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Die vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der im medizinischen Bereich einsetzbaren Katheter, welche insbesondere in Form von Harnblasenkathetern vorliegen können, sowie den Bereich der insbesondere zur Erleichterung bzw. Verbesserung der Katheterisierung verwendbaren Zusammensetzungen bzw. Gleitmittel.
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Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung eine Zusammensetzung, insbesondere eine pharmazeutische Zusammensetzung, zur Verwendung bei der Katheterisierung, wobei die Zusammensetzung vorzugsweise in Form eines Gleitmittels oder Gleitgels vorliegt und wobei die Zusammensetzung eine Kombination aus einem Antiseptikum und mindestens einem Lokalanästhetikum enthält.
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Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung bei der Katheterisierung sowie Behältnisse, Katheter, Verpackungseinheiten und Kits, welche die erfindungsgemäße Zusammensetzung aufweisen.
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Katheter sind von entscheidender Bedeutung bei der Diagnose und Therapie von Krankheiten. So ist beispielsweise die Dialyse oder die minimal-invasive Behandlung von Herzinfarkten ohne die moderne Kathetertechnik nicht denkbar. Gleichfalls werden Katheter zur dauerhaften Verabreichung von Medikamenten, beispielsweise zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen, oder zur Gabe von Kontrastierungsmitteln bei diagnostischen Verfahren eingesetzt.
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Im Bereich der Urologie werden häufig Katheter im Rahmen von Diagnose- und Therapieverfahren verwendet, beispielsweise um Urin aus der Harnblase bzw. der Niere abzuleiten oder um Medikamente bzw. Kontrastmittel in den Urogenitaltrakt einzubringen. Hierbei wird zwischen perkutanen Kathetern, welche durch die Haut in die Blase bzw. in das Nierenbecken geführt werden, und transurethralen Kathetern, welche entlang der Harnröhre bzw. durch die Harnröhre in den Körper bzw. in die Blase eingeführt werden, unterschieden. Perkutane Blasen- und Nierenkatheter werden in erster Linie bei einer längeren Verweildauer des Katheters oder in Fällen, in welchen der Einsatz eines transurethralen Katheters zu risikobehaftet ist, verwendet. Transurethrale Katheter werden dagegen bevorzugt als Einmalkatheter bei diagnostischen Verfahren bzw. als Dauerkatheter im Allgemeinen mit einer Verweilzeit von wenigen Tagen verwendet.
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Transurethrale Katheter besitzen den Vorteil, dass sie bei sachgerechter Verwendung wesentlich schonender für den Patienten sind, insbesondere da mit dem Legen des Katheters einhergehende Verletzungen minimiert werden. Dennoch ist das Legen eines transurethralen Katheters – die sogenannte Katheterisierung – ein oftmals als sehr unangenehm oder sogar als schmerzhaft beschriebener Vorgang, bei welchem darüber hinaus die Gefahr von Verletzungen des Urogenitaltraktes besteht. Zur Erleichterung der Katheterisierung werden im Stand der Technik Hilfsmittel, wie beispielsweise Gleitmittel, verwendet. Diese sind jedoch hinsichtlich der angestrebten Verbesserung der Katheterisierung sowie in Bezug auf die Gewährleistung geringerer Nebenwirkungen während des Verbleibs des Katheters im Körper oftmals nur unzulänglich.
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Der Grundstein der modernen Kathetertechnik wurde im 19. Jahrhundert gelegt, als erstmals flexible Katheter aus vulkanisiertem Kautschuk mit teilweise heute noch gebräuchlichen Katheterspitzen entwickelt wurden. Gleichzeitig begann auch die Forschung nach Gleitmitteln, mit denen die Katheterisierung erleichtert werden sollte, wobei diesbezüglich ein Fokus auf die Schmiereigenschaften und die Gewebefreundlichkeit gesetzt wurde. Besondere Bedeutung kam hierbei insbesondere dem Einsatz von Ölen und Fetten biologischen Ursprungs zu, welche jedoch kaum zu sterilisieren und keimfrei zu halten sind und welche im Ergebnis keine optimalen Benutzungseigenschaften aufweisen.
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Weiterhin sind im Stand der Technik Gleitmittel zur Katheterisierung bekannt, welche aus einem fettfreien Gel bestehen, das gegebenenfalls ein Antiseptikum enthalten kann. Derartige gelbasierte Gleitmittel werden auch als Kathetergele bezeichnet. Den Kathetergelen kann als weitere Komponente zudem ein Lokalanästhetikum zugesetzt sein, und zwar mit der Absicht, eine für den Patienten mitunter weniger unangenehme und schmerzhafte Katheterisierung durchzuführen.
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Die Kathetergele des Standes der Technik weisen zwar gegenüber öl- und fettbasierten Gleitmitteln mitunter verbesserte Benutzungs- und Gleiteigenschaften auf, jedoch sind diese in ihrer Anwendung und Wirkung nach wie vor nicht immer zufriedenstellend, insbesondere was deren Verträglichkeit und Lagerstabilität anbelangt. Zudem ist die Wirkung des gegebenenfalls vorhandenen Lokalanästhetikums nicht immer ausreichend, insbesondere da zum einen mitunter keine optimale Abstimmung mit den weiteren Komponenten des Gleitmittels vorliegt und zum anderen das Lokalanästhetikum als solches nicht immer hinsichtlich seiner Wirksamkeit bzw. Wirkungsentfaltung am Wirkort optimiert ist.
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Aber auch hinsichtlich der antimikrobiellen bzw. antiseptischen Eigenschaften sind die Gleitgele des Standes der Technik nicht immer zufriedenstellend, was insbesondere auch mit dem Einsatz der konkreten Antiseptika zusammenhängt: So wird im Stand der Technik als antiseptische Komponente in Kathetergleitgelen fast ausschließlich Chlorhexidin bzw. dessen Derivate eingesetzt. Kathetergleitgele, welche Chlorhexidin in Verbindung mit einem Lokalanästhetikum enthalten, werden mittlerweile seit über 60 Jahren eingesetzt und gelten immer noch als das Mittel der Wahl. Nachteilig sind hierbei jedoch die nicht immer gegebene Verträglichkeit sowie die verminderte Lagerfähigkeit von Chlorhexidin enthaltenden Zusammensetzungen.
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So ist der Wirkstoff Chlorhexidin insbesondere in jüngster Zeit zunehmend in die Kritik geraten, da er trotz seines jahrzehntelangen Einsatzes mit gewissen Nachteilen verbunden ist. Kathetergele mit Chlorhexidin müssen mit Konservierungsstoffen, wie beispielsweise Parabenen, stabilisiert werden, um ausreichend lagerfähig zu sein. Die Konservierungsstoffe können im Körper jedoch unerwünschte Wirkungen zeigen bzw. Allergien auslösen. Auch von Chlorhexidin selbst ist bekannt geworden, dass es allergische Reaktionen auslösen und eine nicht unerhebliche Zytotoxizität aufweisen kann. Darüber hinaus besitzt Chlorhexidin mitunter deutliche Wirkungslücken insbesondere gegenüber gramnegativen Bakterien, und durch den langjährigen Einsatz ist eine Zunahme von Resistenzen gegenüber Chlorhexidin zu beobachten. Gleichfalls wird die Wirkung von Chlorhexidin durch Blut und Eiweiß vermindert, was die Verfügbarkeit am Wirkort weiter vermindern kann, so dass die Konzentration am Wirkort nicht immer ausreicht, den von Bakterien insbesondere auf Wundoberflächen gebildeten Biofilm ausreichend zu bekämpfen. Zudem kann es beim Einsatz von Chlorhexidin zu einer Hemmung der Wundheilung kommen, so dass der Einsatz von Chlorhexidin nicht immer vorteilhaft ist.
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Zusammenfassend ist der Einsatz von Chlorhexidin somit insofern mitunter nachteilig, als dieses Antiseptikum Wirkungslücken bei gramnegativen Bakterien bzw. Isolaten und eine Wirkungsverminderung durch Eiweiß- bzw. Blutkomponenten aufweist und zudem ein Risiko der Resistenzentwicklung vorliegt. So ist mitunter problematisch, dass Chlorhexidin bei gegenüber Antiseptika resistenten Keimen, wie bestimmten Keimen der Spezies Staphylococcus aureus, keine Wirkung aufweist, was auch durch eine Konzentrationssteigerung nicht kompensiert werden kann. Allenfalls in Verbindung mit einem Alkohol weist Chlorhexidin ein zufriedenstellendes Wirkprofil auf. Weiterhin ist der Einsatz von Chlorhexidin aufgrund einer gegebenenfalls vorliegenden Zytotoxizität und Mutagenität sowie aufgrund etwaiger anaphylaktischer bzw. allergischer Reaktionen für den Bereich der Wundantiseptik problematisch. So können unter bestimmten Umständen im Zusammenhang mit der topischen Anwendung von Chlorhexidin anaphylaktische Schocksituationen auftreten. Zudem kann weiterhin zusammenfassend angeführt werden, dass Chlorhexidin während der Herstellung und der Lagerung von Chlorhexidin enthaltenden Zusammensetzungen chemisch mitunter nicht ausreichend stabil ist. Insbesondere ist beachtlich, dass das Zersetzungsprodukt des Chlorhexidins, nämlich 4-Chloranilin, als toxisch und zudem krebserzeugend eingestuft wird. Wie zuvor angeführt, ist zudem die mit Chlorhexidin in Verbindung zu bringende deutliche Wundheilungshemmung problematisch.
