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Die Erfindung betrifft ein Fahrzeug, insbesondere ein Motorrad oder ein motorradähnliches Fahrzeug, mit einer Fahrgastzelle gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
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Aus der
DE 102 10 242 A1 ist ein Motorroller bekannt, welcher einen Überrollkäfig aufweist. Dieser bildet eine Fahrgastzelle, welche zu beiden Fahrzeugseiten geöffnet ausgebildet ist und den Fahrer im Falle eines Unfalls aber auch im normalen Fahrbetrieb vor Wind und Wetter schützt.
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Ein weiteres bekanntes Beispiel für einen Motorroller mit Fahrgastzelle ist der BMW C1 Motorroller. Dieser bietet aufgrund seiner Fahrgastzelle sogar die Möglichkeit, das Fahrzeug ohne Schutzkleidung und ohne Helm zu fahren.
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Eine Aufgabe der Erfindung ist es, ein entsprechendes Fahrzeug in vorteilhafter Weise weiterzuentwickeln.
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Diese Aufgabe wird gelöst mit einem Fahrzeug mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausführungsformen ergeben sich aus den hiervon abhängigen Patentansprüchen.
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Demnach wird ein Fahrzeug bereitgestellt, welches als Motorrad oder motorradähnliches Fahrzeug ausgebildet ist, und eine Fahrgastzelle aufweist, wobei
- - ein Antriebsmodul zumindest einen Fahrzeugantrieb und ein Fahrzeugfahrwerk umfasst, und
- - ein separates Aufsatzmodul die Fahrgastzelle bildet und mittels einer definierten Verbindungsvorrichtung mit dem Antriebsmodul verbindbar und/oder verbunden ausgebildet ist.
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Es wird also ein Motorrad oder ein motorradähnliches Fahrzeug vorgeschlagen, welches die genannte Fahrgastzelle aufweist. Als motorradähnliche Fahrzeuge sind insbesondere alle Einspurfahrzeuge aber auch Mehrspurfahrzeuge jeweils mit entsprechend schmaler Spurbreite, besonders bevorzugt alle Neigefahrzeuge einschließlich zweirädrige, dreirädrige oder vierrädrige Motorroller und Scooter, aber auch nicht-neigungsfähige Quads oder Trikes zu verstehen.
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Das beschriebene Fahrzeug weist also einen modularen Aufbau auf. Das eine Modul wird durch das Antriebsmodul dargestellt, welches mindestens das Fahrzeugfahrwerk und den Fahrzeugantrieb aufweist, welcher alle für einen Antrieb relevanten Komponenten umfasst. Bei entsprechender Ausgestaltung kann das Antriebsmodul demnach ein grundsätzlich fahrfähiges Modul darstellen.
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Der Fahrzeugantrieb umfasst beispielsweise einen Motor und einen Energiespeicher sowie gegebenenfalls die hierfür erforderlichen Komponenten, Leitungen und Verkabelungen. Zum Beispiel kann der Fahrzeugantrieb einen Verbrennungsmotor und einen Kraftstofftank, oder aber einen Elektromotor mit Batterie umfassen. Selbstverständlich kann das Antriebsmodul zusätzlich weitere Komponenten aufweisen, wie beispielsweise eine Lenkung und/oder eine Abgasanlage und/oder einen eventuell vorhandenen Fahrzeugrahmen, welcher die Komponenten des Antriebsmoduls trägt.
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Der vorgesehene modulare Aufbau ermöglicht es, beide Module separat voneinander auszugestalten und zu fertigen. Für eine Montage werden die beiden Module anschließend miteinander „verheiratet“, indem die Module aufeinander gesetzt und mit der definierten Verbindungsvorrichtung miteinander verbunden werden. Die Verbindungsvorrichtung kann hierzu beispielsweise eine Anzahl von definierten Verbindungspunkten umfassen.
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Dagegen kann das Aufsatzmodul zumindest eine Überrollstruktur und eine mit der Überrollstruktur verbundene Stützstruktur umfassen, welche gemeinsam die Fahrgastzelle bilden. Dies bedeutet, dass zwischen diesen beiden Strukturen, also zwischen der Überrollstruktur und der Stützstruktur, ein Raum definiert wird, welcher zur Aufnahme des Fahrers oder zur gemeinsamen Aufnahme des Fahrers zusammen mit dem Sozius dient. Die Überrollstruktur kann derart ausgebildet sein, dass diese beispielsweise ein Dach bildet, welches zum Schutz gegen Wind und Wetter sowie im Crashfall als Überrollschutz vorgesehen ist. Die Überrollstruktur kann hierzu einen Gitterrahmen oder Rohrrahmen aufweisen, welcher einen den Fahrer umgebenden Überrollkäfig bildet.
