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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Anordnung zur Herstellung von Druckereierzeugnissen, insbesondere magazinartiger Druckereierzeugnisse, in einem Print-On-Demand-Verfahren sowie ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Druckereierzeugnisses.
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Im Printmedienbereich haben sich Print-On-Demand-Verfahren vor allem zur Herstellung von Büchern durchgesetzt (Book-On-Demand). Mittlerweile existieren webbasierte Systeme, über die Endbenutzer ohne tiefgehende Kenntnisse in der Buchdruckkunst ein komplettes Buch in Dateiform übertragen können und dann mit wenigen Auswahlparametern zum fertigen Buch geführt werden, das dann in der gewünschten Auflage On-Demand mittels Digitaldrucktechnik produziert und an den Besteller ausgeliefert oder in den Buchhandel gegeben wird.
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Klassische Medien in Buchform (z.B. wissenschaftliche Arbeiten) eignen sich besonders gut für einen derartigen Produktionsprozess, da bei derartigen Medien verhältnismäßig geringe Anforderungen an die Variabilität der Ausgestaltung gestellt werden, d.h., für entsprechende Bücher werden üblicherweise wenige vorgegebene Formate angeboten (ggf. werden die Inhalte entsprechend skaliert) und weitere Parameter wie Papiersorte für Inhaltsseiten und Umschlagseiten sind in der Regel fest vorgegeben.
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Für Magazine, Zeitschriften oder Broschüren sind derartige, durch nichtprofessionelle Endbenutzer bedienbare On-Demand-Portale derzeit nicht bekannt.
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Dies liegt vermutlich zum einen daran, dass man für derartige Produkte relativ hohe Erwartungen an die Druckqualität stellt, die herkömmliche Print-On-Demand-Systeme – zumindest zu annehmbaren Druckkosten – in der Vergangenheit nicht unbedingt erfüllen konnten. Zwischenzeitlich hat sich die Druckqualität entsprechender Systeme jedoch soweit verbessert, dass auch Magazine, Zeitschriften oder Broschüren in exzellenter Qualität herstellbar wären.
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Ein weiteres Problem bei diesen Druckmedien stellt jedoch die große Anzahl verwendeter Formate dar. Insbesondere hinsichtlich des Höhen-/Breitenverhältnisses haben sich bei diesen Printmedien keine Standards herausgebildet. Formatwechselvorgänge der entsprechenden digitalen Druckmaschinen sind zwar grundsätzlich möglich, führen jedoch aufgrund der erforderlichen Umrüstzeiten in der Größenordnung von wenigstens einigen Minuten insbesondere bei Kleinaufträgen letztlich zu einer suboptimalen Auslastung der Druckanlagen.
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Es wäre zwar grundsätzlich denkbar, die entsprechenden Rohdaten zu skalieren, jedoch führt dies insbesondere aufgrund variabler Höhen-/Breitenverhältnisse in der Praxis zu unbefriedigenden Ergebnissen.
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Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht dementsprechend darin, eine Anordnung sowie ein Verfahren zur Herstellung von Druckereierzeugnissen, insbesondere magazinartiger Druckereierzeugnisse, zu schaffen, welche bzw. welches (innerhalb vorgegebener Minimal- und Maximalgrenzen) die Herstellung vollständig formatvariabler Druckereierzeugnisse bei optimaler Auslastung der Maschinen erlaubt.
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Die Lösung der vorgenannten Aufgabe erfolgt mittels einer Anordnung zur Herstellung von Druckereierzeugnissen mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie mittels eines entsprechenden Verfahrens mit den Merkmalen des Anspruchs 11. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den abhängigen Patentansprüchen beschrieben.
