DE102009013959A1

DE102009013959A1 - Korrosionschutzverpackungsmittel sowie dafür geeignete Klebstoffe

Info

Publication number: DE102009013959A1
Application number: DE102009013959A
Authority: DE
Original assignee: Nordenia Deutschland Gronau GmbH
Current assignee: KL Kaschier und Laminier GmbH
Priority date: 2009-03-09
Filing date: 2009-03-09
Publication date: 2010-09-16

Abstract

Die Erfindung betrifft ein Korrosionsschutzverpackungsmittel für den temporären Korrosionsschutz korrosionsanfälliger Gegenstände aus Metall sowie dafür geeignete Klebstoffe. Die Erfindung kann zum temporären Korrosionsschutz metallischer Werkstücke oder Anlagenteile eingesetzt werden. Sie wird in Form einer VCI-haltigen Umverpackung eingesetzt, wobei der Korrosionsschutz sowohl über die Gasphase als auch über direkten Kontakt erfolgen kann. Das Korrosionsschutzverpackungsmittel aus einem Trägermaterial und einem damit einseitig mittels einer Klebstoffschicht flächig verbundenen gasdurchlässigen Material, bei dem das Trägermaterial eine Barrierewirkung gegenüber Wasserdampf und korrosiven Gasen aufweist und bei dem die Klebstoffschicht ein oder mehrere VCI-Wirkstoffe enthält, ist dadurch gekennzeichnet, dass die Klebstoffschicht aus einem Klebstoffschaum mit Poren und Hohlräumen besteht.

