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Die Erfindung betrifft eine Bogenverarbeitungsmaschine mit wenigstens einem Lackwerk und ein Verfahren zum Auftragwechsel in dem wenigstens einen Lackwerk nach den Oberbegriffen der unabhängigen Ansprüche. Die Verarbeitungsmaschine für Bogenmaterial ist insbesondere als Druckmaschine oder Lackiermaschine ausgebildet.
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DE 103 39 571 A1 offenbart ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Optimierung eines Auftragwechsels an einer Bogenverarbeitungsmaschine mit Druckwerken und einem Lackwerk. Die Bogenverarbeitungsmaschine umfasst einen Steuerungsrechner, welcher Daten eines ersten Maschinenauftrags mit Daten eines nachfolgenden Maschinenauftrags vergleicht und eine Reihenfolge der beim Auftragwechsel anfallenden Tätigkeiten vorgibt. Hierzu weist die Bogenverarbeitungsmaschine einen Hauptantrieb zum Antreiben der Druckzylinder, der Plattenzylinder sowie der Lacktuchzylinder auf. Die Farbwerke weisen separate Antriebe auf, welche vom Hauptantrieb unabhängig sind. Die Plattenzylinder und der Lacktuchzylinder können jeweils einen eigenen Antriebsmotor umfassen und die Gegendruckzylinder, Transportzylinder und Offsetdruckzylinder sind über einen Räderzug mit dem Antriebsmotor des Hauptantriebs verbunden. Dabei kann der Lacktuchzylinder mittels einer Kupplung zum Räderzug (mit Hauptantrieb) an- bzw. abkuppelbar sein.
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DE 92 06 416 U1 offenbart eine Lackiereinheit für eine Druckmaschine, welche zwecks Verbesserung der Bogenführung ein schwenkbares Oberteil umfasst. Das Oberteil weist einen Formzylinder sowie eine aus Walzen gebildete Dosiereinrichtung auf. Beim Abschwenken des Oberteils wird der Antrieb der Lackiereinheit zwischen Gegendruckzylinder und Formzylinder im Räderzug durch Herausfahren der Antriebsräder getrennt. Dabei wird an der ansonsten die Druck-/Lackierzone bildenden Kontaktstelle von Gegendruck- und Formzylinder ein Freiraum geschaffen, durch den ein Bogenmaterial bei einem inaktiven Formzylinder gefördert werden kann.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Bogenverarbeitungsmaschine sowie ein Verfahren der eingangs genannten Art zu schaffen, die einen hinsichtlich der Rüstzeiten verbesserten Auftragwechsel gestatten.
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Gelöst wird die Aufgabe durch die Ausbildungsmerkmale der unabhängigen Patentansprüche 1 und 8. Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Ein erster Vorteil ist darin begründet, dass bei einem Auftragwechsel, speziell einem Druckformwechsel, an wenigstens einem Lackwerk der Bogenverarbeitungsmaschine ein Formzylinder in der Kontaktstelle (Druck- bzw. Lackierzone) mit einem benachbarten Bogenführungszylinder (Gegendruckzylinder) getrennt werden kann. Hierzu kann der mit einem Hauptantrieb (mit Antriebsmotor) gekoppelte Räderzug zwischen einem Antriebsrad des Druckformzylinders und einem Antriebsrad des Bogenführungszylinders getrennt werden. Der Druckformzylinder ist bevorzugt mit der zugeordneten Dosiereinrichtung aus einer ersten Position in eine zweite Position bewegbar (und in die erste Position zurück). Dabei entspricht die erste Position der Druckposition, d. h. Druckanstellung, Druckabstellung und Druckbeistellung, in der Druck- bzw. Lackierzone. Die zweite Position entspricht einer Abstandsstellung zur ersten Position, die dadurch definiert ist, dass der Druckformzylinder vom Räderzug des Hauptantriebs entkoppelt ist und bevorzugt gleichzeitig ein hinreichender Abstand zwischen dem Druckformzylinder und den Bogenhaltemitteln am Bogenführungszylinder geschaffen ist. Damit kann ein entsprechender Freiraum zwischen Druckformzylinder und Bogenführungszylinder für einen kontaktfreien Druckformwechsel geschaffen werden. In dieser zweiten Position sind das Wechseln (Zufördern bzw. Abfördern) der Druckform sowie das Wechseln (Zufördern bzw. Abfördern) von ansonsten unter einer Druckform angeordneten Formatunterlagebogen realisierbar.
