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Die Erfindung betrifft ein Gurtführungssystem für einen Sicherheitsgurt und findet insbesondere für die Sicherung eines Insassen in einem Kraftfahrzeug Anwendung.
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In Abhängigkeit von der Sitzposition, insbesondere in einer Ruheposition, in der zwischen Sitzkissen und Sitzlehne ein stumpfer Winkel ausgebildet ist, liegt der Sicherheitsgurt nicht an. Insbesondere beim Verstellen der Sitzlehne nach hinten löst der Sicherheitsgurt ab, so dass gegebenenfalls der Insassenrückhalt reduziert wird.
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Aus der Druckschrift
DE 198 28 255 A1 ist ein Fahrzeugsitz mit einem am Fahrzeugboden verstellbar fixierten Sitzkissen und einer zum Sitzkissen anstellbaren Rückenlehne bekannt. An dem Fahrzeugsitz ist für den Insassen des Fahrzeuges ein Dreipunkt-Sicherheitsgurt und ein Zusatzgurt angeordnet. Der Zusatzgurt dient der Sicherung des Insassen in einer Ruheposition, in welcher die Rückenlehne abgesenkt ist derart, dass der Dreipunkt-Sicherheitsgurt nicht am Oberkörper des Insassen anliegen kann. Zur Sicherung des Insassen in der Ruheposition, ist eine feste Einstellung von Sitzkissen und Rückenlehne so vorgesehen, dass die Rückenlehne gegenüber dem Sitzkissen um einen stumpfen Winkel abgeschwenkt und das Sitzkissen in Fahrtrichtung in eine vordere, vorbestimmte Position verschoben und nach hinten geneigt ist. Der Zusatzgurt verläuft als Schrägschultergurt von der Oberkante der Sitzlehne des Fahrzeugsitzes zu seinem bodennah angeordneten Gurtschloss.
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In der Druckschrift
JP S63 - 20 248 A ist eine Verstellung für einen Sicherheitsgurt an einer C-Säule eines Fahrzeuges bekannt. Das Gurtführungselement des Sicherheitsgurtes ist in der C-Säule angeordnet und entlang einer Linearführung verfahrbar ausgebildet. Mit einer derartigen Ausgestaltung wird insbesondere die Höhe des Sicherheitsgurtes an die Größe des Insassen angepasst, eine Anpassung an die Neigung der Sitzlehne erfolgt nicht. Des Weiteren ist der Verstellbereich in Bezug auf die Höhe sehr gering.
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Aus der Druckschrift
EP 0 868 329 B1 ist ein Fahrzeug mit einer Anordnung für Sicherheitsgurte bekannt, wobei das Fahrzeug einen Vordersitz für einen Beifahrer und einen Hintersitz mit je einem Sicherheitsgurt aufweist. Der Vordergurt des Vordersitzes kann mit einer Verbindungseinrichtung verbunden werden, die von dem hinten angeordneten Sicherheitsgurt gebildet wird. In einer Ruheposition wird der Vordergurt mittels des hinten angeordneten Sicherheitsgurts in Richtung des Insassen gezogen.
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Die Druckschrift
US 8 678 438 B2 beschreibt ein Gurtführungssystem mit einem ersten Gurtumlenker und einem zweiten Gurtumlenker, wobei der zweite Gurtumlenker zu dem ersten Gurtumlenker beabstandet angeordnet ist. Der zweite Gurtumlenker ist an einer Führungsschiene angeordnet, die drehbar um den Befestigungspunkt des ersten Gurtumlenkers an dem Rohbau der Karosserie montiert ist. Nachteilig ist die begrenzte Einstellbarkeit des zweiten Gurtumlenkers, der nur in einem Radius der Führungsschiene einstellbar ist. Das beschriebene Gurtführungssystem ist für die Aufnahme von Kräften bei einem Seitenaufprall vorgesehen.
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Eine Sicherheitsgurtführung für einen Sitz ist aus der Druckschrift US 2003 / 0 020 272 A1 bekannt. Das Gurtführungssystem weist ein Gurtführungselement auf und ist hinter dem Insassen auf der Lehne der Sitzbank oder an der der Rückseite des Sitzes angeordnet. Das Gurtführungselement umfasst ein Gleitloch, das sich in Bewegungsrichtung erstreckt und ein Verschieben des Gurtführungselements und des in dem Gurtführungselements geführten Sicherheitsgurts ermöglicht. Der Verstellbereich des Gurtführungselements ist sehr gering und nicht in Bezug auf den Sitz anpassbar. Die Positionierung des Gurtführungselements wird mittels einer Feder beeinflusst.
