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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatischen Anpassen einer bei dem Bedrucken eines Aufzeichnungsträgers aufgebrachten Menge eines Beschichtungsstoffes, insbesondere eines Primers, in einem Drucksystem und ein entsprechendes Drucksystem.
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Die vorliegende Erfindung sowie die ihr zugrunde liegende Problematik werden im Folgenden anhand von Inkjet-Druck, auch Tintenstrahl-Druck genannt, näher erläutert. Die Erfindung ist darauf jedoch nicht begrenzt, sondern auf vielfältige Druckverfahren übertragbar.
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Beim Tintenstrahl- oder Inkjet-Druck erfolgt ein mehrfarbiges berührungsloses, direktes Drucken, das auf thermischen oder elektrophysikalischen Prinzipien beruht. Beispielsweise ist der Inkjet-Druck in der Druckschrift
DE 102 33 409 A1 erläutert.
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Es existieren zahlreiche Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung beim Inkjet-Druck. Beispielsweise kann Tinte in den Druckköpfen bei zu geringem Durchsatz altern. Daher werden insbesondere bei Hochgeschwindigkeits-Drucksystemen und/oder bei Endlos-Drucksystemen regelmäßig eingestreute Regenerations-Druckbilder, sogenannte Refreshlines, dazu verwendet, die Düsen (Druckdüsen) der Druckköpfe zwischen dem Druck von Druckdaten-basierten Druckbildern zu regenerieren. Beispielsweise ist dies in der Druckschrift
DE 10 2014 108 342 A1 beschrieben.
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Aus der Druckschrift
US 2006/0066653 A1 ist ein Drucker bekannt. Darin werden auf mehreren rechteckförmigen Flächen des Aufzeichnungsträgers mit einer Behandlungsflüssigkeit versehen. Auf diesen rechteckförmigen Flächen werden kleinere Rechtecke mit einer Aufzeichnungsflüssigkeit bedruckt. Die einzelnen Flächen weisen unterschiedliche Mengen an Behandlungsflüssigkeit auf. Dabei können auch mehrere Farben verwendet werden.
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Eine weitere Problematik des sogenannten „Bleedings“ oder „Colourbleedings“ kann auftreten, wenn eine Tinte einer Farbe auf oder in unmittelbarer Nähe neben einer Tinte einer anderen Farbe aufgetragen wird. Dieses Problem äußert sich in einem Vermischen oder Ineinanderlaufen der zwei Tinten an ihrer Grenzfläche, wodurch die Grenzlinie zwischen den Tinten unklar wird, z.B. an den äußeren Kanten verschwimmt. Dieses Phänomen wird durch Kapillarkräfte hervorgerufen, wodurch die Drucktinten in benachbarte Bereiche gesogen werden. Durch die Vorbehandlung mit einem Beschichtungsstoff kann z. B. die Adhäsion von Tonerpartikeln auf der Oberfläche des Aufzeichnungsträgers erhöht werden, so dass das Bleeding vermieden wird. Dies ist beispielsweise in der
WO 2014/065793 A1 beschrieben.
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Ferner existieren im Bereich einer anderen Drucktechnologie, des photoelektrischen Flüssigtonerdrucks, Drucksysteme, die während des Druckbetriebs eine Eigenschaft, insbesondere die Zusammensetzung, des zur Vorbehandlung eines Aufzeichnungsträgers aufgebrachten Beschichtungsstoffes basierend auf einer sensorischen Analyse des Druckbildes anpassen. Hierbei wird ein Beschichtungsstoff mittels eines Mischers in seiner Zusammensetzung angepasst und mittels einer Walze auf einen Aufzeichnungsträger aufgebracht. Ein derartiges System ist in der
DE 10 2015 103 100 B3 beschrieben.
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Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren zum automatischen Anpassen einer bei dem Bedrucken eines Aufzeichnungsträgers aufgebrachten Menge eines Beschichtungsstoffes, insbesondere eines Primers, in einem Drucksystem anzugeben.
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Die Aufgabe wird durch die Merkmale des unabhängigen Verfahrensanspruchs 1 oder durch die Merkmale des unabhängigen Vorrichtungsanspruchs 15 gelöst.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatischen Anpassen einer bei dem Bedrucken eines Aufzeichnungsträgers aufgebrachten Menge eines Beschichtungsstoffes, insbesondere eines Primers, in einem Drucksystem, mit den Schritten:
- Inkjet-Bedrucken eines Druckbereichs eines Aufzeichnungsträgers mit einem Beschichtungsstoff; Aufdrucken einer ersten Farbe über die Breite des mit dem Beschichtungsstoff bedruckten Druckbereichs des Aufzeichnungsträgers; Aufdrucken eines regelmäßigen Druckbildes einer zweiten Farbe auf die erste Farbe; sensorisches Erfassen des bedruckten Druckbereichs; Analysieren des lokalen Bleedingverhaltens der ersten und zweiten Farben anhand der sensorischen Erfassung; und lokales Anpassen der aufgedruckten Menge des Beschichtungsstoffes in von Bleeding betroffenen Abschnitten des Druckbereichs.
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Die Erfindung betrifft ferner ein Drucksystem zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum automatischen Anpassen einer bei dem Bedrucken eines Aufzeichnungsträgers aufgebrachten Menge eines Beschichtungsstoffes mit: einer Primer-Inkjet-Station zum Bedrucken eines Druckbereichs eines Aufzeichnungsträgers mit einem Beschichtungsstoff; einer Tinten-Inkjet Station zum Aufdrucken einer ersten Farbe über die Breite des mit dem Beschichtungsstoff bedruckten Druckbereichs des Aufzeichnungsträgers und zum Aufdrucken eines regelmäßigen Druckbildes einer zweiten Farbe auf die erste Farbe; einem Sensor zum sensorischen Erfassen des bedruckten Druckbereichs; einer mit dem Sensor und der Primer-Inkjet-Station gekoppelten Steuereinrichtung zum Analysieren des lokalen Bleedingverhaltens der ersten und zweiten Farben anhand der sensorischen Erfassung und zum lokalen Anpassen der aufgedruckten Menge des Beschichtungsstoffes in von Bleeding betroffenen Abschnitten des Druckbereichs.
