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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Aufzugsystem und ein Verfahren zur Wartung eines Aufzugsystems.
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Stand der Technik
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Bei herkömmlichen Aufzugsystemen ist es in der Regel in einfacher Weise möglich, beispielsweise Wartungsarbeiten von einem Dach eines Fahrkorbs aus durchzuführen. Durch Verfahren einer Aufzugkabine innerhalb des Aufzugschachtes ist im Wesentlichen der gesamte Aufzugschacht für einen Wartungstechniker zugänglich. Auch eine gegebenenfalls notwendige Evakuierung einer havarierten Aufzugkabine ist herkömmlicherweise über das Kabinendach möglich.
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Bei modernen Aufzugsystemen, beispielsweise bei schachtwechselnden Mehrschachtsystemen, wie sie beispielsweise aus der
DE 10 2015 102 564 A1 bekannt sind, ist ein derartiges Mitfahren bzw. ein derartiger Zugang eines Wartungstechnikers auf einem Kabinendach oftmals nicht möglich. Dies liegt beispielsweise daran, dass derartige Aufzugkabinen in Leichtbauweise ausgeführt sind, wobei das Kabinendach das Gewicht einer oder mehrerer Personen nicht tragen kann.
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Es ist daher wünschenswert, ein möglichst einfaches, aufwandsarmes möglichst permanent zur Verfügung stehendes und schnell einsatzbereites System bereitzustellen, mit dem eine einfache Zugänglichkeit eines Aufzugschachts gewährleistet werden kann, so dass beispielsweise ein Wartungstechniker entsprechende Wartungsarbeiten im Schacht durchführen kann, und/oder havarierte Aufzugkabinen evakuiert werden können.
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Offenbarung der Erfindung
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Erfindungsgemäß wird ein Aufzugsystem mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 10 vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
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Ein erfindungsgemäßes Aufzugsystem weist wenigstens eine wenigstens in vertikale Richtung verfahrbare Aufzugskabine auf, wobei zum Verfahren der wenigstens einen Aufzugskabine eine erste Antriebseinrichtung vorgesehen ist. Das Aufzugsystem weist ferner wenigstens eine Plattformeinrichtung mit einer Plattform und einer zweiten Antriebseinrichtung zum Verfahren der Plattform auf. Die Plattform ist hierbei in dem Aufzugschacht ebenfalls in vertikaler Richtung, und zusätzlich in wenigstens einer horizontalen Richtung verfahrbar, wobei die zweite Antriebseinrichtung von der ersten Antriebseinrichtung unabhängig ist. Mit einer derartigen Plattformeinrichtung ist, unabhängig von einer Aufzugkabine, eine flexible und einfache Zugänglichkeit für unterschiedliche Abschnitte bzw. Bereiche eines Aufzugschachts zur Verfügung gestellt. Durch die Unabhängigkeit der zweiten Antriebseinrichtung, welche zum Verfahren der Plattform der Plattformeinrichtung dient, von der ersten Antriebseinrichtung, welche zum Verfahren der wenigstens einen ersten Aufzugskabine dient, ist eine derartige Zugänglichkeit auch bei einem Ausfall der ersten Antriebseinrichtung zuverlässig bereitgestellt. Die Plattform ist zweckmäßigerweise so dimensioniert, dass eine gewünschte Anzahl von Wartungstechnikern auf ihr Platz finden.
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Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung sind mehrere, insbesondere wenigstens zwei, drei oder vier weitere Aufzugskabinen vorgesehen, die in dem Aufzugschacht unabhängig voneinander verfahrbar sind. Eine derart ausgebildete Aufzuganlage weist eine erhöhte Förderkapazität gegenüber Aufzuganlagen mit nur einer Kabine in einem Aufzugschacht auf. Bei dieser Ausführungsform kann es zweckmäßig sein, eine Mehrzahl von Plattformeinrichtungen vorzusehen. Diese Maßnahme ist insbesondere dann zweckmäßig, wenn die Aufzugskabinen unabhängig voneinander in einem Schacht mit nur einem Fahrweg verfahrbar sind, die Aufzugskabinen also stets vertikal übereinander positioniert sind. In diesem Fall kann es zweckmäßig sein, zwischen jeweils zwei vertikal benachbarten Aufzugskabinen eine Plattformeinrichtung vorzusehen.
