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Die Erfindung betrifft eine Miktionshilfe, eine Anordnung und ein Herstellungsverfahren für eine Miktionshilfe.
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Miktionshilfen sind Vorrichtungen, die in der Regel von männlichen Personen verwendet werden, um auch in stehender Position sicher und hygienisch urinieren zu können. Damit soll verhindert werden, dass etwas „daneben“ geht, also Urintropfen außerhalb des Urinals oder der Toilette landen. Gleichzeitig entfällt bei Benutzung einer Miktionshilfe die Notwendigkeit für den Benutzer, eine sitzende Haltung einzunehmen, was beispielsweise aufgrund fortgeschrittenen Alters oder aufgrund von Krankheiten mühsam sein kann.
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Eine Miktionshilfe besteht in der Regel aus einem flexiblen Schlauch aus miteinander verbundenen Einzelblättern. Hierzu können ein vorderes und ein hinteres Einzelblatt vorgesehen sein, welche entlang einer Längsrichtung an zwei Seitenrändern miteinander verbunden sind. Zur Herstellung der Verbindung kann beispielsweise ein Klebemittel entlang der Seitenränder zwischen den beiden Einzelblättern angeordnet werden. Anschließend können die Einzelblätter an den Seitenrändern so zusammengedrückt werden, dass mittels Druck und/oder Wärme, die während des Zusammenpressens erzeugt wird, eine Klebeverbindung bildet. Alternativ können die Einzelblätter beschichtet sein, beispielsweise mit einer wasserabweisenden Polymerschicht, welche bei Anwendung von Druck und/oder Wärme die Klebeverbindung herstellt.
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Derartige Klebe- oder Haftverbindungen haben den Nachteil, dass das dabei verwendete Klebemittel oder das Beschichtungsmaterial Umweltschädlich ist und gesondert entsorgt werden muss. Ferner verlangt das Auftragen des Klebemittels einen zusätzlichen Schritt, der mit einer gewissen Präzision durchgeführt werden muss. Dies führt zu größerem Aufwand.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, eine preiswerte Miktionshilfe und ein kosteneffizientes und zuverlässiges Verfahren zu dessen Herstellung bereitzustellen.
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Die Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch eine Miktionshilfe mit den Merkmalen des Anspruchs 1, durch eine Anordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 10 und durch ein Herstellungsverfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen aufgeführt.
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Die Erfindung beruht auf der Überlegung, den schlauchförmigen Körper aus einem oder mehreren Blättern herzustellen, welche an Blattrandbereichen miteinander verbunden werden, wobei diese Verbindung mittels einer Prägenaht ausgeführt ist. Bei einer Prägenaht handelt es sich um ein Ergebnis einer Verbindungstechnik, bei der kein Klebstoff eingesetzt werden muss. Stattdessen wird mittels eines Stempels das Material der beiden aneinandergelegten Blattrandbereiche eingedrückt. Dieses Vorgehen kann als Prägedruck oder auch Rändelung bezeichnet werden. Der Stempel erzeugt in den aufeinandergelegten Blattrandbereichen Prägezähne, die entlang der Längsrichtung aneinandergereiht sind. Die prominenteste Anwendung dieses Verbindungsverfahrens ist bei Kaffeefiltern bekannt, bei denen das Filterpapier gefaltet und die Freien Ränder mittels einer Prägenaht miteinander verbunden sind.
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Eine solche Miktionshilfe wird auf ähnliche Weise hergestellt, indem ein oder mehrere Blätter aus geeignetem Material zu einem schlauchförmigen Körper geformt werden. Dabei entstehende offene Randbereiche werden aufeinandergelegt und mittels eines Prägewerkzeugs miteinander durch eine Prägenaht verbunden. Die Prägenaht verläuft hierbei entlang der Längsrichtung des so entstehenden schlauchförmigen Körpers. Die Längsrichtung ist hierbei so definiert, dass sie parallel zur größten Erstreckung des schlauchförmigen Körpers von dem Einlaufende zu dem Auslaufende verläuft. Dass die Prägenaht entlang der Längsrichtung verläuft muss nichtbedeuten, dass sie streng parallel zur Längsrichtung verläuft. Vorzugsweise erstreckt sich die Prägenaht vom Einlaufende bis zum Auslaufende.
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Am Einlaufende des schlauchförmigen Körper befindet sich eine Einlauföffnung, in die ein Benutzer hineinurinieren muss. Das Auslaufende muss in ein Urinal oder eine Toilette eingelegt werden oder zumindest so über einem Urinal oder einer Toilette gehalten werden, dass der Urin aus einer Auslauföffnung am Auslaufende aus der Miktionshilfe in das Urinal oder die Toilette fließen kann, ohne daneben zu gehen. Die Prägenaht muss insofern derart ausgebildet sein, dass der Urin möglichst nicht an den so miteinander verbundenen Randbereichen aus dem schlauchförmigen Körper tritt, sondern nur durch die Auslauföffnung.
