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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vorbereiten eines Garns zum Anspinnen an einer Rotorspinnvorrichtung einer Rotorspinnmaschine. Die Rotorspinnvorrichtung weist ein mit einem Deckelelement verschließbares und an einen Unterdruckkanal angeschlossenes Rotorgehäuse und einen in dem Rotorgehäuse drehbar gelagerten Spinnrotor auf. Bei dem Verfahren wird das vorzubereitende Garn in den Unterdruckkanal eingesaugt und durch eine Trennstruktur des sich drehenden Spinnrotors durchtrennt und dadurch zum Anspinnen vorbereitet. Das Garn wird während seiner Durchtrennung mit einer Bewegung in seiner Längsrichtung beaufschlagt. Eine Rotorspinnmaschine weist wenigstens eine Rotorspinnvorrichtung mit einem mit einem Deckelelement verschließbaren und an einen Unterdruckkanal angeschlossenen Rotorgehäuse und mit einem in dem Rotorgehäuse drehbar gelagerten Spinnrotor auf. Der Spinnrotor weist eine Trennstruktur zum Unterbrechen und Vorbereiten eines in den Unterdruckkanal eingesaugten Garns zum Anspinnen auf.
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Um beim Spinnen an einer Rotorspinnmaschine den Spinnprozesses starten zu können oder nach einer Durchtrennung des Spinnprozesses, beispielsweise aufgrund eines Fadenbruches, eines Qualitätsschnittes oder nach dem Herunterfahren der Rotorspinnmaschine, den Spinnprozess wieder aufnehmen zu können, muss stets ein Garn für den Anspinnvorgang vorbereitet werden. Hierfür ist es erforderlich, das Garn aufzufasern, um die einzelnen Fasern des Garns für den Anspinnvorgang auszurichten und von Kurzfasern zu befreien. Das zum Anspinnen vorbereitete Garn muss dann mit einer möglichst exakt bemessenen Länge wieder in den Spinnrotor zurückgeführt werden, um sich mit dem dort abgelegten Fasermaterial verbinden zu können.
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Zum Vorbereiten eines Garns für das Anspinnen ist es beispielsweise bekannt geworden, das Garn pneumatisch aufzubereiten. Dabei wird das Garn einer Luftströmung, die in tangentialer, axialer und/oder radialer Richtung des Garns wirkt, ausgesetzt.
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Aus der
DE 10 2012 110 926 A1 ist es weiterhin bekannt geworden, das Garn mittels des Randbereichs des sich drehenden Spinnrotors aufzubereiten. Der Rand des Spinnrotors ist hierzu mit einer Aufrauhung oder einem Schleifmittel versehen. Das Garn wird hierzu bei zumindest teilweise geöffnetem Rotorgehäuse in einen Unterdruckkanal eingesaugt und dadurch zugleich in die Nähe des offenen Randes des Spinnrotors gebracht. Der Spinnrotor wird nun in Drehung versetzt und der Deckel des Rotorgehäuses geschlossen, so dass das Garn nun gegen den offenen Rand des Rotors gedrückt und durchtrennt wird. Nach einer anderen Ausführung wird das Garn in das geschlossene Rotorgehäuse eingebracht und ein einzeln angetriebener Rotor in seiner Achsrichtung verschoben. Nach dem Einführen des Garns wird der Rotor in seine Betriebsposition zurück verschoben und in Drehung versetzt, so dass das Garn beim Hochlaufen des Rotors durchtrennt wird. Während seiner Durchtrennung wird das Garn durch den Saugzug des Unterdruckkanals fixiert. Um die Garnvorbereitung zu verbessern, können während des Trennvorgangs die Abzugswalzen kurzzeitig bewegt werden und dadurch eine Bewegung des Garns in seiner Längsrichtung erzeugen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Garnpräparation sowie eine entsprechende Rotorspinnmaschine vorzuschlagen, mittels welchen eine qualitativ hochwertige Garnvorbereitung erzielbar ist.
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Die Aufgabe wird gelöst mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche.
