-
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Kompensieren eines Störschalls
bei einer Hörvorrichtung.
Die Erfindung betrifft auch eine Hörvorrichtung, die zum Kompensieren
eines Störschalls
ausgelegt ist. Des Weiteren betrifft die Erfindung eine Vorrichtung
und ein Verfahren zum Anpassen einer Hörvorrichtung. Unter dem Begriff
Hörvorrichtung wird
hier insbesondere ein Hörgerät verstanden.
Darüber
hinaus fallen unter den Begriff aber auch andere tragbare akustische
Geräte
wie Headsets, Kopfhörer und
dergleichen.
-
Hörgeräte sind
tragbare Hörvorrichtungen, die
zur Versorgung von Hörgeschädigten dienen.
Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen,
werden unterschiedliche Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO),
Hörgerät mit externem
Hörer (RIC:
receiver in the canal) und In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO), z. B. auch Concha-Hörgeräte oder
Kanal-Hörgeräte (ITE – In the
ear, CIC – Completely
in the canal), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte werden
am Außenohr
oder im Gehörgang
getragen. Darüber
hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen,
implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei
erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch oder
elektrisch.
-
Hörgeräte besitzen
prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler, einen Verstärker und
einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
Schallempfänger, z.
B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z.
B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer
Wandler, z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer
Wandler, z. B. Knochenleitungshörer,
realisiert. Der Verstärker
ist üblicher weise
in eine Signalverarbeitungseinheit integriert. Dieser prinzipielle Aufbau
ist in 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum
Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere Mikrofone 2 zur
Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit 3,
die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert
ist, verarbeitet Signale der Mikrofone und verstärkt die verarbeiteten Signale.
Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird
an einen Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen,
der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall wird gegebenenfalls über einen
Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang fixiert ist, zum Trommelfell
des Geräteträgers übertragen.
Die Energieversorgung des Hörgeräts und insbesondere
die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine
ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte
Batterie 5.
-
Ein
von einem Mikrofon eines Hörgeräts erfasster
Schall enthält
auch teilweise störende
Geräusche
aus einer Umgebung des Geräteträgers. Diese Umgebungsgeräusche können in
dem Mikrofonsignal durch die Signalverarbeitungseinheit eines Hörgeräts mittels
eines Filters zur Geräuschreduktion gedämpft werden.
Das gefilterte Mikrofonsignal kann anschließend von einem Hörer des
Hörgeräts in ein Schallsignal
gewandelt werden, der in den Gehörgang
des Geräteträgers abgegeben
wird. Dabei ist es wichtig, dass nicht auch ein Schall aus der Umgebung
direkt, d. h. auf akustischem Weg, von der Umgebung in den Gehörgang zum
Trommelfell gelangt. Ein solcher Schall, der unerwünscht aus
der Umgebung direkt beispielsweise durch eine Belüftungsöffnung einer
Otoplastik hindurch in den Gehörgang
des Geräteträgers gelangt
ist, wird im Rahmen dieser Erfindung als Störschall bezeichnet. In Form
des Störschalls
werden für
den Geräteträger die
Umgebungsgeräusche
wieder hörbar,
die in dem Mikrofonsignal des Hörgeräts aufwändig herausgefiltert
wurden.
-
Aus
dem Stand der Technik ist eine Hörgarnitur
für die
Luftfahrt bekannt, bei der ein Umgebungsschall mittels eines Kom pensationsschalls breitbandig
kompensiert wird. Dazu wird ein Umgebungsschall mit dem Kompensationsschall
im Gehörgang
eines Trägers
der Hörgarnitur überlagert.
Der Kompensationsschall ist dabei phaseninvers. Er gleicht damit
in dem Gehörgang
die Druckschwankungen aus, die ohne den Kompensationsschall durch
den Umgebungsschall hervorgerufen würden. Mit anderen Worten löschen sich
der Umgebungsschall und der Kompensationsschall durch ihre Überlagerung
gegenseitig aus. Das Kompensieren eines Geräuschs mittels eines Kompensationsschalls
wird aktive Geräuschkompensation
(ANC – Active
Noise Cancellation) oder allgemeiner aktive Schallkompensation genannt.
