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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Innenverkleidungsteil nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Innenverkleidungsteile für Fahrzeuge, insbesondere Kraftfahrzeuge, weisen zumeist einen Träger sowie ein auf dem Träger angeordnetes sichtseitiges Dekor auf. In vielen Fällen werden bei hochwertigen Dekoren wie beispielsweise Leder, Kunstleder, Alcantara oder gewebten Stoffen ein erster Abschnitt (erste Haut) und ein zweiter Abschnitt (zweite Haut) miteinander vernäht oder anderweitig verbunden, um so eine hochwertige Optik innerhalb des Fahrzeuginnenraums erreichen zu können.
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Im Stand der Technik sind Halteprofile bekannt, auf welchen der Nahtbereich der ersten und zweiten Haut des Dekors gehalten ist. Dabei werden die erste und zweite Haut mit dem Halteprofil beispielsweise mittels einer Naht verbunden und das Halteprofil anschließend mit einem Träger, beispielsweise aus Kunststoff, verbunden. Hierzu weist der Träger oftmals eine Ausnehmung auf, in welcher das Profil gehalten ist, so dass diese Technik zu keiner wahrnehmbaren Veränderung der Ebene der Oberfläche des Dekors führt.
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Derartige Halteprofile sind beispielsweise aus der
DE 10 2004 053 133 A1 oder der Anmeldung
EP 09075335.1 bekannt.
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Als Träger kommen verschiedene Materialien in Betracht. Traditionell werden Kunststoffe oder Holzwerkstoffe verwendet. Kunststoffe haben den Vorteil, dass sie besonders steif und stabil ausgebildet werden können. Nachteile sind jedoch die hohen Rohstoffkosten und die schlechte Wiedergewinnung von Rohstoffen aus einem recycelten Innenverkleidungsteil. Naturfaserwerkstoffe haben den Vorteil, dass sie gut wiedergewonnen werden können und somit die Auflagen an die Recyclingfähigkeit der Innenverkleidungsteile erfüllen. Nachteilig ist die oftmals mangelnde Stabilität der aus Naturfaserwerkstoffen bestehenden Träger. Insbesondere die Zersplitterungseigenschaften derartiger Träger sind oftmals nicht ausreichend.
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Die mangelnde Stabilität kommt insbesondere dann zum Tragen, wenn in den Träger Ausnehmungen zur Aufnahme von Halteprofilen eingebracht werden sollen. Um eine derartige Ausnehmung einzubringen, wird zumeist auf Träger zurückgegriffen, welche eine Massenbelegung bzw. ein Flächengewicht von mehr als 3000 g/m2 besitzen, um eine die Umgebung der Ausnehmung stützende Struktur des Trägers zu gewährleisten.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Innenverkleidungsteil zu schaffen, welches die vorgenannten Nachteile nicht aufweist.
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Hierzu wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, einen Träger mit einer Massenbelegung von weniger als 3000 g/m2, vorzugsweise weniger als 1800 g/m2, vorzugsweise mehr als 900 g/m2, besonders vorzugsweise zwischen und 1400 und 1600 g/m2, zu verwenden.
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Bei der Verwendung eines Anteils von mehr als 65 Gewichts-% an Langnaturfasern wie Flachs, Kenaf, Hanf, Sisal oder ähnlichen bzw. Holzfasern, welche in zerhäckselter Form oder ebenfalls in Form von Langfasern vorliegen können, können auch bei geringer Massenbelegung sehr stabile Träger hergestellt werden. Insbesondere erscheinen diese Träger robust gegen das Einbringen von Ausnehmungen. Als Trägermaterial eignen sich auch Holzfaserformwerkstoffe, wie z. B. Lignoflex oder Lignoprop der Firma Faurecia.
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Dies gilt nicht nur für Ausnehmungen, welche unter einem Winkel von 90° (Lotrechte) zur sichtseitigen Oberfläche eingebracht werden, sondern insbesondere auch für Ausnehmungen, welche von dieser vorgenannten Lotrechten abweichen, vorzugsweise mehr als 1°, besonders vorzugsweise um mehr als 5°, von der Lotrechten abweichen. Bei der Verwendung eines Trägers aus den vorgenannten Materialien sind Ausnehmungen unter einem Entformungswinkel von bis zu 20°, vorzugsweise bis zu 15°, möglich. Unter einem Entformungswinkel wird hierbei die Abweichung der Achse eines Abschnitts der Ausnehmung von der Lotrechten bezeichnet.
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Beim Einbringen von Ausnehmungen unter einem Entformungswinkel kann Material eingespart werden, da die Dicke des Trägers gegenüber herkömmlichen Trägern reduziert werden kann. Auch sind verschiedene Trägergeometrien, insbesondere im Bereich der Türverkleidungen und Instrumententafeln, bekannt, welche das Einbringen einer lotrechten Ausnehmung bei Trägern mit der erfindungsgemäßen Massenbelegung nicht erlauben, so dass entweder keine oder lediglich sehr dicke und damit schwere Naturfaserträger verwendet wurden.
