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Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zum Trainieren der orofazialen Muskulatur bei Personen, insbesondere bei Kindern, mit einem Schild und mit einem an das Schild angebrachten Fortsatz.
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Für eine ungestörte Entwicklung insbesondere auch der Sprache bei Kindern ist es wesentlich, dass sich im Ruhezustand der Mund in geschlossenem Zustand und die Zunge in einer mit der Zungenspitze am Oberkiefer anliegenden Position befindet. Durch den Lippenschluss zwischen Ober- und Unterlippe bei geschlossenem Mund wird einerseits die orofaziale Muskulatur trainiert, andererseits eine Nasenatmung erzwungen, die wiederum einen Schutz vor Erkältungskrankheiten bildet und somit der allgemeinen Gesundheit des Kindes zuträglich ist. Die Anlage der Zungenspitze am Oberkiefer unterstützt die Ausbildung der Mundhöhle, wodurch Zahn- und Kieferfehlstellungen entgegengewirkt wird.
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Ein vielfach verwendetes Hilfsmittel, um insbesondere Kleinkinder zu beruhigen, ist der Schnuller. Er umfasst eine vor dem Mund des Kindes getragene Schnullerplatte, von der aus sich ein Sauger erstreckt, der von den Lippen des Kindes umschlossen wird. Dieser Sauger ist voluminös mit einem etwa kugelförmig verdickten Ende, das sich bei der Benutzung in der Mundhöhle des Kindes befindet.
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Zwar ist die beruhigende Wirkung von Schnullern auf das Kind unumstritten und es wird verhindert, dass sich das Kind zur Befriedigung seines Saugreflexes des eigenen Daumens bedient und diesen kraftvoll gegen die Mundhöhle drückt, wodurch Kiefer- und Zahnfehlstellungen hervorgerufen werden können, nachteilig ist bei der Verwendung des Schnullers jedoch, dass das Kind beim Tragen desselben stets die Lippen zu einem Kussmund geformt hat und wegen des kugelartig verdickten Endes des Saugers keinerlei Lippenkraft aufbringen muss, um ein Herausfallen des Schnullers zu verhindern. Die Folge ist, dass Kinder, die regelmäßig Schnuller tragen, häufig zum „Sabbern” neigen, da sie im Ruhezustand nicht über einen zum Zurückhalten des Speichelflusses ausreichenden Mundschluss verfügen.
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Ferner bewirkt die kugelartige Verdickung am Ende des Saugers, dass die Zungenspitze nicht gegen die Mundhöhe des Oberkiefers drücken kann, da sie von der kugelartigen Verdickung des Saugers im Unterkiefer gehalten wird. Störungen der Sprachentwicklung können die Folge sein.
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Eine Vorrichtung zum Trainieren der orofazialen Muskulatur der eingangs genannten Art ist aus der
DE 198 31 741 C1 bekannt. Der sich von dem Schild bei ordnungsgemäßer Anwendung der Einrichtung zwischen den Lippen hindurch nach außen erstreckende Fortsatz ist bei dieser Einrichtung als elastischer Lippenkeil ausgebildet. Er soll einen ständigen Reiz für die Lippenmuskulatur liefern, wobei der ringförmige Lippenmuskel den Keil automatisch umfassen und ihn durch die Elastizität stimuliert ständig zusammenpressen soll.
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In der Praxis hat sich gezeigt, dass sich der mit der Anwendung dieser Einrichtung gewünschte, therapeutische Erfolg nicht immer in dem erwarteten Maße einstellt.
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Eine weitere Einrichtung der eingangs genannten Art ist aus der
DE 10 2005 058 641 A1 bekannt. Bei dieser ist der Fortsatz flach ausgebildet, um zu vermeiden, dass durch die Form des Fortsatzes eine Kussmundbildung unterstützt wird.
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Die
DE 32 470 74 A1 zeigt eine Vorrichtung, bei der an einem vestibulärem Schild innen ein Sauger angeordnet ist und außen an einem mittleren Befestigungsbereich ein Griff. Der mittlere Befestigungsbereich führt dazu, dass im Mittelbereich der Lippen kein Lippenkontakt möglich ist.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Einrichtung zum Trainieren der orofazialen Muskulatur derart weiterzubilden, dass sie eine verbesserte therapeutische Wirksamkeit aufweist.
