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Die Erfindung betrifft eine flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung zum Impfen von Samen, insbesondere Nutzpflanzensamen, ein Verfahren zum Impfen von Samen sowie deren Verwendung.
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Schädlinge, wie Drahtwürmer und Larven bestimmter Schnellkäferarten, sorgen jedes Jahr für großflächige Schäden insbesondere in Maiskulturen, Gemüsebau oder Getreideflächen. In der Vergangenheit wurden häufig Insektizide auf Basis von Neonicotinoiden verwendet, welche als Granulat auf das Erdreich aufgebracht werden. Da es aufgrund der Witterung jedoch nicht immer möglich ist, das Granulat vollständig mit Erdboden bedeckt zu halten, besteht für Kleintier und Vögel eine erhöhte Gesundheitsgefahr. Ferner erweisen sich derartige Insektizide als nachteilig, da auch Nutztiere, wie beispielsweise Bienen, einer erhöhten Gesundheitsgefahr ausgesetzt sind.
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Die Druckschrift
DE 14 57 893 B beschreibt ein Verfahren zum Aufbringen eines wässrigen Zusatzmittels, beispielsweise eines Pflanzenschutzmittels, auf bereits umhülltes Saatgut mittels Aufsprühen oder Aufschwemmen. Um Verluste an Zusatzmitteln zu vermeiden, wird das umhüllte Saatgut vor der Zugabe ausreichend getrocknet, so dass sich nach der Behandlung mit dem Zusatzmittel ein handelsüblicher Wassergehalt ergibt (Sp. 2, Z. 1 - 18). Das in
DE 14 57 893 B beschriebene Verfahren offenbart also nur ein Verfahren zum Aufbringen von Zusatzstoffen auf bereits umhülltes Saatgut. Dieses Verfahren erweist sich als nachteilig, da das Aufbringen mittels Aufsprühen selten gleichmäßig erfolgt und die Konzentration auf dem einzelnen Saatgut schwierig zu kontrollieren ist. Zudem ergibt sich durch die Umhüllung das Problem, dass bei Kraftbeaufschlagung, wie beispielsweise Schüttbewegungen, ein Abreiben oder sogar ein Abplatzen der Umhüllung auftritt, sodass die Pflanzenschutzwirkung deutlich verschlechtert ist
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In der Druckschrift
DE 34 42 318 A1 wird ein Applikationsverfahren zur Beschichtung von Saatgut mit Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln offenbart (vgl. hierzu S. 3, Z. 18 - 34), wobei Fungizide, Insektizide, Makro- und Mikronährstoffe mittels Wirbelschichttechnologie auf dem Saatgut agglomeriert werden. Die Wirkstoffe bilden eine Schicht an der Oberfläche des Saatguts, ohne darin einzudringen, sodass sie bei der weiteren Verarbeitung leicht wieder verloren gehen können.
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Die Druckschrift
US 6 550 183 A1 offenbart ein agrochemisches Düngermaterial, welches selenhaltige und vanadiumhaltige Verbindungen als Spurenelemente aufweist, um das Pflanzenwachstum und das Mineraliengleichgewicht zu verbessern. Hierzu wird das Material auf Boden, Blätter und Stiele aufgebracht oder aufgesprüht (vgl. hierzu Sp. 4, Z. 42 - 44; Sp. 5, Z. 5 - 8 und Sp. 2, Z. 40 - 48). Die verwendeten selenhaltigen Verbindungen werden in einem Bereich von 1,0 - 5,0 ppm eingesetzt (Sp. 3, Z. 55 - 64). Diese geringe Konzentration der selenhaltigen Verbindung wird durch das Aufbringen auf den Boden und der Pflanzen selbst bestimmt. Würden höhere Konzentration verwendet werden, würden Nutztiere, insbesondere Bienen, durch den hohen Selenanteil in und/oder auf den Pflanzen verenden und die notwendige Bestäubung würde ausbleiben. Ferner liefert
US 6 550 183 A1 keine Informationen zu Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln mit möglichen Zusammensetzungen.