-
Um
mit einer Hörgarnitur
einen Kompensationsschall erzeugen zu können, müssen spezielle Komponenten,
insbesondere spezielle Wandler, verwendet werden. Andernfalls weist
ein aus den Wandlern und einem Kompensationsfilter gebildetes System
eine zu große
Gruppenlaufzeit auf. Mit anderen Worten ist es ohne die speziellen
Komponenten nicht möglich,
einen Kompensationsschall mit einer korrekten Phase bereitzustellen.
-
In
Hörvorrichtungen,
wie z. B. Hörgeräten, können meist
keine speziell zum Bilden eines Kompensationsschalls ausgelegten
Komponenten verwendet werden. Für
Hörvorrichtungen
müssen
die Komponenten nämlich
bereits nach anderen Gesichtspunkten optimiert sein. Als eine Folge
daraus lässt
sich für
eine aktive Geräuschkompensation
kein System mit der benötigten
Gruppenlaufzeit bilden. Auch ist es meistens nicht möglich, beispielsweise bei
einer Otoplastik des Hörgeräts einen
Umgebungsschall stark zu dämpfen,
wenn dieser z. B. durch eine Belüftungsöffnung der
Otoplastik, einen sogenannten Vent, als Störschall zu einem Trommelfell
eines Geräteträgers gelangt.
Eine Dämpfung
in einem Vent würde
bedeuten, dass auch der durch den Vent ermöglichte Austausch von Luft
zwischen der Umgebung des Geräteträgers und
dem Gehörgang
verschlechtert würde.
-
Es
ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung für einen Geräteträger die Wahrnehmbarkeit eines Störschalls
zu vermindern, der auf direktem, also akustischem Weg an sein Ohr
dringt. Weiter ist es Aufgabe der Erfindung, eine entsprechende
Hörvorrichtung
bereitzustellen.
-
Die
Erfindung wird mit einem Verfahren gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Des
Weiteren wird die Aufgabe durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch 11
gelöst.
Die Aufgabe betreffend die Hörvorrichtung wird
durch eine Hörvorrichtung
gemäß Patentanspruch
5 und eine Vorrichtung gemäß Patentanspruch
14 gelöst.
-
Erfindungsgemäß wird ein
Verfahren zum Kompensieren eines Störschalls bei einer Hörvorrichtung
bereitgestellt. Dieses Verfahren umfasst die Schritte:
- – Bestimmen
eines spektralen Bands in Abhängigkeit
von einem Hörvermögen und/oder
einer spektralen Verteilung der Energie des Störschalls oder eines den Störschall
hervorrufenden Schalls,
- – Filtern
eines den Schall repräsentierenden
Eingangssignals der Hörvorrichtung
in dem spektralen Band entsprechend einer Übertragungsfunktion für den Schall
auf einem Störschallpfad
und
- – Erzeugen
eines Kompensationsschalls mit Hilfe des invertierten gefilterten
Eingangssignals.
-
Das
Hörvermögen umfasst
eine subjektive Lautheitswahrnehmung durch einen Geräteträger. Eine
solche Lautheitswahrnehmung kann mit an sich bekannten Verfahren
der Psychoakustik ermittelt werden. Es kann sich bei dem Hörvermögen aber auch
um eine Hörschwelle
handeln, wie sie z. B. anhand einer Hörkurve bestimmt werden kann.
-
Mit
dem Verfahren kann ein Kompensationsschall für eine Hörvorrichtung erzeugt werden.
