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Die vorliegende Erfindung betrifft ein System und ein Verfahren zur positionsgenauen Erfassung von Wetterdaten im Straßenverkehr.
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Es gibt eine zunehmende Anzahl an Ökostrom-Anbietern, die den Ökostrom in das Stromnetz einspeisen. Ökostrom umfasst Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Zu den erneuerbaren Energien zählen Energie aus Wasserkraftanlagen, Solarenergie und Energie aus Windstromanlagen. Die Ökostrom-Erzeugung ist zumindest teilweise stark abhängig von Witterungsverhältnissen, weshalb eine exakte Prognose der Stromnachfrage erforderlich ist, um das Stromnetz zur Bereitstellung ausreichender Kapazitäten steuern zu können. Aus dem Stand der Technik ist es diesbezüglich bekannt, Wetterdaten von Wetterstationen zu erhalten und mithilfe mathematischer Modelle entsprechende Wettervorhersagen mit Bezug auf Windprognosen, Wolkenprognosen, Niederschlagsprognosen und/oder Sonnenvorhersagen zu treffen und basierend auf diesen einen voraussichtlichen Strombedarf abzuleiten. Nachteilig an dieser Vorgehensweise ist, dass Daten von wenigen Wetterstationen zu Prognosezwecken erfasst werden, wobei sich Wetterphänomene in nur kurzen Distanzen stark unterscheiden können. Diese Unterschiede können durch die mathematischen Modelle nicht exakt prognostiziert werden, wodurch die Lastprognosen mit Bezug auf den elektrischen Energieverbrauch eines bestimmten geografischen Gebietes bzw. eines Versorgungsnetzes bzw. eines Bilanzkreises nicht genau ermittelt werden kann.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Lösung bereitzustellen, die eine kostengünstige, positionsgenaue Erfassung von Wetterdaten und somit eine exakte Lastprognose ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Die vorstehend genannte Aufgabe wird durch ein System zur positionsgenauen Erfassung von Wetterdaten im Straßenverkehr gelöst, umfassend:
- ein Backend; und
- zumindest ein Fahrzeug, wobei das Fahrzeug umfasst:
- - eine Sensoreinheit, die eingerichtet ist, aktuelle Wetterdaten des Fahrzeugs zu erfassen; und
- - eine Kommunikationseinheit, die eingerichtet ist, die erfassten Wetterdaten an das Backend zu übermitteln;
- - wobei das Backend eine Recheneinheit umfasst, die eingerichtet ist, die empfangenen Wetterdaten zu verarbeiten.
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Das System umfasst ein Backend. Das Backend kann zumindest einen Backend-Server umfassen und/oder Teil von Cloud-Computing bzw. einer IT-Infrastruktur, die über das Internet Speicherplatz, Rechenleistung und/oder Anwendungssoftware als Dienstleistung zur Verfügung stellt (Service Provider), sein.
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Das System umfasst zumindest ein Fahrzeug. Der Begriff Fahrzeug umfasst im Rahmen des Dokuments mobile Verkehrsmittel, die dem Transport von Personen (Personenverkehr), Gütern (Güterverkehr) oder Werkzeugen (Maschinen oder Hilfsmittel) dienen. Insbesondere umfasst der Begriff Fahrzeug Kraftfahrzeuge sowie Kraftfahrzeuge, die zumindest teilweise elektrisch angetrieben sein können (Elektroauto, Hybridfahrzeuge).
