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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Fördern von Lebensmittelprodukten mit einem Basisgestell und zumindest einem durch das Basisgestell getragenen Produktförderer, welcher wenigstens zwei drehbare Wellen und eine um die Wellen geführte Endlosbandanordnung zum Fördern von aufliegenden Produkten entlang einer Förderrichtung umfasst und bezüglich der Förderrichtung seitlich auskragend an dem Basisgestell angeordnet ist.
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Bei der industriellen Verarbeitung von Lebensmittelprodukten wie Fleisch-, Wurst- oder Käseprodukten kommen häufig sogenannte Produktionslinien zum Einsatz, welche neben einer Schneidvorrichtung wie einem Hochleistungs-Slicer mehrere aneinandergereihte Fördereinrichtungen wie Portionierförderer, Aufreihförderer, Spreizförderer, Verteilerförderer, Pufferförderer und/oder Einlegeförderer umfassen. Am Ende einer solchen Produktionslinie befindet sich üblicherweise eine Verpackungsmaschine, welche aus einer bereitgestellten Kunststofffolienbahn mittels eines Tiefziehprozesses eine Anordnung von Verpackungen zur Verfügung stellt, in welche die Produkte oder Produktportionen mittels eines Einlegers formatsatzweise eingelegt werden.
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Um ein zuverlässiges Einlegen zu ermöglichen, müssen einige der am Ende der Produktionslinie vorhandenen Förderer oberhalb der Verpackungsmaschine positioniert sein, was bei seitlich auskragender Anordnung problemlos möglich ist. In bestimmten Situationen wie zum Beispiel bei Störungen oder im Wartungsfall ist es jedoch erforderlich, die über der Verpackungsmaschine befindlichen Förderbänder aus dem Weg zu schaffen, um so einen sicheren Zugang zu der Verpackungsmaschine zu gewährleisten. Dies ist in der Praxis mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, da die Basisgestelle aufgrund der konstruktionsbedingten Kopflastigkeit im Allgemeinen eine hohe Standfestigkeit aufweisen müssen und dementsprechend schwer sind – häufig bis zu mehreren Tonnen. Die Förderer wiederum müssen in den meisten Fällen für eine formatsatzweise Förderung tauglich sein und daher eine Arbeitsbreite von 40 cm bis 80 cm aufweisen, also relativ stark seitlich auskragen. Demgemäß müssen die im Basisgestell vorgesehenen Dreh- und Stützlager der Wellen relativ stabil ausgelegt sein. Eine Bewegung der Förderer samt Lager gegenüber dem Rest des Basisgestells ist somit nur unter beträchtlichem Krafteinsatz möglich.
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Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, bei Fördervorrichtungen mit seitlich auskragenden Förderbändern eine verbesserte Zugangsmöglichkeit zu dem unterhalb der Förderbänder vorhandenen Freiraum zu schaffen.
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Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
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Erfindungsgemäß sind die Wellen in einer Bandkassette des Produktförderers drehbar gelagert, welche in Bezug auf das Basisgestell zwischen einer abgesenkten Betriebsstellung und einer angehobenen Wartungsstellung bewegbar ist. Aufgrund der Bandkassette entfällt die Notwendigkeit, die Wellen im Basisgestell zu lagern. Es ist also nicht erforderlich, bei einer Wartung oder Reparatur der Verpackungsmaschine hochgelegene, schwere Teile des Basisgestells der Fördervorrichtung zu bewegen. Vielmehr reicht es aus, die vergleichsweise leichte Bandkassette zu bewegen. Es wird also gewissermaßen lediglich das Förderband selbst bewegt. Dadurch ist eine besonders leichte und schnelle Verstellung möglich. Das Basisgestell kann dadurch erheblich leichter sein, ohne die Standfestigkeit zu beeinträchtigen. Die Lagerung der Wellen in der Bandkassette hat zudem den Vorteil, dass weniger strenge Positionierungstoleranzen zwischen Basisgestell und Produktförderer einzuhalten sind als dies bei einer Lagerung der Wellen im Basisgestell der Fall wäre.
