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Auf dem Gebiet der Büroeinrichtung stellt sich immer wieder die Frage nach der elektrischen Verkabelung der verwendeten Geräte, weil diese selbst und auch die Art der Nutzung durch die Entwicklung der Technologien einem andauernden Wandel unterzogen sind. Insbesonders werden mehr mobile Geräte wie vor allem Laptops eingesetzt, die im eigenen oder fremden Büro oder einem Besprechungsraum rasch an eine vorhandene Infrastruktur, hauptsächlich Stromversorgung, Netzwerk oder Präsentationswand angekoppelt werden müssen. Dabei ist ein ordentliches, aufgeräumtes Erscheinungsbild gefragt, sodass Kabel, Stecker und Netzteile so weit wie möglich verstaut sein sollten.
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Eine Lösungsmöglichkeit besteht in der Verwendung von großen Klappen in den Tischflächen, unter denen sich alle Anschlussmöglichkeiten befinden und die groß genug sind, auch alle Kabel samt Überlangen, Steckern und Netzteilen ohne Schlichtungsarbeit aufzubewahren.
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Solche Klappen sind schon lange bekannt. Sie sind zumeist an der hinteren Tischkante über die gesamte Tischlänge angeordnet und bilden in der Regel die Abdeckung eines mehr oder weniger geräumigen Kabelkanales, der sich entlang der gesamten hinteren Tischkanten erstreckt. Beispielsweise zeigt die
EP 1 862 091 A1 (Knürr) eine solche Klappenkonstruktion, welche auf dem Einsatz von Strangpressprofilen aufbaut und sich durch eine arretierte Offenstellung auszeichnet. Steckdosen befinden sich auch an der Unterseite der Klappe, wodurch sie in geöffneter Stellung gut zugänglich sind.
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Solche Klappen haben den Nachteil, dass sie in geschlossener Stellung leicht durch einen Zug am Kabel aufgedrückt werden und deswegen oft durch einen Riegel, Schnapper oder ähnliches zugehalten werden müssen. Weiters verkleinern sie die nutzbare Tischgröße im Ausmaß ihrer eigenen Fläche, oder können erst geöffnet werden, wenn sie freigeräumt werden. Hierbei kann insbesonders ein Bildschirm im Weg sein, oder der Bildschirm nicht an der ergonomisch richtigen Stelle stehen.
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Aufgabe der Erfindung war es, diese Nachteile zu vermeiden, indem anstelle eines simplen Klappendrehpunktes eine Kinematik zur Anwendung kommt.
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Die
GB 941116 A (Frosh) zeigt einen Scherenbeschlag, welcher die Drehung der Klappe um ein Gelenk nachahmt, um sie in eine passende Offenstellung zu führen. Die Bewegung der Klappe ist daher einer nur drehbaren Klappe relativ ähnlich, mit den oben angeführten Nachteilen.
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Alternative Klappenmechanismen sind auch schon länger bekannt. So schlägt etwa die
EP 1 302 131 A1 (Sedus Stoll) eine Klappe vor, welche mittels Bolzen in zwei Gleitkurven einen Bewegungsablauf ausführt, welcher sie beim Öffnen nach unten versenkt. Solche Klappen, über die ganze Tischhinterkante angebracht, sind jedoch sehr hinderlich bei der Befestigung von Organisationsmitteln am Tisch, und außerdem durch die Tragekonstruktion optisch wenig ansprechend.
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Die
WO 02/30239 A2 (Werndl) zeigt eine in die Tischoberfläche integrierbare Kabelklappe mit zwei gegengleich bewegten Flügeln, welche in Gleitkurven geführt sind und beim Öffnen nach oben aus der Tischfläche hervortreten. Sie ist vor allem mitten in der Tischfläche vorgesehen, da sie von beiden Seiten aus bedient und genutzt werden kann. Die Klappenflügel werden durch Druck auf die freie Kante geöffnet und erheben sich über die Tischfläche, bei Loslassen schließen sie sofort wieder. Nachteilig ist, dass das Offenhalten andauernd eine Hand des Benutzers bindet.