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Besonders bevorzugt ist, dass der Aufzugschacht mehrere, insbesondere wenigstens zwei, drei, vier oder fünf sich parallel zueinander erstreckende und nebeneinander verlaufende Fahrwege für Aufzugskabinen aufweist, wobei die Aufzugskabinen entlang der Fahrwege insbesondere vertikal und zwischen den Fahrwegen insbesondere horizontal verfahrbar ausgebildet sind. Gemäß dieser Ausführungsform ist es insbesondere möglich, durch entsprechendes Verfahren sämtlicher Aufzugkabinen aus einem bestimmten Fahrweg heraus, eine entsprechend dimensionierte Plattform entlang des gesamten Fahrwegs, also entlang der gesamten Länge des Aufzugschachtes, zu verfahren. Im Falle einer Havarie einer einzelnen Aufzugkabine, die beispielsweise innerhalb eines Fahrwegs feststeckt, ist es gleichfalls möglich, durch Verfahren weiterer Aufzugkabinen aus diesem Fahrweg heraus, die Plattformeinrichtung von oben oder von unten an die havarierte Aufzugkabine heran zu führen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform entspricht die horizontale Richtung, in welcher die Plattform der Plattformeinrichtung verfahrbar ist, einer Tiefenrichtung oder einer Breitenrichtung des Aufzugschachtes. Unter „Tiefenrichtung“ wird insbesondere die Richtung des Aufzugsschachtes verstanden, die sich senkrecht zu den Flächen der Aufzugstüren, also Stockwerkstüren und Kabinentüren, erstreckt. Unter „Breitenrichtung“ wird entsprechend eine Richtung parallel zu den Flächen der Aufzugtüren verstanden.
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Hierbei ist es bevorzugt, dass sich die Plattformeinrichtung im Wesentlichen über eine gesamte horizontale Erstreckungsrichtung des Aufzugschachtes erstreckt. Erstreckt sich die Plattform der Plattformeinrichtung beispielsweise über die gesamte Breite bzw. Breitenrichtung des Aufzugschachtes (also eine Richtung senkrecht zur Tiefenrichtung bzw. parallel zu den Flächen der Aufzugstüren), ist im Wesentlichen jeder Ort im Schacht durch ein vertikales und ein anschließendes horizontales Verfahren der Plattformeinrichtung erreichbar bzw. ansteuerbar.
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Gemäß einer besonderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Aufzugsystems sind die wenigsten eine Aufzugkabine und die Plattform der wenigstens einen Plattformeinrichtung in vertikaler Richtung parallel zueinander verfahrbar, ohne dass sich ihre jeweiligen Projektionsflächen auf eine horizontale Ebene überlappen. Dies bedeutet, dass die Plattform stets unabhängig von einer Positionierung einer oder mehrerer Aufzugkabinen im gesamten Aufzugschacht, und insbesondere auch an einer stehenden Aufzugkabine vorbei, verfahrbar ist. Diese Ausführungsform eignet sich insbesondere für Aufzugsversuchsanlagen, bei denen unterschiedliche Aufzugsprojektionen bzw. -konfigurationen getestet werden.
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Zweckmäßigerweise ist der erste Antrieb, mittels dessen die wenigstens eine erste Aufzugskabine verfahrbar ist, als Linearantrieb ausgebildet. Derartige Linearantriebe sind insbesondere im Falle von Aufzugssystemen mit mehreren unabhängig voneinander verfahrbaren Kabinen in einem Schacht vorteilhaft einsetzbar, da hierbei auf aufwendige und unübersichtliche Seilführungssysteme verzichtet werden kann. Insbesondere sind Linearantriebe in der Lage, sowohl eine vertikale als auch eine horizontale Verfahrbarkeit der Aufzugkabinen bereitzustellen.
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Vorteilhafterweise ist die zweite Antriebseinrichtung, mittels der die Plattform der Plattformeinrichtung verfahrbar ist, als Seilantrieb ausgebildet. Hierbei ist insbesondere an einen Trommelaufzug zu denken, bei dem die Trageseile der Plattformeinrichtung auf einer Trommel, welche im Schachtkopf angeordnet ist, auf- und abgewickelt werden. Es ist aber auch an einen Treibscheibenantrieb mit Gegengewicht in diesem Zusammenhang zu denken.