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Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Erkenntnis besteht darin, das zum einen unterschiedliche Arten von Aufzeichnungsträgern bzw. Substraten unterschiedlicher Vorbehandlung mit Beschichtungsstoffen bedürfen, zum anderen aber auch lokal unterschiedliche Behandlungen der Aufzeichnungsträger notwendig sein können.
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Die der Erfindung zugrunde liegende Idee besteht nun darin, ein Inkjet-Druckverfahren zum Aufbringen des Beschichtungsstoffes, vorzugsweise eines Primers, vorzusehen und die aufgebrachte Menge lokal auf den Aufzeichnungsträger abgestimmt anzupassen. Als Indikator für die benötigte Menge des Beschichtungsstoffes wird das aktuelle lokale Bleedingverhalten von zu diesem Zweck aufgebrachten unterschiedlichen Farben analysiert, indem eine sensorische Erfassung des bedruckten Druckbereiches vorgenommen und eine Analyse der sensorischen Erfassung durchgeführt wird. Die aufgebrachte Menge des Beschichtungsstoffes wird dann lokal für den Bereich der von Bleeding betroffenen Abschnitte angepasst.
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Auf diese Weise wird eine bisher unbekannte Synergie von üblicherweise ohnehin an Inkjet Drucksystemen vorgesehenen Einrichtungen genutzt. Ein zumeist ohnehin zur Überwachung des Druckbildes vorhandener Sensor, beispielsweise eine sogenannte Inline Kamera, kann die hinsichtlich der Menge des Beschichtungsstoffes anzupassenden Stellen identifizieren. Darüber hinaus sind Inkjet Druckköpfe konstruktionsbedingt stets mit lediglich lokal wirkenden Druckdüsen versehen, deren lokale Wirkung steuerungstechnisch individuell beeinflusst werden kann. Gemäß der vorliegenden Erfindung wird diese Möglichkeit genutzt, um angepasst an das mit dem Sensor erfasste Druckbild die aufgebrachte Menge des Beschichtungsstoffes lokal anzupassen. Die sensorische Erfassung durch den Sensor ermöglicht daher eine Regelung der lokalen Menge des aufgebrachten Beschichtungsstoffes zur Verbesserung der Druckqualität.
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Das erfindungsgemäße Inkjet-Bedrucken des Druckbereichs mit einem Beschichtungsstoff ist üblicherweise ein flächiges Inkjet-Bedrucken über die gesamte Breite des Druckbereichs. Durch das lokale Anpassen sind dabei erfindungsgemäß sich über die Breite des Aufzeichnungsträgers lokal gezielt verändernde Mengen des Beschichtungsstoffes bzw. Primers möglich. Auch bei Substratwechseln oder Schwankungen der Substrateigenschaften des Aufzeichnungsträgers kann so eine konstante Druckqualität erreicht werden. Dies ist zudem unabhängig von der Druckgeschwindigkeit möglich.
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Ferner kann ein etwaiges unterschiedliches oder sich veränderndes Druckverhalten (Jettingverhalten) der Druckköpfe oder einzelner Druckdüsen der Primer-Inkjet-Station erfindungsgemäß ausgeglichen werden.
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Vorteilhaft brauchen so keine Andrucke mehr zur Qualifizierung erstellt werden. Ferner entfällt die übliche Papierqualifizierungsmethode, was Material und Zeitaufwand einspart.
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Da eine etwaige Länge eines Druckbereichs üblicherweise durch einen Vorschub des Aufzeichnungsträgers bestimmt wird, wird ein lokales Anpassen der aufgedruckten Menge des Beschichtungsstoffes in von Bleeding betroffenen Abschnitten der Breite des Druckbereichs vorgenommen.
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Die Menge des aufgebrachten Beschichtungsstoffes, insbesondere die aufgebrachte Primermenge, wird üblicherweise an einer unteren Grenze des Funktionsbereichs bzw. des funktionierenden Parameterfensters gewählt, da dies ein wirtschaftliches Drucken ohne übermäßigen Verbrauch des Beschichtungsstoffes ermöglicht. Ein lokales Anpassen der aufgedruckten Menge des Beschichtungsstoffes wird daher in der Regel in Form eines lokalen Erhöhens der Menge vorgesehen sein. Theoretisch kann jedoch die Menge des aufgebrachten Beschichtungsstoffes auch zu hoch sein. In diesem Fall tritt eine Rissigkeit des Farbauftrags, der sogenannte „Mud Cracking“ Effekt, auf. Denkbar wäre, auch diesen Fall bei dem sensorischen Erfassen des bedruckten Druckbereiches mit zu erfassen, im Zuge der Analyse des Bleedingverhaltens zu erkennen und die aufgebrachte Menge des Beschichtungsstoffes in der Folge lokal zu verringern.
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Das Erfassen des gedruckten Druckbildes erfolgt vorzugsweise über die gesamte Breite des Druckbereichs und/oder über den mit beiden Farben bedruckten Druckbereich.
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Bei dem Druckbereich kann es sich um einen durch das verwendete Drucksystem technisch vorgegebenen maximalen Druckbereich oder um einen durch die Breite des Aufzeichnungsträgers vorgegebenen maximalen Druckbereich oder um einen frei gewählten bzw. eingestellten maximalen Druckbereich handeln.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist vorzugsweise an einem Inkjet-Drucksystem einsetzbar. Das erfindungsgemäße Drucksystem ist entsprechend vorzugsweise als ein Inkjet-Drucksystem ausgebildet.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen wiedergegeben.
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Die obigen Ausgestaltungen und Weiterbildungen lassen sich, sofern sinnvoll, beliebig miteinander kombinieren. Insbesondere sind sämtliche Merkmale des Verfahrens zum automatischen Anpassen einer bei dem Bedrucken eines Aufzeichnungsträgers aufgebrachten Menge eines Beschichtungsstoffes in einem Drucksystem auf ein entsprechendes Drucksystem übertragbar, und umgekehrt.