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Somit stellt das im Stand der Technik häufig als Wirksubstanz eingesetzte Chlorhexidin im Ergebnis ein nicht immer geeignetes lokales Wundantiseptikum dar.
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Vor diesem technischen Hintergrund liegt somit der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, verbesserte Zusammensetzungen zur Verwendung als Gleitmittel bzw. Gleitgele bereitzustellen, welche die zuvor geschilderten Nachteile der im Stand der Technik bekannten Gleitmittel bzw. Gleitgele zu verhindern bzw. zumindest zu verringern imstande sind.
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Eine weitere der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Aufgabe ist darin zu sehen, eine verbesserte Zusammensetzung für Kathetergele bereitzustellen, welche gegenüber den Zusammensetzungen des Standes der Technik verbesserte antiseptische Eigenschaften sowie keine bzw. zumindest verringerte Nebenwirkungen besitzt.
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Zudem besteht eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, eine verbesserte Zusammensetzung zur Verwendung bei der Katheterisierung bereitzustellen, welche gegenüber den im Stand der Technik bekannten Zusammensetzungen eine verbesserte Stabilität und optimierte Anwendungseigenschaften aufweist. Insbesondere soll auch eine Zusammensetzung bereitgestellt werden, welche über verbesserte schmerzstillende Eigenschaften verfügt und welche die Katheterisierung als solche weiterführend vereinfacht.
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Zur Lösung der zuvor geschilderten Aufgabe schlägt die vorliegende Erfindung eine Zusammensetzung nach Anspruch 1 vor; weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der diesbezüglich abhängigen Ansprüche.
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Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Behältnis nach Anspruch 5, welches die erfindungsgemäße Zusammensetzung enthält.
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Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Katheter nach Anspruch 6, welcher mit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung versehen ist.
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Wiederum weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine Verpackungseinheit nach Anspruch 7.
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Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Kit nach Anspruch 8, welches einen Katheter einerseits und die erfindungsgemäße Zusammensetzung andererseits umfasst.
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Schließlich ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung bei der Katheterisierung nach Anspruch 9 bzw. 10.
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Es versteht sich von selbst, dass im Folgenden besondere Ausgestaltungen, Ausführungsformen oder dergleichen, welche nur im Zusammenhang mit einem Erfindungsaspekt beschrieben sind, auch in Bezug auf die anderen Erfindungsaspekte entsprechend gelten, ohne dass dies einer ausdrücklichen Erwähnung bedarf.
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Weiterhin ist bei allen nachstehend genannten relativen bzw. prozentualen, insbesondere gewichtsbezogenen Mengenangaben zu beachten, dass diese im Rahmen der vorliegenden Erfindung vom Fachmann derart auszuwählen sind, dass in der Summe der jeweiligen Inhaltsstoffe, Wirkstoffe, Zusatz- bzw. Hilfsstoffe oder dergleichen stets 100% resultieren. Dies versteht sich für den Fachmann aber von selbst.
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Im Übrigen gilt, dass der Fachmann anwendungsbezogen oder einzelfallbedingt von den nachfolgend aufgeführten Zahlen-, Bereichs- oder Mengenangaben abweichen kann, ohne dass er den Rahmen der vorliegenden Erfindung verlässt.
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Zudem gilt, dass alle im Folgenden genannten Parameterangaben oder dergleichen grundsätzlich mit genormten oder explizit angegebenen Bestimmungsverfahren oder aber mit dem Fachmann an sich geläufigen Bestimmungsmethoden bestimmt bzw. ermittelt werden können.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit – gemäß einem erste n Aspekt der vorliegenden Erfindung – eine Zusammensetzung, insbesondere pharmazeutische Zusammensetzung, vorzugsweise zur Verwendung bei der Katheterisierung, bevorzugt in Form eines Gleitmittels oder Gleitgels, wobei die Zusammensetzung in Kombination und jeweils in wirksamen, insbesondere pharmazeutisch wirksamen Mengen
- a) Octenidin und/oder dessen Salze; sowie
- b) mindestens ein Lokalanästhetikum
enthält.
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Denn, wie die Anmelderin in überraschender Weise gefunden hat, lassen sich durch die gezielte Kombination von Octenidin bzw. dessen Salzen als Antiseptikum und mindestens einem Lokalanästhetikum, insbesondere wie nachfolgend definiert, Zusammensetzungen, vorzugsweise zur Verwendung bei der Katheterisierung in Form von Gleitmitteln oder Gleitgelen, herstellen, welche gegenüber Produkten des Standes der Technik in völlig überraschender Weise deutlich verbesserte antiseptische Eigenschaften, Anwendungseigenschaften und Stabilitäten aufweisen, wobei gleichzeitig unerwünschte Nebenwirkungen minimiert bzw. ausgeschlossen werden.
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Insbesondere ist es im Rahmen der vorliegenden Erfindung völlig überraschend, dass durch die zweckgerichtete Verwendung von Octenidin bzw. dessen Salzen als sehr spezielles Antiseptikum in Kombination mit dem mindestens einen Lokalanästhetikum erfindungsgemäße Zusammensetzungen mit außerordentlich hohen Stabilitäten und Haltbarkeiten bereitgestellt werden, welche diejenigen der Produkte des Standes der Technik bei weitem übertreffen. Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen kommen – insbesondere durch die deutlich verbesserten antiseptischen bzw. antimikrobiellen Eigenschaften, welche insbesondere durch den Einsatz von Octenidin hervorgerufen werden – sogar ohne den Zusatz von Konservierungsstoffen, insbesondere von Parabenen, aus. Hierdurch ist die Verträglichkeit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung signifikant erhöht. Insbesondere können unerwünschte systemische Reaktionen bzw. Reizungen und allergische Reaktionen, welche durch Konservierungsstoffe hervorgerufen werden, ausgeschlossen bzw. minimiert werden.
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Die Anmelderin konnte nicht zuletzt auf Basis von Wirksamkeits- bzw. Anwendungsstudien zeigen, dass der Wirkstoff Octenidin bzw. dessen Salze dem bislang verwendeten Chlorhexidin sowohl in Bezug auf die Wirksamkeit als auch in Bezug auf die Verträglichkeit in nicht zu erwartender Weise überlegen ist bzw. sind. So weist Octenidin im Gegensatz zu Chlorhexidin keine Wirkungslücken gegenüber gramnegativen Bakterien auf, und auch Resistenzen gegenüber Octenidin sind nicht beobachtet worden. Zudem treten keine durch Octenidin hervorgerufenen oder verstärkten allergischen Reaktionen auf. Gleichfalls ist Octenidin in der Lage, den durch Bakterien gebildeten Biofilm auf Wunden in effektiver Weise zu zerstören bzw. zu minimieren, wobei es die Wundheilung nicht negativ beeinflusst, sondern diese durch die hohe antimikrobielle Aktivität sogar noch fördert. Octenidin besitzt somit in völlig unerwarteter Weise auch im Hinblick auf seinen speziellen Einsatz als Gleitgelkomponente und im Zusammenhang mit der Katheterisierung gegenüber Chlorhexidin und anderen Antiseptika nicht nur eine erhöhte Wirksamkeit, vielmehr werden bei einer Verwendung von Octenidin als Antiseptikum auch unerwünschte Wirkungen der Zusammensetzungen als solche deutlich reduziert.
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Neben der hervorragenden antimikrobiellen Wirksamkeit und den nur geringen bzw. nicht vorhandenen toxischen Eigenschaften weist Octenidin eine hervorragende Löslichkeit in den erfindungsgemäß verwendeten Lösemitteln, wie Wasser bzw. Wasser/Alkohol-Gemischen auf, was im Hinblick auf die erfindungsgemäße Zusammensetzung von Vorteil ist.
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Darüber hinaus kann Octenidin im Vergleich zu den im Stand der Technik bekannten Zusammensetzungen mit den dafür verwendeten Antiseptika aufgrund seiner hohen Wirksamkeit den erfindungsgemäßen Zusammensetzungen in geringeren Mengen zugegeben werden, wobei die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen auch in diesem Fall immer noch eine verbesserte antiseptische Wirkung gegenüber Zusammensetzungen des Standes der Technik aufweisen.
