-
Gebiet der Erfindung
-
Die vorliegende Erfindung betrifft eine neuartige Methode zur Steuerung der Viskosität von beispielsweise Kleb- oder Beschichtungsformulierungen.
-
Die Viskositätssteuerungsmethode ermöglicht eine sehr schnelle thermoplastische Aushärtung einer Formulierung schon bei Raumtemperatur und eine deutliche Reduzierung der Viskosität bei höheren Temperaturen, so dass eine einfache Verarbeitbarkeit zurück gewonnen wird und z. B. die ursprünglich verklebten Substrate leicht wieder voneinander getrennt werden können. Dabei ist ein besonderer Aspekt, dass mehrere Zyklen einer thermoplastischen Aushärtung und einer deutlichen Viskositätsreduzierung mit dem vorliegenden System möglich sind.
-
Stand der Technik
-
Methoden zur reversiblen Verknüpfung von Polymeren sind für ein breites Feld von Anwendungen von großem Interesse. Beispielsweise in Klebanwendungen sind diverse Möglichkeiten für die Automobilindustrie oder die Halbleiterindustrie beschrieben. Aber auch bei der Konstruktion von Maschinen, feinmechanischen Geräten oder in der Bauindustrie sind solche Klebstoffe interessant. Neben Klebanwendungen können reversibel verknüpfbare Polymere auch in Dichtstoffen, Beschichtungsmassen wie Lacken oder Farben oder bei der Herstellung von Formkörpern interessant sein.
-
In
DE 198 32 629 und in
DE 199 61 940 sind Verfahren beschrieben, bei denen Klebstoffe auf Epoxy-, Harnstoff-, (Meth)acrylat- oder Isocyanatbasis thermisch zersetzt werden. Die Klebstoffformulierung aus
DE 199 61 940 enthält dazu eine thermisch instabile Substanz, die bei Erhitzen aktiviert wird. Die Klebschicht in
DE 198 32 629 wird durch besonders hohen Energieeintrag zerstört. Die Desaktivierung der Klebschicht ist in beiden Fällen irreversibel.
-
In
US 2005/0159521 bzw. in
US 2009/0090461 ist ein Klebsystem beschrieben, das durch Bestrahlung mit aktinischer Strahlung radikalisch vernetzt und durch Ultraschall zerstört wird. Auch dieses Verfahren ist nach einem Klebezyklus irreversibel nicht mehr durchführbar.
-
In
EP 2 062 926 sind in die Ketten eines Polyurethans für Klebanwendungen thermisch labile, sterisch gehinderte Harnstoffgruppen eingebaut, die durch Eintrag thermischer Energie zerstört werden und damit die Klebwirkung ausreichend zur Lösung der Verbindung reduziert wird.
-
In
US 2009/0280330 ist ein wahrscheinlich mehrfach verwendbares Klebsystem beschrieben, das einen Zweischichtaufbau aufweist. Bei einer Schicht handelt es sich um eine Shape-Memory-Schicht, die thermisch flexibel oder gehärtet werden kann. Bei der anderen Schicht handelt es sich um einen Trockenkleber, der unterschiedliche Klebstärken in Abhängigkeit von der Struktur aufweist. Problem eines solchen Systems ist jedoch die aufwendig aufzubauende zweischichtige Struktur und die zu erwartende Restklebrigkeit nach Erhitzen der Shape-Memory-Schicht.
-
Unter dem Oberbegriff „Click Chemie” werden seit einigen Jahren vor allem in der akademischen Welt Methoden zum Aufbau von Blockcopolymeren erforscht. Dabei werden zwei unterschiedliche Homopolymere mit verknüpfbaren Endgruppen miteinander kombiniert und z. B. mittels einer Diels-Alder-Reaktion, Diels-Alder-analogen Reaktion bzw. einer anderen Cycloaddition miteinander verbunden. Ziel dieser Reaktion ist es, thermisch stabile, lineare und ggf. hochmolekulare Polymerketten aufzubauen. In Inglis et al. (Macromolecules 2010, 43, S. 33–36) beispielsweise sind zu diesem Zweck Polymere mit Cyclopentadienylendgruppen, die aus mittels ATRP hergestellten Polymeren erhältlich sind, beschrieben. Diese Cyclopentadiengruppen können sehr rasch in Hetero-Diels-Alder Reaktionen mit Polymeren reagieren, welche elektronenarme Dithioester als Endgruppen tragen (Inglis et al. Angew. Chem. Int. Ed. 2009, 48, S. 2411–2414).