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Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung sowie der beigefügten Zeichnung angegeben.
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Bevorzugt sind die Wellen ausschließlich durch die Bandkassette drehbar gelagert, besonders bevorzugt zumindest jeweils an beiden Wellenenden. Somit kann die Bandkassette leicht gegenüber dem Basisgestell bewegt werden.
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Es ist weiterhin bevorzugt, dass die Bandkassette um eine parallel zu der Förderrichtung verlaufende Schwenkachse zwischen der Betriebsstellung und der Wartungsstellung verschwenkbar ist. Dies ermöglicht eine besonders einfache Konstruktion. Ein Emporschwenken der Bandkassette um einen Winkel von etwa 45° reicht im Allgemeinen aus, um einen bequemen Zugang zu dem Freiraum unterhalb des Produktförderers zu schaffen.
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Die Bandkassette kann in der Betriebsstellung über wenigstens ein von den Wellen unabhängiges Widerlager am Basisgestell abgestützt sein. Ein solches Widerlager nimmt insbesondere die durch die Auskragung hervorgerufenen Kräfte auf. Im Vergleich zu einem Drehlager kann es relativ einfach gestaltet sein und verringerten Toleranzanforderungen unterliegen. In einer besonders einfachen Ausgestaltung kann es sich bei dem Widerlager um einen simplen Endanschlag handeln, dessen Zweck lediglich darin besteht, die Betriebsstellung der Bandkassette festzulegen.
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Weiter bevorzugt ist die Bandkassette manuell zwischen der Betriebsstellung und der Wartungsstellung bewegbar. Dies ermöglicht es einem Benutzer, auf besonders schnelle und bequeme Weise einen Zugang zu dem Freiraum unterhalb des Produktförderers zu schaffen. Eine solche manuelle Verstellbewegung ist im Allgemeinen nicht möglich, wenn Teile des schweren Basisgestells mitbewegt werden müssen.
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Es kann eine Federeinrichtung vorgesehen sein, durch welche die Bandkassette ausgehend von der Betriebsstellung nach manuellem Überwinden eines Anfangswiderstands automatisch in die Wartungsstellung bewegbar ist. Ähnlich wie bei manchen Kofferraumklappen von Kraftfahrzeugen muss dann ein Benutzer der Bandkassette gewissermaßen lediglich einen kleinen "Schubs" nach oben geben, um diese in die Wartungsstellung zu überführen. Dadurch ist eine besonders bequeme Handhabung gewährleistet.
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Die Federeinrichtung kann eine oder mehrere Gasdruckfedern umfassen. Solche Gasdruckfedern sind relativ kostengünstig und benötigen nur wenig Bauraum. Zudem kann eine Gasdruckfeder leicht mit einem Dämpfungsmechanismus versehen werden.
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Der Produktförderer kann einen Antrieb zum Antreiben wenigstens einer der Wellen umfassen, welcher in die Bandkassette integriert und mit dieser mitbewegbar ist. Es ist dann keinerlei antriebswirksame Kopplung zwischen dem Basisgestell und dem Produktförderer erforderlich. Das heißt die Bandkassette kann im Prinzip völlig unabhängig vom Basisgestell bewegt werden.
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Alternativ kann der Produktförderer auch einen Antrieb zum Antreiben wenigstens einer der Wellen umfassen, welcher in das Basisgestell integriert und über eine Kupplung mit der Welle antriebswirksam verbunden ist. Das Gewicht der Bandkassette kann hierdurch reduziert werden. Außerdem kann bei einer solchen Ausgestaltung auch ein vergleichsweise großer Antriebsmotor verwendet werden. Die Kupplung ist vorzugsweise beweglich, insbesondere winkeltolerant. Prinzipiell kann auch eine lösbare Kupplung vorgesehen sein.
