DE102010054184B4 - Antriebssystem für einen Fahrzeugsitz - Google Patents

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Abstract

Antriebssystem für einen Fahrzeugsitz, dessen Lehne (4) mittels wenigstens eines Beschlags (5) relativ zum Sitzteil (3), von einer Lehnenkompensationsfeder (F) unterstützt, um eine Achse (A) schwenkbar und mit diesem verriegelbar ist, wobei das Antriebssystem (10) eine elektromechanische Ansteuerung (12) aufweist, welche wenigstens mittelbar auf den Beschlag (5) einwirkt, um diesen zu entriegeln oder zu verriegeln, und wobei das Antriebssystem (10) ein Getriebe aufweist, welches von der Ansteuerung (12) angesteuert auf den Beschlag (5) einwirkt, um diesen zu entriegeln oder zu verriegeln, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe beim Schwenken der Lehne (4) den Verriegelungszustand des Beschlags (5) erhält, wobei das Getriebe als Differentialgetriebe (20) ausgebildet ist, welches zwei Planetengetriebe in axial benachbarten Ebenen aufweist, welche konzentrisch zur Achse (A) angeordnet sind, wobei das Differentialgetriebe (20) ein erstes Hohlrad (21), wenigstens ein mit dem ersten Hohlrad (21) kämmendes erstes Planetenrad (22), ein mit dem ersten Planetenrad (22) kämmendes erstes Sonnenrad (24), ein zweites Hohlrad (25), wenigstens ein mit dem zweiten Hohlrad (25) kämmendes zweites Planetenrad (26), ein mit dem zweiten Planetenrad (26) kämmendes zweites Sonnenrad (28) und einen gemeinsamen Steg (23) aufweist, an welchem die Planetenräder (22, 26) drehbar gelagert sind, wobei die Ansteuerung (12) auf das zweite Hohlrad (25) einwirkt, und wobei das erste Hohlrad (21) drehfest mit der Lehne (4), das erste Sonnenrad (24) drehfest mit dem Sitzteil (3) und das zweite Sonnenrad (28) drehfest mit einer drehbar gelagerten Übertragungsstange (7) verbunden ist, welche in Abhängigkeit der Drehrichtung den Beschlag (5) entriegelt oder verriegelt.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Antriebssystem für einen Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruches 1.
  • Aus der DE 20 2004 013 046 U1 ist ein Fahrzeugsitz mit einem Antriebssystem dieser Art bekannt. Der beidseitig vorhandene Beschlag ist mittels einer elektromechanischen Ansteuerung und alternativ manuell entriegelbar. Die Lehne ist mittels des Beschlags neigungseinstellbar und freischwenkbar. Zum Freischwenken wird die Lehne nach vorne geschwenkt und dort verriegelt, wobei zusätzlich der Fahrzeugsitz mittels Sitzschienen nach vorne verschiebbar ist. Wenn der Fahrzeugsitz in seine zuvor eingenommene Sitzlängsposition zurückkehrt, gibt eine Memoryvorrichtung in den Sitzschienen ein Signal ab, aufgrund dessen die elektromechanische Ansteuerung den Beschlag entriegelt.
  • Die DE 10 2006 039 504 A1 betrifft eine Verstellanordnung für einen Fahrzeugsitz, die aufweist: einen Elektromotor zur Verstellung mindestens eines Elementes des Fahrzeugsitzes, einen kontaktlosen Sensor, insbesondere Hallsensor oder Reedsensor, zur Messung einer Neigungsstellung oder eines Entriegelungszustandes der Rückenlehne des Fahrzeugsitzes, eine Steuereinrichtung zur Aufnahme eines Messsignals des kontaktlosen Sensors und Ausgabe eines Steuersignals, eine Schalteinheit zur Aufnahme des Steuersignals und zum Anschließen der Leistungsanschlüsse des Elektromotors in unterschiedlichen Polaritäten zur Verstellung des Elementes in einer ersten Richtung und einer entgegengesetzten zweiten Richtung, wobei die Steuereinrichtung in Abhängigkeit von dem Messsignal des kontaktlosen Sensors den Elektromotor über die Schalteinheit bei Überschreiten eines vorgegebenen Schwenkbereichs der Rückenlehne ausschaltet oder bei Detektion einer Entriegelung der Rückenlehne ein- oder ausschaltet.
