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Die Erfindung betrifft eine bogenverarbeitende Maschine mit einem Bogenführungszylinder, der ein Greifersystem zum Fixieren von Bogen an ihrer Vorderkante und ein pneumatisch wirkendes Bogenhaltemittel zum Fixieren eines hinteren Bereiches der Bogen aufweist.
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Aus der
DE 42 23 555 A1 ist eine Speichertrommel bekannt. Die Speichertrommel ist Bestandteil einer Wendevorrichtung. Die Speichertrommel weist gegenüber der nachgeordneten Wendetrommel einen doppelt-großen Durchmesser auf und hat ein Greifersystem für das Führen des Bogens an der Vorderkante, ein Saugersystem für das Führen des Bogens im hinteren Bereich und ein weiteres alternativ angeordnetes Greifersystem für das Halten des Bogens an der Hinterkante auf. Das Saugersystem wird derart gesteuert, dass es den Bogen nach dem Ansaugen von der Mitte nach außen streckt. Nach dem Strecken des Bogens durch das Saugersystem wird der Bogen durch das weitere Greifersystem an der Hinterkante ergriffen. In dieser Position wird der Bogen durch Schwenken eines Halteteils mit dem Greifersystem definiert zum feststehenden Greifersystem an der Vorderkante gespannt, so dass Falten entfernt und getellerte Bogen oder randwellige Bogen vollflächig auf der Mantelflache der Speichertrommel aufliegen. Beim Transport biegesteifer Bogen besteht die Gefahr, dass die Bogenhinterkanten bei der Übergabe von Bogen von einem vorgelagerten Bogenführungszylinder an die Speichertrommel nicht in den Erfassungsbereich des Saugersystems für das Führen des Bogens im hinteren Bereich gelangen.
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Aus der
DE 10 2016 205 769 A1 ist eine Bogentransporttrommel einer bogenverarbeitenden Maschine bekannt, die einen mechanischen Vorderkantengreifer und zwei Greifersysteme zum Halten einer jeweiligen Bogenhinterkante aufweist, von denen das eine als pneumatischer Hinterkantengreifer und das andere als mechanischer Hinterkantengreifer ausgebildet ist. Die Bogentransporttrommel kann als Jettingzylinder zum Führen von Bogen im Bereich von Inkjetköpfen ausgebildet sein.
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Die
DE 10 2015 226 325 A1 offenbart eine bogenverarbeitende Maschine mit einem Bogenführungszylinder, der ein Greifersystem zum Fixieren von Bogen an der Vorderkante und ein Bogenhaltemittel zum Fixieren und Straffen eines hinteren Bereiches der Bogen aufweist. Dem Bogenführungszylinder ist eine Doppelgreiferauslage vorgeordnet. Mit dem Bogenhaltemittel des Bogenführungszylinders sind die Bogen straffbar, wenn eine zwischen einem Greifersystem der Doppelgreiferauslage zur Übernahme eines Bogens an der Vorderkante und dem Bogenhaltemittel aufgespannte Gerade die Umfangsfläche des Bogenführungszylinders nicht mehr schneidet. Das Bogenhaltemittel des Bogenführungszylinders kann den hinteren Bereich der Bogen zur Übergabe an ein Hinterkantengreifersystem der Doppelgreiferauslage von der Peripherie des Bogenführungszylinders abheben. Dem Bogenführungszylinder kann als Zusatzeinrichtung ein Tintenstrahlsystem und ein Inspektionssystem zugeordnet sein. Auch bei diesem Bogenführungszylinder besteht das Problem, dass die Bogenhinterkanten biegesteifer Bogen bei der Übernahme der Bogen von einem vorgelagerten Bogenführungszylinder nicht in den Erfassungsbereich der Bogenhaltemittel für den hinteren Bogenbereich gelangen.
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Die
DE 10 2014 001 968 A1 beschreibt eine Druckmaschine mit einer Wendevorrichtung, die eine Vorrichtung umfasst, mit der eine Bogenhinterkante von einer Bogentransporttrommel mittels mindestens eines an einer Speichertrommel angeordneten Sauggreifers erfasst wird. Zum Fixieren der Bogenvorderkante ist ein ebenfalls an der Speichertrommel angeordnetes Greifersystem vorgesehen.
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Die
DE 10 2009 002 580 A1 beschreibt eine Bogenoffsetdruckmaschine zum Bedrucken eines Bedruckstoffes in Art eines Bogens, wobei die Druckmaschine einen Bogenanleger, einen Bogenausleger und mehrere zwischen dem Bogenanleger und dem Bogenausleger als Druckwerke und/oder Lackwerke ausgebildete Basismodule umfasst, die einen Druckzylinder aufweisen können, dem eine Inkjeteinrichtung oder Inspektionseinrichtung zugeordnet ist.
