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Die Erfindung betrifft ein Instrument zur Herstellung eines Aufbissschuhs und ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Aufbissschuhs nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
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Das Instrument dient zur Herstellung eines Aufbissschuhs zur Aufbissbehandlung und Unterkieferneupositionierung.
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Diese Aufbissschuhe werden im Rahmen von kieferorthopädischen Behandlungen auf der Innenseite der mittleren und seitlichen oberen Schneidezähne befestigt, um so ein vorzeitiges Aufbeißen der unteren Schneidezähne zu bewirken. Damit werden die oberen und unteren Schneidezähne intrudiert, was bedeutet, dass Sie durch die hineindrückende Wirkung der Aufbisse wieder zurück in den Kiefer hinein wachsen. Diese Behandlung ist im Speziellen notwendig, wenn untere Schneidezähne bereits so weit heraus gewachsen sind, dass sie einen so genannten traumatischen Schleimhauteinbiss im Oberkiefer verursachen. Das Formen dieser Aufbissschuhe ist sehr mühsam und bedingt teilweise große Abweichungen sowie scharfe Kanten, was wiederum Irritationen an der Zunge bewirken kann.
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Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, ein Instrument zu schaffen, mit dem einfacher ein Aufbissbehelf hergestellt werden kann. Ferner soll ein neuartiges Verfahren zu schnellen und genauen Herstellung eines Aufbissbehelfs vorgeschlagen werden.
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Zur Lösung der gestellten Aufgabe ist die Erfindung durch mindestens einen der unabhängigen Patentansprüche gekennzeichnet.
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Wesentliches Merkmal der Erfindung ist demnach, dass ein Instrument zur Herstellung eines Aufbissschuhs aus einem langgestreckten, etwa geraden Handgriff besteht, an dessen vorderen freien Ende ein Bügel zur Befestigung einer Aufnahme zur Halterung eines Formstücks angeordnet ist, wobei das Formstück mit einem aushärtbaren Klebstoff befüllbar ist, mit dessen Aushärtung der Aufbissschuh gebildet ist.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist der Bügel etwa im Winkel von 90 Grad abgebogen, was bedeutet, dass er sich in Längsrichtung von dem Handgriff aus nach vorne erstreckt, dann eine Abbiegung von 90 Grad ausführt, und an seinem vorderen Ende die Aufnahme zur Halterung eines aus Kunststoff bestehenden Formstücks trägt.
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Der Bügel kann jedoch auch um 180 Grad bezüglich der handgriffseitigen Längsmittenebene abgebogen an der Aufnahme zur Halterung des Formstücks ansetzen. In diesem Fall ist der Ansatzpunkt des Bügels an der Aufnahme um 90 Grad zu dem Ansatzpunkt des erstgenannten Ausführungsbeispiels versetzt.
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In beiden Ausführungen soll jedoch die Mittenlängsachse durch die Aufnahme etwa parallel zur Mittenlängsachse durch den Handgriff sein, um einen orthogonalen Ansatz des in der Aufnahme aufgenommenen Formteils an die Innenseite der Frontzähne zu erreichen.
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Zur Herstellung eines Aufbissschuhs wird somit das Formstück, welches in der Aufnahme gehalten ist, mit einem aushärtbaren Klebstoff befüllt. Aufgrund der Tatsache, dass der Bügel (um 90 oder 180 Grad) abgebogen ist und an der Unterseite der Aufnahme zur Halterung des Formstücks ansetzt, wird dafür gesorgt, dass die Aufnahme zur Halterung des Formstücks im Vergleich zur Längsachse des Handgriffs um 180 Grad nach innen gerichtet ist. Das Instrument kann demnach auch als Orthohalter bezeichnet werden, denn mit einem solchen Instrument können demnach sehr einfach Frontzahn-Aufbisse zur Intrusion von Frontzähnen in Sekundenschnelle hergestellt werden. Das aus Kunststoff bestehende und mit einem aushärtbaren Klebstoff befüllbare Formstück sorgt aufgrund seiner Abmessungen für die Ausformung von Aufbissschuhen, die etwa 8,4 mm lang sind und im Bedarfsfall einfach gekürzt werden können.