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Die Verwendung eines hochwirksamen und gleichzeitig gut verträglichen Antiseptikums in Kathetergelen ist auch aus dem Grunde besonders vorteilhaft, da die Harnröhre stets von Bakterien besiedelt ist, welche bei Verwendung eines Gleitmittels ohne Antiseptikum durch den Katheter in die Blase oder gar in die Niere transportiert werden und dort zu Entzündungen und daraus folgenden medizinischen Komplikationen führen können. Das erfindungsgemäß eingesetzte Antiseptikum in Form von Octenidin führt jedoch zu einer effektiven Bekämpfung dieser Erreger, so dass auch weitere Komplikationen reduziert werden. Des Weiteren ist es möglich, dass es im Verlaufe der Katheterisierung zu mikroskopisch kleinen Verletzungen der Harnröhre kommt, welche sich durch Bakterienbefall entzünden können. Auch in diesem Fall ist Octenidin dem Chlorhexidin und anderen Antiseptika deutlich überlegen, da es einerseits hervorragende antiseptische Eigenschaften aufweist, insbesondere auch bei der Desinfektion von Wunden, und andererseits die Wundheilung als solche nicht negativ beeinträchtigt.
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Darüber hinaus zeichnet sich die erfindungsgemäße Zusammensetzung durch eine speziell abgestimmte Viskosität und hervorragende Schmier- bzw. Gleiteigenschaften aus, so dass die erfindungsgemäße Zusammensetzung außerordentlich gut an der Harnröhre haftet und diese benetzt, was ein nahezu müheloses Gleiten bzw. Einfahren des Katheters ermöglicht, wodurch wiederum die Harnröhre weitestgehend vor Verletzungen geschützt wird. Durch das zusätzliche Lokalanästhetikum wird – im Zusammenwirken mit bzw. zusätzlich zu den außerordentlich guten Haft- und Schmiereigenschaften der erfindungsgemäßen Zusammensetzung – zudem erreicht, dass die Katheterisierung für die Patienten äußerst schonend und schmerzfrei verläuft.
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Die erfindungsgemäßen Kathetergele sind derart konzipiert, dass sie einerseits die Harnröhre und den Katheter optimal benetzen und an diesem haften und andererseits hervorragende Schmierstoffeigenschaften aufweisen. Auf diese Weise ist die Katheterisierung sehr viel einfacher und schneller durchzuführen und das Risiko von Verletzungen des Urogenitaltrakts wird gleichzeitig minimiert.
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Bei den nachfolgend aufgeführten Substanzen, welche in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthalten sein können, sind stets die Verbindungen genannt, welche der Zusammensetzung beigemischt bzw. zugegeben werden. Hierbei ist es möglich, dass die Verbindungen durch Reaktion in andere Substanzen überfahrt werden, insbesondere sind Säure/Base-Reaktionen möglich, d. h. die eingesetzten Substanzen können beispielsweise protoniert oder deprotoniert werden. Dies ist dem Fachmann als solches jedoch bekannt.
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Es hat sich im Rahmen der vorliegenden Erfindung als vorteilhaft erwiesen, wenn die Zusammensetzung (a) Octenidin in Form eines Hydrochloridsalzes, insbesondere in Form von Octenidindihydrochlorid, enthält. Ein weiterer Vorteil von Octenidindihydrochlorid ist in der guten Isolierbarkeit bei der Herstellung und folglich in der hohen Reinheit sowie nicht zuletzt der guten Lagerfähigkeit der Verbindung zu sehen.
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In diesem Zusammenhang weist auch die erfindungsgemäße Zusammensetzung als solche eine hervorragende Lagerungsbeständigkeit auf, welche nämlich mindestens 12 Monate, vorzugsweise mindestens 24 Monate, bevorzugt mindestens 36 Monate, besonders bevorzugt mindestens 48 Monate, betragen kann.
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Im Allgemeinen enthält die Zusammensetzung (a) Octenidin bzw. dessen Salze, insbesondere Octenidindihydrochlorid, in Mengen von 0,001 bis 10 Gew.-%, insbesondere 0,005 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise 0,01 bis 2 Gew.-%, bevorzugt 0,05 bis 1 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,05 bis 0,5 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Zusammensetzungen.
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Octenidindihydrochlorid ist der internationale Freiname für das bakteriostatisch wirkende Desinfektionsmittel 1,1'-(1,10-Decandiyl)bis[4-(octylamino)pyridinium]-dichlorid bzw. 1,1'-Decamethylen[(1,4-dihydro-4-octylimino)pyridinium]dichlorid C
36H
64N
4Cl
2. Diese Verbindung kann durch die folgende Strukturformel dargestellt werden:
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Octenidin bzw. Octenidindihydrochlorid gehört in die Gruppe der quartären Ammoniumverbindungen und enthält im Unterschied zu den anderen Substanzen dieser Verbindungsklasse, wie z. B. Benzalkoniumchlorid und Cetylpyridiniumchlorid, zwei kationenaktive Zentren. Eine ähnliche Struktur hat Dequaliniumchlorid. Octenidin bzw. Octenidindihydrochlorid ist zugelassen unter anderem zur Hautdesinfektion Obwohl der Wirkstoff als solcher bereits 1977 zum Patent angemeldet worden ist (
DE 27 08 331 C2 ) und seitdem zahlreiche Anwendungen des Octenidins bekannt geworden sind und sich in der Medizin auch etabliert haben, ist das pharmazeutische Potential von Octenidin in Bezug auf Kathetergele bislang noch nicht erkannt und folglich nicht zur Anwendung gebracht worden.
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Für weitergehende Einzelheiten zu Octenidin bzw. dessen Salzen kann beispielsweise verwiesen werden auf
Römpp Chemielexikon, 10. Auflage, Band 4, 1998, Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York, Seite 2986, Stichwort: "Octenidindihydrochlorid", wobei der gesamte Offenbarungsgehalt, einschließlich der dort genannten Literatur, hiermit durch Bezugnahme vollumfänglich eingeschlossen ist.
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden besonders gute Ergebnisse hinsichtlich der anästhesierenden bzw. schmerzstillenden Wirkung und der Verträglichkeit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung erhalten, wenn (b) das Lokalanästhetikum ein Lokalanästhetikum auf Basis eines organischen Säureesters oder eines Säureamids, vorzugsweise Säureamids ist, bzw. wenn (b) das Lokalanästhetikum ausgewählt ist aus der Gruppe von Lokalanästhetika vom Estertyp und Lokalanästhetika vorn Amidtyp, vorzugsweise Lokalanästhetika vom Amidtyp. Lokalanästhetika vom Amidtyp sind dabei besonders bevorzugt, da sie in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung üblicherweise in protonierter Form, d. h. in Form von Ionen, vorliegen können und somit lipophobe bzw. hydrophile Eigenschaften besitzen. Auf diese Weise wird – ohne sich auf diese Theorie beschränken zu wollen – ein Eindringen des entsprechenden Lokalanästhetikums in tiefere Gewebeschichten bzw. in die Blutbahn verhindert, so dass keine systemischen Wirkungen der als Lokalanästhetika verwendeten Substanzen beobachtet werden. Es wird vielmehr sichergestellt, dass das Lokalanästhetikum rein topisch bzw. oberflächlich wirkt und somit erfindungsgemäß in zielgerichteter Weise eine hervorragende Wirkung am Wirkort selbst realisiert ist. Sogar für den Fall, dass kleine Verletzungen der Harnröhre vorliegen, dringen Lokalanästhetika des Amidtyps in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung nicht in nennenswerter Weise in das umliegende Gewebe ein.