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Die Druckschrift
US 2 105 727 A offenbart Insektizide für Zitruspflanzen (Sp. 1, Z. 1 - 6) auf Basis von komplexen Polyseliniden der Alkali- bzw. Erdalkalimetalle bzw. entsprechende Polysulfide durch Kombination von Selen mit einem beliebigen Polysulfid (Sp. 1, Z. 36 - 43). Die Insektizide werden mit Öl emulgiert und auf die Pflanzen aufgesprüht (S. 2, linke Sp., Z. 11 - 21). Dies erweist sich als nachteilig, da Nutztiere, wie beispielsweise Bienen oder Hummeln, direkt mit der selenhaltigen Verbindung in Kontakt treten und somit vergiftet werden.
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Die Druckschrift
GB 2 126 895 A beschreibt ein systemisches, selenhaltiges Insektenabwehrmittel auf Basis von Dimelaminselenit, welches von den Pflanzensämlingen absorbiert wird (S. 1, Z. 48 - 54). Die Aufnahme der selenhaltigen Verbindung erfolgt entweder durch deren Aufbringung in den Boden (series 1) oder durch Kultivierung von Sämlingen in einer selenhaltigen Hoagland-Nährlösung. Hierbei gilt zu berücksichtigen, dass die bereits ausgetriebenen Sämlinge in einer entsprechenden selenhaltigen Nährlösung aufgezogen werden. Eine derartige Kultivierung könnte sich als nachteilig ergeben, da die Dosis je nach Pflanzenwachstum variieren kann und somit der Selengehalt innerhalb der Sämlinge deutlich schwanken kann.
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Die Druckschrift
CN 101157581 A offenbart eine mit Selen angereicherte borhaltige Nährstofflösung für den Agrarbereich zur Bekämpfung von Selenmangelerscheinungen in der Bevölkerung.
CN 101157581 liefert keine Informationen zu einer möglichen insektiziden Wirkung oder Wirkungen auf Nutztiere.
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Die Druckschrift
US 6270809 B1 offenbart eine Biomasse aus kleinen Setzlingen, die mit verschiedenen Metallen und anderen Materialien angereichert werden. Dabei ist unter anderem auch eine Lösungsmittelzusammensetzung zum Anreichern eines Setzlings mit Bor und Selen beschrieben. Auch hier liegt der Fokus auf der Bekämpfung von Selenmangelerscheinungen in der Bevölkerung und
US 6270809 B1 liefert keine Informationen zu einer möglichen insektiziden Wirkung oder Wirkungen auf Nutztiere.
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Die Druckschrift
WO 03/094592 A2 beschreibt die Beschichtung von Samenkörnern mit unter anderem Natriumselenatlösungen. Die Wirkstoffe bilden eine Schicht an der Oberfläche des Saatguts, ohne darin einzudringen, sodass sie bei der weiteren Verarbeitung leicht wieder verloren gehen können.
WO 03/094592 A2 liefert keine Informationen zu einer möglichen insektiziden Wirkung oder Wirkungen auf Nutztiere.
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Die Druckschrift
US 6058649 A offenbart in ähnlicher Weise das Beschichten von Samenkörnern mit Natriumselenatlösungen zur Selenanreicherung der Früchte und liefert ebenfalls keine Informationen zu einer möglichen insektiziden Wirkung oder Wirkungen auf Nutztiere.
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Daher ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein wirksames Insektizid gegen Schädlinge wie Drahtwürmer, Larven bestimmter Schnellkäferarten sowie des westlichen Maiswurzelbohrers bereitzustellen, welches bienenverträglich ist und schädlingsbefallbedingte Ernteausfälle vermindert. Zudem liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bereitzustellen, durch welches geimpfte Samenkörner schnell und einfach herstellbar sind.
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Diese Aufgaben werden gemäß dem Patentanspruch 1, dem Patentanspruch 8 sowie den Patentansprüchen 10 und 11 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausführungsformen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Ein wesentlicher Punkt der Erfindung liegt darin, dass im Gegensatz zu Insektiziden aus dem Stand der Technik in der vorliegenden Erfindung auf Nervengifte, welche auch Nutztiere wie beispielsweise Bienen schädigen können, verzichtet wird. Erfindungsgemäß wird eine flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung zum Impfen von Samen, insbesondere Nutzpflanzensamen, mit wenigstens einem Solvens als Trägermaterial und wenigstens eine anorganische selenhaltige Verbindung, welche im Bereich von 0,1 - 5,0 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse der Sameneinlegebadzusammensetzung enthalten ist beschrieben.
