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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Anbringen von Zusatzteilen am Rücken eines Buchblocks gemäß den Oberbegriffen nach Anspruch 1 und Anspruch 6.
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Das Hinterkleben dient dazu, den Buchblockrücken zu verfestigen und damit dem gerundeten oder geraden Rücken eine stabile, dauerhafte Form zu verleihen. Dabei wird zunächst eine Materialbahn, die von einer Vorratsrolle abgezogen wird, gemäß der Länge des Buchblockrückens auf die erforderliche Breite geschnitten, bevor ein Hinterklebestreifen abhängig von der Breite des Buchblockrückens abgetrennt, von einer translatorisch oder schwenkend bewegbaren Saugplatte auf den zuvor beleimten Buchblockrücken übertragen und in einer nachfolgenden Station mit einem flexiblen Kissen oder Tuch angedrückt wird.
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Das Kapitalband bildet den Abschluss des Buchblockrückens an Kopf und Fuß und hat hauptsächlich eine schmückende Funktion im Übergang zwischen Buchblock und Buchdecke. Das maschinelle Kapitalen erfolgt in einem Arbeitsgang mit dem Hinterkleben, wobei zwischen dem Zuschneiden der Materialbahn in der Breite und dem Abtrennen des Hinterklebematerials auf die Materialbahn wenigstens ein Kapitalband geklebt wird.
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Das Einstellen solcher Vorrichtungen auf Buchblöcke unterschiedlicher Längen erfordert jeweils ein manuelles Eingreifen und dazu eine Produktionsunterbrechung, da die Schneidvorrichtung für die Bahnbreite nicht quer zur Materialvorschubrichtung schneiden kann und die Kapitalbänder nur linear auf das Hinterklebematerial aufgebracht werden können. Darüber hinaus muss ein Teil des Hinterklebematerials zwischen den unterschiedlichen Formaten entfernt und kann nicht für die Produktion genutzt werden.
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Aus
EP 1 894 739 ist eine Buchfertigungsstraße bekannt, welche zwei Kapitalstationen umfasst, die wechselweise derart betrieben werden können, dass eine während des Betriebes der anderen für einen folgenden Produktionsauftrag gerüstet werden kann. So kann die durch das Rüsten der Hinterklebe- oder Kapitalstation erforderliche Stillstandzeit der Buchfertigungsstraße reduziert werden. Der Aufwand für das Rüsten der Hinterklebe- oder Kapitalstation selbst wird so nicht reduziert und auch der Materialverlust bleibt unverändert erhalten.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zum maschinellen Hinterkleben und/oder Kapitalen aufeinander folgender Buchblöcke unterschiedlicher Rückenlänge zu schaffen.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum maschinellen Hinterkleben und/oder Kapitalen, bei dem sich der Hinterklebestreifen aus mehreren Teilstücken zusammensetzt, welche nacheinander auf den Buchblockrücken aufgebracht werden. Vorzugsweise wird jeweils unmittelbar vor dem Fügen eines Teilstücks nur derjenige Bereich des Buchblockrückens mit Klebstoff benetzt, der nach dem Fügen von dem Teilstück abgedeckt wird, um Verschmutzungen der Vorrichtung zu vermeiden.
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Die einzelnen Teilstücke des Hinterklebestreifens können sich auf dem Buchblockrücken überlappen, unmittelbar aneinander ansetzen oder zueinander beabstandet sein. Das Maß der Überlappung bzw. des Abstandes ist dabei variabel, wodurch die Längen der Teilstücke weitgehend von der Länge des Buchblockes unabhängig sind. Damit ist es möglich, aus Teilstücken gleicher Länge Hinterklebestreifen unterschiedlicher Länge zu erzeugen und damit Buchblöcke unterschiedlicher Länge zu hinterkleben bzw. kapitalen, ohne den Beschnitt der Materialbahnen und die Führung des Kapitalbandes zur Materialbahn zu verändern. Vorzugsweise werden zwei Teilstücke derart bzgl. des Kopf- bzw. Fußschnittes positioniert, dass die äußere Erscheinung des fertigen Buches sich nicht von einem nach herkömmlichen Verfahren mit einteiligem Hinterklebestreifen gefertigten unterscheidet.