-
Die Verwendung von monofunktionellen RAFT-Polymeren zur Verknüpfung mit monofunktionellen Polymeren, die eine Dihydrothiopyran-Gruppe über eine Hetero-Diels-Alder-Reaktion findet sich in Sinnwell et al. (Chem. Comm. 2008, 2052–2054). Mit dieser Methode lassen sich AB-Diblockcopolymere realisieren. Schnelle Varianten dieser Hetero-Diels-Alder-Verknüpfung zur Synthese von AB-Blockcopolymeren mit einer nach einer RAFT-Polymerisation vorliegenden Dithioester-Gruppe und einer Dienyl-Endgruppe sind in Inglis et al. (Angew. Chem. Int. Ed. 2009, 48, S. 2411–14) und in Inglis et al. (Macromol. Rapd Commun. 2009, 30, S. 1792–98) beschrieben. Die analoge Herstellung von Multiarm-Sternpolymeren findet sich in Sinnwell et al. (J. Pol. Sci.: Part A: Pol. Chem. 2009, 47, S. 2207–13).
-
In
US 6,933,361 ist ein System zur Herstellung von einfach reparierbaren, transparenten Formkörpern beschrieben. Das System besteht aus zwei multifunktionellen Monomeren, die mittels einer Diels-Alder-Reaktion zu einem hochdichten Netzwerk polymerisieren. Dabei handelt es sich bei der einen Funktionalität um ein Maleinsäureimid und bei der anderen Funktionalität um ein Furan. Das thermische Schalten eines solchen hochdichten Netzwerks dient zur Reparatur desselbigen. Die Vernetzung findet bei Temperaturen oberhalb von 100°C statt. Die partielle Rückreaktion erfolgt bei noch höheren Temperaturen.
-
Bei Syrett et al. (Polym. Chem. 2010, DOI: 10.1039/b9py00316a) werden Sternpolymere zur Verwendung als Fließverbesserer in ölen beschrieben. Diese weisen mittels einer reversiblen Diels-Alder-Reaktion steuerbare, selbstheilende Eigenschaften auf. Dazu werden monofunktionelle Polymethacrylatketten mit Polymethacrylaten kombiniert, die in der Mitte der Kette, als Fragment des eingesetzten Initiators über eine in einer reversiblen Diels-Alder-Reaktion verwendbare Gruppe verfügen.
-
Aufgabe
-
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung einer neuen reversibel einsetzbaren Methode zur Steuerung von Viskositäten, die in unterschiedlichen Anwendungen und in einem breiten Formulierungsspektrum einsetzbar ist.
-
Insbesondere besteht die Aufgabe, eine reversible verwendbare Methode zur Verfügung zu stellen, die mehrfach, d. h. mindestens fünfmal ohne großen Eigenschaftsverlust schaltbar ist.
-
Darüber hinaus besteht die Aufgabe, eine reversible verwendbaren Methode zur Verfügung zu stellen, die bei geringen Temperaturen sehr schnell aktivierbar ist und unter Bedingungen, die unschädlich für die Formulierung und eventuell beschichtete Substrate sind, wieder deaktivierbar ist.
-
Weitere nicht explizit genannte Aufgaben ergeben sich aus dem Gesamtzusammenhang der nachfolgenden Beschreibung, Ansprüche und Beispiele.
