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Die Erfindung betrifft ein Airbagsystem für einen Fahrzeugsitz.
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In Fahrzeugsitzen dienen Airbags bzw. Luftkissen insbesondere als Seitenaufprallschutz. Hierzu werden Airbagmodule bzw. Airbagsysteme in der Lehne oder dem Sitzteil aufgenommen und im Allgemeinen an einem Strukturteil des Fahrzeugsitzes befestigt. Beim Auslösen wird der Airbag durch einen Treibsatz bzw. Gasgenerator schlagartig gefüllt, so dass der sich entfaltende Airbag Polsterkörper und andere Innenteile des Fahrzeugsitzes verdrängt und den Sitzbezug, z. B. einen Lehnenbezug, an einer geeigneten Naht öffnet, um in gewünschter Weise nach außen vorzutreten.
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Um die Entfaltungsrichtung des Airbags zu lenken, sind Kraft-Konzentrationseinrichtungen bzw. Airbag-Führungseinrichtungen bekannt, die im Allgemeinen eine am Lehnenbezug befestigte Airbag-Tasche aufweisen. Die Airbag-Tasche nimmt somit das Airbagmodul auf, das aus einem Gehäuse, dem Airbag und einem Treibsatz gebildet ist; beim Zünden des Airbags lenkt die Airbag-Tasche den Airbag zu der Naht, so dass diese geöffnet wird.
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Aus der
WO 2010/003407 A1 ist es bekannt, an einem Ende der Airbag-Tasche Reißbänder vorzusehen, die in einigen Stichen der die Bezughälften verbindenden Naht mit befestigt werden. Beim Zünden des Airbags tritt somit eine Zugwirkung an den Reißbändern auf, die punktuell in einige Stiche der Naht geleitet wird. Somit reißt die Naht an diesen Stichen vorab auf und wird deutlich geschwächt, bevor der sich entfaltende Airbag auf die Naht trifft.
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Durch die punktuelle Schwächung der Naht wird nachfolgend ein laufmaschenartiger Öffnungsvorgang der Naht ermöglicht, so dass der Entfaltungsvorgang des Airbags nicht mehr behindert wird. Somit kann eine stabile Naht zur Verbindung der Bezughälften verwendet werden, und dennoch mit einem nicht übermäßig dimensionierten Airbagmodul ein sicherer und gezielter Aufreißvorgang der Naht sichergestellt werden.
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Die
WO 2010/003407 A1 schlägt unter anderem vor, dass eine Reißbandbreite und eine Stichlänge der Naht derartig aufeinander abgestimmt sind, dass die Stiche nicht neben das Reißband gesetzt werden und pro Reißband wenige Stiche durchgerissen werden. Indem die Reißbandbreite größer als die Stichlänge ist, wird sichergestellt, dass jedes Reißband von einem Stich erfasst wird, egal welchen Abstand die Reißbänder voneinander haben und wie die Stiche beim Nähvorgang jeweils anfallen.
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Es zeigt sich jedoch, dass die Positionierung der Reißbänder nicht unproblematisch ist, insbesondere bei schmalen Reißbändern, die gerade einen einzigen Stich aufnehmen und somit nur etwas breiter als die Stichlänge sind. Hierzu schlägt die
WO 2010/003407 A1 ein komplexeres System mit entweder Querstegen oder Reißband-Fahnen vor.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Airbagsystem zu schaffen, das eine sichere Befestigung der Airbag-Tasche in der Naht gewährleistet und einen sicheren und relativ einfachen Nähvorgang zum Vernähen der Bezugteile und der Airbag-Tasche ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird durch ein Airbagsystem nach Anspruch 1 gelöst.
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Die Unteransprüche beschreiben bevorzugte Weiterbildungen.
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Erfindungsgemäß werden somit Reißband-Gruppen aus zwei oder mehr benachbarten Reißbändern gebildet, wobei jedes einzelne Reißband eine Reißbandbreite aufweist, die kleiner als die Stichlänge ist.