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Außerdem weist die erfindungsgemäße flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung als weiteren Bestandteil wenigstens eine borhaltige Aminverbindung auf, welche bevorzugt als Alkohol, Aldehyd, Keton, Carboxysäure, Ester und/oder einer Kombination hieraus vorliegt und besonders bevorzugt aus Borethanolamin zusammengesetzt ist. Dies ist vorteilhaft, da sich diese borhaltige Aminverbindung vorteilhaft auf das Pflanzenwachstum auswirkt und Bor neben dem Selen ein in der menschlichen Ernährung wichtiges Spurenelement darstellt.
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Die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung weist ein Massenverhältnis von selenhaltiger Verbindung zu borhaltiger Aminverbindung in einem Bereich zwischen 0,1 : 1 und 10 : 1 auf. Vorteilhaft ist der Selengehalt größer als der Borgehalt. Dies ist bevorzugt, da das Verhältnis von Selen zu Bor entscheidend für die Schädlingsbekämpfung ist, da die selenhaltige Verbindung die Schadinsekten vernichtet. So ist erfindungsgemäß ein Verhältnis selenhaltiger Verbindung zu borhaltiger Aminverbindung von 3 : 1 bezogen auf die Gesamtmasse der flüssigen Sameneinlegebadzusammensetzung bevorzugt, wodurch Drahtwurm, Blattlaus und Rapspflanzkäfer erfolgreich bekämpft werden können. Ferner dient die borhaltige Aminverbindung, insbesondere Borethanolamin, zum Einstellen eines leicht basischen pH-Wertes der gesamten Sameneinlegebadzusammensetzung. Dies ist vorteilhaft, da durch den leicht basischen pH-Wert die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung schneller von den Samen aufgenommen wird als bei einem neutralen oder gar sauren pH-Wert. Selbstverständlich sind derartige pH-Werte nicht ausgeschlossen.
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Die erfindungsgemäße Sameneinlegebadzusammensetzung liegt in flüssiger Form vor, sodass diese zum Impfen von Samen, insbesondere Nutzpflanzensamen, wie Maissamen, Getreidesaatgut, Kartoffelsetzlingen oder dergleichen, geeignet ist. Durch das Impfen der Samen mit der Sameneinlegebadzusammensetzung nehmen diese zumindest teilweise die Sameneinlegebadzusammensetzung auf, beispielsweise durch Kapillareffekte oder Osmose. Durch die erfindungsgemäße Zusammensetzung der flüssigen Sameneinlegebadzusammensetzung ist diese insektizidisch aber bienenverträglich. Unter insektizidisch ist erfindungsgemäß eine schadinsektenvernichtende Wirkung zu verstehen.
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Unter Impfen ist erfindungsgemäß im einfachsten Fall das Einlegen der Samen in die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung für eine bestimmte Zeitdauer zu verstehen. Ferner ist denkbar, dass die Samen lediglich kurz in die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung eingetaucht werden und nach kurzer Verweildauer von wenigen Minuten wieder entfernt werden. Darüber hinaus ist es möglich, die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung auch direkt in die Samen zu injizieren, beispielsweise mittels geeigneter Injektionselemente, wie beispielsweise Nadeln, um so die Samen gezielt mit der vorbestimmbaren Menge an flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung zu impfen. Ein Einlegen der Samen in die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung würde bei dieser erfindungsgemäßen Umsetzung entfallen. Das Impfen der Samen erweist sich als vorteilhaft, da die Samen die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung, welche insektizidisch ist, zumindest teilweise aufnehmen und speichern. Nach der Aussaat mit beginnendem Pflanzenwachstum wird die gespeicherte Sameneinlegebadzusammensetzung in sämtliche Pflanzenbestandteile, wie beispielsweise Wurzelgeflecht, Blätter oder Blüten verteilt. Werden derartig geimpfte Pflanzen von Schadinsekten angegriffen, wird durch die erfindungsgemäße eingelagerte, insektizidische Sameneinlegebadzusammensetzung ein Absterben der Schadinsekten bedingt. Das Impfen der Samen erweist sich somit als vorteilhaft, da nur Insekten, welche die Pflanzen durch Fraß schädigen, vernichtet werden und Nutzinsekten wie Bienen nicht geschädigt werden. Zudem entfällt erfindungsgemäß das Ausbringen auf dem Erdreich.