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Weitere mögliche Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Implementierungen der Erfindung umfassen auch nicht explizit genannte Kombinationen von zuvor oder im Folgenden bezüglich der Ausführungsbeispiele beschriebenen Merkmale der Erfindung. Insbesondere wird dabei der Fachmann auch Einzelaspekte als Verbesserungen oder Ergänzungen zu der jeweiligen Grundform der vorliegenden Erfindung hinzufügen.
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Im Weiteren werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der schematischen Zeichnung näher beschrieben. Dabei zeigen:
- 1 ein schematisches Schaltbild eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Drucksystems;
- 2 ein Blockdiagramm eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens;
- 3A - 3D verschiedene Zustände des Aufzeichnungsträgers gemäß einem Ausführungsbeispiel des Verfahrens;
- 4 eine beispielhafte sensorische Erfassung eines Abschnitts des Druckbereichs mit zu geringer Menge eines Beschichtungsstoffes;
- 5 eine beispielhafte sensorische Erfassung eines Abschnitts des Druckbereichs mit passender Menge eines Beschichtungsstoffes;
- 6 eine beispielhafte sensorische Erfassung eines Abschnitts des Druckbereichs mit zu hoher Menge eines Beschichtungsstoffes;
- 7 eine beispielhafte Analyse einer lokalen Linienbreite;
- 8 eine beispielhafte Analyse einer lokalen Kantenglätte
- 9 eine beispielhafte Analyse einer lokalen Kantenschärfe; und
- 10 eine schematische Darstellung einer Primer-Inkjet-Station.
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Die beiliegenden Figuren der Zeichnung sollen ein weiteres Verständnis der Ausführungsformen der Erfindung vermitteln. Sie veranschaulichen Ausführungsformen und dienen im Zusammenhang mit der Beschreibung der Erklärung von Prinzipien und Konzepten der Erfindung. Andere Ausführungsformen und viele der genannten Vorteile ergeben sich im Hinblick auf die Zeichnungen. Die Elemente der Zeichnungen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu zueinander gezeigt.
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In den Figuren der Zeichnung sind gleiche, funktionsgleiche und gleich wirkende Elemente, Merkmale und Komponenten - sofern nichts anderes ausgeführt ist - jeweils mit denselben Bezugszeichen versehen.
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1 zeigt ein schematisches Schaltbild eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Drucksystems 1.
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Das Drucksystem 1 weist eine Primer-Inkjet-Station 2 zum Bedrucken eines Druckbereichs 3 eines Aufzeichnungsträgers 4 mit einem Beschichtungsstoff 5 auf. In dieser abgebildeten Ausführungsform ist der Aufzeichnungsträger 4 vollflächig mit dem Beschichtungsstoff 5 beschichtet worden.
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Eine derartige Primer-Inkjet-Station 2 weist einen oder mehrere hier nicht im einzelnen abgebildete Inkjet-Druckköpfe auf, welche jeweils eine Vielzahl von individuell ansteuerbaren Druckdüsen enthalten.
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Darüber hinaus ist eine Tinten-Inkjet-Station 6 vorgesehen. Prinzipiell ist die Tinten-Inkjet Station 6 zum Bedrucken beliebiger Farben und Formen in beliebiger Reihenfolge und/oder Zusammenstellung ausgebildet. Tinten-Inkjet-Stationen sind dem Fachmann grundsätzlich bekannt und bedürfen an dieser Stelle keiner näheren Erläuterung.
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Bezugnehmend auf das Verfahren zum automatischen Anpassen einer bei dem Bedrucken eines Aufzeichnungsträgers aufgebrachten Menge eines Beschichtungsstoffes wird die Tinten-Inkjet-Station 6 zum Aufdrucken einer ersten Farbe 7 über die Breite des mit dem Beschichtungsstoff 5 bedruckten Druckbereichs 3 des Aufzeichnungsträgers 4 und zum Aufdrucken eines regelmäßigen Druckbildes 8 einer zweiten Farbe 9 auf die erste Farbe 7 eingesetzt. Dies wird in Bezug auf das Verfahren gemäß 2 noch näher erläutert.
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Das Drucksystem 1 weist ferner einen Sensor 10 zum sensorischen Erfassen des bedruckten Druckbereichs 3 auf. Hierbei handelt es sich beispielsweise um eine Kamera, insbesondere eine sogenannte Inline-Kamera, welche in das Drucksystem 1 integriert ist. Die sensorische Erfassung durch den Sensor 10 ermöglicht eine Regelung der lokalen Menge des aufgebrachten Beschichtungsstoffes 5 zur Verbesserung der Druckqualität.
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Es ist ferner eine mit dem Sensor 10 und der Primer-Inkjet-Station 2 gekoppelte Steuereinrichtung 11 vorgesehen. Diese ist zum Analysieren des lokalen Bleedingverhaltens der ersten und zweiten Farben 7, 9 anhand der sensorischen Erfassung 12 ausgebildet.
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Die Steuereinrichtung 11 kann dazu eine Recheneinrichtung sowie einen Speicher aufweisen, welcher eine Datenbank von Vergleichswerten bzw. Sollwerten und/oder Toleranzen aufweisen kann. Auf der Recheneinrichtung ist insbesondere ein Algorithmus zur Analyse des Bleedingverhaltens, beispielsweise mittels Untersuchung der Farbabweichung und/oder mittels Untersuchung der Liniendicke, Kantenglätte und/oder Kantenschärfe des mit der zweiten Farbe aufgebrachten Druckbildes implementiert.
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Der Algorithmus umfasst beispielsweise die Schritte der Beurteilung der Liniendicke, Kantenglätte und/oder Kantenschärfe einer Linie, was nachfolgend in Bezug auf die 7 bis 9 noch näher erläutert wird, eines Abgleichs mit einem Sollwert, dem Feststellen von etwaigen von Bleeding betroffenen Abschnitten anhand von Abweichungen (Peaks) von dem Sollwert über eine vorbestimmte Toleranz hinweg, sowie dem Einleiten einer lokalen Anpassung der aufgedruckten Menge des Beschichtungsstoffes 5.