-
Lösung
-
Gelöst wurden die Aufgaben durch Entwicklung eines neuartigen reversiblen schaltbaren Mechanismus, der unabhängig von den Formulierungsbestandteilen wie Bindemittel für verschiedenartige Polymere einsetzbar ist. Mit dem Mechanismus werden auch neue reversibel schaltbare Formulierungen zur Verfügung gestellt. Überraschend wurde gefunden, dass die gestellten Aufgaben durch eine Formulierung, die mittels einer Diels-Alder- oder einer Hetero-Diels-Alder-Reaktion schaltbar ist, gelöst werden können. Das erfindungsgemäße Schalten erfolgt durch die Kupplung von Polymeren und/oder Oligomeren und/oder niedermolekularen Verbindungen zu höhermolekularen Polymerketten unter einer ersten Bedingung, wie zum Beispiel einer ersten, niedrigeren Temperatur. Zum erfindungsgemäßen Schalten gehört darüber hinaus die Lösung dieser Kupplungsstellen unter einer zweiten Bedingung, wie zum Beispiel einer zweiten, höheren Temperatur.
-
Die erfindungsgemäßen Formulierungen enthalten eine Komponente A, die zwei dienophile Doppelbindungen aufweist und eine Komponente B, die zwei Dien-Funktionalitäten aufweist. Zusätzlich muss mindestens eine der Komponenten A oder B als Polymer vorliegen.
-
Für den Fall, dass es sich bei den Komponenten A und B jeweils um ein Polymer handelt, kann es sich bei diesen Polymeren verschiedene oder um gleiche, sich nur bezüglich der funktionellen Gruppen unterscheidende, Polymere handeln.
-
Bei den Polymeren kann es sich um Polyacrylate, Polymethacrylate, Polystyrole, Mischpolymerisate aus Acrylaten, Methacrylaten und/oder Styrolen, Polyacrylnitril, Polyether, Polyester, Polymilchsäuren, Polyamide, Polyesteramide, Polyurethane, Polycarbonate, amorphe oder teilkristalline Poly-α-Olefine, EPDM, EPM, hydrierte oder nicht hydrierte Polybutadiene, ABS, SBR, Polysiloxane und/oder Block-, Kamm- und/oder Sterncopolymeren dieser Polymere handeln. Diese Sternpolymere können über 30 Arme aufweisen. Die Zusammensetzung der Arme kann variieren und sich aus verschienden Polymeren zusammensetzen. Auch können diese Arme wiederum Verzweigungsstellen aufweisen. Die Kammpolymere können eine Blockstruktur aufweisen sowie variable Kammarme.
-
Die im Weiteren verwendete Schreibweise (Meth)acrylate steht für Alkylester der Acrylsäure und/oder der Methacrylsäure.
-
Ein besonderer Aspekt der Erfindung ist, dass die Formulierung bei Raumtemperatur schaltbar ist und die Kupplungsstellen bei einer höheren Temperatur zu mindestens 50% wieder gelöst werden. Insbesondere liegt die Formulierung bei Raumtemperatur in Form hochmolekularer Polymerketten vor. Diese hochmolekularen Polymerketten werden bei einer höheren Temperatur zu mindestens 50% wieder zu den Edukten und/oder zu kürzeren Kettensegmenten abgebaut. Dadurch erhält man eine thermoplastische Verarbeitbarkeit, z. B. zum Lösen einer Klebstelle oder Nachbearbeiten einer Formmasse, zurück.
-
Bevorzugt handelt es sich bei dem Dienophil um eine Verbindung mit einer Kohlenstoff-Schwefel-Doppelbindung und damit bei der bevorzugten Vernetzungsreaktion um eine Hetero-Diels-Alder-Reaktion. Besonders bevorzugt handelt es sich bei dem Dienophil um einen Dithioester. Ganz besonders bevorzugt ist das Dienophil eine Verbindung mit der Struktur
wobei es sich bei Z um eine stark Elektronen-ziehende Gruppe, bei R
m um eine zweibindige organische Gruppe, bevorzugt basierend auf verzweigten oder linearen alkylischen, aromatischen oder einer Kombination aus alkylischen und aromatischen bifunktionalen Alkoholen, bifunktionalen halogenierten Verbindungen, bifunktionalen Carbonsäuren oder bifunktionalen Aminen handelt. Alternativ kann es sich bei R
m auch um ein Polymer handeln. In diesem Fall befinden sich die Elektronen-ziehenden Gruppen bevorzugt an den beiden Kettenenden.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform ist die Gruppe Z eine 2-Pyridylgruppe., eine Phosphorylgruppe oder eine Sulfonylgruppe. Des Weiteren kommen in Frage Cyano- oder Trifluoromethylgruppen sowie jede andere Gruppe Z, welche die Elektronendichte der C=S Doppelbindung sehr stark verringert und somit eine rasche Diels-Alder Reaktion erlaubt.