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Bevorzugt ist der Produktförderer zum Fördern von mehrspurigen und/oder mehrzeiligen Formatsätzen aus Portionen aufgeschnittener Lebensmittelprodukte ausgebildet. Gerade bei vergleichsweise großflächigen Produktförderern ist es hilfreich, eine Bandkassette mit eigener Wellenlagerung vorzusehen und somit die zu bewegenden Massen gering zu halten.
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Eine spezielle Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass das Basisgestell eine Mehrzahl von in Förderrichtung hintereinander angeordneten Produktförderern umfasst, die unabhängig voneinander relativ zu dem Basisgestell zwischen der Betriebsstellung und der Wartungsstellung bewegbar sind. Das heißt die in Betracht stehende Förderstrecke ist in einzeln verstellbare Abschnitte oder Module unterteilt. Die zum Verstellen zu bewegenden Massen können hierdurch nochmals reduziert werden. In vielen praktischen Fällen ist es ohnehin nicht erforderlich, bei Wartungen oder Reparaturen die gesamte Förderstrecke im Bereich der Verpackungsmaschine zu verstellen. Vielmehr reicht häufig z.B. das Emporschwenken eines einzelnen Förderers oder Moduls aus.
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Die Erfindung wird nachfolgend beispielhaft unter Bezugnahme auf die Zeichnungen beschrieben.
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1 zeigt eine schematische Vorderansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Fördern von Lebensmittelprodukten, wobei sich eine Bandkassette der Vorrichtung in einer abgesenkten Betriebsstellung befindet.
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2 zeigt die Vorrichtung gemäß 1, wobei sich die Bandkassette in einer angehobenen Wartungsstellung befindet.
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3 zeigt eine Draufsicht auf die Vorrichtung gemäß 1.
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Die in den 1 bis 3 dargestellte Fördervorrichtung 11 ist Teil einer Produktionslinie, in welcher Lebensmittelprodukte wie Wurstriegel oder Käselaibe aufgeschnitten, zu Portionen zusammengestellt und automatisch verpackt werden. Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel bildet die Fördervorrichtung 11 einen Einleger zum Einlegen von Formatsätzen aus nicht dargestellten Produktportionen in eine Verpackungsmaschine 20. Die Fördervorrichtung 11 könnte auch als Puffer oder als eine Puffer-/Einleger-Kombination ausgeführt sein.
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Die Fördervorrichtung 11 umfasst ein Basisgestell 13 sowie zwei aufeinanderfolgende Produktförderer 15a, 15b zum Fördern von Produkten entlang einer Förderrichtung F. Die Produktförderer 15a, 15b sind seitlich auskragend an dem Basisgestell 13 montiert und erstrecken sich somit über die neben dem Basisgestell 13 befindliche Verpackungsmaschine 20. Es versteht sich, dass auch ein einzelner oder mehr als zwei Produktförderer 15a, 15b vorgesehen sein könnten.
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Jeder der Produktförderer 15a, 15b umfasst ein Endlosband 17 zum Transportieren aufliegender Produkte, welches um zwei parallele drehbare Wellen 19 herumgeführt ist. Anstelle des Endlosbandes 17 könnte auch eine Multiriemenanordnung vorgesehen sein. Die Wellen 19 sind in einer Bandkassette 25 drehbar gelagert, welche das Endlosband 17 beispielsweise rahmen- oder gehäuseartig umgreift und als eigenständige Baugruppe beweglich an dem Basisgestell 13 gelagert ist. Speziell erfolgt die Lagerung der Bandkassette 25 an dem Basisgestell 13 mittels einer Anordnung von Gelenken 29, so dass die Bandkassette 25 um eine parallel zu der Förderrichtung F verlaufende Schwenkachse S zwischen der in 1 dargestellten abgesenkten Betriebsstellung und der in 2 dargestellten angehobenen Wartungsstellung verschwenkbar ist.
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In der abgesenkten Betriebsstellung können auf dem oberen Trum des Endlosbands 17 in gewohnter Weise Produkte transportiert werden. In der emporgeschwenkten Wartungsstellung besteht ein bequemer Zugang zu der Verpackungsmaschine 20.
