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Die Erfindung betrifft ein Kombinationsmöbel gemäß Anspruch 1.
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Ein Kombinationsmöbel dieser Art ist aus
DE 10 2013 001 183 A1 bekannt. Weitere ähnliche Kombinationsmöbel, die ein Arbeiten sowohl im Sitzen als auch im Liegesitzen und teilweise im Stehen ermöglichen, sind aus
DE 100 50 807 A1 , aus
DE 29601752 U1 und aus
WO 2008/144874 bekannt.
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Auf der Basis zwischenzeitlich neu gewonnener Erkenntnisse aus nahezu allen Bereichen der Sozial- und Arbeitswissenschaften, haben sich die Anforderungen des Marktes an derartige – insbesondere für IT-Tätigkeiten geeignete – Kombinationsmöbel für Büro, Schule und Studium weiter entwickelt.
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Ein Arbeitsplatz soll demnach vorrangig und präventiv die Gesundheit fördern, ein leistungssteigerndes Wohlbefinden erzeugen und die Gesamtökonomie verbessern. Zielführende Maßnahmen sind aus Expertensicht ergonomisch verbesserte Arbeitsmöbel, die u. a. einfache Wechsel in mehrere andere Arbeitsstellungen ermöglichen, individuell schnell anpassbar sind, flexibel nutzbar und mobil sind, privat und dennoch team-work-geeignet sind, eine geringe Stellfläche benötigen, vielseitig kombinierbar, langlebig, pflegeleicht und preisgünstig herstellbar sind. Bisher scheinen vorstehende Anforderungen in einer Möbelkombination noch nicht realisierbar zu sein.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein gattungsgemäßes Kombinationsmöbel der im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Art bereitzustellen, das es einem Nutzer ermöglicht in Kombination mit einem entsprechenden Sitzmöbel in den Nutzungsarten liegesitzend, sitzend, stehsitzend und stehend zu arbeiten, die jeweilige Arbeitsstellung ohne Zeitverlust zu wechseln, die Räumlichkeit zu tauschen und die jeweils ergonomisch individuell besten Einstellungen zu wählen.
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Ferner ist es Aufgabe, die Erfindung als modular aufgebaute Einheit zu zeigen, die kostengünstig herstellbar und mit bereits vorhandenen Aufnahmeeinrichtungen, wie z. B. Tischen, Stühlen, Rollcontainern, Gestellen etc. problemlos kombinierbar und von mehreren Nutzern abwechselnd nutzbar ist.
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Die Lösung dieser Aufgaben erfolgt durch ein Kombinationsmöbel mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Die Unteransprüche offenbaren bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung.
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Das erfindungsgemäße Kombinationsmöbel ist vorzugsweise ein modular aufgebautes Gebilde aus einem hier als Aufnahmeeinrichtung bezeichneten Möbel bzw. Gestell, das in Arbeitstischhöhe eine Beinauflage aufweist und mit einem Tablett, das mittels einer Schwenkstrebe direkt oder indirekt an der Aufnahmeeinrichtung angelenkt ist.
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Für eine Lösung der eingangs genannten Aufgaben kommt dem Aufbau, der Anordnung und der Handhabung der Schwenkvorrichtung eine entscheidende Bedeutung zu. Vorteilhaft und besonders wirtschaftlich besteht die Schwenkstrebe dazu aus einem Rohr rechteckigen Querschnitts, dessen Länge dem größtmöglichen Abstand zwischen einer Bodenaufstandsebene und der Oberseite der Beinauflage entsprechen soll. In dem Rohr ist vorzugsweise eine rechteckige Verlängerungsstrebe teleskopartig bewegbar und blockierbar, deren Länge der größtmöglichen Einstecktiefe in die Schwenkstrebe entspricht. Auf diese Weise ist es möglich mit einer zweiteiligen Schwenkvorrichtung das an der Verlängerungsstrebe angelenkte Tablett zwischen einer auf den jeweiligen Nutzer bezogenen, ergonomisch empfehlenswerten, senkrecht gemessenen Arbeitstischhöhe von 680 bis 780 mm und einer Steharbeitstischhöhe von 1100 mm zu bewegen.
