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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur automatisierten Qualitätskontrolle bei der Serienherstellung von Blechformteilen, wobei es sich insbesondere um Tiefziehteile handelt.
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Die Erfindung betrifft ferner eine Anlage bzw. Vorrichtung zur Serienherstellung von Blechformteilen bzw. Tiefziehteilen.
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Ein Blechformteil und insbesondere Tiefziehteil wird in einem einstufigen oder mehrstufigen Prozess durch Umformen und insbesondere Tiefziehen einer Blechplatine hergestellt. Die automatisierte Serienherstellung von Blechformteilen kann taktgebunden in einer Presse durch einstufiges Umformen zugeführter Blechplatinen oder in einer Pressenstraße (oder auch Großteilstufenpresse oder dergleichen) durch mehrstufiges Umformen zugeführter Blechplatinen erfolgen.
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Blechformteile können herstellungsbedingte Fehler aufweisen, wie bspw. Falten, Reißer, Materialausdünnungen, Einfallstellen, Nachlaufkanten, Geometrieabweichungen und dergleichen. Das Nicht-Vorhandensein solcher Fehler ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Blechformteilen. Die Qualität von in Serie hergestellten Blechformteilen (nachfolgend auch als Blechformteilqualität bezeichnet) kann am Pressen- oder Pressenstraßenauslauf manuell überwacht werden. Ferner können in vorgegebenen Abständen einzelne Blechformteile kontrolliert bzw. überprüft werden (bspw. im Rahmen einer so genannten Stundenteileprüfung). Bei Fehlererkennung kann dann eine Rückmeldung an den Pressenbediener erfolgen.
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Aus der
DE 10 2007 060 278 A1 sind eine Vorrichtung und ein Verfahren für die akustische Qualitätsprüfung von Blechteilen bekannt. Die zu prüfenden Blechteile werden von einer Pressenstraße kommend einer Prüfvorrichtung taktgebunden zugeführt, wo diese zum Schwingen angeregt werden und anschließend diese Schwingungen als Schallkurve aufgezeichnet werden. Eine Auswerteeinheit vergleicht den aufgezeichneten Schallverlauf mit einer Referenzkurve.
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In der
DE 10 2012 100 096 A1 sind ein Verfahren zur akustischen Qualitätskontrolle von Tiefziehteilen sowie ein Umformwerkzeug zur Durchführung des Verfahrens beschrieben. Beim Umformen einer Blechplatine wird das bei Rissbildung oder Einschnürung erzeugte Körperschallsignal mittels am Umformwerkzeug angeordnetem Körperschallsensor detektiert und in einer Auswerteinheit ausgewertet. Hierdurch entsteht der Vorteil einer direkt in die Herstellung integrierten Prüfung, so dass kein zusätzlicher Prüfplatz erforderlich ist.
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Ein mit dem Stand der Technik einhergehender Nachteil ist darin zu sehen, dass die vorbekannten Vorrichtungen und Verfahren zur automatisierten Qualitätskontrolle bei der Serienherstellung von Blechformteilen nur für bestimmte Fehlerarten, nämlich Reißer und Einschnürungen, geeignet sind. Ein weiterer mit dem Stand der Technik einhergehender Nachteil ist darin zu sehen, dass Fehler erst nach ihrem Auftreten erkannt werden.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren für die automatisierte Qualitätskontrolle bei der Serienherstellung von Blechformteilen anzugeben, das wenigstens einen mit dem Stand der Technik einhergehenden Nachteil nicht oder zumindest nur in einem verminderten Umfang aufweist.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein erfindungsgemäßes Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
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Mit einem nebengeordneten Anspruch erstreckt sich die Lösung der Aufgabe auch auf eine Anlage zur Serienherstellung von Blechformteilen, die Einrichtungen zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst und bei der somit eine integrierte automatisierte Qualitätskontrolle ermöglicht ist.