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Im Rahmen der Erfindung wird eine Anordnung zur Herstellung von Druckereierzeugnissen, insbesondere magazinartiger Druckereierzeugnisse, in einem Digitaldruck-Print-On-Demand-Verfahren beschrieben, wobei die Anordnung wenigstens folgende Funktionseinheiten aufweist, die jeweils durch automatische oder teilautomatische Abtransport- und Zufuhreinrichtungen miteinander verknüpft sind:
- – ein oder mehrere Druckeinheiten, von denen wenigstens eine zum Ausdruck von Innenseiten der Druckereierzeugnisse und wenigstens eine zum Ausdruck von Umschlagseiten der Druckereierzeugnisse ausgebildet ist, wobei ein oder mehrere Druckeinheiten auch sowohl zum Ausdruck einer für das jeweilige Einzel-Druckereierzeugnis vorgegebenen Anzahl von Innenseiten als auch von Umschlagseiten ausgebildet sein können, wobei bei den verfügbaren Druckeinheiten wenigstens zwei Papiereinzüge für wenigstens zwei unterschiedliche Bogenrohformate jeweils für die Innen- und Umschlagseiten vorgesehen sind, und wobei der Bogenrohformatwechsel wenigstens eine Bogenrohformatwechselzeitdauer erfordert,
- – wenigstens eine Zusammenführungseinheit zur Zusammenführung gedruckter Innenseiten und Umschlagseiten zu einem Einzel-Druckereierzeugnis,
- – wenigstens eine Bindeeinheit zur Bindung der Einzel-Druckereierzeugnisse, insbesondere mittels Klebebindung oder Rückendrahtheftung,
- – wenigstens eine Dreiseitenschneideeinheit mit selektiv einstellbarem Beschnittformat zum Beschneiden der gebundenen Druckereierzeugnisse auf ein gewünschtes Zielformat, wobei jede Dreiseitenschneideeinheit eine maximale Papierabfallabfuhrrate und eine Beschnittformatwechselzeitdauer aufweist, wobei diese Beschnittformatwechselzeitdauer kürzer als die Bogenformatwechselzeitdauer ist.
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Weiterhin ist im Rahmen der erfindungsgemäßen Anordnung eine elektronische Steuervorrichtung vorgesehen, die zur Ansteuerung der vorgenannten Einheiten ausgebildet ist, und die eine Warteschlange für zu druckende Druckaufträge verwaltet, wobei jedem Druckauftrag wenigstens die Anzahl zu druckender Exemplare, das zu bedruckende Zielformat sowie eine gewünschte Fertigstellungszeit oder den genannten Größen jeweils vergleichbare Größen zugeordnet sind, und wobei die Steuereinrichtung die Reihenfolge der auszuführenden Druckaufträge zwecks Optimierung sowohl der Produktionsrate als auch der Produktionsdauer für einen bestimmten Einzelauftrag unter Berücksichtigung wenigstens des Kriteriums bestimmt, dass formatungleiche Aufträge, die durch formatvariablen Beschnitt desselben Bogenrohformats durch die wenigstens eine Dreiseitenschneideeinheit ausgeführt werden können, möglichst hintereinander ausgeführt werden.
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Durch diese erfindungsgemäße Ausbildung der Steuervorrichtung wird gewährleistet, dass zeitaufwändige Bogenrohformatwechsel unterbleiben, indem ggf. (geringfügig) unterschiedliche Formate durch unterschiedlichen Beschnitt mittels der Dreiseitenschneideeinheit realisiert werden. Da die Dreiseitenschneideeinheit typischerweise erheblich schneller auf andere Beschnittgrößen eingestellt werden kann (Beschnittformatwechselzeitdauern liegen typischerweise im Sekundenbereich), können auf diese Weise selbst Einzelauflagen von Magazinen oder Zeitschriften mit unterschiedlichen Formaten hergestellt werden, ohne dass hierdurch wenigstens minutenlagen Formatwechselzeiten der Druckstraßen in Kauf genommen werden müssten.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung können als zusätzliches Kriterium bei einem erfolgten oder drohenden Überschreiten der gewünschten Fertigstellungszeit Aufträge trotz abweichendem Bogenrohformat vorgezogen werden. Hierdurch wird verhindert, dass Aufträge zu lange in der Warteschlange verbleiben und hierdurch kundenspezifische Lieferfristen überschritten werden.
