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Die Erfindung betrifft einen Drehbremsgriff für Fahrräder.
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Bekannte Bowdenzugbremsen, darunter Cantilever-, Seitenzug- oder Scheibenbremsen, werden über einen am Lenker angebrachten Bremshebelgriff betätigt. Das Ziehen des Bremshebels über die abgestreckten Finger spannt das Bremszugkabel in einer Vorwärtsbewegung, wodurch sich die Bremsschuhe/-beläge des jeweiligen Bremskörpers an der Felgenflanke bzw. Bremsscheibe drücken. Die aus dem Kontaktpunkt resultierende Reibung der Bremsschuhe/-beläge an der Felgenflanke bzw. Bremsscheibe erzielt eine Verminderung des Drehmomentes, so dass die Geschwindigkeit des Ein-, Zwei-, Dreirads und/oder der mehrrädrige Einrichtung verlangsamt wird.
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Nachteilig wirkt sich der weite Abstand des Bremshebelgriffs von dem Lenkerrohr aus, da die Bewegung des Bremshebelgriffs einer relativ großen Kraftaufwendung und einer schlechten Bewegungsergonomie der Finger unterliegt.
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Darüber hinaus kann der Übergang vom Lenk- zum Bremsvorgang aufgrund der sogenannten Schrecksekunde problematisch werden, so dass in Folge von Kollisionen mit einem Gegenstand und/oder mit einem entgegenkommenden Fahrer eines Ein-, Zwei-, Dreirads und/oder einer mehrrädrigen Einrichtung die auf den Bremshebelgriff aufgelegten Finger eingeklemmt und verletzt werden können.
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Vor diesem Hintergrund besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung in der Überwindung der aufgezeigten Nachteile.
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Diese Aufgabe wird nun mit einer Bremsvorrichtung nach Anspruch 1 und einer Lenkereinheit nach Anspruch 7 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausführungsformen gehen aus den Unteransprüchen hervor.
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Vorgeschlagen wird eine Bremsvorrichtung (BV) für Räder, umfassend zumindest:
- - ein Lenkerrohr (1), in welchem die Bremsvorrichtung (BV) zumindest teilweise integriert ist,
- - einen im Lenkerrohr (1) fixierten Lenkerendstopfen (6),
- - ein im Lenkerohr (1) geführtes Bremszugkabel (8),
- - einen Lenkerkonus (7) zur rotatorischen Führung des im Lenkerohr (1) geführten Bremszugkabels (8) sowie
- - einen auf einer Gleitlagerhülse (3) fixierten Griffkörper (2), wobei das zum Lenkerende (1') gerichtete Endstück (2') des Griffkörpers (2) als Zugnehmer (2.4) für das Bremszugkabel (8) dient und
- - dessen Endstück (8') in einer zur z-Achse (z) des Lenkerrohrs (1) versetzten Position fixiert, wobei
- - das Endstück (8') des Bremszugkabels (8) durch eine Verklemmung einer Griffblende (4) auf dem Endstück (2') des Griffkörpers (2) justiert ist, während
- - ein zur Lenkermitte (LM) gerichteter, auf der Außenseite (1") des Lenkerrohres (1) befestigter Klemmring (5) die horizontale Verschiebung des Griffkörpers (2) verhindert.
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Dadurch, dass die Bremsvorrichtung (BV) im Lenkerrohr (1) teilweise integriert ist und eine Betätigung der Bremse mittels Drehbewegung der Hand erlaubt, wobei die Handinnenflächen und die Finger den Drehgriff während des Bremsvorgangs entgegen gebräuchlicher Hand-Bremshebel fest umschließen, ist eine sichere Führung eines Ein-, Zwei- und/oder Dreirads, sowie einer mehrrädrigen Einrichtung gewährleistet.
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Die erfindungsgemäße Bremsvorrichtung (BV), die in ihrer Wirkungsweise einen Drehbremsgriff darstellt, unterscheidet sich von den herkömmlichen Bremshebelgriffsystemen darin, dass alle zuvor genannten Probleme entfallen. Die Führung des Ein-, Zwei-, Dreirads und/oder der mehrrädrige Einrichtung wird durch einen Allumfassungsgriff der Handflächen gewährleistet, die auch bei der Ausführung eines Bremsvorgangs den Drehbremsgriff fest umschließen.