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Dementsprechend ist die Steuereinrichtung 11 auch zum Ansteuern der Primer-Inkjet-Station 2 zum lokalen Anpassen der aufgedruckten Menge des Beschichtungsstoffes 5 in von Bleeding (oder ggfs. Mud Cracking) betroffenen Abschnitten des Druckbereichs 3 ausgebildet. Insbesondere ist sie ausgebildet wie in 10 abgebildet, einzelne Druckköpfe 20, vorzugsweise einzelne Gruppen von Druckdüsen 21, besonders bevorzugt einzelne Druckdüsen 21 zum Aufbringen des Beschichtungsstoffes entsprechend der benötigten Anpassung der Menge des Beschichtungsstoffes anzusteuern. Beispielsweise können dazu einzelne Druckdüsen 21 hinsichtlich der durch sie ausgestoßenen Tropfengröße variabel angesteuert werden.
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Das in 1 abgebildete Drucksystem 1 weist vorzugsweise ein nicht dargestelltes Einzugswerk auf, mit welchem der Aufzeichnungsträger 4 zunächst der Primer-Inkjet-Station 2 und anschließend der Tinten-Inkjet-Station 6 zugeführt wird. Es kann ferner ein nicht dargestelltes Abzugswerk im Nachlauf des Sensors 10 zum Abtransport des bedruckten Aufzeichnungsträgers vorgesehen sein.
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2 zeigt ein Blockdiagramm eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Es handelt sich dabei um ein Verfahren zum automatischen Anpassen einer bei dem Bedrucken eines Aufzeichnungsträgers aufgebrachten Menge eines Beschichtungsstoffes in einem Drucksystem, insbesondere in einem Inkjet-Drucksystem.
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Gemäß einem ersten Schritt S1 des Verfahrens wird ein Druckbereich 3 eines Aufzeichnungsträgers 4 durch Inkjet-Bedrucken mit dem Beschichtungsstoff 5 bedruckt (siehe 3A, Details dazu später). Als Beschichtungsstoff 5 wird im Falle eines späteren Inkjet-Drucks der zu druckenden Farben vorzugsweise ein Primer aufgebracht, welcher die Haftung der Farbpartikel der im Nachgang aufgebrachten farbigen Tinte verbessert bzw. ein Ausflocken der Farbe hervorruft, sodass diese auf dem Aufzeichnungsträger 4 direkt haftet. Es wird dazu mit einem oder mehreren über die Breite des Druckbereichs 3 angeordneten Inkjet-Druckköpfen 20, welche jeweils eine Vielzahl von, insbesondere individuell ansteuerbaren, Druckdüsen 21 enthalten ein zunächst gleichmäßiger Auftrag des Beschichtungsstoffes 5 aufgedruckt. Die lokale Menge des aufgebrachten Beschichtungsstoffes 5, d.h. die an einzelnen Druckköpfen 20 oder einzelnen Druckdüsen 21 ausgestoßene Menge, kann jedoch individuell durch das Verfahren angepasst werden. Dies ist zum einen bei unterschiedlichen Aufzeichnungsträgern notwendig, kann aber auch durch Schwankungen von Eigenschaften eines Aufzeichnungsträgers über dessen Breite oder Länge bedingt vorteilhaft sein.
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Ein zweiter Schritt S2 umfasst das Aufdrucken einer ersten Farbe 7 über die Breite des mit dem Beschichtungsstoff 5 bedruckten Druckbereichs 3 des Aufzeichnungsträgers 4 (siehe 3B, Details dazu später). Dies wird beispielsweise mit einer herkömmlichen Tinten-Inkjet-Station 6 vorgenommen. Es wird dabei vorzugsweise eine durchgehende Fläche der ersten Farbe 7 aufgedruckt. Vorzugsweise handelt es sich somit um ein flächiges Aufdrucken der ersten Farbe 7 über die Breite des Druckbereichs 3.
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Gemäß einer Ausführungsform wird die erste Farbe über eine vorbestimmte Länge und über die gesamte Breite des mit dem Beschichtungsstoff bedruckten Druckbereichs des Aufzeichnungsträgers aufgedruckt.
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Ein weiterer Schritt S3 des Verfahrens umfasst das Aufdrucken eines regelmäßigen Druckbildes 8 einer zweiten Farbe 9 auf die erste Farbe 7. Sofern eine Tinten-Inkjet-Station 6 zum Aufdrucken der Farben 7, 9 eingesetzt ist, wird auch die zweite Farbe 9 mittels Inkjet-Druck aufgedruckt.
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Insbesondere handelt es sich bei dem regelmäßigen Druckbild 8 der zweiten Farbe 9 um ein Aufdrucken der zweiten Farbe 9 über die Breite des Druckbereichs 3 auf die erste Farbe 7. Beispielsweise kann das regelmäßige Druckbild 8 vollständig auf der flächig aufgedruckten ersten Farbe 7 aufgedruckt sein. Denkbar wäre auch ein teilweiser Überlapp der ersten und zweiten Farben 7, 9.
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Vorzugsweise wird die erste Farbe 7 mit einem hohen Kontrast zu der zweiten Farbe 9 gewählt und vorgesehen. Ein hoher Kontrast der Farben 7, 9 erleichtert die spätere Analyse des Bleedingverhaltens.
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Das regelmäßige Druckbild 8 weist gemäß einer Ausführungsform zumindest eine über die Breite, vorzugsweise die vollständige Breite, des Druckbereichs 3 durchgehende oder regelmäßig wiederkehrende Kante zwischen der ersten und der zweiten Farbe 7, 9 auf. Eine derartige Kante erlaubt die Analyse des Bleedingverhaltens unter gleichen Voraussetzungen über die gesamte Breite des Druckbereichs 3.
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Gemäß einer Ausführungsform wird das regelmäßige Druckbild 8 der zweiten Farbe 9 in Form eines regelmäßigen Musters auf die erste Farbe aufgedruckt. Insbesondere kann es sich um ein regelmäßiges Muster dünner Linien handeln. Dieses kann unterschiedlichste Ausgestaltungen aufweisen, beispielsweise eine Mehrzahl paralleler oder eine Mehrzahl sich kreuzenden Linien. Vorteilhaft lässt sich anhand dünner Linien das Bleedingverhalten besonders gut analysieren.