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Hierzu weist die erfindungsgemäße flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung eine Zusammensetzung auf, welche lediglich für Schadinsekten, nicht aber für Bienen oder andere Kleintiere schädlich ist.
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Die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung weist wenigstens ein Solvens als Trägermaterial auf, welches bevorzugt in Form von Wasser eingesetzt wird. In diesem Trägermaterial ist wenigstens eine anorganische selenhaltige Verbindung im Bereich von 0,1 bis 5,0 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtnasse der Sameneinlegebadzusammensetzung enthalten. Erfindungsgemäß hat sich herausgestellt, dass derartige anorganische selenhaltige Verbindungen in einem Bereich von 0,1 bis 5,0 Gewichts-%, bevorzugt 0,2 bis 2,0 Gewichts-% und meist bevorzugt 0,3 bis 1,0 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse der Sameneinlegebadzusammensetzung für Nutztiere, wie beispielsweise Vögel, welche die ausgebrachten Samenkörner aufpicken, oder auch Bienen nicht schädlich sind.
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Erfindungsgemäß ist die Konzentration der selenhaltigen Verbindung in der aus dem Samen wachsenden Pflanze derart gering, dass für Menschen und Nutztiere, wie beispielsweise Kühe oder Schweine, keine Vergiftungsgefahr durch die selenhaltige anorganische Komponente bedingt wird. Im Gegenteil können derartig angereicherte Pflanzen einen gewissen Selenmangel in der Bevölkerung ausgleichen.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist die flüssige selenhaltige Verbindung als Anion aus der Gruppe Selenat, Hydrogenselenat, Diselenat, Selenit, Diselenit, Hydrogenselenit und/oder einer Kombination hieraus gewählt, wobei als Kation wenigstens ein Metall aus der Gruppe der Alkali-, Erdalkali-, Übergangsmetalle, bevorzugt Eisen, Kupfer, Zink, und/oder einer Kombination hieraus ausgewählt ist. Die selenhaltige Verbindung weist somit wenigstens ein Anion und wenigstens ein Kation auf und ist daher als Salz zu verstehen. Erfindungsgemäß wird bevorzugt Natriumselenat verwendet, da dieses im Bereich von 0,3 bis 0,7 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse der Sameneinlegebadzusammensetzung schnell von den Samen aufgenommen wird und auch gegenüber Schadinsekten am besten wirkt.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform weist die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung als weitere Bestandteile Ammoniumnitratharnstoff (AHL) und/oder wenigstens eine stickstoffenthaltende und/oder wenigstens eine phosphorenthaltende Verbindung auf. Dies ist vorteilhaft, da insbesondere Ammoniumnitratharnstoff erfindungsgemäß als Hilfsstoff zu sehen ist, welcher Stickstoff als Trägerstoff aufweist. Stickstoff wird von Pflanzen besonders leicht und schnell aufgenommen, sodass die flüssige, insbesondere wässrige, Sameneinlegebadzusammensetzung durch Zugabe des Hilfsstoffes Ammoniumnitratharnstoff bzw. der wenigstens einen stickstoffenthaltenden und/oder phosphorenthaltenden Verbindung schneller von den Samen aufgenommen wird. Die Hilfsstoffe dienen hierbei als Träger und Aufnahmebeschleuniger, so dass eine höhere Selenaufnahme in kürzerer Zeit möglich ist als ohne derartige Hilfsstoffe. Durch Aufnahme von Stickstoff bzw. Phosphor wird die selenhaltige Verbindung mit in die Samen eingeschleust. Vor allem Stickstoff ist vorteilhaft für den Pflanzenstoffwechsel, insbesondere bei der Photosynthese, sowie dem vegetativen Pflanzenwachstum.
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AHL weist unterschiedliche Gewichtsprozentanteile an Stickstoff auf. Erfindungsgemäß wird AHL mit 20 - 30 Gewichts-% Stickstoff bezogen auf die Gesamtmasse eingesetzt. AHL setzt sich aus Hydratstickstoff, Ammoniumstickstoff sowie Amidstickstoff in unterschiedlichen gewichtsprozentualen Verhältnissen bezogen auf die Gesamtmasse des AHL zusammen.