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Bei einem Verfahren zum Vorbereiten eines Garns zum Anspinnen an einer Rotorspinnvorrichtung einer Rotorspinnmaschine mit einem mit einem Deckelelement verschließbaren und an einen Unterdruckkanal angeschlossenen Rotorgehäuse und mit einem in dem Rotorgehäuse drehbar gelagerten Spinnrotor wird das vorzubereitende Garn in den Unterdruckkanal eingesaugt. Das vorbereitete Garn wird durch eine Trennstruktur des sich drehenden Spinnrotors durchtrennt und dadurch zum Anspinnen vorbereitet. Während seiner Durchtrennung wird das Garn mit einer Bewegung in seiner Längsrichtung beaufschlagt.
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Es ist vorgesehen, dass die Bewegung des Garns während seiner Durchtrennung durch eine Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements erzeugt wird. Da das Garn über ein Abzugselement wie beispielsweise eine Abzugsdüse durch das Deckelelement hindurch in die Rotorspinnvorrichtung geführt und von dort aus in den Unterdruckkanal eingesaugt ist, kann durch eine Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements in besonders einfacher und günstiger Weise eine wirksame Relativbewegung zwischen dem Garn und der Trennstruktur des Spinnrotors erzeugt werden. Durch die Bewegung des Garns in seiner Längsrichtung, also in seiner Abzugsrichtung bzw. seiner Rücklieferrichtung, kann die Trennstruktur des Spinnrotors auf einer etwas größeren Länge auf das Garn einwirken, wodurch es besonders gut aufgefasert und vorbereitet werden kann. Ebenso kann durch diese Relativbewegung zwischen dem Garn und der Trennstruktur die Trennwirkung der Trennstruktur verbessert werden. Das Deckelelement kann dabei in vorteilhafter Weise eine geringe Bewegung des Garns von nur wenigen Millimetern erzeugen.
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Eine Rotorspinnmaschine mit wenigstens einer Rotorspinnvorrichtung mit einem mit einem Deckelelement verschließbaren und an einen Unterdruckkanal angeschlossenen Rotorgehäuse und mit einem in dem Rotorgehäuse drehbar gelagerten und eine Trennstruktur aufweisenden Spinnrotor weist einen Antrieb zum Erzeugen einer Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements auf. Die Rotorspinnmaschine und/oder die Rotorspinnvorrichtung weist weiterhin eine Steuereinheit auf, welche den Antrieb gemäß dem beschriebenen Verfahren ansteuert.
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Die Öffnungs- und/oder Schließbewegung muss dabei keineswegs zu einem vollständigen Öffnen oder Schließen des Deckelelements führen. Vielmehr ist es ausreichend, das Deckelelement nur teilweise zu öffnen oder zu schließen, beispielsweise von einem ersten Schließzustand mit einem ersten Öffnungswinkel in einen zweiten Schließzustand mit einem zweiten Öffnungswinkel zu verbringen, um die gewünschte Relativbewegung zwischen dem Garn und dem Spinnrotor zu erzeugen.
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Dabei ist es nach einer ersten Ausführung des Verfahrens möglich, das Deckelelement zumindest teilweise zu öffnen, um das Garn einzuführen und anschließend nach dem Ingangsetzen des Spinnrotors mit einer einzigen, langsamen und ggf. auch intermittierenden Schließbewegung zu beaufschlagen. Ebenso wäre es denkbar, das Deckelelement, nachdem das Garn in den Unterdruckkanal eingesaugt ist und über die Trennstruktur geführt ist, langsam zu öffnen. Dies ist insbesondere bei einem Verfahren denkbar, bei welchem zusätzlich auch der Spinnrotor in seiner Längsrichtung bewegt wird.
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Nach einer anderen Ausführung des Verfahrens ist es vorteilhaft, wenn die Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements während der Durchtrennung des Garns mehrfach durchgeführt wird. Hierdurch kann eine oszillierende Hin-und-Her-Bewegung des Garns gegenüber der Trennstruktur des Spinnrotors erreicht werden, welche eine besonders zuverlässige und schnelle Durchtrennung einerseits sowie eine besonders gleichmäßige Garnvorbereitung andererseits ermöglicht.