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In beiden Beispielen sind die Klappen eben mit der Tischfläche ausführbar. Sie springen auch unter einer Zugkraft auf den Kabeln nicht auf. Jedoch sollte die Klappe offen stehen bleiben können. Weiters sollte kein Einbaurahmen erforderlich sein, um unmittelbar an die Tischhinterkante anschließen zu können. Ein Öffnen aller Klappen sollte den durchgehenden Zugriff auf einen Kabelkanal mit Verkabelung von oben ermöglichen. Beim Öffnen sollten die Klappen den hinteren Tischumriss nicht überragen, damit Tische wie in Büros üblich an die Wand oder gegeneinander gestellt und Organisationselemente angebaut werden können, ohne die Klappenfunktion zu behindern.
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Das wird erreicht, indem die Klappen auf erfindungsgemäße Beschläge montiert werden, welche ein Gelenkviereck mit den Gelenkachsen A, B, C und D, bestehend aus einem kurzen Basisschenkel (10) und einem gegenüberliegenden noch kürzeren Klappenschenkel (11), sowie zwei längeren Verbindungsschenkeln (12, 13) beinhalten, wobei der Basisschenkel (10) unter einem Inklinationswinkel von etwa 45° am Tisch und der gegenüberliegende Klappenschenkel (11) plan an der Klappe (1) befestigt ist, und der Klappenschenkel (11) in offener und/oder geschlossener Stellung Totlagen mit jeweils einem der beiden Verbindungsschenkel (12, 13) einnimmt. Ein Gewichtsausgleich und selbsttätiges Öffnen wird durch den Einbau von elastischen Kraftelementen erzielt.
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Die Erfindung wird nun anhand von Abbildungen erläutert. Es zeigt 1 eine anschauliche Ansicht einer Tischanordnung mit erfindungsgemäßen Klappen, 2 eine prinzipielle Darstellung des hinteren Tischbereiches mit Klappe im Querschnitt, 3a, b und c die prinzipielle Funktionsweise in drei Schritten und 4a, b und c eine Variante dazu.
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In 1 ist ein Winkel-Arbeitsplatz anschaulich dargestellt. Entlang der hinteren Tischkante sind erfindungsgemäße Klappen 1 angeordnet, welche unmittelbar aneinander grenzen, auch um die Ecke. Sind alle Klappen geöffnet, so besteht ein durchgängiger Zugriff in den darunter befindlichen Kabelkanal, wodurch das Verkabeln komfortabel ist. An einem Tischabschnitt ist eine Sichtschutzblende 20 montiert. Die Klappen 1 dürfen weder mit der Blende 20 kollidieren, noch mit den hier strichliert angedeuteten Befestigungsadaptern 21 unter der Tischplatte. Jeder Tischabschnitt kann eine oder auch mehrere Klappen 1 aufweisen. Zwischen Klappen 1 und Tischplatte 3 ist ein Spalt 2 vorhanden, aus welchem die Kabel aus dem Kanal auf die Tischoberfläche gelangen. Diese prinzipielle Ausführung ist weitgehend unabhängig von der Art des Tischgestelles.