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Neben AHL sind weitere Hilfsmittel, wie beispielsweise Kalkammonsalpeter (KAS), Harnstoff, Ammoniumsulfat, stabilisierter Harnstoff, Ammoniumsulfatlösung, Ammoniumthiosulfatlösung, Ammoniumsulfat-Harnstoff-Lösung, oder eine Kombination hieraus denkbar.
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Neben und/oder anstelle von AHL kann erfindungsgemäß auch wenigstens eine stickstoffenthaltende und/oder phosphorenthaltende Verbindung als weiterer zusätzlicher Hilfsstoff vorgesehen sein.
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Ein Beispiel für ein derartiges weiteres Hilfsmittel ist eine Stickstoff-Phosphor-Verbindung, in welcher Stickstoff mit wasserlöslichem Diphosphorpentoxid P4 O10 versetzt ist. Durch die zusätzlichen Hilfsstoffe AHL bzw. der wenigstens einen stickstoffenthaltenden und/oder der wenigstens einen phosphorenthaltenden Verbindung wird die Aufnahme der selenhaltigen Verbindungen und/oder der borhaltigen Aminverbindungen durch die Samen erleichtert, da Stickstoff und Phosphor als Trägerstoff wirken, welche im Pflanzenmetabolismus verbraucht werden, beispielsweise für das Wachstum, und somit die selenhaltigen Verbindungen und/oder borhaltigen Aminverbindungen in den Samen einführen.
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Erfindungsgemäß weist die Stickstoff-Phosphor-Verbindung einen Stickstoffgehalt von 5 bis 25 Gewichts-% sowie einen Phosphorpentoxidgehalt von 20 bis 50 Gewichts-%, bevorzugt 25 - 35 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse der Stickstoff-Phosphor-Verbindung auf.
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Wird wenigstens eine stickstoffenthaltende Verbindung als Hilfsmittel zu der flüssigen Sameneinlegebadzusammensetzung zugeben, so weist diese stickstoffenthaltende Verbindung einen Stickstoffgehalt von 10 bis 40 Gewichts-%, bevorzugt von 20 bis 30 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse dieser Verbindung auf.
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Wird wenigstens eine phosphorenthaltende Verbindung als Hilfsmittel zu der flüssigen Sameneinlegebadzusammensetzung zugegeben, so weist diese phosphorenthaltende Verbindung einen Phosphorgehalt von 5 bis 40 Gewichts-%, bevorzugt von 15 bis 30 Gewichts-%, bezogen auf die Gesamtmasse dieser Verbindung auf.
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Je nach Samen sind daher unterschiedliche Kombinationen denkbar.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ersetzt Ammoniumnitratharnstoff (AHL) zumindest teilweise das wenigstens eine Solvens der Sameneinlegebadzusammensetzung und ist bevorzugt in einem Bereich von 5 - 35 Gewichts-%, bevorzugt 10 - 20 Gewichts-%, bezogen auf die Gesamtmasse der Sameneinlegebadzusammensetzung enthalten. Erfindungsgemäß werden bevorzugt 12 bis 17 Gewichts-% des wässrigen Trägermaterials durch ebenfalls 12 bis 17 Gewichts-% einer AHL-Lösung ersetzt werden, welche 30 Gewichts-% Stickstoff bezogen auf die Gesamtmasse einer AHL-Lösung aufweist.
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Ferner umfasst die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum Impfen von Samen, die folgenden Schritte umfassend:
- - Herstellung eines Sameneinlegebades durch Vorlage wenigstens eines Solvens,
- - Zugabe wenigstens einer pulverförmigen und/oder flüssigen selenhaltigen Verbindung zu dem Solvens, bevorzugt unter Mischen, wobei das Mischen wenigstens bis zum vollständigen Lösen der selenhaltigen Verbindung erfolgt,
- - Einführung von Samen, bevorzugt Nutzpflanzensamen, in das Sameneinlegebad, sodass die Samen vollständig von dem flüssigen Sameneinlegebad bedeckt werden,
- - Halten den Samen in dem Sameneinlegebad für einen vorbestimmbare Zeitdauer, bevorzugt in dem Bereich von einer Minute bis einer Stunde,
- - optionales Rühren der flüssigen Sameneinlegebadzusammensetzung während der Haltedauer,
- - Entnahme der Samen aus dem Sameneinlegebad,
- - Trocknung der Samen und
- - Ausbringung der Samen auf einer Saatfläche.
