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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Ermitteln und Durchführen von Änderungen der Maschineneinstellungen einer Druckweiterverarbeitungsmaschine sowie eine Druckweiterverarbeitungsmaschine und die Verwendung des Verfahrens, gemäss dem jeweiligen Oberbegriff der unabhängigen Ansprüche.
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Bei der Druckweiterverarbeitung spielt die Steuerung und Optimierung von Produktionsschritten und Maschineneinstellungen der Druckweiterverarbeitungsmaschine eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Gewährleistung einer wirtschaftlichen Produktion. Folglich stellt ein durchdachtes Verfahren zum Ermitteln und Durchführen von Änderungen der Maschineneinstellungen ein wichtiges Element zur Kostensenkung dar, beispielsweise durch eine schnelle Anpassung der Druckweiterverarbeitungsmaschine an verschiedene Produktionsparameter, wie z. B. Komplexität und Format des Druckprodukts. Allgemein bekannte Druckweiterverarbeitungsmaschinen sind beispielsweise Sammelhefter, Einsteckmaschinen, Zusammentragmaschinen, Klebebinder, Buchbindemaschinen oder Maschinen für die digitale Buchproduktion.
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Die
US5083281 A offenbart eine Einsteckmaschine mit Geschwindigkeitsoptimierung. Die Maschine umfasst eine Geschwindigkeitsoptimierungsschaltung, welche den Durchsatz erfolgreich kuvertierter Dokumentensets erhöht. Dabei wird ein aktueller Durchsatz gemessen und das Ergebnis einem Mikrocontroller zugeführt, welcher auf der Basis von bereits gemessen Werten eine Vorhersage über einen zu erwartenden Durchsatz trifft, dies unter Berücksichtigung einer Gewichtung der letzten Vorhersage. Abhängig vom Ergebnis steuert der Mikrocontroller einen Servomechanismus zur Geschwindigkeitsänderung der Einsteckmaschine an. Der Nachteil dieses Systems ist die Tatsache, dass die Vorhersage aufgrund der Komplexität der Maschine und der Vielzahl der die Geschwindigkeit beeinflussenden Faktoren ungenau ist und allenfalls einen mehr oder weniger zutreffenden Richtwert darstellt.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein verbessertes Verfahren und eine Vorrichtung zum Ermitteln und Durchführen von Änderungen der Maschineneinstellungen von Druckweiterverarbeitungsmaschinen aufzuzeigen, um eine kostengünstigere Herstellung von Druckprodukten zu erreichen.
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Diese Aufgabe wird gemäss den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst.
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Helm erfindungsgemässen Verfahren wird eine Druckweiterverarbeitungsmaschine zur Herstellung von Druckprodukten mit einer Bruttoleistung betrieben. Dabei weist die Druckweiterverarbeitungsmaschine mehrere Arten von Einrichtungen zur Weiterverarbeitung von Druckprodukten auf, von denen zumindest eine Art aufgrund einer Anzahl ihrer Einrichtungen die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine begrenzt. Mittels des erfindungsgemässen Verfahrens wird aufgrund von Istwerten aus der Bearbeitung eines aktuellen Arbeitsauftrags und/oder vorangegangener Arbeitsaufträge die Anzahl der die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine begrenzenden Einrichtungen und/oder die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine verändert, wobei diese Änderungen mit folgenden Schritten bestimmt werden.
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In einem ersten Schritt wird eine Nettoleistung als Funktion der Bruttoleistung, der Anzahl der die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine begrenzenden Einrichtungen, einer Stopperrate, einer Zeit pro Stopper und einer Fehlerrate bezogen auf eine Referenzzeitspanne berechnet, wobei die Berechnung nach folgender Formel erfolgt: NP =[1 – (BP·SR·N·TN)]·BP – (BP·FR·N) (1)
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Dabei bezeichnen NP die Nettoleistung, BP die Bruttoleistung, N eine Anzahl der die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine begrenzenden Einrichtungen, SR die Stopperrate, TN die Zeit pro Stopper und FR die Fehlerrate. Die Stopperrate und die Fehlerrate hängen dabei mindestens teilweise von der Anzahl der die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine begrenzenden Einrichtungen und/oder der Bruttoleistung ab und führen zu einer Reduktion der Nettoleistung.