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2 zeigt einen Querschnitt durch den hinteren Bereich eines Tisches. Der erfindungsgemäße Beschlag ist nur schematisch dargestellt, da seine technische Umsetzung auf vielfältige Weise möglich ist, in Abhängigkeit vom verwendeten Material, Design oder verursacht durch konstruktive Randbedingungen des verwendeten Tischgestells, welches hier auch nur stark vereinfacht dargestellt ist. Man erkennt die Klappe 1 im Profil, welche von der Tischplatte 3 um den Kabelspalt 2 abgesetzt ist. Der Spalt 2 kann durch eine Bürstenleiste oder weiche Dichtlippe 4 kabeldurchlässig abgedeckt sein. Am Längsträger 5 sind die Tischplatte 3 und Tischbeine 6 über Verbindungen 7 angebracht. Unter der Klappe 1 befindet sich ein in der Regel aus Metall gefertigter Kabelkanal 8 mit darin befestigten elektrischen Steckvorrichtungen 9. Der Klappenbeschlag besteht aus einem Gelenkviereck mit den Gelenkachsen A, B, C und D, wobei der Basisschenkel 10 mit den Gelenkachsen A und B am Kabelkanal 8 bzw. Längsträger 5 oder auch Adapter 21 unter einem Winkel von etwa 45° fest verbunden und der noch kürzere Klappenschenkel 11 mit den Gelenkachsen C und D an der Klappe 1 fixiert ist. Die Gelenkachsen A und C sind mit einem längeren frei drehbaren Schenkel 12 und die Gelenkachsen B und D durch einen ebenfalls frei drehbaren Schenkel 13 verbunden. Für jede Klappe 1 sind für eine exakte Führung zumindest zwei identisch ausgeführte Gelenkvierecke günstig.
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In den folgenden 3a bis 3c und 4a bis 4c wird der Bewegungsablauf der Klappe beim Öffnen schematisch dargestellt. Das Öffnen der Klappe erfordert Hubarbeit, welche je nach dem Gewicht der Klappe erheblich sein kann. Es ist daher ein Gewichtsausgleich etwa mittels elastischer Kraftelemente wünschenswert, insbesonders Federn. Das Gelenkviereck bietet zwei Möglichkeiten des Einbaus, welche in der Folge geschildert werden.
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3a, b, c zeigt die Funktionsweise mit einer Zugfeder 15, welche direkt an den Gelenksachsen A und D angreift und im Beschlag integriert ist.
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In 3a ist die Ruhestellung dargestellt. Die Gelenkachsen A, C und D liegen mit den Schenkeln 11 und 12 und der Zugfeder 15 in einer waagrechten Ebene und bilden somit einen Totpunkt im Bewegungsablauf. Die Federkraft ist neutralisiert und die Klappe 1 ruht in geschlossener Stellung auf dem Schenkel 12, auf den hinteren Tischbeinen 6 oder anderen nicht dargestellten Auflagen im Bereich der Gelenkachsen A bis D, auf derselben Höhe wie die Tischplatte 3. Drückt eine senkrechte Kraft 16 auf die Vorderkante der Klappe 1, so dreht sich diese ein wenig um die Gelenkachse D, wodurch der Totpunkt verlassen wird. Darauf verkippt die Zugkraft der Zugfeder 15 die Schenkel 11, 12 und 13 des Gelenkvierecks und die Klappe 1 öffnet bei ausreichender Federkraft selbsttätig.
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3b zeigt eine mittlere Stellung im Bewegungsablauf, sowie zwei weitere Zwischenpositionen. Daran ist der Bewegungsablauf zu erkennen. Die Klappe 1 schiebt die Hinterkante nach oben, ohne jemals nach hinten vorzustehen. Der Kabelspalt 2 wird zu Beginn geringfügig verengt, dann erweitert. Die Zugfeder 15 zieht das Gelenkviereck in Richtung der offenen Stellung.
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In 3c ist die offene Endstellung der Klappe 1 erreicht, sie liegt am Schenkel 13 an. Die Zugfeder 15 ist weitgehend entspannt, hält aber noch die Klappe offen, das Gelenkviereck hat bezüglich der Gelenkachsen C, D und B eine weitere Totlage eingenommen. die Klappe 1 ist um etwa 90° aufgedreht und gibt den Kabelkanal 8 in seiner vollen Breite frei.
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Das Schließen der Klappe 1 erfolgt durch Druck von schräg oben auf die Klappen-Hinterkante gemäß Pfeil 17, bis sie die geschlossene Stellung erreicht hat. Dabei wird die Zugfeder 15 wieder gespannt.
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In geschlossener Stellung kann wegen der Totlage die Federkraft die Klappe 1 nicht öffnen. Durch geringe Maßänderungen kann die Totlage auch geringfügig überfahren werden, wodurch eine Komponente der Federkraft die Klappe 1 geschlossen halten will.