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Zur Durchführung des Verfahrens sind erfindungsgemäß wenigstens zwei Hinterklebe- und/oder Kapitalstationen vorgesehen. Zum Positionieren und Fügen von Teilstücken bzgl. von der Länge des Buchblockrückens abhängiger Blockkanten oder ggf. Zwischenstücken ist wenigstens eine der Hinterklebe- und/oder Kapitalstationen in Rückenlängsrichtung verschiebbar. Vorzugsweise wird diese Verstellung motorisch angetrieben. Der Verstellantrieb ist dabei mit der Steuerung der Buchfertigungsstraße verbunden und wird durch diese gesteuert oder geregelt.
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1 Buchblockkonstruktion
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2 auszugsweise, schematische Darstellung einer Buchfertigungsstraße
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3 Schematische Darstellung einer Hinterklebestation
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1 zeigt zwei erfindungsgemäß hergestellte Buchblöcke (1, 2) unterschiedlicher Länge. Beide Buchblöcke (1, 2) sind durch jeweils ein Hinterklebeteil (3, 4) stabilisiert, wobei die unterschiedlich langen Hinterklebeteile (3, 4) aus identischen Teilstücken (5, 6) mit jeweils angebrachten Kapitalbändern (5.1, 6.1) bestehen. Dabei bedeckt jedes Teilstück (5, 6) einen Teilbereich des Buchblockrückens (9), das daraus gebildete Hinterklebeteil (3, 4) aber den gesamten Buchblockrücken (9). Die ersten Teilstücke (5) sind vorzugsweise jeweils an einer formatunabhängigen Bezugskante (K) des Buchblocks (1, 2) positioniert, die letzten Teilstücke (6) sind vorzugsweise an der gegenüberliegenden, von der Länge des Buchblocks (1, 2) abhängigen Bezugskante (F1, F2) positioniert.
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Die Hinterklebeteile (3, 4) unterscheiden sich in ihrer Länge und dem Maß der Überlappung (L1, L2) der beiden das Hinterklebeteil (3, 4) bildenden Teilstücke (5, 6), sodass gleiche Teilstücke (5, 6) zur Herstellung unterschiedlicher Formate genutzt werden können. Vorteilhaft werden zur Erzeugung der Teilstücke (5, 6) Vorratsrollen (14, 16) passender Breite eingesetzt, sodass ein Zuschneiden der von diesen abgewickelten Materialbahnen (15, 17) auf die erforderliche Breite und das damit verbundene Rüsten entfallen sowie Abfall vermieden werden können. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht so eine individuelle Anpassung des Hinterklebeteils (3, 4) an jeden einzelnen Buchblock (1, 2), insbesondere bei unterschiedlichen Buchblocklängen, ohne die Buchfertigungsstraße stoppen oder die Produktionsleistung reduzieren zu müssen, indem im Produktstrom Lücken für die Formatverstellung geschaffen werden
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1 zeigt darüber hinaus anhand des Buchblocks (1) den Schichtaufbau der Hinterklebung im Bereich der Überlappung, wie er durch die erfindungsgemäße Abfolge der Teilprozesse entsteht. Unmittelbar auf den Buchblockrücken (9) erfolgt ein erster Klebstoffauftrag (7), welcher sich vorzugsweise über den durch das erste Teilstück (5) bedeckten Bereich erstreckt und dieses Teilstück (5) mit dem Buchblockrücken (9) verklebt. Ein zweiter Klebstoffauftrag (8) erstreckt sich vorzugsweise über das erste Teilstück (5) in dem Bereich der Überlappung (L1) durch das letzte Teilstück (6) und den durch das letzte Teilstück (6) bedeckten Bereich des Buchblockrückens (9). Den Abschluss bildet das letzte Teilstück (6) mit angebrachtem Kapitalband (6.1).