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Weitere bevorzugte Antriebseinrichtungen für die Plattformeinrichtung sind ein Hydraulikantrieb, ein Zahnstangenantrieb oder ein Vakuumantrieb. Besonders vorteilhaft ist, dass der Antrieb der Plattformeinrichtung unabhängig von dem Antrieb des wenigstens einen Fahrkorbs ist, sodass insbesondere bei einem Ausfall der ersten Antriebseinrichtung, z.B. bei einem Stromausfall, ein Notbetrieb der Plattformeinrichtung, beispielsweise zur Evakuierung von Personen aus einer Aufzugkabine, möglich ist. Es wäre in diesem Zusammenhang auch denkbar, die Plattformeinrichtung mittels eines zweiten, vom ersten Antrieb unabhängigen Linearantriebs anzutreiben, insbesondere wenn dieser eine von der Stromversorgung des Linearantriebs der Aufzugkabinen unabhängige Stromversorgung aufweist.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist die Plattform eine begehbare Fläche auf, deren Größe variabel ausgebildet ist.
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Hierbei ist insbesondere bevorzugt, dass die Plattform wenigstens einen ausklappbaren und/oder teleskopartig ausfahrbaren Bereich aufweist. Mit einem derartigen Bereich kann die Notwendigkeit einer horizontalen Verfahrbarkeit der Plattform in effektiver Weise reduziert werden. Es ist beispielsweise möglich, die Plattform innerhalb eines Fahrwegs neben dem Fahrweg einer festgesetzten, insbesondere havarierten, Kabine zu verfahren und dann, beispielsweise in einer Position etwas unterhalb der festgesetzten Kabine, den ausklappbaren oder teleskopartig ausfahrbaren Bereich auszuklappen bzw. auszufahren, um so einen Zugang eines Wartungsmitarbeiters zu einem Bereich unterhalb der festgesetzten Kabine zu ermöglichen.
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Zweckmäßigerweise weist die Plattform eine Einrichtung zur Bereitstellung einer lösbaren Verankerung an einer Schachtwand oder einem Gestell im Aufzugschacht auf. Mit einer derartigen Verankerung kann gewährleistet werden, dass beispielsweise die Plattform bei Betreten eines ausgeklappten oder teleskopartig ausgefahrenen Bereiches nicht verkippt. Eine derartige Verankerung kann auch am Ende des ausklappbaren oder teleskopartig ausfahrbaren Bereiches vorgesehen sein. Beispielsweise ist es denkbar, den ausklappbaren oder ausfahrbaren Bereich derart an eine Schachtwand heranzuführen, dass ein Eingreifen in einen dort vorgesehenen Mechanismus möglich ist.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur Wartung oder Instandsetzung oder Evakuierung eines Aufzugsystems umfasst die Schritte der Feststellung oder Veranlassung, dass eine Aufzugskabine an einer aktuellen Position festgesetzt ist bzw. wird, ein Verfahren der Plattform in eine Position unter, über oder neben der festgesetzten Kabine, so dass eine Wartung oder Instandsetzung oder Evakuierung der Kabine von der Plattform aus durchgeführt werden kann, sowie eine anschließende Wartung, Instandhaltung oder Evakuierung. Zweckmäßigerweise umfasst das Verfahren, wenn das Aufzugssystem wenigstens eine weitere Kabine aufweist, ein Einrichten einer Sperrzone um die festgesetzte Kabine, und für den Fall, dass sich in der Sperrzone weitere Aufzugskabinen befinden, ein Herausfahren dieser Aufzugskabinen aus der Sperrzone.
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Mit diesem Verfahren ist eine effektive Heranführung der Plattform in den Bereich einer festgesetzten, also insbesondere havarierten Aufzugskabine in einfacher Weise möglich. Die Einrichtung einer Sperrzone gewährleistet hierbei optimale Sicherheit für Wartungs- oder Rettungspersonal. Die Sperrzone ist insbesondere so gewählt, dass ein Verfahren der Plattform an eine gewünschte Stelle in der Umgebung der festgesetzten Kabine ohne Hindernis möglich ist.
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Gemäß einer besonderen Ausgestaltung dieses Verfahrens ist ferner ein Schritt der Sicherung der festgesetzten Kabine gegen Absturz vorgesehen. Zu diesem Zweck kann beispielsweise ein entsprechender Sicherungsmechanismus manuell oder automatisch betätigt werden. Beispielsweise ist es möglich, die Plattform zunächst in einen Bereich etwas oberhalb der festgesetzten Kabine zu verfahren, und in dieser Position eine manuelle oder automatische Sicherung der Aufzugskabine an der Schachtwand durchzuführen. Nach Beendigung einer Wartung oder Evakuierung kann eine derartige Sicherungseinrichtung dann manuell oder automatisch wieder gelöst werden.