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Gemäß einer Weiterbildung wird das regelmäßige Muster in Form eines regelmäßigen Gitters dünner Linien vorgesehen (siehe dazu beispielsweise 3D). Dies erlaubt vorteilhaft nicht nur die Untersuchung einzelner Linien, sondern auch Untersuchungen der Farbabweichung. Ein derartiges Gitter erzeugt einen Gesamtfarbeindruck, welcher mit üblichen Messmethoden, zum Beispiel Farbspektroskopie, zur Bestimmung der Farbabweichung, beispielsweise eines Delta E Wertes, messbar ist. Tritt nun Bleeding auf, so führt dies zu einer Farbabweichung zu einem Druckbild ohne Bleeding. Handelt es sich beispielsweise bei der ersten Farbe um eine helle Farbe, insbesondere gelb, und bei der zweiten Farbe um eine dunkle Farbe, insbesondere schwarz, so würde der Gesamtfarbeindruck durch das Bleeding dunkler, sodass eine messbare Farbabweichung entsteht.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform werden die dünnen Linien in Form einer Einpunktlinie aufgedruckt. Somit handelt es sich um die dünnste druckbare Linie, was vorteilhaft eine maximale Genauigkeit bei der Analyse des Bleedingverhaltens erlaubt.
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Ein weiterer Schritt S4 des Verfahrens umfasst ein sensorisches Erfassen des bedruckten Druckbereichs 3. Bei dem sensorischen Erfassen kann es sich um unterschiedlichste zum Erfassen eines Druckbereichs 3 geeignete sensorische Verfahren handeln.
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Bei einer Ausführungsform wird das sensorische Erfassen des gedruckten Druckbildes mittels einer in das Drucksystem 1 integrierten, auf den Aufzeichnungsträger 4 gerichteten Kamera vorgenommen, die in diesem Fall den Sensor 10 darstellt. Es handelt sich dabei insbesondere um ein sogenanntes Inline-System bzw. eine sogenannte Inline-Kamera oder ILS-Kamera, welche in das Drucksystem 1 integriert ist und einen Teil des in dem Drucksystem 1 vorgesehenen Regelkreises zum automatischen Anpassen der Menge des Beschichtungsstoffes 5 darstellt.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform umfasst das Erfassen des bedruckten Druckbereichs 3 eine Messung einer Farbabweichung im Bereich des regelmäßigen Druckbildes 8, insbesondere eines regelmäßigen Musters, der zweiten Farbe 9. Dies kann beispielsweise mittels einer sogenannten Delta E Messung mittels fachüblicher Farbspektroskopie vorgenommen werden.
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Ein weiterer Schritt S5 des Verfahrens umfasst das Analysieren S5 des lokalen Bleedingverhaltens der ersten und zweiten Farben 7, 9 anhand der sensorischen Erfassung.
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Das Analysieren kann bei einer Ausführungsform über eine Bestimmung einer Farbabweichung, insbesondere einer Bestimmung eines Delta E Wertes, vorgenommen werden. In letzterem Fall umfasst das Analysieren des Bleedingverhaltens einen Abgleich der Farbabweichung, insbesondere eines gemessenen Delta E Wertes, mit einem vorbestimmten Sollwert und/oder vorbestimmten Toleranzen der Farbabweichung.
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Sofern zumindest eine durchgehende oder wiederkehrende Kante zwischen der ersten und zweiten Farbe vorgesehen ist, kann das Bleedingverhalten der ersten und zweiten Farben entlang der Kante analysiert werden. Das Analysieren des Bleedingverhaltens kann in diesem Fall eine Beurteilung der Kantenglätte und/oder Kantenschärfe der Kante, insbesondere in Form eines Abgleichs mit vorbestimmten Sollwerten und/oder Toleranzen, umfassen. Beispielsweise wird dies anhand einer Messung der Dicke von Linien der zweiten Farbe oder anhand einer Messung einer Kantenglätte und/oder Kantenschärfe der zwischen der ersten und zweiten Farbe vorhandenen Kante vorgenommen, worauf in Bezug auf 7 bis 9 näher eingegangen wird.
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Des Weiteren umfasst das Verfahren einen Schritt S6 des lokalen Anpassens der aufgedruckten Menge des Beschichtungsstoffes 5 in von Bleeding betroffenen Abschnitten des Druckbereichs 3.
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Gemäß einer Ausführungsform umfasst das lokale Anpassen der aufgedruckten Menge des Beschichtungsstoffes 5 eine Ansteuerung einzelner Inkjet-Druckköpfe 20, bevorzugt einzelner Gruppen von Inkjet-Druckdüsen 21 oder besonders bevorzugt einzelner Inkjet-Druckdüsen 21 zum lokalen Aufbringen der angepassten Menge des Beschichtungsstoffes 5 wie beispielswiese in 10 abgebildet ist. Somit ist eine genaue lokale Anpassung ermöglicht. Beispielsweise können dazu die zur lokalen Anpassung der aufgedruckten Menge des Beschichtungsstoffes anzupassenden Inkjet-Druckköpfe, Gruppen von Inkjet-Druckdüsen oder einzelnen Inkjet-Druckdüsen anhand einer Position der von Bleeding betroffenen Abschnitte der Breite des Druckbereichs 3 identifiziert und/oder individuell zur Anpassung angesteuert werden.
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Das gesamte Verfahren läuft vorzugsweise während eines regulären Druckvorgangs ab. Insbesondere wird das Aufdrucken der ersten und zweiten Farbe 7, 9 während eines regulären Druckvorgangs vorgenommen. Die erste und die zweite Farbe 7, 9 können dazu beispielsweise im Zuge eines routinemäßigen Druckens eines Regenerations-Druckbildes bzw. von Refreshlines aufgebracht werden. Denkbar ist auch, den Druck der ersten und zweiten Farbe 7, 9 integriert mit den Refreshlines bzw. als oder in Form von Refreshlines vorzusehen. Eine weitere Möglichkeit besteht in einem Druck der ersten und zweiten Farben 7, 9 an einem zum Verschnitt vorgesehenen Rand, insbesondere einem sich über die Breite des Druckbereichs erstreckenden Rand, des Aufzeichnungsträgers.
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3A bis 3D zeigen verschiedene Zustände des Aufzeichnungsträgers 4 gemäß einem Ausführungsbeispiel des Verfahrens.