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Die
DE 10 2015 225 605 A1 offenbart eine Druckmaschine mit einer Inkjetvorrichtung, die einem Greifereinrichtungen für eine Bogenvorderkante aufweisenden Druckzylinder zugeordnet ist. Dem Druckzylinder ist - in Transportrichtung gesehen - unmittelbar ein Übergabezylinder vorgeordnet, der eine Bogenstraffeinrichtung aufweist, die an einer jeweiligen Bogenhinterkante eines jeweiligen Bogens angreift. Die Bogenstraffeinrichtung kann durch Sauggreifer gebildet sein.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine bogenverarbeitende Maschine mit einem Bogenführungszylinder zu schaffen, die eine verbesserte Bogenführung aufweist.
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Diese Aufgabe wird durch eine bogenverarbeitende Maschine gelöst, die gemäß der Merkmale von Patentanspruch 1 ausgebildet ist.
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Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen darin, dass auch biegesteife Bogen sicher verarbeitet und insbesondere kollisionsfrei an der dem Bogenführungszylinder zugeordneten, berührungslos arbeitenden Druckvorrichtung oder der berührungslos wirkenden Mess- oder Inspektionsvorrichtung vorbeigeführt werden können.
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Die Sauggreifer können biegesteife Bogen auch bis zu deren Hinterkanten sicher führen und sind insbesondere in der Lage, sich abspreizende Hinterkanten zu erfassen und der Peripherie, insbesondere der Mantelfläche zuzuführen und auf dieser zu halten.
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Die Erfindung ist auch auf beliebige Ausführungen von Bogenführungszylindern wie einfach-, zweifach-, dreifach- oder vierfachgroße Bogenführungszylinder anwendbar.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben.
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Die einzige Figur zeigt in schematischer Darstellung einen Ausschnitt einer bogenverarbeitenden Maschine, beispielsweise einer Bogendruckmaschine, hier insbesondere einer Bogenoffsetrotationsdruckmaschine, mit einem Bogenführungszylinder 3, dem eine Bogenführungstrommel 8 vorgeordnet ist.
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Die bogenverarbeitende Maschine kann beispielsweise eine Bogendruckmaschine in Aggregat- und Reihenbauweise sein und nicht weiter dargestellte Elemente wie Anleger, Anlage, mehrere Druck- und gegebenenfalls Lackwerke, Veredelungs- und/oder Trockenwerke enthalten. Zusätzlich kann die Maschine eine Wendeeinrichtung zum Wenden der Bogen 6 für einen Rückseitendruck enthalten. Die Wendeeinrichtung kann insbesondere als Ein-Trommel-Wendung oder als Drei-Trommel-Wendung für eine Hinterkantenwendung ausgebildet sein. Die Maschine kann weiterhin über Trockner beispielsweise in den Werken verfügen. In der Maschine werden zu bedruckende Bogen 6 von Bogenführungszylindern 3 und Bogenführungstrommeln 8 gefördert und in einem Greiferschluss zwischen den Bogenführungszylindern 3 und/oder Bogenführungstrommeln 8 übergeben. Die Bogen 6 werden so an der Vorderkante geklemmt auf den Mantelflächen der rotierenden Bogenführungszylinder 3 vorzugsweise bis zu einer Auslage transportiert, die als Doppelgreiferauslage ausgebildet sein kann. In der Auslage werden die Bogen 6 vorzugsweise von Fördersystemen mit endlos umlaufenden Greifersystemen übernommen und an Vorderkante oder an Vorderkante und Hinterkante fixiert bis zu einem Stapelbereich, beispielsweise bis zu einer Stapeltragplatte, gefördert. Über der Stapeltragplatte werden die Bogen 6 zur Bildung eines Auslagestapels freigegeben. Die Stapeltragplatte wird von einem Hubantrieb je nach ankommenden Bogen 6 vertikal abgesenkt.
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Einem der Bogenführungszylinder 3 ist beabstandet zu seiner Mantelfläche eine berührungslos arbeitende Druckvorrichtung 2 oder eine berührungslos wirkende Mess- oder Inspektionsvorrichtung 7 zugeordnet. Der Bogenführungszylinder 3 weist mindestens ein Greifersystem 1 zum Fixieren von Bogen 6 an ihrer Vorderkante und mindestens ein pneumatisch wirkendes Bogenhaltemittel 4, 5 zum Fixieren eines hinteren Bereiches der Bogen 6 auf. Im Fall eines modularen Aufbaus der Maschine kann der Bogenführungszylinder 3 Bestandteil eines Unterbaumoduls der Maschine sein. Das Bogenhaltemittel 4, 5 zum Fixieren eines hinteren Bereiches der Bogen 6 ist aus einem der Mantelfläche des Bogenführungszylinders 3 fest zugeordneten ersten Sauggreifer 4 und einem zweiten Sauggreifer 5 gebildet, der einen Antrieb aufweist, der den zweiten Sauggreifer 5 taktweise in radialer Richtung des Bogenführungszylinders 3 verlagert.