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Darüber hinaus hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn (b) das Lokalanästhetikum ausgewählt ist aus der Gruppe von Benzocain, Procain, Tetracain, Lidocain, Etidocain, Pridocain, Mepivacain, Bupivacain und S-Ropivacin oder deren Salze sowie deren Kombinationen oder Mischungen, vorzugsweise Lidocain.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann die erfindungsgemäße Zusammensetzung (b) als Lokalanästhetikum Lidocain bzw. dessen Salze, insbesondere Lidocainhydrochlorid, enthalten. Bei Lidocain handelt es sich um ein Lokalanästhetikum vom zuvor beschriebenen Amidtyp, welches in den erfindungsgemäßen Zusammensetzungen vorzugsweise in protonierter Form vorliegt. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass das Lidocain in Form von Lidocainhydrochlorid eingesetzt wird. Die zielgerichtete Verwendung von Lidocain führt zu noch weiter verbesserten Eigenschaften hinsichtlich einer effektiven Schmerzreduzierung bei Anwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung. Dabei hat die Anmelderin im Rahmen der vorliegenden Erfindung völlig überraschend gefunden, dass die spezielle Kombination von Octenidin bzw. dessen Salzen einerseits und Lidocain andererseits zu einer besonders guten Wirksamkeit sowohl hinsichtlich der schmerzstillenden als auch der antiseptischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Zusammensetzung führt. Der zugrundeliegende Synergismus kann – ohne sich auf diese Theorie festlegen zu wollen – dadurch erklärt werden, dass zum einen der schmerzstillende Effekt des Lokalanästhetikums insofern verbessert wird, als durch die Verminderung bzw. Verhinderung von Infektionen gleichzeitig Gewebeirritationen bzw. -läsionen reduziert werden und somit ein verstärkter schmerzstillender Effekt eintritt und dass zum anderen durch die lokale Aufkonzentrierung des Lokalanästhetikums an der Oberfläche gleichzeitig eine gewisse Akkumulation mit einer einhergehenden Depotwirkung der Octenidinkomponente resultiert, wodurch die Octenidinkomponente wiederum in ihrer Wirkung verstärkt wird. Die Octenidinkomponente und das Lokalanästhetikum verstärken sich folglich gegenseitig in ihrer Wirkung.
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Im Allgemeinen kann die erfindungsgemäße Zusammensetzung (b) das Lokalanästhetikum, vorzugsweise Lidocain, bevorzugt in Form von Lidocainhydrochlorid, in Mengen von 0,01 bis 20 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 10 Gew.-%, bevorzugt 0,5 bis 5 Gew.-%, besonders bevorzugt 1 bis 4 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Zusammensetzung, enthalten. Wenn das Lokalanästhetikum in diesen Mengenbereichen eingesetzt wird, wird einerseits eine hervorragende anästhesierende Wirkung erreicht und andererseits eine Überdosierung mit eventuell auftretenden unerwünschten Wirkungen vermieden.
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Eine besonders gute Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung sowohl im Hinblick auf die antiseptische Wirkung der Zusammensetzung als auch im Hinblick auf deren anästhesierende Wirkung wird beobachtet, wenn das Octenidin und/oder dessen Salze und das Lokalanästhetikum in speziellen gewichtsbezogenen Verhältnissen zueinander abgestimmt bzw. in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthalten sind.
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Erfindungsgemäß ist es in diesem Zusammenhang bevorzugt, wenn die Zusammensetzung (a) Octenidin und/oder dessen Salze, insbesondere Octenidindihydrochlorid, und (b) das Lokalanästhetikum, insbesondere Lidocain, bevorzugt in Form von Lidocainhydrochlorid, in einem gewichtsbezogenen Verhältnis von (a) zu (b) im Bereich von 100:1 bis 1:20.000, insbesondere 50:1 bis 1:2.000, bevorzugt 4:1 bis 1:500, besonders bevorzugt 2:1 bis 1:100, ganz besonders bevorzug 1:2 bis 1:60, enthält.
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Weiterhin kann es im Rahmen der vorliegenden Erfindung vorgesehen sein, dass die erfindungsgemäße Zusammensetzung außerdem (c) mindestens einen vorzugsweise mehrwertigen Alkohol enthält. Der mehrwertige Alkohol dient einerseits als Feuchthaltemittel und wirkt unterstützend bei der Einstellung optimaler Viskositätseigenschaften der erfindungsgemäßen Zusammensetzung und fungiert andererseits als Trägerstoff, welcher die Stabilität der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen zusätzlich erhöht. Darüber hinaus unterstützt der vorzugsweise mehrwertige Alkohol das Lokalanästhetikum bei der optimalen Entfaltung seiner anästhesierenden Wirkung, indem der Alkohol – ohne sich auf diese Theorie beschränken zu wollen – die Resorption des Lokalanästhetikums in der obersten Gewebeschicht ermöglicht bzw. unterstützt, wobei ein Eindringen des Lokalanästhetikums in tiefere Gewebeschichten in vorteilhafter Weise nicht gefördert wird.
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung hat es sich zudem als vorteilhaft erwiesen, wenn (c) der vorzugsweise mehrwertige Alkohol ausgewählt ist aus der Gruppe von Polyvinylalkoholen, Glycerin, Glykolen und (Poly)Alkylenglykolen sowie deren Kombinationen und Mischungen, vorzugsweise Alkylen- oder Polyalkylenglykolen, besonders bevorzugt Propylenglykol. Insbesondere kann (c) der mehrwertige Alkohol Propylenglykol sein.
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Wenn die erfindungsgemäße Zusammensetzung einen vorzugsweise mehrwertigen Alkohol aufweist, so kann (c) der vorzugsweise mehrwertige Alkohol in Mengen von 10 bis 80 Gew.-%, insbesondere 15 bis 70 Gew.-%, bevorzugt 20 bis 60 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Zusammensetzung, in der Zusammensetzung enthalten sein.
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Im Allgemeinen liegt die Zusammensetzung in flüssiger Form, insbesondere in Form einer Dispersion oder Lösung, bevorzugt in Form einer viskosen oder gelförmigen Dispersion oder Lösung, vor.
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Darüber hinaus ist es erfindungsgemäß bevorzugt, wenn die Zusammensetzung wässrig oder wässrig-alkoholisch basiert ist. Aufgrund der wässrigen bzw. wässrig-alkoholischen Basis ist die erfindungsgemäße Zusammensetzung mit geringem technischem Aufwand steril herzustellen und auch über einen längeren Zeitraum keimfrei zu halten, was eine deutliche Verbesserung gegenüber den Zusammensetzungen des Standes der Technik darstellt.
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Darüber hinaus lassen sich wässrige bzw. wässrig-alkoholisch basierte Zusammensetzungen, wie sie im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendet werden können, besonders gut und gezielt in ihren rheologischen Eigenschaften und ihrer Viskosität einstellen bzw. verändern. Es ist somit möglich, erfindungsgemäße Gleitmittel bzw. Gleitgele bereitzustellen, welche einen optimalen Schutz des Urogenitaltraktes durch hervorragende Haftungseigenschaften an der Harnröhre und exzellente Schmiereigenschaften aufweisen, wodurch – wie oben bereits ausgeführt – das Verletzungsrisiko minimiert wird. Bevorzugt wird als Alkohohl ein vorzugsweise mehrwertiger Alkohohl, wie oben bereits definiert, eingesetzt.
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Weiterhin enthält die erfindungsgemäße Zusammensetzung im Allgemeinen außerdem (d) Wasser, insbesondere in Mengen von mindestens 10 Gew.-%, insbesondere mindestens 20 Gew.-%, bevorzugt mindestens 30 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Zusammensetzung.
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In diesem Zusammenhang ist es bevorzugt, wenn die Zusammensetzung (d) das Wasser in Mengen von 10 bis 90 Gew.-%, insbesondere 20 bis 85 Gew.-%, bevorzugt 30 bis 80 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Zusammensetzung, enthält.
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Besonders stabile und leicht zu applizierende Zusammensetzungen werden erhalten, wenn die Zusammensetzung nach der Erfindung ein Gemisch oder eine Mischung (c) mindestens eines vorzugsweise mehrwertigen Alkohols und (d) Wasser aufweist. Hierbei hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn der Anteil an (d) Wasser, jeweils bezogen auf das Gemisch oder die Mischung, mindestens 10 Gew.-%, insbesondere mindestens 30 Gew.-%, bevorzugt mindestens 50 Gew.-%, beträgt. Darüber hinaus ist es erfindungsgemäß besonders bevorzugt, wenn das gewichtsbezogene Verhältnis von (d) Wasser zu (c) Alkohol in der Zusammensetzung im Bereich von 9:1 bis 1:5, insbesondere 3:1 bis 1:3, bevorzugt 2:1 bis 1:2, besonders bevorzugt 1,5:1 bis 1:1,5, variiert.
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Im Allgemeinen ist die erfindungsgemäße Zusammensetzung viskos und/oder gelförmig ausgebildet. Zudem kann die erfindungsgemäße Zusammensetzung insbesondere in Form eines Gels vorliegen. Auf diese Weise kann die gewünschte Kombination von guten Haftungseigenschaften und hervorragenden Schmier- bzw. Gleiteigenschaften erreicht werden, so dass bei Anwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung eine besonders einfache und schonende Katheterisierung ermöglicht wird.