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In einem zweiten Schritt werden Grenzwerte für mindestens einen Teil von in der Stopperrate und/oder in der Fehlerrate enthaltenen Fehlern vorgegeben.
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In einem dritten Schritt wird ein Maximum der Nettoleistung unter Variation der Bruttoleistung und/oder der Anzahl der die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine begrenzenden Einrichtungen ermittelt, unter der Bedingung, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden.
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In einem vierten Schritt werden die Änderungen aus einem Vergleich der dem ermittelten Maximum der Nettoleistung entsprechenden Bruttoleistung und/oder der Anzahl der die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine begrenzenden Einrichtungen mit den Istwerten aus der Bearbeitung des aktuellen Arbeitsauftrags bestimmt.
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Die erfindungsgemässe Vorrichtung weist Mittel zur Durchführung des erfindungsgemassen Verfahrens auf. Sie ist an eine Hauptsteuereinrichtung der Druckweiterverarbeitungsmaschine anschliessbar, insbesondere in die Hauptsteuereinrichtung der Druckweiterverarbeitungsmaschine integrierbar. Die Mittel zur Durchführung des Verfahrens können vorteilhaft ein Datenerfassungsmodul, ein Datenverarbeitungsmodul, eine Kommunikationsschnittstelle und eine Benutzerschnittstelle sein.
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Die erfindungsgemässe Vorrichtung kommt in einer Druckweiterverarbeitungsmaschine zum Einsatz, welche in einer Ausgestaltungsform der Erfindung als ein mit Bogenanlegern ausgestatteter Sammelhefter ausgebildet ist.
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Das erfindungsgemässe Verfahren wird vorzugsweise für die Analyse einer Konfiguration der Druckweiterverarbeitungsmaschine sowie für die Optimierung der Konfiguration in Abhängigkeit von einer zu erzielenden Nettoleistung und von während der Bearbeitung vorgängiger Arbeitsaufträge erfassten Betriebsdaten verwendet.
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Das Verfahren wird bevorzugt auch für die Prognose einer erzielbaren Nettoleistung einer Druckweiterverarbeitungsmaschine in Abhängigkeit von einer Konfiguration der Druckweiterverarbeitungsmaschine und von während der Bearbeitung vorgängiger Arbeitsaufträge erfassten Betriebsdaten verwendet.
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Das Verfahren und die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens schaffen die Möglichkeit, die Herstellung von Druckprodukten zu verbessern, indem eine Vielzahl von maschinen- und personalbedingten Parametern in die vorzunehmenden Änderungen einfliesst. Daraus resultieren eine kostengünstigere Bearbeitung der Arbeitsaufträge sowie differenzierte Optimierungsresultate für eine Vielzahl von Konfigurationen.
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In einer nächsten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens wird in die Berechnung der Nettoleistung zusätzlich auch die Stillstandzeit TA pro Zeiteinheit einbezogen, wobei die Berechnung nach folgender Formel erfolgt: NP = [1 – (BP·SR·N·TN) – TA]·BP – (BP·FR·N) (2)
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Ausgewählte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen und werden in der nachfolgenden Beschreibung mit Hilfe der im Folgenden beschriebenen Beispiele und den Figuren detailliert erläutert. Dabei zeigt
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1: eine schematische Ansicht einer Ausführungsform der Vorrichtung und 2: ein Beispiel einer Liste von Nettoleistungen in Abhängigkeit von Bruttoleistungen und einer Anzahl von die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine begrenzenden Einrichtungen.