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Bevorzugte Weiterbildungen und Ausgestaltungen ergeben sich analog für beide Erfindungsgegenstände sowohl aus den abhängigen Ansprüchen als auch aus den nachfolgenden Erläuterungen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur automatisierten Qualitätskontrolle bzw. Qualitätsüberwachung bei der Serienherstellung von Blechformteilen umfasst die folgenden, insbesondere im Wesentlichen automatisiert ausgeführten, Schritte:
- – lokales Markieren wenigstens einer Blechplatine (d. h. vor dem Umformen), wobei in wenigstens einem bestimmten Platinenbereich, der einem kritischen Blechformteilbereich entspricht, wenigstens eine Markierung aufgebracht wird;
- – optisches Erfassen der wenigstens einen beim Umformen verformten bzw. veränderten Markierung am hergestellten Blechformteil (d. h. nach dem Umformen) mittels Kameraeinrichtung; und
- – Ermitteln von Informationen zur Blechformteilqualität des betreffenden Blechformteils durch eine mittels Computereinrichtung durchgeführte (automatische) Auswertung der erfassten veränderten Markierung.
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Die Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens können teilautomatisiert oder vollautomatisiert ausgeführt werden. Die erfindungsgemäße Qualitätskontrolle ist somit objektiv, da diese weitgehend frei von manuellen Tätigkeiten und unabhängig von subjektiven Einflüssen erfolgen kann. Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich, insbesondere im Vergleich zu den aus dem Stand der Technik bekannten Vorgehensweisen, durch einen geringen bzw. reduzierten Gesamtaufwand aus.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren handelt es um ein optisches Verfahren zur Qualitätskontrolle. Das erfindungsgemäße Verfahren ist in die Serienherstellung, d. h. in den laufenden Produktions- bzw. Herstellprozess, der Blechformteile, wobei es sich vorzugsweise um Tiefziehteile, insbesondere für den Fahrzeug-Karosseriebau, handelt, integrierbar. Dementsprechend kann das erfindungsgemäße Verfahren auch als Inline-Verfahren zur automatisierten Qualitätskontrolle bezeichnet werden.
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Die erfindungsgemäße Qualitätskontrolle erfolgt in kritischen Blechformteilbereichen (d. h. in wenigstens einem kritischen Blechformteilbereich), in denen bekanntermaßen Fehler der eingangs genannten Art auftreten können (d. h. Falten, Reißer, Materialausdünnungen, Einfallstellen, Nachlaufkanten, Geometrieabweichungen und dergleichen). Hierzu wird vor dem Umformen in wenigstens einem entsprechenden Platinenbereich (der bspw. durch Abwicklung oder Simulation bestimmbar ist) der verwendeten Blechplatine wenigstens eine Markierung aufgebracht, was auch als Markieren der Blechplatine bezeichnet werden kann. Ein entsprechender Platinenbereich ist ein mit einem kritischen Blechformteilbereich übereinstimmender Bereich auf dem noch unverformten Blechmaterial. Die durch das Umformen veränderte Markierung (die Veränderung kann sich bspw. auf die Form, Lage und/oder Ausrichtung der Markierung beziehen) wird nach dem Umformen optisch erfasst, was mit Hilfe wenigstens einer Kameraeinrichtung erfolgt, und dann mittels Computereinrichtung und entsprechender Software ausgewertet. Diese Auswertung kann einen Vergleich der erfassten veränderten Markierung mit der unverformten bzw. ursprünglichen Markierung umfassen. Sowohl das Aufbringen der Markierung vor dem Umformen als auch das Erfassen und Auswerten nach dem Umformen kann rasch (d. h. in kürzester Zeit) erfolgen, weswegen das erfindungsgemäße Verfahren auch für eine kurzgetaktete Serienherstellung von Blechformteilen geeignet ist.
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Eine Markierung kann ein einzelnes Markierungselement, wie bspw. eine Linie, einen Kreis oder dergleichen aufweisen. Bevorzugt umfasst eine Markierung mehrere Markierungselemente, die ein Markierungsmuster bilden. Ein Markierungsmuster umfasst somit mehrere, sich gegebenenfalls auch berührende oder kreuzende, Markierungselemente. An einem Blechformteil können mehrere kritische Blechformteilbereiche automatisch überprüft werden, wobei sich die in den verschiedenen bestimmten Platinenbereichen aufgebrachten Markierungen hinsichtlich ihrer Flächengröße und/oder Markierungsmuster unterscheiden können. Die Markierungsmuster können für jeden kritischen Blechformteilbereich individuell festgelegt werden.