  • In der DE 10 2004 019 466 A1 wird ein Einsteller für einen Kraftfahrzeugsitz beschrieben. Der Einsteller weist wenigstens zwei ein lastaufnehmendes Getriebe bildende Bauteile auf, die mittels einer Antriebseinheit relativ zueinander beweglich sind. Die Antriebseinheit weist einen Motor und eine Getriebestufe auf. Sie ist in das lastaufnehmende Getriebe integriert. Der Motor weist wenigstens einen vom lastaufnehmenden Getriebe gelagerten und um eine Achse rotierenden Rotor auf.
  • Aus der DE 20 2006 008 821 U1 ist ein Stellantrieb für Sitzeinstelleinrichtungen bekannt. Er umfasst einen Elektromotor mit nachgeordnetem Untersetzungsgetriebe und eine Auskupplungsvorrichtung für Handbetrieb. Die Auskupplungsvorrichtung weist eine Kupplungseinrückfeder auf, welche die Ausrastkraft der Auskupplungsvorrichtung bestimmt. Es ist eine Rückstellfeder vorgesehen, welche die Rückstellung eines Betätigungsmittels bewirkt.
  • Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein alternatives Antriebssystem der eingangs genannten Art zu schaffen. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Antriebssystem mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
  • Die Verwendung elektromechanischer Komponenten bei Beschlägen erlaubt es, den mechanischen Aufbau der Beschläge zu vereinfachen, sofern der gegebenenfalls erhöhte Platzbedarf für die elektromechanischen Komponenten und deren Steuerung im vorhandenen Bauraum befriedigt werden kann. Insbesondere bei beidseitig vorgesehenen Beschlägen, welche bezüglich des Entriegelns mechanisch gekoppelt sind, insbesondere mittels einer am Sitzteil gelagerten, drehbaren Übertragungsstange, und welche die Ansteuerung an der Lehne tragen, taucht das Problem auf, dass der Schwenkwinkel der Lehne größer als der Drehwinkel der Übertragungsstange ist, so dass eine Entkopplung notwendig wird. Erfindungsgemäß erfolgt diese Entkopplung durch ein insbesondere als Differentialgetriebe ausgebildetes Getriebe.
  • Unter dem Begriff „Differentialgetriebe“ soll ein Doppel-Planetengetriebe verstanden werden. Die beiden Planetengetriebe, deren Hohlräder und Sonnenräder als Eingänge und Ausgänge mit den verschiedenen Baugruppen Lehne, Sitzteil, Ansteuerung und Übertragungsstange verbunden sind, erlauben das Zusammenspiel bei Entkopplung der Schwenk- und Drehbewegungen. Die Ansteuerung des Differentialgetriebes erfolgt vorzugsweise mit einer Steuerscheibe mit Steuerkurve, wobei die Steuerscheibe elektromechanisch und - für Notfälle - vorzugsweise auch manuell ansteuerbar ist.
  • Im Folgenden ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen
    • 1 eine Ansicht des eingebauten Ausführungsbeispiels,
    • 2 eine schematische Darstellung eines Fahrzeugsitzes,
    • 3 einen Schnitt durch das Ausführungsbeispiel,
    • 4 eine Explosionsdarstellung des Differentialgetriebes,
    • 5 eine leicht schematische Darstellung des Differentialgetriebes,
    • 6 eine stark schematische Darstellung des Differentialgetriebes in der verriegelten Gebrauchsstellung, wobei die Winkelstellung der Hohlräder und Sonnenräder durch strich-punktierte Linien angezeigt ist,
    • 7 eine stark schematische Darstellung des Differentialgetriebes nach dem Entriegeln von 6,
    • 8 eine stark schematische Darstellung des Differentialgetriebes nach dem Vorschwenken aus 7, und
    • 9 eine stark schematische Darstellung des Differentialgetriebes nach dem Verriegeln von 8.