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Das Fahrzeug kann von einem Fahrzeugführer gesteuert werden. Darüber hinaus oder alternativ dazu kann das Fahrzeug ein zumindest teilweise automatisiert fahrendes Fahrzeug sein. Unter dem Begriff „automatisiertes fahrendes Fahrzeug“ bzw. „automatisiertes Fahren“ kann im Rahmen des Dokuments ein Fahren mit automatisierter Längs- oder Querführung oder ein autonomes Fahren mit automatisierter Längs- und Querführung verstanden werden. Bei dem automatisierten Fahren kann es sich beispielsweise um ein zeitlich längeres Fahren auf der Autobahn oder um ein zeitlich begrenztes Fahren im Rahmen des Einparkens oder Rangierens handeln. Der Begriff „automatisiertes Fahren“ umfasst ein automatisiertes Fahren mit einem beliebigen Automatisierungsgrad. Beispielhafte Automatisierungsgrade sind ein assistiertes, teilautomatisiertes, hochautomatisiertes oder vollautomatisiertes Fahren. Diese Automatisierungsgrade wurden von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) definiert (siehe BASt-Publikation „Forschung kompakt“, Ausgabe 11/2012). Beim assistierten Fahren führt der Fahrer dauerhaft die Längs- oder Querführung aus, während das System die jeweils andere Funktion in gewissen Grenzen übernimmt. Beim teilautomatisierten Fahren übernimmt das System die Längs- und Querführung für einen gewissen Zeitraum und/oder in spezifischen Situationen, wobei der Fahrer das System wie beim assistierten Fahren dauerhaft überwachen muss. Beim hochautomatisierten Fahren übernimmt das System die Längs- und Querführung für einen gewissen Zeitraum, ohne dass der Fahrer das System dauerhaft überwachen muss; der Fahrer muss aber in einer gewissen Zeit in der Lage sein, die Fahrzeugführung zu übernehmen. Beim vollautomatisierten Fahren kann das System für einen spezifischen Anwendungsfall das Fahren in allen Situationen automatisch bewältigen; für diesen Anwendungsfall ist kein Fahrer mehr erforderlich. Die vorstehend genannten vier Automatisierungsgrade entsprechen den SAE-Level 1 bis 4 der Norm SAE J3016 (SAE - Society of Automotive Engineering). Ferner ist in der SAE J3016 noch der SAE-Level 5 als höchster Automatisierungsgrad vorgesehen, der in der Definition der BASt nicht enthalten ist. Der SAE-Level 5 entspricht einem fahrerlosen Fahren, bei dem das System während der ganzen Fahrt alle Situationen wie ein menschlicher Fahrer automatisch bewältigen kann.
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Das Fahrzeug umfasst eine Sensoreinheit, die eingerichtet ist, aktuelle Wetterdaten des Fahrzeugs zu erfassen. Das Fahrzeug umfasst zudem eine Kommunikationseinheit, die eingerichtet ist, die erfassten Wetterdaten an das Backend zu übermitteln. Das Fahrzeug kann ein Navigationsmodul umfassen, das eingerichtet ist, aktuelle Positionsdaten des Fahrzeugs zu erfassen. Die Kommunikationseinheit kann zu jeder Übermittlung von Wetterdaten die erfassten aktuellen Positionsdaten des Fahrzeugs übermitteln.
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Das Backend umfasst eine Recheneinheit, die eingerichtet ist, die empfangenen Wetterdaten zu verarbeiten. Dies kann mithilfe geeigneter Machine-Learning-Algorithmen erfolgen. Beispielsweise kann unter Zuhilfenahme von Machine-Learning-Verfahren erstellten Modellen - z.B. durch überwachtes Lernen bzw. supervised learning oder unüberwachtes Lernen bzw. unsupervised learning - eine positionsgenaue Wetterlage zur aktuellen geografischen Positionen des Fahrzeugs ermittelt und diese bei der Erstellung einer Lastprognose eines geografischen Gebietes bzw. eines Versorgungsnetzes bzw. eines Bilanzkreises zu berücksichtigt werden.
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Vorteilhafter Weise können somit nahezu flächendeckend hochaktuelle, positionsgenaue Wetterdaten erfasst und entsprechend verarbeitet werden, wodurch eine hochaktuelle, präzise Lastprognose unter Berücksichtigung der Wetterdaten ermittelt werden kann.
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Vorzugsweise ist das Backend eingerichtet, in ein Stromnetz entsprechend der verarbeiteten Wetterdaten steuernd und/oder regelnd einzugreifen.
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Durch die präzise Lastprognose kann das Backend steuern und oder regelnd auf das Stromnetz eingreifen. Dies betrifft insbesondere kurzfristige Lastprognosen mit einem sehr geringen Zeithorizont, beispielsweise 5 Minuten, 10 Minuten, 15 Minuten, etc. Das steuernde und/oder regelnde Einwirken umfasst beispielsweise das Zukaufen elektrischer Energie in das Stromnetz bzw. das bzw. Verkaufen elektrischer Energie aus dem Stromnetz, je nachdem, wie das Verhältnis der verfügbaren elektrischen Energie im Stromnetz zur Lastprognose steht. Somit können Stromengpässe bzw. Stromüberschüsse vermieden werden.