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Eine vereinfachte Darstellung einer ersten Ausführungsform der Erfindung zeigt 2 in perspektivischer Sicht. Erfindungsgemäß umfasst der Hinterklebebereich einer Buchfertigungsstraße eine nicht dargestellte, die bzgl. ihrer Hinterkante (K) ausgerichteten Buchblöcke (1, 2) in bekannter Weise in Taktabständen seitlich einspannende und in Rückenlängsrichtung (T) transportierende Fördereinrichtung und wenigstens zwei Hinterklebestationen (10, 12) mit jeweils einem zugeordneten, in Blocktransportrichtung (T) vorgelagerten Rückenleimwerk (11, 13).
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Ein erstes Rückenleimwerk (11) trägt Klebstoff auf den Buchblockrückens (9) auf, vorzugsweise auf denjenigen Bereich beschränkt, der in der zugeordneten, ersten Hinterklebestation (10) mit einem ersten Teilstück (5) des Hinterklebeteils (3, 4) abgedeckt wird, sodass nach dem Fügen des ersten Teilstückes (5) der komplette erste Klebstoffauftrag (7) durch das erste Teilstück (5) abgedeckt ist und auch nach dem Andrücken kein Klebstoff (7) aus der Fügefläche hervorquillt und so das Verschmutzen der Vorrichtung durch Klebstoff vermieden wird.
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Eine erste Hinterklebestation (10) wickelt in bekannter Weise von einer Vorratsrolle (14) die Materialbahn (15) ab und erzeugt aus dieser durch Zuschnitt das erste Teilstück (5). Vorzugsweise sind die Breite der Vorratsrolle (14) und die Länge des ersten Teilstückes (5) so gewählt, dass ein Zuschnitt in Rückenlängsrichtung nicht erforderlich ist, und somit das erste Teilstück (5) durch Abschneiden eines Streifens geeigneter Breite von der Materialbahn (15) erzeugt wird. Vorzugsweise wird daher auf eine Einrichtung zum Schneiden der Materialbahn (15) auf die gewünschte Breite sowie die zugehörigen Verstellungen in der ersten Hinterklebestation (10) verzichtet und diese dadurch einfacher gestaltet. Diese erste Hinterklebestation (10) positioniert zum Fügen das erste Teilstück (5) des Hinterklebeteils (3, 4) bzgl. der formatunabhängigen, im wesentlichen ortsfesten Bezugskante (K) des Buchblocks. Daher verzichtet die erste Hinterklebestation (10) vorzugsweise auf sämtliche Verstellungen in Blocktransportrichtung (T), wodurch sich der Aufbau gegenüber einer herkömmlichen Hinterklebestation weiter vereinfacht.
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In einer weiteren Ausführungsform ist diese erste Hinterklebestation (10) als Kapitalstation ausgebildet, die in bekannter Weise auf der Seite der formatunabhängigen Bezugskante (K) durch Kleben ein Kapitalband (5.1) an die Materialbahn (15) fügt, bevor das erste Teilstück (5) von dieser abgetrennt und auf den beleimten Buchblockrücken (9) aufgespendet wird. Dabei wird auf einer Verstellung der Führungselemente für das Kapitalband in Blocktransportrichtung verzichtet.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung umfasst darüber hinaus wie in 2 dargestellt eine letzte Hinterklebestation (12), welche wie die erste Hinterklebestation (10) in bekannter Weise eine Materialbahn (17) von einer Vorratsrolle (16) abwickelt und aus dieser durch Schneiden das letzte Teilstück (6) erzeugt und dem bereits beleimten Buchlockrücken aufspendet. Dabei positioniert die letzte Hinterklebestation (12) das letzte Teilstück (6) bzgl. der von der Länge des Buchblocks (1, 2) abhängigen Bezugskante (F1, F2). Dazu ist diese letzte Hinterklebestation (12) in Blocktransportrichtung (T) verschiebbar. In der in 3 dargestellten vorzugsweisen Ausführungsform ist dazu diese letzte Hinterklebestation (12) auf Linearführungen bestehend aus Führungsschienen (18) und Führungswagen (19) gelagert. Die Verstellung (B) erfolgt vorzugsweise durch wenigstens einen Spindeltrieb (20), der von einem Motor (23) angetrieben wird. Zur Verbesserung der Leichtgängigkeit und Präzision der Verstellung umfasst die letzte Hinterklebestation (12) zwei Spindeltriebe (20) die synchron betrieben werden und dazu vorzugsweise über einen Riementrieb bestehend aus einem Zahnriemen (21) und Riemenscheiben (22) miteinander antriebsverbunden sind. Der Motor (23) ist mit der nicht dargestellten Steuerung der Buchfertigungsstraße verbunden und wird durch dies gesteuert oder geregelt.