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Nach einer Weiterbildung des Verfahrens kann es auch vorteilhaft sein, einen Hub der Öffnungs- und/oder Schließbewegung in Abhängigkeit von Materialeigenschaften und/oder Garnparametern des Garns einzustellen. So kann beispielsweise bei gröberen oder eine höhere Festigkeit aufweisenden Garn der Hub der Öffnungs- und/oder Schließbewegung größer eingestellt werden, um eine schleifende Wirkung der Trennstruktur zu verbessern.
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Ebenso ist es vorteilhaft, wenn bei einer mehrfachen Durchführung der Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements eine Frequenz der Öffnungs- und/oder Schließbewegung eingestellt wird. So kann es beispielsweise bei festeren und/oder bei dickeren Garn vorteilhaft sein, das Deckelelement mit einer höheren Frequenz mehrfach zu öffnen und zu schlie-ßen. Auch hierbei wird unter einem Öffnen und Schließen des Deckelelements nicht zwangsläufig ein vollständiges Öffnen oder Schließen verstanden.
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Weiterhin ist es bei dem Verfahren vorteilhaft, wenn die Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements mittels eines Antriebs, insbesondere mittels eines elektrischen Antriebs und besonders vorteilhaft mittels eines Schrittmotors erzeugt wird. Mit einem solchen Schrittmotor lässt sich in besonders vorteilhafter Weise nur eine geringe Bewegung in einer Größenordnung von wenigen Millimetern, insbesondere im Bereich von +/- 3 mm, realisieren. Vorteilhaft ist es, dass dabei auch der Hub und, im Falle einer oszillierenden Bewegung, über eine entsprechende Steuereinheit auch die Frequenz der Bewegung einstellbar ist.
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Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn die Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements durch ein Programm gesteuert wird. Bei der Rotorspinnmaschine weist die Steuereinheit hierzu wenigstens ein Programm zum Steuern der Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements auf. In einem solchen Programm können beispielsweise der Öffnungswinkel des Deckelelements, die Anzahl der Öffnungs- und/oder Schließbewegungen während der Garnpräparation oder auch die Frequenz der Öffnungs- und/oder Schließbewegungen vorgegeben werden. Ebenso wäre es denkbar, eine intermittierende Öffnungs- und/oder Schließbewegungen vorzugeben. Die Anpassung an verschiedene Materialien und oder Garnparameter des Garns ist hierdurch in besonders einfacher Weise möglich.
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Bei dem Verfahren ist es daher auch vorteilhaft, wenn die Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements in Abhängigkeit von Materialeigenschaften und oder Garnparametern des Garns gesteuert wird.
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Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn das Garn während seiner Durchtrennung in dem Unterdruckkanal geklemmt wird. Bei der Rotorspinnmaschine ist hierzu eine Klemmvorrichtung zum Klemmen des Garns in dem Unterdruckkanal angeordnet. Ist eine Klemmvorrichtung in dem Unterdruckkanal angeordnet, so kann während der Garnvorbereitung eine zuverlässige Fixierung des Garns vorgenommen werden. Diese ist völlig unabhängig von dem Unterdruckniveau an der Maschine, so dass auch in vorteilhafter Weise an den verschiedenen Arbeitsstellen der Rotorspinnmaschine eine gleichmäßige Garnpräparation erreicht werden kann. Demgegenüber kam es im Stand der Technik aufgrund der über die Maschinenlänge unterschiedlichen Unterdruckverhältnisse an den verschiedenen Arbeitsstellen auch zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Garnpräparation, da jeweils unterschiedliche Zugkräfte auf die Garne ausgeübt wurden.
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Besonders vorteilhaft ist es dabei, wenn das Garn in einem Verbindungskanal des Unterdruckkanals geklemmt wird. Entsprechend ist es bei der Rotorspinnmaschine vorteilhaft, wenn die Klemmvorrichtung in einem Verbindungskanal der Rotorspinnvorrichtung angeordnet ist. Der Verbindungskanal ist dabei ein Unterdruckkanal, welcher jede einzelne Rotorspinnvorrichtung mit einem zentralen Hauptkanal der Rotorspinnmaschine verbindet. Wird das Garn bereits in dem Verbindungskanal geklemmt, so muss nur noch ein sehr kurzes Fadenstück eingesaugt werden, so dass entsprechend auch nur eine geringe Garnmenge an Abfall entsteht. Demgegenüber war es im Stand der Technik erforderlich, das Garn bis in den zentralen Hauptkanal der Rotorspinnmaschine einzusaugen, um eine ausreichende Fixierung des Garns zu erreichen. Dabei mussten oftmals Fadenlängen von bis zu 3 m oder sogar mehr eingesaugt werden, welche sich in dem Unterdruckkanal verfangen können und nach dem Anspinnen als Abfall entsorgt werden müssen.