Description

Die Erfindung betrifft ein Korrosionsschutzverpackungsmittel für den temporären Korrosionsschutz korrosionsanfälliger Gegenstände aus Metall sowie dafür geeignete Klebstoffe. Die Erfindung kann zum temporären Korrosionsschutz metallischer Werkstücke oder Anlagenteile eingesetzt werden. Sie wird in Form einer VCI-haltigen Umverpackung eingesetzt, wobei der Korrosionsschutz sowohl über die Gasphase als auch über direkten Kontakt erfolgen kann.
Metallteile, Baugruppen oder ganze Anlagen werden bei der Lagerung zwischen verschiedenen Prozessschritten und beim Versand zwischen verschiedenen Produktionsstandorten (zum Beispiel Überseetransport) temporär vor Korrosion geschützt. Hierbei kommt es, je nach Aufgabenstellung, zum Einsatz verschiedener Methoden, von denen eine die Anwendung von Verpackungsmitteln ist, welche Gasphaseninhibitoren enthalten. Es ist bekannt und Stand der Technik, Gasphaseninhibitoren in Verpackungsmittel wie Papiere, Pappen, Kunststofffolien oder Schäume einzuarbeiten oder die Verpackungsmittel damit zu tränken oder zu beschichten. Gasphaseninhibitoren (engl. Volatile Corrosion Inhibitor, VCI), wie zum Beispiel Salze primärer, sekundärer oder tertiärer Amine oder Nitrit-Verbindungen, werden aus dem Verpackungsmittel in die Gasphase um das verpackte Gut herum abgegeben und bilden auf der Oberfläche des vor Korrosion zu schützenden Bauteils dünne Schutzfilme gegen Korrosion aus. Nach dem Entfernen der VCI-Verpackung entweichen die VCI-Komponenten rückstandsfrei von der Metalloberfläche, so dass keine Nachreinigung vor der Weiterbearbeitung erforderlich ist. Dies ist ein entscheidender Vorteil der VCI-Methode gegenüber anderen Verfahren des temporären Korrosionsschutzes, wie zum Beispiel der Beölung/Befettung von Bauteilen. Letztere erfordern in jedem Fall eine Entfernung des Korrosionsschutzöls/-fettes von den Teilen. Dies erfolgt in der Regel mit organischen Lösungsmitteln oder sauren bzw. alkalischen Entfettungslösungen und stellt zusätzliche Prozessschritte und eine Gesundheits- und Umweltgefährdung dar.
Stand der Technik im Bereich der VCI-Verpackungsmittel ist die Einarbeitung oder das Aufbringen von festen oder flüssigen VCI-Wirkstoffen oder VCI-Wirkstoffgemischen in oder auf Kunststofffolien, Papiere, Pappen, Schaumstoffen oder Verbundmaterialien.
Hierbei kommen Verfahren wie das Tränken, Besprühen, Beschichten oder Einarbeiten mittels Extrusion sowie ähnliche Methoden zum Einsatz. Der Vorteil von VCI-haltigen Papieren oder Pappen ist die große Aufnahmefähigkeit für die einzelnen Wirkkomponenten. Papiere und Pappen können ein Vielfaches der Wirkstoffmenge aufnehmen, die in Kunststofffolien einarbeitbar ist. Dafür geben sie jedoch die Wirkstoffe auch sehr viel schneller ab, als letztere. Das bedeutet, Papiere und Pappen erzielen einen schnellen und wirksamen Korrosionsschutz, der jedoch nicht lange anhält. Kunststofffolien und andere Polymerträger geben ihre VCI-Wirkstoffe sehr viel langsamer ab. Deshalb erzielen sie keine so schnelle Korrosionsschutzwirkung wie Papiere, haben dafür in der Regel aber eine wesentlich bessere Langzeitwirkung.
In industriellen Verpackungsprozessen sind aber beide Wirkungsweisen bedeutsam. Verpackte Anlagenteile oder Werkstücke kommen üblicherweise bereits nach wenigen Stunden zum Transport. Das heisst, sie werden unter Umständen ohne längere Konditionierungszeit für die VCI-Komponenten den Umgebungsbedingungen in Transportcontainern auf Lastkraftwagen und Schiffen unterworfen. Hier ist ein schneller Korrosionsschutz der Teile erforderlich. Bei langer Transport- oder Lagerungsdauer ist wiederum ein langanhaltender Korrosionsschutz notwendig. Beides wird derzeit von keinem auf dem Markt befindlichen Produkt allein gewährleistet. In der Regel werden Materialkombinationen zum temporären Korrosionsschutz eingesetzt. So kommen zum Beispiel VCI-Folienumverpackungen in Kombination mit eingelegten VCI-Papieren oder VCI-Schäumen zum Einsatz. Auch die gemeinsame Anwendung von Beölung/Befettung der zu schützenden Teile und VCI-Folienumverpackungen ist üblich. Beide Verfahren haben jedoch Nachteile: Die eingelegten Papiere können durch eindringenden Wasserdampf durchnässen und dann auf den Metallteilen zum dauerhaften Feuchtigkeitsspender werden, was Korrosion hervorruft. Die Kombination aus Korrosionsschutzölen/-fetten und VCI-Umverpackungen kann zu undefinierten Bedingungen auf den Metallteilen und sogar zur Aufhebung des Korrosionsschutzes führen. Die gemeinsame Anwendung unterschiedlicher VCI-Verpackungsmaterialien hat einen weiteren entscheidenden Nachteil: Unter Umständen kann es durch Reaktion der unterschiedlichen VCI-Komponenten zur Bildung von Gefahrstoffen wie zum Beispiel von N-Nitrosaminen kommen. Letztere stark krebserzeugende Substanzen bilden sich bei gemeinsamer Anwendung Nitrit- und sekundär-Amin-haltiger Produkte.
Aufgabe der Erfindung ist deshalb die Schaffung eines Korrosionsschutzverpackungsmittels für den temporären Korrosionsschutz, das einen schnellen und gleichzeitig andauernden Aufbau eines Korrosionsschutzes über die Gasphase in einer Verpackung erlaubt, sowie dafür geeignete Klebstoffe.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Korrosionsschutzverpackungsmittel aus einem Trägermaterial und einem damit einseitig mittels einer Klebstoffschicht verbundenen gasdurchlässigen Material gelöst, wobei das Trägermaterial eine Barrierewirkung gegenüber Wasserdampf und korrosiven Gasen aufweist, wobei die Klebstoffschicht ein oder mehrere VCI-Wirkstoffe enthält und wobei die Klebstoffschicht aus einem Klebstoffschaum mit Poren und Hohlräumen besteht.