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Vorzugsweise umfasst die Sensoreinheit:
- - einen Regensensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf Niederschlag sowie die Menge des Niederschlags zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs die erfassten Daten des Regensensors umfassen; und/oder
- - einen Lichtsensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf die Helligkeit zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs die erfassten Daten des Lichtsensors umfassen; und/oder
- - einen Temperatursensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf eine aktuelle Außentemperatur zu erfassen, wobei die Wetterdaten des Fahrzeugs die erfassten Daten des Temperatursensors umfassen; und/oder
- - zumindest einen weiteren Sensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf das Fahrzeug umgebende Witterungsverhältnisse zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs die erfassten Daten des weiteren Sensors umfassen.
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Die Sensoreinheit des Fahrzeugs kann einen Regensensor umfassen. Der Regensensor ist eingerichtet, Daten mit Bezug auf Niederschlag sowie die Menge des Niederschlags zu erfassen. Die erfassten Wetterdaten können die durch den Regensensor erfassten Daten umfassen. Mit der Übermittlung dieser Daten zusammen mit aktuellen Positionsdaten des Fahrzeugs an das Backend kann das Backend einen Niederschlag sowie die Menge eines Niederschlags an der geografischen Position zum Übermittlungszeitpunkt mithilfe geeigneter Algorithmen exakt ermitteln und diesen in die Lastprognose einfließen lassen.
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Darüber hinaus oder alternativ dazu kann die Sensoreinheit des Fahrzeugs einen Lichtsensor erfassen. Der Lichtsensor ist eingerichtet, Daten mit Bezug auf die Helligkeit zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs die erfassten Daten des Lichtsensors umfassen. Mit der Übermittlung dieser Daten zusammen mit aktuellen Positionsdaten des Fahrzeugs an das Backend kann das Backend die aktuellen Helligkeitswerte an der geografischen Position zur Übermittlungszeitpunkt mithilfe geeigneter Algorithmen exakt ermitteln und diesen in die Lastprognose einfließen lassen.
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Darüber hinaus oder alternativ dazu kann die Sensoreinheit einen Temperatursensor umfassen. Dieser ist eingerichtet, Daten mit Bezug auf eine aktuelle Außentemperatur zu erfassen. Die Wetterdaten des Fahrzeugs umfassen die erfassten Daten des Temperatursensors. Mit der Übermittlung dieser Daten zusammen mit aktuellen Positionsdaten des Fahrzeugs an das Backend kann das Backend die aktuellen Außentemperaturen an der geografischen Position zur Übermittlungszeitpunkt mithilfe geeigneter Algorithmen exakt ermitteln und diesen in die Lastprognose einfließen lassen.
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Darüber hinaus oder alternativ dazu kann die Sensoreinheit weitere Sensoren umfassen, die eingerichtet sind, Daten mit Bezug auf das Fahrzeug umgebende Witterungsverhältnisse zu erfassen und als Teil der Wetterdaten die erfassten Daten zusammen mit einer aktuellen Position des Fahrzeugs an das Backend übermitteln. Beispielsweise kann die Sensoreinheit zumindest eine Außenkamera umfassen, die eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf eine aktuelle Bewölkung bzw. Wolkendecke zu erfassen. Diese können zusammen mit einer aktuellen Position des Fahrzeugs an das Backend übermittelt werden. Diese Daten kann das Backend mithilfe geeigneter Algorithmen in die Lastprognose einfließen lassen.
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Vorteilhafterweise können bereits in nahezu jedem modernen Fahrzeug vorhandene Sensoren kostengünstig positionsgenaue Wetterdaten zur Verfügung stellen, die eine exakte Ermittlung einer Lastprognose einfließen können.
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Gemäß einem zweiten Aspekt wird die zugrundeliegende Aufgabe durch ein Verfahren zur positionsgenauen Erfassung von Wetterdaten im Straßenverkehr gelöst, umfassend:
- Erfassen, durch eine Sensoreinheit eines Fahrzeugs, von aktuellen Wetterdaten des Fahrzeugs;
- Übermitteln, über eine Kommunikationseinheit des Fahrzeugs, der erfassten Wetterdaten an ein Backend; und
- Verarbeiten, durch eine Recheneinheit des Backends, der empfangenen Wetterdaten.
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Vorzugsweise ist das Backend eingerichtet, in ein Stromnetz entsprechend der verarbeiteten Wetterdaten steuernd und/oder regelnd einzugreifen.