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Der Träger kann vorzugsweise mittels Heißpressverarbeitung aus einem Halbzeug hergestellt und in seine endgültige Form gebracht werden. Als Halbzeug sind hierbei vernadelte Langnatur- bzw. Holzfasern geeignet, wobei die verbleibenden Gewichts-% des Trägers mit einem duroplastischen oder thermoplastischen Harz oder weitere Kunststofffasern, wie PP-Fasern von bis zu 2 cm Länge, aufgefüllt sind. Hierdurch ist eine gute Verfestigung des Trägers mit guten Materialeigenschaften und insbesondere guten Zersplitterungseigenschaften herstellbar. Insbesondere bei der Verwendung eines duroplastischen Harzes kann das Halbzeug, aus welchem der Träger hergestellt wird, durch einmaliges Umschmelzen des duroplastischen Harzes in die endgültige Form gebracht werden, so dass auch Erwärmungen im Fahrzeuginnenbereich, wie diese an heißen Sommertagen auftreten können, zu keiner merklichen Formveränderung des Trägers führen.
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Weiterhin ist das Innenverkleidungsteil geeignet, verschiedene Formen von Ausnehmungen einzubringen. In einer Ausführungsform weist die Ausnehmung mindestens zwei Stufen unterschiedlicher Breite auf, wobei die Stufe mit der geringeren Breite tiefer als breit ist. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn das Halteprofil, auf welchem das Dekor gehalten ist, über einen Zapfen verfügt und dieser Zapfen, vorzugsweise mit Ankern, in die Stufe mit der geringeren Breite eingreift und somit in dieser verankert wird. Weitere oder größere Teile des Halteprofils werden dann in der von der Sichtseite betrachtet näher liegenden breiteren Stufe aufgenommen, so dass eine Veränderung der Ebene der Oberfläche des Innenverkleidungsteils von der Sichtseite her nicht wahrnehmbar ist. Als Beispiel sei hier wiederum auf die
DE 10 2004 053 133 A1 verwiesen.
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Allerdings kann die Ausnehmung auch lediglich zur Aufnahme eines Halteprofils mit einer Nut und zwei an dem offenen Ende der Nut anschließenden Flügeln, welche im Wesentlichen senkrecht von den Nutwänden abstehen, ausgebildet werden. Hierzu wird wiederum auf die
EP-Anmeldung 09075335.1 verwiesen.
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Der Träger weist vorzugsweise eine Dicke zwischen 2 mm und 2 cm auf.
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Aufgrund der Materialwahl ist es möglich, die Ausnehmung derart zu gestalten, dass diese eine Tiefe von 50–80% der Dicke des Trägers hat. Auch dies führt zu einer Einsparung von Material.
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Nachfolgend soll die Erfindung anhand einiger Ausführungsbeispiele genauer erläutert werden. Es zeigen:
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1a–c verschiedene Ausführungsformen des Trägers;
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2a–c verschiedene Ausführungsformen des Innenverkleidungsteils.
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In der 1a ist ein Träger 10 mit einer Ausnehmung 11 gezeigt, wobei die Ausnehmung 11 eine erste Stufe 12 mit in x-Richtung gemessen größerer Breite und eine zweite Stufe 13 mit einer in x-Richtung gemessen geringeren Breite aufweist. Hierbei ist zu beachten, dass die Tiefe (gemessen in y-Richtung) der zweiten Stufe 13, wobei die Tiefe ab der Unterkante der ersten Stufe 12 bis zum Boden der Stufe 13 gemessen wird, in ihren Abmessungen größer als die Breite der zweiten Stufe 13 ist.
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Der Träger 10 besteht aus 65 Gewichts-% Langnaturfasern 14, beispielsweise Hanffasern. Weiterhin sind Holzfasern 15 mit einem Anteil von 15 Gewichts-% vorhanden. Die Fasern 14 und 15 werden von einem duroplastischen Harz 16 gebunden, welches einmal aufgeschmolzen wurde und somit die Form des Trägers 10 dauerhaft bestimmt. Weitere Materialien weist der Träger nur in im Vergleich zu den vorgenannten Werkstoffen sehr kleinen Mengen auf (weniger als 1 Gewichts-%).
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In der 1b ist eine weitere Ausführung eines Trägers 10' gezeigt. Dabei weist dieser eine einstufige Ausnehmung 11' auf, welche eine Tiefe von 70% der Dicke des Trägers 10', gemessen in y-Richtung, aufweist. Weiterhin ist zu beachten, dass die Ausnehmung 11' in der y-Richtung tiefer als in der x-Richtung breit ist. Als vorteilhafter Faktor wird hier ein Verhältnis von Tiefe zu Breite von 1,2:1 oder größer als 1,2:1 gewählt.