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Diese Aufgabe wird durch die in Anspruch 1 wiedergegebene Einrichtung gelöst.
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Dadurch, dass der Fortsatz als eine einen Kontakt von Ober- und Unterlippe über einen wesentlichen Teil der Lippenlängen erlaubende Handhabe, mit der eine Zugbelastung auf das Schild ausübbar ist, ausgebildet ist, kann während der therapeutischen Anwendung dieser Einrichtung ein sich zumindest über den wesentlichen Teil der Lippenlängen erstreckender Lippenschluss herbeigeführt werden. Die Lippen befinden sich mit anderen Worten bei der erfindungsgemäßen Einrichtung während der Therapie zumindest nahezu in einer Position zueinander, die im Wesentlichen derjenigen der Lippen bei normal geschlossenem Mund entspricht. Der Trainingseffekt wird bei der erfindungsgemäßen Einrichtung insbesondere dadurch hervorgerufen, dass mittels der Handhabe auf das Schild eine Zugbelastung ausgeübt wird. Die Anspannung der Orofazialmuskulatur, die erforderlich ist, um das „Herausflutschen” des Schildes aus dem Mund zu verhindern, führt dazu, dass die Muskulatur in der bestmöglichen Lippen- und Zungenstellung, nämlich bei geschlossenen Lippen und mit der Zungenspitze an der oberen Kiefernhöhle, trainiert wird. Wichtig ist hierbei, dass der Lippenschluss zwischen Ober- und Unterlippe sich zumindest über nahezu der vollen Lippenlänge erstreckt, d. h. zumindest im Wesentlichen von einem Mundwinkel zum anderen. Mit „im Wesentlichen” ist gemeint, dass von diesem Lippenschluss nur gegenüber der gesamten Länge der Lippen kleine Lippenbereiche nicht unmittelbar aufeinander liegen, die zum Verbinden der Handhabe mit dem Schild notwendig sind.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Einrichtung umfasst die Handhabe einen etwa flächenförmigen Handhabungsbereich, der sich bei ordnungsgemäßer Anwendung der Einrichtung vor den Lippen der Person befindet. Zum Training der orofazialen Muskulatur kann die behandelte Person den Handhabungsbereich beispielsweise zwischen Daumen und Zeigefinger einer Hand einklemmen und durch Ziehen die für die therapeutische Wirkung notwendige Belastung der orofazialen Muskulatur auszuüben. Um die Gefahr eines Abrutschens von insbesondere durch Speichel feuchten Finger von dem Handhabungsbereich zu reduzieren, können an dem Handhabungsbereich reibschlussverbessernde Maßnahmen, beispielsweise Aufrauungen oder rippenartige Verdickungen vorgesehen sein.
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Die Handhabe umfasst eine Lippenkontaktöffnung, durch die sich der Lippenkontakt zwischen Ober- und Unterlippe im Mittelbereich der Lippen bei ordnungsgemäßer Anwendung einstellt. Aufgrund dieser Maßnahme ist der Schluss zwischen Ober- und Unterlippe in dem besonders wichtigen, mittleren Lippenbereich während der Anwendung dieser Einrichtung gewährleistet. Lediglich in den beiden seitlichen Randbereichen, in denen Material existieren muss, um die Handhabe mit dem Schild zu verbinden, befinden sich Ober- und Unterlippe nicht in unmittelbarem Kontakt.
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Die Lippenkontaktöffnung erstreckt sich vorzugsweise von dem Schild zumindest über eine Länge von etwa 10 mm nach vorn, damit der Lippenschluss tatsächlich durch die Handhabe nicht über ein absolut notwendiges Minimalmaß hinaus gestört wird.