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Weiterhin kann die elektronische Steuervorrichtung in einer bevorzugten Ausgestaltung zwecks Optimierung sowohl der Produktionsrate als auch der Produktionsdauer für bestimmte Aufträge einen Druck auf einem größeren Bogenrohformat veranlassen, als es für das jeweilige Zielformat eigentlich erforderlich wäre, sofern der dadurch anfallende erhöhte Papierverschnitt die maximale Papierabfallabfuhrrate der Dreiseitenschneideeinheit nicht überschreitet.
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Somit kann ein größerer Verschnitt bewusst in Kauf genommen, um eine effektivere Auslastung der Anlage zu erzielen.
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Da die vorgenannte Optimierungsmaßnahme durch die Papierabfuhrrate der Dreiseitenschneideeinheit begrenzt ist, kann ferner die elektronische Steuervorrichtung dahingehend ausgebildet sein, dass bei Erkennung einer drohenden Überschreitung der maximalen Papierabfallabfuhrrate der Dreiseitenschneideeinheit Aufträge mit geringerem Verschnitt vorgezogen werden (auch wenn hierdurch ein Bogenrohformatwechsel erforderlich ist).
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Ferner kann in einer bevorzugten Ausführungsform zu einem bestimmten Bogenrohformat für die Innenseiten ein jeweils größeres Standard-Bogenrohformat für die Umschlagseiten vorgegeben sein, wobei die elektronische Steuervorrichtung dabei dahingehend ausgebildet ist, für die Umschlagseiten ein größeres Format als das Standard-Bogenrohformat bei Erkennung folgender Situationen zu wählen:
- i) der Formatwechsel zu dem Standard-Bogenrohformat für die Innenseiten würde zu einer signifikanten Zeitverzögerung führen, und/oder
- ii) die Rückenbreite des Druckereierzeugnisses macht ein größeres als das Standard-Bogenrohformat für den Umschlag erforderlich.
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Im Falle der Bedingung i) ergibt sich wiederum eine Optimierung der Auslastung der Gesamtanlage, weshalb diese Bedingung vorzugsweise nur einschlägig ist, wenn die Druckauslastung insgesamt so hoch liegt, dass damit eine wirkliche Vergrößerung des Druckoutputs erzielt wird.
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Bei der Bedingung ii) handelt es sich um eine notwendige Bedingung abhängig von der Rückenbreite des Druckereierzeugnisse, die vorzugsweise anhand der Seitenzahl und der Papiersorte und der Bindeart berechnet werden kann.
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Ferner kann die elektronische Steuervorrichtung dahingehend ausgebildet sein, einen Produktionsbarcode oder ein vergleichbares Identifikationsmerkmal auf den bei dem Endprodukt zum Verschnitt gehörenden Randbereich zu drucken, wobei durch den Produktionsbarcode oder das vergleichbare Identifikationsmerkmal die weiteren Produktionsschritte koordiniert werden. Hierdurch kann z.B. in einer Bindestation oder in der Dreiseitenschneideeinheit das entsprechende Druckereierzeugnis – ggf. durch Hinzufügung einer laufenden Sequenznummer ggf. auch einzeln eineindeutig unterscheidbar – identifiziert werden, was entsprechende weitergehende Bearbeitungsschritte erleichtert.
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Damit die Ablesung des Identifikationsmerkmals trotz Formatvariabilität erleichtert wird, kann vorgesehen sein, dass der Barcode für jedes Bogenrohformat unabhängig vom Zielformat an eine vorgegebene Position im Randbereich des Bogens gedruckt wird, so dass sich nur wenige unterschiedliche Ablesepositionen ergeben.