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Unter dem Begriff ”Gel” bzw. ”gelförmiger Dispersion oder Lösung” sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung insbesondere gelierte Flüssigkeiten zu verstehen, welche mit Hilfe geeigneter Quellstoffe, synonym auch als Gelbildner bezeichnet, hergestellt werden können. Es handelt sich hierbei vorzugsweise um feindisperse Systeme mit mindestens einer festen und einer flüssigen Phase, wobei der Quellstoff bzw. der Gelbildner die feste Phase bildet. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind unter der flüssigen Phase sowohl Lösungen als auch Dispersionen zu verstehen, wobei die Dispersionen ihrerseits wiederum als Fest/Flüssig-Dispersionen vorliegen können. In einem Gel durchdringen sich – ohne sich hierauf festlegen zu wollen – die feste und die flüssige Phase zunächst im wesentlichen vollständig, d. h. es liegt im Allgemeinen ein bikohärentes System vor. Durch den Gelbildner wird in dem feindispersen System, aus welchem das Gel aufgebaut ist, ein Netzwerk gebildet, wodurch die Viskosität der Mischung beeinflusst wird, was oftmals als ”Gelierung” bzw. ”Eindickung” beobachtet werden kann. Gele können als viskoelastische Fluide beschrieben werden, d. h. die Fluideigenschaften eines Gels liegen folglich zwischen denen einer idealen Flüssigkeit und denen eines idealen Feststoffkörpers, wobei im Rahmen der vorliegenden Erfindung eher ”dünnflüssige” Gele zum Einsatz kommen.
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Besonders leistungsfähige gelartige Strukturen bzw. Eigenschaften werden erhalten, wenn die erfindungsgemäße Zusammensetzung eine Brookfield-Viskosität bei einer Temperatur von 25°C im Bereich von 500 bis 100.000 mPa·s, insbesondere 750 bis 10.000 mPa·s, bevorzugt 1.000 bis 5.000 mPa·s, besonders bevorzugt 1.250 bis 3.000 mPa·s, ganz besonders bevorzugt 1.300 bis 2.750 mPa·s, aufweist.
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In diesem Zusammenhang hat es sich im Rahmen der vorliegenden Erfindung insbesondere im Hinblick auf die gezielte Einstellung der rheologischen Eigenschaften der Zusammensetzung nach der Erfindung, insbesondere wie zuvor definiert, als vorteilhaft erwiesen, wenn die Zusammensetzung außerdem (e) mindestens einen Gelbildner aufweist. Durch den Einsatz geeigneter Gelbildner können die Viskosität und Haftungseigenschaften der erfindungsgemäßen Zusammensetzung gezielt eingestellt bzw. vorgegeben werden.
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Dabei kann es vorgesehen sein, dass (e) der Gelbildner ausgewählt ist aus der Gruppe von Bentoniten, Kieselsäuren, Polyacrylsäuren, Carbomeren, Polyvinylpyrrolidonen, Cellulose und Cellulosederivaten, Xanthanen sowie deren Mischungen, vorzugsweise Cellulose und Cellulosederivaten. Hierbei hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn (e) der Gelbildner bevorzugt ausgewählt ist aus modifizierten Cellulosen, insbesondere chemisch modifizierten Cellulosen, besonders bevorzugt Methylcellulose, Carboxymethylcellulose und/oder Hydroxyethylcellulose, ganz besonders bevorzugt Hydroxyethylcellulose.
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Typischerweise weist die Zusammensetzung (e) den Gelbildner in Mengen von 0,01 bis 20 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 1 bis 3 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Zusammensetzung, auf.
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Im Allgemeinen weist die Zusammensetzung einen physiologisch verträglichen pH-Wert auf. Dabei ist es möglich, dass die Zusammensetzung einen pH-Wert im Bereich von 4 bis 7,5, bevorzugt 5 bis 7; besonders bevorzugt 6 bis 7, aufweist.
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Darüber hinaus kann es im Rahmen der vorliegenden Erfindung vorgesehen sein, dass die Zusammensetzung außerdem (f) mindestens eine Säure und/oder Base, insbesondere zur Einstellung des pH-Werts, vorzugsweise zur Einstellung eines physiologisch verträglichen pH-Werts, bevorzugt zur Ausbildung eines Puffersystems, enthält. Die diesbezüglichen Puffersysteme sind dem Fachmann wohlbekannt, so dass es hierzu keiner weiteren Ausführungen bedarf.
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Es hat sich zudem als vorteilhaft erwiesen, wenn die Zusammensetzung vorzugsweise mindestens eine Base aufweist. Dabei kann es vorgesehen sein, dass die Base ausgewählt ist aus der Gruppe von Aminen, Carboxylaten, Alkali- und/oder Erdalkalimetallhydroxiden sowie deren Mischungen und Kombinationen, insbesondere Alkali- und Erdalkalimetallhydroxiden, bevorzugt Natriumhydroxid.
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Der Zusatz von Säuren bzw. Basen, insbesondere von Basen, ermöglicht die gezielte Einstellung des pH-Werts, so dass die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen physiologisch gut verträglich sind und gleichzeitig die bevorzugt eingesetzten Lokalanästhetika vom Amidtyp protoniert vorliegen, wodurch die lokale Wirkung des Lokalanästhetikums verbessert bzw. gewährleistet wird. Gleichfalls kommt es zur Ausbildung von Puffersystemen, wodurch der pH-Wert der erfindungsgemäßen Zusammensetzung auch während der Applikation stabil bleibt.
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Die erfindungsgemäße Zusammensetzung weist im Allgemeinen eine Dichte bei 25°C und Atmosphärendruck (1013 hPa) im Bereich 0,7 bis 1,5 g/cm3, insbesondere 0,8 bis 1,4 g/cm3, bevorzugt, 0,85 bis 1,3 g/cm3, besonders bevorzugt 0,9 bis 1,2 g/cm3, ganz besonders bevorzugt 0,95 bis 1,1 g/cm3, auf.
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Weiterhin kann die erfindungsgemäße Zusammensetzung außerdem übliche pharmazeutische Zusatz- und/oder Hilfsstoffe, insbesondere aus der Gruppe von Stabilisierungs-, Färbe-, Puffer-, Riech-, Streck-, Netz- und/oder Bindestoffen sowie deren Kombinationen, enthalten.
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Durch die erfindungsgemäße Zusammensetzung ist es erstmalig möglich, Gleitmittel bzw. Gleitgele als Hilfsmittel bei der Katheterisierung bereitzustellen, welche Gleitmitteln bzw. Gleitgelen des Standes der Technik deutlich überlegen sind. Die erfindungsgemäße Zusammensetzung weist eine deutlich verbesserte antiseptische Wirkung, einschließlich eines breiteren Wirkungsspektrums, als Zusammensetzungen des Standes der Technik auf. Gleichfalls sind bislang noch keine Resistenzen gegenüber den Wirkstoffen der erfindungsgemäßen Zusammensetzung bekannt. Darüber hinaus wird das Risiko unerwünschter Nebenreaktionen bzw. -wirkungen durch das Antiseptikum, wie beispielsweise Allergien oder schlechtere Wundheilung, drastisch reduziert. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Zusammensetzung ist ihre im Vergleich zu Produkten des Standes der Technik erhöhte Stabilität, so dass die erfindungsgemäße Zusammensetzung ohne Zusatz von Konservierungsstoffen, wie beispielsweise Parabenen, hergestellt werden kann, was gleichfalls die Verträglichkeit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung erhöht und das Risiko möglicher Nebenwirkungen minimiert. Zudem weist die erfindungsgemäße Zusammensetzung genau abgestimmte Viskositäts- und Haftungseigenschaften auf, so dass die Katheterisierung deutlich leichter und schonender durchgeführt werden kann.
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Im Allgemeinen kann bei der Katheterisierung beispielsweise so verfahren werden, dass zuerst das Kathetergel in die Harnröhre eingeführt bzw. instilliert wird, wodurch einerseits die Harnröhre geweitet wird und andererseits das Lokalanästhetikum seine Wirkung optimal entfalten kann. Nachdem sich das Kathetergel ausreichend verteilt hat und die betäubende Wirkung des Lokalanästhetikums eingesetzt hat, wird dann der Katheter eingeführt bzw. gelegt, was grundsätzlich ohne den Einsatz weiteren Kathetergels durchgeführt werden kann.
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Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung – ist ein Behältnis, insbesondere eine Applikationsvorrichtung, vorzugsweise in Form einer vorzugsweise sterilen Spritze, welche die zuvor definierte erfindungsgemäße Zusammensetzung enthält.
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung kann es dabei vorgesehen sein, dass das Behältnis zur Aufnahme einer Einmaldosis der Zusammensetzung ausgebildet ist.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist das Behältnis ein zur Aufnahme der Zusammensetzung bestimmtes Volumen von 3 bis 30 cm3, insbesondere 3,5 bis 20 cm3, bevorzugt 4 bis 15 cm3, besonders bevorzugt 4,5 bis 12 cm3, auf.