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In einer aufwändigeren dreiteiligen Ausführung weist die Schwenkvorrichtung eine mittlere zweite Verlängerungsstrebe auf, wodurch besonders vorteilhaft für spezielle Einsätze eine Absenkung des Tabletts unter das Niveau der Beinauflage und eine Anhebung des Tabletts in eine Steharbeitstischhöhe von über 1300 mm möglich ist. Aus Vorstehendem ist ersichtlich, wie vorteilhaft es für die Lösung der Aufgaben ist, die Schwenkvorrichtung in größtmöglicher Nähe zur Bodenaufstandsebene an der Aufnahmeeinrichtung anzulenken.
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Erfindungsgemäß gleichermaßen vorteilhaft ist es die Schwenkvorrichtung mittels eines Basislagers – aus einer Nutzerposition gesehen – im hinteren unteren Bereich der Aufnahmeeinrichtung anzuschlagen. Dadurch wird u. a. bewirkt, dass zum Beispiel ein für die Nutzung im Liegesitz in Höhe und Neigung voreingestelltes Tablett in einer Vielzahl der Fälle keiner Verstellung mehr bedarf, um von einer Betriebstellung mit von der Beinauflage abgestützten Beinen in eine Außerbetriebstellung mit auf der Bodenaufstandsfläche aufstehenden Beinen – oder umgekehrt – zu wechseln.
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Die oberhalb des Basislagers vorgesehene Führungseinrichtung zeigt in einer vorteilhaften Ausführung zwei parallel zueinander verlaufende Streben, deren gegenüberliegende Seiten gleitende Oberflächen aufweisen, zwischen denen die Schwenkstrebe vertikal spielfrei schwenkbar ist.
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Erfindungsgemäß ist weiterhin vorgesehen, dass die Schwenkstrebe mit einem beliebigen Schwenkwinkel zwischen den Führungsstreben fixierbar ist. Das geschieht besonders vorteilhaft mittels einer Winkelverstelleinrichtung, die zum Teil in die Führungseinrichtung in der Weise integrierbar ist, dass in einem radialen Abstand zur Achse des Basislagers horizontale Ausnehmungen zumindest in eine der Führungsstreben einbringbar sind, in die ein an der Schwenkstrebe angeordneter federkraftbeaufschlagter Arretierbolzen einrasten kann.
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Die Einzelanordnung des Basislagers, der Schwenkvorrichtung, der Führungseinrichtung, des Winkelverstellelements und weiterer vorsehbarer Anbaumodule aneinander bzw. an höchst unterschiedlich konfigurierte Aufnahmeeinrichtungen ist kostenaufwändig und bedarf oftmals baulicher Veränderungen oder speziell gefertigter Koppelelemente. Zur Vermeidung derartiger Umstände, ist erfindungsgemäß ein Modulrahmen vorgesehen, in bzw. an dem die vorgenannten Einzelkomponenten zusammengefasst und geometrisch identisch zur Einzelmontage an der Aufnahmeeinrichtung oder Teilen davon so montiert sind, dass die beabsichtigten Wirkungen erfindungsgemäß und uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Ein vorzugsweise derart vormontiertes und somit nutzungsbereites Modul ist in Serienfertigung kostengünstig herstellbar und ohne nennenswerten Zeitaufwand mittels ebenfalls vorgefertigter Koppelelemente direkt oder indirekt an die dafür vorgesehene Aufnahmeeinrichtung befestigbar.
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Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus nachfolgender Beschreibung einer pictogrammartigen Darstellung und von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnungen. Es zeigt:
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1 eine pictogrammartige Darstellung eines erfindungsgemäßen Kombinationsmöbels und die Position eines liegesitzenden Nutzers;
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2 einen Modulrahmen mit einer Schwenkstrebe in einer perspektivischen Darstellung.
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3 eine perspektivische Darstellung einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Kombinationsmöbels mit einem Modulrahmen;
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4 eine perspektivische Darstellung einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Kombinationsmöbels mit einem zwischen einer Aufnahmeeinrichtung und einem Assistenzmöbel angeordneten Modulrahmen;
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1 zeigt in einer pictogrammartigen Seitenansicht das Zusammenwirken einer Aufnahmeeinrichtung 2, hier in Form eines Rollcontainers, mit einer arbeitstischhohen Beinauflage 3 und eines Sitzmöbels 13 mit einem liegesitzenden Nutzer N, dessen Unterschenkel horizontal auf der Beinauflage 3 aufliegen. Mittels eines Basislagers 5 ist eine Schwenkstrebe 4.1 – aus der Sicht eines Nutzers N – rechtsseitig im unteren hinteren Bereich 2.2 der Aufnahmeeinrichtung angeordnet und mittels einer Führungseinrichtung 8 spielfrei geführt. Am oberen Ende der Schwenkstrebe 4.1 ist mittels eines Kopflagers 6 ein Tablett 11 neigbar abgestützt, wobei das Kopflager 6 rechtsseitig im hinteren Bereich 11.2 des Tabletts 11 angeordnet ist.