  • Ein Fahrzeugsitz 1, welcher vorliegend als Vordersitz eines dreitürigen Kraftfahrzeuges vorgesehen ist, weist ein Sitzteil 3 und eine Lehne 4 auf. Die Lehne 4 ist mittels beidseitig angebrachter Beschläge 5 am Sitzteil 3 angebracht und relativ zu diesem neigungseinstellbar (d. h. in ihrer Neigung relativ zum Sitzteil 3 einstellbar) und freischwenkbar (d. h. nach vorne schwenkbar - um beispielsweise 90° - zur Erleichterung des Einstiegs in eine zweite Sitzreihe). Vorliegend sind die Beschläge 5 hinsichtlich ihres inneren Aufbaus als Rastbeschläge ausgebildet, wie beispielsweise in der WO 00/44582 A1 beschrieben, während sie hinsichtlich ihrer äußeren Gestalt eine Scheibenform aufweisen, wie beispielsweise in der US 6,799,806 B2 beschrieben.
  • Die Neigungseinstellung zwischen verschiedenen Gebrauchsstellungen der Lehne 4 und das (zentrische) Freischwenken aus einer Gebrauchsstellung in eine Einstiegsstellung und zurück erfolgen um eine gemeinsame Achse A, die ein nachfolgend verwendetes Zylinderkoordinatensystem definiert. Zur Neigungseinstellung sind die Beschläge 5 manuell entriegelbar mittels eines ersten Bedienelementes 6, beispielsweise eines Handhebels. Mit der Achse A fluchtend und um diese drehbar ist eine (starre, vorzugsweise hohle oder gegebenenfalls massive) Übertragungsstange 7 vorgesehen, welche horizontal im Übergangsbereich zwischen Sitzteil 3 und Lehne 4 angeordnet ist und mit den beiden Beschlägen 5 in Getriebeverbindung steht. Das erste Bedienelement 6 sitzt vorzugsweise drehfest auf der profilierten Übertragungsstange 7, um diese zu drehen. Eine Drehung der Übertragungsstange 7 um einen bestimmten Winkel, beispielsweise bis zu 30°, entriegelt die beiden Beschläge 5. Wenn die Beschläge 5 entriegelt sind, kann die Lehne 4 manuell geschwenkt werden. Eine Lehnenkompensationsfeder F, welche vorzugsweise als eine - die Achse A umrundende - Spiralfeder ausgebildet ist, ist einerseits am Sitzteil 3 und andererseits an der Lehne 4 abgestützt. Wenn die Beschläge 5 entriegelt sind, kompensiert die Lehnenkompensationsfeder F wenigstens teilweise das Gewicht der leicht nach hinten geneigten Lehne 4, d. h. sie unterstützt die Schwenkbewegung der Lehne 4 nach vorne, was den Bedienkomfort verbessert.
  • Zum Freischwenken sind die Beschläge 5 in den Gebrauchsstellungen mittels eines zweiten Bedienelements 8, beispielsweise einem seitlich an der Lehne 4 angeordneten Hebel, zum Entriegeln ansteuerbar. Wenn die Beschläge 5 entriegelt sind, ist wiederum die Lehnenkompensationsfeder F wirksam. Der Fahrzeugsitz 1 weist am Sitzteil 3 beidseitig je ein Paar von Sitzschienen 9 auf, mittels derer er als Ganzes längseinstellbar ist (d. h. in seiner Sitzlängsposition einstellbar ist). Beim Freischwenken der Lehne 4 werden (außer den Beschlägen 5 auch) die Sitzschienen 9 entriegelt und der Fahrzeugsitz 1 als Ganzes nach vorne geschoben, so dass in der Einstiegsstellung der Fahrzeugsitz 1 eine vordere Sitzlängsposition einnimmt, was den Einstieg zur hinteren Sitzreihe zusätzlich erleichtert. Die Lehne 4 wird in dieser freigeschwenkten Stellung (Einstiegsstellung) durch Verriegeln der Beschläge 5 verriegelt, um durch Polsterpressung oder beim Zurückschieben des Fahrzeugsitzes 1 nicht vorzeitig zurückzuschwenken.