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Nach einer vorteilhaften Weiterentwicklung wird das Garn mittels einer Absperreinheit des Verbindungskanals der Rotorspinnvorrichtung geklemmt. Bei der Rotorspinnmaschine ist es entsprechend vorteilhaft, wenn die Klemmvorrichtung an einer Absperreinheit des Verbindungskanals angeordnet ist oder durch die Absperreinheit des Verbindungskanals gebildet wird. Hierdurch kann eine oftmals ohnehin an den einzelnen Arbeitsstellen vorhandene Absperreinheit, welche die einzelne Arbeitsstelle von der Unterdruckversorgung über den zentralen Hauptkanal der Rotorspinnmaschine abtrennt, auch für das Klemmen des Garns genutzt werden. Die Klemmvorrichtung für das Garn kann hierdurch kostengünstig ohne zusätzliche Bauteile ausgeführt werden.
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In vorteilhafter Weiterbildung kann die Klemmvorrichtung dabei beispielsweise als Quetschventil ausgebildet sein. Die Ausbildung als Schiebeventil oder sonstiges Absperrventil ist jedoch ebenfalls möglich. Weiterhin ist es natürlich auch denkbar, dass die Absperreinheit beispielsweise als Schiebeventil oder Drehventil ausgebildet ist und eine zusätzliche Klemmvorrichtung für das Fadenende beinhaltet.
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Weiterhin ist es bei dem Verfahren vorteilhaft, wenn das Garn während seiner Durchtrennung zusätzlich mittels einer Abzugsvorrichtung der Rotorspinnvorrichtung in seiner Längsrichtung bewegt wird. Die Bewegung des Garns durch das Deckelelement kann hierdurch unterstützt werden.
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Weitere Vorteile der Erfindung werden anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele beschrieben. Es zeigen:
- 1 eine Rotorspinnvorrichtung einer Rotorspinnmaschine in einer schematischen, geschnittenen Seitenansicht,
- 2 eine schematische, geschnittene Detailansicht einer Rotorspinnvorrichtung nach einer Durchtrennung des Spinnprozesses,
- 3 die Rotorspinnvorrichtung der 2, nachdem das wiederanzuspinnende Fadenende in den Unterdruckkanal eingesaugt wurde,
- 4 die Rotorspinnvorrichtung der 2 während der Garnpräparation,
- 5 die Rotorspinnvorrichtung der 2 im Moment des Fadenabwurfs, sowie
- 6 eine schematische Detaildarstellung einer Absperreinheit.
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Bei der nachfolgenden Beschreibung der Figuren werden für in den verschiedenen Figuren jeweils identische und/oder zumindest vergleichbare Merkmale gleiche Bezugszeichen verwendet. Die einzelnen Merkmale, deren Ausgestaltung und/oder Wirkweise werden meist nur bei ihrer ersten Erwähnung ausführlich erläutert. Werden einzelne Merkmale nicht nochmals detailliert erläutert, so entspricht deren Ausgestaltung und/oder Wirkweise der Ausgestaltung und Wirkweise der bereits beschriebenen Merkmale.