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2 zeigt in einer perspektivischen Darstellung eine in einem Modulrahmen 9 zusammengefasste Schwenkvorrichtung für eine linksseitige Koppelung an die Aufnahmeeinrichtung 2 eines erfindungsgemäßen Kombinationsmöbels. Der Modulrahmen 9 zeigt ein Bodenteil 9.1, zwei aufstehende Seitenteile 9.2, 9.3 und zwei zwischen den Seitenteilen parallel beabstandet zueinander angeordnete Führungsstreben 9.4, 9.5. Auf den sich gegenüberliegenden Flächen der Führungsstreben 9.4, 9.5 sind – hier schwarzfarbig angedeutet – Gleitleisten angebracht, zwischen denen die Schwenkstrebe 4.1 spielfrei führbar ist. In die Führungsstrebe 9.5 sind in einem radialen Abstand zur Achse 5.1 des Basislagers 5 horizontale Ausnehmungen 15 eingebracht, in die ein an der Schwenkstrebe 4.1 angeordneter, hier nicht gezeigter federkraftbeaufschlagter Arretierbolzen in Eingriff gebracht wird. Die Betätigung des Arretierbolzens erfolgt mittels einer Handhabe 19 mit Bowdenzug, die wahlweise am Modulrahmen 9 oder an dem hier ebenfalls nicht gezeigten Tablett 11 angeordnet ist. Auf dem Bodenteil 9.1 ist im hinteren Bereich das Basislager 5 mit der davon aufstehenden Schwenkstrebe 4.1 angeordnet, die als Linearführung ausgebildet ist und an der ein mittels Arretierbolzen 17 verrastbarer Schlitten 16 als Träger für eine Winkelverstellvorrichtung 10 bzw. das Kopflager 6 geführt ist.
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3 zeigt eine perspektivische Darstellung einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kombinationsmöbels 1 mit einem linksseitig an eine Aufnahmeeinrichtung 2, hier als Rollcontainer 2.3 dargestellt, gekoppelten Modulrahmen 9, der weitgehend dem mit 2 gezeigten Modulrahmen entspricht. Der Modulrahmen 9 ist teilweise aus Gründen der Sicherheit mit Flächenelementen abgedeckt. Von der Handhabe 19 aus, ist mittels Bowdenzug eine Winkelverstelleinrichtung zu betätigen. An dem an der Schwenkstrebe 4.1 geführten Schlitten 16 ist ein Tablett 11 mittels eines Kopflagers 6 neigbar um eine horizontale Achse angeordnet, wobei das Kopflager 6 erfindungsgemäß im linken hinteren Bereich das Tablett 11 abstützt.
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4 zeigt in perspektivischer Darstellung ein erfindungsgemäßes Kombinationsmöbel 1 mit einem rechtsseitig an einen Rollcontainer 2.3 angeordneten Modulrahmen 9. Die Schwenkstrebe 4.1 ist teleskopierbar und mittels eines hier nicht zeigbaren Kopflagers 6 unterseitig im rechten hinteren Bereich 11.2 des Tabletts 11 angeordnet. Aus einer Nutzerposition N gesehen, ist an der rechten Seite des Modulrahmens 9 ein Assistenzmöbel 14, hier in Form eines weiteren Rollcontainers 2.3, angeordnet.
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Neben der vorstehenden schriftlichen Beschreibung der Erfindung, wird zu deren ergänzender Offenbarung hiermit explizit auf die zeichnerische Darstellung der Erfindung in den 1 bis 4 Bezug genommen.