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Die 1 zeigt eine schematische Ansicht einer bevorzugten Ausführungsform der Vorrichtung 1, welche an einer Hauptsteuereinrichtung 2 einer als Sammelhefter ausgebildeten Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 angeschlossen ist. Ein solcher, hier nicht näher dargestellter Sammelhefter ist allgemein bekannt und weist mehrere Einrichtungen, wie beispielsweise eine umlaufende Sammelkette mit einer Anzahl N in diese einmündender Bogenanleger, eine Hefteinrichtung und eine Schneideinrichtung auf. Dabei stellen hier insbesondere die Bogenanleger eine Art 3a von Einrichtungen 3b der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 dar, die aufgrund ihrer Anzahl N die Bruttoleistung BP der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 begrenzt. Natürlich können bei einem Sammelhefter auch andere Arten 3a von Einrichtungen 3b, wie beispielsweise Warenkleber oder Umschlaganleger, aufgrund ihrer Anzahl N die Bruttoleistung der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 begrenzen.
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Mittels der Bogenanleger werden einzelne Druckbogen rittlings auf Auflageelementen der Sammelkette abgelegt, wobei mehrere Druckbogen übereinander in einer für ein zu fertigendes Druckprodukt erforderlichen Reihenfolge gesammelt, nachfolgend geheftet und entsprechend des vorgesehenen Formats des Druckprodukts beschnitten werden.
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Die Vorrichtung 1 weist ein Datenerfassungsmodul 4 zur Erfassung und Speicherung mindestens einer Konfiguration und einer Nettoleistung NP der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 auf. Zusätzlich erfasst das Datenerfassungsmodul 4 während der Bearbeitung jedes Arbeitsauftrags insbesondere eine Anzahl von Stoppern, d. h. wie oft die Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 während der Bearbeitung des Arbeitsauftrags angehalten hat. Ausserdem wird die für jeden Stopper verantwortliche Fehlerquelle, z. B. der entsprechende Bogenanleger erfasst. Zudem weist die Vorrichtung 1 ein Datenverarbeitungsmodul 5 zur Gegenüberstellung der Konfiguration und der Nettoleistung NP der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 bei der Bearbeitung mehrerer Arbeitsaufträge sowie zur Kennzeichnung einer optimalen Konfiguration in Abhängigkeit von einem angegebenen Grenzwert für mindestens einen Teil von in einer Stopperrate SR und/oder in einer Fehlerrate FR enthaltenen Fehlern auf. Eine Kommunikationsschnittstelle 6 der Vorrichtung 1 ist für eine interne bzw. externe Datenkommunikation verantwortlich. Dabei kommuniziert das Datenerfassungsmodul 4 mit der Hauptsteuereinrichtung 2, welche wiederum die Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 steuert.
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In einem Szenario weist das Datenerfassungsmodul 4 die Hauptsteuereinrichtung 2 an, Messdaten wie z. B. eine aktuelle Bruttoleistung BP der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 einzuholen. Die Messdaten werden anschliessend vom Datenerfassungsmodul 4 über die Kommunikationsschnittstelle 6 zur Bearbeitung an das Datenverarbeitungsmodul 5 weitergeleitet. Das Datenverarbeitungsmodul 5 kommuniziert mit einer Benutzerschnittstelle 7, um einerseits Ergebnisse wie z. B. die aktuelle Nettoleistung NP oder den voraussichtlichen Abschluss der Bearbeitung des Arbeitsauftrags bereitzustellen und um andererseits Benutzerbefehle entgegenzunehmen. Benutzerbefehle können z. B. eine Erhöhung der Bruttoleistung BP der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 beinhalten, welche an die Hauptsteuereinrichtung 2 mittels der Kommunikationsschnittstelle 6 übermittelt wird. Die Benutzerschnittstelle 7 umfasst auch Mittel zur Visualisierung ermittelter und/oder gemessener Werte. Beispielsweise können die Nettoleistungen NP und/oder die Fehler über eine Zeitachse aufgezeigt werden. Es kann zusätzlich oder alternativ auch aufgezeigt werden, ob die anvisierte Nettoleistung mit den aktuellen Maschineneinstellungen erreichbar ist. Es kann auch ein Erwartungswert für die Dauer der Bearbeitung eines Arbeitsauftrags bei einer aktuellen Konfiguration ermittelt und angezeigt werden.