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Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Markierung in wenigstens einem Platinenbereich aus zwei parallelen Linien besteht, die insbesondere so aufgebracht sind, dass sich die beim Umformen zu erwartende lokale Hauptformänderungsrichtung (Richtung bzw. Orientierung des größten Formänderungsgrads) im Wesentlichen senkrecht zwischen diesen Linien erstreckt. Bevorzugt weisen die parallelen Linien eine Länge von 5 bis 50 mm und/oder einen Abstand von wenigen Zehntel Millimetern bis zu mehreren Millimetern auf. Ein solches Markierungsmuster kann, insbesondere auch bei bewegter Blechplatine, bspw. mittels Beschriftungslaser, schnell und einfach aufgebracht werden. Ferner können die durch das Umformen veränderten Linien einfach erfasst und ausgewertet werden.
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Durch Auswertung der erfassten veränderten Markierung werden Informationen zur Blechformteilqualität des betreffenden Blechformteils, insbesondere zur lokalen Blechformteilqualität im kritischen Blechformteilbereich, ermittelt, was insbesondere automatisiert erfolgt. Derartige Informationen sind Angaben, mit denen tendenzielle oder auch konkrete Aussagen über die Blechformteilqualität bzw. lokale Blechformteilqualität möglich sind. Bevorzugt ist vorgesehen, dass die ermittelten Informationen zur Blechformteilqualität nur qualitative (d. h. nicht-quantitative) oder relative Aussagen beinhalten. Eine Ermittlung von Umform-Kenngrößen, wie bspw. in der
DE 100 02 684 A1 beschrieben, ist nicht vorgesehen. Die ermittelten Informationen können bspw. eine Aussage darüber enthalten, ob sich die erfasste veränderte Markierung in einem hierfür definierten Toleranzbereich befindet oder ob sich eine durch Vergleich mit der ursprünglichen Markierung ermittelte Veränderung der Markierung innerhalb eines hierfür definierten Toleranzbereichs befindet. Die ermittelten Informationen können gespeichert und, bspw. über einen Montitor, angezeigt und/oder weiterverarbeitet werden.
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Bevorzugt ist vorgesehen, dass aus den ermittelten Informationen zur Blechformteilqualität Aussagen über herstellungsbedingte Fehler und/oder Fehlerrisiken (siehe unten) abgeleitet werden. Dies kann manuell erfolgen, wozu dem an der Presse oder Pressenstraße tätigen Werker oder Pressenbediener die ermittelten Informationen zur Blechformteilqualität, bspw. auf einem Display, angezeigt werden. Fehler und/oder Fehlerrisiken können aus den ermittelten Informationen zur Blechformteilqualität auch automatisch abgeleitet und angezeigt und/oder in den Herstellprozess rückgekoppelt werden (siehe unten).
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Wird aufgrund der ermittelten Informationen wenigstens ein herstellungsbedingter Fehler, wozu insbesondere Einschnürungen und Reißer aber auch Falten, Einfallstellen und/oder Nachlaufkanten gehören können, am Blechformteil erkannt, so kann das betreffende Blechformteil als Ausschussteil oder Nachbearbeitungsteil klassifiziert werden, was manuell oder automatisch erfolgen kann. Bei einem Gutteil kann gegebenenfalls eine Aussage darüber getroffen werden, inwieweit dieses von möglichen herstellungsbedingten Fehlern entfernt ist, so dass zukünftige Fehlerteile noch vor ihrem Auftreten prognostizierbar sind (Erkennen von Fehlerrisiken). Sowohl bei erkannten Fehlern als auch bei prognostizierten Fehlern kann der Herstellprozess für die Serienherstellung der Blechformteile (im Hinblick auf nachfolgende Arbeitstakte) manuell oder automatisch verändert werden, bspw. durch Verändern der Beölungsmenge, Anpassen der Niederhalterkraft beim Umformen und dergleichen. Gegebenenfalls können dem Pressenbediener konkrete Handlungsanweisungen vorgegeben werden, bspw. durch automatische Weiterverarbeitung der ermittelten Informationen. Bei erkannten Fehlerrisiken kann das frühzeitige Einleiten von präventiven Maßnahmen zur Erhaltung der Blechformteilqualität durch Fehlervermeidung erfolgen. Ferner kann eine automatische Rückkopplung auf den Herstellprozess erfolgen (Qualitätsregelkreis), was Gegenstand einer bevorzugten Weiterbildung ist.