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Die Druckschrift
DE 36 19 934 A1 beschreibt einen Vorbringerarm, der den Sicherheitsgurt eines Kraftfahrzeugs in einer endseitig angeordneten in Fahrtrichtung verfahrbaren Gurtöse aus einer Ruheposition in eine Vorbringstellung führt. Der Vorbringerarm ist mittels eines Führungsteils höhenverstellbar am Fahrzeug, insbesondere an dessen Seitenwand oder Mittelsäule befestigt. Die Ruheposition bezeichnet einen nicht angeschnallten Zustand eines Insassen. Ziel ist, den Sicherheitsgurt dem Insassen zum Anschnallen vorzureichen.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2005 059 453 A1 ist eine Sicherheitsgurt-Vorrichtung mit einem Sicherheitsgurt bekannt, wobei der Sicherheitsgurt mittels eines Gurtführungselements in einem nicht angelegten Zustand außerhalb des Zwischenraums zwischen einer Seitenverkleidung des Fahrzeuges und einem Fahrzeugsitz gehalten wird. Das Gurtführungselement führt den Sicherheitsgurt in Fahrrichtung nach vorn in den Insassenraum. Das Gurtführungselement ist flexibel ausgestaltet und kann den Sicherheitsgurt in einer umgeklappten Position des Fahrzeugsitzes in den Zwischenraum zwischen der Seitenverkleidung und dem Fahrzeugsitz führen.
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Der Stand der Technik beschreibt für die Sicherung eines Insassen in einer Ruheposition, insbesondere auf einem Einzelsitz, die Nutzung eines zusätzlichen Sicherheitsgurtes, der neben dem üblichen Dreipunkt-Sicherheitsgurt angewendet wird. Dies reduziert den Bedien- und Sitzkomfort für den Insassen. Des Weiteren werden zusätzliche Bauteile benötigt zur Sicherung der Person benötigt, wodurch Kosten und Defektanfälligkeit steigen.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Gurtführungssystem für einen Sicherheitsgurt zu entwickeln, welches einen einfachen konstruktiven Aufbau aufweist und einen Insassen in einer Ruheposition bei starken Verzögerungen sicher im Fahrzeugsitz hält.
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Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des ersten Patentanspruchs gelöst.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Erfindungsgemäß weist ein Kraftfahrzeug ein Gurtführungssystem für einen Sicherheitsgurt auf, wobei der Sicherheitsgurt an einen Insassen anlegbar ist und das Gurtführungssystem ein erstes Gurtführungselement aufweist, um den aus einer ersten Richtung herangeführten Sicherheitsgurt in eine zweite Richtung umzulenken, wobei das erste Gurtführungselement an einem Rohbau des Kraftfahrzeuges angeordnet ist und in Richtung des Innenraums des Fahrzeugs weisend vor dem ersten Gurtführungselement ein zweites Gurtführungselement angeordnet ist, um den aus der zweiten Richtung herangeführten Sicherheitsgurt in eine dritte Richtung umzulenken, wobei das zweite Gurtführungselement in einem Endbereich eines sich längs erstreckenden Verstellelements und das Verstellelement mit dem Rohbau des Fahrzeugs verbunden ist und das zweite Gurtführungselement in Bezug auf das erste Gurtführungselement verstellbar ist. Das Verstellelement ist insbesondere mit einem Antrieb wirkverbunden und mittels des Antriebs ein- und ausfahrbar. Das Gurtsystem ist derart ausgestaltet, dass bei Abflachen der Sitzlehne des Fahrzeugsitzes in eine Ruheposition, der Sicherheitsgurt durch Verstellen des Verstellelements und des daran angeordneten zweiten Gurtführungselements in Richtung des Insassen nachführbar ist. Der Sicherheitsgurt liegt dadurch in der Ruheposition an dem Insassen an.
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Bevorzugt erfolgt die Verstellung des zweiten Gurtführungselements entlang einer x- und/oder y- und/oder z-Achse.
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Durch die Verstellbarkeit des zweiten Gurtführungselements ist es möglich, den Gurt bei Verstellung einer Sitzposition eines Sitzes nachzuführen.