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Zweckmäßigerweise umfasst das erfindungsgemäße Verfahren ein Verfahren der Plattform in eine Position neben der festgesetzten Kabine, wobei anschließend der wenigstens eine ausklappbare und/oder teleskopartig ausfahrbare Bereich der Plattform in eine Position unterhalb der festgesetzten Kabine bewegt wird. Dies ermöglicht in einfacher Weise einen Zugang für einen Wartungsmitarbeiter von einer Position unterhalb der Kabine aus.
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Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der beiliegenden Zeichnung.
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Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung schematisch dargestellt und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung beschrieben.
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Figurenliste
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- 1 zeigt schematisch eine bevorzugte Ausgestaltung eines erfindungsgemäßen Aufzugsystems in einer seitlichen Ansicht,
- 2 zeigt in einer schematischen horizontalen Schnittansicht eine weitere bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Aufzugsystems,
- 3 zeigt in Form einer weiteren schematischen horizontalen Schnittansicht eine weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Aufzugsystems,
- 4 zeigt in Form einer weiteren schematischen horizontalen Schnittansicht eine weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Aufzugssystems, insbesondere zur Erläuterung einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens, und
- 5 zeigt eine schematische seitliche Schnittansicht der Ausführungsform des Aufzugsystems gemäß 4, ebenfalls zur Verdeutlichung einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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In 1 ist eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Aufzugsystems schematisch dargestellt und insgesamt mit 100 bezeichnet Das Aufzugsystem 100 weist einen Aufzugschacht 105 auf, welcher eine Anzahl von vertikal nebeneinander verlaufenden Fahrwegen 110 umfasst. Im vorliegenden Beispiel sind zwei Fahrwege 110 vorgesehen.
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Die Fahrwege 110 sind über Verbindungsabschnitte 113, 114 miteinander verbunden. Die Verbindungsabschnitte 113, 114 sind bevorzugt in einem obersten bzw. einem untersten Stockwerk des Aufzugschachtes 105 vorgesehen. Das unterste Stockwerk ist beispielsweise ein Kellergeschoss, das oberste Stockwerk ist beispielsweise das 10. oder das 20. Stockwerk In dem Aufzugschacht 105 ist eine Mehrzahl von Aufzugkabinen 115 verfahrbar. Die Kabinen 115 können zwischen den jeweiligen Fahrwegen 110 über die Verbindungsabschnitte 113 und 114 hin- und herwechseln. Zweckmäßigerweise werden die Kabinen 115 entlang des linken Fahrwegs 110 nur nach oben, und entlang des rechten Fahrwegs 110 nur nach unten verfahren, wie durch entsprechende Pfeile angedeutet ist. Die Kabinen 115 werden insgesamt als ein schachtwechselndes Mehrkabinensystem betrieben.
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Neben dem Aufzugschacht 105 sind Kabinenaufnahmeschächte 130, 132 vorgesehen. In diesen Kabinenaufnahmeschächten 130, 132, welche zweckmäßigerweise im untersten sowie im obersten Stockwerk ausgebildet sind, können Kabinen 115, die aktuell, z.B. wegen entsprechend geringem Verkehrsaufkommen nicht benötigt werden, zwischengelagert werden. Die Kabinenaufnahmeschächte können auch zur Wartung von Kabinen verwendet werden.
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Die Kabinen 115 sind mittels eines (in 1 nicht dargestellten) Linearantriebs entlang der Fahrwege 110 und der Verbindungsabschnitte 113, 114 sowie in die Aufnahmeschächte 130, 132 hinein und aus diesen hinaus verfahrbar. Eine Steuereinheit 140, welche die Kabinen steuert, ist schematisch dargestellt und mit 140 bezeichnet.