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Die Berechnung der Nettoleistung NP erfolgt in einer Ausführungsform für mehrere Arbeitsschichten unabhängig. Dementsprechend kann die Nettoleistung NP auch für jede Arbeitsschicht separat angezeigt werden. Dabei wird unter Arbeitsschicht die Arbeitszeit oder Schicht einer oder mehrerer Bedienungspersonen verstanden. In diesem Zusammenhang können die oben genannten Parameter entsprechend der Formal NP = [1 – (BP·SR·N·TN)]·BP – (BP·FR·N) (1) also auch auf jede Arbeitsschicht bezogen werden. Beispielsweise kann in die Zeit pro Stopper auch eine Reaktionszeit der Maschinenführer, welche für die Wiederaufnahme des Betriebs der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 bei einem Stopper benötigt wurde, eingehen. Die Berechnung und Darstellung der Nettoleistung pro Arbeitsschicht ist besonders vorteilhaft, um auch Bedienungsfaktoren bei der Ermittlung der Nettoleistung NP zu berücksichtigen. Beispielsweise können dadurch Bedienungsfehler als eine Ursache für nicht erreichte Soll-Nettoleistungen bei sonst einwandfrei arbeitender Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 identifiziert werden. Auch können individuelle Pausenzeiten des Bedienungspersonals berücksichtigt werden. Dadurch werden eine hohe Flexibilität bei der Planung der Bearbeitung von Arbeitsaufträgen und eine akkurate Prognose der erreichbaren Nettoleistung NP erreicht.
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Weiter kann optional eine Näherung der zu erwartende Anzahl fehlerhafter Druckprodukte einer bestimmte Schwierigkeitsklasse des Bedruckstoffs der Druckprodukte, insbesondere Papier, unter Berücksichtigung einer Referenzanzahl der fehlerhaften Druckprodukte bei einer Standardschwierigkeitsklasse für eine gleiche Konfiguration der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung der Fehlerrate FR und der Stopperrate SR besonders deutlich. Wird ein Bedruckstoff hoher Schwierigkeitsklasse verwendet, wie z. B. ein sehr dünnes oder ein sehr steifes Papier oder ein ungewöhnliches Papierformat, so ist eine erhöhte Anzahl von Produktionsfehlern zu erwarten. Je nach Klassifizierung des verwendeten Bedruckstoffs kann die Anzahl der die Qualitätsanforderungen des Arbeitauftrags erfüllenden, guten Druckprodukte variieren, die ohne Maschinenstopp hergestellt werden können, was in der Fehlerrate FR berücksichtigt ist. Ausserdem kann die Anzahl der die Stopper der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 verursachenden Fehler variieren, was in der Stopperrate SR berücksichtigt ist. Natürlich kann die Klassifizierung auch die Fehlerrate FR und die Stopperrate SR beeinträchtigen.
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Die Fehlerrate FR und die Stopperrate SR werden jeweils in Prozent pro hergestellte Druckprodukte angegeben und beispielsweise auf eine Referenzanzahl X von 100 Druckprodukten bezogen. Daraus ergibt sich bei einem Stopper pro 10000 Druckprodukte eine Stopperrate von 0.01 Prozent, während bei einem Stopper pro 4000 Druckprodukte eine Stopperrate von 0.025 Prozent resultiert. Die Stopperrate SR berechnet sich somit aus der Anzahl der Stopper, geteilt durch die Anzahl hergestellter Druckprodukte, multipliziert mit 100. Die Fehlerrate FR und die Stopperrate SR können sich aber auch bei gleichbleibender Schwierigkeitsklasse des Bedruckstoffs ändern. Die Gründe hierfür können z. B. fehlerhafte Maschineneinstellungen der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 oder deren Belieferung mit qualitativ schlechten Druckprodukten aus vorgelagerten Herstell- und Weiterverarbeitungsprozessen sein. Derartige Druckprodukte können beispielsweise durch unsachgemäss aufbereitete Beschickungseinheiten, wie Stangen und Rollen, falsch gelagerte Druckprodukte, variierender Überfalz, klebende oder elektrostatisch aufgeladene Druckprodukte und Formatvariation entstehen.