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Vorzugsweise bietet der Überrollschutz zumindest einen Kopfschutz für den Fahrer, so dass das Tragen eines Helmes optional entfallen kann. Beispielsweise kann die Überrollstruktur in einer Seitenansicht des Fahrzeugs betrachtet im Wesentlichen U-förmig ausgebildet sein. In jeder Ausführungsform können die Seiten der Überrollstruktur geöffnet ausgebildet sein.
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Die Überrollstruktur kann vorzugsweise aus einem metallischen Werkstoff oder aus einem Kunststoffmaterial, insbesondere aus faserverstärktem Kunststoff, gefertigt sein. Ebenso eignet sich eine Mischbauweise durch Kombinationen des metallischen Werkstoffs und des Kunststoffs beziehungsweise des faserverstärkten Kunststoffs. So können beispielsweise Holme oder Rahmenelemente aus dem metallischen Werkstoff und/oder dem faserverstärkten Kunststoff gefertigt sein, wohingegen Verbindungselemente, insbesondere Dachholme, zum Verbinden der Rahmenelemente aus (faserverstärktem) Kunststoff gefertigt sind.
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Gemäß einer Ausführungsform kann die Stützstruktur einen vorderen, ersten Abschnitt der Überrollstruktur mit einem hinteren, zweiten Abschnitt der Überrollstruktur verbinden. Mit anderen Worten beschrieben, ist ein vorderer Abschnitt der Stützstruktur mit dem vorderen, ersten Abschnitt der Überrollstruktur verbunden. Ebenso ist die Stützstruktur im Bereich eines hinteren Abschnitts mit dem hinteren, zweiten Abschnitt der Überrollstruktur verbunden. Dies ermöglicht eine vorteilhafte Ausgestaltung der Fahrgastzelle, die in ihrem Inneren die Passagiere aufnimmt und zumindest teilweise umschließt. Die räumlichen Angaben des jeweils „vorderen“ und „hinteren“ Abschnitts sind auf eine Hauptfahrtrichtung des Fahrzeugs, also bezüglich einer Fahrzeuglängsrichtung, zu verstehen.
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Zum Beispiel kann die Stützstruktur schalenförmig ausgebildet sein, vorzugsweise als einteiliges Bauteil oder aus einer Anzahl von Schalenelementen zusammengesetzt sein.
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Vorzugsweise ist die Stützstruktur im verbauten Zustand dem Antriebsmodul zugewandt angeordnet.
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Für eine einfache und kostengünstige Herstellung kann die Stützstruktur zumindest abschnittsweise aus Kunststoff, insbesondere faserverstärktem Kunststoff, gefertigt sein. Dies ermöglicht eine Herstellung beispielsweise mittels bekannter Spritzgussverfahren oder anderer geeigneter Fertigungsverfahren.
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Als Verstärkungsfasern eignen sich im Rahmen der Beschreibung jeweils unter anderem Metallfasern, Kohlenstofffasern, Glasfasern, Aramidfasern, Naturfasern oder andere Kunststofffasern, sowie alle beliebigen Mischungen dieser genannten Faserarten.
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Des Weiteren kann die Stützstruktur zumindest abschnittsweise eine Verkleidung des Fahrzeugs bilden, insbesondere eine Tunnelabdeckung, eine seitliche Seitenverkleidung, eine Radabdeckung und/oder eine Heckverkleidung des Fahrzeugs.
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Ferner kann zumindest die Stützstruktur abschnittsweise in einem hinteren Abschnitt einen Heckrahmen des Fahrzeugs bilden. Dies bedeutet, dass der Heckrahmen nicht Teil des Antriebsmoduls ist, sondern durch das Aufsatzmodul gebildet wird und somit von dem Antriebsmodul zusammen mit dem Aufsatzmodul abgenommen werden kann.
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Des Weiteren kann die Verbindungsvorrichtung lösbar zur wiederholbaren Montage und Demontage des Aufsatzmoduls von dem Antriebsmodul ausgebildet sein. Dies ermöglicht beispielsweise im Wartungsfall eine einfache Abnahme des Aufsatzmoduls, um eine besonders leichte Zugänglichkeit für die Wartung des Antriebsmoduls zu schaffen. Ebenso kann aber auch das Aufsatzmodul nach Abnahme unabhängig vom Antriebsmodul gewartet werden. Darüber hinaus kann beispielsweise im Schadensfall das jeweilige Modul leicht ausgetauscht und das jeweils andere Modul weiterverwendet werden.