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Somit wird gegenüber der
WO 2010/003407 A1 gemäß der dort z. B. in Unteranspruch 5 beschriebenen Ausbildung erfindungsgemäß genau der entgegen gesetzte Weg beschrieben: es wird gezielt eine kleinere Reißbandbreite als die Stichlänge ausgebildet. Dem liegt der erfindungsgemäße Gedanke zugrunde, dass hierdurch eine bessere Krafteinleitung in den jeweiligen Stich der Naht erfolgen kann. Insbesondere kann hierdurch sicher vermieden werden, dass ein Reißband mehr als einen Stich aufnimmt. Es zeigt sich, dass ein besserer Aufreißvorgang erreicht wird, wenn ein einzelnes Reißband maximal einen Stich aufnimmt, da bei dieser singulären Aufnahme eines einzigen Stichs eine bessere Ausbildung der Spannung und Krafteinleitung erreicht wird.
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Zwar kann durch die schmalere Ausbildung der Reißbänder nunmehr der Fall auftreten, dass ein Reißband nicht von einem Stich der Naht erfasst wird; indem erfindungsgemäß jedoch zwei oder mehr, vorzugsweise drei oder mehr Reißbänder direkt nebeneinander gesetzt sind, wird in diesem Fall zumindest ein anderes Reißband der Reißband-Gruppe von einem Stich erfasst. Indem die benachbarten Reißbänder von einander nur durch Einschnitte ohne relevanten Materialabtrag getrennt sind und somit kein materialfreier Zwischenraum zwischen ihnen ausgebildet wird, grenzen die Reißbänder direkt aneinander. Bei einer derartigen Ausbildung kann zwar grundsätzlich ein Stich zufälliger Weise in einen derartigen Einschnitt gesetzt werden, bei Ausbildung einer Reißband-Gruppe aus drei Reißbändern mit zwei Einschnitten und einer Gesamtbreite der Reißband-Gruppe von mehr als zwei Stichlängen wird immer mindestens ein Stich jeweils ein einziges Reißband treffen. Grundsätzlich ist es hierbei ausreichend, wenn die Reißband-Breite mehr als die Hälfte der Stichlänge beträgt, vorzugsweise mehr als Zwei Drittel von dieser.
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Die Reißbänder einer Reißband-Gruppe können am Ende der Reißband-Gruppe durch einen Stegbereich miteinander verbunden sein. Die Einschnitte sind somit an ihren beiden Enden begrenzt, d. h. es werden nach außen hin geschlossene Einschnitte ausgebildet. Somit wird der erfindungsgemäße Vorteil erreicht, dass beim Positionierungsvorgang, bei dem die Enden der Airbag-Tasche zusammen mit den Bezughälften bzw. Bezug-Teilen auf der Nähvorrichtung positioniert werden, ein Umknicken oder ein unzulässiger Faltvorgang der einzelnen Reißbänder vermieden wird. Die Reißband-Gruppe ist nach außen geschlossen und kann somit sicher positioniert werden, ohne dass einzelne Reißbänder frei herumliegen oder sich überlagern. Funktionell ist der Stegbereich für den Aufreißvorgang nicht relevant, da die Naht weiter innerhalb in dem Bereich der Reißbänder gesetzt wird und in den Stegbereich somit keine relevanten Kräfte mehr übertragen werden.
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Gemäß einer Ausbildung sind an dem den Reißband-Gruppen entgegen gesetzten Ende Ausnehmungen zum Durchstecken der Reißband-Gruppen ausgebildet.
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In der Airbag-Tasche können Löcher als Montagehilfe zur Befestigung des Modulgehäuses an einem Lehnenstrukturteil ausgebildet sein.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand der beiliegenden Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Vorderansicht eines Fahrzeugsitzes;
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2 den Schnitt A-A aus 1 mit dem erfindungsgemäßen Airbagmodul;
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3 eine schematisierte vergrößerte Darstellung des Bereichs der Reißnaht und der Airbagtasche aus 2;
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4 eine Aufsicht auf die Airbagtasche in ungefaltetem Zustand;
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5 eine Detailvergrößerung aus 4 mit einer Reißband-Gruppe.