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Oberhalb des oberen Verbindungsabschnitts 113 ist eine Plattformeinrichtung 150 vorgesehen. Diese Plattformeinrichtung 150 weist eine Plattform 152 und eine zweite Antriebseinrichtung 154 auf. Die zweite Antriebseinrichtung 154 umfasst Tragmittel 155. Die Tragmittel sind beispielsweise als Seilwinden ausgebildet, welche jeweils Rollen 156 und daran auf- und abwickelbare Seile 158 aufweisen. Die zweite Antriebseinrichtung 154 umfasst ferner einen auf horizontalen Führungsschienen 162 verschiebbaren Wagen 170. Die Seilwinden sind auf dem Wagen 170 angebracht, welcher entlang der horizontal sich erstreckenden Führungsschienen 162 verfahrbar ist. Mittels Betätigung der Seilwinden, also Aufrollen bzw. Abrollen der Seile 158 auf den Rollen 156, kann die Plattform 152 in den Aufzugschacht 105 abgesenkt werden und dort, ggf. durch Verfahren des Wagens 170 entlang der Schienen 162, beliebig positioniert werden. Die Plattformeinrichtung ist durch eine weitere Steuereinrichtung 180 steuerbar. Die Steuereinrichtungen 140 und 180 können auch als einheitliche Steuereinrichtung ausgeführt sein.
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Im vorliegenden Ausführungsbeispiel sei davon ausgegangen, dass sich die Plattform in Breitenrichtung B nicht über die gesamte horizontale Erstreckung des Schachtes 105 erstreckt. In Tiefenrichtung sei jedoch davon ausgegangen, dass sie sich im Wesentlichen über die gesamte Erstreckung in Tiefenrichtung des Schachtes erstreckt Beispielsweise kann die Projektion der Plattform auf eine horizontale Fläche in etwa der entsprechenden Projektion einer Aufzugkabine 115 entsprechen. Um beispielsweise einen ungehinderten Zugang zum gesamten linken Fahrweg 110 zu gewährleisten, können vor Absenken der Plattform 152 sämtliche Fahrkörbe 115 aus dem linken Fahrweg 110 entfernt werden, beispielsweise durch Verfahren in den rechten Fahrweg 110 bzw. die Kabinenaufnahmeschächte 130, 132. Durch Verfahren des Wagens 160 entlang der Schiene 162 kann die Plattform 152 auch über dem rechten Fahrweg 110 positioniert werden, und entsprechend abgesenkt werden, wobei in diesem Fall zweckmäßigerweise sämtliche Kabinen 115 aus dem rechten Fahrweg entfernt werden. Alternativ kann die Plattform auch zuerst abgesenkt, und dann horizontal verschoben werden. Auch ein gleichzeitiges Absenken und horizontales Verfahren der Plattform ist denkbar.
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In analoger Weise ist auch beispielweise eine Evakuierung einer in einem Fahrweg havarierten bzw. feststeckenden Aufzugkabine 115 möglich. In diesem Fall können beispielweise sämtliche Kabinen oberhalb einer havarierten Kabine 115 aus dem entsprechenden Fahrweg entfernt werden, und die Plattform 152 dann zu der havarierten Kabine 115 abgesenkt werden.
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Eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Aufzugsystems ist in 2 in einer schematischen Draufsicht (vertikal von oben), also entsprechend einer Projektion auf eine horizontale Ebene, dargestellt. Hier erkennt man einen Aufzugschacht 105, in dem drei benachbarte, vertikal sich erstreckende Fahrwege 110a, 110b, 110c (jeweils gestrichelt angedeutet) vorgesehen sind. In jedem Fahrweg 110a, 110b, 110c sind Aufzugkabinen 115 verfahrbar, wobei in der Perspektive der 2 jeweils nur eine Kabine 115 pro Fahrweg darstellbar ist.
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Eine Plattformeinrichtung 150 ist, wie bereits unter Bezugnahme auf 1 beschrieben, entlang von Schienen 162, welche oberhalb des Verbindungsabschnitts 113 angeordnet sind (in 2 nicht dargestellt) entlang der Breitenrichtung B des Schachtes verfahrbar. Auf eine Darstellung der Windenbestandteile der Plattformeinrichtung 150 ist in der 2 verzichtet. Gemäß dieser Ausführungsform erstreckt sich die Plattform 152 im wesentlichen über die gesamte Erstreckung des Schachtes 105 in Tiefenrichtung T, wobei die Erstreckung in Breitenrichtung B relativ klein ist, beispielsweise 20-40 cm.
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Die Kabinen 115 sind mittels eines Linearantriebs 160 entlang der Fahrwege 110a, 110b, 110c vertikal verfahrbar, wobei der Übersichtlichkeit halber lediglich Schienen des Linearantriebs 160 dargestellt sind, welche sich auf den jeweiligen Rückseiten der Kabinen 115 befinden. An den Vorderseiten der Kabinen 115 befinden sich Kabinentüren 115a, welche mit entsprechenden Schachttüren (schematisch dargestellt und mit 116 bezeichnet) zusammenwirken.