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Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Blechformteile taktgebunden in einer Pressenstraße (oder dergleichen), also in einem Presswerk, hergestellt werden, wobei nur einzelne Blechplatinen (bspw. jede zehnte oder jede hunderste) lokal markiert werden. Insbesondere ist vorgesehen, dass jede Blechplatine lokal markiert wird und für jedes hergestellte Blechformteil Informationen zu dessen Blechformteilqualität ermittelt werden. Das Ermitteln der Informationen zu jedem hergestellten Blechformteil erfolgt ebenfalls taktgebunden. Indem jedes hergestellte Blechformteil kontrolliert wird, gelingt eine umfassende bzw. lückenlose Qualitätskontrolle, insbesondere in Form einer permanenten Identifikation von Reißern und/oder Falten. Ferner können schleichende Qualitätsveränderungen besser erfasst werden, so dass hierauf oder auf sich hieraus ergebende bzw. prognostizierte Fehlerrisiken rechtzeitig reagiert werden kann.
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Bevorzugt wird die Markierung mit einem Druckergerät (bspw. einem Farbdrucker oder einem Tampondrucker) oder einem Beschriftungslasergerät auf eine Blechplatine aufgebracht. Beides ermöglicht das schnelle Aufbringen einer abriebfesten Markierung. Eine mittels Beschriftungslaser aufgebrachte Markierung ist permanent und problemlos überlackierbar. Insbesondere ist vorgesehen, dass das Aufbringen wenigstens einer Markierung „on the fly”, d. h. bei bewegter Blechplatine, erfolgt. Ebenso kann das Aufbringen wenigstens einer Markierung in einer Taktpause, also bei unbewegter Blechplatine, erfolgen.
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Die Blechplatinen können in einer der Pressenstraße vorgelagerten Platinenschneidvorrichtung markiert werden, was insbesondere auch taktgebunden erfolgt, wobei die Platinenschneidvorrichtung eine von der Pressenstraße losgelöste Taktung aufweisen kann. Die Platinenschneidvorrichtung kann hierzu wenigstens ein Druckergerät und/oder wenigstens ein Beschriftungslasergerät aufweisen. Es besteht kein zusätzlicher Platzbedarf.
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Das optische Erfassen wenigstens einer beim Umformen veränderten Markierung kann (direkt) am Auslauf der Pressenstraße, bspw. an einem Auslaufband, erfolgen. Es besteht kein zusätzlicher Platzbedarf.
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Wie bereits vorausgehend dargelegt, kann auf Grundlage der ermittelten Informationen zur Blechformteilqualität eine automatische Klassifizierung des betreffenden Blechformteils und insbesondere jedes Blechformteils erfolgen. Mögliche Klassen für die Klassifizierung können sein: Gutteil, Nachbearbeitungsteil oder Ausschussteil. Die hergestellten Blechformteile können anhand ihrer Klasse manuell oder automatisch sortiert werden.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist ein Qualitätsregelkreis vorgesehen, derart, dass auf Grundlage der ermittelten Informationen zur Blechformteilqualität, wenigstens eines Blechformteils und bevorzugt jedes Blechformteils, gegebenenfalls (d. h. beim Erkennen von Fehlern oder Fehlerrisiken) der Herstellprozess für die Serienherstellung der Blechformteile im Hinblick auf nachfolgende Arbeitstakte automatisch verändert wird, um im Weiteren fehlerfreie Blechformteile herzustellen bzw. herstellen zu können. Die ermittelten Informationen zur Blechformteilqualität werden quasi in den Herstellprozess bzw. in die Steuerung des Herstellprozesses rückgekoppelt. Die Rückkopplung erfolgt insbesondere in einem geschlossenen Regelkreis. Dadurch können Fehlerteile und insbesondere Ausschussteile vermieden oder zumindest kann deren Anzahl reduziert werden.