-
Überraschend wurde gefunden, dass diese Systeme bereits bei Raumtemperatur, unter optionaler Zugabe eines Katalysators, sehr schnell kuppeln. Genauso überraschend wurde gefunden, dass diese daraus resultierenden langkettigen Thermoplasten bereits bei sehr geringen Temperaturen von z. B. etwas über 80°C wieder einfach und nahezu vollständig in einen kurzkettigen Thermoplasten zurückgeführt werden können. Darüber hinaus wurde sehr überraschend gefunden, dass daraufhin eine erneute Kupplung zu einem langkettigen Thermoplasten, ohne weitere Zugabe von einer der beiden Komponenten und/oder Katalysator, z. B. durch reines Abkühlen wieder erfolgen kann. Darüber hinaus ist es ein besonders überraschender Effekt, dass diese Zyklen aus Kuppeln und Rücküberführung in einen kurzkettigen Thermoplasten mindestens dreimal, bevorzugt mindestens fünfmal ohne einen größeren Eigenschaftsverlust der Formulierung durchgeführt werden können.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei Komponente B um ein mittels Atomtransfer radikalische Polymersation (ATRP) hergstelltes, bifunktionelles Polymer. In diesem Fall erfolgt die Funktionalisierung mit den Diengruppen durch eine polymeranaloge oder während des Abbruchs durchgeführte Substitution endständiger Halogenatome. Diese Substitution kann beispielsweise durch Zugabe von mit Diengruppen funktionalisierten Mercaptanen erfolgen.
-
In der gleichen bevorzugten Ausführungsform kann als Komponente A eine niedermolekulare organische Verbindung mit 2 Dithioestergruppen, entsprechend der oberen Ausführung eine die Elektronendichte der C=S Doppelbindung stark verringernden Gruppe Z aufweisend, verwendet werden.
-
Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist das Verfahren zur reversiblen Vernetzung. Bei der Durchführung dieses Verfahrens wird eine Formulierung aus zumindest zwei unterschiedlichen Komponenten A und B, mittels einer Diels-Alder- bzw. einer Hetero-Diels-Alder-Reaktion bei Raumtemperatur gekuppelt. In einem zweiten Verfahrensschritt werden bei einer höheren Temperatur mindestens 50%, bevorzugt mindestens 90% und besonders bevorzugt mindestens 99% der Kupplungsstellen mittels einer Retro-Diels-Alder- bzw. einer Retro-Hetero-Diels-Alder-Reaktion wieder gelöst.
-
Durch die Bildung langkettiger Thermoplasten nimmt die Viskosität der Formulierung, bis hin zu einem verschlaufungsbedingten physikalischen Netzwerk mit duro- bzw. elstomeren Eigenschaften, zu. Vorteil des vorliegenden Mechanismus ist dabei, dass bei dieser Aushärtung die reversibel schaltbare Formulierung im Gegensatz zu Systemen nach Stand der Technik gleichzeitig thermoplastische Eigenschaften behält. Darüber ist der Vorteil eines reversibel aushärtenden, jedoch nicht vernetzenden Systems, dass beim Entkuppeln, bzw. „Zurückschalten” keine Gelpartikel, in Form nicht entnetzter Bestandteile, zurückbleiben. Dem entsprechend sind für das erfindungsgemäße Verfahren einer reversiblen Schaltung zwischen zwei unterschiedlichen thermoplastischen Zuständen eine höhere Anzahl möglicher Zyklen als bei einem reversibel vernetzendem System zu erwarten.