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Im Falle beispielsweise einer Havarie einer Kabine 115 im mittleren Fahrweg 110b wird die Plattform 152 der Plattformeinrichtung 150 entlang der Schienen 162 in eine Position über diesem Fahrweg verfahren, und anschließend entsprechend abgesenkt, wobei, wie beschrieben, gegebenenfalls den Weg versperrende funktionsfähige Kabinen aus dem Verfahrweg der Plattform 152 bzw. dem mittleren Fahrweg 110b entfernt werden. Es ist auch möglich, die Plattform 152 entlang eines benachbarten Fahrwegs bis auf die Höhe der havarierten Kabine 115 abzusenken.
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In 3 ist eine weitere Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Aufzugsystems dargestellt. Gleiche Komponenten, wie sie bereits unter Bezugnahme auf die 1 und 2 beschrieben wurden, sind hier mit gleichen Bezugszeichen bezeichnet. Der wesentliche Unterschied zu der Ausführungsform gemäß 2 besteht darin, dass die Plattform 152 vorliegend sich im Wesentlichen über die gesamte Erstreckung des Schachtes in Breitenrichtung B erstreckt. Die Erstreckung der Plattform 152 in Tiefenrichtung T ist relativ klein, beispielsweise 20-90 cm, insbesondere 30, 40, 50, 60 oder 70 cm. Zum Verschieben der Plattformeinrichtung in Tiefenrichtung T sind gemäß dieser Ausführungsform in Tiefenrichtung T verlaufende Schienen 172 vorgesehen. Es ist ebenfalls möglich, die Plattform 152 in Tiefenrichtung T teleskopartig ausfahrbar auszubilden, so dass auf eine Verschiebbarkeit entlang von Schienen 172 in Tiefenrichtung über die gesamte Erstreckung des Schachtes ganz oder teilweise verzichtet werden kann.
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Sämtlichen dargestellten Ausführungsformen der Plattform 152 ist gemeinsam, dass mit einer Verschiebbarkeit in nur eine horizontale Richtung, beispielsweise Breitenrichtung oder Tiefenrichtung, sämtliche Positionen auf einer horizontalen Ebene im Schacht erreicht bzw. angefahren werden können. Es ist auch denkbar, die Plattform in zwei, insbesondere zueinander senkrechten, horizontalen Richtungen verfahrbar auszugestalten. In diesem Fall kann die Plattform 152 entsprechend kleiner dimensioniert sein.
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Anhand der 4 und 5 wird nun insbesondere eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens näher erläutert Es sei angemerkt, dass in den 4 und 5 auf die Darstellung verschiedener Komponenten, welche z.B. unter Bezugnahme auf 1 erläutert wurden, verzichtet ist. Als Beispiele seien Antriebe und Steuereinrichtungen genannt.
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Es sei dabei davon ausgegangen, dass die in den 4 und 5 jeweils im linken Fahrweg 110a dargestellte Kabine 115 defekt ist, sich also aus ihrer aktuellen Position im linken Fahrweg 110a nicht bewegen kann. Dieser Zustand wird durch die Steuereinheit 140 (in den 4 und 5 nicht dargestellt) erkannt. Bei der defekten Kabine handelt es sich somit, in der Sprache der Ansprüche, um eine festgesetzte Kabine. Zur Durchführung einer Instandsetzung und/oder Evakuierung der festgesetzten Kabine 115 definiert die Steuereinheit 140 zunächst eine Sperrzone um die festgesetzte Kabine 115 herum. Diese Sperrzone umfasst zweckmäßigerweise einen Bereich des linken Fahrwegs 110a oberhalb und unterhalb der festgesetzten Kabine 115 und einen entsprechenden Bereich im benachbarten (mittleren) Fahrweg 110b. Die Sperrzone ist in 5 grob schraffiert dargestellt und mit 200 bezeichnet. Die Sperrzone 200 ist derart definiert, dass ein Verfahren von weiteren Kabinen 115 des Aufzugsystems 100 in die Sperrzone hinein untersagt ist. Eventuell in der Sperrzone befindliche Kabinen 115 können aus der Sperrzone herausgefahren werden. Außerhalb der Sperrzone 200 befindlich Kabinen können weiter verfahren werden, solange sie außerhalb der Sperrzone bleiben.
