oder ein Zuluftaggregat mit automatischer Volumenregelung und Wärmerückgewinnung oder ein größeres Zuluftaggregat im Dachraum.
-
Vorteilhafterweise wird durch das Zwangsbelüftungselement in Form eines Ventilators ein Überdruck gebildet, um das Einfließen von Radon zu verhindern.
-
Die Erfindung wird beispielhaft anhand einer Zeichnung erläutert. Es zeigen dabei:
- 1: Schematische Darstellung eines sich einstellenden Unterdrucks in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen, aufgrund einer Unterbodenabsaugung.
- 2: Schematische Darstellung eines Ausgleichs des Unterdrucks in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen durch einen Frischluftzugang.
-
1 zeigt ein Gebäude 1 mit einem Kellerbereich 2 und einem oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereich 3. Befindet sich das Gebäude 1 auf einem strahlungsaktiven Untergrund, der einen hohen Gehalt an Radon in der Bodenluft aufweist, kann radonhaltige Bodenluft 4 über Risse und Fugen aus dem Untergrund in den Kellerbereich 2 gelangen.
-
Um diesem Vorgang entgegenzuwirken wird ein Radonbelüftungssystem 5 im Kellerbereich 2 installiert. Durch die Ansaugleitungen 6 wird die radonhaltige Bodenluft 4 unterhalb des Kellerbereichs 2 und im Außenbereich von erdberührten Wänden durch einen Radonsauger 7 angesaugt und durch Entlüftungsleitungen 8 in die Atmosphäre abgegeben.
-
Durch die Unterbodenabsaugung der radonhaltigen Bodenluft 4 unterhalb des Kellerbereichs 2 und im Außenbereich von erdberührten Wänden, stellt sich hier ein Unterdruck ein. Durch undichte Stellen 9 im Gebäude 1 wird auch Luft aus dem Gebäude 1 in die Ansaugleitungen 6 gesaugt. Dies wiederum führt zu einem Unterdruck in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen 3. Als Ausgleich für diesen Unterdruck in den oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen 3 wird radonhaltige Bodenluft 4 durch z.B. im Gebäude 1 vorhandene Leerrohre 10 (wie z.B. Medienleitungen) und Hohlräume 11 in der seitlichen Außenwand 12 des Gebäudes 1 angesaugt. Dadurch gelangt unerwünscht radonhaltige Bodenluft 4 in die oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereichen 3, was durch Radonkonzentrationsmessungen detektierbar ist.
-
2 zeigt ein Gebäude 1 mit einem Kellerbereich 2 und einem oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereich 3, in dem in der oberen Außenwand 13 ein Frischluftzugang 14 eingebaut ist, um einen Druckausgleich einzustellen. Durch den Druckausgleich wird das Ansaugen von radonhaltiger Bodenluft 4 in die oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereiche 3 durch z.B. im Gebäude 1 vorhandene Leerrohre 10 (wie z.B. Medienleitungen) und Hohlräume 11 in der seitlichen Außenwand 12 verhindert. Erfindungsgemäß gelangt somit keine unerwünschte radonhaltige Bodenluft 4 in die oberen, über dem Keller liegenden Gebäudebereiche 3. Um sicher zu stellen, dass kein Druckgefälle nach außen besteht, wird eine Druckmessung durchgeführt.
-
Bei der Erfindung ist von Vorteil, dass durch den Einbau eines Frischluftzugangs in den oberen über dem Keller liegenden Gebäudebereichen ein Problem des sich vorher eingestellten Unterdrucks gelöst wird, was ein Ansaugen von radonhaltiger Bodenluft zur Folge hatte. Bekannte Radonsanierungsverfahren widmen sich dieser Problematik nicht. Somit liefert diese Erfindung eine effiziente Lösung für das auftretende Problem.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Gebäude
- 2
- Kellerbereich
- 3
- obere, über dem Keller liegende Gebäudebereiche
- 4
- radonhaltige Bodenluft
- 5
- Radonbelüftungssystem
- 6
- Ansaugleitungen
- 7
- Radonsauger
- 8
- Entlüftungsleitungen
- 9
- undichte Stellen
- 10
- Leerrohre
- 11
- Hohlräume
- 12
- seitliche Außenwand
- 13
- obere Außenwand
- 14
- Frischluftzugang
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- WO 9855769 A1 [0009]
- EP 1653008 A1 [0010]
- US 20140252099 A1 [0011]
- WO 2014134740 A1 [0012]
- DE 102015011374 C5 [0013]