  • Um von der Einstiegsstellung in die zuvor eingenommene Gebrauchsstellung zurückzukehren, sind die Beschläge 5 und die Sitzschienen 9 memorisiert und mit Sensoren für Winkelstellungen bzw. Sitzlängspositionen versehen. Der Sensor der Sitzschienen 9 gibt bei Erreichen der zuvor eingenommenen Sitzlängsposition ein Signal an ein Antriebssystem 10 ab, um die Lehne 4 elektromechanisch zu entriegeln, wie beispielsweise in der DE 103 41 000 A1 offenbart ist.
  • Das Antriebssystem 10 weist als Komponente eine an der Lehne angeordnete Ansteuerung 12 auf. Die Ansteuerung 12 umfasst einen an der Lehne 4 angebrachten Motor 14, welcher - vom Signal des Sensors der Sitzschienen 9 oder des Sensors des zweiten Bedienelementes 8 angesteuert - eine Antriebsscheibe 16 dreht. Beispielsweise kann der Motor 14 mit seiner eine Schnecke tragenden Abtriebswelle senkrecht zur Achse A ausgerichtet sein, während die eine Verzahnung tragende Antriebsscheibe 16 beispielsweise parallel versetzt zur Achse A an der Lehne 4 gelagert sein kann. Die Ansteuerung 12 weist auch eine Steuerscheibe 18 auf. Die Steuerscheibe 18 ist mit der Antriebsscheibe 16 - beispielsweise mittels einer Schlitz-Zapfen-Führung 17 - mit einem Leerweg auf Mitnahme gekoppelt. Die Steuerscheibe 18 ist vorzugsweise koaxial zu Antriebsscheibe 16 drehbar gelagert.
  • Die Steuerscheibe 18 trägt an ihrem Rand eine spiralförmig anwachsende Steuerkurve, die nach Passieren des radial äußersten Punktes entlang einer Flanke wieder radial nach innen zum radial innersten Punkt springt. An dieser Steuerkurve der Steuerscheibe 18 liegt ein Bedienhebel 19 an, welcher Teil eines Differentialgetriebes 20 ist. Das Differentialgetriebe 20 bildet eine weitere Komponente des Antriebssystems 10 und dient dazu, unabhängig vom aktuellen Winkel der Lehne 4 den mittels der Ansteuerung 12 erzeugten Betätigungshub auf die Übertragungsstange 7 übertragen zu können.
  • Das Differentialgetriebe 20 ist konzentrisch zur Achse A angeordnet und besteht aus zwei geometrisch gleichen Planetengetrieben, die in axial benachbarten Ebenen angeordnet sind. Das Differentialgetriebe 20 weist ein um die Achse A gekrümmtes erstes Hohlrad 21, welches drehfest mit der Lehne 4 verbunden ist, wenigstens ein (vorzugsweise drei) mit der Innenverzahnung des ersten Hohlrades 21 kämmendes erstes Planetenrad 22, welches drehbar auf einem Steg 23 gelagert ist, und ein erstes Sonnenrad 24 auf, welches um die Achse A gekrümmt und drehfest mit dem Sitzteil 3 verbunden ist, genauer gesagt dem sitzteilfesten Unterteil des Beschlags 5. Das Differentialgetriebe 20 weist ferner ein zweites Hohlrad 25, mit welchem der Bedienhebel 19 fest verbunden ist, wenigstens ein (vorzugsweise drei) mit der Innenverzahnung des zweiten Hohlrades 25 kämmendes zweites Planetenrad 26, welches drehbar auf dem genannten Steg 23 gelagert ist, und ein zweites Sonnenrad 28 auf, welches um die Achse A gekrümmt und - für wenigstens eine Drehrichtung - drehfest mit der Übertragungsstange 7 verbunden ist. Der Steg 23 koppelt die beiden Planetengetriebe kinematisch. Die Hohlräder 21 und 25 und die Sonnenräder 24 und 28 sind, da für den erfindungsgemäßen Zweck kein voller Umfang benötigt wird, vorzugsweise nur als Zahnradsegmente ausgebildet.