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Die Zugfeder 15 muss nicht direkt an den Gelenkachsen A und D angreifen, sie kann auch auf Lagerpunkte in unmittelbarer Nähe dieser Achsen wirken. Jedoch muss sich die Gelenkachse C in geschlossener Stellung auf oder knapp unter ihrer Kraft-Wirkungslinie befinden, wodurch sich die Zugfeder 15 in geschlossener Stellung selbst in einer Totlage befindet und die Klappe 1 sicher geschlossen bleibt.
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Die offene Stellung kann durch geringfügige Längenänderungen der Schenkel 10 bis 13 innerhalb gewisser Positionen und Winkel auch etwas anders gestaltet werden. Das Erreichen einer Totlage in offener Stellung stellt lediglich den größten auf einfache Weise erzielbaren Bewegungsbereich dar, ist aber funktionell nicht erforderlich, es können auch nur Zwischenpositionen mittels Anschlägen festgelegt werden.
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4a, b und c zeigt denselben Vorgang, jedoch unter Verwendung einer Druckfeder 18, welche im Wesentlichen in der anderen Diagonale des Gelenkvierecks wirkt. Jedoch greift die Druckfeder 18 an einem neuen Lagerpunkt C' an, welcher mit dem Schenkel 11 fest verbunden ist, sowie an der Gelenkachse B. Um in der Ruhestellung noch keine Öffnung zu bewirken, befindet sich der Lagerpunkt C' auf oder knapp unterhalb der Verbindungslinie der Gelenkachsen B und D, wodurch sich die Druckfeder 18 selbst in einer Totlage befindet oder diese ein wenig überschritten hat, wodurch auf die Klappe 1 eine gewisse Schließkraft ausgeübt wird.
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4b zeigt auch hier eine mittlere Position der Klappe 1, die Druckfeder 18 ist bereits teilweise entspannt. Das Gelenkviereck weist dieselben Abmessungen auf, daher ergibt sich auch derselbe Öffnungsvorgang.
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In 4c ist die Klappe 1 ganz geöffnet, die Druckfeder 18 fast völlig entspannt und bewirkt nur mehr das Offenhalten. Die Klappe 1 wird ebenso durch Druck in Pfeilrichtung 17 geschlossen.
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Die Totlagen des Gelenkvierecks in den Endstellungen bewirken einerseits, dass die Klappe 1 annähernd eine sogenannte Ellipsenbewegung durchführt, wodurch sie weder mit unter der Tischplatte 3 befindlichen Adapter 21 kollidiert, noch über die Hinterkante des Tisches hinaussteht. In weiterer Folge erlaubt diese Abstimmung die Befestigung von Zugfedern direkt auf den Gelenkachsen, ohne zusätzliche Lagerpunkte wie C'.
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Wird aus Komfortgründen der Einsatz von Bewegungsdämpfern gewünscht, so kann insbesonders die Zugfeder 15 oder die Druckfeder 18 als Gasdruckfeder mit integrierter Bewegungsdämpfung ausgeführt sein. Aber der Zugfeder 15, als auch der Druckfeder 18 kann auch ein handelsübliches Dämpferelement beigestellt werden, welches sich gegen Ende der Öffnungsbewegung an einer geeigneten Anlagefläche des Beschlages abstützt.
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In 4b ist außerdem eingezeichnet, dass die Öffnungsbewegung auch möglich ist, wenn Gegenstände 22 über den Kabelspalt 2 und noch ein Stück über die Klappe 1 drüber ragen. Beim Schließen fädelt die Klappe 1 darunter ein. Damit ist eine bessere Nutzbarkeit des Tisches gegeben.
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Die erfindungsgemäßen Klappenbeschläge lassen sich in leicht abgewandelter Form auch für beliebige andere, nicht angeführte Zwecke verwenden, beispielsweise in vertikaler Anordnung als eine nach oben öffnende Schrankklappe oder auch als Schranktüre.