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Als zweiter Vorteil kann angeführt werden, dass neben dem Wechsel der Druckform und/oder der Formatunterlagebogen am Druckformzylinder wenigstens eines Lackwerks bei Bedarf gleichzeitig der benachbarte Bogenführungszylinder mittels einer an-/abstellbaren Reinigungsvorrichtung gewaschen werden kann.
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Ein dritter Vorteil besteht darin, dass bei Vorhandensein mehrerer Druckwerke, speziell Offsetdruckwerke, deren Druckformen an den Druckformzylindern simultan mit den Druckformen des wenigstens einen Lackwerks gewechselt werden können. Gleichzeitig können die Gummituchzylinder und/oder die Druckzylinder (Bogenführungszylinder) der Druckwerke mittels Reinigungsvorrichtungen gewaschen werden.
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Als vierter Vorteil kann genannt werden, dass zur Realisierung des Wechsels Wechseln der Druckform sowie der Formatunterlagebogen der für diese Betriebsweise vom Hauptantrieb entkoppelte Druckformzylinder jedes Lackwerks mittels je eines Einzelantriebs separat eigenmotorisch antreibbar ist. Ein jeder Einzelantrieb ist hinsichtlich der Drehrichtung des jeweiligen Druckformzylinders derart steuerbar, dass die jeweilige Druckform bzw. der Formatunterlagebogen in einer ersten Drehrichtung des Druckformzylinders von diesem abförderbar ist und in einer zweiten, zur ersten Drehrichtung entgegengesetzten Drehrichtung in Richtung des Druckformzylinders zuförderbar ist.
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Dabei kann die Verarbeitungsmaschine eine Steuereinrichtung umfassen, welche schaltungs- und signaltechnisch mit dem Hauptantrieb und den Einzelantrieben gekoppelt ist.
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Der für das Lackwerk benutzte Begriff Druckform schließt eine flexible Hochdruckform sowie ein Gummituch ein.
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Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. Dabei zeigen schematisch:
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1 eine Bogendruckmaschine mit Druck-/Lackwerken,
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2 ein Lackwerk mit Druckformwechseleinrichtung.
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1 zeigt beispielhaft eine Bogenrotationsdruckmaschine mit wenigstens einem Druckwerk I, wenigstens einem Lackwerk II und einem Ausleger III für Bogenmaterial. Das Druckwerk I sowie das Lackwerk II weisen an sich bekannte Einzelheiten wie Druckformzylinder 1 und Gummituchzylinder 2 (bzw. Übertragungszylinder 2) auf. Dem jeweiligen Druckformzylinder 1 in den Druckwerken I ist ein Farbwerk 3 und bei Bedarf ein Feuchtwerk 4 zugeordnet. Im Lackwerk II ist dem Druckformzylinder 1 eine Dosiereinrichtung 12, beispielsweise ein Kammerrakel 21 mit gerasteter Auftragwalze 20, zugeordnet. Den Gummituchzylindern 2 in den Druckwerken I bzw. den Druckformzylindern 1 in den Lackwerken II sind als Bogenführungszylinder Druckzylinder 7 mit Bogenhaltemitteln benachbart zugeordnet. Zwischen den Druckzylindern 7 sind Transferzylinder 8 mit Bogenhaltemitteln als Bogenführungszylinder für den Bogentransport des Bogenmaterials in Förderrichtung 5 angeordnet. Bei Bedarf können ebenso zwischen Druck- und/oder Lackwerken I, II entsprechende Bogenführungszylinder zum Wenden von Bogenmaterial, vorzugsweise als Ein-Trommel-Wendung oder Drei-Trommel-Wendung, angeordnet sein. Zwecks Realisierung des Bogentransports in Förderrichtung 5 weisen sämtliche Bogenführungszylinder 7, 8 entsprechende Bogenhaltemittel, beispielsweise Greifer und/oder Sauger, auf.
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In Förderrichtung 5 ist für den Bogentransport an Stellen an denen ein vom Minimalformat bis zum Maximalformat zu verarbeitendes Bogenmaterial zu einer instabilen Führung des Bogenmaterials neigt jeweils eine Bogenleitvorrichtung 9 vorgesehen. Die jeweilige Bogenleitvorrichtung 9 kann pneumatisch unterstützt sein und unterhalb der Transferzylinder 8 sowie im Ausleger III unterhalb der umlaufenden Bogenfördersysteme, hier als Fördereinrichtung 11 mit daran angeordneten Bogenhaltemitteln gezeigt, angeordnet sein.