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3A zeigt schematisch einen Aufzeichnungsträger 4 im unbedruckten Zustand. Beispielsweise kann es sich dabei um einen Papierbogen handeln. Es kann sich jedoch ebenso um eine Bahn oder Rolle eines Aufzeichnungsträgers 4, beispielsweise eine Papierbahn oder Papierrolle, handeln. Es kommen dafür unterschiedlichste Papierarten, beispielsweise glänzende oder matte Papierarten, sowie unterschiedlichste andere als Aufzeichnungsträger geeignete Substrate, beispielsweise auch Folien aus Kunststoff und/oder Metall, insbesondere Aluminium, oder Rollen, Bahnen oder Bögen enthaltend Karton, Verbundwerkstoffe, oder dergleichen infrage.
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3B zeigt den Aufzeichnungsträger 4 mit darauf aufgebrachtem Beschichtungsstoff 5 beispielsweise nach Schritt S1. Insbesondere handelt es sich bei dem Beschichtungsstoff 5 um einen sogenannten Primer. Dieser kann beispielsweise als eine wässrige Salzlösung vorgesehen sein, welche mit der farbigen Tinte der Tinten-Inkjet-Station 6 reagiert und ein Ausflocken der Farbe bewirkt, sodass diese an dem Aufzeichnungsträger 4 direkt beim Aufdrucken haftet.
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Ein derartiger Primer ist in der Regel farblos bzw. im aufgedruckten Zustand auf dem Aufzeichnungsträger nicht sichtbar bzw. erkennbar. Auf diese Weise wird das Druckbild nicht negativ beeinflusst.
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Das Bedrucken des Aufzeichnungsträgers 4 mit dem Beschichtungsstoff 5 wird in der Primer-Inkjet-Station 2 vorgenommen. Vorzugsweise handelt es sich dabei um einen durchlaufenden Prozess, wobei der Beschichtungsstoff 5 über die Breite des Aufzeichnungsträgers 4 gleichmäßig aufgetragen wird und der Aufzeichnungsträger 4 mit einem regelmäßigen Vorschub gefördert wird, wie in 1 mit dem Pfeil v eingezeichnet.
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In 3B ist der an sich nicht sichtbare Beschichtungsstoff 5 lediglich mit auf den Aufzeichnungsträger 4 aufgebrachten Punkten schematisch dargestellt. Der Beschichtungsstoff 5 kann dabei flächig, vorzugsweise vollflächig über den gesamten Druckbereich 3, auf den Aufzeichnungsträger 4 aufgetragen werden.
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3C zeigt den Aufzeichnungsträger 4 mit auf dem Beschichtungsstoff 5 aufgedruckter erster Farbe 7, wie beispielsweise nach Schritt S2 in 2.
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Rein schematisch und beispielhaft ist die erste Farbe 7 hier ebenfalls vollflächig auf den Aufzeichnungsträger 4 aufgedruckt dargestellt. Es kann sich jedoch auch um einen lediglich über eine vorbestimmte Länge (in Druck- bzw. Vorschubrichtung) und über die gesamte Breite des Aufzeichnungsträgers 4 flächig aufgedruckten Bereich der ersten Farbe 7 handeln. Denkbar wäre auch, die erste Farbe 7 lediglich als eine Linie, vorzugsweise eine vergleichsweise dicke Linie mit einer Stärke von zumindest mehreren Punkten, aufzubringen. In diesem Fall müsste die Stärke ausreichend gewählt werden, sodass zumindest ein Überlapp mit der dünnen Linie der zweiten Farbe 9 ermöglicht ist.
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3D zeigt den Aufzeichnungsträger 4 mit der auf der ersten Farbe 7 aufgedruckten zweiten Farbe 9. Beispielhaft ist die zweite Farbe 9 hier in Form von gitterförmig angeordneten dünnen Linien aufgebracht. Vorzugsweise handelt es sich dabei um Einpunktlinien, d.h. Linien mit einer Stärke von lediglich einem Bildpunkt, was die an am dünnsten druckbare Linienstärke darstellt, wie beispielsweise nach Schritt S3 in 2.
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4 zeigt eine beispielhafte sensorische Erfassung eines Abschnitts 19 des bedruckten Druckbereichs 3 mit einer zu geringen Menge eines Beschichtungsstoffes 5.
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Die Erfassung ist hier in Form einer Bildaufnahme vorgesehen. Andere Arten der sensorischen Erfassung sind jedoch möglich. Typischerweise wird die Bildaufnahme zeilenweise erfasst und anschließend zu einer 2D-Aufnahme zusammengesetzt.
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Dargestellt sind Bereiche erster Farbe 7 und zweiter Farbe 9, welche massiv ineinander verflossen sind. Dieses Ineinanderfließen der Farben, welches gemeinhin als Bleeding bezeichnet wird, gilt es zur Herstellung einer hohen Druckqualität zu vermeiden.
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Ursächlich für das Bleeding ist eine zu geringe Menge Beschichtungsstoff bzw. Primermenge auf dem Aufzeichnungsträger. Dementsprechend haften die erste und die zweite Farbe 7, 9 nicht auf dem Aufzeichnungsträger und laufen durch Kapillareffekte ineinander.
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5 zeigt eine beispielhafte sensorische Erfassung eines Abschnitts des Druckbereichs mit einer passenden Menge eines Beschichtungsstoffes. Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu erhalten, ist ein bestimmtes Maß an Ineinanderfließen der einzelnen Druckpunkte erwünscht, wie in 5 erkennbar ist. Die einzelnen Punkte des Gitters 9 verschmelzen zu einer geschlossenen Linie.
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Unschwer erkennbar ist hier eine wesentlich schärfere Abgrenzung der Bereiche erster Farbe 7 und zweiter Farbe 9 erkennbar. Die mit der zweiten Farbe 9 aufgebrachten Linien weisen eine im Vergleich zu 4 deutlich gleichmäßigere Linienbreite und Form auf.
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Durch eine ausreichende Menge von Beschichtungsstoff bzw. Primer haften die erste und die zweite Farbe 7, 9 hier direkt nach dem Aufdrucken an dem Aufzeichnungsträger, sodass es nicht zu dem Effekt des Bleedings wie in 4 kommt.