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Der Orthohalter verläuft aufgrund der Abbiegung des Bügels parallel zur Aufbissebene, was kontinuierlich gleiche Ergebnisse garantiert, wenn ein Aufbissschuh an einem Frontzahn genau auf der gleichen Ebene neben dem daneben liegenden Aufbissschuh am benachbarten Frontzahn angeformt werden soll.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung ist noch vorgesehen, dass am Formstück selbst seitliche Hilfsleisten angeordnet sind, die es ermöglichen, dass unter optischer Kontrolle des Ansatzes des Orthohalters an die Innenseite der Frontzähne alle Aufbisse in derselben Höhe stehen. Im Bedarfsfall können bestehende Aufbisse durch Wiederaufschieben des Formstücks und durch erneutes Ansetzen mit einem aushärtbaren Klebstoff verlängert werden.
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Ein Verfahrensablauf zur Herstellung eines Aufbissschuhs verläuft nun folgendermaßen:
- 1. Es wird das in die Aufnahme des Instruments eingesetzte Formstück mit einem aushärtbaren Klebstoff befüllt.
- 2. Sodann wird das Instrument an die Innenseite der Frontzähne angesetzt, wobei die mit Klebstoff befüllte Mündung des Formstücks an der Frontzahn-Innenseite anliegt und dort angesetzt wird.
- 3. In dieser Position wird das (transparent oder transluzente) Formstück mit einer UV-Lampe bestrahlt, sodass der in das Formstück eingefüllte lichthärtende Klebstoff aushärtet und an der Innenseite des Frontzahns den Aufbissschuh ausbildet.
- 4. Danach wird das Instrument zusammen mit dem Formstück vom Zahn entfernt, wodurch der aus dem aushärtbaren Klebstoff gebildete ausgehärtete Aufbissschuh an der Innenseite der Frontzähne stoffschlüssig anhaftet. Eventuelle Überstände können mit dem Scaler entfernt werden. Damit ergibt sich ein anatomisch perfekter Sitz aller Aufbisse.
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Soll ein weiterer Aufbiss angefertigt werden, sind die seitlichen Hilfsleisten am Formstück zu beachten, um unter optischer Kontrolle sicherzustellen, dass das Instrument mit seiner Aufnahme und dem dort klemmend eingesetzten Formstück genau neben dem bereits schon ausgehärteten Aufbissschuh am Nachbarzahn angesetzt wird.
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Danach erfolgt eine Höhenkontrolle des Zahnbisses mit Kontaktfolie und Vorkontakte werden mit Diamantsteinchen entfernt.
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Mehrere Aufbisse ergeben demnach ein Aufbissplateau.
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Die besondere Abbiegung des Bügels im Vergleich zur Längsachse des Handgriffes und zur Mittenlängsachse der Aufnahme führt nach dem Merkmal des Anspruches 2 dazu, dass die Mittenlängsachse durch den Handgriff etwa parallel zur Mittenlängsachse des Formstücks angeordnet ist.
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Um eine besonders günstige formschlüssig klemmende Aufnahme des Formstücks in der Aufnahmeöffnung der Aufnahme des Instruments zu gewährleisten, ist vorgesehen, dass das Formstück einen zapfenförmigen, hinteren Ansatz aufweist, der durch eine Aufnahmeöffnung an der Rückwand der Aufnahme hindurchgreift, sodass eine klemmende reibschlüssige Aufnahme des Formstücks in der Instrumenten-Aufnahme gewährleistet ist.
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Wichtig ist noch, dass die an der Aufnahme des Instruments befestigte Halterung zur Anlage an der Oberseite des Formstücks hinter der Vorderseite des Formstücks um einen Abstand zurücksteht.
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Das Formstück ist nicht nur in der Aufnahmeöffnung der Instrumenten-Aufnahme gehalten, sondern zusätzlich ist an der Aufnahme eine plattenförmige oder eine U-förmig gebogene Halterung zur Anlage an der Oberseite des Formstücks angeordnet ist. Damit wird die Oberseite des Formstücks an seinem aus der instrumentenseitigen Aufnahme herausragenden Teil noch zusätzlich abgestützt. Es soll jedoch die gegen die Frontseite der Zähne gerichtete Vorderseite der Halterung hinter der Vorderseite des Formstücks um einen bestimmten Abstand zurückstehen.