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Bei Bedarf kann in Förderrichtung 5 vor bzw. bevorzugt nach einer Druck-/Lackierzone 18 eines Druckwerks I und/oder Lackwerks II je eine Trocknereinrichtung 6 dem das Bogenmaterial führenden Druckzylinder 7 zugeordnet sein. Eine jeweilige Druck-/Lackierzone 18 ist im Druckwerk I durch den Kontaktbereich von Gummituchzylinder 2 und Druckzylinder 7 und im Lackwerk II durch den Kontaktbereich von Druckformzylinder 1 und Druckzylinder 7 definiert. Jeder Ausleger III kann ebenso wenigstens eine Trocknereinrichtung 6 umfassen. Weiterhin kann jeder Ausleger III in bekannter Weise eine Bogenbremseinrichtung 13 und einen in Förderrichtung 5 nachgeordneten Auslegerstapel 10 umfassen.
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In 1 ist gezeigt, dass nach dem Lackwerk II und vor dem Ausleger III ein erster Bogenführungszylinder als Transferzylinder 8 mit Bogenleiteinrichtung 9 und nachfolgend ein zweiter Bogenführungszylinder als Transferzylinder 8 oder als Druckzylinder 7 angeordnet sein kann. Bevorzugt weist der zweite Bogenführungszylinder 7 oder 8 zumindest eine geschlossene Mantelfläche als Bogentragfläche auf. Dem zweiten Bogenführungszylinder 7 oder 8 kann eine Trocknereinrichtung 6 oder andere Zusatzeinrichtungen benachbart zugeordnet sein.
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2 zeigt ein Lackwerk II mit einem Bogenführungszylinder 7, hier als Gegendruckzylinder ausgebildet, und einen Druckformzylinder 1, welche beide eine Druck-/Lackierzone 18 im Druck-/Lackierbetrieb bilden. Dem Druckformzylinder 1 ist die eine Kammerrakel 21 und eine mit dem Druckformzylinder 1 in Wirkverbindung stehende Auftragwalze 20, hier als Rasterwalze 20 ausgebildet, aufweisende Dosiereinrichtung 12 zugeordnet. Das Lackwerk II weist eine mit dem Druckformzylinder 1 in Wirkverbindung stehende Druckformwechseleinrichtung 19 zum Zufördern und Abfördern von Druckformen und/oder Formatunterlagebogen auf. Im vorliegenden Beispiel ist die Druckformwechseleinrichtung 19 in Förderrichtung 5 des Bogenmaterials der Druck-/Lackierzone 18 nachgeordnet. Die Druckformwechseleinrichtung 19 kann zusätzlich als Druckformspeicher ausgeführt sein.
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Der Bogenführungszylinder 7 und der Druckformzylinder 1 weisen Zahnräder oder vergleichbare Getriebemechanismen auf und sind in der vorliegenden Ausbildung in den Räderzug eines Hauptantriebs 14 integriert und mittels des Hauptantriebs 14 gemeinsam antreibbar. Der Hauptantrieb 14 ist bevorzugt mit einer Steuereinrichtung 23 schaltungs- und signaltechnisch gekoppelt und umfasst wenigstens einen Antriebsmotor zwecks Einspeisung eines Drehmoments in den Räderzug.
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Der Druckformzylinder 1 ist zumindest zum Wechseln einer Druckform oder eines Formatunterlagebogens mittels eines ersten Einzelantriebs 15 eigenmotorisch antreibbar. Bevorzugt ist hierbei der Druckformzylinder 1 unmittelbar mit dem ersten Einzelantrieb 15 gekoppelt. Der erste Einzelantrieb 15 ist bevorzugt mit der Steuereinrichtung 23 schaltungs- und signaltechnisch gekoppelt. Hierzu ist die im Druck-/Lackierprozess bestehende mechanische Verbindung des Räderzugs zwischen Bogenführungszylinder 7 und Druckformzylinder 1 temporär zumindest zum Wechseln einer Druckform oder eines Formatunterlagebogens an der Paarungsstelle (Druck-/Lackierzone 18) der Zahnräder trennbar.