Erfindungsgemäß weist die Klebstoffsschicht eine stark vergrößerte innere und äußere Oberfläche auf. Die Klebstoffschicht aus einem Klebstoff, der mindestens einen oder mehrere Gasphaseninhibitoren (VCI-Komponenten) und gegebenenfalls weitere Hilfsstoffe enthält, und eine gegenüber dem üblichen Anwendungszustand vergrößerte äußere und innere Oberfläche aufweist wird erzeugt durch Gasbildung im Klebstoff oder Einbringen von Gasen in den Klebstoff oder Vergrößerung des Volumens eingeschlossener Gasbläschen im Klebstoff. Der Klebstoff kann durch Mischung mit schaum- bzw. gasbildenden Zusätzen vor der Verarbeitung, durch Gasbildung beim Aushärteprozess, oder durch Unterdruck aufgeschäumt werden.
Die Klebstoffschicht enthält im Inneren eine Vielzahl kleinster Gasbläschen. Diese können einerseits durch eine chemische Reaktion mit Gasbildung bei der Aushärtung des Klebstoffes erzeugt werden. Andererseits ist das Einbringen, die gleichmäßige Verteilung und gegebenenfalls Volumenvergrößerung von kleinsten Gasbläschen im Klebstoff durch physikalische Verfahren möglich.
Als Klebstoff werden vorteilhaft Reaktionsklebstoffe, wie zum Beispiel mit Luftfeuchtigkeit auspolymerisierende, Lösemittel-freie Einkomponenten-Reaktionsharzklebstoffe, aber auch lösemittelbasierte Reaktionsklebstoffe oder Mehrkomponenten-Reaktionsharzklebstoffe verwendet. Bevorzugt sind lösungsmittelfreie Polyurethan-(PUR-)Klebstoffe auf Basis aliphatischer oder aromatischer Isocyanate, besonders bevorzugt sind Einkomponenten-PUR-Klebstoffe.
Das gasdurchlässige Material ist mit dem Trägermaterial mittels einer Klebstoffschicht mit einer stark vergrößerten inneren und äußeren Oberfläche, vorzugsweise flächig verbunden. Erreicht wird dies durch Gasbildung im Klebstoff oder Vergrößerung des Volumens im Klebstoff eingeschlossener Gasbläschen, zum Beispiel durch Vakuum. Nach einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird die Gasbildung im Klebstoff durch chemische Reaktion der in den Klebstoff eingearbeiteten Wirkstoffe oder Zusätze mit dem Klebstoff erreicht. Die Klebstoffschicht aus Klebstoffschaum enthält ein oder mehrere VCI-Wirkstoffe, wie zum Beispiel Verbindungen primärer, sekundärer oder tertiärer Amine oder Nitritverbindungen.
Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung besteht der Klebstoffschaum aus einem luftfeuchtigkeitshärtenden Einkomponenten-PUR-Klebstoff, der durch Vermischen mit VCI-Wirkstoffen, deren Verbindungen geringe Anteile an Wasser und gegebenenfalls Kristallwasser enthalten, aufgeschäumt wird. Der Aufschäumprozess kann sich nach Auftragen auf das Trägermaterial fortsetzen. Der Wassergehalt der VCI-Wirkstoffkomponente beträgt etwa 1 bis 10 Ma-%, bevorzugt 1 bis 5 Ma-%.
Erfindungsgemäß weist das Trägermaterial eine Barrierewirkung gegenüber Wasserdampf und korrosiven Gasen auf. Dabei kann das Trägermaterial aus ein oder mehrlagigen Kunststofffolien, kaschierten Papieren oder Pappen, Kunststoffen oder auch Verbundwerkstoffen bestehen. Dabei können die Trägermaterialen zur Erreichung einer hohen Barrierewirkung mit Metallen bedampft oder mit einer Metallfolie kaschiert sein.
Besonders bevorzugt als Trägermaterialien sind Kunststofffolien aus Polyolefinen, wie z. B. Polyethylen oder Polypropylen oder deren Copolymere, die nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform auf der der Klebstoffschicht abgewandten Seite (Außenseite der Verpackung) mit einer Metallfolie oder einer Metallverbundfolie kaschiert sind. Die Folien sind schweißbar und zur automatischen Verpackung sowie zur Beutelund Haubenherstellung geeignet.
Zur Verbesserung der Haftfestigkeit der Klebstoffschicht ist die Oberfläche der Folien, z. B. durch Plasmabehandlung aktiviert.
Das mit dem Trägermaterial verbundene gasdurchlässige Material besteht aus einem polymeren Kunststoff in Form eines textilen Materials oder eines Schaumstoffs oder eines Faserwerkstoffs. Das textile Material ist ein Nonwoven-Material, wie z. B. ein Vlies oder ein Gewebe oder ein Gewirk oder ein Gestrick. Nach einer bevorzugten Ausgestaltung besteht das gasdurchlässige Material aus einem kratzfesten, oberflächenschonenden Textilmaterial mit einer weichen Oberfläche.
Die Erfindung vereint die Vorteile der VCI-haltigen Papiere/Pappen und VCI-haltigen Folien gleichermaßen ohne ihre Nachteile aufzuweisen. Dies wird bei Verwendung von Kunststofffolien als Trägermaterialien folgendermaßen erreicht:
Eine Kunststofffolie oder eine Verbundfolie enthält eine Klebstoffschicht. In diese Klebstoffschicht sind ein oder mehrere VCI-Wirkstoffe, zum Beispiel Verbindungen von primären Aminen mit Carbonsäuren, eingearbeitet. Damit die VCI-Wirkstoffabgabe schnell und effektiv vonstatten geht, ist der Klebstoff dahingehend modifiziert, dass seine innere und äußere Oberfläche stark vergrößert ist. Der Klebstoff enthält im Inneren eine Vielzahl kleinster Gasbläschen mit einer Ausdehnung im μm-Bereich. Diese Gasbläschen können einerseits durch eine chemische Reaktion mit Gasbildung bei der Aushärtung des Klebstoffes erzeugt werden. Andererseits ist das Einbringen, die gleichmäßige Verteilung und gegebenenfalls Volumenvergrößerung von kleinsten Gasbläschen im Klebstoff durch physikalische Verfahren möglich. Die große Oberfläche des Kiebstoffschaumes bewirkt eine sehr schnelle und effektive Abgabe eines Teils der VCI-Wirksubstanzen. Dies führt zu einem schnell aufgebauten VCI-Korrosionsschutz der verpackten Metallteile. Gleichzeitig hat der ausgehärtete Klebstoff jedoch auch die lang andauernde Depotwirkung von VCI-Kunststofffolien. Selbst nach einem Zeitraum von mehreren Tagen bis Wochen wird eine genügend große Menge VCI-Wirkstoff für den Korrosionsschutz der verpackten Metallbauteile freigesetzt.
Für den temporären Korrosionsschutz verpackter Metallteile hat sich folgende Materialkombination als sehr wirkungsvoll erwiesen:

a) Kunststofffolie (Sperrwirkung nach außen gegen Wasserdampf und korrosive Gase/Substanzen)
b) VCI-haltige, aufgeschäumte Klebstoffschicht (Korrosionsschutz)
c) Textiles Kunststoffmaterial, zum Beispiel Nonwoven-Kunststoffvlies (mechanische Festigkeit, Kratzschutz, hoch durchlässig für VCI-Komponenten, Abweisung von flüssigem Wasser, Verhinderung der Ausbildung eines durchgängigen Flüssigkeitsfilms auf der Innenseite der Verpackung durch Kondenswasser)

Dabei besteht die Klebstoffschicht aus einem luftfeuchtigkeitshärtenden Einkomponenten-Polyurethan-(PUR-)Klebstoff, der durch Vermischen mit VCI-Wirkstoffen, deren Verbindungen geringe Anteile Wasser und/oder Kristallwasser enthalten, aufgeschäumt ist.
Diese Korrosionschutzverbundfolien haben ein Dicke von 70 bis 200 μm, bevorzugt von 80 bis 150 μm.
Die erfindungsgemäßen Korrosionschutzverpackungsmittel können als Rollenware gefertigt sein. Die Rollenwaren kann Folien aber auch Schläuche oder Beutel oder Säcke umfassen. Die erfindungsgemäßen Korrosionschutzverpackungsmittel können auch zu Hauben weiterverarbeitet sein.
Die Erfindung beinhaltet auch einen Klebstoff, der eine schäumbare Klebstoffkomponente und mindestens eine VCI-Wirkstoffkomponente umfasst.
Als Klebstoff sind vorteilhaft Reaktionsklebstoffe, wie zum Beispiel bei Luftfeuchtigkeit polymerisierende Einkomponenten-Reaktionsharzklebstoffe, aber auch lösemittelbasierte Reaktionsklebstoffe oder Mehrkomponenten-Reaktionsharzklebstoffe geeignet. Besonders bevorzugt sind Lösungsmittel-freie oder -arme PUR-Klebstoffe auf Basis aliphatischer oder aromatischer Isocyanate, besonders bevorzugt Einkomponenten-PUR-Klebstoffe.
Die VCI-Wirkstoffkomponenten können zum Beispiel Verbindungen primärer oder tertiärer Amine oder Nitritverbindungen sein. Der Anteil der VCI-Wirkstoffkomponenten an der Gesamtklebstoffzusammensetzung beträgt 2–20 Ma-%, bevorzugt 2–5 Ma-%.
Der erfindungsgemäße Klebstoff kann zusätzlich schaum- bzw. gasbildende Zusätze enthalten.
Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung umfasst der Klebstoff eine Klebstoffkomponente aus einem luftfeuchtigkeitshärtenden 1-K-PUR-Klebstoff auf Basis aliphatischer Isocyanate und mindestens eine VCI-Wirkstoffkomponente mit einem geringen Wassergehalt und/oder Kristallwasser. Der Wassergehalt der VCI-Wirkstoffkomponente beträgt etwa 1 bis 10 Ma-%, bevorzugt 1 bis 5 Ma-%.
Durch Vermischen der Klebstoff- und der VCI-Komponente schäumt der Klebstoff auf. Es kommt zur Ausbildung von Poren und Hohlräumen. Der Aufschäumprozess kann sich nach Auftragen auf dem Trägermaterial fortsetzen. Der Klebstoff kann auch durch physikalische Verfahren aufgeschäumt oder Bläschen oder Hohlräume oder Poren erzeugt werden.
Der Klebstoff kann auch aus einem ein- oder mehrkomponentigen Reaktionskunststoff bestehen, welcher beim Aushärten selbstständig aufschäumt und der mindestens eine VCI-Wirkstoffkomponente enthält.
Ausführungsbeispiel 1
Für den temporären Korrosionsschutz von unlegierten Baustahlteilen wurde ein Verbund aus Kunststofffolie und Nonwoven-Kunststoffvlies mit einem modifizierten, VCI-haltigen Klebstoff verklebt. Die so hergestellte Folienkaschierung hatte folgenden Aufbau:

– Außenseite: Polypropylen-Folie einer mittleren Dicke von 38 μm
– Mitte: luftfeuchtigkeitshärtender 1-K-Polyurethan-Klebstoff (1-K-PUR), in den eine VCI-Komponente eingearbeitet wurde
– Innenseite: Nonwoven-Kunststoffvlies einer mittleren Dicke von 40 μm.

Der luftfeuchtigkeitshärtende 1-K-PUR-Klebstoff wurde direkt vor der Applikation auf die Polypropylen-Folie mit 2 bzw. 4 Ma-% einer chemischen Verbindung aus Ethanolamin und einer Carbonsäure (Carboxylat und Amid) versetzt und innig vermischt. Die zugesetzte chemische Verbindung (VCI-Wirksubstanz) enthielt ca. 2 Ma-% Wasser. Dieser Wasseranteil führte direkt nach der Applikation des modifizierten Klebstoffes auf die Kunststofffolie zur Bildung von Kohlendioxid (CO₂) im Klebstoff. Dies resultierte in der Bildung kleinster Gasbläschen im Klebstoff und in einem moderaten Aufschäumen des Klebstoffes während und nach der Verklebung des Polypropylen-Nonwoven-Vlieses mit der Polypropylen-Folie. Die Schichtdicke der applizierten Klebstoffschicht erhöhte sich dadurch von ca. 10–20 μm im nicht aufgeschäumten flüssigen Zustand auf ca. 50–60 μm im ausgehärteten Zustand. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen der ausgehärteten Klebstoffschicht zeigten eine Vielzahl kleiner und kleinster Bläschen im μm-Bereich. Die Struktur des ausgehärteten Klebstoffes glich morphologisch einem aufgeschäumten Kunststoff.
Aus der so hergestellten VCI-haltigen Folienkaschierung wurden mittels Folienschweißgerät Folienbeutel hergestellt. In diese wurden Kunststoffrahmen eingebracht, in die wiederum Stahlproben (Bleche und Zylinder) aus unlegiertem, korrosionsanfälligem Baustahl fest eingesetzt waren. Anschließend wurden diese Beutel dicht verschweißt. Diese Verpackungen wurden nach einer Konditionierungszeit von 5 bis 20 Stunden in Klimakammern belastet. Es kamen zyklische Wechsel zwischen Raumtemperatur und 98% relativer Luftfeuchtigkeit sowie 55°C und 93% relativer Luftfeuchtigkeit zur Anwendung. Im Gegensatz zu gleichermaßen hergestellten und belasteten Blindproben ohne VCI-Wirkstoffe zeigten die VCI-haltigen Verpackungen auch nach mehreren Tagen Belastung keine Korrosionsstellen auf den Stahlproben. Selbst bei von Anfang an erzwungener Wasserkondensation auf der Stahloberfläche zeigte diese, im Gegensatz zu stark korrodierten Blindproben ohne VCI, auch nach mehreren Tagen Belastung keine Korrosion.
Als korrosionsanfällige Werkstoffe wurden hierbei eingesetzt: Bleche des kaltgewalzten unlegierten Baustahls DC 03, Werkstoff-Nummer 1.0347 (Q-Panels, Fa. Pausch Messtechnik GmbH, Haan) sowie geschliffene zylinderförmige Probekörper aus dem unlegierten beruhigten Stahl S235JRG2, Werkstoff-Nummer 1.0038 (Rundstabmaterial, Fa. ThyssenKrupp Schulte GmbH, Radebeul).
Vorteile der Erfindung
Die Erfindung gewährleistet bei der Anwendung entsprechender VCI-Umverpackungen einen schnellen Aufbau des vollständigen Korrosionsschutzes metallischer Werkstoffe über die Gasphase. Dies wurde bisher nur durch den Einsatz von VCI-Papieren bzw. -Pappen erreicht. Weiterhin wird auch in entsprechenden lose anliegenden VCI-haltigen Verpackungen, wie zum Beispiel Folienbeuteln, ein schneller und guter Korrosionsschutz der verpackten Metallteile unter anderem über direkten Kontakt erzielt. Die Erfindung garantiert gleichzeitig jedoch auch eine lange anhaltende hervorragende Korrosionsschutzwirkung selbst bei Kondenswasserbildung direkt auf den verpackten Metalloberflächen, zum Beispiel bei langen Containertransporten über See. Sie vereint in sich somit die Vorteile von VCI-Papieren und VCI-Folien gleichermaßen ohne deren Nachteile aufzuweisen. Es muss nur noch ein einziges Verpackungsmaterial für viele verschiedene Anwendungsfälle eingesetzt werden. Kombinationen verschiedener VCI-Materialien mit den entsprechenden oben genannten Nachteilen entfallen.