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Doch nicht nur im Schadensfall, sondern auch zum Umbau des Fahrzeugs eignet sich der „einfache“ Modulaustausch: so kann im Bedarfsfall das Antriebsmodul gegen ein anders Modul mit einer anderen Charakteristik oder Geometrie ausgetauscht werden. Die Modularität des Aufbaus ermöglicht hierbei nicht nur den leichten Austausch, sondern stellt gleichzeitig die Kompatibilität mit dem anderen Modul sicher.
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Dies ermöglicht zudem die einfache Nachrüstung des bestehenden Fahrzeugs. Auf diese Weise kann beispielsweise ein Antriebsmodul mit einem Verbrennungsmotor gegen ein Antriebsmodul mit einem Elektroantrieb, oder aber mit einer anderen Fahrwerkscharakteristik getauscht werden. Gleiches gilt für das Aufsatzmodul, welches gegen ein anderes Aufsatzmodul mit anderen Eigenschaften und/oder anderer Bauart ausgetauscht werden kann. In diesen Fällen kann eine Erscheinung und/oder eine technische Ausführung des Fahrzeugs leicht verändert werden.
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In jedem Fall kann die Verbindungsvorrichtung zur stoffschlüssigen, kraftschlüssigen und/oder formschlüssigen Verbindung, insbesondere mittels Verschraubung, Vernietung oder Verklebung, ausgebildet sein.
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Des Weiteren kann das Aufsatzmodul einen Fahrersitz und/oder eine Rückhaltevorrichtung aufweisen.
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Zusätzlich oder alternativ kann das Aufsatzmodul eine Frontscheibe, einen Seitenschutz, ein Gepäckfach und/oder eine Fahrzeugbeleuchtung umfassen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform sind das Antriebsmodul und das Aufsatzmodul jeweils vormontiert. Dies bietet die Möglichkeit einer einfachen und schnellen Endmontage des Fahrzeugs.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- 1 eine Seitenansicht eines Fahrzeugs gemäß der Beschreibung in demontiertem Zustand,
- 2 eine Seitenansicht des Fahrzeugs gemäß 1 in montiertem Zustand,
- 3 eine perspektivische Ansicht eines Aufsatzmoduls gemäß der Beschreibung, und
- 4 eine seitliche Explosionsansicht des Aufsatzmoduls gemäß 3.
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1 zeigt in seitlicher Ansicht ein motorradähnliches Fahrzeug 10 in demontiertem Zustand, welches in Form eines Motorrollers ausgebildet ist, und eine Fahrgastzelle 11 für einen Fahrer des Fahrzeugs 10 aufweist. Das Fahrzeug 10 umfasst hierzu ein Antriebsmodul 12, welches zumindest einen Fahrzeugantrieb und ein Fahrzeugfahrwerk umfasst und somit eine grundsätzlich fahrfähige Einheit definiert. Ein hierzu separat ausgebildetes Aufsatzmodul 13 bildet die Fahrgastzelle 11 und kann mittels einer definierten Verbindungsvorrichtung, beispielsweise einer Anzahl von definierten Verbindungspunkten 14, mit dem Antriebsmodul 12 verbunden werden.
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Ein verbundener Zustand des Aufsatzmoduls 13 mit dem Antriebsmodul 12 des Fahrzeugs 10 ist in 2 dargestellt.
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Wie sowohl aus 1 als auch aus 2 erkennbar ist, umfasst das Aufsatzmodul 13 eine Überrollstruktur 15 und eine mit der Überrollstruktur 15 verbundene Stützstruktur 16, welche gemeinsam die Fahrgastzelle 11 für den Fahrer bilden. Diese ist zu beiden Seiten des Fahrzeugs geöffnet ausgeführt. Selbstverständlich können optional die beiden Strukturen 15,16 derart dimensioniert sein, dass neben dem Fahrer auch ein Beifahrer, der sogenannte Sozius, innerhalb der Fahrgastzelle 11 Platz findet.
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In der dargestellten Ausführungsform verbindet die Stützstruktur 16 einen vorderen, ersten Abschnitt 17a der Überrollstruktur 15 mit einem hinteren, zweiten Abschnitt 17b der Überrollstruktur 15. Zudem ist die Stützstruktur 16 schalenförmig ausgebildet, wobei die Stützstruktur 16 gemäß der in den 1 und 2 ausgebildeten Ausführungsform als einteiliges Bauteil gefertigt ist.