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Erfindungsgemäß ist das wenigstens eine Solvens im einfachsten Ausführungsbeispiel als Wasser ausgebildet. Ferner ist denkbar, dass zusätzliche Hilfsstoffe, wie beispielsweise AHL und/oder wenigstens eine stickstoffenthaltende und/oder wenigstens eine phosphorenthaltende Verbindung, zugesetzt wird/werden.
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Die Zugabe der wenigstens einen flüssigen und/oder pulverförmigen selenhaltigen Verbindung zum dem Solvens erfolgt bevorzugt unter ständigem Mischen, bevorzugt durch Rühren, sodass die wenigstens eine selenhaltige Verbindung vollständig gelöst vorliegt, bevor die Samen zugeführt werden. Dies ist vorteilhaft, da somit Selen-Konzentrationsgradienten aufgrund des Lösungsverhaltens innerhalb dem hergestellten Sameneinlegebad vermieden werden. Wird beispielsweise eine pulverförmige selenhaltige Verbindung dem Solvens, erfindungsgemäß bevorzugt Wasser, ohne Rühren zugeführt, so wird sich lediglich ein Bruchteil dieser Verbindung sofort lösen. Der größere Anteil wird zunächst in den Bodenbereich des Sameneinlegebades absinken und nur langsam in Lösung gehen. Dies bedingt einen vertikalen Konzentrationsgradienten innerhalb des Sameneinlegebades. Werden in diesem ungemischten Zustand die Samen zugegeben, erfolgt eine gradientengemäße Aufnahme der Sameneinlegebadzusammensetzung, so dass Samen in der Nähe des Bodenbereiches eine höhere Konzentration an der Sameneinlegebadzusammensetzung aufnehmen als hierzu vertikal versetzt angeordnete Samen. Dies ist nachteilig, da somit keine im Wesentlichen homogene Sameneinlegebadzusammensetzungsaufnahme durch die Samen erfolgt, wodurch die Wirksamkeit gegen Schadinsekten unterschiedlich ausgebildet ist und sogar zu niedrig sein kann, um wirksam gegen Schadinsekten zu sein.
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Das Mischen erfolgt erfindungsgemäß durch Rühren mit geeigneten Rührwerkzeugen, bevorzugt automatisch mit einer Umdrehung im Bereich von 1 bis 60 Umdrehungen pro Minute. Je nach Auswahl des Rührwerkzeuges kann dies manuell oder auch automatisiert erfolgen. Neben konventionellem Rühren sind zum Mischen der selenhaltigen Verbindung mit dem Trägermaterial auch Rüttelapparate, Rotationsapparate oder Apparate mit vorbestimmbarer Strömungszirkulation innerhalb des Sameneinlegebades denkbar.
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Erfindungsgemäß wird neben der selenhaltigen Verbindung wenigstens eine borhaltige Aminverbindung eingesetzt. Diese liegt als Flüssigkeit und/oder als Feststoff vor und wird erfindungsgemäß nach dem vollständigen Lösen der selenhaltigen Verbindung zu dem Solvens, ebenfalls unter kontinuierlichem Mischen, beigefügt. Werden erfindungsgemäß weitere Hilfsstoffe, wie AHL und/oder stickstoffenthaltende und/oder phosphorenthaltende Verbindungen eingesetzt, so werden dieser bevorzugt nach Zugabe der borhaltigen Aminverbindung der zu der bisherigen Sameneinlegebadzusammensetzung zugefügt.
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Wird AHL als zumindest teilweiser Ersatz für das Solvens, hier bevorzugt Wasser, vorgesehen, so hat es sich als vorteilhaft erwiesen, AHL und Solvens im ersten Verfahrensschritt direkt vorzulegen. Erfindungsgemäß wird das wenigstens eine Solvens zumindest teilweise durch AHL ersetzt, so dass AHL im Bereich von 5 - 35 Gewichts-%, bevorzugt 10 - 20 Gewichts-%, bezogen auf die Gesamtmasse der Sameneinlegebadzusammensetzung vorliegt.