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Derartig hergestellt, können mehrere solcher Miktionshilfen aufeinandergestapelt und miteinander verbunden werden, um anschließend auf öffentlich zugänglichen Toiletten ausgelegt zu werden. Das Verbinden der Miktionshilfen untereinander kann entweder in einer gemeinsamen Verpackung erfolgen, aus der die Miktionshilfen einzeln entnehmbar sind. Alternativ können die Einzelnen Miktionshilfen jeweils ein Loch aufweisen, an der sie auf einem Band, einem Ring oder einem anderen geeigneten Halteelement aufgereiht sind. Der Benutzer kann eine Miktionshilfe aus dieser Anordnung dann ohne weiteres Entreißen. Hierzu kann jede Miktionshilfe zudem über eine Sollreißstelle, beispielsweise in Form einer Perforation, verfügen.
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Der schlauchförmige Körper kann aus zwei Blättern gebildet sein, die aufeinander gelegt und an zwei in Längsrichtung verlaufenden Rändern oder Kanten miteinander verbunden sein, so dass die fertige Miktionshilfe eine Prägenaht auf jeder Seite eines zwischen dem Einlaufende und dem Auslaufende verlaufenden schlauchförmigen Bereich aufweist. Vorzugsweise ist der schlauchförmige Körper aber aus einem einzigen Blatt gebildet ist und die in Längsrichtung verlaufenden Prägenaht verbindet einen ersten Blattrandbereich mit einem zweiten Blattrandbereich des Blatts. Das Blatt kann also beispielsweise entlang einer Mittellinie gefaltet sein, die sich in Längsrichtung erstreckt. Entlang dieser Mittellinie ist der schlauchförmige Körper bereits geschlossen. Die der Mittellinie nun gegenüberliegenden Blattrandbereiche müssen nun übereinandergelegt und miteinander mittels der Prägeverknüpfung miteinander verbunden werden.
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Bevorzugterweise ist eine parallel zur Prägenaht verlaufende weitere Prägenaht vorgesehen, so dass sich eine doppelte Prägenaht ergibt. Hierdurch wird ein Auslaufen von Urin am Randbereich der Miktionshilfe verhindert.
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Vorzugsweise ist die Prägenaht aus quer zur Längsrichtung angeordnete, parallele, linienförmige Prägungen gebildet. Das bedeutet, dass die Prägezähne aneinandergereihte Linien sind. Dadurch, dass die linienförmigen Prägungen quer zur Längsrichtung angeordnet sind, wird verhindert, dass der Urin entlang der Prägezähne auslaufen kann. Die linienförmigen Prägungen weisen zudemzueinander bevorzugterweise einen Abstand von zwischen etwa 0,1 mm und etwa 10 mm auf, vorzugsweise einen Abstand zwischen etwa 0,5 mm und etwa 3 mm.
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Die Prägenaht hat quer zur Längsrichtung vorzugsweise eine Breite von zwischen etwa 0,5 mm und etwa 5 mm, vorzugsweise zwischen etwa 1 mm und 3 mm. Wenn es sich um eine doppelte Prägenaht handelt kann die Gesamtbreite entsprechend größer sein.
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Bei einer kostengünstig herstellbaren Ausführungsform ist der ist schlauchförmige Körper aus einem oder mehreren Blättern Papier oder einem anderen bahnförmigen Material gebildet. Damit die Miktionshilfe bedenkenlos in der Abwasserkanalisation entsorgt werden kann, ist es von großem Vorteil, wenn der schlauchförmige Körper aus einem oder mehreren Blättern aus einem wasserlöslichen und/oder aus einem biologisch abbaubaren Material gebildet ist, insbesondere aus einem wasserlöslichen und/oder aus einem biologisch abbaubaren Papier- der Polymermaterial.
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Der schlauchförmige Körper ist bevorzugterweise aus einem oder mehreren unbeschichteten Blättern gebildet. Das bedeutet, dass die Blätter insbesondere nicht mit einer wasserabweisenden Folie beschichtet sind. Vorzugsweise sind sie allein aufgrund ihrer Herstellungsweise wasserabweisend oder wasserbeständig, oder zumindest zeitweise wasserabweisend oder wasserbeständig.
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Die Länge der Miktionshilfe ist ein kritisches Merkmal, denn es ist sehr wichtig, dass die Einlauföffnung an den Penis des Benutzers heranreichen kann, während das Auslaufende sicher in dem Urinal oder in der Toilette angeordnet ist. Vorzugsweise weist sie eine Länge entlang der Längsrichtung zwischen dem Einlaufende und dem Auslaufende von zwischen etwa 40 cm und etwa 120 cm auf, vorzugsweise zwischen etwa 60 cm und 90 cm.
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Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Miktionshilfe ist vorgesehen, dass am Einlaufende des schlauchförmigen Körpers eine Ausnehmung und/oder ein Vorsprung derart gebildet ist, dass mittels Greifens in die Ausnehmung und/oder mittels Greifens des Vorsprungs der schlauchförmigen Körper von einem flachen Zustand in einen einsatzbereiten Zustand überführbar ist. Mittels der Ausnehmung beziehungsweise mittels des Vorsprungs kann die Miktionshilfe somit auf einfache weise entfaltet werden, um benutzt zu werden. Hierzu greift der Benutzer mit einem Finger in die Ausnehmung oder er ergreift den Vorsprung, um die beiden Blätter aus dem der schlauchförmige Körper gebildet ist oder um die beiden gefalteten Blattbereiche des Blattes voneinander zu trennen.