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Plattform 152 wird nun entlang des mittleren Fahrwegs 110b, also dem zum Fahrweg 110 der festgesetzten Kabine 115 benachbarten Fahrweg, in eine Position etwas unterhalb der Unterkante der Kabine 115 verfahren. Beispielsweise beträgt der hier gewählte Abstand H zwischen der Höhe der Kabine und der Unterseite des Fahrkorbs 115 1,5 m bis 2 m.
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Anschließend wird ein teleskopartig ausfahrbarer Bereich 1521 der Plattform 152 unter die festgesetzte Kabine 115 verfahren. Der vertikale Abstand zwischen dem ausgefahrenen Bereich 1521 und der Unterkante der Kabine 115 entspricht somit im Wesentlichen der Höhe H. Der so gewählte Abstand erlaubt es einem Service- oder Rettungsmitarbeiter 300 sich auf der Plattform 152 in einem Bereich unterhalb der Kabine 115 zu bewegen, und von dort eventuell erforderliche Wartungs-, Instandsetzungs- oder Evakuierungsmaßnahmen durchzuführen.
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Zweckmäßigerweise wird, bevor sich ein Mitarbeiter 300 in den Bereich unterhalb der Kabine 115 begibt, die Kabine 115 gegen einen Absturz gesichert. Dies kann beispielsweise durch das Auslösen entsprechender Brems- oder Fangeinrichtungen (hier nicht dargestellt) durch die Steuereinheit 140 bewerkstelligt werden. Es ist auch denkbar, die festgesetzte Kabine 115 manuell von der Plattform 152 aus zu sichern, beispielsweise während des Absenkens der Plattform 152 von einem oberen Bereich des Schachtes in die Nähe der festgesetzten Kabine. Beispielsweise kann die Plattform in etwa auf der Höhe des Daches des festgesetzten Fahrkorbs angehalten werden, so dass ein Mitarbeiter, eventuell unter Ausfahren des teleskopartig ausfahrbaren Bereiches 1521, die Kabine im Schacht mittels einer Sicherungseinrichtung sichern kann. Eine derartige Sicherungseinrichtung ist in 5 schematisch dargestellt und mit 116 bezeichnet.
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Zweckmäßigerweise kann ferner, zur Vermeidung eines Kippens der Plattform 152, für den Fall, dass sich ein Mitarbeiter 300 auf dem ausgefahrenen Bereich 1521 befindet, eine lösbare Verankerung der Plattform 152 beispielsweise mit einer Schachtwand oder einem innerhalb des Schachtes vorgesehenen Gestells vorgesehen sein. Entsprechende Verankerungen sind in 5 schematisch dargestellt und mit 156 bezeichnet. Es ist auch denkbar, den ausgefahrenen Bereich 1521 an einer Schachtwand zu sichern bzw. zu verankern. Eine entsprechende Sicherung, welche z.B. ausfahrbare Stäbe umfassen kann, welche mit einer Schachtwand in Eingriff gebracht werden, ist schematisch dargestellt und mit 158 bezeichnet.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform kann die Plattform 152 zu zwei Seiten hin mit einem teleskopartig ausfahrbaren Bereich ausgebildet sein. In 4 erkennt man zusätzlich zu dem bereits erwähnten Bereich 1521 (gestrichelt dargestellt) einen weiteren ausfahrbaren Bereich 1522. Es ist auch möglich, einen Bereich vorzusehen, der wahlweise in die beiden gestrichelt dargestellten Positionen gemäß 1521 bzw. 1522 verfahrbar ist.
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Es ist auch denkbar, dass die Plattform 152 in drei Richtungen im Aufzugschacht verfahrbar ist, nämlich z.B. in die vertikale Richtung (durch Betätigen der in 1 dargestellten Tragmittel), das heißt durch Auf- bzw. Abwickeln der Seile 158 um die jeweiligen Rollen 156. Eine Verfahrbarkeit in beide horizontale Richtungen ist dann durch Verfahren des unter Bezugnahme auf 1 beschriebenen Wagens 170 entlang der Schienen 162 in eine erste Richtung, und durch Bereitstellung eines zweiten Satzes von Schienen, der senkrecht zu den Schienen 162 sich in horizontaler Richtung erstreckt, in einer zweiten horizontalen Richtung, bereitstellbar.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102015102564 A1 [0003]