  • Ausgehend von dem festen ersten Sonnenrad 24 bewirkt eine Drehung des zweiten Sonnenrades 28 die Entriegelung oder Verriegelung des Beschlags 5, je nach Drehrichtung. In der vorliegenden Darstellung bewirkt eine Drehung des zweiten Sonnenrades 28 entgegen dem Uhrzeigersinn eine Entriegelung des Beschlags 5. Aufgrund der kinematischen Kopplung der Planetenräder 22 und 26, die sich zwar in jeder Ebene unabhängig von einander um die eigene Achse, bei einer Bewegung des Stegs 23, d. h. der gemeinsamen Planetenträgerachse, hingegen jedoch nur gleichzeitig bewegen können, kann die erforderliche Drehung des zweiten Sonnenrades 28 nur erfolgen, wenn zwischen den beiden Hohlrädern 21 und 25 eine Relativdrehung erfolgt. Die Relativdrehung erfolgt beispielsweise, wenn eines der beiden Hohlräder 21 oder 25 still steht und das andere relativ dazu gedreht wird.
  • Beim Entriegeln, beispielsweise zu Beginn des Freischwenkens (6) oder wenn der Fahrzeugsitz 1 mit freigeschwenkter Lehne 4 die zuvor eingenommenen Sitzlängsposition erreicht (9), steht das erste Hohlrad 21 still. Das zweite Bedienelement 8 oder der Sensor der Sitzschienen 9 gibt das entsprechende Signal an die Ansteuerung 12 ab. Der Bedienhebel 19 liegt im verriegelten Zustand am radial innersten Punkt der Steuerkurve der Steuerscheibe 18 an. Zum Entriegeln treibt der Motor 14 mittels der Antriebsscheibe 16, welche sich in 3 gegen den Uhrzeigersinn dreht, die Steuerscheibe 18 an, zunächst um einen Leerweg von etwa 75° und dann um einen Arbeitsweg von etwa 270°. Während des Arbeitsweges schwenkt die Steuerscheibe 18 mittels ihrer Steuerkurve den Bedienhebel 19 im Uhrzeigersinn. Mit dem Bedienhebel 19 schwenkt das zweite Hohlrad 25, ebenfalls im Uhrzeigersinn (Übergang von 6 auf 7). Da der Steg 23 festgehalten wird, treibt das zweite Planetenrad 26 das zweite Sonnenrad 28 an, und zwar - wie gewünscht - entgegen dem Uhrzeigersinn, so dass die sich drehende, mit dem zweiten Sonnenrad 28 drehfest verbundene Übertragungsstange 7 die Beschläge 5 entriegelt. Der Bedienhebel 19 befindet sich an (oder kurz vor) dem radial äußersten Punkt der Steuerkurve der Steuerscheibe 18, und der Motor 14 hält an. Wenn der Motor 14 stehen bleibt, so ist auch der Stromfluss unterbrochen.
  • Wenn die entriegelte Lehne 4 im Uhrzeigersinn vorschwenkt (Übergang von 7 auf 8) oder gegen den Uhrzeigersinn zurückschwenkt (Übergang von 8 auf 7), drehen sich das erste Hohlrad 21 und das zweite Hohlrad 25, welches von der Ansteuerung 12, d. h. vorrangig vom angehaltenen Motor 14, festgehalten wird, gemeinsam um die Achse A. Das erste Planetenrad 22 läuft am ersten Sonnenrad 24 ab, d. h. der Steg 23 wird bewegt und zwingt das zweite Planetenrad 26 in gleicher Weise am zweiten Sonnenrad 28 abzulaufen, so dass dieses stillsteht, also die Übertragungsstange 7 gedreht bleibt und die Beschläge 5 entriegelt hält.