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Zur Herstellung der Miktionshilfe werden die beiden Blattrandbereiche übereinander gelegt in ein Prägewerkzeug eingeführt und mittels eines Prägedrucks die Prägenaht erzeugt. Das Prägewerkzeug kann hierbei länglich ausgebildet sein und die entsprechende Länge für die Erzeugung der Prägenaht in einem Druckvorgang aufweisen. Alternativ kann das Prägewerkzeug auch als Prägerad oder als zwei Prägeräder ausgebildet sein, auf dessen oder deren Umfang die Prägezähne angeordnet sind. Die aufeinanderliegenden Blattrandbereiche können dann zwischen den Prägeräder entlang bewegt werden, um die Prägenaht in beliebiger Länge herzustellen.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Figuren erläutert. Hierbei zeigen:
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1 eine Miktionshilfe in einem entfalteten einsatzbereiten Zustand und
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2 die Miktionshilfe aus der 1 in einem zusammengelegten Zustand mit einer Aufhängevorrichtung.
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Die 1 zeigt eine Miktionshilfe mit einem schlauchförmigen Körper 1, der aus einem einzelnen Blatt Papier hergestellt ist. Das Blatt ist an einer Seite entlang einer Längsrichtung so gefaltet. Dabei sind ein erster Faltabschnitt 4 mit einem ersten Blattrandbereich 41 und ein zweiter Faltabschnitt 5 mit einem zweiten Blattrandbereich 51 entstanden. Die Faltung erfolgte so, dass der erste Blattrandbereich 41 und der zweite Blattrandbereich 51 aufeinander zu liegen kommen. Diese aufeinanderliegenden Blattrandbereiche 41, 51 sind mittels einer sich in Längsrichtung erstreckenden Prägenaht 6 miteinander verbunden. Die beiden in Längsrichtung entgegengesetzten Enden 12, 13 des schlauchförmigen Körper 1 werden als Einlaufende 12 und Auslaufende 13 bezeichnet und sind offen.
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Am Einlaufende 12 liegt eine Einlauföffnung 2, in die ein Benutzer hinein uriniert. Der Urin läuft dann durch den schlauchförmigen Körper 1 bis zu einer Auslauföffnung 3 am Auslaufende 13 und tritt dort aus dem schlauchförmigen Körper 1 aus. Der Benutzer muss das Auslaufende 13 in einen Urinal oder eine Toilette halten, um die Miktionshilfe korrekt zu benutzen.
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In der 2 ist die Miktionshilfe aus der 1 in zusammengefaltetem beziehungsweise zusammengelegtem, also flachem Zustand dargestellt. Hier ist erkennbar, dass am Einlaufende 12 des schlauchförmigen Körpers 1 eine Ausnehmung 52 und ein Vorsprung 42 gebildet sind, wobei in der Realität jeweils eine Ausnehmung 52 oder ein Vorsprung 42 ausreicht. Der zweite Faltabschnitt 5 weist die Ausnehmung 52 auf. Wenn der Benutzer in die Ausnehmung greift, dann bekommt er den ersten Faltabschnitt 4 zu greifen. Alternativ kann der Vorsprung 42 am ersten Faltabschnitt 4 vorgesehen sein, mit der der Benutzer den ersten Faltabschnitt 4 zu greifen bekommt, um die beiden Faltabschnitte 4, 5 voneinander zu trennen und den schlauchförmigen Körper 1 vom flachen in den geöffneten, einsatzbereiten Zustand wie in der 1 dargestellt zu überführen. Von einer Ausnehmung 52 oder einem Vorsprung 42 kann bereits gesprochen werden, wenn sich die beiden Faltabschnitte 4, 5 nicht vollständig überlappen.
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An dem Auslaufende 13 des schlauchförmigen Körpers 1 in der 2 schließt sich ferner eine Faltspitze 7 an, die bei der Faltung des Blattes entstanden ist. Die Faltspitze weist ein Aufhängeloch 72 auf. Die Miktionshilfe kann an diesem Aufhängeloch 72 zusammen mit anderen Miktionshilfen mit gleichem Aufbau an einem Haken, einem Band oder einem Draht zu einer Anordnung zusammengebunden sein. Die Faltspitze 7 ist mittels einer Perforation 71 am Auslaufende 13 vom restlichen Teil des schlauchförmigen Körpers 1 trennbar.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- schlauchförmiger Körper
- 12
- Einlaufende
- 13
- Auslaufende
- 2
- Einlauföffnung
- 3
- Auslauföffnung
- 4
- erster Faltabschnitt
- 41
- erster Blattrandbereich
- 42
- Vorsprung
- 5
- zweiter Faltabschnitt
- 51
- erster Blattrandbereich
- 52
- Ausnehmung
- 6
- Prägenaht
- 7
- Faltspitze
- 71
- Perforation
- 72
- Aufhängeloch