Eine Kompensation findet dabei nicht für alle Frequenzen statt, sondern
nur für
Frequenzen in demjenigen spektralen Band, in dem ein Geräteträger bei spielsweise
gemäß seinem
Hörvermögen besonders
gut hört
und/oder in dem beispielsweise ein Geräusch besonders viel Schallenergie
aufweist. Ein solches spektrales Band kann oftmals verhältnismäßig schmal
in Bezug auf den Gesamtbereich hörbarer Frequenzen
sein. Das Verfahren kann auch für
ein Kompensieren in mehreren spektralen Bändern ausgelegt sein.
-
Der
Kompensationsschall kann insbesondere auch ohne speziell dafür optimierte
Gerätekomponenten
erzeugt werden. Beim Filtern kann nämlich eine ungünstige Gruppenlaufzeit,
die beispielsweise durch die Wandler der Hörvorrichtung verursacht wird,
gegebenenfalls durch eine Gruppenlaufzeit des Filters korrigiert
werden, die in dem bestimmten spektralen Band negativ ist. Eine
solche Korrektur ist bei einer breitbandigen aktiven Schallkompensation unmöglich.
-
Mit
dem Begriff Störschallpfad
ist die Gesamtheit aller akustischen Übertragungswege gemeint, über die
beispielsweise ein Umgebungsschall, oder ein signifikanter Anteil
desselben, von einer Umgebung eines Geräteträgers an sein Trommelfell gelangen
kann, wo er dann als Störschall
im Sinne der Erfindung wahrnehmbar ist. Der Störschallpfad umfasst nicht diejenige Übertragung,
die bestimmungsgemäß durch
die Hörvorrichtung
auf teilweise elektronischem Wege bewirkt wird.
-
Beim
unerwünschten
Vordringen des Umgebungsschalls zum Trommelfell wird der Umgebungsschall
spektral verändert.
Diese spektrale Veränderung
wird durch eine Übertragungsfunktion
des Störschallpfads
beschrieben. Eine Übertragungsfunktion eines
Störschallpfads
kann beispielsweise von einem Hersteller durch Messungen mit an
sich aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren ermittelt werden.
-
Indem
das Eingangssignal mit einer Übertragungsfunktion
gefiltert wird, die in einem bestimmten spektralen Band der Übertragungsfunktion
des Störschallpfads
entspricht, weist das gefilterte Eingangssignal für das spektrale
Band die gleichen spektralen Eigenschaften wie der Störschall
auf.
-
Selbstverständlich kann
im Rahmen der Erfindung eine weitere Filterung des Eingangssignals vorgesehen
sein, durch die beispielsweise ein Übertragungsverhalten eines
Mikrofons oder eines Lautsprechers der Hörvorrichtung ausgeglichen wird.
-
Indem
das gefilterte Eingangssignal während
der Filterung oder anschließend
invertiert wird, ergibt sich ein Signal, aus dem ein zum Störschall phaseninverser
Schall, also ein Kompensationsschall, erzeugbar ist. Die Kompensationseigenschaft ist
durch das erfindungsgemäße Verfahren
dabei insbesondere in dem bestimmten spektralen Band gewährleistet.
-
Wenn
bei dem Verfahren das spektrale Band in Abhängigkeit von der spektralen
Verteilung der Energie des Störschalls
oder des den Störschall
hervorrufenden Schalls bestimmt wird, ergibt sich eine vorteilhafte
Weiterbildung, wenn das Bestimmen des spektralen Bands periodisch
wiederholt wird oder kontinuierlich erfolgt. Durch ein ständiges Anpassen des
spektralen Bands an die spektrale Verteilung der Energie des zu
kompensierenden Schalls ist es möglich,
diesen auch dann zu kompensieren, wenn sich ein Umgebungsgeräusch in
seiner spektralen Zusammensetzung schnell ändert.
-
Ein
weiterer Vorteil ergibt sich, wenn zum Filtern in Abhängigkeit
von dem spektralen Band ein Filter aus einer Mehrzahl von vorbestimmten
Filtern ausgewählt
wird oder ein Filter berechnet wird. Mit einem Filter sind hier
all diejenigen Parameter gemeint, die zum Konfigurieren eines Filteralgorithmus
nötig sind.