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Ein in 1 gezeigter Fahrzeugsitz 1 für ein Kraftfahrzeug weist ein Sitzteil 2 und eine Rückenlehne 3 mit seitlichen Seitenpolstern 4 und 5 auf, von denen z. B. das linke Seitenpolster 5 zum Fahrzeug-Innenraum und das rechte Seitenpolster 4 zur Außenseite hin zeigt, d. h. z. B. zu einer Fahrzeugtür oder einen Bereich der Karosserie. In dem rechten Seitenpolster 4 ist gemäß dem in 2 gezeigten Schnitt A-A aus 1 ein Seiten-Airbagsystem 6 als Seitenaufprallschutz aufgenommen. Grundsätzlich kann ein derartiges Seiten-Airbagsystem 6 auch im Sitzteil 2, insbesondere dem rechten Polster-Wulst des Sitzteils 2 angeordnet sein.
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Das Seiten-Airbagsystem 6 weist gemäß 2, 3 ein Airbagmodul 8 auf, das wiederum durch ein Modulgehäuse 9, einen in dem Modulgehäuse 9 aufgenommenen, hier angedeuteten Airbag (Luftsack) 10 sowie einen in 2 schematisiert dargestellten Treibsatz (Gasgenerator) 12 gebildet ist, der zum Entfalten des Airbags 10 dient. Das Airbagmodul 8 ist in einer Airbag-Tasche 14 aufgenommen, die mitsamt dem aufgenommenen Airbagmodul 8 das Seiten-Airbagsystem 6 bildet, das an einer Innenseite eines Lehnenbezugs 16 vernäht und an der Lehnenstruktur befestigt ist, wie nachfolgend detaillierter ausgeführt wird.
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Der Lehnenbezug 16 ist zweiteilig ausgebildet mit Bezughälften 16-1 und 16-2, die in einer Naht 17 miteinander verbunden sind. Die Airbag-Tasche 14 ist in 4 im entfalteten Zustand gezeigt; im gefalteten Zustand nimmt sie das Airbagmodul 8 in sich auf. Die Airbag-Tasche 14 weist an einem Ende achtzehn Reißbänder 18 auf, die zu sechs Reißband-Gruppen 19 gruppiert bzw. zusammengefasst sind. Hierzu ist jede Reißband-Gruppe 19 durch zwei parallele, sich in Längsrichtung der Reißband-Gruppe 19 und somit senkrecht zur Naht 17 verlaufende Einschnitte 30 unterteilt. Die Einschnitte 30 erstrecken sich vorteilhafter Weise nicht bis zum Ende der Reißband-Gruppe 19, damit hier ein geschlossenes Ende 31 ausgebildet wird, wodurch eine Positionierung der gesamten Reißband-Gruppe 19 ermöglicht wird und die einzelnen Reißbänder 18 sich somit beim Positionieren der Airbag-Tasche 14 für den Nähvorgang nicht falten oder abknicken können. Für den Verlauf der Krafteinleitung von den Reißbändern 18 in die Naht 17 ist das geschlossene Ende 31 nicht relevant.
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Am anderen Ende weist die Airbag-Tasche 14 Ausnehmungen (Durchsteck-Löcher) 20 auf, durch die die Reißband-Gruppen 19 gesteckt werden, sowie einen sich an die Ausnehmungen 20 anschließenden Endbereich 22 auf, so dass die Reißbänder 18 und der Endbereich 22 gemäß dem schematisierten Schnitt der 3 gemeinsam mit den Bezughälften 16-1 und 16-2 in der Naht 17 mit mehreren Stichen 17-i, mit i = 1, 2, 3, .... vernäht werden.
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Somit ist das gesamte Seiten-Airbagsystem 6 bereits an der Innenseite des Lehnenbezuges 16 befestigt. Zur Montage in der Rückenlehne 3 wird das Modulgehäuse 9 mittels zweier Bolzen 24 und Schraubenmuttern 25 an einem festen Strukturteil 26 der Rückenlehne 3 befestigt, wobei das feste Strukturteil 26 z. B. ein im Wesentlichen vertikal verlaufender Lehnenholm sein kann. Die Bolzen 24 können z. B. bereits am Modulgehäuse 9 aufgenommen oder nachfolgend eingeführt sein und ragen durch Bolzenlöcher 27 der Airbag-Tasche 14.