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Dies erreicht, dass die vordere Seite des aus Kunststoff bestehenden Formstücks biegeelastisch bleibt und nicht durch die Vorderseite der Halterung blockiert ist. Damit passt sich das Formstück bei Andruck an eine Frontzahn-Innenfläche automatisch an der Frontzahn-Innenfläche durch elastische Verformung an, sodass immer der gleiche vollflächige Ansatz des mit Klebstoff befüllten Formstücks an die Frontzahn-Innenfläche gewährleistet ist.
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Damit der im Formstück eingefüllte lichthärtende Kunststoff durch eine UV-Lampe ausgehärtet werden kann, ist es bevorzugt, wenn das Formstück mindestens teilweise transparent ist. Es besteht bevorzugt aus einem transparenten elastomeren Silikon oder Kunststoff.
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Der Erfindungsgegenstand der vorliegenden Erfindung ergibt sich nicht nur aus dem Gegenstand der einzelnen Patentansprüche, sondern auch aus der Kombination der einzelnen Patentansprüche untereinander.
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Alle in den Unterlagen, einschließlich der Zusammenfassung offenbarten Angaben und Merkmale, insbesondere die in den Zeichnungen dargestellte räumliche Ausbildung, werden als erfindungswesentlich beansprucht, soweit sie einzeln oder in Kombination gegenüber dem Stand der Technik neu sind.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand von lediglich einen Ausführungsweg darstellenden Zeichnungen näher erläutert. Hierbei gehen aus den Zeichnungen und ihrer Beschreibung weitere erfindungswesentliche Merkmale und Vorteile der Erfindung hervor.
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Es zeigen:
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1: schematisiert eine perspektivische Darstellung des Ansatzes des Instrumentes an die Innenseite der Frontzähne an einem Modell
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2: eine vergrößerte Darstellung der Situation nach 1
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3: eine etwa gleiche perspektivische Darstellung wie 2 mit Darstellung weiterer Einzelheiten
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4: eine perspektivische Darstellung des Instrumentes mit einem in die Aufnahme eingesetzten, biege-elastischen Formstück
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5: das Instrument nach 4 bei entferntem Formstück
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6: eine perspektivische Darstellung des mit dem Formstück bestückten Instrument in einer Darstellung ähnlich der 4
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7: die Draufsicht auf die Oberseite des Instrumentes in Pfeilrichtung VII nach 6
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In 1 ist eine perspektivische Darstellung des Instrumentes 1 in der Arbeitsposition beim Ansetzen an der Innenseite der Frontzähne 7 gezeigt. Das Instrument 1 besteht im Wesentlichen aus einem langgestreckten, geraden Handgriff 2, der zum Beispiel rund profiliert ist und der an seiner Vorderseite über einen im Winkel von 90 Grad abgebogenen Bügel 8 in eine Aufnahme 3 übergeht. In die Innenseite der Aufnahme 3 ist ein Formstück 4 formschlüssig eingesetzt, welches an seiner hinteren Seite einen Zapfen 4a aufweist, der gemäß 2 durch eine in der hinteren Stirnfläche der Aufnahme 3 angeordnete Bohrung 19 hindurchgreift. Der zapfenförmige Ansatz 4a beim Durchgriff durch die Bohrung 19 sorgt für eine weitere gute Befestigung des Formstücks 4 in der Instrumenten-Aufnahme 3. Es kann auch sehr leicht ausgewechselt werden, denn durch Druck auf den zapfenförmigen Ansatz 4a wird das aus Kunststoff bestehende Formstück 4 aus der Öffnung der Aufnahme 3 nach vorne herausgedrückt.
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Die 1 zeigt bereits, dass an der Innenseite der Frontzähne 7 ein erster Aufbissschuh 5 angeformt wurde, und das Instrument mit dem Formstück 4, welches in der Aufnahme 3 gehalten ist, bereits schon an dem benachbarten Frontzahn angesetzt ist. Als Beispiel ist dargestellt, dass die Frontzähne 7 Teil des Oberkiefers 6 sind. Sie können jedoch auch Teil des Unterkiefers sein.