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Ferner kann die Steuereinrichtung dahingehend ausgebildet sein, an einer fest vorgegebenen oder einer im Rahmen der Druckvorbereitung anpassbaren Stelle der Umschlagaußenseite einen Barcode oder ein vergleichbares Identifikationsmerkmal zu drucken, mittels dessen das fertige Druckereierzeugnis für die weitere Verarbeitung identifiziert werden kann. Im Gegensatz zu dem vorgenannten Identifikationsmerkmal verbleibt dieser Barcode bei dem fertigen Produkt und kann auch für die weitere Versandsteuerung genutzt werden. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden bei der Druckvorbereitung dem Benutzer verschiedene vorgegebene Positionen für den Barcode auf der Umschlagseite vorgeschlagen, so dass der Barcode die Umschlaggestaltung hinsichtlich der Lesbarkeit und gestalterisch möglichst wenig beeinflusst.
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In diesem Zusammenhang kann auch vorgesehen sein, dass von den möglichen Positionen für den Barcode (z.B. acht unterschiedliche horizontale und vertikale Randabstände auf der Umschlagrückseite) diejenige Position dem Benutzer bevorzugt vorgeschlagen wird, bei der der Barcode einen Bereich mit möglichst uniformer Farbgebung und möglichst geringen Helligkeits- und Farbwertänderungen abdecken würde, da in diesen Bereichen die geringsten Informationsverluste durch den Barcode anzunehmen sind.
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Ferner kann die Anordnung die Steuereinrichtung dahingehend ausgebildet sein, für den Umschlag unterschiedliche Papiersorten zu wählen, wobei die vorangehende Druckvorbereitung dahingehend ausgebildet ist, das zu verwendende Papierformat automatisch vorzuschlagen, basierend auf folgenden Kriterien:
- – Seitenumfang des Druckereierzeugnisses;
- – Grundfarbe der Umschlaggestaltung.
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Beispielsweise kann die Grammatur des Umschlagpapiers für einen geringeren Seitenumfang geringer gewählt werden als für einen größeren Seitenumfang. Hier können bestimmte Grenzen vorgegeben sein. Bevorzugt wird dem Benutzer bei der Druckvorbereitung eine entsprechende Empfehlung unterbreitet, wobei das vom System anhand bestimmter Regeln optimale Umschlagpapier als "Default"-Wert vorgeschlagen wird und andere verfügbare Papiersorten – sofern diese technisch sinnvoll einsetzbar sind – ebenfalls vorgeschlagen werden.
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So könnte – lediglich als Beispiel – bei einem Seitenumfang des Druckereierzeugnisses bis 12 Seiten ein Umschlagpapier mit niedriger Grammatur fest vorgegeben werden, bei 12 bis 48 Seiten könnte dem Benutzer eine Auswahl zwischen einem Umschlagpapier mit niedriger und hoher Grammatur gegeben werden, wobei unterhalb von 36 Seiten das Umschlagpapier mit niedriger Grammatur und bei Erreichen oder oberhalb von 36 Seiten das Papier mit hoher Grammatur als Default-Wert vorgegeben wird. Oberhalb von 48 Seiten könnte in diesem Beispiel wiederum lediglich das Umschlagpapier (oder Umschlagkarton) mit höherer Grammatur angeboten werden.
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Entsprechende Maßnahmen können auch hinsichtlich des Glanzgrades des Umschlagpapiers oder -kartons getroffen werden. So kann es bei einem Umschlag mit im Wesentlichen weißen Hintergrund und relativ wenigen Gestaltungselementen der Vorschlag eines matten Umschlagpapiers sinnvoll sein. Bei einer Umschlaggestaltung mit dunklem Grundfarbton bieten in der Regel glänzendere Umschlagpapiere eine bessere optische Wirkung.
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Vor diesem Hintergrund kann beispielsweise ein durchschnittlicher Helligkeitswert über den gesamten Umschlag (Außenseite) ermittelt werden und abhängig von einem vorgegebenen Schwellwert dem Benutzer in der Druckvorbereitung entweder die Benutzung eines matten oder eines glänzenden Umschlagpapiers vorgeschlagen werden, oder diese Wahl kann, sofern die Benutzereingaben minimiert werden sollen, automatisch ohne Wahlmöglichkeit getroffen werden.