Diese Parameter eines Filteralgorithmus werden hier auch Koeffizienten
eines Filters genannt.
-
Durch
Bereitstellen von mehreren bereits berechneten Filtern für unterschiedliche
spektrale Bänder,
in denen eine Kompensation mittels des Kompensationsschalls ermöglicht werden
soll, ist der Aufwand zum Berechnen eines Kompensationsschallsignals
besonders gering. Ein Berechnen eines Filters in Abhängigkeit
von einem spektralen Band erlaubt es, ein Filter für ein beliebiges
spektrales Band bereitzustellen.
-
Eine
vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens ergibt sich, wenn bei
dem Filter die Übertragungsfunktion
mit einem vorbestimmten Faktor multipliziert wird, der einen Einfluss
auf die Übertragungsfunktion
in dem bestimmten spektralen Band beschreibt, den ein Zusammenwirken
der Hörvorrichtung
mit einem Ohr eines Benutzers hat. Mittels des multiplikativen Faktors
ist es möglich,
das erfindungsgemäße Verfahren
mit einem sehr geringen Aufwand für einen bestimmten Benutzer
der Hörvorrichtung
anzupassen.
-
Zu
der Erfindung gehört
auch eine Hörvorrichtung
mit
- – einer
Verarbeitungseinrichtung zum Bereitstellen eines spektralen Bands
in Abhängigkeit
von einem Hörvermögen und/oder
zum Bestimmen eines spektralen Bands in Abhängigkeit von einer spektralen
Verteilung der Energie eines Schalls,
- – einer
Filtereinrichtung zum Filtern eines den Schall repräsentierenden
Eingangssignals der Hörvorrichtung
in dem spektralen Band entsprechend einer Übertragungsfunktion für den Schall auf
einem Störschallpfad
und
- – einer
Schallausgabeeinrichtung zum Erzeugen eines Kompensationsschalls
mit Hilfe des invertierten gefilterten Eingangssignals.
-
Mit
einer solchen Hörvorrichtung
ist es möglich,
einen Schall in einem bestimmten spektralen Band zu kompensieren,
ohne dass dabei andere Funktionalitäten der Hörvorrichtung, wie z. B. eine Geräuschreduktion
oder eine Belüftung
durch einen Vent, beeinträchtigt
werden.
-
Für den Fall,
dass mit der Verarbeitungseinrichtung der Hörvorrichtung eine spektrale
Verteilung der Energie des Schalls bestimmbar ist, ergibt sich eine
vorteilhafte Weiterbildung, wenn die Verarbeitungseinrichtung eine
Filterbank umfasst. Mit einer Filterbank ist die spektrale Verteilung
der Schallenergie in zeitlichen Abständen von wenigen Millisekunden
im mer wieder neu bestimmbar. Entsprechend schnell kann somit dasjenige
spektrale Band bestimmt werden, für welches durch die Filtereinrichtung
ein Kompensationsschallsignal zu berechnen ist.
-
Die
Hörvorrichtung
wird in vorteilhafter Weise dadurch weitergebildet, dass die Filtereinrichtung ein
rekursives, lineares Filtern umfasst. Durch Verwenden eines linearen
Filters ergibt sich der Vorteil, dass zum Berechnen eines Kompensationsschallsignals
wenig Rechenzeit benötigt
wird. Ein rekursives Filter hat den Vorteil, dass besonders wenig
Koeffizienten zum Nachbilden einer Übertragungsfunktion für den Schall
auf einem Störschallpfad
benötigt
werden, so dass sich die Berechnung mit besonders wenig Rechenschritten
durchführen
lässt.
Mit einem rekursiven Filter kann auch eine besonders geringe Gruppenlaufzeit
erzielt werden.