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Die ermittelten Informationen zur Blechformteilqualität können in einer Datenbank bauteilindividuell abgespeichert werden, wozu auf die betreffenden Blechplatinen (insbesondere auf jede Blechplatine) beim Markieren ferner eine individuelle Kennung (bspw. eine Seriennummer, ein Barcode oder dergleichen) aufgebracht wird, die nachfolgend von der Kameraeinrichtung, mit der auch die veränderte Markierung erfasst wird, oder gegebenenfalls auch von einer anderen Kameraeinrichtung oder dergleichen, mit erfasst wird. Bevorzugt wird die Kennung mit dem selben Druckergerät oder Beschriftungslasergerät aufgebracht, mit dem auch die Markierung aufgebracht wird. Die gespeicherten Informationen können einer Qualitätsdokumentation dienen. Ferner können die gespeicherten Informationen auch für Statistiken, weitergehende Auswertungen (bspw. Aufbau von Prozessmodellen) und Optimierungen des Herstellprozesses (modellbasierte Prozessregelung) herangezogen werden. Die gespeicherten Informationen bzw. Daten können auch zur Validierung von Simulationen genutzt werden.
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Eine erfindungsgemäße Anlage bzw. Fertigungsanlage zur Serienherstellung von Blechformteilen mit einer automatisierten Qualitätskontrolle umfasst zumindest folgende Einrichtungen:
- – wenigstens eine Arbeitsstation, in der die Blechformteile durch (taktgebundenes) Umformen zugeführter Blechplatinen hergestellt werden;
- – wenigstens eine Markiereinrichtung, mit der vor dem Umformen lokal in wenigstens einem Platinenbereich eine Markierung auf die betreffenden Blechplatinen, bevorzugt auf jede Blechplatine, aufbringbar ist;
- – wenigstens eine Kameraeinrichtung, mit der nach dem Umformen die veränderten Markierungen auf den hergestellten Blechformteilen, bevorzugt an jedem hergestellten Blechformteil, berührungslos erfassbar sind; und
- – wenigstens eine Computereinrichtung zur Ermittlung von Informationen über die Blechformteilqualität (der betreffenden Blechformteile) durch automatische (im Sinne von nicht-manuelle) Auswertung der erfassten veränderten Markierungen.
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Bevorzugt sind mehrere Arbeitsstationen vorgesehen. Hierbei handelt es sich insbesondere um mit Werkzeugen bestückte Pressen einer Pressenstraße, die mit einer Werkstücktransfereinrichtung verkettet sind. Die Markiereinrichtung kann als separate Markierstation ausgebildet sein. Bevorzugt ist die Markiereinrichtung in eine, insbesondere der Pressenstraße vorgelagerten, Platinenschneidvorrichtung integriert. Besonders bevorzugt umfasst die Markiereinrichtung ein Druckergerät. Insbesondere umfasst die Markiereinrichtung ein Beschriftungslasergerät. Die Kameraeinrichtung ist bevorzugt am Auslauf der Pressenstraße angeordnet. Die zur erfindungsgemäßen Anlage gehörende Computereinrichtung kann ferner der Steuerung der Erfassungseinrichtung und/oder der Markiereinrichtung dienen.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer Figur beispielhaft und in nicht einschränkender Weise näher erläutert. Die in der Figur gezeigten und/oder nachfolgend erläuterten Merkmale können, unabhängig von den gezeigten und/oder erläuterten Merkmalskombinationen, allgemeine Merkmale der Erfindung sein.
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1 zeigt schematisch eine erfindungsgemäße Anlage zur Serienherstellung von Blechformteilen.