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Vorzugsweise umfasst die Sensoreinheit:
- - einen Regensensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf Niederschlag sowie die Menge des Niederschlags zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs die erfassten Daten des Regensensors umfassen; und/oder
- - einen Lichtsensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf die Helligkeit zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs die erfassten Daten des Lichtsensors umfassen; und/oder
- - einen Temperatursensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf eine aktuelle Außentemperatur zu erfassen, wobei die Wetterdaten des Fahrzeugs die erfassten Daten des Temperatursensors umfassen; und/oder
- - zumindest einen weiteren Sensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf das Fahrzeug umgebende Witterungsverhältnisse zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs die erfassten Daten des weiteren Sensors umfassen.
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Diese und andere Aufgaben, Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden aus dem Studium der folgenden detaillierten Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen und der beiliegenden Figuren verdeutlicht. Es ist ersichtlich, dass - obwohl Ausführungsformen separat beschrieben werden - einzelne Merkmale daraus zu zusätzlichen Ausführungsformen kombiniert werden können.
- 1 zeigt schematisch ein System zur positionsgenauen Erfassung von Wetterdaten im Straßenverkehr;
- 2 zeigt ein beispielhaftes Verfahren zur positionsgenauen Erfassung von Wetterdaten im Straßenverkehr.
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1 zeigt schematisch ein System 100 zur positionsgenauen Erfassung von Wetterdaten im Straßenverkehr.
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Das System umfasst ein Backend 120. Das Backend 120 kann zumindest einen Backend-Server umfassen und/oder Teil von Cloud-Computing bzw. einer IT-Infrastruktur, die über das Internet Speicherplatz, Rechenleistung und/oder Anwendungssoftware als Dienstleistung zur Verfügung stellt (Service Provider), sein.
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Das System umfasst zumindest ein Fahrzeug 110. Das Fahrzeug 110 umfasst eine Sensoreinheit 112, die eingerichtet ist, aktuelle Wetterdaten des Fahrzeugs 110 zu erfassen.
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Das Fahrzeug 110 umfasst zudem eine Kommunikationseinheit 116, die eingerichtet ist, die erfassten Wetterdaten an das Backend zu übermitteln. Die Kommunikationseinheit 116 kann eine im Fahrzeug 110 angeordnete Kommunikationseinheit 116 sein, die eingerichtet ist, eine Kommunikationsverbindung mit anderen Kommunikationsteilnehmern, beispielsweise einem Backend 120 und/oder einem dem Fahrzeug zugeordneten mobilen Endgerät 130, aufzubauen. Die Kommunikationseinheit 116 kann ein Teilnehmeridentitätsmodul bzw. ein Subscriber Identity Module bzw. eine SIM-Karte umfassen, welche(s) dazu dient, eine Kommunikationsverbindung über ein Mobilfunksystem aufzubauen. Das Teilnehmeridentitätsmodul identifiziert dabei die Kommunikationseinheit 116 eindeutig im Mobilfunknetz. Bei der Kommunikationsverbindung kann es sich um eine Datenverbindung (z.B. Paketvermittlung) und/oder um eine leitungsgebundene Kommunikationsverbindung (z.B. Leitungsvermittlung) handeln. Die Kommunikation kann nach dem Cellular Vehicle To X (C-V2X)-Paradigma gemäß dem LTE-Standard Version 14 erfolgen. Darüber hinaus kann die Kommunikationseinheit 116 unabhängig vom Mobilfunknetz bzw. der Verfügbarkeit ausreichender Kapazitäten des aktuell verfügbaren Mobilfunknetzes über eine andere Luftschnittstelle, beispielsweise WLAN, kommunizieren. Dazu kann IST-G5 bzw. IEEE 802.11 p bei der Vehicle-to-Vehicle (V2V)-Kommunikation verwendet werden.
Das Fahrzeug kann ein Navigationsmodul 114 umfassen, das eingerichtet ist, aktuelle Positionsdaten des Fahrzeugs 110 zu erfassen. Das Navigationsmodul 114 kann zur Erfassung bzw. Ermittlung der geografischen Position aktuelle Positionsdaten mithilfe eines Navigationssatellitensystems ermitteln bzw. erfassen. Bei dem Navigationssatellitensystem kann es sich um jedes gängige sowie künftige globale Navigationssatellitensystem bzw. Global Navigation Satellite System (GNSS) zur Positionsbestimmung und Navigation durch den Empfang der Signale von Navigationssatelliten und/oder Pseudoliten handeln. Beispielsweise kann es sich dabei handeln um das Global Positioning System (GPS), GLObal NAvigation Satellite System (GLONASS), Galileo, positioning system, und/oder BeiDou Navigation Satellite System, handeln. Im Beispiel von GPS kann das Navigationsmodul 114 ein GPS-Modul umfassen, das eingerichtet ist, aktuelle GPS-Positionsdaten des Fahrzeugs 110 bzw. des zu einem Fahrzeug 110 zugehörigen mobilen Endgeräts zu ermitteln. Die Kommunikationseinheit 116 kann zu jeder Übermittlung von Wetterdaten die erfassten aktuellen Positionsdaten des Fahrzeugs 110 übermitteln.