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Im Druck-/Lackierbetrieb befindet sich der Druckformzylinder 1 mit zugeordneter Dosiereinrichtung 12 in der Druck-/Lackierzone 18 in Wirkverbindung zum Bogenführungszylinder 7, was einer ersten Position entspricht. In dieser ersten Position ist der Druckformzylinder 1 des Lackwerks II ausschließlich mittels Hauptantrieb 14 und Räderzug antreibbar. Der Druckformzylinder 1 ist in der ersten Position mit Stellmitteln, beispielsweise einer Exzenterlagerung, in die Positionen Druckanstellung, Druckabstellung und Druckbeistellung bewegbar.
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Für den Wechselbetrieb (Zufördern bzw. Abfördern) von Druckformen oder Formatunterlagebogen ist der Druckformzylinder 1 bevorzugt mit zugeordneter Dosiereinrichtung 12 aus der ersten Position in eine Abstandsstellung zum Bogenführungszylinder 7 bewegbar, was einer zweiten Position entspricht. Die zweite Position ist dadurch definiert ist, dass der Druckformzylinder 1 vom Räderzug und Hauptantrieb 14 mechanisch entkoppelt ist und ein Abstand zwischen dem Druckformzylinder 1 und den Bogenhaltemitteln am Bogenführungszylinder 7 geschaffen ist. In 2 ist in der ersten Position der Druckformzylinder 1, 1' mit dem Bezugszeichen 1 und in der zweiten Position mit dem Bezugszeichen 1' dargestellt. Zumindest in der zweiten Position ist der Druckformzylinder 1' des Lackwerks II mittels des ersten Einzelantriebs 15 antreibbar.
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In einer weiteren Ausbildung kann die Auftragwalze 20 der Dosiereinrichtung 12 mit einem zweiten Einzelantrieb 16 in Wirkverbindung sein. Der zweite Einzelantrieb 16 ist bevorzugt mit der Steuereinrichtung 23 schaltungs- und signaltechnisch gekoppelt. Befindet sich der Druckformzylinder 1' mit Dosiereinrichtung 12 in der zweiten Position (Wechselbetrieb von Druckform/Formatunterlagebogen), so kann anstelle des ersten Einzelantriebs 15 der zweite Einzelantrieb 16 eigenmotorisch die Auftragwalze 20 kombiniert mit dem Druckformzylinder 1 antreiben. Der Druckformzylinder 1' ist mittelbar mit dem zweiten, der Dosiereinrichtung 12 oder deren Auftragwalze 20 unmittelbar zugeordneten Einzelantrieb 16 gekoppelt. Zwischen der Dosiereinrichtung 12 oder der Auftragwalze 20 und dem Druckformzylinder 1, 1' ist hierzu ein Getriebemechanismus angeordnet, welcher das Moment vom zweiten Einzelantrieb 16 auf den Druckformzylinder 1, 1' überträgt.
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Auch bei Vorhandensein eines zweiten Einzelantriebs 16 ist der Druckformzylinder 1' stets in der zweiten Position zum Wechseln einer Druckform oder eines Formatunterlagebogens temporär vom Räderzug und Hauptantrieb 14 mechanisch getrennt.
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Weiterhin ist im Lackwerk II dem Druckformzylinder 1, 1' die Druckformwechseleinrichtung 19 benachbart angeordnet. In der zweiten Position ist eine Druckform von der Druckformwechseleinrichtung 19 in Richtung des Druckformzylinders 1' zuförderbar und der Druckformzylinder 1' ist in einer ersten Drehrichtung eigenmotorisch antreibbar. In der zweiten Position ist ebenso eine Druckform vom Druckformzylinder 1' in Richtung der Druckformwechseleinrichtung 19 abförderbar und der Druckformzylinder 1' ist in einer zweiten Drehrichtung eigenmotorisch antreibbar.