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Die insgesamt mit 100 bezeichnete Anlage zur Serienherstellung von Blechformteilen umfasst mehrere Arbeitsstationen 20, 30 und 40, wobei es sich um Pressen handelt, die mit einer nicht dargestellten Werkstücktransfereinrichtung zu einer Pressenstraße verkettet sind (die Anzahl von drei Pressen ist lediglich beispielhaft). In den Arbeitsstationen 20, 30 und 40 werden taktgebunden unterschiedliche Umformoperationen und gegebenenfalls auch Loch- und/oder Schneidoperationen ausgeführt, um fortlaufend aus zugeführten Blechplatinen 11 sukzessive identische Blechformteile 15 herzustellen, die am Auslauf der Pressenstraße übereinander gestapelt werden. Die Durchlaufrichtung ist mit dem Pfeil D angegeben. Bezüglich der Durchlaufrichtung D befindet sich vor der Pressenstraße eine Platinenschneidvorrichtung 50, mit der aus einem Coilband 10 einzelne Blechplatinen 11 zugeschnitten werden. Am gegenüberliegenden Auslauf der Pressenstraße kann sich bspw. ein Auslaufband oder dergleichen befinden.
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Erfindungsgemäß kann mit der Anlage 100 die Qualität der fortlaufend hergestellten Blechformteile 15 automatisch kontrolliert bzw. überprüft werden. Hierzu umfasst die Anlage 100 eine Markiereinrichtung 60, mit der in wenigstens einem Platinenbereich eine Markierung auf jede Blechplatine 11 aufgebracht wird, und eine Kameraeinrichtung 70, mit der an jedem hergestellten Blechformteil 15 die durch das Umformen veränderte Markierung optisch erfasst wird.
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Die vor der Pressenstraße angeordnete Markiereinrichtung 60, wobei die Markiereinrichtung 60 auch innerhalb der Platinenschneidvorrichtung 50 angeordnet sein kann, umfasst wenigstens ein Beschriftungslasergerät 61, mit dem auf jede Blechplatine 11 in wenigstens einem vorbestimmten Platinenbereich, der einem kritischen Bereich der herzustellenden Blechformteile 15 entspricht, automatisch eine Markierung aufgebracht wird. Solche lokalen Markierungen können auch in mehreren Platinenbereichen, gegebenenfalls auch beidseitig, auf die Blechplatinen 11 aufgebracht werden und sich bereichsweise hinsichtlich ihrer Flächengröße und/oder ihres geometrischen Markierungsmusters unterscheiden. Die Blechplatinen 11 können während des Aufbringens wenigstens einer lokalen Markierung bewegt werden. Das lokale Markieren kann auch an unbewegten Blechplatinen 11 in einer Taktpause erfolgen.
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In dem gezeigten Beispiel besteht eine aufgebrachte Markierung beispielhaft aus zwei kurzen parallelen Linien bzw. Strichen L1 und L2, wie in der vergrößerten Detaildarstellung A veranschaulicht. Die Linien L1 und L2 werden so auf die Blechplatinen 11 aufgebracht, dass sich beim anschließenden Umformen der Blechplatinen 11 in den betreffenden kritischen Bereichen die zu erwartende Hauptformänderungsrichtung im Wesentlichen senkrecht zwischen diesen Linien L1 und L2 erstreckt. Somit werden die Linien L1 und L2 beim Umformen der Blechplatinen 11 auseinander gezogen, was mit einer Abstandsvergrößerung einhergeht.
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Mit der nach der Pressenstraße oder im Auslauf der Pressenstraße angeordneten Kameraeinrichtung 70 wird automatisch an jedem hergestellten Blechformteil 15 die durch das Umformen veränderte Markierung optisch und somit berührungslos erfasst, was sowohl bei unbewegtem Blechformteil 15 (bspw. in einer Taktpause) als auch bei bewegtem Blechformteil 15 erfolgen kann. Die Blechformteile 15 befinden sich hierbei bspw. auf einem Auslaufband. Wie in der vergrößerten Detaildarstellung B veranschaulicht, haben sich die ursprünglich parallelen Linien L1 und L2 der Markierungen beim Umformen der Blechplatinen 11 verformt und sind hierdurch verändert, wobei sich insbesondere auch deren Abstand vergrößert hat.