-
Der Ausdruck Formulierung und sämtliche damit verbundenen prozentualen Angaben beziehen sich in diesem Fall nur auf die Komponenten A und B. Weitere Formulierungsbestandteile, wie sie zum Beispiel in einer Beschichtungs- oder Klebstoffzusammensetzung zugegeben werden können, sind in dieser Betrachtung nicht berücksichtigt. Im Weiteren beschreibt der Ausdruck Formulierung im Rahmen dieser Schrift ausschließlich die Komponenten A und B sowie einen optionalen Vernetzungskatalysator. Der Ausdruck Zusammensetzung dagegen umfasst neben der Formulierung zusätzlich zugegebene Komponenten. Bei diesen zusätzlichen Komponenten kann es sich um spezifisch für die jeweilige Anwendung ausgesuchte Zuschlagsstoffe wie beispielsweise Füllstoffe, Pigmente, Additive, Verträglichkeitsvermittler, Cobindemittel, Weichmacher, Schlagzähmodifier, Verdicker, Entschäumer, Dispergieradditive, Rheologieverbesserer, Haftvermittler, Kratzfestadditive, Katalysatoren oder Stabilisatoren handeln.
-
Entsprechend der bereits beschriebenen Formulierung werden in dem Verfahren zuerst die Komponenten A und B, sowie optionale weitere Zuschlagsstoffe zusammen gebracht. Bei den Komponenten A und/oder B handelt es sich um zumindest ein Polymere gemäß der weiter oben aufgeführten Auflistung.
-
Die Kupplungsreaktion kann bei Raumtemperatur innerhalb von 10 min, bevorzugt innerhalb von 5 min, besonders bevorzugt innerhalb von 2 min und ganz besonders bevorzugt innerhalb von einer Minute erfolgen. Zur Beschleunigung der Kupplung kann nach dem Vermischen der Komponenten A und B ein Katalysator zugegeben werden. Bei diesen Katalysatoren handelt es sich in der Regel um starke Säuren wie Trifluoressigsäure oder Schwefelsäure oder um starke Lewis-Säuren wie z. B. Bortrifluorid, Zinkdichlorid, Titandichlorid-diisopropylat oder Aluminiumtrichlorid.
-
In einer alternativen Ausführungsform kann die Kupplung auch ohne einen Katalysator, z. B. thermisch, beschleunigt werden. Dabei liegt die Aktivierungstemperatur unterhalb der Temperatur, die für die Retro-(Hetero)-Diels-Alder-Reaktion benötigt wird.
-
In einer weiteren alternativen Ausführungsform enthält die Formulierung unabhängig von der Aktivierung der Kupplungsreaktion einen weiteren Katalysator, der die Aktivierungstemperatur der Retro-Diels-Alder- bzw. der Retro-Hetero-Diels-Alder-Reaktion absenkt. Bei diesen Katalysatoren kann es sich beispielsweise um Eisen oder eine Eisenverbindung handeln.
-
Die erfindungsgemäßen Formulierungen bzw. Verfahren können in verschiedensten Anwendungsgebieten zur Verwendung kommen. Die nachfolgende Liste zeigt einige bevorzugte Anwendungsgebiete beispielhaft auf, ohne die Erfindung diesbezüglich in irgendeiner Form einzuschränken. Solche bevorzugten Anwendungsgebiete sind Klebstoffe, Dichtstoffe, Formmassen, Lacke, Farbe, Beschichtungen, Verbundmaterialien, Tinten oder Öladditive wie Fließverbesserer.
-
Bei diesen Tinten handelt es sich beispielsweise um Zusammensetzungen, die thermisch appliziert werden und auf dem Substrat aushärten. Wenn man leitfähige Oligomere verwendet oder Additive zur Erzeugung einer Leitfähigkeit im Allgemeinen, wird eine elektrisch leitende Tinte erhalten, die z. B. per Rubble-jet-Verfahren verarbeitet werden kann.
-
Beispiele aus den Anwendungsgebieten Lacke, Beschichtungen und Farbe sind Zusammensetzungen, die z. B. poröse Materialien im niedrigviskosen Zustand besonders gut tränken oder benetzen können und in Folge der Kupplungsreaktion hochkohärente Materialien ergeben. Ähnliche Charakteristika sind von Bedeutung für Klebstoffe, die hohe Kohäsion aufweisen sollten und dennoch leicht die Oberflächen der zu klebenden Materialien benetzen sollen. Eine weitere Anwendung im Bereich Kleben ist zum Beispiel eine nur temporär benötigte, später wieder zu lösende Fügung, wie sie in verschiedenen Produktionsprozessen zum Beispiel im Automobilbau oder im Maschinenbau vorkommen kann.