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Des Weiteren muss der Fahrer bei einer plötzlichen Gefahrenbremsung keinen Wechsel des Handgriffs zum Bremshebelgriff durchführen, wobei der Drehbremsgriff und folgend der Lenker einem sicher geführten Allumfassungsgriff der Handflächen unterliegt.
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Entgegen herkömmlicher Hebel-Handbremsen wird der Bremsvorgang durch das axiale Verdrehen des Griffkörpers (2) in medialer Richtung eingeleitet, wobei sich das Bremszugkabel (8) durch die Fixierung am Endstück des Griffkörpers (2) und der rotatorischen Führung am Lenkerendstopfen (6) aufwickelt und entsprechend gespannt wird. Das resultierende Drehmoment (MD) überträgt sich folgend auf die Bremsschuhe/-beläge der Bremskörper, derart, dass eine Verzögerung des Ein-, Zwei-, Dreirads und/oder der mehrrädrige Einrichtung stattfindet.
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Je nach Größe des Drehmoments kann der Bremsvorgang durch axiale Verdrehung des Drehbremsgriffes dosiert werden, da dieser weiterhin von der Hand umschlossen bleibt.
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Die Federspannung der am Bremskörper befestigten Rückstellfeder gewährleistet, dass der Drehbremsgriff einen Grundwiderstand zur besseren Dosierung unterliegt und lenkt das System nach der Betätigung bzw. dem Bremsvorgang wieder in die Grundposition. Dieser Vorgang ähnelt der Funktionsweise eines Gasgriffes am Motorrad, wobei das System hierbei verzögert wird.
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Die erfindungsgemäße Bremsvorrichtung (BV) ist für ein-, zwei-, drei- und/oder mehrrädrige Einrichtungen geeignet.
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Der Lenkerendstopfen (6) Bremsvorrichtung (BV) ist mittels einer Presspassung im Lenkerrohr (1) fixiert.
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Der Griffkörper (2) ist derart ausgebildet ist, dass eine Griffposition einer Hand (H) sowie eine axiale Drehbewegung (MD) des Griffkörpers (2) durch eine ausgestellte Fläche (2.2) zur Auflage von Handballen gegeben ist.
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In einer Ausführungsform der Erfindung weist der Griffkörper (2) der Bremsvorrichtung (BV) rippenartige Vertiefungen (2.1) auf der Griffoberseite (OS) auf.
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Darüber hinaus verfügt der Griffkörper (2) über rippenartige Strukturen (2.1) bzw. erhabene rippenartige Strukturen auf der Griffunterseite (US) zur Steigerung der Griffigkeit und Förderung der Luftzirkulation in den Handinnenflächen.
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Vorgesehen ist darüber hinaus eine Lenkereinheit mit einer erfindungsgemäßen Bremsvorrichtung (BV).
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Weitere Vorteile der erfindungsgemäßen Bremsvorrichtung (BV) werden wie folgt gesehen:
- • Anwendergerechte Konfigurierung der Lenkereinheit durch Verschmelzung von Lenker- und Bremshebelgriff;
- • Anwendergerechte & ergonomische Dimensionierung der Produktgestalt nach aktuellen DIN Normen;
- • Vorbeugung von Handbeschwerden, u.a. Durchblutungsstörungen, durch Allumfassungsgriff;
- • Unterstützung der natürlichen Handhaltung, d.h. des sogenannten Klammerreflex, in Gefahrensituationen;
- • Reduzierung von Gefahrenquellen und Förderung der Mobilität des Handgelenks;
- • Fertigungs- und belastungsgerechte Geometrisierung;
- • Aufwärtskompatible Baustruktur zur Integration funktionaler Elemente.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Beispielen und Figuren erläutert, wobei die Erfindung nicht hierauf beschränkt ist:
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Es zeigen:
- 1a: schematisch eine dreidimensionale Ansicht einer Bremsvorrichtung (BV),
- 1b: schematisch die Griffoberseite der Bremsvorrichtung aus 1a,
- 1c: schematisch eine frontale Seitenansicht der Bremsvorrichtung (BV) aus 1a,
- 1d: schematisch die rechte Seitenansicht der Bremsvorrichtung aus 1a,
- 2a: schematisch eine 3D-Explosionszeichnung der Bremsvorrichtung (BV),
- 2b: schematisch eine 3D-Explosionsansicht des Griffkörpers (2), samt Gleitlagerhülse (3) und
- 2c: schematisch eine 3D-Explosionsansicht des Lenkerkonus (7) samt Klemmring (5) und Lenkerendstopfen (6).