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In der 1c ist ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Trägers 10'' dargestellt. Dieser weist eine Ausnehmung 11'' auf, welche eine erste Stufe 12'' und eine zweite Stufe 13'' aufweist. Die zweite Stufe 13'' weicht von der Lotrechten L, welche in einem Winkel von 90° zur Oberfläche O des Trägers 10'' verläuft, um einen Winkel α = 12° ab.
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Im Vergleich zu dem in der 1b dargestellten Träger 10' weist der Träger 10'' in der y-Richtung gemessen eine geringere Dicke auf. Die Tiefe der Ausnehmung 11'', gemessen entlang der Achse A der zweiten Stufe 13'', d. h. unter einem Winkel α zur Lotrechten L, beträgt 70% der Dicke des Trägers 10''. Als Material für den Träger 10'' werden mit Polypropylenfasern vermischte Holzfasern verwendet. Hierbei weisen die Holzfasern einen Gewichtsanteil von 67% des Gesamtträgers auf.
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In der
2a ist ein erfindungsgemäßes Innenverkleidungsteil
100 gezeigt, welches einen Träger
10 und eine Dekorhaut
20 umfasst, wobei die Dekorhaut
20 eine erste Haut
21 und eine zweite Haut
22 aufweist, welche mittels einer Funktionsnaht
23 und zweier Ziernähte
24 und
25 auf einem Halteprofil
30 gehalten sind. Das Halteprofil
30 weist eine T-Form auf, wobei die Ziernähte
24 und
25 in dem in x-Richtung verlaufenden Bereich
31 des Halteprofils
30 verbunden sind. Ein Zapfen
32 greift in die zweite Stufe
13 ein und wird in dieser verankert. Das Halteprofil ist hierbei an die
DE 10 2004 053 133 A1 angelehnt.
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In der 2b ist ein Innenverkleidungsteil 100' gezeigt, welches auf den Träger 10' zurückgreift. Das Innenverkleidungsteil 100' umfasst ferner eine Dekorhaut 20 wie in der 2a beschrieben. Die Dekorhaut 20 ist auf einem Halteprofil 30' angeordnet, welches über eine Nut 31' verfügt, in welche die Endabschnitte der ersten und zweiten Haut der Dekorhaut 20 eingeführt sind. Ferner umfasst das Halteprofil 30' zwei sich in x-Richtung erstreckende Flügel 32' und 33', welche eine Auflage für das Halteprofil auf der Oberfläche O des Trägers bilden. Es ist zu beachten, dass die Tiefe der Ausnehmung 11' größer ist als die in der y-Richtung ausgedehnte Länge des Halteprofils 30', so dass dieses nicht auf dem Boden der Ausnehmung 11' anstößt. So wird ein Aufwellen der Dekorhaut 20 im Bereich des Halteprofils 30' vermieden. Aufgrund der Flügel 32', 33' kann die Breite der Ausnehmung 11' in x-Richtung größer als die Breite des zwischen den Flügeln liegenden Teils des Halteprofils sein, da die Flügel eine breite und somit stabile Auflagefläche bilden. Das Halteprofil ist vorzugsweise aus einem Kunststoff einstückig extrudiert.
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In der 2c ist ein weiteres Innenverkleidungsteil 100'' gezeigt, welches u. a. den Träger 10'' umfasst. Die Dekorhaut 20 ist wiederum auf einem Halteprofil 30' angeordnet, welches wie in der 2b ausgebildet ist. Aufgrund des Zapfens 34' und der Form der zweiten Stufe 13'' verläuft der Zapfen 34' unter einem Winkel α zur Lotrechten. Da jedoch die erste Stufe 12' eingebracht wurde, kann die Nut des Halteprofils 30' derart in der Ausnehmung 11'' angeordnet werden, dass der erste und zweite Flügel 32' bzw. 33' eben auf der Oberfläche O des Trägers 10'' aufliegen. Als Entformungswinkel α ist hierbei ein Winkel von 12° gewählt worden. Abhängig von der Tiefe bzw. Länge der Nut des Halteprofils in y-Richtung, der Länge des Zapfens 34' sowie der Breite der ersten Stufe 12'' in x-Richtung und der Tiefe der zweiten Stufe 13'' entlang der Achse A unter einem Winkel α zur Lotrechten kann der Entformungswinkel α jedoch an die Bedürfnisse, die sich aus der gewählten Geometrie der Form ergeben, angepasst werden, d. h. verkleinert oder vergrößert werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102004053133 A1 [0004, 0013, 0025]
- EP 09075335 [0004, 0014]