  • Zum Verriegeln, beispielsweise bei Erreichen der freigeschwenkten Stellung (Übergang von 8 auf 9) oder der Gebrauchsstellung (Übergang von 7 auf 6), gibt der Sensor der Beschläge 5 ein Signal an die Ansteuerung 12 ab, welches den Motor 14 weiter dreht. Die vom Motor 14 angetriebene Steuerscheibe 18 dreht sich um etwa 15°, in 3 entgegen dem Uhrzeigersinn, wodurch der Bedienhebel 19 schwenkt. Mit der Schwenkbewegung des Bedienhebels 19 schwenkt das zweite Hohlrad 25 relativ zum stillstehenden ersten Hohlrad 21, aber entgegen dem Uhrzeigersinn. Das durch den Steg 23 festgehaltene zweite Planetenrad 26 treibt nun das zweite Sonnenrad 28 im Uhrzeigersinn an, wodurch sich die Übertragungsstange 7 zurückdreht, und damit die Beschläge 5 verriegeln (6 oder 9). Wenn der Bedienhebel 19 den radial äußersten Punkt der Steuerkurve der Steuerscheibe 18 passiert hat und entlang der Flanke radial nach innen fällt bis zum radial innersten Punkt der Steuerkurve, hält der Motor 14 an. Wenn der Motor 14 stehen bleibt, ist der Stromfluss unterbrochen. Nach einem Zyklus - Entriegeln und Verriegeln - hat die Steuerscheibe 18 genau eine Umdrehung (360°) ausgeführt. Der Motor 14 und die Steuerscheibe 18 drehen sich zum Entriegeln und Verriegeln immer in die gleiche Richtung.
  • Für Problemfälle, beispielsweise wenn der Fahrzeugsitz 1 wegen einfallendem Ladegut nicht mehr die zuvor eingenommene Sitzlängsposition erreichen kann oder wenn der Motor 14 ausfällt, ist eine direkte Einwirkung des zweiten Bedienelements 8 (oder eines weiteren Bedienelementes) auf die Steuerscheibe 18 vorgesehen. Hierzu wird ein Schaltseil 31 gezogen, welches einen konzentrisch zur Steuerscheibe 18 gelagerten Schalthebel 32 schwenkt. Am Schalthebel 32 ist ein axial abstehender Schaltnocken 33 vorgesehen, welcher beim Schwenken des Schalthebels 32 in Anlage an die Steuerscheibe 18 kommt, vorzugsweise an die Flanke zwischen dem radial äußersten Punkt der Steuerkurve und deren radial innersten Punkt. Der schwenkende Schalthebel 32 nimmt mittels des Schaltnockens 33 die Steuerscheibe 18 mit, wobei der von der Schlitz-Zapfen-Führung zur Verfügung gestellte Leerweg genutzt wird. Die Steuerscheibe 18 schwenkt dann in der vorbeschriebenen Weise den Bedienhebel 19 und wirkt damit auf das Differentialgetriebe 20 ein, um die Lehne 4 zu entriegeln und gegebenenfalls zu verriegeln. Zwischen dem Schaltnocken 33 und der Steuerscheibe 18 besteht ein Freilauf dahingehend, dass der Schaltnocken 33 die Steuerscheibe 18 in Antriebsrichtung (in 6 entgegen dem Uhrzeigersinn) mitnimmt, aber nicht umgekehrt.
  • Die vorstehende Funktionsweise des Differentialgetriebes zusammengefasst, führt jede Winkeldifferenz zwischen den Hohlrädern 21 und 25 zur Entriegelung bzw. Verriegelung der Lehne 4, während eine gemeinsame Bewegung beider Hohlräder 21 und 25 keine Auswirkung auf die Winkeldifferenz zwischen den Sonnenrädern 24 und 28 und folglich auf den Verriegelungszustand der Lehne 4 (d. h. der Beschläge 5) hat, sondern diesen erhält. Mit der beschriebenen Lösung ist ein fest in die schwenkbare Lehne 4 einbaubarer Elektroantrieb geschaffen, der die üblicherweise vorhandenen Bauräume nutzt und in jeder Winkelstellung der Lehne 4 eine manuelle oder elektromotorische Betätigung der am Sitzteil 3 gelagerten Übertragungsstange 7 und damit der Beschläge 5 ermöglicht. Die manuelle Notbetätigung der Beschläge 5 durch Weiterschwenken der Steuerscheibe 18 kann parallel zum motorischen Antrieb der Steuerscheibe 18 erfolgen.