Claims

Korrosionschutzverpackungsmittel aus einem Trägermaterial und einem damit einseitig mittels einer Klebstoffschicht verbundenen gasdurchlässigen Material, bei dem das Trägermaterial eine Barrierewirkung gegenüber Wasserdampf und korrosiven Gasen aufweist und bei dem die Klebstoffschicht ein oder mehrere VCI-Wirkstoffe enthält, dadurch gekennzeichnet, dass die Klebstoffschicht aus einem Klebstoffschaum mit Po ren und Hohlräumen besteht.
Korrosionschutzverpackungsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Klebstoffschicht aus einem Klebstoffschaum aus Ein- oder Mehrkomponentenreaktionsharzklebstoffen besteht.
Korrosionschutzverpackungsmittel nach Anspruch oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägermaterial aus ein oder mehrlagigen Kunststofffolien, kaschierten Papieren oder Pappen, Kunststoffen oder auch Verbundwerkstoffen besteht.
Korrosionschutzverpackungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das gasdurchlässige Material ausgewählt ist aus einem textilen Material oder einem Schaumstoff oder einem Faserwerkstoff.
Korrosionschutzverpackungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägermaterial eine ein- oder mehrlagige Polyolefin-Kunststofffolie, dass das gasdurchlässige Material ein Nonwoven-Kunststoffmaterial ist und dass die Klebstoffschicht aus einem Klebstoffschaum aus einem luftfeuchtigkeitshärtenden Einkomponenten-Polyurethan-(PUR-)Klebstoff besteht, der durch Vermischen mit VCI-Wirkstoffen, deren Verbindungen geringe Anteile Wasser und/oder Kristallwasser enthalten, aufgeschäumt ist.
Korrosionschutzverpackungsmittel nach einem der Ansprüche 1–5, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägermaterialien mit Metallen bedampft oder mit einer Metallfolie oder Metallverbundfolie kaschiert sind.
Klebstoff für Korrosionschutzverpackungsmittel, umfassend eine schäumbare Klebstoffkomponente und mindestens eine VCI-Wirkstoffkomponente.
Klebstoff nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Klebstoffkomponente einen luftfeuchtigkeitshärtenden Einkomponenten-PUR-Klebstoff und die mindestens eine VCI-Wirkstoffkomponente eine geringe Menge Wasser und/oder Kristallwasser enthält.
Klebstoff nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass er gas- und schaumbildende Zusätze enthält.
Klebstoff nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Klebstoff aus einem ein- oder mehrkomponentigen Reaktionskunststoff besteht, welcher beim Aushärten selbstständig aufschäumt und der mindestens eine VCI-Wirkstoffkomponente enthält.