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In einer Ausführungsform wird die Berechnung der Nettoleistung NP periodisch während des Betriebs der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 durchgeführt und die Bruttoleistung BP entsprechend angepasst. Beispielsweise können diese Berechnungen mehrmals pro Arbeitsschicht und einmal am Ende einer Arbeitsschicht erfolgen. Bei einem Schichtwechsel kann damit überprüft werden, ob eine zu erreichende Nettoleistung NP mit der aktuellen Maschineneinstellung der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 noch erzielt werden kann. Ist das nicht der Fall, so kann die Bruttoleistung BP und/oder die Anzahl N der die Bruttoleistung BP der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 begrenzenden Einrichtungen 3b entsprechend angepasst werden.
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In einer Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens wird zur Ermittlung der Nettoleistung NP neben den bereits o. a. Parametern vorteilhaft auch eine Stillstandzeit TA einbezogen. In der Stillstandzeit TA sind beispielsweise Parameter wie Warten auf Druckprodukte, fehlendes Personal, Reparaturen, etc. berücksichtigt. Dabei ist die Stillstandzeit TA auf eine als Referenzzeitspanne dienende Zeiteinheit bezogen, welche typischerweise eine Stunde beträgt. Dementsprechend wird die Berechnung der Nettoleistung NP nach folgender Formel durchgeführt: NP = [1 – (BP·SR·N·TN) – TA]·BP – (BP·FR·N) (2)
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Bei allen Abstufungen wurde der Einfachheit halber eine konstante Stillstandzeit TA von 3 Minuten pro Stunde, d. h. von 0.05 Stunden pro Stunde angenommen. Die Liste aus 2 zeigt ein Beispiel von vorzugsweise mittels der o. a. Formel (2) ermittelten Nettoleistungen NP in Abhängigkeit von der Bruttoleistung BP und der Anzahl N der die Bruttoleistung BP der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 begrenzenden Einrichtungen 3b. Die jeweilige Bruttoleistung BP ist in der linken Spalte dargestellt. In den restlichen Spalten sind erreichbare Nettoleistungen NP bei Verwendung einer unterschiedlichen Anzahl N von Einrichtungen 3b, z. B. von Bogenanlegern eines Sammelhefters dargestellt. Die markierten Grenzwerte sind durch treppenförmige, hervorgehobene Abstufungen in der Liste dargestellt. Sie berücksichtigen die Fehlerrate FR, die Stopperrate SR, etc. gemäss der o. a. Formel. Im vorliegenden Fall stellt die untere Abstufung, welche durch jeweils mittels einer durchgehenden Linie markierte Grenzwerte dargestellt ist, eine Fehlerrate FR von 0.2 Prozent pro Druckprodukt und eine Stopperrate von 0.03 Prozent pro Druckprodukt, die mittlere Abstufung, welche durch jeweils mittels einer gepunkteten Linie markierte Grenzwerte dargestellt ist, eine Fehlerrate von 0.15 Prozent pro Druckprodukt und eine Stopperrate von 0.02 Prozent pro Druckprodukt und die obere Abstufung, welche durch jeweils mittels einer gestrichelten Linie markierte Grenzwerte dargestellt ist, eine Fehlerrate von 0.05 Prozent pro Druckprodukt und eine Stopperrate von 0.02 Prozent pro Druckprodukt dar. Bei allen Abstufungen wurde der Einfachheit halber eine konstante Zeit TN pro Stopper von 10 Sekunden, d. h. von 0.00278 Stunden angenommen. Für jede Abstufung gilt, dass die unter dem Grenzwert liegenden Nettoleistungen NP bei der zugehörigen Bruttoleistung BP und Anzahl N von Einrichtungen 3b sicher erreicht werden können. Die oberhalb des Grenzwerts der jeweiligen Abstufung angegebenen Werte können bei der jeweiligen Konfiguration von Bruttoleistung BP und Anzahl N von Einrichtungen 3b nicht erreicht werden und weisen auf eine unwirtschaftliche Produktion hin. Betrachtet man beispielsweise die Spalte mit 18 Einrichtungen 3b (N = 18), so wird bei einer Bruttoleistung BP von 11000 Druckprodukten pro Stunde eine Nettoleistung NP von 8239 Druckprodukten pro Stunde erreicht. Der Unterschied von 2761 Druckprodukten zwischen der Bruttoleistung BP und der Nettoleistung NP macht zirka 25% der Bruttoleistung BP aus.