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Bevorzugt ist der Druckformzylinder 1, 1' endseitig in je einer Lagerung ortsfest aufgenommen, welche jeweils einen Doppelexzenter (zwei konzentrische Exzenter) oder einen Exzenter kombiniert mit einer Linearführung umfasst. Mittels Doppelexzenter oder Exzenter mit Linearführung ist die Bewegung des Druckformzylinders 1, 1' zumindest zum Wechseln einer Druckform oder eines Formatunterlagebogens aus der ersten Position in eine zweite Position und bei Bedarf in die erste Position zurück realisierbar. Gleichzeitig ist der Druckformzylinder 1' in der zweiten Position außer Eingriff zum Räderzug des Hauptantriebes 14. In der zweiten Position ist der Druckformzylinder 1' in einem ausreichenden Abstand zu den an dem Bogenführungszylinder 7 angeordneten Bogenhaltemitteln, beispielsweise Greifern. Nach dem Wechseln der Druckformen und/oder der Formatunterlagebogen ist der Druckformzylinder 1' aus der zweiten Position in die erste Position (Druckformzylinder 1) zurückbewegbar. Hierbei wird das Antriebszahnrad des Druckformzylinder 1, 1' winkelkorreliert, beispielsweise mittels Lagegeber, Indexierung etc., mit dem Antriebszahnrad des Bogenführungszylinders 7 in Eingriff gebracht, so dass der Räderzug des Hauptantriebs 14 wieder geschlossen ist.
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In einer weiteren Ausbildung ist in den durch die erste und der zweite Position definierten Bewegungsphasen des Druckformzylinders 1, 1' zumindest die Auftragwalze 20 der Dosiereinrichtung 12, alternativ die gesamte Dosiereinrichtung 12 zum Druckformzylinder 1, 1' nachführbar. Bei dieser Vorgehensweise kann das zu verarbeitende Medium, beispielsweise Lack, in der Dosiereinrichtung 12 verbleiben und ggf. umlaufen. Die ansonsten notwendigen Zeiten für das Ablassen des Mediums bzw. des Befüllens ist hinfällig.
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Der Druckformzylinder 1, 1' kann zusätzlich mit einer in den Räderzug des Hauptantriebs 14 integrierten Schaltkupplung 17 gekoppelt sein, welche bevorzugt mit der Steuereinrichtung 23 schaltungs- und signaltechnisch gekoppelt ist. Die Schaltkupplung 17 kann reibschlüssig oder formschlüssig wirken. Beispielsweise kann am Antriebsrad des Druckformzylinders 1, 1' eine schaltbare Zahnkupplung mit einem Zahnring, einem Federkörper und einer Zahnscheibe angeordnet sein. Diese Zahnkupplung ist als Eindeutigkeitskupplung ausgelegt.
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Bei Bedarf kann an den Druckformzylinder 1 bzw. 1' eine Reinigungsvorrichtung 22 an-/abstellbar angeordnet sein. Ebenso kann an den Bogenführungszylinder 7 eine weitere Reinigungsvorrichtung 22 an-/abstellbar angeordnet sein. Als Reinigungsvorrichtungen 22 sind beispielsweise Tuch- oder Bürstenwaschvorrichtungen, alternativ axial verfahrbare (traversierbare) Sprüh-/Saugköpfe, einsetzbar.
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Bei Bedarf kann in der zweiten Position des Druckformzylinders 1', d. h. in den gebildeten Freiraum der Druck-/Lackierzone 18, wenigstens ein Trennelement als Schutzvorrichtung temporär angeordnet werden. Das Trennelement kann zweiteilig ausgebildet sein. Dabei kann ein erstes Teil vor der Druck-/Lackierzone 18 in Richtung der Druck-/Lackierzone 18 bewegbar angeordnet sein und ein zweites Teil kann nach der Druck-/Lackierzone 18 in Richtung der Druck-/Lackierzone 18 bewegbar angeordnet sein. Bei Bedarf kann das wenigstens eine Trennelement mit einer Pneumatikquelle gekoppelt sein, so dass während des Transports das Bogenmaterial mittels pneumatischer Unterstützung auf dem Druckzylinder 7 geführt werden kann. In der zweiten Position kann der Druckformzylinder 1, 1' mit seiner Kanalstellung dem Druckzylinder 7 gegenüber ausgerichtet und temporär lagefixiert sein. Durch das Bewegen des Trennelements oder der Trennelemente sind zwei sicherheitstechnisch getrennte Bereiche geschaffen. Beispielsweise können am Druckformzylinder 1, 1' separate Tätigkeiten vom Bediener durchgeführt werden oder automatisiert ablaufen während der Druckzylinder 7 rotativ angetrieben ist, beispielsweise im Reinigungsbetrieb.