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Demgemäß umfasst die Bremsvorrichtung (BV) einen im Lenkerrohr (1) mittels Presspassung fixierten Lenkerendstopfen (6) samt Lenkerkonus (7), zur rotatorischen Führung des im Lenkerohr (1) geführten Bremszugkabels (8), sowie einen auf einer Gleitlagerhülse (3) fixierten Griffkörper (2), wobei das zum Lenkerende (1') gerichtete Endstück (2') des Griffkörpers (2) als Zugnehmer (2.4) für das Bremszugkabel fungiert und dessen Endstück in einer zum Mittelpunkt bzw. in einer zur z-Achse (z) des Lenkerrohrs (1) versetzten Position fixiert.
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Darüber hinaus wird das Endstück (8') des Bremszugkabels (8) durch eine Verklemmung einer Griffblende (4) auf den Griffkörper (2) justiert, während ein zur Lenkermitte gerichteter, auf der Außenseite (1") des Lenkerrohres (1) befestigter Klemmring (5) die horizontale Verschiebung des Griffkörpers (2) verhindert.
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In 1a - 1c ist schematisch eine dreidimensionale Ansicht einer Bremsvorrichtung (BV) inklusive eines Lenkerrohrs (1) dargestellt, welche als ein kompletter mechanischer Drehbremsgriff ausgebildet ist. Dieser ist auf dem Lenkerrohr (1) aufgesteckt, wobei der Griffkörper (2) durch einen zum Lenkermittelpunkt bzw. zur z-Achse gerichteten Klemmring (5) und durch den Lenkerendstopfen (6) samt Griffblende (4) am Lenkerrohrende in der Rotationsachse arretiert ist.
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Gemäß 1b ist der Griffkörper (2) derart ausgebildet ist, dass eine Griffposition einer Hand (H) sowie eine axiale Drehbewegung (MD) des Griffkörpers (2) durch eine ausgestellte Fläche (2.2) zur Auflage von Handballen gegeben ist.
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Der Griffkörper (2) ist hierbei so ausgebildet, dass er rippenartige Vertiefungen (2.1) auf der Griffoberseite (OS) aufweist. Zudem weist der Griffkörper (2) rippenartige Strukturen (2.1) auf der Griffunterseite (US) auf, wie schematisch in 1d veranschaulicht, welche die rechte Seitenansicht der Bremsvorrichtung aus 1a zeigt.
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In den 2a und 2b erfolgte schematisch die Darstellung der einzelnen Bauteile des Drehbremsgriffs, wobei 2a schematisch eine 3D-Explosionszeichnung der Bremsvorrichtung (BV), 2b schematisch eine 3D-Explosionsansicht des Griffkörpers (2), samt Gleitlagerhülse (3) zeigt und in 2c schematisch eine 3D-Explosionsansicht des Lenkerkonus (7) samt Klemmring (5) und Lenkerendstopfen (6) dargestellt ist.
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Der Griffkörper (2), der eine derart ergonomische Form aufweist, das der Handballen auf eine speziell geformte Handballenauflage (2.2) aufgelegt werden kann und folgend die axiale Bewegung begünstigt, wird form- und kraftschlüssig auf einer profilierten Gleitlagerhülse (3) arretiert und wie in 2b dargestellt mit leichtem Spiel auf das Lenkerrohr (1) aufgeschoben und mittels Klemmring (5), Lenkerendstopfen (6) samt Lenkerkonus (7) und Griffblende (4) gegen eine Verschiebung entlang der Rotationsachse (z) fixiert.
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Der Klemmring (5) wird beispielsweise in 1a dargestellt, ist kraftschlüssig mittels einer Schraubverbindung und Materialaussparung (5.1) mit dem Lenkerrohr (1) verklemmt.
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Darüber hinaus weist der Klemmring (5) eine Gewindebohrung (5.2) auf, sodass aufwärtskompatible Bauteile, darunter Schalthebel, Klingel, Tachometer und/oder Halterungen für mobile Geräte, montiert werden können.