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6 zeigt eine beispielhafte sensorische Erfassung eines Abschnitts des Druckbereichs mit einer zu hohen Menge eines Beschichtungsstoffes. Dies führt dazu, dass die einzelnen Punkte der zweiten Farbe 9 nicht mehr ineinanderfließen können, sodass die einzelnen Punkte im Druckbild nun sichtbar sind.
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In 6 ist gut zu erkennen, dass die Linien der zweiten Farbe 9 nicht durchgehend sind und eine Vielzahl von Punkten aufweisen.
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Tritt ein derartiges Druckbild auf, muss die Menge des Beschichtungsstoffes zur Herstellung einer hohen Druckqualität reduziert werden. In der Praxis wird dieser Fall eher selten auftreten, da die Beschichtungsstoff-Menge normalerweise in einem unteren Bereich des Parameterfensters bemessen wird, um ein wirtschaftliches Drucken zu ermöglichen und den Beschichtungsstoff-Verbrauch möglichst gering zu halten.
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Die Analyse des Bleedingverhaltens kann insbesondere anhand einer Beurteilung der aufgedruckten Linien der zweiten Farbe 9 vorgenommen werden. Auch eine Analyse anhand auf gedruckter Kanten ist denkbar.
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Für die Beurteilung von Linien existieren verschiedenste Kriterien, unter anderem die Linienbreite, die Kantenglätte und die Kantenschärfe. Für Kanten kommen die Beurteilung von Kantenglätte und Kantenschärfe infrage.
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7 zeigt eine beispielhafte Analyse einer lokalen Linienbreite.
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Für die Ermittlung der Linienbreite, auch als Strichstärke bezeichnet, wird die stärkste Änderung der Helligkeit an beiden Kanten der Linie ermittelt. Dies wird vorzugsweise anhand der sogenannten Gradientenmethode für die Übergänge der ersten Farbe zu der zweiten Farbe vorgenommen.
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Dazu werden zunächst mittels Bildverarbeitung Gradientenkonturen 13 identifiziert und ein Abstand zwischen den Gradientenkonturen 13 gemessen. Der Abstand 14 der beiden Gradientenkonturen 13 stellt die Linienbreite dar.
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Das Messprinzip erfolgt insbesondere in Anlehnung an den Entwurf der ISO 13660 „Measurement of Image Quality Attributes for Hardcopy Output“; Abschnitt 6.3 „Line Width“.
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Übersteigt die gemessene Linienbreite einen vorbestimmten Wert (je nach Druckauflösung, Art des Aufzeichnungsträgers und verwendetem Primer bei einer Einpunktlinie z. B. 50 µm, 100 µm oder 200 µm), lässt dies einen Rückschluss auf lokal auftretendes Bleeding zu.
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8 zeigt eine beispielhafte Analyse einer lokalen Kantenglätte.
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Dazu wird zunächst die Position einer idealen Kante 15 ermittelt, wobei die stärkste Änderung der Helligkeit gemäß der Gradientenmethode für den Übergang von der ersten Farbe 7 zudem mit der zweiten Farbe 9 gedruckten Linienelement ermittelt wird.
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Die mittlere absolute Abweichung der realen Geometrie 16 zu der idealen Kante 15 beschreibt die Kantenglätte.
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Die Bewertung erfolgt insbesondere in Anlehnung an ISO 13660 „Information Technology - Office Equipment - Measurement of image quality attributes for hardcopy output - Binary monochrome text and graphic images“.
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Übersteigt die gemessene lokale Kantenglätte einen vorbestimmten Wert (z. B. je nach Aufzeichnungsträger und verwendetem Primer 20 µm, 50 µm oder 100 µm), lässt dies einen Rückschluss auf lokal auftretendes Bleeding zu.
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9 zeigt eine beispielhafte Analyse einer lokalen Kantenschärfe.
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Für die Ermittlung der Kantenschärfe werden zunächst eine 20%- Schwellwertkontur 16 und eine 80%-Schwellwertkontur 17 der jeweiligen Kante für den Übergang vom von der ersten Farbe 7 zu dem mit der zweiten Farbe 9 gedruckten Linienelement ermittelt.
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Zur Ermittlung der Schwellwertkonturen 16, 17 werden die Reflexionswerte, d. h. ein Reflexionsfaktor (auch Reflexionskoeffizient genannt) der ersten Farbe 7 und der zweiten Farbe 9 ermittelt.
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Da die erste Farbe hier eine helle Farbe ist, stellt der Reflexionswert der ersten Farbe einen höchsten Reflexionsfaktor (auch Reflexionskoeffizient genannt) Rmax dar. Die zweite Farbe ist vorzugsweise eine dunkle Farbe bzw. Schwarz und weist somit einen minimalen Reflexionsfaktor Rmin auf. Die Reflexionsfaktoren können beispielsweise aus einer Herstellerangabe entnommen oder mit handelsüblichen Spektralphotometern gemessen werden.
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Der 20%- -Schwellwert (Th20) bzw. der 80%-Schwellwert (Th80) werden dann wie folgt berechnet:
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Die dem 20%- -Schwellwert Th20 und dem 80%- -Schwellwert Th80 zugehörigen Schwellwertkonturen 16 und 17 werden an der Stelle der den jeweiligen Wert aufweisenden mittleren Reflexion gesetzt. Der Abstand 18 zwischen der 20%- Schwellwertkontur 16 und der 80%-Schwellwertkontur 17 stellt dann die Kantenschärfe der jeweiligen Kante dar.
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Diese Bewertung erfolgt insbesondere in Anlehnung an ISO 13660 „Information Technology - Office Equipment - Measurement of image quality attributes for hardcopy output - Binary monochrome text and graphic images“.
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Übersteigt die gemessene lokale Kantenschärfe einen vorbestimmten Wert (z. B. je nach Aufzeichnungsträger und verwendetem Primer 20 µm, 50 µm oder 100 µm), lässt dies einen Rückschluss auf lokal auftretendes Bleeding zu.