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Die Sensoreinheit 112 des Fahrzeugs 110 kann einen Regensensor umfassen. Der Regensensor ist eingerichtet, Daten mit Bezug auf Niederschlag sowie die Menge des Niederschlags zu erfassen. Die erfassten Wetterdaten können die durch den Regensensor erfassten Daten umfassen. Mit der Übermittlung dieser Daten zusammen mit aktuellen Positionsdaten des Fahrzeugs 110 an das Backend 120 kann das Backend 120 einen Niederschlag sowie die Menge eines Niederschlags an der geografischen Position zum Übermittlungszeitpunkt mithilfe geeigneter Algorithmen exakt ermitteln und diesen in die Lastprognose einfließen lassen.
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Darüber hinaus oder alternativ dazu kann die Sensoreinheit 112 des Fahrzeugs 110 einen Lichtsensor erfassen. Der Lichtsensor ist eingerichtet, Daten mit Bezug auf die Helligkeit zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs 110 die erfassten Daten des Lichtsensors umfassen. Mit der Übermittlung dieser Daten zusammen mit aktuellen Positionsdaten des Fahrzeugs 110 an das Backend 120 kann das Backend 120 die aktuellen Helligkeitswerte an der geografischen Position zur Übermittlungszeitpunkt mithilfe geeigneter Algorithmen exakt ermitteln und diesen in die Lastprognose einfließen lassen.
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Darüber hinaus oder alternativ dazu kann die Sensoreinheit 112 einen Temperatursensor umfassen. Dieser ist eingerichtet, Daten mit Bezug auf eine aktuelle Außentemperatur zu erfassen. Die Wetterdaten des Fahrzeugs 110 umfassen die erfassten Daten des Temperatursensors. Mit der Übermittlung dieser Daten zusammen mit aktuellen Positionsdaten des Fahrzeugs 110 an das Backend 120 kann das Backend 120 die aktuellen Außentemperaturen an der geografischen Position zur Übermittlungszeitpunkt mithilfe geeigneter Algorithmen exakt ermitteln und diesen in die Lastprognose einfließen lassen.
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Darüber hinaus oder alternativ dazu kann die Sensoreinheit 112 weitere Sensoren umfassen, die eingerichtet sind, Daten mit Bezug auf das Fahrzeug 110 umgebende Witterungsverhältnisse zu erfassen und als Teil der Wetterdaten die erfassten Daten zusammen mit einer aktuellen Position des Fahrzeugs 110 an das Backend 120 übermitteln. Beispielsweise kann die Sensoreinheit 112 zumindest eine Außenkamera umfassen, die eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf eine aktuelle Bewölkung bzw. Wolkendecke zu erfassen. Diese können zusammen mit einer aktuellen Position des Fahrzeugs 110 an das Backend 120 übermittelt werden. Diese Daten kann das Backend 120 mithilfe geeigneter Algorithmen in die Lastprognose einfließen lassen.
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Das Backend 120 umfasst eine Recheneinheit, die eingerichtet ist, die empfangenen Wetterdaten zu verarbeiten. Dies kann mithilfe geeigneter Machine-Learning-Algorithmen erfolgen. Beispielsweise kann unter Zuhilfenahme von Machine-Learning-Verfahren erstellten Modellen - z.B. durch überwachtes Lernen bzw. supervised learning oder unüberwachtes Lernen bzw. unsupervised learning - eine positionsgenaue Wetterlage unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen geografischen Position des Fahrzeugs 110 ermittelt und diese bei der Erstellung einer Lastprognose eines geografischen Gebietes bzw. eines Versorgungsnetzes bzw. eines Bilanzkreises, in das die jeweils aktuelle geografische Position des Fahrzeugs 110 fällt, zu berücksichtigt werden.