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Weiterhin kann es vorgesehen sein, dass das Behältnis ein Volumen von 3 bis 30 cm3, insbesondere 3,5 bis 20 cm3, bevorzugt 4 bis 15 cm3, besonders bevorzugt 4,5 bis 12 cm3, der erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthält.
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Gemäß einer besondere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist das Behältnis nach der Erfindung außerdem eine Applikationseinrichtung, insbesondere in Form eines Schlauches, zur Applikation bzw. Verabreichung der Zusammensetzung in ein einen Katheter, insbesondere einen Harnblasenkatheter, aufnehmendes bzw. hieran angrenzendes Körperlumen, insbesondere zur Applikation und/oder Verabreichung der Zusammensetzung in die Harnröhre bzw. Harnblase, auf.
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Für weitergehende Einzelheiten zu diesem Erfindungsaspekt kann auf die vorstehenden Ausführungen zu dem ersten erfindungsgemäßen Aspekt verwiesen werden, welche entsprechend auch in Bezug auf diesen Erfindungsaspekt gelten.
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Wiederum weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist – gemäß einem dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung – ein Katheter, insbesondere ein Harnblasenkatheter, wobei der Katheter mit der zuvor beschriebenen Zusammensetzung nach der Erfindung versehen ist bzw. diese aufweist.
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Hierbei kann es vorgesehen sein, dass die Zusammensetzung auf einen in ein Körperlumen, insbesondere in die Harnröhre, einführbaren bzw. einbringbaren Abschnitt des Katheters aufgebracht ist.
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In Bezug auf weitergehende Einzelheiten zu diesem Erfindungsaspekt kann auf die vorstehenden Ausführungen zu den übrigen erfindungsgemäßen Aspekten verwiesen werden, welche entsprechend auch für diesen Erfindungsaspekt gelten.
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Wiederum weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist – gemäß einem vierten Aspekt der vorliegenden Erfindung – eine Verpackungseinheit, enthaltend mindestens ein Behältnis, wie zuvor beschrieben, oder einen Katheter, wie zuvor beschrieben.
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Hierbei kann es vorgesehen sein, dass das Behältnis und/oder der Katheter in einer vor Kontamination schützenden Umverpackung eingebracht vorliegt.
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In Bezug auf weitergehende Einzelheiten zu diesem Erfindungsaspekt kann auf die vorstehenden Ausführungen zu den übrigen erfindungsgemäßen Aspekten verwiesen werden, welche entsprechend auch in Bezug auf diesen Erfindungsaspekt gelten.
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Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist – gemäß einem fünften Aspekt der vorliegenden Erfindung – ein Kit, insbesondere ein Katheterisierungssystem, umfassend als räumlich getrennte Komponenten einerseits einen Katheter, insbesondere einen Harnblasenkatheter, und andererseits die zuvor definierte erfindungsgemäße Zusammensetzung.
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Hierbei kann es im Rahmen der vorliegenden Erfindung vorgesehen sein, dass die Zusammensetzung in ein erfindungsgemäßes Behältnis, wie zuvor definiert, eingebracht ist.
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Das erfindungsgemäße Kit zeichnet sich dadurch aus, dass die diesbezüglichen Komponenten bzw. Bestandteile zwar räumlich voneinander getrennt sind, aber funktional zusammenhängend vorliegen.
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In Bezug auf weitergehende Einzelheiten zu diesem Erfindungsaspekt kann auf die vorstehenden Ausführungen zu den übrigen erfindungsgemäßen Aspekten verwiesen werden, welche entsprechend auch in Bezug auf diesen Erfindungsaspekt gelten.
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Schließlich ist wiederum weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem sechsten Aspekt der vorliegenden Erfindung – die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung, wie zuvor definiert, bei der Katheterisierung, insbesondere als Gleitmittel und/oder als Gleitgel bei der Katheterisierung, insbesondere für einen Harnblasenkatheter.
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Die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung bei der Katheterisierung ermöglicht nicht nur eine vergleichsweise schonende Katheterisierung und senkt das Risiko von Verletzungen bei der Katheterisierung, es wird vielmehr auch ein deutlich vermindertes Auftreten von Infektionen während der Verweildauer des Katheters beobachtet.
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Zudem betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung, wie zuvor definiert, zur kurativen und/oder prophylaktischen Behandlung von mit einer Katheterisierung einhergehenden oder im Zusammenhang stehenden Infektionen, Entzündungen und/oder Schmerzen.
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Schließlich betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung, wie zuvor definiert, zur Herstellung eines Medikamentes zur kurativen und/oder prophylaktischen Behandlung von mit einer Katheterisierung einhergehenden oder hiermit im Zusammenhang stehenden Infektionen, Entzündungen und/oder Schmerzen, welche insbesondere im Bereich des Harnleiters und/oder der Harnblase auftreten.
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Im Allgemeinen wird die Zusammensetzung nach der Erfindung bei bzw. im Zusammenhang mit der Katheterisierung, insbesondere bei der Instillation eines Katheters, insbesondere eines Harnblasenkatheters, appliziert.
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Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn die Zusammensetzung bei der Katheterisierung, insbesondere vor der Instillation eines Katheters, insbesondere eines Harnblasenkatheters, in ein Körperlumen, insbesondere in die Harnröhre, appliziert wird. Üblicherweise ist es vorgesehen, dass die erfindungsgemäße Zusammensetzung vor Legen des Katheters in die Harnröhre instilliert wird, wobei es jedoch auch möglich ist, den Katheter zusätzlich während der Katheterisierung mit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung zu benetzen.
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Darüber hinaus ist es erfindungsgemäß möglich, dass die Zusammensetzung bei der Katheterisierung vor und/oder bei der Instillation eines Katheters, insbesondere eines Harnbalasenkatheters, auf den Katheter aufgebracht wird. Hierbei kann es vorgesehen sein, dass die Zusammensetzung auf den in ein Körperlumen, insbesondere in eine Harnröhre, einführbaren und/oder einbringbaren Abschnitt eines Katheters aufgebracht wird: In Bezug auf weitergehende Einzelheiten zu diesen Erfindungsaspekten kann auf die vorstehenden Ausführungen zu den übrigen erfindungsgemäßen Aspekten verwiesen werden, welche entsprechend auch in Bezug auf die hier abgehandelten Erfindungsaspekte gelten.
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Weitere Ausgestaltungen, Abwandlungen und Variationen der vorliegenden Erfindung sind für den Fachmann beim Lesen der Beschreibung ohne weiteres erkennbar und realisierbar, ohne dass er dabei den Rahmen der vorliegenden Erfindung verlässt.
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Die vorliegende Erfindung wird anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele veranschaulicht, welche die vorliegende Erfindung jedoch keinesfalls beschränken sollen.
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Ausführungsbeispiele/Anwendungsstudien:
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1. Beispielrezeptur (Zusammensetzung A)/Stabilitätsuntersuchungen:
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Eine erfindungsgemäße Beispielrezeptur kann beispielsweise auf Basis der folgenden Komponenten hergestellt werden:
Komponente: | Menge in Gew.-% |
| (bezogen auf die Zusammensetzung): |
Octenidindihydrochlorid | 0,1 |
Lidocainhydrochlorid | 2 |
Hydroxyethylcellulose | 1,24 |
Propylenglykol | 50 |
5N-Natriumhydroxidlösung | 0,123 |
Wasser, gereinigt | ad 100 |
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Die erfindungsgemäße Beispielzusammensetzung kann durch herkömmliches Vermengen bzw. Zusammenführen der einzelnen Komponenten in dem Fachmann an sich bekannter Weise hergestellt und beispielsweise unter Sterilisation konfektioniert werden. Es resultiert eine sterilisations- und langzeitstabile erfindungsgemäße Zusammensetzung, welche auch nach einer Lagerung von fünf Jahren noch zur Anwendung geeignet ist.
