-
Die Erfindung betrifft ein chirurgisches Applikationswerkzeug zum Implantieren eines Elektrodendrahts nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
-
Aus dem Stand der Technik sind Methoden sowie Werkzeuge zur Implantation von Elektroden in den menschlichen Körper allgemein bekannt. In diesem Kontext ist es insbesondere als bekannt vorauszusetzen Elektrodendrähte, also langgestreckte, drahtförmige Leiter mit einer am Ende befestigten Kontaktfläche an oder in unmittelbarer Nähe eines Nervs im menschlichen Körper zu implantieren. Diese Elektrodendrähte dienen der Signalübertragung von einer Signalerzeugungsquelle hin zu der am Nerv befestigten Kontaktfläche, um auf diese Weise einen Nerv bzw. ein Nervenende stimulieren zu können.
-
Es ist eine laparoskopische Operationstechnologie bekannt, mit der in therapeutisch besonders wirksamer Weise Elektrodendrähte in einen Beckeninnenbereich bzw. in den Beckenboden eines Patienten implantiert werden können, um dort die Stimulationssignale den pelvinen Nerven, insbesondere den Nervenenden bzw. Nervenwurzeln, stimulativ zuzuführen. Für die Durchführung dieser Technologie ist es bekannt, ein Endoskop zu verwenden, wobei ein am Endoskopleiter vorgesehener Arbeitskanal als Schacht dazu dient, unter visueller Kontrolle mittels des Endoskops den vorgesehenen Elektrodendraht zu implantieren. Diese Operationsmethode ist allerdings in Handhabung und Durchführung außerordentlich kompliziert. Aufgrund der beträchtlichen Anforderungen im Hinblick auf die operativen Kenntnisse bzw. des chirurgischen Vermögens der mit der Operation befassten Personen hat sich diese Operationsmethode als wenig praxistauglich erwiesen.
-
Aus der
EP 2 767 306 B1 ist ein gattungsgemäßes Applikationswerkzeug zum Implantieren eines Elektrodendrahts nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bekannt. Bei diesem Applikationswerkzeug sind ein Dorn und eine vom Dorn lösbare Hülse vorhanden. Zunächst werden Dorn und Hülse gemeinsam durch das Gewebe im Beckeninnenbereich geführt, bis das distale Ende des Applikationswerkzeugs an dem entsprechenden Nerv bzw. Nervenende platziert ist. Anschließend wird der Dorn aus der Hülse entfernt und der Elektrodendraht durch den dann offenen Hülsen-Innenraum in den Körper eingeführt. Sobald das distale Ende des Elektrodendrahts an dem offenen Ende der Hülse austritt, kann die dort vorgesehene Kontaktfläche in einfacher Weise an dem Nerv bzw. an dem Nervenende kontaktiert werden.
-
Das bekannte Applikationswerkzeug weist im Bereich des Schaftabschnitts ein bogenförmig gekrümmtes Segment auf, welches an die Krümmung des Pelvis angepasst ist. Diese Geometrie des Applikationswerkzeugs hat sich für die Durchführung der Implantation von Elektrodendrähten an bestimmten Nerven als wenig geeignet erwiesen. Insbesondere ist das bekannte Applikationswerkzeug zum Implantieren eines Elektrodendrahts am Femoralnerv wenig geeignet.
-
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein neues chirurgisches Applikationswerkzeug vorzuschlagen, das insbesondere zur Implantation eines Elektrodendrahts am Femoralnerv geeignet ist.
-
Diese Aufgabe wird durch ein Applikationswerkzeug nach der Lehre des Anspruchs 1 gelöst.
-
Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
-
Das erfindungsgemäße Applikationswerkzeug ist dadurch charakterisiert, dass der Schaftabschnitt des Dorns und/oder die Hülse zumindest ein helixförmiges Segment mit zumindest einer Windung aufweist. Mit dem helixförmigen Segment kann das Applikationswerkzeug den Nerv, an dem der Elektrodendraht implantiert werden soll, mit zumindest einer Windung umgreifen. Der Umgriff des Nervs mit zumindest einer Windung des helixförmigen Segments hat den Vorteil, dass die distale Öffnung der Hülse durch Drehen des Applikationswerkzeugs auf unterschiedlichen Seiten des mit dem helixförmigen Segment umgriffenen Nerv platziert werden kann. Außerdem wird es möglich, durch Drehen des Applikationswerkzeugs einen Elektrodendraht, an dem mehrere Kontaktflächen vorgesehen sind, nacheinander an unterschiedlichen Stellen des Nervs zu platzieren und anschließend zu implantieren.