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Da die Bandkassette 25 relativ leicht ist und zu deren Verschwenken keine Teile des massiven Basisgestells 13 bewegt werden müssen, kann das Emporschwenken manuell erfolgen. Eine oder mehrere Gasdruckfedern 27 sind außerdem dazu vorgesehen, die Bandkassette 25 in die Wartungsstellung zu drücken, sobald ein Benutzer die Bandkassette 25 ausgehend von der Betriebsstellung leicht anhebt. Zur Gewichtsersparnis trägt auch die Unterteilung der Förderstrecke in zwei Produktförderer 15a, 15b bei. Je nach Anwendung können auch noch weitere einzeln verschwenkbare Produktförderer vorgesehen sein.
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Wie insbesondere aus 3 hervorgeht, sind die beiden Wellen 19 jedes der zwei Produktförderer 15a, 15b an zwei Stellen in der Bandkassette 25 gelagert. Weiterhin ist jeweils eine der Wellen 19 des vorderen Produktförderers 15a und des hinteren Produktförderers 15b als Antriebswelle ausgelegt. Jeweils ein Wellenende dieser angetriebenen Wellen 19 ragt derart weit aus der Bandkassette 25 heraus, dass es in Eingriff mit einem in dem Basisgestell 13 untergebrachten Antrieb 31 steht. Die antriebswirksame Kopplung der betreffenden Welle 19 mit dem Antrieb 31 erfolgt über eine Kupplung 33, welche ein Entkoppeln der Welle 19 von dem Antrieb 31 bei einem Verschwenken der Bandkassette 25 in die Wartungsstellung ermöglicht.
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Eine alternative, nicht dargestellte Ausführungsform sieht vor, dass der Antrieb zum Antreiben einer der Wellen 19 in die Bandkassette 25 integriert ist. Beispielsweise könnte der Antrieb zwischen den beiden Wellen 19 oder an einem Wellenende einer der Wellen 19 angeordnet sein. In diesem Fall ist keine Kupplung 33 erforderlich, das heißt sämtliche Wellen 19 können zu jedem Zeitpunkt, also auch in der Betriebsstellung, völlig vom Basisgestell 13 entkoppelt sein.
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Um die Bandkassette 25 in der Betriebsstellung am Basisgestell 13 abzustützen, sind seitlich abstehende Stützstreben 35 (3) vorgesehen. Diese sind an der Bandkassette 25 befestigt und bilden zusammen mit nicht dargestellten Anschlagflächen des Basisgestells 13 stützende Widerlager. Solche Widerlager können wesentlich einfacher und kostengünstiger bereitgestellt werden als toleranzempfindliche Drehlager. Natürlich könnten die Widerlager grundsätzlich auch in die Gelenke 29 integriert oder auf eine andere Weise realisiert sein.
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Durch Vorsehen der Bandkassetten 25 in Abkehr von dem auf dem Fachgebiet gängigen Konzept, die Wellen 19 der Produktförderer 15a, 15b innerhalb des Basisgestells 13 zu lagern, kann der Zugang zur Verpackungsmaschine 20 zwecks Wartung oder dergleichen beträchtlich vereinfacht werden. Insbesondere ist ein rein manuelles Auf- und Abschwenken der Bandkassetten 25 möglich. Die Bandkassetten 25 könnten auch austauschbar am Basisgestell 13 gelagert sein, um so Reparatur- und Wartungsarbeiten an den Produktförderern 15a, 15b selbst zu erleichtern.
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Bezugszeichenliste
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- 11
- Fördervorrichtung
- 13
- Basisgestell
- 15a, 15b
- Produktförderer
- 17
- Endlosband
- 19
- Welle
- 20
- Verpackungsmaschine
- 25
- Bandkassette
- 27
- Gasdruckfeder
- 29
- Gelenk
- 31
- Antrieb
- 33
- Kupplung
- 35
- Stützstrebe, Widerlager
- F
- Förderrichtung
- S
- Schwenkachse