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Eine weitere Möglichkeit der Bestimmung des Bleedingverhaltens stellt Analyse einer Farbabweichung, eine sogenannte Delta E-Betrachtung, im Bereich des aufgedruckten Musters der zweiten Farbe dar.
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Delta E, oft als dE oder ΔE geschrieben, ist ein Maß für den empfundenen Farbabstand. Jeder real auftretenden Farbe, auch jeder von einem Geräte abgegebenen oder gemessenen Farbe, lässt sich in einem dreidimensionalen Raum ein Farbort zuordnen. Der Wert von Delta E zwischen den Farborten L * ,a * ,b * p und L * ,a * ,b * v wird nach ISO 12647 und ISO 13655 als euklidischer Abstand berechnet:
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Zur Bewertung von Farbabweichungen ΔE (Farbdifferenzen ΔE) als euklidischer Abstand der L*a*b*-Werte oder aus den Polarkoordinaten L*C*h* wird üblicherweise die in der folgenden Tabelle benannte Beurteilung angegeben.
ΔE Bewertung | |
0,0 ... 0,5 | kein bis fast kein Unterschied |
0,5 ... 1,0 | Unterschied kann für das geübte Auge bemerkbar sein |
1,0 ... 2,0 | merklicher Farbunterschied |
2,0 ... 4,0 | wahrgenommener Farbunterschied |
4,0 ... 5,0 | wesentlicher Farbunterschied, der selten toleriert wird |
oberhalb 5,0 | die Differenz wird als andere Farbe bewertet |
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Tritt Bleeding auf, so führt dies zu einer Farbabweichung von einem Druckbild ohne Bleeding. Handelt es sich beispielsweise bei der ersten Farbe um gelb und bei der zweiten Farbe um schwarz, so würde der Gesamtfarbeindruck durch das Bleeding im Vergleich deutlich dunkler, sodass eine messbare Farbabweichung entsteht.
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Beispielsweise kann eine lokale Farbabweichung in einem vorbestimmten Bereich (beispielsweise >0,5 ΔE, > 1 ΔE oder > 1,5 ΔE) einen Rückschluss auf ein lokal auftretendes Bleeding zwischen der ersten und zweiten Farbe zulassen.
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10 zeigt eine schematische Darstellung einer Primer-Inkjet-Station 2.
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Dargestellt ist hier eine schematische Draufsicht auf die sogenannte Nozzle- bzw. Druckdüsenplatte, welche an einer dem Aufzeichnungsträger zugewandten Seite der Primer-Inkjet-Station 2 vorgesehen ist.
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In der Primer-Inkj et-Station 2 sind hier rein beispielhaft fünf nebeneinander angeordnete Druckköpfe 20 vorgesehen. Selbstverständlich kann die Anzahl der Druckköpfe 20 je nach deren Größe und je nach Breite des Druckbereichs 3 variieren. Denkbar wäre auch, lediglich einen einzelnen Druckkopf 20 mit der benötigten Breite vorzusehen bzw. die Primer-Inkjet-Station 2 als einen einzelnen sich über die gesamte Breite des Druckbereichs 3 erstreckenden Druckkopf auszubilden.
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Jeder der Druckköpfe 20 weist eine Vielzahl von Druckdüsen 21 auf.
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Rein zur verbesserten Anschaulichkeit sind in der Darstellung der 10 an jedem der Druckköpfe 20 lediglich neun Druckdüsen 21 dargestellt, welche in zwei Reihen nebeneinander und zueinander versetzt angeordnet sind. In einem tatsächlichen Druckkopf sind üblicherweise eine sehr viel höhere Anzahl von Druckdüsen 21 vorgesehen, welche im Vergleich zur Größe des Druckkopfes sehr viel kleinere Dimensionen aufweisen. Dabei sind unterschiedlichste Anordnungen der Druckdüsen möglich. Die Dimensionen sowie die Anzahl und Art der Anordnung der Druckdüsen 21 sind vielfältig variierbar.
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Insbesondere ist zum Einsatz in der Primer-Inkjet-Station 2 ein herkömmlicher Inkjet-Druckkopf 20 einsetzbar. Dieser kann beispielsweise vor einem Einsatz in der Primer-Inkjet-Station 2 gründlich gespült werden, um etwaige bei der industriellen Qualitätssicherung verwendete Tinten rückstandslos zu entfernen. Dies ist vorteilhaft, da ansonsten durch den Beschichtungsstoff 5 ein Ausflocken eines Tintenrückstandes in der Druckdüse 21 hervorgerufen werden könnte, was einen direkten Ausfall der Düse zur Folge hätte.
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Ein Abstand der Druckdüsen 21 zueinander hängt insbesondere von der Art der eingesetzten Druckköpfe 20 ab, welche wiederum die mit der Primer-Inkjet-Station 2 druckbare Auflösung bestimmen. Bei einer beispielhaften Ausführungsform kann die Primer-Inkjet-Station 2 mit einer Auflösung von 600 dpi ausgebildet sein. Dies entspricht einem Abstand zweier Druckdüsen von etwa 42,3 µm. Selbstverständlich ist der Druckdüsenabstand abhängig von der gewünschten Auflösung variierbar bzw. skalierbar. Beispielhaft läge der Druckdüsenabstand mit einer Auflösung von 300 dpi dann bei 84,6 µm.
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Obwohl die vorliegende Erfindung anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele vorstehend vollständig beschrieben wurde, ist sie darauf nicht beschränkt, sondern auf vielfältige Art und Weise modifizierbar.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Drucksystem
- 2
- Primer-Inkj et-Station
- 3
- Druckbereich
- 4
- Aufzeichnungsträger
- 5
- Beschichtungsstoff
- 6
- Tinten-Inkjet Station
- 7
- erste Farbe
- 8
- Druckbild
- 9
- zweite Farbe
- 10
- Sensor
- 11
- Steuereinrichtung
- 12
- sensorische Erfassung
- 13
- Gradientenkontur
- 14
- Abstand
- 15
- ideale Kante
- 16
- 20%-Schwellwertkontur
- 17
- 80%-Schwellwertkontur
- 18
- Abstand
- 19
- Abschnitt
- 20
- Druckkopf
- 21
- Druckdüse
- S1-S6
- Schritte
- v
- Vorschub