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Die im Zusammenhang mit der obigen Zusammensetzung durchgeführten Analytikergebnisse, welche die hervorragende Stabilität der erfindungsgemäßen Zusammensetzung belegen, sind in der nachfolgenden Tabelle angeführt:
Octenidingel | vor Sterilisation | nach Sterilisation |
Aussehen | nahezu farblose, klare, viskose Flüssigkeit | nahezu farblose, klare, viskose Flüssigkeit |
pH | 6,68 | 6,66 |
Dichte | - | 1,0438 |
Brechungsindex | 1,3963 | 1,3957 |
Viskosität [mPa × s] | - | 2360 |
Gehalt Lidocainhydrochlorid [mg/100 g] | 2064 | 2003 |
Gehalt Octenidindihydrochlorid [mg/100 g] | 104,8 | 104,4 |
unbekannte Verunreinigungen | nicht nachweisbar | nicht nachweisbar |
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2. weiterführende Stabilitätsuntersuchungen/Lagerungsstabilität:
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Eine weitere erfindungsgemäße Zusammensetzung gemäß der nachfolgenden Rezeptur wird in Primärpackmittel verpackt, nachfolgend sterilisiert (Dampfsterilisation) und einer Langzeitlagerung unterzogen. Die erfindungsgemäße Rezeptur weist folgende Zusammensetzung auf:
Komponente: | Menge in Gew.-% |
| (bezogen auf die Zusammensetzung): |
Lidocainhydrochlorid | 2 |
Octenidindihydrochlorid | 0,1 |
Methyl-4-hydroxybenzoat | 0,06 |
Propyl-4-hydroxybenzoat | 0,025 |
Hydroxyethylcellulose | 1,8 |
Propylenglykol | 50 |
Wasser, gereinigt | ad 100 |
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Die Ergebnisse der Stabilitäts- bzw. Langzeitlagerung sind in der nachfolgenden Tabelle angeführt:
Octenidingel | vor Sterilisation (t = 0) | nach Sterilisation (t = 0) | nach Sterilisation (t = 74 Monate) |
Aspekt/Aussehen | nahezu farblose, klare, viskose Flüssigkeit | nahezu farblose, klare, viskose Flüssigkeit | nahezu farblose, klare, viskose Flüssigkeit |
Gehalt Lidocainhydrochlorid [mg/100 g] | 2044 mg/100 g | 2034 mg/100 g | 2093 mg/100 g |
Gehalt Octenidindihydrochlorid | 1820000 Area/g (keine externe Kalibrierung, daher Angaben in Flächen) | 1816000 Area/g (keine externe Kalibrierung, daher Angaben in Flächen) | 101,7 mg/100 g |
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Die oben angeführten Ergebnisse zeigen die hervorragende Langzeitstabilität der erfindungsgemäßen Zusammensetzung.
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3. Rezepturstabilität erfindungsgemäßer Zusammensetzungen:
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Es wird die thermische Stabilität einer erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination aus 2 Gew.-% Lidocainhydrochlorid und 0,1 Gew.-% Octenidindihydrochlorid, bezogen auf die Zusammensetzung, in unterschiedlichen Lösungsmittelkombinationen untersucht:
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Herstellen der Lösungen:
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Von folgenden Lösungen (A10 bis C50) werden je 490 ml hergestellt und mit jeweils 10 g Lidocainhydrochlorid und 0,5 g Octenidindihydrochlorid versetzt:
Die Lösungen werden im Ultraschallbad homogenisiert.
A10 | Wasser:Glycerin* | 90:10 |
A30 | Wasser:Glycerin* | 70:30 |
A50 | Wasser:Glycerin* | 50:50 |
* Glycerin mit einem Gehalt > 99%; bei geringerer Reinheit wird entsprechend auf 100% umgerechnet.
B10 | Wasser:Propylenglykol | 90:10 |
B30 | Wasser:Propylenglykol | 70:30 |
B50 | Wasser:Propylenglykol | 50:50 |
| | |
C10 | Wasser:Polyethylenglykol-400 | 90:10 |
C30 | Wasser:Polyethylenglykol-400 | 70:30 |
C50 | Wasser:Polyethylenglykol-400 | 50:50 |
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Versuchsdurchführung:
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- • Jeweils 100 ml jeder Lösung werden bei Raumtemperatur über mindestens 3 Tage aufbewahrt und auf etwaige Kristallisation untersucht;
- • jeweils 100 ml jeder Lösung werden im Kühlschrank (4°C) über min. 3 Tage aufbewahrt und auf etwaige Kristallisation untersucht;
- • jeweils 200 ml jeder Lösung werden in einem geeigneten Duranglasgefäß sterilisiert (123°C für 20 min).
Es wird der Gehalt an Lidocainhydrochlorid und Octenidindihydrochlorid jeder Rezepturvariante vor und nach der Sterilisation untersucht.
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Ergebnisse:
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Lagerung bei Raumtemperatur (+25°C):
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Alle Lösungen sind über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg stabil und es wird keine Feststoffbildung beobachtet.
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Lagerung bei +4°C:
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Aufbewahrung der Lösungen A10 bis 50, B10 bis 50 und C10 bis 50 bei 4°C im Kühlschrank.
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Beobachtungen:
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- • Nach 3,5 Stunden sind die Lösungen A10, B10, C10 und A30 auskristallisiert;
- • nach 4,5 Stunden sind die Lösungen B30 und C30 ebenfalls auskristallisiert;
- • nach 18 Stunden hat sich auch in der Lösung A50 ein Niederschlag gebildet;
- • Lösung B50 und C50 sind noch klar (auch nach 7 Tagen).
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Reversibilität der Kristallisation:
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Die Lösungen A10 bis 50, B10 bis 50 und C10 bis 50 werden nach 19 Stunden bei 4°C aus dem Kühlschrank entnommen, bei (im Tagesverlauf ansteigender) Raumtemperatur aufbewahrt und bezüglich ihres Lösungsverhaltens beobachtet:
- • Ausgangsbeurteilung der Lösungen:
- – Lösungen B50 und C50 sind klar;
- – bei der Lösung B30 setzen sich die Kristalle an der Oberfläche ab;
- – die Lösungen A10, A30, A50, B10, C10 und C30 sind unverändert;
- • nach 1 Stunde (22,5°C):
- – Lösungen B50 und C50 sind klar;
- – bei den Lösungen A50 und B30 setzen sich die Kristalle an der Oberfläche ab, insgesamt schwindet der Feststoffanteil;
- – die Lösungen A10, A30, B10, C10 und C30 sind unverändert;
- • nach 2 Stunden (23°C):
- – Lösungen B50 und C50 sind klar;
- – bei den Lösungen A50 und B30 sind noch vereinzelt Kristalle an der Oberfläche zu erkennen;
- – bei den Lösungen A30 und B10 setzen sich die Kristalle an der Oberfläche ab;
- – die Lösungen A10, C10 und C30 sind unverändert;
- • nach 2,5 Stunden (23°C):
- – Lösungen B30, B50 und C50 sind klar;
- – Lösung A50 ist klar, es schwimmen noch kleine Kristalle in der Lösung;
- – Lösung C30 ist noch leicht milchig;
- – die Lösungen A10, B10 und C10 sind unverändert;
- • nach 3 Stunden (23°C):
- – Lösungen B30, B50, C30 und C50 sind klar;
- – Lösung A50 ist klar, es schwimmen noch kleine Kristalle in der Lösung (unverändert);
- – bei den Lösungen A30 und B10 setzen sich die Kristalle an Oberfläche ab;
- – bei den Lösungen A10 und C10 verbleiben Kristalle;
- • nach 4 Stunden (23,5°C):
- – Lösungen B30, B50, C30 und C50 sind klar;
- – Lösungen A30 und A50 sind klar, es schwimmen noch kleine Kristalle in den Lösungen (unverändert);
- – bei der Lösung B10 setzen sich die Kristalle an der Oberfläche ab und werden weniger;
- – bei den Lösungen A10 und C10 verbleiben Kristalle;
- • nach 5 Stunden (24°C):
- – Lösungen A30, A50, B30, B50, C30 und C50 sind klar;
- – bei der Lösung B10 setzen sich die Kristalle an der Oberfläche ab und werden weniger;
- – bei den Lösungen A10 und C10 verbleiben Kristalle;
- • nach 6 Stunden (25°C):
- – Lösungen A30, A50, B30, B50, C30 und C50 sind klar;
- – bei der Lösung B10 setzen sich die Kristalle an der Oberfläche ab und werden weniger;
- – bei den Lösungen A10 und C10 verbleiben Kristalle;
- • nach 7 Stunden (25°C):
- – Lösungen A30, A50, B10, B30, B50, C30 und C50 sind klar,
- – bei den Lösungen A10 und C10 verbleiben Kristalle
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Die Lösungen verändern sich bei Raumtemperatur nicht mehr, unabhängig von Aufbewahrungsdauer. Tabellarische Ergebnisübersicht:
Kennung | Brechungsindex | Kristallisation 4°C [ja/nein] | Kristallisation 25°C [ja/nein] | Gehalt Lidocain vor Sterilisation [mg/100 g] | Gehalt Octenidin vor Sterilisation [mg/100 g] | Gehalt Lidocain nach Sterilisation [mg/100 g] | Gehalt Octenidin nach Sterilisation [mg/100 g] |
A10 | 1,3496 | Ja | Nein | 1903,8 | 103,1 | 2049,3 | 106,7 |
A30 | 1,3780 | Ja | Nein | 2143,5 | 99,6 | 2190,7 | 111,9 |
A50 | 1,4074 | Ja | Nein | 1982,2 | 108,4 | 2000,8 | 111,3 |
B10 | 1,3453 | Ja | Nein | 2035,4 | 102,1 | 2043,8 | 102,5 |
B30 | 1,3700 | Ja | Nein | 2007,7 | 108,4 | 1972,7 | 110,3 |
B50 | 1,3928 | Nein | Nein | 2111,8 | 106,3 | 2074,6 | 105,6 |
C10 | 1,3478 | Ja | Nein | 1967,5 | 105,9 | 2042,2 | 101,5 |
C30 | 1,3770 | Ja | Nein | 2005,4 | 118,3 | 1949,5 | 118,1 |
C50 | 1,4110 | Nein | Nein | 2177,2 | 101,5 | 2104,4 | 102,8 |
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Fazit:
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Es wird das Lösungsverhalten und die thermische Stabilität einer Wirkstoffkombination aus 2 Gew.-% Lidocainhydrochlorid und 0,1 Gew.-% Octenidindihydrochlorid in unterschiedlichen Lösungsmittelkombinationen untersucht. Die thermische Stabilität ist bei allen Kombinationen uneingeschränkt gegeben. Hinsichtlich der Löslichkeiten ergeben sich allerdings erhebliche Unterschiede: Die Lösungen B50 (Wasser:Propylenglykol 50:50) und C50 (Wasser:Polyethylenglykol-400 50:50) bleiben sowohl bei Raumtemperatur als auch bei +4°C klar. Weniger bevorzugt sind die Lösungen A10 (Wasser:Glycerin 90:10) und C10 (Wasser : Polyethylenglykol-400 90:10), da ein eine mitunter irreversible Kristallisation verbleibt.