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Die Wirkungsweise des wenigstens einen Lackwerks II der Verarbeitungsmaschine ist wie folgt:
Das Lackwerk II umfasst einen mit einer Dosiereinrichtung 12 und mit einem Bogenführungszylinder 7 in Wirkverbindung stehenden Druckformzylinder 1, wobei ein Hauptantrieb 14 mit einem Räderzug zum Antreiben von Bogenführungszylindern 7, 8 der Verarbeitungsmaschine und des Druckformzylinders 1 vorgesehen ist und der Druckformzylinder 1 mittels eines Einzelantriebs antreibbar ist.
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Der Druckformzylinder 1, ist im Druck-/Lackierbetrieb in Kontakt (Druck-/Lackierzone 18) zum Bogenführungszylinder 7 in einer ersten Position mittels des Hauptantriebs 14 mit Räderzug antreibbar. Das Antriebsmoment des Hauptantriebs 14 wird vom in den Räderzug integrierten Bogenführungszylinder 7, spezielle dessen Antriebszahnrad, auf den Druckformzylinder 1, speziell dessen Antriebszahnrad, eingespeist. Der Druckformzylinder 1 ist zumindest zum Wechseln (Zufördern bzw. Abfördern) einer Druckform oder eines Formatunterlagebogens aus der ersten Position in eine zweite Position des Druckformzylinder 1' mittels Stellmitteln bewegbar und zum Räderzug des Hauptantriebs 14 außer Eingriff bringbar. D. h. die Antriebsverbindung der Antriebszahnräder von Druckformzylinder 1' und Bogenführungszylinder 7 ist getrennt. Der Bogenführungszylinder 7 kann weiterhin vom Hauptantrieb 14 mit Räderzug angetrieben werden, es wird in der zweiten Position jedoch kein Antriebsmoment auf den Druckformzylinder 1' übertragen. Zumindest in der zweiten Position ist der Druckformzylinder 1' mit einem Einzelantrieb 15, 16 eigenmotorisch gekoppelt und rotativ antreibbar oder stillsetzbar. Bei Bedarf ist der Druckformzylinder 1' aus der zweiten Position wieder in die erste Position (Druckformzylinder 1) bewegbar und mit dem Antriebszahnrad des Bogenführungszylinders 7 in Eingriff bring bar.
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Während der Wechsel (Zufördern bzw. Abfördern) der Druckformen oder der Formatunterlagebogen ist bei Bedarf die Reinigungsvorrichtung 22 an den Bogenführungszylinder 7 des Lackwerks II anstellbar. Der Bogenführungszylinder 7 kann somit parallel mittels Hauptantrieb 14 und Räderzug mit einer definierten Umlaufgeschwindigkeit gereinigt werden, während der mittels Einzelantrieb 15 oder 16 antreibbare Druckformzylinder 1' das Wechseln der Druckformen und/oder der Formatunterlagebogen realisiert. Bevorzugt kann vor dem Wechseln der Druckformen und/oder der Formatunterlagebogen bei unterbrochener Farb- oder Lackzufuhr eine vorgewählte Anzahl Bogenmaterial die Druck-/Lackierzone 18 passieren, so dass an der Druckform des Druckformzylinders 1 anhaftende Farbe bzw. anhaftender Lack vor dem Wechseln entfernbar ist.
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Weiterhin können parallel die Druckwerke I, speziell deren Bogenführungszylinder 7, gereinigt werden und die Gummituchzylinder 2 können je nach Antriebskonfiguration einen Druckformwechsel am Druckformzylinder 1 oder einen Reinigungsvorgang am Gummituchzylinder 2 jeweils durchführen.
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Das Arbeitsverfahren zum Auftragwechsel in wenigstens einem Lackwerk II einer Bogenverarbeitungsmaschine, wobei das Lackwerk II einen mit einer Dosiereinrichtung 12 und einem Bogenführungszylinder 7 in Wirkverbindung stehenden Druckformzylinder 1 umfasst und wobei ein Hauptantrieb 14 mit einem Räderzug zum Antreiben von Bogenführungszylindern 7, 8 und des Druckformzylinders 1 vorgesehen ist und der Druckformzylinder 1 mittels eines Einzelantriebs angetrieben wird, erfolgt in folgenden Schritten:
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1. Schritt
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Der Druckformzylinder 1 wird im Druck-/Lackierbetrieb in einer ersten Position mittels des Hauptantriebs 14 mit Räderzug angetrieben. Der Druckformzylinder 1 ist dabei in einer Druck-/Lackierzone 18 mit dem benachbarten Bogenführungszylinder 7 in Kontakt.