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In 3 ist die vergrößerte Darstellung der Arbeitsposition gezeigt, wo erkennbar ist, dass der Zapfen 18 des Formstücks 4 durch die Bohrung 19 hindurchgreift, wobei das Formstück 4 mit einem Ansatz 4a im Innenraum der Aufnahme 3 reibschlüssig verankert ist.
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Durch Vergleich der 3 mit der 5 wird auch deutlich, dass an der Oberseite der Aufnahme 3 eine etwa bügelförmige, plattenförmige oder aus einem rund profilierten Runddraht abgebogene Halterung 9 angeordnet ist, die eine oberseitige Unterstützung für das Formstück 4 bildet.
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Die 6 zeigt, dass die Länge der Halterung 9 kürzer ist als die Länge des Formstücks 4, wodurch sich ein Abstand 16 für das Formstück 4 ausbildet, der den elastisch verformbaren Überstand des Formstücks 4 über die Halterung 9 kennzeichnet.
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Das Formstück 4 hat eine schräge Aufnahmeöffnung 11, mit der es bündig an die Innenseite der Frontzähne angesetzt werden kann, wie dies aus 3 erkennbar ist. Die Aufnahmeöffnung 11 wird mit einem Licht härtenden Kleber befüllt.
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Um dafür zu sorgen, dass bei nebeneinanderliegenden Aufbissschuhen nach 1 die zueinander benachbarten Aufbissschuhe stets in einer gleichen Ebene liegen, sind am Formstück 4 seitliche Hilfslinien 10 angeordnet, welche die Aufbissebene definieren.
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Die 5 zeigt, dass in die nach vorne geöffnete Aufnahmeöffnung 12 das Formstück 4 mit seinem Ansatz 4a und dem sich an dem Ansatz 4a anschließenden Zapfen 18 eingesetzt und eingedrückt wird.
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Aus 6 ist erkennbar, dass die Mittenlinie 13 durch den Handgriff 2 des Instruments 1 parallel zur Mittenlinie 14 durch die Aufnahme 3 liegt, wobei die beiden Mittenlinien 13, 14 einen Abstand 15 zueinander bilden. Durch die parallele Anordnung der Mittenlinien 13, 14 wird dafür gesorgt, dass, wenn der Handgriff 2 vom Benutzer zum Beispiel in horizontaler Ebene an die Frontzahnreihe 7 angehalten wird, dann auch das Formstück 4 genau in dieser Richtung ausgerichtete Aufbissschuhe 5 an die Frontzahn-Innenseite anformt.
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Dadurch, dass ein Abstand 16 zwischen der Vorderseite des Formstücks 4 und der Halterung 9 an der Aufnahme 3 besteht, ist dafür gesorgt, dass sich bei der Anlage des Formstücks 4 an die Innenfläche der Frontzähne das Formstück 4 elastisch verformen kann, und sich unter Druck des Instruments selbsttätig an die Innenseite der Frontzahnfläche anlegt, und für eine vollflächige Anlage der Klebstofffläche an die Frontzahnfläche gesorgt ist.
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Die Vorderkante der Halterung 9 wird in 3 mit 17 bezeichnet.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Instrument
- 2
- Handgriff
- 3
- Aufnahme
- 4
- Formstück
- 4a
- Ansatz
- 5
- Aufbissschuh
- 6
- Oberkiefer
- 7
- Frontzahn
- 8
- Bügel
- 8a
- Schenkel
- 8b
- Schenkel
- 9
- Halterung
- 10
- Hilfslinie
- 11
- Aufnahmeöffnung (von 4)
- 12
- Aufnahmeöffnung (von 3)
- 13
- Mittenlinie (durch 1)
- 14
- Mittenlinie (durch 3)
- 15
- Abstand
- 16
- Abstand (von 9)
- 17
- Vorderkante (von 9)
- 18
- Zapfen (von 4)
- 19
- Bohrung