-
Eine andere denkbare Anwendung ist das Verkleben von Bauteilen, die über die Lebensdauer des gesamten Produktes gesehen eine hohe Austauschwahrscheinlichkeit haben, und daher möglichst einfach und rückstandsfrei wieder zu entfernen sein sollten. Ein Beispiel für eine solche Anwendung ist das Verkleben von Automobilfrontscheiben. Weitere Beispiele sind Herstellprozesse im Bereich Elektronik, Informationstechnologie, in der Bau- oder der Möbelindustrie. Eine weitere interessante Anwendung für eine erfindungsgemäße Niedertemperatur-entkupplungen könnte im Bereich der Medizintechnik, insbesondere im Bereich der Orthopädietechnik liegen.
-
Ein besonderes Beispiel für Kleb- oder Dichtstoffe ist die Verwendung in Lebensmittelverpackungen, die sich beim Aufheizen, beispielsweise in einer Mikrowelle selbsttätig lösen lassen bzw. öffnen.
-
Ein Beispiel für Anwendungen im Bereich Rapid-Prototyping für die hier beschriebenen vernetzenden und entnetzenden Materialien sind im Bereich FDM (Fused Deposition Modeling) oder beim 3D-Druck per Ink-jet-Verfahren mit niedrigviskosen Schmelzen zu finden.
-
Beispiele
-
Die gewichtsmittleren Molekulargewichte der Polymere wurden mittels GPC (Gelpermeationschromatographie) bestimmt. Die Messungen wurden mit einer PL-GPC 50 Plus der Firma Polymer Laboratories Inc. bei 30°C in Tetrahydrofuran (THF) gegen eine Serie von Polystyrolstandards durchgeführt (ca. 200 bis 1·106 g/mol).
-
Die NMR-Analysen wurden auf einem Bruker AM 400 MHz Spektrometer ausgeführt.
-
Die ESI-MS-Analysen erfolgten auf einem LXQ Massenspektrometer (ThermoFisher Scientific, San Jose, CA, USA), ausgerüstet mit einer Zerstäuberunterstützten Electrospray Ionisationsquelle gemessen. Das Instrument wurde im m/z Bereich 195–1822 unter Verwendung eines Coffein Standards, Met-Arg-Phe-Ala Acetat (MRFA) und einer Mischung fluorierter Phosphazene (Ultramark 1621) kalibriert (alle von Aldrich). Eine konstante Sprayspannung von 4.5 kV und eine dimensionslose Sweep-Gas Flussrate von 2 und eine dimensionslose Sheath-Gas Flussrate von 12 wurden eigestellt. Die Capillary Spannung der Tube Lens Offset Spannung und die Capillary Temperatur wurden jeweils auf 60 V, 110 V und 275°C eingestellt. Das LXQ wurde mit einem HPLC-System 1200 (Agilent, Santa Clara, CA, USA) bestehend aus einem Entgaser (G1322A), einer binären Pumpe (G1312A) und einem Autosampler (G1367B), gefolgt von einem thermostatisierten Säulenraum (G1316A) betrieben. Die Trennung wurde auf zwei Größenausschlusssäulen (Varian/Polymer Labs, Mesopore 250 × 4.6 mm, Partikeldurchmesser 3 μm) mit Vorsäule (Mesopore 50 × 4.6 mm) bei 30°C durchgeführt. THF mit einer Flussrate von 0.30 mL·min–1 wurde als Eluent verwendet. Das Massenspektrometer wurde parallel zu einem RI-Detektor mit der Säule gekoppelt (G1362A mit SS420 × A/D) in einem zuvor beschriebenen Aufbau. 0.27 ml·min–1 des Eluents wurden durch den RI-Detektor geleitet und 30 μL·min–1, in die Electrospray Quelle unter Zugabe einer 100 μM Lösung von Natriumiodid in Methanol bei 20 μL durch eine HPLC-Spritzepumpe (Teledyne ISCO, Model 100DM). 20 μL einer Polymerlösung mit einer Konzentration von ungefähr 3 mgmL–1 wurden auf das GPC-System aufgegeben.