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2. Schritt
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Der Druckformzylinder 1 wird anschließend zum Wechseln einer Druckform oder eines Formatunterlagebogens aus der ersten Position in eine zweite Position des Druckformzylinders 1' bewegt und zum Räderzug des Hauptantriebs 14 außer Eingriff gebracht. Dabei wird der Kontakt in der Druck-/Lackierzone 18 aufgehoben und der Hauptantrieb 14 speist in Folge der mechanischen Antriebstrennung kein Moment mehr auf den Druckformzylinder 1' ein. Der Bogenführungszylinder 7 kann mittels des Hauptantriebs 14 weiterhin angetrieben werden, alternativ stillgesetzt werden bzw. sein.
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3. Schritt
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Zumindest in der zweiten Position wird der Druckformzylinder 1' mit einem Einzelantrieb 15, 16 eigenmotorisch gekoppelt und rotativ angetrieben. Die Kopplung von Einzelantrieb 15, 16 und Druckformzylinder 1' in der zweiten Position bedeutet, dass seitens des Einzelantriebs 15, 16 ein Moment auf den Druckformzylinder 1' eingespeist wird. Die Kopplung selbst kann auch in der ersten Position bestehen, jedoch ist der Einzelantrieb 15, 16 momentenlos geschaltet. Alternativ kann der Einzelantrieb 15, 16 in jeder Position temporär stillgesetzt werden bzw. sein, d. h. momentenlos ist.
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In Weiterbildung des Arbeitsverfahrens kann anschließend in der zweiten Position eine Druckform von einer Druckformwechseleinrichtung 19 in Richtung des Druckformzylinders 1' zugefördert werden und hierbei der Druckformzylinder 1' in einer ersten Drehrichtung eigenmotorisch angetrieben werden und in dieser zweiten Position kann eine bevorzugt bereits gebrauchte Druckform vom Druckformzylinder 1' in Richtung der Druckformwechseleinrichtung 19 abgefördert werden und der Druckformzylinder 1' wird hierbei in einer zweiten Drehrichtung eigenmotorisch angetrieben. Diese Weiterbildung ist nicht auf das Zufördern bzw. Abfördern, d. h. dem Wechsel, von Druckformen beschränkt. Vielmehr kann diese Verfahrensweise auch zum Wechseln von Formatunterlagebogen realisiert werden. Hierbei ist lediglich zu beachten, dass der jeweilige Formatunterlagebogen vor dem Wechsel der Druckformen an den Druckformzylinder 1' zugefördert oder von diesem angefördert wird.
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In einer weiteren Ausbildung kann während des Zufördern der Druckform, alternativ der Formatunterlagebogen, zum Druckformzylinder 1' oder des Abfördern der Druckform vom Druckformzylinder 1' des wenigstens einen Lackwerks II simultan weitere Druckformen in den Druckwerken I und/oder in weiteren Lackwerken II zugefördert oder abgefördert werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Druckformzylinder
- 2
- Gummituchzylinder (Übertragungszylinder)
- 3
- Farbwerk
- 4
- Feuchtwerk
- 5
- Förderrichtung
- 6
- Trocknereinrichtung
- 7
- Druckzylinder (Bogenführungszylinder)
- 8
- Transferzylinder (Bogenführungszylinder)
- 9
- Bogenleiteinrichtung
- 10
- Auslegerstapel
- 11
- Fördereinrichtung
- 12
- Dosiereinrichtung
- 13
- Bogenbremseinrichtung
- 14
- Hauptantrieb
- 15
- erster Einzelantrieb
- 16
- zweiter Einzelantrieb
- 17
- Schaltkupplung
- 18
- Druck-/Lackierzone
- 19
- Druckformwechseleinrichtung
- 20
- Auftragwalze (Rasterwalze)
- 21
- Kammerrakel
- 22
- Reinigungsvorrichtung
- 23
- Steuereinrichtung
- I
- Druckwerk
- II
- Lackwerk
- III
- Ausleger
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10339571 A1 [0002]
- DE 9206416 U1 [0003]