-
Vorteilhaft
ist es des Weiteren, wenn die Filtereinrichtung der Hörvorrichtung
ein adaptives Filter umfasst. Damit wird es möglich, ein und dasselbe Filter
für verschiedene
spektrale Bänder
zu nutzen. Das Filter muss lediglich vor dem Filtern in dem entsprechenden
spektralen Band an die Übertragungsfunktion
des Störschallpfads
adaptiert werden.
-
Alternativ
zu einem adaptiven Filter ist es auch vorteilhaft, wenn in der Filtereinrichtung
eine Mehrzahl von Filtern bereitgestellt ist, aus denen zum Filtern
eines davon in Abhängigkeit
von dem bestimmten spektralen Band auswählbar ist. Durch Berechnen
der Filter, d. h. also der Parameter oder Koeffizienten, im Voraus
wird ermöglicht,
das Kompensationsschallsignals sehr schnell zu berechnen.
-
In
vorteilhafter Weise wird bei der Hörvorrichtung die Übertragungsfunktion
aus einem spektralen Verlauf und einem Skalierungsfaktor gebildet.
Der spektrale Verlauf beschreibt dabei das Verhältnis des Einflusses des Störschallpfads
auf den Schall in einer Frequenz zu dem Einfluss des Störschallpfads
auf den Schall in einer anderen Frequenz. Mit anderen Worten wird
durch den spektralen Verlauf lediglich die prinzipielle Form der Übertragungsfunktion
betrieben. Der spektrale Verlauf und die Übertragungsfunktion können sich
dabei noch um einen multiplikativen Faktor unterscheiden. Dieser
multiplikative Faktor ist der Skalierungsfaktor.
-
Durch
die Aufteilung ergibt sich der Vorteil, dass die Hörvorrichtung
besonders leicht an einen Benutzer angepasst werden kann. Während der spektrale
Verlauf nämlich
durch Messungen bei der Herstellung der Hörvorrichtung ermittelt werden kann,
lässt sich
der spektrale Verlauf mit einer tatsächlichen Übertragungsfunktion, wie sie
sich beim Tragen der Hörvorrichtung
ergibt, leicht dadurch in Deckung bringen, dass bei einem Anpassen
der Hörvorrichtung
für einen
Benutzer lediglich der Skalierungsfaktor ermittelt werden muss.
-
Zu
der Erfindung gehört
auch ein Verfahren zum Anpassen einer Hörvorrichtung mit den Schritten:
- – Bestimmen
eines Hörvermögens,
- – Auswählen oder
Ermitteln eines Kompensationsfilters zur Kompensation von Störschall
in Abhängigkeit
von dem Hörvermögen und
- – Konfigurieren
eines Filters der Hörvorrichtung gemäß dem ausgewählten oder
ermittelten Kompensationsfilter.
-
Das
Kompensationsfilter wird dabei vorzugsweise so gewählt, dass
in demjenigen spektralen Band, für
welches der Benutzer ein gutes Hörvermögen hat,
mittels des Kompensationsfilters ein Kompensationsschall bereitgestellt
werden kann. Unter einem guten Hörvermögen ist,
wie bereits erwähnt, insbesondere
ein ausgeprägtes
Lautheitsempfinden zu verstehen. Die Kompensation kann auch für mehrere
spektrale Bänder
geschehen. Ein Konfigurieren kann beispielsweise dadurch geschehen,
dass Parameter oder Koeffizienten des Kompensationsfilters in der
Hörvorrichtung
gespeichert werden, so dass eine Filtereinheit der Hörvorrichtung
das Eingangssignal entsprechend filtern kann.
-
Das
Verfahren wird in vorteilhafter Weise dadurch erweitert, dass das
Ermitteln des Kompensationsfilters ein Berechnen von Koeffizienten
in Abhängigkeit
von dem Hörvermögen und
von einer Übertragungsfunktion
für einen
Schall auf einem Störschallpfad
umfasst. Dadurch kann die Hörvorrichtung
in Bezug auf ein Kompensieren eines Störschalls individuell an einen
Benutzer angepasst werden.