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Der erste und/oder der zweite Sauggreifer 4, 5 können jeweils aus einer Mehrzahl von pneumatischen Mitteln, insbesondere Saugköpfen gebildet sein, die in sich axial zum Bogenführungszylinder 3 erstreckenden Reihen angeordnet sind.
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Vorzugsweise verlagert der Antrieb den zweiten Sauggreifer 5 aus der Peripherie des Bogenführungszylinders 3, nachdem der zweite Sauggreifer 5 infolge einer Drehung des Bogenführungszylinders 3 einen Tangentenpunkt passiert hat, der zwischen dem Bogenführungszylinder 3 und einer mit dem Bogenführungszylinder 3 zusammenwirkenden, dem Bogenführungszylinder 3 vorgeordneten Bogenführungstrommel 8 gebildet ist. Weiter bevorzugt verlagert der Antrieb den zweiten Sauggreifer 5 in die Peripherie oder auf Höhe der Peripherie, insbesondere der Mantelfläche des Bogenführungszylinders 3, bevor der zweite Sauggreifer 5 infolge einer Drehung des Bogenführungszylinders 3 die Druckvorrichtung 2 oder die Mess- oder Inspektionsvorrichtung 7 passiert. Der Antrieb kann als Kurvengetriebe ausgebildet oder ein pneumatischer Antrieb sein. Insbesondere im Fall der Ausbildung als pneumatischer Antrieb kann eine Saugöffnung vorgesehen sein, die zur Erfassung eines jeweiligen Bogens 6 ausgebildet ist. Sowohl die Saugöffnung als auch der pneumatische Antrieb können mit einer Vorrichtung zur Sauglufterzeugung in pneumatisch kommunizierender Verbindung stehen und in Abhängigkeit von der Winkellage des Bogenführungszylinders 3 vorzugsweise gemeinsam mit Saugluft beaufschlagt werden. Der pneumatische Antrieb kann mit einem in einem Zylinder geführten Kolben ausgebildet sein, wobei der Kolben mit der Saugöffnung in Verbindung steht und die Saugöffnung und der Zylinder und/oder der Kolben von Saugluft durchströmt sind. Vorzugsweise ist dem Kolben ein Kraftspeicher, insbesondere eine Feder zugeordnet, die den Kolben in einer seiner Endlagen hält. Die Feder wird insbesondere infolge der Wirkung einer am Kolben angelegten Saugluft gespannt, wenn die Saugöffnung durch einen jeweiligen Bogen 6 verschlossen ist. Das Spannen der Feder erfolgt in Verbindung mit der Bewegung des Kolbens. Der zweite Sauggreifer 5 kann als Sprunggreifer ausgebildet oder durch eine Mehrzahl von in einer Reihe angeordneten Sprunggreifern gebildet sein.
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Die Vorrichtung zur Sauglufterzeugung kann auch zur Versorgung des der Mantelfläche des Bogenführungszylinders 3 fest zugeordneten ersten Sauggreifers 4 ausgebildet sein. Der zweite Sauggreifer 5 kann die Hinterkante eines jeweiligen Bogens 6 beabstandet von der Mantelfläche des Bogenführungszylinders 3 erfassen und auf die Mantelfläche des Bogenführungszylinders 3 führen. Im Bereich der Druckvorrichtung 2 oder der Mess- oder Inspektionsvorrichtung 7 wird die Hinterkante eines jeweiligen Bogens 6 vorzugsweise gemeinsam von dem ersten Sauggreifer 4 und dem zweiten Sauggreifer 5 gehalten. Ebenso kann im Bereich der Druckvorrichtung 2 oder der Mess- oder Inspektionsvorrichtung 7 die Hinterkante eines jeweiligen Bogens 6 nur von dem ersten Sauggreifer 4 gehalten werden. Wenn nur der erste Sauggreifer 4 die Hinterkante eines jeweiligen Bogens 6 hält, ist oder wird der zweite Sauggreifer 5 von der Vorrichtung zur Sauglufterzeugung getrennt.