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1 zeigt eine Rotorspinnvorrichtung 2 einer Rotorspinnmaschine 1 in einer schematischen Schnittdarstellung. Die Rotorspinnvorrichtung 2 weist in üblicher Weise ein Rotorgehäuse 3 auf, in welchem ein Spinnrotor 5 drehbar gelagert ist und während des Betriebs der Rotorspinnvorrichtung 2 umläuft. Dem Spinnrotor 5 wird ein zu verspinnendes Fasermaterial F über eine Zuführvorrichtung 12 zugeführt und in einer Fasersammelrille 6 des Spinnrotors 5 in das Ende des in der Rotorspinnvorrichtung 2 produzierten Garnes 9 eingebunden. Der Spinnrotor 5 weist an seinem dem Rotorschaft abgewandten offenen Rand eine Trennstruktur 10 auf (s. 2 - 5), die auf dem gesamten Rand des Spinnrotors umlaufend oder nur in Teilbereichen ausgebildet sein kann. Das produzierte Garn 9 wird in ebenfalls bekannter Weise über eine Abzugsdüse 7 und ggf. ein Abzugsröhrchen 16 mittels einer Abzugsvorrichtung 11 in einer Abzugsrichtung AR abgezogen und einer Spulvorrichtung 13 zugeführt. Das Rotorgehäuse 3 ist an einen Unterdruckkanal 8 angeschlossen und wird hierdurch mit einem Spinnunterdruck beaufschlagt. Der Unterdruckkanal 8 umfasst einen Verbindungskanal 14, der die Rotorspinnvorrichtung 2 mit einem zentralen Hauptkanal 15 der Rotorspinnmaschine 1 verbindet, sowie den Hauptkanal 15. Um die Rotorspinnvorrichtung 2 von der Unterdruckversorgung bzw. dem Unterdruckkanal 8 zu trennen, ist vorliegend eine Absperreinheit 18 vorgesehen.
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Das Rotorgehäuse 3 ist während des Spinnbetriebs mittels eines Deckelelements 4 verschlossen. Das Deckelelement 4 verschließt vorliegend das Rotorgehäuse 3 (durchgezogene Linien) und kann durch eine Öffnungsbewegung, hier eine Schwenkbewegung, ganz oder auch nur teilweise geöffnet werden (gestrichelte Linien), um ein Garn 9 (s. 2 - 5) zum Anspinnen vorzubereiten oder den Spinnrotor 5 zu reinigen oder sonstige Wartungsarbeiten an der Spinnvorrichtung vorzunehmen.
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Zum Erzeugen der Öffnungs- und Schließbewegung des Deckelelements 4 ist vorliegend ein Antrieb 19 vorgesehen, der vorzugsweise als Schrittmotor ausgeführt ist und dadurch sehr exakt bestimmte Verfahrwege bzw. Öffnungswinkel des Deckelelements 4 realisieren kann. Der Antrieb 19 ist über ein Betätigungselement 21, beispielsweise eine Spindel, mit dem Deckelelement 4 verbunden. Natürlich könnte der Antrieb 19 aber auch als Linearmotor oder in anderer Weise ausgeführt sein.
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Weiterhin weist die Rotorspinnvorrichtung 2 oder auch die Rotorspinnmaschine 1 eine Steuereinheit 17 auf, mittels welcher die verschiedenen Vorrichtungen der Rotorspinnvorrichtung 2 sowohl während des Normalbetriebs als auch beim Anspinnen ansteuerbar sind. Die Steuereinheit 17 steuert zumindest den Antrieb 19 an, vorliegend auch noch die Absperreinheit 18 und die Abzugsvorrichtung 11.
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Das Vorbereiten eines Garns 9 zum Anspinnen wird nun anhand der 2 - 5 dargestellt.
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In 2 ist die Rotorspinnvorrichtung 2 bzw. das Rotorgehäuse 3 in einer Situation dargestellt, in der der Spinnprozess gerade durchtrennt wurde und sich das spulenseitige Garn 9 innerhalb der Rotorspinnvorrichtung 2, hier in der Abzugsdüse 7, befindet. Das Garn kann hierzu zuvor in die Rotorspinnvorrichtung 2 eingesaugt worden sein oder, im Falle einer planbaren Durchtrennung des Spinnprozesses, kann die Rotorspinnvorrichtung 2 kontrolliert stillgesetzt worden sein, wobei das Garn 9 innerhalb der Rotorspinnvorrichtung 2, beispielsweise wie hier gezeigt in der Abzugsdüse 7, stehen bleibt. Der Deckel 4 des Rotorgehäuses 3 ist zu diesem Zeitpunkt noch geschlossen. Der 2 ist weiterhin die Trennstruktur 10 des Spinnrotors, vorliegend eine sägezahnartige Trennstruktur 10, entnehmbar. Die Trennstruktur 10 ist vorliegend lediglich symbolisch dargestellt.