  • Die wesentlichen mechanischen Aspekte (Ansteuerung 12 und Differentialgetriebe 20) der erfindungsgemäßen Lösung sind bereits beschrieben, jedoch besteht das gesamte mechatronische Antriebssystem 10 aus zwei weiteren Komponenten, der elektronischen Hardware sowie der Software zur Steuerung des zuvor beschriebenen Prozesses. Zur Realisierung dieser Umfänge ist eine Platine als integraler Bestandteil des Antriebssystem 10 vorgesehen. Sie überstreicht geometrisch wesentliche Bereiche der Ansteuerung 12 sowie des Differentialgetriebes 20 und ermöglicht somit neben der Aufnahme des Mikroprozessors und der für die Motoransteuerung erforderlichen Komponenten die direkte Platzierung von Sensoren zur Erfassung der Winkelstellung der Lehne 4, der Steuerscheibe 18 und des Bedienhebels 19. Die Platine umfasst vorzugsweise einen Verpolschutz und/oder eine Bus-Schnittstelle und/oder eine Hardware zur Ansteuerung des Motors 14.
  • Die nur eine Drehrichtung des Motors 14 erfordernde Steuerscheibe 18 reduziert den Aufwand an Halbleitern zur Motoransteuerung erheblich. Der mittels Sensoren erfasste Lehnenwinkel erlaubt bei entsprechender datentechnischer Verarbeitung mittels Software im Prozessor nicht nur die fahrzeugspezifische Definition der Positionswinkel für die Verriegelung der Lehne 4 in der freigeschwenkten Stellung, sondern auch eine spannungs-, temperatur- und lehnenschwenkgeschwindigkeitskompensierende Steuerung des erforderlichen Zeitpunktes zur Ansteuerung der Lehnenverriegelung bei der automatischen Lehnenverriegelung in der zuvor eingenommenen und gespeicherten Winkelstellung der Lehne 4.
  • Die Erfassung der Bewegung des zweiten Bedienelements 8 ermöglicht darüber hinaus durch Motorleistungssteuerung eine durch die Steuerscheibe 18 und den Motor 14 unterstützte Betätigung des Bedienhebels 19, wodurch die erforderlichen Kräfte minimiert werden und der Komfort erhöht wird. Das zweite Bedienelement 8 umfasst einen Kontaktschalter, welcher bei Betätigung durch einen Benutzer ein entsprechendes Signal an die Ansteuerung 12 weiter gibt. Daraufhin wird der Motor 14 angesteuert und entriegelt den Beschlag 5. Bei Defekt des Motors oder Stromausfall kann der Beschlag 5 auch manuell entriegelt werden. Dazu muss der Benutzer das zweite Bedienelement 8 weiter betätigen, woraufhin das Schaltseil 31 den Schalthebel 32 schwenkt, welcher dann den Bedienhebel 19 schwenkt.
  • Eine Teilansteuerung des Schaltseils 31 bei motorischem Betrieb erlaubt (beispielsweise mittels einer sichtbaren Warnfläche im Bedienhebelbereich) eine optische Rückmeldung an den Benutzer über den Zustand des Systems und führt ihn zu weiterer, sinnvoller Handlungsweise in besonderen Situationen oder bei unverriegeltem System. Die Existenz einer motorischen Lehnenbetätigung ermöglicht darüber hinaus auch die Benutzung des Motors 14 für die normale Einstellung des Lehnenwinkels, reduziert somit Bedienkräfte und ermöglicht die elektrische Betätigung eines manuellen Einstellers, nämlich der Beschläge 5. Konstruktiv erforderliche Unterschiede zwischen dreitürigen und fünftürigen Fahrzeugen bei der Sitzkonstruktion und dem Sitzdesign können deutlich reduziert werden, und der sonst für Bedienhebel erforderliche Bauraum zwischen Fahrzeugsitz 1 und B-Säule wird frei für andere wichtige Aufgaben, beispielsweise die Fahrzeugversteifung im B-Säulenbereich für den Seitenaufprall.