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Weitere Kriterien, die für die Papierwahl herangezogen werden können, sind z.B.
- – Farbdeckung (in %)
- – Anzahl Farben
- – Farbraum
- – Auflösung (Bilder)
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Weiterhin können entsprechende Automatismen auch für die Wahl des Papiers für den Innenteil des Druckereierzeugnisses verwendet werden.
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Schließlich kann auch der gewählte Bindungstyp (Klebebindung, Heftbindung, Fadenbindung wenn verfügbar) automatisch aufgrund bestimmter Druckdateiattribute, insbesondere Seitenumfang, bestimmt oder vorgeschlagen werden.
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Die Auswahl in der Druckvorbereitung kann insbesondere wie folgt erfolgen:
- a) Es werden n Materialien mit bestimmten Eigenschaften definiert, z.B. für Papier für Inhalt x = Glänzend Bilderdruck 90 g/m2, y = Matt Bilderdruck 100 g/m2, z = Naturpapier Offset 80 g/m2; entsprechend für Umschlagmaterial mit höheren Flächengewichten.
- b) Es werden k Kriterien bestimmt, die für die Materialauswahl Inhalt bzw. Umschlag zutreffen sollen, z.B. Farbigkeit, Farbauftrag, Textanteil, Bildanteil, Vorhandensein von Sonderfarben.
- c) Je Druckseite eines Heftes sind die Kriterien k aus der PDF-Datei der jeweiligen Seite auszulesen, die zu einer Materialauswahl führen. Die Kriterien können hier in Kombination oder als Ausschlussregelwerk definiert werden. Z.B. wenn Farbigkeit < 2, dann immer z = Naturpapier Offset. Wenn Farbauftrag > 50%, dann X = Glänzend Bilderdruck. Wenn Farbigkeit > 3 und Farbauftrag < 50%, dann y = Matt Bilderdruck.
- d) Feststellung, ob Umschlagpapier gleich oder ungleich Inhaltspapier. Ermittlung über Produktumfang Seiten Inhalt, z.B. bis 20 Seiten Inhalt ist der Umschlag das gleiche Material (sog. "Selfcover"), ab 24 Seiten gibt es ein eigenes Umschlagmaterial.
- e) Die Auswertung je Seite, welches Material in Frage kommen soll, ist gesamt oder je "Kanal" für Umschlag und Inhalt getrennt zu bewerten.
- f) Je "Kanal": wenn mindestens n-% oder mindestens n der Seiten Material x, y oder z entsprechen, dann wähle dieses Material.
- g) Inhalt und Umschlag Materialabgleich, Beispiel: Wenn Material Inhalt = x, dann kommt Umschlagmaterial x zur Auswahl. Wenn Material Inhalt = y, dann Material Umschlag auch y, wenn nicht n-% für x sprechen.
- h) Das Ergebnis der Materialbestimmung wird dem Anwender entweder zur Bestätigung oder Änderung übermittelt oder ohne Eingriffsmöglichkeit direkt dem Druckauftrag als Merkmal mitgegeben.
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Mit einem solchen Algorithmus ist es möglich, Materialentscheidungen zu treffen, die über ein Webinterface naturgemäß schwer fallen, wenn der Entscheider nicht anhand von greifbaren Mustern auswählen oder mit gutem Fachwissen selbst die Auswahl beurteilen kann.
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Dabei ist es auch möglich, die vorstehenden Maßnahmen zur automatischen Bestimmung von Eigenschaften des Druckereierzeugnisses unabhängig von der beschriebenen optimierten Druckwarteschlangensteuerung als eigenständige Erfindung zu implementieren.