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Vorzugsweise sind die Breite der Vorratsrolle (16) und die Länge des letzten Teilstückes (6) so gewählt, dass ein Zuschnitt in Rückenlängsrichtung nicht erforderlich ist, und somit das letzte Teilstück (6) durch Abschneiden eines Streifens geeigneter Breite von der Materialbahn (17) erzeugt wird. Vorzugsweise wird daher auf eine Einrichtung zum Schneiden der Materialbahn (17) auf die gewünschte Breite sowie die zugehörigen Verstellungen in der letzten Hinterklebestation (12) verzichtet und diese dadurch einfacher gestaltet. Damit verzichtet die letzte Hinterklebestation (12) vorzugsweise auf sämtliche Verstellungen in Blocktransportrichtung (T) ausgenommen der zuvor beschriebenen Gesamtverstellung (B), wodurch sich der Aufbau gegenüber einer herkömmlichen Hinterklebestation weiter vereinfacht.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht so eine individuelle Anpassung des Hinterklebeteils (3, 4) an jeden einzelnen Buchblock (1, 2), insbesondere bei unterschiedlichen Buchblocklängen, ohne die Buchfertigungsstraße stoppen oder die Produktionsleistung durch Lücken im Produktstrom reduzieren zu müssen.
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In einer weiteren Ausführungsform ist diese letzte Hinterklebestation (12) als Kapitalstation ausgebildet, die in bekannter Weise auf der Seite der formatabhängigen Bezugskante (F1, F2) durch Kleben ein Kapitalband (6.1) an die Materialbahn (17) fügt, bevor das letzte Teilstück (6) von dieser abgetrennt und auf den beleimten Buchblockrücken (9) aufgespendet wird. Dabei wird vorzugsweise auf eine Verstellung der Führungselemente für das Kapitalband in Blocktransportrichtung verzichtet.
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Die Vorrichtung kann darüber hinaus weitere Hinterklebestationen und jeweils zugeordnete Rückenleimwerke umfassen, welche ggf. Lücken zwischen dem ersten Teilstück (5) und dem letzten Teilstück (6) durch Fügen weiterer Teilstücke schließen.
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Wenigstens der letzten Hinterklebe- bzw. Kapitalstation (12) nachgelagert umfasst die Vorrichtung eine nicht dargestellte Einrichtung zum Anpressen des Hinterklebeteils (3, 4) an den Buchblockrücken (9). Vorzugsweise umfasst die Vorrichtung zwischen der ersten Hinterklebe- bzw. Kapitalstation (10) und dem letzten Rückenleimwerk (13) wenigstens eine nicht dargestellte Andrückstation, welche die bereits gefügten Teilstücke (5) in bekannter Weise vollflächig an den Buchblockrücken andrückt. Dadurch können Kollisionen der bereits gefügten Teilstücke (5) mit Maschinenteilen und/oder weiteren zu fügenden Komponenten wie dem letzten Teilstück (6) vermieden werden.
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Eine weiter Ausführungsform unterscheidet sich von dem Vorgenannten durch die Ausrichtung der Buchblöcke (1, 2) bzgl. ihrer Mitte weshalb sowohl die erste Hinterklebe- oder Kapitalstation (10) als auch die letzte Hinterklebe- oder Kapitalstation (12) wie in 3 anhand der letzten Hinterklebestation (12) dargestellt, in Rückenlängsrichtung verschiebbar ausgeführt sind. Damit sind die erste Hinterklebestation (10) und die letzte Hinterklebestation (12) baugleich. Sind diese Stationen als Kapitalstation ausgeführt, unterscheiden sich die erste Kapitalstation (10) und die letzte Kapitalstation (12) in einer im wesentlichen gespiegelten Ausführung der das Kapitalband (5.1, 6.1) betreffenden Baugruppen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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