-
Die Anzahl der Windungen des helixförmigen Segments an dem chirurgischen Applikationswerkzeug ist grundsätzlich beliebig. Für die Durchführung der Implantation des Elektrodendrahts insbesondere am Femoralnerv hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn das helixförmige Segment zumindest zwei, insbesondere drei Windungen umfasst.
-
Weiterhin ist es besonders vorteilhaft, wenn das helixförmige Segment des Applikationswerkzeugs rechtsgängig ausgebildet ist.
-
Der Durchmesser des helixförmigen Segments des Applikationswerkzeugs sollte bevorzugt im Bereich zwischen 1 bis 5 cm, insbesondere im Bereich zwischen 2 bis 3 cm liegen.
-
Eine besonders intuitive Handhabung des Applikationswerkzeugs beim Platzieren des offenen distalen Endes an einem Nerv ergibt sich, wenn die Mittelachse des Griffs koaxial zur Mittelachse der Windung des helixförmigen Segments verläuft. Wird nun der Griff um seine Mittelachse durch den Operateur gedreht, so bewegt sich das distale offene Ende des Applikationswerkzeugs auf einer Zylindermantelfläche entlang einer Schraubenfläche, wobei die Zylindermantelfläche koaxial zur Mittelachse des Griffs verläuft.
-
Um die Hülse auch nach Entfernen des Dorns problemlos handhaben zu können und insbesondere das distale offene Ende der Hülse genau an der gewünschten Stelle eines Nervs platzieren zu können, ist es besonders vorteilhaft, wenn am extrakorporalen Ende der Hülse ein Griffelement befestigt ist. Dieses Griffelement weist bevorzugt eine Ausnehmung auf, durch die der Elektrodendraht bei entferntem Dorn durch die Ausnehmung in den Hülsen-Innenraum eingeführt werden kann.
-
Soweit sowohl an der Hülse als auch an dem Dorn ein Griffelement vorgesehen ist, sollten die beiden Griffelemente einen gemeinsamen Griff bilden, der teilbar ist.
-
Im Hinblick auf die Handhabung des Applikationswerkzeugs ist es weiterhin besonders vorteilhaft, wenn der Griff in der Art eines Handknaufs ausgebildet ist.
-
Welches Material für den Dorn des Applikationswerkzeugs verwendet wird, ist grundsätzlich beliebig. Bevorzugt sollte es sich um ein plastisch oder elastisch verformbares Material handeln.
-
Die Hülse des Applikationswerkzeugs sollte bevorzugt aus einem biegesteifen Material, insbesondere aus Metall oder Kunststoff, hergestellt sein.
-
Eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Applikationswerkzeugs ist in den Zeichnungen schematisiert dargestellt und wird nachfolgend beispielhaft erläutert.
-
Es zeigen:
- 1 die Hülse und den Dorn des Applikationswerkzeugs nach Entfernen des Dorns aus der Hülse;
- 2 das Applikationswerkzeug mit der Hülse und dem Dorn gemäß 1 im zusammengebauten Zustand;
- 3 das Applikationswerkzeug gemäß 2 in Ansicht von unten;
- 4 das distale Ende des Applikationswerkzeugs gemäß 2 in vergrößerter Darstellung;
- 5 die Hülse des Applikationswerkzeugs gemäß 2 im Querschnitt.