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Die von der zur Kameraeinrichtung 70 gehörenden Kamera 71 (es können auch mehrere Kameras oder Kameraeinrichtungen vorgesehen sein) erfassten Bilddaten, wobei es sich insbesondere um statische Bilddaten handelt (d. h. keine Bewegtbilder), werden zur Auswertung einer als Auswerteinrichtung und gegebenenfalls auch Steuereinrichtung dienenden Computereinrichtung 80 zugeführt, um daraus Informationen zur Blechformteilqualität zu ermitteln.
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Im erläuterten Beispiel wird im Rahmen der Auswertung lediglich überprüft, ob sich die beim Umformen veränderten Markierungen noch innerhalb eines definierten Toleranzbereichs befinden, was bspw. anhand eines Bildvergleichs mit einer Bildvorgabe erfolgen kann. Auf Basis einer einfachen Bilddatenauswertung, bspw. mittels Bildverarbeitungssoftware, kann ferner eine Auswertung dahingehend erfolgen, ob sich der maximale Abstand x zwischen den beim Umformen veränderten Linien L1' und L2' innerhalb eines hierfür definierten Toleranzbereichs befindet. Ein Vergleich mit den unverformten bzw. ursprünglichen Linien L1 und L2 ist hierzu nicht erforderlich.
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Sofern sich die erfassten veränderten Markierungen innerhalb des hierfür definierten Toleranzbereichs befinden, können herstellungsbedingte Fehler, wie bspw. Falten, Reißer, Materialausdünnungen, Einfallstellen, Nachlaufkanten, Geometrieabweichungen und dergleichen, ausgeschlossen werden. Die fortlaufend hergestellten Blechformteile 15 sind dann qualitativ einwandfrei bzw. weisen eine hohe Qualität auf, wenn diese frei von den genannten herstellungsbedingten Fehlern und insbesondere frei von Reißern und/oder Falten sind. Die erfindungsgemäße automatisierte Qualitätskontrolle kann insofern auch als automatisierte Fehlerkontrolle bzw. -überwachung aufgefasst bzw. als solche bezeichnet werden.
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Durch die automatische Auswertung der erfassten veränderten Markierungen können also Informationen zur Blechformteilqualität bzw. zur Fehlerfreiheit der hergestellten Blechformteile 15 und insbesondere zu jedem hergestellten Blechformteil 15 ermittelt bzw. abgeleitet werden, ohne dass hierzu quantitative Umform-Kenngrößen bestimmt werden. Ferner können auch Fehlerrisiken erkannt werden (automatisierte Fehlerprognose), bevor konkrete Fehler an den fortlaufend hergestellten Blechformteilen 15 auftreten, so dass präventive Reaktionen vor Auftreten von Fehlerteilen möglich sind, wie obenstehend erläutert. Bezogen auf die in der Figur gezeigte Ausführungsmöglichkeit der Erfindung können auch Aussagen über den beim Umformen im Bereich einer Markierung erfolgten lokalen Materialfluss gemacht werden. Ebenso kann eine Überwachung und/oder Beurteilung des Prozesszustandes (des Herstellprozesses) erfolgen und Prozessveränderungen und/oder Prozessschwankungen können identifiziert werden, um gegebenenfalls auch hierauf zu reagieren, insbesondere vor dem Auftreten von Fehlerteilen.
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Die ermittelten Informationen, und gegebenenfalls auch die daraus abgeleiteten Aussagen, können bauteilindividuell in einer Datenbank gespeichert werden. Ferner kann jedes Blechformteil 15 klassifiziert werden (bspw. Gutteil, Nachbearbeitungsteil, Ausschussteil).
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Blechcoil
- 11
- Blechplatine
- 15
- Blechformteil
- 20
- Arbeitsstation (Presse)
- 30
- Arbeitsstation (Presse)
- 40
- Arbeitsstation (Presse)
- 50
- Platinenschneidvorrichtung
- 60
- Markiereinrichtung, -station
- 61
- Beschriftungslasergerät
- 70
- Erfassungseinrichtung, -station
- 71
- Kamera
- 80
- Computereinrichtung
- 100
- Fertigungsanlage
- D
- Durchlaufrichtung
- L1
- Markierungslinie
- L2
- Markierungslinie
- x
- Abstand
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102007060278 A1 [0005]
- DE 102012100096 A1 [0006]
- DE 10002684 A1 [0018]