-
Bei
dem Verfahren ergibt sich ein weiterer Vorteil, wenn das Konfigurieren
ein Übertragen
des ausgewählten
und ermittelten Kompensationsfilters zu der Hörvorrichtung hin umfasst. Das
Auswählen oder
Ermitteln findet also außerhalb
der eigentlichen Hörvorrichtung
statt. Dadurch ist man nicht auf die Speicherkapazität und Rechenkapazität der Hörvorrichtung
angewiesen, wenn es um das Auswählen oder
Ermitteln eines Kompensationsfilters geht. Eine Liste mit möglichen
Kompensationsfiltern zum Auswählen
bzw. ein umfangreicher Algorithmus zum Berechnen eines Kompensationsfilters
kann durch speziell dafür
vorgesehene Geräte
bereitgestellt werden. Es muss lediglich das fertige Kompensationsfilter
zu der Hörvorrichtung
hin übertragen
werden.
-
Die
Erfindung umfasst auch eine Vorrichtung zum Anpassen einer Hörvorrichtung
mit
- – einer
Messeinrichtung zum Bestimmen eines Hörvermögens,
- – einer
Ermittlungseinrichtung zum Auswählen oder
Ermitteln eines Kompensationsfilters zur Kompensation von Störschall
in Abhängigkeit
von dem Hörvermögen und
- – einer
Einstelleinrichtung zum Konfigurieren eines Filters der Hörvorrichtung
gemäß dem ausgewählten oder
ermittelten Kompensationsfilter.
-
Mit
dieser Vorrichtung lässt
sich das Verfahren zum Anpassen einer Hörvorrichtung leicht umsetzen.
-
Die
Vorrichtung wird in vorteilhafter Weise weitergebildet, indem in
der Ermittlungseinrichtung eine Mehrzahl von vorbestimmten Kompensationsfiltern
gespeichert ist, aus denen eines in Abhängigkeit von dem Hörvermögen auswählbar ist.
Dadurch wird die Vorrichtung auch für Personen bedienbar, die nicht
mit einer Berechnung von Kompensationsfiltern vertraut sind.
-
Die
Erfindung wird im Folgenden anhand von Beispielen näher erläutert. Dazu
zeigen:
-
1 eine
schematische Darstellung einer Hörvorrichtung
aus dem Stand der Technik mit darin enthaltenen Komponenten,
-
2 eine
Darstellung eines Gehörgangs mit
einem darin befindlichen In-dem-Ohr-Hörgerät gemäß einer Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Hörvorrichtung,
-
3 einen
Signalflussgraphen für
ein Schallsignal, wie er sich bei einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens
zum Kompensieren eines Störschalls
ergibt,
-
4 einen
Schaltplan eines Hörgeräts gemäß einer
Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Hörvorrichtung,
-
5 einen
Schaltplan eines Programmiergeräts
für ein
Hörgerät gemäß einer
Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
zum Anpassen einer Hörvorrichtung
und
-
6 eine
Zusammenstellung von Diagrammen mit Graphen von mehreren spektralen
Größen, wie
sie sich bei einer Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Verfahrens
zum Kompensieren eines Störschalls
ergeben.
-
Die
erläuterten
Beispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
dar.
-
In 2 ist
ein Ohr mit einer Ohrmuschel 6 und einem Gehörgang 7 gezeigt.
In den Gehörgang 7 ist
ein Hörgerät 8 eingeführt. In
dem Hörgerät 8 ist ein
Vent 9 ausgebildet, durch den Frischluft von einer Umgebung
des Ohrs in den Gehörgang 7 einströmen kann.
Eine solche Belüftung
erhöht
den Tragekomfort für
den Benutzer des Hörgeräts 8 erheblich.