-
1 zeigt ein Applikationswerkzeug 01 mit einem Dorn 02 und einer Hülse 03, wobei der Dorn 02 aus der Hülse 03 entfernt ist. Der Dorn 02 weist einen Schaftabschnitt 04 auf, auf dem die Hülse 03 lösbar geführt werden kann. Außerdem sind am Dorn 02 ein Griffelement 05 und eine Eingriffsspitze 06 vorgesehen. Auch an der Hülse 03 ist ein Griffelement 07 vorhanden, um die Hülse 03 nach Entfernen des Dorns 02 selbstständig im Körper drehen und verschwenken zu können. Sowohl der Schaftabschnitt 04 des Dorns 02 als auch die Hülse 03 weisen ein helixförmiges Segment 08 bzw. 09 auf, wobei sich in der dargestellten Ausführungsform die helixförmigen Segmente 08 bzw. 09 über die volle Länge des Schaftabschnitts 04 am Dorn 02 bzw. über die volle Länge der Hülse 03 erstrecken. Die beiden helixförmigen Segmente 08 und 09 sind formkomplementär zueinander ausgebildet, so dass der Schaftabschnitt 04 mit dem helixförmigen Segment 08 in den Hülsen-Innenraum der Hülse 03 eingeführt werden kann.
-
2 zeigt das Applikationswerkzeug 01 nach Zusammenfügen des Dorns 02 und der Hülse 03. Die Eingriffsspitze 06 des Dorns 02 ragt geringfügig über das distale offene Ende 10 der Hülse 03 über, so dass kein Gewebematerial in den Hülsen-Innenraum der Hülse 03 eindringen kann. Die beiden Griffelemente 05 und 07 bilden einen gemeinsamen Griff 11, mit dem das Applikationswerkzeug gedreht und verschwenkt werden kann. Der Griff 11 ist in der Art eines Handknaufs ausgebildet. Die Mittelachse des Griffs 11 verläuft koaxial zur Mittelachse der Windungen der helixförmigen Segmente 08 bzw. 09, so dass durch Drehen des Griffs der Dorn 03 bzw. die Hülse 03 schraubenförmig eingedreht bzw. ausgedreht werden kann.
-
Die beiden helixförmigen Segmente 08 und 09 weisen jeweils drei Windungen auf, die einen Nerv im Inneren des Körpers, insbesondere den Femoralnerv schraubenlinienförmig umgreifen können. Die helixförmigen Segmente 08 und 09 sind rechtsgängig ausgebildet.
-
3 zeigt das Applikationswerkzeug 01 mit dem Griffelement 07 und dem helixförmigen Segment 09 der Hülse 03 in Ansicht 03 von unten. Man erkennt die koaxiale Anordnung des helixförmigen Segments 09 zur Mittelachse des Griffelements 07. Das helixförmige Segment 09 weist einen Durchmesser 13 im Bereich von 2 bis 3 cm auf.
-
4 zeigt das distale offene Ende 10 der Hülse 03 mit der Eingriffsspitze 06 des in den Hülsen-Innenraum eingeführten Dorns 02. Man erkennt, dass durch das Einführen des Dorns 02 in den Hülsen-Innenraum der Hülse 03 ein kompletter Verschluss des Hülsen-Innenraums erreicht wird, so dass kein Gewebematerial in den Hülsen-Innenraum eindringen kann, was das Durchschieben des Elektrodendrahts durch den Hülsen-Innenraum behindern könnte.
-
5 zeigt einen Querschnitt durch die Hülse 03. Der Hülsen-Innenraum 14 weist einen Durchmesser von ungefähr 3 mm auf, so dass ein Elektrodendraht nach Entfernen des Dorns 02 problemlos durch den Hülsen-Innenraum 14 durchgeschoben werden kann. Dazu wird der Elektrodendraht (in 5 nicht dargestellt) an einer Ausnehmung 15 (siehe 1) in den Hülsen-Innenraum 14 eingeschoben bis er am distalen offenen Ende 10 der Hülse 03 wieder austritt. Anschließend kann die Kontaktfläche des Elektrodendrahts am entsprechenden Nerv fixiert und dadurch implantiert werden.
-
Bezugszeichenliste
-
- 01
- Applikationswerkzeug
- 02
- Dorn
- 03
- Hülse
- 04
- Schaftabschnitt
- 05
- Griffelement
- 06
- Eingriffsspitze
- 07
- Griffelement
- 08
- Helixförmiges Segment (Dorn)
- 09
- Helixförmiges Segment (Hülse)
- 10
- Distales offenes Ende (Hülse)
- 11
- Griff
- 12
- Mittelachse (Griff)
- 13
- Durchmesser (helixförmiges Segment)
- 14
- Hülsen-Innenraum
- 15
- Ausnehmung
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-