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Diese Nettoleistung ergibt sich wie folgt durch Einsetzen der o. a. Werte in die Formel (2): NP = [1 – (11000·0.03%·18·0.00278) – 0.05]·11000 – (11000·0.2%·18).
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Wird die Stillstandzeit TA anstelle von 0.05 Stunden pro Stunde auf Null gesetzt, so ergibt sich eine Berechnung der Nettoleistung NP nach Formel (1), mit einer Nettoleistung (NP) von 8789 Druckprodukten pro Stunde.
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Wenn einerseits die Anzahl N der Einrichtungen 3b beibehalten und die Bruttoleistung auf 17000 Druckprodukte pro Stunde erhöht wird, so kann eine Nettoleistung NP von 11203 Druckprodukten pro Stunde erreicht werden. Der Unterschied beträgt in diesem Fall bereits 5797 Druckprodukte, was zirka 34% der Bruttoleistung BP ausmacht. Wird andererseits gewünscht, die Bruttoleistung BP beizubehalten, so muss die Anzahl N der Einrichtungen 3b verringert werden. Wenn z. B. im Bereich der oberen Abstufung mit einer Bruttoleistung BP von 16000 Druckprodukten pro Stunde gearbeitet wird, so beträgt die Nettoleistung NP 10048 Druckprodukte pro Stunde. Müssen jedoch niedrigere Grenzwerte angenommen werden, bei denen z. B. die mittlere Abstufung gilt, so können bei einer Verringerung der Anzahl N der Einrichtungen 3b von 21 auf 19 trotzdem 10539 Druckprodukte pro Stunde hergestellt werden. Dabei hat eine Verringerung der Anzahl der Einrichtungen 3b eine andere Auslegung der Druckprodukte betreffend Anzahl Druckbogen und deren Seitenzahlen zur Folge. Die in 2 dargestellten Grenzwerte basieren auf einer generellen Zielvorgabe, die darin besteht, 80% der Bruttoleistung BP als Nettoleistung NP zu erreichen.
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Ist die erreichbare Nettoleistung NP bei den aktuellen Maschineneinstellungen der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 zu gering, kann also deren Konfiguration entsprechend geändert werden. Dazu werden alle verfügbaren Änderungsmöglichkeiten ermittelt und miteinander verglichen. Wie oben beispielhaft beschrieben, betrifft dies insbesondere eine Änderung der Anzahl N der Einrichtungen 3b, der Bruttoleistung BP oder der Grenzwerte.