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Bevorzugt wird das Gurtführungssystem an dem Rohbau der Karosserie im Bereich der B-Säule des Fahrzeugs befestigt. Jedoch ist auch eine Anordnung im Bereich der C- oder D-Säule denkbar.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung ist das erste Gurtführungselement drehbar oder nicht drehbar mit dem Rohbau und das zweite Gurtführungselement in einer eingefahrenen Position drehbar mittels eines Festlagers mit dem Verstellelement und in einer ausgefahrenen Position bevorzugt in definierter Lage fixiert mit dem Verstellelement verbunden. So kann die Zuführung des Sicherheitsgurtes zwischen dem ersten und zweiten Gurtführungselement definiert ohne Verdrehen erfolgen.
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Ist das erste Gurtführungselement nicht drehbar ausgeführt, ist die Formgebung des ersten Gurtführungselement dabei derart ausgeführt, dass kein Verdrehen des ersten Gurtführungselements nötig ist, um das Gurtband sauber und „faltenfrei“ zum zweiten Gurtführungselement und zum Insassen zu führen.
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Das Verstellelement ist insbesondere in Form einer Schubstange ausgebildet und weist an seinem von dem Rohbau der Karosserie wegweisenden Ende das zweite Umlenkelement auf. In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung ist die Schubstange bogenförmig ausgebildet und entlang einer Führung an dem Rohbau des Fahrzeuges translatorisch verfahrbar. Durch eine derartige Ausgestaltung beschreibt das zweite Gurtführungselement in seiner Bewegung eine Bahnkurve. Mit der translatorischen Bewegung kann durch eine entsprechende Ausgestaltung der Schubstange jede beliebige Endposition erreicht werden.
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Das Verstellelement ist mit dem Antrieb wirkverbunden und mittels des Antriebs im Bereich der B-, C- oder D-Säule oder an jedem beliebigen Ort der Karosserie ein- und ausfahrbar. Bevorzugt findet ein elektrischer Antrieb Anwendung, der hinter einer Verkleidung angeordnet ist. Der Antrieb kann auch manuell, oder pneumatisch, oder anderweitig ausgestaltet sein.
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Für einen erhöhten Bedienkomfort und für die Gewährleistung der Verstellung des Verstellelements bei der Sitzlehnenverstellung ist der Antrieb des Verstellelements in einer vorteilhaften Ausgestaltung mit der Sitzverstellung, bevorzugt einer elektrischen Sitzverstellung gekoppelt. In einer derartigen Ausgestaltung ist der Antrieb bevorzugt ein elektrischer Antrieb. Dazu kann ein zusätzliches Steuergerät für die Ansteuerung des Antriebs des Verstellelements vorgesehen sein. Das Steuergerät wird mittels eines Signals von der Sitzverstellung und insbesondere von der Sitzlehnenverstellung angesteuert und verarbeitet beziehungsweise berechnet aus den erhaltenen Parametern der Sitzposition die benötigte Position des Verstellelements mit dem daran befestigten zweiten Gurtführungselement.
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Bevorzugt ist zwischen dem ersten Gurtführungselement und dem zweiten Gurtführungselement eine Verkleidung mit einer Austrittsöffnung für den Sicherheitsgurt vorgesehen, wobei das Verstellelement in einer eingefahrenen Position hinter der Verkleidung verdeckt ist und nur in einer ausgefahrenen Position sichtbar.
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Die Erfindung wird nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel und zugehörigen Zeichnungen näher erläutert, ohne auf diese beschränkt zu sein.
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Es zeigen:
- 1 eine Darstellung des Gurtführungssystems in einem eingefahrenen Zustand,
- 2 das Gurtsystem in einem ein- und ausgefahrenen Zustand,
- 3 eine seitliche Ansicht der Darstellung gemäß 2.
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In den 1, 2 und 3 ist ein erfindungsgemäßes Gurtführungssystem in einer eingefahrenen und ausgefahrenen Position dargestellt. In Abhängigkeit der Sitzposition und insbesondere der Position der Sitzlehne ist das Gurtführungssystem ein- und ausfahrbar, wobei der Sicherheitsgurt so verstellt wird, dass ein Anliegen des Sicherheitsgurts an dem Insassen gewährleistet wird, auch wenn der Insasse eine Ruheposition mit dem Fahrzeugsitz eingenommen hat, das heißt, die Sitzlehne abgeflacht ist.