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Schließlich wird im Rahmen der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Druckereierzeugnisses mit der vorbeschriebenen Anordnung vorgeschlagen, wobei im Rahmen dieses Verfahrens die vorstehende Druckerwarteschlangensteuerung ausgeführt wird. In bevorzugten Ausführungsformen kann das Verfahren zusätzlich auch Schritte der Druckvorbereitung umfassen, insbesondere zur automatisch Ermittlung optimaler Druckparameter hinsichtlich Papiersorte, Glanzgrad etc.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand des in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels beispielhaft näher erläutert.
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Es zeigen:
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1 eine schematische Systemübersicht eines Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Anordnung, und
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2 ein schematisches Flussdiagramm zur Erläuterung einer möglichen Implementierung einer erfindungsgemäßen Druckwarteschalgensteuerung.
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In 1 ist eine schematische Systemübersicht eines Ausführungsbeispiels einer Anordnung zum On-Demand-Druck von Druckereierzeugnissen, insbesondere von formatvariablen Erzeugnissen wie Magazinen oder Broschüren dargestellt.
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Die übergeordnete Steuerung erfolgt mittels einer Print-On-Demand-Produktionssteuerung 10 (POD Prod), die über entsprechende Schnittstellen mit nahezu sämtlichen weiteren Einheiten der Anlage in Verbindung steht und von diesen Statusinformationen empfangen kann sowie Befehle ausgeben kann.
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Die Produktionssteuerung ruft Druckaufträge aus einem Magazinarchiv 12 ab, wobei es sich bei den Druckaufträgen bevorzugt um Dateien in einem standardisierten und bereits druckaufbereiteten Format (z.B. eine entsprechend verarbeitete Pdf-Datei) handelt, die zusätzliche Druckparameter als Metadaten enthalten (z.B. zu verwendendes Papierformat, Papierart, spätester Fertigstellungstermin etc.).
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Die Dateien werden, bevor diese im Magazinarchiv 12 abgelegt werden, von einem webbasierten Druckvorbereitungssystem 14 (WEB) in Interaktion mit dem Benutzer erzeugt und auf Plausibilität geprüft. Dabei werden Parameter, die vertiefte Druckkenntnisse seitens des Benutzers erfordern, entweder automatisch festgelegt, oder es werden dem Benutzer Vorschläge auf Basis einer Analyse der Druckdaten unterbreitet, wie vorstehend bereits erläutert.
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Weiterhin werden im Rahmen der Produktionsvorbereitung der Umschlag – bevorzugt in Form einer separaten pdf-Datei – vorbereitet, indem beispielsweise für Klebebindung die erforderliche Rückenbreite zwischen Umschlagvorder- und Rückseite eingefügt wird und ein entsprechendes Umschlagformat bestimmt wird.
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Die Produktionssteuerung 10 arbeitet die vorliegenden Aufträge nicht notwendigerweise chronologisch ab, sondern anhand von Kriterien, wie weiter unten anhand von 2 erläutert.
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Bei Ausführung eines Druckauftrages kann dieser im Ausführungsbeispiel von zwei verschiedenen Druckstraßen 16a und 16b abgearbeitet werden, die im Wesentlichen identisch ausgebildet sind. Selbstverständlich sind auch nur eine Druckstraße oder mehr als zwei Druckstraßen denkbar. Die Transportverbindungen zwischen den einzelnen Einheiten sind teilweise automatisiert, es ist aber auch ein manueller Transport zwischen den Einheiten durch einen Operator möglich.
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Die Druckstraßen 16a und 16b verfügen jeweils über eine Mehrzahl von Papierzuführungen ZF1 und ZF2 (18a, b bzw. 20a, b), wobei jede Papierzufuhr 18a, b; 20a, b mehrere Papierschächte aufweisen kann. Die Papierzufuhr erfolgt zu den eigentlichen Digitaldruckeinheiten 22a, b.