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Die Handhabe weist vorzugsweise eine Länge von mindestens etwa 30 mm, gemessen ab der Frontseite, d. h. derjenigen Seite des Schildes, die bei ordnungsgemäßer Anwendung der Einrichtung den Lippen der Person zugewandt ist. Es ist aufgrund dieser Ausgestaltung gewährleistet, dass sich im Regelfall eine solche Länge der Handhabe manuell gut erreichbar außerhalb des Lippenschlusses, d. h. vor den Lippen der Person befindet, die eine gute Handhabbarkeit der Einrichtung ermöglicht.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Einrichtung besteht das Schild, was auch genauer als „vestibuläres Schild” bezeichnet wird, aus flexiblem Material, wodurch der Tragekomfort erheblich erhöht wird und sich das Schild leicht an unterschiedliche Kiefernausprägungen und Zahnfehlstellungen anpasst.
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An das Schild ist der die Handhabe bildende Fortsatz vorzugsweise einstückig angeformt. Es ist nämlich zur Vermeidung von Unfällen wesentlich, dass sich die Handhabe nicht von dem Schild lösen kann. Dies ist sehr wichtig, um zu verhindern, dass ein von der Handhabe getrenntes Schild unkontrolliert in die Mundhöhle und gar in Speise- oder Luftröhre eines Patienten gelangen kann. Dabei muss die Anformung der Handhabe an das Schild derart stabil sein, dass sie von dem Kind oder einer dritten Person ergriffen und in eine beliebige Richtung in und/oder quer zu seiner Längsrichtung gezogen werden kann, um somit – je nach Zugrichtung – bestimmte Bereiche der orofazialen Muskulatur besonders zu trainieren.
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Besonders kostengünstig herstellbar ist eine derartige Ausführungsform der erfindungsgemäßen Einrichtung dann, wenn das Schild und der Fortsatz aus Silikon bestehen.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Einrichtung dargestellt. Es zeigen:
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1 dieses Ausführungsbeispiel in einer Ansicht von vorn;
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2 dasselbe Ausführungsbeispiel in einer Ansicht gemäß 1 von oben sowie
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3 dasselbe Ausführungsbeispiel in einer Ansicht gemäß 1 von unten.
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Das in den 1 bis 3 dargestellte Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Einrichtung umfasst ein Schild 1, welches als vestibuläres Schild, das zwischen den Kiefern und den Lippen getragen wird, ausgebildet ist. An dieses vestibuläre Schild 1 ist ein als Handhabe 2 ausgebildeter Fortsatz angeformt, der während der Verwendung dieser Einrichtung zwischen den geschlossenen Lippen des Trägers hindurchragt. Die Handhabe 2 ist flächenhaft, d. h. dünn mit einer Materialstärke von beispielsweise 2 mm wie auch das vestibuläre Schild 1 ausgebildet. Sie ist quer zu seiner Längserstreckung gekrümmt, wobei die konvexe Seite 3 während des Tragens zur Oberlippe ausgerichtet ist. Die Handhabe kann auch eben ausgebildet sein.
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Die Handhabe 2 weist eine Lippenkontaktöffnung 4 auf, durch welche die Ober- und die Unterlippe im mittleren Bereich des Mundes bei ordnungsgemäßer Anwendung der erfindungsgemäßen Einrichtung in Kontakt gelangen. Die Länge l, über die sich die Lippenkontaktöffnung 4 von dem Schild 1 nach außen erstreckt, beträgt etwa 10 mm.
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Nach außen an die Lippenkontaktöffnung 4 angrenzend umfasst die Handhabe einen flächenförmigen Handhabungsbereich 5, der sowohl auf seiner in 2 erkennbaren Oberseite, als auch auf der in 3 erkennbaren Unterseite Riffelungen 6, 6' umfasst, die die Gefahr eines Abrutschens insbesondere von durch Speichel benetzten Fingern reduzieren.
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Die Gesamtlänge L der Handhabe 2 beträgt etwa 30 mm.
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Die erfindungsgemäße Einrichtung ist einstückig aus einem Silikonwerkstoff hergestellt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schild
- 2
- Handhabe
- 3
- konvexe Seite
- 4
- Lippenkontaktöffnung
- 5
- Handhabungsbereich
- 6, 6'
- Riffelungen
- l
- Länge
- L
- Gesamtlänge