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Nach vollständigem Lösen der wenigstens einen selenhaltigen Verbindung bzw. weiterer Bestandteile wie borhaltiger Aminverbindung und/oder Hilfsmittel werden die Samen, bevorzugt Nutzpflanzensamen wie Maiskörner, Getreidekörner, Kartoffelsetzlinge oder anderes Saatgut der flüssigen Sameneinlegebadzusammensetzung zugeführt, sodass die Samen vollständig von dem flüssigen Sameneinlegebad bedeckt werden. Die Samen werden erfindungsgemäß für eine vorbestimmbare Zeitdauer, bevorzugt im Bereich von einer Minute bis einer Stunde, meist bevorzugt im Bereich von 10 Minuten bis 30 Minuten, in der Sameneinlegebadzusammensetzung gehalten, wobei bevorzugt die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung und die zugeführten Samen durch geeignete Mischwerkzeuge, wie beispielsweise Rührer, Rüttler, rotierende Mischapparate oder strömungserzeugende Apparate, durchgemischt werden. Dies ist vorteilhaft, da somit die Samen, bevorzugt während der gesamten Haltedauer, vollumfänglich mit der Sameneinlegebadzusammensetzung in Kontakt sind, sodass eine vollumfängliche Aufnahme der Sameneinlegebadzusammensetzung durch die Samen ermöglicht wird und keine Anlagerungsstellen bedingt werden. Das Mischen ermöglicht somit eine gleichmäßige Aufnahme der Sameneinlegebadzusammensetzung durch die Samen.
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Nach Abschluss der Haltedauer werden erfindungsgemäß die Samen aus dem Sameneinlegebad entnommen und getrocknet. Die Trocknung kann hierbei in Abhängigkeit der gewählten Samen erfolgen, beispielsweise in einem Trocknungsschrank, durch Gasströmung, wie beispielsweise erwärmte Luft, unter einer Rotlichtlampe oder auch nur an der Luft. Vorteilhaft werden die Samen während der Trocknung in regelmäßigen Zeitintervallen gewendet, sodass Fäulnis oder Pilzbildung vermieden wird. Als letzter Verfahrensschritt werden die Samen auf der Saatfläche ausgebracht.
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Je nach Dauer der Haltezeit der Samen in der Sameneinlegebadzusammensetzung, wird auch der Selengehalt in den Samen beeinflusst. Je länger die Samen in dem Sameneinlegebad gehalten werden, desto höher ist auch der Selengehalt in den Samen selbst.
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Ferner ist denkbar, dass während der Haltedauer der Samen in der flüssigen Sameneinlegebadzusammensetzung diese temperierbar ist. Bevorzugt erfolgt eine derartige Temperierung mittels automatisierter Sensoren, welche auf eine vorbestimmbare Temperatur einstellbar sind. Erfindungsgemäß wird das Sameneinlegebad auf einen Bereich von 25° bis 45°, bevorzugt auf 30° bis 35° temperiert. Dies ist vorteilhaft, da bei erhöhter Temperatur die Aufnahme der Sameneinlegebadzusammensetzung durch die Samen schneller erfolgt als bei Raumtemperatur. Somit kann erfindungsgemäß die Haltedauer verkürzt werden.
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Erfindungsgemäß hat es sich besonders vorteilhaft erwiesen, als Solvens Wasser im Bereich von 100 bis 200 Liter vorzulegen und wenigstens eine selenhaltige Verbindung, bevorzugt als Metallselenat und meist bevorzugt als Natriumselenat, sowie eine borhaltige Aminverbindung, bevorzugt als Borethanolamin, im Gewichtsverhältnis von 3 : 1 dem Solvens zuzuführen. Erfindungsgemäß kann das Solvens zumindest teilweise durch AHL ersetzt werden. Besonders vorteilhaft hat sich hierbei erwiesen, 12 bis 17 Gewichts-% des Solvens durch den gleichen Gewichtsanteil an AHL zu ersetzen, wobei das AHL einen Stickstoffgehalt von 30 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse des AHL aufweist. Die Sameneinlegebadzusammensetzung wird gemäß den oben genannten Verfahrensschritten hergestellt. Erfindungsgemäß werden die zu impfenden Samen für bevorzugt 10 min Haltezeit darin eingelegt und dann entfernt und getrocknet. Die Haltezeit liegt bevorzugt in einem Bereich von 0,5 min bis 1 Tag.