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Da nahezu jedes moderne Fahrzeug die oben genannten Sensoren, ein Navigationsmodul und eine Kommunikationseinheit umfasst und somit Wetterdaten zusammen mit einer aktuellen Position in regelmäßigen Abständen und/oder auf Anfrage vom Backend 120 (pulling) und/oder zu vorbestimmten Ereignissen und/oder zu vorbestimmten Zeitpunkten an das Backend 120 übermitteln kann, können somit nahezu flächendeckend hochaktuelle, positionsgenaue Wetterdaten erfasst und entsprechend verarbeitet werden, wodurch eine hochaktuelle, präzise Lastprognose unter Berücksichtigung der Wetterdaten durch das Backend 120 bzw. die Recheneinheit 122 des Backends 120 ermittelt werden kann.
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Das Backend kann eingerichtet sein, in ein Stromnetz entsprechend der verarbeiteten Wetterdaten steuernd und/oder regelnd einzugreifen.
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Durch die präzise Lastprognose kann das Backend steuern und oder regelnd auf das Stromnetz eingreifen. Dies betrifft insbesondere kurzfristige Lastprognosen mit einem sehr geringen Zeithorizont, beispielsweise 5 Minuten, 10 Minuten, 15 Minuten, etc. Das steuernde und/oder regelnde Einwirken umfasst beispielsweise das Zukaufen elektrischer Energie in das Stromnetz bzw. das bzw. Verkaufen elektrischer Energie aus dem Stromnetz, je nachdem, wie das Verhältnis der verfügbaren elektrischen Energie im Stromnetz zur Lastprognose steht. Somit können Stromengpässe bzw. Stromüberschüsse vermieden werden.
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Das Backend 120 kann ein in sich geschlossenes System sein, welches sowohl die durch die Fahrzeuge 110 übermittelten Daten mithilfe der Recheneinheit 122 verarbeiten kann, die Lastprognose erstellen kann und regelnd und/oder steuern auf ein Stromnetz einwirken kann. Alternativ dazu kann sich das Backend 120 aus einer Vielzahl an Backend-Servern und/oder Cloud-Computing und/oder IT-Infrastrukturen zusammensetzen, die jeweils unterschiedlichen Institutionen zugehören bzw. diesen zugeordnet werden können. So kann zum Beispiel ein Backend-Server die Wetter- und Positionsdaten von den Fahrzeugen empfängt und verarbeitet und diese an eine IT-Infrastruktur einer anderen Institution - entgeltlich oder unentgeltlich - übermittelt, welche dann die Lastprognose erstellt. Die Lastprognose kann wiederum von der IT-Infrastruktur an einen Backend-Server einer weiteren Institution übermittelt werden, welcher dann - basierend auf der empfangenen Lastprognose - steuern und/oder regelnd auf das Stromnetz einwirken kann. Dies ist lediglich als Beispiel zu betrachten, jede andere Kombination bzw. Aufteilung der Arbeitsschritte auf beliebige Elemente des Backend ist möglich.
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2 zeigt ein Verfahren 200 zur positionsgenauen Erfassung von Wetterdaten im Straßenverkehr, das von einem System 100 wie mit Bezug auf 1 beschrieben ausgeführt werden kann.
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Das Verfahren 200 umfasst:
- Erfassen 210, durch eine Sensoreinheit 112 eines Fahrzeugs 110, von aktuellen Wetterdaten des Fahrzeugs 110;
- Übermitteln 220, über eine Kommunikationseinheit 116 des Fahrzeugs 110, der erfassten Wetterdaten an ein Backend 120; und
- Verarbeiten 230, durch eine Recheneinheit 122 des Backends 120, der empfangenen Wetterdaten.
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Das Backend 120 kann eingerichtet sein, in ein Stromnetz entsprechend der verarbeiteten Wetterdaten steuernd und/oder regelnd einzugreifen 240.
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Die Sensoreinheit 111 kann umfassen:
- einen Regensensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf Niederschlag sowie die Menge des Niederschlags zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs 110 die erfassten Daten des Regensensors umfassen; und/oder
- einen Lichtsensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf die Helligkeit zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs 110 die erfassten Daten des Lichtsensors umfassen; und/oder
- einen Temperatursensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf eine aktuelle Außentemperatur zu erfassen, wobei die Wetterdaten des Fahrzeugs 110 die erfassten Daten des Temperatursensors umfassen; und/oder
- zumindest einen weiteren Sensor, der eingerichtet ist, Daten mit Bezug auf das Fahrzeug 110 umgebende Witterungsverhältnisse zu erfassen, wobei die erfassten Wetterdaten des Fahrzeugs 110 die erfassten Daten des weiteren Sensors umfassen.