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Beispielsweise kann mit folgenden drei Formaten ein weiter Bereich von Wunschformaten für das Druckereierzeugnis realisiert werden:
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- • Format 2: Inhalt: 320 × 521 mm, Umschlag: 320 × 550 mm
- • Format 3: Inhalt: 320 × 630 mm, Umschlag: 320 × 660 mm
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Die Breite der Formate ist stets im Hinblick auf eine optimale Ausnutzung der Digitaldrucktechnik und Minimierung der Klickkosten auf die Breite der Digitaldruckeinheit 22a, b angepasst. Dementsprechend erfolgt bei kleineren Formaten ein Druck mit mehreren sog. Nutzen, die von einem nachgelagerten Cutter (Einheit 24a, b) getrennt und gestapelt werden.
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Die weitere Verarbeitung hängt von dem Bindungstyp ab. Bei Klebebindung, die insbesondere bei höheren Seitenzahlen gewählt wird, erfolgt die Heißklebebindung direkt (online) mittels einer angeschlossenen Klebebindeeinheit 26a, b. Dieser werden die zuerst gedruckten Umschläge oder der zuerst gedruckte Umschlag aus einer Stapelführung zugeführt. Das Vorliegen eines Umschlags löst dann (über die auf dem Umschlag vorhandenen Produktionsbarcodes) den Digitaldruck des zugehörigen Inhalts aus und nach dessen Fertigstellung den entsprechenden Bindungsvorgang.
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Um eine Formatvariabilität in weiten Grenzen zu realisieren, wird das entsprechende Produkt nunmehr (ggf. über eine Weiche 28, die die Transportwege zwischen den Druckstraßen 16a und 16b umschaltet), einem Dreischneider bzw. einer Dreiseitenschneideeinheit 32 zugeführt, der bzw. die das Produkt auf das gewünschte an drei Seiten auf das Endformat bringen kann. Da der Dreischneider 32 typischerweise innerhalb von wenigen Sekunden auf ein anderes Format eingestellt werden kann, können auf diese Weise viele unterschiedliche Formate ohne längerdauernde Formatwechsel der Druckstraßen 16a und 16b realisiert werden.
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Da der Dreiseitenschneider 32 eine hohe Verarbeitungskapazität bietet, kann dieser problemlos Produkte aus beiden Druckstraßen 16a und 16b beschneiden. Begrenzt ist die Formatanpassung allerdings durch die maximale Papierabfuhrrate des Dreischneiders 32 sowie wirtschaftliche Erwägungen.
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Falls eine ein zusätzliches Kaschieren der Umschläge gewünscht ist, so ist wird dies im Ausführungsbeispiel an einer zusätzlichen Kaschierstation 30 realisiert, zu der die Umschlagstapel im Ausführungsbeispiel manuell transportiert werden.
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Weiterhin wird im Ausführungsbeispiel die optionale Heftbindung (anstelle der Klebebindung) offline in einer Heftbindungsstation 34 mit manueller Zufuhr vorgenommen. Dort werden Umschläge und Inhalt über einen Zuführer (Sheet Feeder) einer Hefteinheit zugeführt (Booklet Maker). Schließlich wird über eine Squarefoldeinheit (SqF) eine klebebindungsartige Optik des Endproduktes durch eine spezielle Falzung des Heftbindungsrückens erzeugt.
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Die Squarefoldeinheit presst den Falz noch einmal nach, da bei der vorbeschriebenen Fertigung immer die gesamte Lage eines Heftes gefalzt wird, im Gegensatz zu einer konventionellen Fertigung, bei der jeder Falzbogen separat gefalzt und dann im Sammelhefter vor einer Drahtheftung zusammengetragen. Hierdurch ist der Falz deutlich schärfer ausgeprägt. Da in dem vorbeschriebenen Prozess die Lage mit mehreren Falzbogen schon zusammengetragen ist, ist der Falz dieser Lage weniger scharf ausgeprägt, weshalb man vorzugsweise mittels der Squarefoldeinheit diesen Lagenfalz verstärkt.
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Abschließend erfolgt in einer Station 36 die Konfektionierung (Verpackung, Rechnungs- und Lieferscheinerstellung etc.), wobei diese Vorgänge jeweils durch Scannen des Umschlagbarcodes koordiniert bzw getriggert werden.