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Erfindungsgemäß werden 1 bis 100 kg Samen in einer Sameneinlegebadzusammensetzung eingelegt, wobei die Sameneinlegebadzusammensetzung ein Volumen im Bereich von 100 bis 200 Liter aufweist. In einem Ausführungsbeispiel nehmen 100 kg Samen, beispielsweise Maissaatgut, welche für die Aussaat von 4 Hektar Fläche ausreichen, ein Volumen im Bereich von 100 bis 300 ml, bevorzugt etwa 200 ml, an Sameneinlegebadzusammensetzung auf.
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Weiterhin umfasst die vorliegende Erfindung die Verwendung einer flüssigen Sameneinlegebadzusammensetzung zum Impfen von Samen, insbesondere Nutzpflanzensamen, mit wenigstens einem Solvens als Trägermaterial und wenigstens einer anorganischen selenhaltigen Verbindung, welche im Bereich von 0,1 - 5,0 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse der Sameneinlegebadzusammensetzung enthalten ist als Insektizid für Saatgut. Erfindungsgemäß weist die wenigstens eine anorganische selenhaltige Verbindung bevorzugt 0,5 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse der Sameneinlegebadzusammensetzung auf. Die resultierende flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung erweist sich erfindungsgemäß als vorteilhaft zum Tauchen von Saatgut sowie auch zum Ausbringen auf frisch bepflanzten Flächen und/oder zum Ausbringen auf Jungpflanzen in der Landwirtschaft und in der Forstwirtschaft, beispielsweise durch geeignetes Sprühen. Erfindungsgemäß kann die oben genannte flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung auch als Insektizid und/oder Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Dies ist vorteilhaft, da durch die Anreicherung der selenhaltigen Verbindung im Samen dieses in der Wachstumsphase in sämtliche Pflanzenteile weitergeleitet wird, sodass Schadinsekten, wie Drahtwürmer oder Larven von Schnellkäferarten, bei Befraß derartig geimpfter Pflanzen eine tödliche Selendosis aufnehmen und absterben. Erfindungsgemäß ist die flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung systemisch.
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Für Nutztiere, wie beispielsweise Kühe oder Schweine oder auch, in einem späteren Stadium der Nahrungskette, den Menschen sind erfindungsgemäß geringe Selengehalte in den Pflanzen als unbedenklich einzustufen. Auch für Kleintiere, wie beispielsweise Vögel, erweist sich die erfindungsgemäße Verwendung der flüssigen Sameneinlegebadzusammensetzung als unbedenklich. Insbesondere für Bienen stellen die Bestandteile der von den Samen aufgenommenen erfindungsgemäßen Sameneinlegebadzusammensetzung keine gesundheitliche Gefahr dar, da der Selengehalt erfindungsgemäß zu gering ist, um bei diesen Nutztieren Schäden zu bedingen.
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Weiterhin wird eine flüssige Sameneinlegebadzusammensetzung zum Impfen von Samen, insbesondere Nutzpflanzensamen, umfassend wenigstens ein Solvens als Trägermaterial, wenigstens eine anorganische selenhaltige Verbindung, welche im Bereich von 0,1 - 5,0 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse der Sameneinlegebadzusammensetzung enthalten ist wenigstens eine borhaltige Aminverbindung und wenigstens eine stickstoffenthaltende Verbindung, bevorzugt Ammoniumnitratharnstoff, im Bereich von 5 - 30 Gewichts-% bezogen auf die Gesamtmasse der Sameneinlegebadzusammensetzung als Insektizid für Saatgut verwendet, wobei das Massenverhältnis von selenhaltiger Verbindung zu borhaltiger Aminverbindung im Bereich von 0,1 : 1 - 10 : 1, bevorzugt im Bereich von 3 : 1 liegt.
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Erfindungsgemäß ist weiterhin denkbar, dass die selenhaltige Verbindung auch organisch ausgebildet sein kann und bevorzugt als Selenomethionin, Selenocystein und/oder Selenhefe vorliegt. Es hat sich herausgestellt, dass die erfindungsgemäß eingesetzte anorganische selenhaltige Verbindung durch die organische selenhaltige Verbindung substituierbar ist.