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Die Erfindung betrifft weiterhin das nachfolgend beschriebene Verfahren für das Arbeiten in liegesitzender Position. Bei aus einer Nutzerposition gesehen rechtsseitig an der Aufnahmeeinrichtung angeordneter Schwenkvorrichtung erfolgen die einzelnen wesentlichen Verfahrensschritte in folgender Reihung:
- 1. Das Tablett 11 in eine Ausgangsposition bringen, z. B. an einer senkrecht aufstehenden Schwenkstrebe 4.1, horizontal ausgerichtet und 20 bis 30 cm oberhalb der Beinauflage 3 fixieren.
- 2. Auf ein Sitzmöbel 13, z. B. einen höhenverstellbaren (45 +/– 4 cm) Bürostuhl setzen.
- 3. Die arbeitstischhohe (75 +/– 4 cm) Aufnahmeeinrichtung 2, z. B. einer Beinauflage in eine relativ zum Nutzer arbeitstischähnliche Position rücken.
- 4. Die Rückenstützte 13.1 des Sitzmöbels um 25 +/– 5° in die gewünschte Lage neigen und in die Liegesitzposition zurücklehnen.
- 5. Das rechte Bein anheben und den Unterschenkel entlang der linken Seite der Beinauflage aufschwenken, seitlich in den Raum zwischen Beinauflage und Tablett einschwenken und auf der rechten Hälfte der Beinauflage auflegen.
- 6. Das linke Bein anheben und den Unterschenkel entlang der linken Seite der Beinauflage aufschwenken, seitlich in den Raum einschwenken und auf der linken Hälfte der Beinauflage auflegen.
- 7. Bei Bedarf die Position der Beinauflage, der Rückenstütze und/oder der Sitzhöhe so anpassen, dass die Unterschenkel etwa horizontal und parallel zur Schwenkrichtung der Schwenkstrebe auf der Beinauflage aufliegen.
- 8. Die Schwenkstrebe mit der rechten Hand deblockieren und mit der linken Hand das Tablett in eine Position oberhalb der Oberschenkel schwenken und danach die Schwenkstrebe wieder blockieren.
- 9. Den Abstand des Tabletts zu den Oberschenkeln und/oder die Neigung des Tabletts und/oder die Neigung der Schwenkstrebe in die individuell bevorzugte Arbeitsposition nachverstellen.
- 10. Zum Verlassen der Liegesitzposition die Schwenkstrebe deblockieren und mit der linken Hand am Tablett zurück in die Ausgangsposition schwenken.
- 11. Den linken Unterschenkel aus dem Raum zwischen der Beinauflage und dem Tablett seitlich ausschwenken und das Bein auf den Boden absetzen.
- 12. Den rechten Unterschenkel von der Beinauflage abheben, bei Bedarf die Sitzrichtung relativ zur Beinauflage etwas ändern, den Unterschenkel aus dem Raum seitlich ausschwenken und das rechte Bein auf den Boden absetzen.
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Sind Schwenkvorrichtung bzw. Modulrahmen linksseitig an die Aufnahmeeinrichtung angeordnet, erfolgen die Verfahrensschritte 5, 6, 8, 10, 11, 12 mit vertauschten Rechts-Linksangaben.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Kombinationsmöbel
- 2
- Aufnahmeeinrichtung, Möbel, Gestell
- 2.1
- vorderer Bereich
- 2.2
- hinterer Bereich
- 2.3
- Gestellrahmen, Rollcontainer
- 3
- Beinauflage, Beinhocker
- 4
- Schwenkvorrichtung
- 4.1
- Schwenkstrebe
- 5
- Basislager
- 5.1
- Horizontale Achse
- 6
- Kopflager
- 6.1
- Horizontale Achse
- 8
- Führungseinrichtung
- 8.1; 8.2
- Führungsleiste
- 9
- Modulrahmen
- 9.1
- Bodenteil
- 9.2; 9.3
- Seitenteil
- 9.4; 9.5
- Führungsstreben
- 10; 12
- Winkelverstelleinrichtung, Gasfeder
- 11
- Tablett
- 11.1
- Vorderer Bereich
- 11.2
- Hinterer Bereich
- 13
- Sitzmöbel
- 13.1
- Rückenstütze
- 14
- Assistenzmöbel
- 15
- Ausnehmung
- 16
- Schlitten
- 17
- Arretierbolzen mit Griffstück
- 18
- Bodenaufstandsebene
- 19
- Handhabe
- N
- Nutzer
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102013001183 A1 [0002]
- DE 10050807 A1 [0002]
- DE 29601752 U1 [0002]
- WO 2008/144874 [0002]