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Der Lenkerendstopfen (6) fügt sich nahtlos in das Endstück des Griffkörpers (2) und in die Aussparung (4.2) der Griffblende ein, während die spiralförmige Aussparung (6.2) der Zugführung des Bremskabelzugs (8) in Richtung Zugnehmer (2.4) des Griffkörpers (2) gewährleistet.
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Das angefaste Endstück (6.3) des Lenkerendstopfens (6) nimmt hingegen den Lenkerkonus (7) kraftschlüssig auf, sodass sich dieser mittels Schraubverbindung und dem angefasten Schaft (7.1) in einer schiefen Ebene in Richtung Lenkerohrinnenwand verschiebt und beide Bauteile mittels Presspassung in der Position arretiert.
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Des Weiteren weist der Lenkerkonus (7) eine Durchgangsbohrung (7.2) zur Durchführung des Bremszugkabels (8) auf, wobei das profilierte Konusgehäuse (7.3) die Verklemmung begünstigt und die Korrosion der Presspassung reduziert.
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Das Bremszugkabel (8) wird ferner über die zugführende Durchgangsbohrung (7.2) des Lenkerkonus (7), die spiralförmige Aussparung (6.2) und den führenden
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Drehbegrenzer (6.1) des Lenkerendstopfens (6) in den Zugnehmer (2.4) am Endstück des Griffkörpers (2) eingeführt. Durch die Aussparung wird das Bremszugkabel (8) formschlüssig aufgenommen, wobei die axiale Bewegung des Drehbremsgriffs durch einen Drehbegrenzer (2.5) limitiert wird, sodass entsprechende Handgelenksendstellungen vorgebeugt werden.
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Darüber hinaus weist das Endstück des Griffkörpers (2) seitlich zwei gegenüberliegende Vertiefungen in Form von Hakenaufnahmen (2.3) auf, um die in der 2b dargestellten Senkhaken (4.1) der Griffblende (4) kraftschlüssig aufzunehmen und das Bremszugkabel (8) im Zugnehmer (2.4) zu arretieren.
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Darüber hinaus ist das Endstück des Griffkörpers (2) zur Aufnahme der Griffblende (4) derart geformt, dass die Form der Griffblende abgewandelt werden kann, um elektronische Bauteile/-gruppen, z.B. ein LED-Lichtsystem, GPS-Tracking-System und/oder weitere Sensorik, formschlüssig zu integrieren.
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Die Dimensionierung der Bauteile erlaubt die Verwendung unterschiedlicher Werkstoffe. Herangezogen werden können unterschiedliche Polymere, Eisenmetalle und Nicht-Eisenmetalle sowie deren Legierungen, sodass folgend verschiedene Ur- und Umformverfahren zur Herstellung der Bauteile ausgewählt werden können
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Bezugszeichenliste
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- (1)
- Lenkerrohr
- (1')
- Lenkerende
- (1")
- Außenseite des Lenkerrohrs (1)
- (2)
- Griffkörper
- (2')
- Endstück des Griffkörpers (2)
- (2.1)
- Rippen
- (2.2)
- Handballenauflage
- (2.3)
- Hakenaufnahme
- (2.4)
- Zugnehmer
- (2.5)
- Drehbegrenzer
- (3)
- Gleitlagerhülse
- (4)
- Griffblende
- (4.1)
- Senkhaken
- (4.2)
- Aussparung für Lenkerendstopfen
- (5)
- Klemmring
- (5.1)
- Materialaussparung
- (5.2)
- Gewindebohrung
- (6)
- Lenkerendstopfen
- (6.1)
- Zugführenden Drehbegrenzer
- (6.2)
- Spiralförmige Aussparung
- (6.3)
- Angefastes Endstück
- (7)
- Lenkerkonus
- (7.1)
- Angefaster Schaft
- (7.2)
- Zugführende Durchgangsbohrung
- (7.3)
- Profiliertes Konusgehäuse
- (8)
- Bremszugkabel
- (8')
- Endstück des Bremszugkabels (8)
- (x)
- x-Achse
- (y)
- y-Achse
- (z)
- z-Achse
- (H)
- schematisch eine Hand eines Fahrers
- (OS)
- Griffoberseite bzw. Oberseite des Griffkörpers (2)
- (US)
- Griffunterseite bzw. Unterseite des Griffkörpers (2)
- (LM)
- Lenkermitte
- (MD)
- Axiale Drehbewegung des Griffkörpers (2)
- (BV)
- Bremsvorrichtung