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Nachdem nun das Garn 9 sich innerhalb der Rotorspinnvorrichtung 2 befindet, kann es in den Unterdruckkanal 8 eingesaugt werden, was in 3 dargestellt ist. Vorzugweise wird hierzu der Deckel 4 wie vorliegend gezeigt zumindest teilweise geöffnet, so dass das Garn 9 durch Rückliefern in den Einflussbereich des Unterdruckkanals 8, genauer des Verbindungskanals 14, gelangen kann. Das Rückliefern kann beispielsweise mittels der Abzugsvorrichtung 11 erfolgen. Je nach Ausführung und Anordnung des Deckelelements 4, des Spinnrotors 5 und des Rotorgehäuses 3 mit dem Unterdruckkanal 8 kann das Einsaugen des Garns 9 jedoch auch bei geschlossenem Rotorgehäuse 3 erfolgen.
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Nachdem das Garn 9 in den Unterdruckkanal 8 eingesaugt ist, wird das Rückliefern beendet. Das Garn 9 nimmt nun den in 3 dargestellten Verlauf ein, in welchem es unmittelbar neben dem offenen Rand des Spinnrotors 5 mit der Trennstruktur 10 liegt oder diesen gerade berührt, so dass nun die Garnvorbereitung vorgenommen werden kann. Vorliegend ist das Garn 9 hierzu in einer in dem Verbindungskanal 14 des Unterdruckkanals 8 angeordneten Klemmvorrichtung 20 geklemmt. Es ist jedoch auch möglich, dass das Garn 9 während der Garnvorbereitung lediglich durch den Saugzug des Unterdruckkanals 8 fixiert ist.
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Die Klemmvorrichtung 20 ist vorliegend durch die Absperreinheit 18 gebildet, die vorliegend wiederum als Quetschventil ausgeführt ist. Das Garn 9 kann direkt in dem Quetschventil geklemmt werden. Die Absperreinheit 18 trennt die Rotorspinnvorrichtung 2 während des Anspinnens von der Unterdruckversorgung ab, so dass Unterdruckverluste durch das Öffnen des Rotorgehäuses 3 vermieden werden.
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Alternative Ausführungen der Absperreinheit 18 und der Klemmvorrichtung 20 sind jedoch ebenso möglich. So zeigt 6 eine alternative Ausführung einer Absperreinheit 18, die als Schiebeventil ausgeführt ist. Auch bei dieser Ausführung ist die Klemmvorrichtung 20 direkt durch die Absperreinheit 18 gebildet.
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Die Garnvorbereitung ist in 4 gezeigt. Um das Garn 9 zu unterbrechen und zum Anspinnen vorzubereiten, wird nun der Spinnrotor 5 in Drehung versetzt und das Garn 9 wird während der Garnvorbereitung zumindest kurzzeitig in seiner Längsrichtung, also in Abzugsrichtung AR (s. 1) bzw. Rücklieferrichtung, bewegt, wie durch die beiden Doppelpfeile symbolisiert. Die Bewegung des Garns 9 in seiner Längsrichtung wird dadurch erzeugt, dass das Deckelelement 4 zumindest teilweise geöffnet und/oder geschlossen wird, wie durch die gestrichelten Darstellungen des Deckelelements 4 und den Doppelpfeil am Deckelelement 4 symbolisiert. Je nach Art des Garnes 9 und der gewünschten Länge des vorbereiteten Garns 9 wird dabei die Öffnungs- und/oder Schließbewegung des Deckelelements 4 so gesteuert, dass eine Bewegung des Garns 9 in Längsrichtung zwischen 2 mm und 10 mm, vorzugsweise etwa 3 mm, erzielt wird.