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Die Position des ersten Sauggreifers 4 ist gemeinsam mit der Position des zweiten Sauggreifers 5 relativ zu dem Greifersystem 1 zum Zweck der Anpassung an wechselnde Formate der zu verarbeitenden Bogen 6 einstellbar. Um die Einstallbarkeit zu gewährleisten kann der Bogenführungszylinder 3 in Art einer Speichertrommel ausgebildet sein, wie sie als Bestandteil von Dreitrommelwendevorrichtungen bekannt ist. Dabei ist die Mantelfläche des Bogenführungszylinders 3 vorzugsweise aus mindestens zwei Mantelsegmenten gebildet, die voneinander beabstandete, miteinander kämmende Zinken aufweisen und in ihrer Winkellage zueinander veränderlich sind, wobei das Greifersystem 1 dem einen Mantelsegment und der erste Sauggreifer 4 und der zweite Sauggreifer 5 dem anderen Mantelsegment zugeordnet sind.
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Dem Bogenführungszylinder 3 kann eine Bogenführungstrommel 8 vorgeordnet sein, die ein Vorderkantengreifersystem aufweist. Die Bogenführungstrommel 8, die als Übergabetrommel ausgebildet sein kann, enthält vorzugsweise Mantelsegmente zum Tragen der zu transportierenden Bogen 6. Die Übergabetrommel enthält bevorzugt schwenkbare Bogentragflächen zum flächigen Führen der Bogen 6. Weiterbildend ist auf der Übergabetrommel ein Überzug anordenbar. Als Überzug kann beispielsweise ein wechselbares Jacket bzw. können Trommelkappen verwendet werden.
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Durch die Bogenführungstrommel 8, insbesondere Übergabetrommel, werden die Bogen 6 an der Vorderkante vom vorgeordneten Zylinder, insbesondere einem Druckzylinder übernommen und dem nachgeordneten Bogenführungszylinder 3 übergeben. Der Bogentransport kann insbesondere von einem pneumatisch beaufschlagten Bogenleitblech unterstützt werden. Alternativ kann in einer Ausstattung der Maschine als Schöndruckmaschine die Bogenführungstrommel 8 als Transferter ohne Mantelflächenelemente ausgebildet sein, durch welchen die Bogen 6 an der Vorderkante vom vorgeordneten Druckzylinder übernommen und dem nachgeordneten Bogenführungszylinder 3 übergeben werden. In einer Ausstattung der Maschine als Schön- und Widerdruckmaschine mit einem Lackwerk, insbesondere Dispersionslackwerk, kann die Bogenführungstrommel 8 Bogentragsegmente aufweisen, die beispielsweise als Stütz- oder Saugscheiben ausgebildet sind. Die Bogentragsegmente können dabei axial verstellbar ausgebildet sein und beispielsweise lediglich druckfreie Bogenränder berühren.
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Die Rotationsachse des Bogenführungszylinders 3 kann in einer Ebene mit Rotationsachsen von Zylindern, insbesondere Druckzylindern und Übergabetrommeln liegen oder oberhalb einer solchen Ebene angeordnet sein. Weiterbildend kann die Bogenführungstrommel 8 und/oder der Bogenführungszylinder 3 mit Zusatzeinrichtungen zusammenwirken.
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Insbesondere kann dem Bogenführungszylinder 3 zwischen einem Tangentenpunkt, der zwischen dem Bogenführungszylinder 3 und einer mit dem Bogenführungszylinder 3 zusammenwirkenden Bogenführungstrommel 8 gebildet ist, und der Druckvorrichtung 2 oder der Mess- oder Inspektionsvorrichtung 7 ein Mittel zur pneumatischen Beeinflussung einer dem Bogenführungszylinder 3 abgewandten Seite des vom Bogenführungszylinder 3 gehaltenen Bogens 6 zugeordnet sein. Das Mittel zur pneumatischen Beeinflussung ist bevorzugt als Glätteinrichtung ausgebildet, die auf den Bogenförderweg des Bogenführungszylinders 3 einwirkt. Dabei kann die Glätteinrichtung pneumatische Öffnungen und/oder Leitelemente, wie Leitbleche, aufweisen. Bevorzugt ist die Glätteinrichtung der Kontur des Bogenführungszylinders 3 angepasst. Weiter kann die Glätteinrichtung in Rotationsrichtung des Bogenführungszylinders 3 eine zunehmende Düsendichte aufweisen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Greifersystem
- 2
- Druckvorrichtung
- 3
- Bogenführungszylinder
- 4
- erster Sauggreifer
- 5
- zweiter Sauggreifer
- 6
- Bogen
- 7
- Mess- oder Inspektionsvorrichtung
- 8
- Bogenführungstrommel