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In 5 ist der Verlauf der Naht 17 mit Stichen 17-1, 17-2, 17-3, usw. gezeigt. Benachbarte Stichen 17-i und 17-i+1 weisen ein Abstand der Stichlänge SL (Stich-Abstand) von z. B. 6 mm auf. Die einzelnen Reißbänder 18 weisen eine Reißband-Breite W auf, die kleiner als die Stichlänge SL ist, d. h. W < SL; die Reißbandbreite W kann z. B. 4–5 mm betragen. Weiterhin ist die Stichlänge SL kleiner als das Doppelte der Reißband-Breite W, d. h. SL < 2·W oder W > 0,5 SL. Bevorzugt gilt W > 2/3·SL. Vorzugsweise ist die Stichlänge SL nur etwas größer als die Reißband-Breite W.
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Da W < SL ist, nimmt jedes Reißband 18 maximal einen Stich 17-i auf. Hierbei kann durchaus eines der Reißbänder 18 einer Reißband-Gruppe 19 nicht von einem Stich 17-i der Naht 17 erfasst werden.
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Falls wie gezeigt ein Stich 17-3 gerade am Rand der Reißband-Gruppe 19 liegt und das unterste Reißband 18 nicht mehr treffen sollte, so treffen dafür die nachfolgenden Stiche, d. h. 17-4 und 17-5 jeweils ein Reißband 18.
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Falls ein Stich 17-i gerade in einen Einschnitt 30 zwischen zwei Reißbändern 18 trifft, ist dies unproblematisch, da aufgrund W < SL < 2·W immer sicher erreicht wird, dass in diesem Fall einer der beiden benachbarten Stiche, d. h. 17-(i-1) oder 17-(i+1), das dritte Reißband 18 dieser Reißband-Gruppe 19 trifft.
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In Versuchen zeigt sich, dass die schmale Ausbildung der Reißbänder 18 eine bessere Kraftanleitung ermöglicht; falls in einer Reißband-Gruppe 19 eines der Reißbänder 18 nicht von einem Stich erfasst wird, ist dafür die Kraftanleitung in einem weiteren oder beiden weiteren Reißbändern 18 dieser Reißband-Gruppe 19 um so besser.
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Zur Anbringung des Airbagsystems wird somit die Airbag-Tasche 14 gefaltet und mit den Bezughälften 16-1 und 16-2 zusammen mittels der gemeinsamen Naht 17 vernäht. Die gefaltete Airbag-Tasche 14 mit dem aufgenommenen Airbagmodul 8 ist somit mit dem Lehnen-Bezug 16 verbunden. Zur Montage kann z. B. der Lehnen-Bezug 16 zunächst vorab über den Polsterkörper 28 der Rückenlehne 3 gelegt werden, nachfolgend das Airbagmodul 8 am Strukturteil 26 angeschraubt werden, und dann der Lehnen-Bezug 16 vollständig über den Polsterkörper 28, das Strukturteil 26 und die weiteren Teile der Rückenlehne 3 gezogen werden.
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Im Falle eines Crashs wird der Treibsatz 12 gezündet, um gemäß 2 den Airbag 10 aufzublasen, wodurch das Modulgehäuse 9 an einer hierfür vorgesehenen Soll-Stelle geöffnet wird bzw. sich öffnet, und der sich entfaltende Airbag 10 zum einen eine Zugwirkung auf die Airbag-Tasche 14 ausübt, so dass die Reißbandgruppen 19 mit ihren Reißbändern 18 aus den Ausnehmungen 27 herausgezogen werden, und zum anderen die Airbag-Tasche 14 als Kraft-Konzentrationseinrichtung bzw. Führungseinrichtung für den sich entfaltenden Airbag 10 dient. Die Reißbänder 18 werden somit aus der Naht 17 gerissen und zerreißen hierbei einige Stiche 17-i, so dass die Naht 17 gezielt an einigen Stellen geschwächt ist. Für diesen Vorgang wird keine allzu relevante Kraft- bzw. Energie benötigt, so dass der Airbag 10 sich weiter ausweiten kann und nachfolgend auf die geschwächte Naht 17 trifft und sie weiter öffnet, um nachfolgend auszutreten.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 2010/003407 A1 [0004, 0007, 0008, 0013]
- DE 19860840 A1 [0005]
- US 6299197 A [0005]
- WO 2005/102789 A1 [0005]
- WO 2007/042011 A2 [0005]
- DE 102009006502 A1 [0005]