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Die Bewegung des Deckelelements 4 kann dabei beispielsweise eine einzige, gegebenenfalls auch intermittierend ausgeführte Schließbewegung umfassen. Besonders vorteilhaft ist es jedoch, wenn das Deckelelement 4 oszillierend bewegt wird, also mehrfach eine Öffnungs- und eine Schließbewegung durchgeführt wird. Das Garn 9 wird durch die Kombination der Rotationsbewegung des Spinnrotors 5 und der Längsbewegung des Garns 9 über die Trennstruktur 10 in qualitativ besonders hochwertiger Weise aufgefasert und ausgedünnt. Über den Hub der Öffnungs- und/oder Schließbewegung kann die Länge des vorbereiteten Garns 9 sehr exakt eingestellt werden. Das Garn 9 bleibt während der gesamten Garnvorbereitung in der Klemmvorrichtung geklemmt.
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Um die Garnvorbereitung zu unterstützen, kann zusätzlich eine Längsbewegung, insbesondere eine oszillierende Längsbewegung, mittels der Abzugsvorrichtung 11 erzeugt werden.
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Nachdem nun das Garn 9 durch die Trennstruktur 10 des Spinnrotors 5 durchtrennt und zum Anspinnen vorbereitet wurde, nimmt es die in 5 dargestellte Position ein. Die Klemmvorrichtung 20, hier auch die Absperreinheit 18, wird nun wieder geöffnet, so dass das abgetrennte Garnstück durch den Verbindungskanal 14 und den Hauptkanal 15 abgesaugt und entsorgt werden kann. Das neu entstandene Garn 9 weist nun eine für das Anspinnen korrekte Länge auf und wird in die Fasersammelrille 6 des Spinnrotors 5 abgeworfen, um sich mit den dort neu eingespeisten Fasern zu verbinden. Das Abwerfen des Garns 9 kann selbststätig durch die Durchtrennung des Garns 9 erfolgen, wobei eine eventuelle erforderliche, zusätzliche Garnlänge durch einen kurzzeitigen Antrieb der Abzugsvorrichtung 11 entgegen der regulären Abzugsrichtung AR bereitgestellt werden kann. Sofern das Deckelelement 4 zu diesem Zeitpunkt noch geöffnet ist, kann das Abwerfen jedoch auch einfach durch das Schließen des Deckelelements 4 erfolgen. Nach dem erfolgreichen Anspinnen kann schließlich der reguläre Spinnprozess wieder aufgenommen werden.
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Mittels des beschriebenen Verfahrens ist es möglich, eine sehr gute Garnvorbereitung auch bei verschiedenen Anwendungen sowie verschiedenen Rotortypen reproduzierbar zu erreichen. Dabei ist insbesondere die Länge des vorbereiteten Garns 9 nur äußerst geringen Schwankungen unterworfen. Mittels der Steuervorrichtung 17 sind dabei weitreichende Anpassungen an verschiedene Anwendungen möglich. Zudem kann durch die Trennstruktur 10 in Verbindung mit der Bewegung des Garns 9 in seiner Längsrichtung eine sehr gleichmäßige Auflösung des Garns und Ausrichtung der Fasern erzielt werden, so dass Anspinner von hoher Qualität erzeugt werden können.
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Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die dargestellten und beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt. Abwandlungen im Rahmen der Patentansprüche sind ebenso möglich wie eine Kombination der Merkmale, auch wenn diese in unterschiedlichen Ausführungsbeispielen dargestellt und beschrieben sind.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Rotorspinnmaschine
- 2
- Rotorspinnvorrichtung
- 3
- Rotorgehäuse
- 4
- Deckelelement
- 5
- Spinnrotor
- 6
- Fasersammelrille
- 7
- Abzugsdüse
- 8
- Unterdruckkanal
- 9
- Garn
- 10
- Trennstruktur
- 11
- Abzugsvorrichtung
- 12
- Zuführvorrichtung
- 13
- Spulvorrichtung
- 14
- Verbindungskanal
- 15
- Hauptkanal
- 16
- Abzugsröhrchen
- 17
- Steuereinheit
- 18
- Absperreinheit
- 19
- Antrieb
- 20
- Klemmvorrichtung
- 21
- Betätigungselement
- AR
- Abzugsrichtung
- F
- Fasermaterial
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102012110926 A1 [0004]