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Falls ein Kundenauftrag mehrere, in einer Gesamtlieferung zusammenzufassende Druckereierzeugnisse enthält (seien es mehrere Exemplare derselben Art oder verschiedenartige Druckereierzeugnisse), so werden die einzelnen Druckereierzeugnisse nach Fertigstellung in einem Lagerplatz automatisch zwischengelagert und erst nach Druck des letzten Exemplars gebündelt in die Konfektionierung gegeben.
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Diese Vorgehensweise macht es mit möglich, den Druck der Einzelerzeugnisse nach anderen Kriterien als dem jeweiligen Kundenauftrag, insbesondere formatabhängig wie vorstehend beschrieben, zu steuern. Falls keine freien Lagerplätze mehr zur Verfügung stehen, geht die Steuerung allerdings dazu über, offene zwischengelagerte Aufträge abzuschließen, unabhängig von Formaterwägungen. Auch ist es möglich, dass Aufträge, die schon lange in einem Lagerplatz auf Fertigstellung warten, automatisch vorgezogen werden.
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In 2 ist ein schematischer Algorithmus einer möglichen Druckwarteschlangenverwaltung gemäß der vorliegenden Erfindung dargestellt.
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Zu Beginn (Schritt 50) sucht die Steuerung die anliegenden Druckaufträge nach Aufträgen ab, die auf dem aktuell eingestellten Bogenrohformat der Druckstraße mit einem Minimum an Verschnitt gedruckt werden können (Schritt 52). Werden überhaupt keine Aufträge gefunden, so verbleit das System in einem Standbymodus. Sind mehrere Druckstraßen vorhanden, so erfolgt diese Abfrage für jede Druckstraße separat.
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Wenn ein derartiger Auftrag gefunden wurde (Abfrage 54), erfolgen in den weiteren Schritten 56 bis 60 verschiedene Abfragen, ob der gefundene Auftrag wirklich ausgeführt werden soll.
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In Schritt 56 erfolgt eine Abwägung, ob die Einsparung eines Bogenrohformatwechsels den anfallenden Verschnitt rechtfertigt. Falls das Bogenrohformat für den anstehenden Auftrag sowieso bereits "passt" (d.h., dass kein kleineres verfügbares Papierformat verfügbar ist, was der häufigste Fall sein dürfte), so ist diese Abfrage 56 generell mit "Ja" zu beantworten.
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Falls ein eigentlich unpassendes (d.h. zu großes) Rohrformat auf der Druckstraße eingestellt ist, hängt die Antwort auf die Abfrage 56 auch vom Füllungsgrad der Warteschlange ab, denn nur dann kann sich die entsprechende Zeitersparnis durch Verzicht auf einen Formatwechsel und Inkaufnahme zusätzlichen Verschnitts lohnen.
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In Schritt 58 werden ferner die Papierabfuhrkapazitäten der Dreiseitenschneideeinheit überwacht. Würde hier durch Ausführung des anstehenden Auftrages in kurzer Zeit ein zu großer Verschnitt anfallen, wird auf die Ausführung des anstehenden Auftrages verzichtet. Sollte kein besser passendes Papierformat zur Verfügung stehen, so kann die Auftragsausführung auch mit Rücksicht auf den Dreiseitenschneider 32 verlangsamt werden.
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Schließlich wird in Schritt 60 noch überprüft, ob andere Aufträge dringlicher sind, so dass auch eine Priorisierung von Aufträgen aufgrund von Kundenanforderungen realisiert werden kann.
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Wenn die vorstehenden Abfragen 56 bis 60 sämtlich positiv beantwortet wurden, wird der Druckauftrag insbesondere unter entsprechender Ansteuerung der Dreiseitenschneideeinheit ausgeführt (Schritt 64) und die Abfrage beginnt erneut.
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Andernfalls ist in der Regel ein Bogenrohformatwechsel erforderlich (Schritt 62), woraufhin dann der Algorithmus ebenfalls neu gestartet wird.