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Die erreichbare Nettoleistung NP für die Bearbeitung eines Arbeitsauftrags kann bereits vor dem Betrieb der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 aus der in 2 dargestellten Liste entsprechend der aktuellen Konfiguration der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 ermittelt werden. In diesem Fall liegen bereits berechnete Nettoleistungen NP bei unterschiedlicher Anzahl N von Einrichtungen 3b in Kombination mit verschiedenen Bruttoleistungen BP und unter Berücksichtigung verschiedener Grenzwerte vor. Als Beispiel aus der Tabelle könnte bei einer Bruttoleistung BP von 17000 Druckprodukten pro Stunde und einer Verwendung von 18 Einrichtungen 3b eine Nettoleistung NP von 11203 Druckprodukten pro Stunde erreicht werden, wenn mindestens die obengenannten Grenzwerte für die mittlere Abstufung eingehalten werden. Liegen die Grenzwerte bedingt durch fehlendes Personal und damit durch längere Stoppzeiten oder Pausen niedriger und entsprechen beispielsweise der unteren Abstufung, so muss bei gleicher Anzahl von 18 Anlegern die Bruttoleistung BP auf 10000 Druckprodukte pro Stunde reduziert werden, wodurch nur noch 7640 Druckprodukte pro Stunde innerhalb der veranschlagten Grenzwerte produziert werden können.
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Umgekehrt kann eine auch vorgegebene Nettoleistung NP die Konfiguration der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 bestimmen. Beispielsweise kann es bei engen Produktionszeitfenstern erforderlich sein, eine bestimmte Nettoleistung NP einzuhalten. Die Konfiguration der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 muss in diesem Fall so gewählt werden, dass sie der vorgegebenen Nettoleistung NP genügt.
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Wie bereits oben erwähnt, wird das Verfahren vorzugsweise für die Analyse der Konfiguration der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 und für die Optimierung der Konfiguration in Abhängigkeit von der zu erzielenden Nettoleistung NP und von während der Bearbeitung vorgängiger Arbeitsaufträge erfassten Betriebsdaten verwendet. Vorzugsweise kann das Steuerverfahren auch für eine Prognose der erzielbaren Nettoleistung NP der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 in Abhängigkeit von deren Konfiguration und von den während der Bearbeitung vorgängiger Arbeitsaufträge erfassten Betriebsdaten verwendet werden. Das Verfahren ermöglicht also, mittels der Vorrichtung, Produktionsdaten wie die bereits erreichten Nettoleistungen NP bei verschiedensten Konfigurationen, aufzunehmen und z. B. in einer Liste wie diejenige aus 2 zu speichern. Das bedeutet, dass das Verfahren im Laufe der Zeit eine immer akkuratere Analyse, Optimierung und Prognose zur Verfügung stellen kann, da immer mehr Daten zur Verfügung stehen. Dazu ist das Verfahren auch in der Lage, bei einer grösseren Anzahl von Betriebsdaten für eine bestimmte Konfiguration, Mittelwerte zu berechnen und eine Analyse, Optimierung und/oder Prognose auf der Basis dieser Mittelwerte durchzuführen.
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Die Optimierung ist im vorliegenden Kontext nicht nur so zu verstehen, dass die Bruttoleistung BP oder die Anzahl N von Einrichtungen 3b angepasst werden kann, sondern auch dass die Vorrichtung 1 Mittel umfasst, um die genannten Parameter direkt oder über andere intermediäre Parameter in einer Rückkopplungsschleife selbst anzupassen, wodurch das Eingreifen des Bedienungspersonals in vielen Fällen nicht mehr nötig ist.
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Obwohl vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung gezeigt und beschrieben werden, ist die Erfindung nicht auf diese beschränkt, sondern sie kann im Rahmen des Geltungsbereiches der Ansprüche auf andere Weise ausgeführt und angewendet werden. Beispielsweise ist es möglich, eine Benutzerschnittstelle 7 zu verwenden, welche weder direkt vor Ort angeordnet und mit der Hauptsteuereinrichtung 2 der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 gekoppelt, noch Teil dieser Hauptsteuereinrichtung 2 ist. Vielmehr kann die Benutzerschnittstelle 7 an einer von der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 entfernten Position angeordnet sein und mit Fernkommunikationsmitteln, drahtloser oder mobiler Kommunikation mit der Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 interagieren. Auch kann die Druckweiterverarbeitungsmaschine 3 weitere, hier nicht explizit genannte Module umfassen, deren Parameter bei der Ermittlung der genannten Änderungen der Bruttoleistung BP und/oder der Anzahl N von Einrichtungen 3b berücksichtigt werden können.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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