-
Beispiel 1: Synthese von Bis(bromo)-polymethylmethacrylate
-
50 Äquivalente Methylmethacrylat (MMA), 1 Äquivalent 1,2-Bis(bromoisobutyryloxy)ethan, 0,105 Äquivalente Kupfer(I)bromid, 0,0125 Äquivalente Kupfer(II)bromid und 0,25 Äquivalente 2,2'-Bipyridin werden in einem 1L-Dreihalkskolben mit Magnetrührer, Stickstoffzuleitung und Rückflusskühler vorgelegt. Es wird soviel Aceton zu der Mischung hinzugefügt, dass 500 mL einer 50%igen (vol.) Lösung vorliegen. Vorhandener Sauerstoff wird durch 40 minütiges Durchleiten von Stickstoff entfernt. Die Mischung wird darauf unter Stickstoff in einem Ölbad auf 50°C erhitzt. Nach 2 h Polymerisation wird diese durch Abkühlen in einem Eisbad und Zuleiten von Luftsauerstoff abgebrochen. Der Kupferkartalysator wird mittels Filtration über eine kurze Säule, gefüllt mit neutralem Aluminiumoxid, entfernt. Das Brom-terminierte Poly(methylmethacrylat) (PMMA-Br2) wird zweimal in kaltem Hexan gefällt, dazwischen wird es in wenig Aceton gelöst. Das Molekulargewicht wird mittels GPC (THF) bestimmt: Mn = 3500 g·mol–1, PDI = 1.2.
-
Beispiel 2: Synthese von Bis(cyclopentadienyl)-Polymethylmethacrylat:
-
1 Äquivalent PMMA-Br2 aus Stufe 1, 12 Äquivalente Natriumjodid, 4 Äquivalente Tributylphosphan und 8 Äquivalente Nickelocen werden in einem 50 mL-Dreihalskolben mit Magnetrührer, Rückflusskühler und Tropftrichter unter Stickstoff in getrocknetem Tetrahydrofuran (THF) gelöst, so dass 25 mL einer bezogen auf das Polymer 0,1-molaren Lösung gebildet werden. Die Lösung wird 12 Stunden bei Raumtemperatur gerührt, die Reaktionslösung wird anschließend säulenchromatographisch über eine kurze, mit basischem Aluminiumoxid gefüllte Säule gereinigt. Das Cyclopentadienyl-terminierte Poly(methylmethacrylat) (PMMA-Cp2) wird zweimal in kaltem Hexan gefällt. Die zu über 95% erfolgte zweifache Funktionalisierung mit Cyclopentadienyl-Gruppen wird mittels ESI-MS nachgewiesen. Die m/z-Werte sind jeweils um ca. 29,6 gmol–1 gegenüber der Messung des Produktes aus Beispiel 1 kleiner.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 19832629 [0004, 0004]
- DE 19961940 [0004, 0004]
- US 2005/0159521 [0005]
- US 2009/0090461 [0005]
- EP 2062926 [0006]
- US 2009/0280330 [0007]
- US 6933361 [0010]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- Inglis et al. (Macromolecules 2010, 43, S. 33–36) [0008]
- Inglis et al. Angew. Chem. Int. Ed. 2009, 48, S. 2411–2414 [0008]
- Sinnwell et al. (Chem. Comm. 2008, 2052–2054) [0009]
- Inglis et al. (Angew. Chem. Int. Ed. 2009, 48, S. 2411–14) [0009]
- Inglis et al. (Macromol. Rapd Commun. 2009, 30, S. 1792–98) [0009]
- Sinnwell et al. (J. Pol. Sci.: Part A: Pol. Chem. 2009, 47, S. 2207–13) [0009]
- Syrett et al. (Polym. Chem. 2010, DOI: 10.1039/b9py00316a) [0011]