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4. Anwendungs- bzw. Wirksamkeitsstudie:
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Im Rahmen von seitens der Anmelderin durchgeführten Wirksamkeitsstudien bzw. weiteren Ausführungsbeispielen wird die herausragende Wirkung von Zusammensetzungen nach der vorliegenden Erfindung auf Basis der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination von Octenidin einerseits und einem Lokalanästhetikum andererseits (vgl. nachfolgende ”Zusammensetzung A” und ”Zusammensetzung B”) gegenüber verschiedenen Vergleichszusammensetzungen auf Basis von Octenidin als alleinigem Wirkstoff (vgl. nachfolgende ”Zusammensetzung C”) bzw. auf Basis der Wirksubstanz Chlorhexidin (vgl. nachfolgende ”Zusammensetzung D”) und einer Blindprobe (vgl. nachfolgende ”Zusammensetzung C”, ”Placebo”) belegt. In diesem Zusammenhang wird für die erfindungsgemäße Kombination auf Basis der nachfolgenden Zusammensetzungen A bzw. B eine deutlich verbesserte Wirksamkeit sowohl hinsichtlich der Verminderung von Infektionen als auch im Hinblick auf die schmerzstillenden Eigenschaften beobachtet. Dabei werden besonders gute Ergebnisse erzielt, wenn die Zusammensetzung einerseits Octenidin und Lidocain als spezielles Lokalanästhetikum vom Amidtyp aufweist, wie es für die erfindungsgemäße Zusammensetzung A der Fall ist.
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Die durchgeführte Wirksamkeitsstudie wird anhand von verschiedenen Untersuchungsmethoden (d. h. subjektives Wohlbefinden der Patienten, Erreger- bzw. Bakteriengehalt in einer Probe des Probanden nach Entfernung des Katheters) ermittelt. Sämtliche Zusammensetzungen sind im Hinblick auf die sonstigen Inhaltsstoffe bzw. pharmazeutischen Zusatz- bzw. Hilfsstoffe in Anlehnung an die unter Ziffer 1.) beschriebene Zusammensetzung formuliert, wobei die jeweiligen Wirksubstanzen nach Maßgabe des folgenden Schemas variieren:
Die nachfolgenden Angaben in Gewichtsprozent beziehen sich auf die Zusammensetzung als solche. Zusammensetzung A (Erfindung):
Octenidin (Octenidindihydrochlorid) | 0,1 Gew.-% |
Lidocainhydrochlorid | 2 Gew.-% |
Zusammensetzung B (erfindungsgemäß):
Octenidin (Octenidindihydrochlorid) | 0,1 Gew.-% |
Benzocain (Lokalanästhetikum vom Esthertyp) | 2 Gew.-% |
Zusammensetzung C (Vergleich)
Octenidin (Octenidindihydrochlorid) | 0,1 Gew.-% |
Zusammensetzung D (Vergleich)
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Zusammensetzung E (Placebo)
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- ohne Wirkstoffkomponenten (sonstige Inhaltsstoffe: siehe Zusammensetzung gemäß Ziffer 1.))
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Im Rahmen der nachfolgend angeführten Untersuchungen werden den Probanden vor dem Setzen des Katheters jeweils entsprechende Katheterisierungsgele auf Basis der obigen Zusammensetzungen in den Harnleiter appliziert und nachfolgend die entsprechenden Katheter gesetzt. Pro Untersuchungsgruppe bzw. Zusammensetzung werden jeweils 10 Probanden untersucht, wobei die Probanden über sämtliche Gruppen verteilt ein Alter von 35 bis 67 Jahren aufweisen. Jede Untersuchungsgruppe besteht dabei aus fünf männlichen und fünf weiblichen Probanden.
- a) Im Rahmen des ersten Untersuchungskomplexes führen die Problanden ihr subjektives Empfinden anhand einer Schulnotenskala von 1 bis 6 (1 = sehr gut bis 6 = ungenügend) an, wobei auch beliebige Zwischenwerte möglich sind. Bei dieser Untersuchung wurde insbesondere auf Schmerzen beim Setzen des Katheters sowie auf das Schmerzempfinden zum Zeitpunkt t = 6 Stunden, 12 Stunden bzw. 24 Stunden nach erfolgter Katheterisierung abgestellt.
Was die erfindungsgemäße Kombination gemäß den Zusammensetzungen A bzw. B anbelangt, so ist diesbezüglich eine deutliche Verbesserung der Schmerzsymptomatik zu beobachten, was für die erfindungsgemäße Zusammensetzung A besonders stark ausgeprägt ist – und dies schon bei der eigentlichen Katheterisierung. So geben die Probanden im Hinblick auf die erfindungsgemäße Zusammensetzung A eine deutliche Verbesserung der Schmerzsymptomatik sowohl beim Setzen des Katheters bzw. bei Durchführung der Katheterisierung als auch zu einem späteren Zeitpunkt nach erfolgter Katheterisierung an. Die ermittelten Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle angeführt:
| A (Erf.) | B (Erf.) | C (Vgl.) | D (Vgl.) | E (Vgl.) |
t = 0 | 1,5 ± 0,3 | 2,3 ± 0,4 | 3,5 ± 0,6 | 3,8 ± 0,5 | 4,9 ± 0,8 |
t = 6 h | 1,7 ± 0,2 | 2,3 ± 0,6 | 3,6 ± 0,3 | 4,0 ± 0,5 | 4,2 ± 0,6 |
= 12 h | t2,0 ± 0,4 | 2,5 ± 0,5 | 4,3 ± 0,2 | 4,5 ± 0,4 | 4,8 ± 0,5 |
t = 24 h | 2,2 ± 0,3 | 2,6 ± 0,2 | 4,6 ± 0,5 | 4,8 ± 0,2 | 5,3 ± 0,8 |
- b) In einem zweiten Untersuchungskomplex wird der Katheter nach 72 Stunden entfernt und nachfolgend eine Probe der jeweiligen Probanden im Hinblick auf einen etwaigen mikrobiologischen Befall untersucht. Die Klassifizierung erfolgt gleichermaßen auf Basis einer Schulnotenskala von 1 bis 6 (1 = sehr geringer bzw. kein mikrobiologischer Befall bis 6 = sehr starker mikrobiologischer Befall der gewonnenen Probe). Es werden die entsprechenden Mittelwerte sowie die dazugehörigen Standardabweichungen ermittelt. Die nachfolgende Tabelle zeigt die ermittelten Ergebnisse. In Bezug auf die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen A und B liegt eine signifikante Reduktion des mikrobiologischen Befalls vor.
| A (Erf.) | B (Erf.) | C (Vgl.) | D (Vgl.) | E (Vgl.) |
t = 72 h | 1,1 ± 0,1 | 1,5 ± 0,3 | 1,6 ± 0,1 | 3,1 ± 0,4 | 5,2 ± 0,8 |
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Die vorstehenden Versuchsreihen zeigen insgesamt die hervorragende Wirkung der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen auf Basis von Octenidin einerseits und einem Lokalanästhetikum andererseits gegenüber den jeweiligen Kontrollexperimenten.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Römpp Chemielexikon, 10. Auflage, Band 4, 1998, Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York, Seite 2986, Stichwort: ”Octenidindihydrochlorid” [0042]