  • Bezugszeichenliste
  • 1
    Fahrzeugsitz
    3
    Sitzteil
    4
    Lehne
    5
    Beschlag
    6
    erstes Bedienelement
    7
    Übertragungsstange
    8
    zweites Bedienelement
    9
    Sitzschiene
    10
    Antriebssystem
    12
    Ansteuerung
    14
    Motor
    16
    Antriebsscheibe
    17
    Schlitz-Zapfen-Führung
    18
    Steuerscheibe
    19
    Bedienhebel
    20
    Differentialgetriebe
    21
    erstes Hohlrad
    22
    erstes Planetenrad
    23
    Steg
    24
    erstes Sonnenrad
    25
    zweites Hohlrad
    26
    zweites Planetenrad
    28
    zweites Sonnenrad
    31
    Schaltseil
    32
    Schalthebel
    33
    Schaltnocken
    A
    Achse
    F
    Lehnenkompensationsfeder

Claims (8)

  1. Antriebssystem für einen Fahrzeugsitz, dessen Lehne (4) mittels wenigstens eines Beschlags (5) relativ zum Sitzteil (3), von einer Lehnenkompensationsfeder (F) unterstützt, um eine Achse (A) schwenkbar und mit diesem verriegelbar ist, wobei das Antriebssystem (10) eine elektromechanische Ansteuerung (12) aufweist, welche wenigstens mittelbar auf den Beschlag (5) einwirkt, um diesen zu entriegeln oder zu verriegeln, und wobei das Antriebssystem (10) ein Getriebe aufweist, welches von der Ansteuerung (12) angesteuert auf den Beschlag (5) einwirkt, um diesen zu entriegeln oder zu verriegeln, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe beim Schwenken der Lehne (4) den Verriegelungszustand des Beschlags (5) erhält, wobei das Getriebe als Differentialgetriebe (20) ausgebildet ist, welches zwei Planetengetriebe in axial benachbarten Ebenen aufweist, welche konzentrisch zur Achse (A) angeordnet sind, wobei das Differentialgetriebe (20) ein erstes Hohlrad (21), wenigstens ein mit dem ersten Hohlrad (21) kämmendes erstes Planetenrad (22), ein mit dem ersten Planetenrad (22) kämmendes erstes Sonnenrad (24), ein zweites Hohlrad (25), wenigstens ein mit dem zweiten Hohlrad (25) kämmendes zweites Planetenrad (26), ein mit dem zweiten Planetenrad (26) kämmendes zweites Sonnenrad (28) und einen gemeinsamen Steg (23) aufweist, an welchem die Planetenräder (22, 26) drehbar gelagert sind, wobei die Ansteuerung (12) auf das zweite Hohlrad (25) einwirkt, und wobei das erste Hohlrad (21) drehfest mit der Lehne (4), das erste Sonnenrad (24) drehfest mit dem Sitzteil (3) und das zweite Sonnenrad (28) drehfest mit einer drehbar gelagerten Übertragungsstange (7) verbunden ist, welche in Abhängigkeit der Drehrichtung den Beschlag (5) entriegelt oder verriegelt.
  2. Antriebssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Planetengetriebe geometrisch gleich sind.
  3. Antriebssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ansteuerung (12) auf einen mit dem zweiten Hohlrad (25) fest verbundenen Bedienhebel (19) einwirkt.
  4. Antriebssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die an der Lehne (4) angeordnete Ansteuerung (12) eine drehbar gelagerte Steuerscheibe (18) aufweist, welche an ihrem Rand eine spiralförmig anwachsende Steuerkurve trägt und eine vom radial äußersten Punkt der Steuerkurve zum radial innersten Punkt der Steuerkurve springende Flanke aufweist.
  5. Antriebssystem nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Bedienhebel (19) an der Steuerkurve der Steuerscheibe (18) anliegt.
  6. Antriebssystem nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Ansteuerung (12) einen Motor (14) aufweist, welcher die Steuerscheibe (18) dreht, insbesondere mit einem Leerweg mitnimmt.
  7. Antriebssystem nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein manuell ansteuerbarer Schalthebel (32) vorgesehen ist, mittels dessen die Steuerscheibe (18) um einen gewissen Winkel drehbar ist.
  8. Fahrzeugsitz, insbesondere Kraftfahrzeugsitz, mit einem Sitzteil (3) und einer Lehne (4), welche mittels wenigstens eines Beschlags (5) relativ zum Sitzteil (3) schwenkbar und mit diesem verriegelbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Beschlag (5) mittels eines Antriebssystems (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche entriegelbar oder verriegelbar ist.
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