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Das Gurtführungssystem weist gemäß 1 ein erstes Gurtführungselement 1 und ein zweites Gurtführungselement 2 auf, mittels derer ein Sicherheitsgurt 3 von einer ersten Richtung in eine zweite Richtung und von einer zweiten Richtung in eine dritte Richtung umlenkbar ist.
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Das erste Gurtführungselement 1 ist nicht drehbar an einem Rohbau R des Kraftfahrzeuges angeordnet, wobei der Rohbau gemäß 1 eine B-Säule eines Fahrzeuges darstellt. Jedoch ist auch die Anordnung des Gurtführungssystems an einer C- oder D-Säule denkbar. Die Montage erfolgt bevorzugt mittels einer Schraubverbindung.
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Das zweite Gurtführungselement 2 ist um eine Rotationsachse drehbar in einem Endbereich eines sich längs erstreckenden Verstellelements 4 festgelagert. Das Verstellelement 4 ist verstellbar mit dem Rohbau R des Fahrzeugs wirkverbunden. Das Verstellelement 4 wird vorzugsweise in einer nicht dargestellten Führung aufgenommen und ist in Richtung des Innenraums des Fahrzeugs weisend vor dem ersten Gurtführungselement 1 angeordnet.
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In Bezug auf das erste Gurtführungselement 1 ist hier im dargestellten Beispiel das zweite Gurtführungselement 2 entlang einer horizontalen in Fahrtrichtung weisenden x- und einer vertikalen z-Achse mit dem Verstellelement 4 verstellbar.
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Das Verstellelement 4 ist bevorzugt in Form einer bogenförmigen Schubstange ausgebildet und entlang der Führung an dem Rohbau R des Fahrzeuges translatorisch verfahrbar. In den 2 und 3 ist eine eingefahrene Position eines eingefahrenen Verstellelements 4 mit einem daran angeordneten zweiten Gurtführungselement 2 und eine ausgefahrene Position mit einem ausgefahrenen Verstellelement 4` mit einem daran angeordneten zweiten Gurtführungselement 2' dargestellt. Die eingefahrene Position des Sicherheitsgurts kann als Ausgangsposition und die ausgefahrene Position als Endposition bei einer Ruheposition des Insassen im Fahrzeugsitz definiert werden.
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In der Ausgangsposition ist das zweite Gurtführungselement drehbar gelagert, in der Endposition kann das zweite Gurtführungselement fixiert werden, das heißt das zweite Gurtführungselement ist nicht drehbar.
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Bei Abflachen der Sitzlehne des Fahrzeugsitzes in eine für einen Insassen angenehmen Ruheposition wird der Sicherheitsgurt durch Verstellen des Verstellelements 4, 4' von der eingefahrenen Position 4 in die ausgefahrene Position 4` und des daran angeordneten zweiten Gurtführungselements 2, 2' der Sicherheitsgurt 3 in Richtung des Insassen nachgeführt und liegt somit auch in der Ruheposition am Insassen an.
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Das Verstellelement 4 ist mit einem bevorzugt elektrischen Antrieb 5 wirkverbunden und mittels des Antriebs 5 ein- und ausfahrbar. Der elektrische Antrieb 5 ist in der dargestellten Variante am Rohbau R an der B-Säule des Fahrzeuges angeordnet. Bevorzugt ist der elektrische Antrieb 5 des Verstellelements 4 mit der Sitzverstellung gekoppelt, wobei vorteilhafter Weise ein Zwanglauf zwischen elektrischer Sitzverstellung und dem Gurtführungssystem vorgesehen ist.
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Vorteilhafter Weise ist das Gurtführungssystem in der eingefahrenen Position zumindest teilweise hinter einer Verkleidung der B-Säule angeordnet, wobei die Verkleidung eine Öffnung für das Ausfahren des Verstellelements 4 und des daran angeordneten zweiten Gurtführungselements 2 aufweist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- erstes Gurtführungselement
- 2
- zweites Gurtführungselement
- 2'
- zweites Gurtführungselement ausgefahren
- 3
- Sicherheitsgurt
- 4
- Verstellelement
- 4`
- Verstellelement ausgefahren
- 5
- elektrischer Antrieb
- R
- Rohbau des Fahrzeuges