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Dagegen zeigen die 3 und 4 eine zweite Ausführungsform, welche mit der ersten Ausführungsform gemäß den 1 und 2 im Wesentlichen übereinstimmt, jedoch den Unterschied aufweist, dass die Stützstruktur 16 zwar ebenfalls schalenförmig ausgebildet ist, jedoch nicht als ein einteiliges Bauteil gefertigt ist, sondern aus einer Anzahl von Schalenelementen 16a-16h zusammengesetzt ist. Die Ausgestaltung der einzelnen Schalenelemente 16a-h und deren Unterteilung kann bedarfsgerecht erfolgen. Lediglich beispielhaft sind in 4 die folgenden Schalenelemente gezeigt: eine Tunnelverkleidung 16a, ein Verkleidungsseitenteil 16b, eine Sitzschale 16c, eine hintere Radabdeckung 16d, eine Verkleidung 16e (lediglich teilweise dargestellt) der Überrollstruktur 15, ein Gepäckraumdeckel 16f und eine Heckverkleidung 16g.
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Die jeweilige Schalenform bietet in jedem Fall die Möglichkeit die Stützstruktur 16 zumindest abschnittsweise aus Kunststoff, insbesondere faserverstärktem Kunststoff, herzustellen, beispielsweise durch Spritzguss oder andere geeignete Herstellungsverfahren.
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Für beide Ausführungsformen gilt außerdem, dass die Stützstruktur 16 im verbauten Zustand dem Antriebsmodul 12 zugewandt angeordnet ist. So kann die Stützstruktur 16 zumindest abschnittsweise eine Verkleidung des Fahrzeugs 10 bilden. Wie aus den 1 bis 4 erkennbar ist, bildet die Stützstruktur 16 eine Tunnelabdeckung 18, eine seitliche Seitenverkleidung 19, eine Radabdeckung 20 und eine Heckverkleidung 21.
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Zudem bildet die Stützstruktur 16 abschnittsweise in einem hinteren Abschnitt einen Heckrahmen 22 des Fahrzeugs 10.
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Die leichte Montierbarkeit beziehungsweise Demontierbarkeit wird dadurch erzielt, dass die definierten Verbindungspunkte 14 der Verbindungsvorrichtung lösbar zur wiederholbaren Montage und Demontage des gesamten Aufsatzmoduls 13 von dem Antriebsmodul 12 ausgebildet sind. Zum Beispiel kann die Verbindungsvorrichtung, insbesondere deren Verbindungspunkte 14, zur stoffschlüssigen, kraftschlüssigen und/oder formschlüssigen Verbindung, insbesondere mittels Verschraubung, Vernietung oder Verklebung, ausgebildet sein.
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Zusätzlich zu den genannten Komponenten weist das jeweilige Aufsatzmodul 13 in den beiden dargestellten Ausführungsformen einen Fahrersitz 23 auf, der beispielhaft ebenfalls als Schalenelement (Sitzschale 16c) ausgestaltet und in der Stützstruktur 16 integriert ist.
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3 zeigt darüber hinaus eine Rückhaltevorrichtung 24 in Form eines Sicherheitsgurtes, der selbstverständlich ebenso für alle anderen Ausführungsformen einsetzbar ist. Gleiches gilt für eine Frontscheibe 25 und einen Seitenschutz 26, welche in den 1 und 2 dargestellt sind, jedoch sich ebenfalls für die andere Ausführungsform gemäß den 3 und 4 eignet.
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Beide in den 1 bis 4 dargestellten Ausführungsformen weisen zudem ein integriertes Gepäckfach 27 auf, welches beispielsweise mittels des Gepäckraumdeckels 16f verschließbar ist. Es versteht sich, dass das integrierte Gepäckfach 27 rein optional vorgesehen ist. Stattdessen kann an dieser Stelle des Fahrzeugs ebenso ein separater und/oder abnehmbarer Koffer vorgesehen sein, oder auf ein Gepäckbehältnis an dieser Stelle ganz verzichtet werden.
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Eine Fahrzeugbeleuchtung 28 kann beispielsweise Bremslichter oder Blinker umfassen, welche an dem Aufsatzmodul 13 vorgesehen werden. Ein Frontscheinwerfer 29 kann grundsätzlich ebenfalls an dem Aufsatzmodul 13 integriert sein, ist jedoch in 1 und 2 lediglich beispielhaft dem Antriebsmodul 12 zugeordnet.
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In jedem Fall bietet die dargestellte Modularität beider Ausführungsformen die Möglichkeit, dass das Antriebsmodul 12 und das Aufsatzmodul 13 jeweils vormontiert und anschließend besonders leicht miteinander verbunden werden können.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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