-
In
der Umgebung befindet sich auch eine Schallquelle 10, die
einen unerwünschten
Schall 11, also ein Geräusch,
zur Ohrmuschel 6 hin abstrahlt. Der Schall 11 kann
durch den Vent 9 in den Gehörgang vordringen, wo er als
Störschall 12 auf
ein Trommelfell 13 des Benutzers treffen kann. Der Schall 11 gelangt
also auf rein akustischem Weg durch den Vent 9 zum Trommelfell 13.
-
Der
in 2 dargestellte Störschall 12 repräsentiert
in dem Beispiel auch weiteren Störschall,
der auf anderem Weg von der Umgebung des Geräteträgers zu dessen Trommelfell
vordringt.
-
Der
Störschall 12 wird
in einem Bereich 14 vor dem Trommelfell 13 durch
Kompensation mittels eines Kompensationsschalls 15 soweit
abgeschwächt,
dass er für
den Benutzer des Hörgeräts 8 kaum
mehr hörbar
ist. Der Kompensationsschall 15 überlagert sich derart mit dem
Störschall 12,
dass der durch die Überlagerung
dieser Schalle gebildete Schall im Bereich 14 deutlich
weniger Energie aufweist, als es der Störschall 12 allein
tut. Der aus den beiden überlagerten
Schallen gebildete Schall weist im Bereich 14 dabei aber
nicht über
alle Frequenzen hinweg signifikant weniger Energie als der Störschall 12 alleine
auf. Die Kompensation wird lediglich für solche Frequenzen bewirkt,
die zum einen von dem Benutzer des Hörgeräts 8 verhältnismäßig gut
wahrgenommen werden können
und in denen zum anderen der Störschall 12 verhältnismäßig viel
Energie aufweist. Die Gesamtheit dieser Frequenzen bildet ein spektrales
Band.
-
Der
Kompensationsschall 15 ist Bestandteil eines Schalls, den
ein Hörer 16 des
Hörgeräts 8 abstrahlt.
Der Hörer 16 strahlt
den Kompensationsschall 15 ab, weil einem Nutzsignal, das
der Hörer 16 in
Schall wandelt, ein Kompensationsschallsignal additiv überlagert
ist. Das Kompensationsschallsignal wird aus einem Mikrofonsignal
berechnet, dass ein Mikrofon 17 des Hörgeräts 8 erzeugt. Das
Mikrofonsignal ist im Sinne der Erfindung ein Eingangssignal und
repräsentiert
den Schall 11 aus der Umgebung des Benutzers.
-
Um
aus dem Mikrofonsignal das Kompensationsschallsignal zu berechnen,
wird mittels eines Filters 18 des Hörgeräts 8 das Mikrofonsignal
derart gefiltert, dass es in dem erwähnten spektralen Band dieselben
spektralen Eigenschaften wie der Störschall 12 aufweist.
Aus dem gefilterten Mikrofonsignal wird dann das Kompensationsschallsignal
erzeugt, in dem das gefilterte Signal invertiert wird. Für einen
Verlauf eines Graphs des gefilterten Mikrofonsignals bedeutet dies,
dass für
jede Stelle des Graphen sein Vorzeichen umgekehrt wird. Für ein Spektrum
des gefilterten Mikrofonsignals bedeutet dies, dass für jede Frequenz
des Spektrums die Phase um 180° verändert wird.
Das Invertieren erfolgt in dem Beispiel durch einen Invertierer 19.
Das Filter 18 und der Invertierer 19 wirken zusammen
als ein Kompensationsfilter im Sinne der Erfindung.
-
Das
Filter 18 und der Invertierer 19 können auch
zu einem Kompensationsfilter zusammengefasst werden. Die Filterfunktion
des Filters 18 ist dann so beschaffen, dass durch sie das
Filtern und das Invertieren zusammen erfolgt. Ein gesonderter Invertierer
ist dann nicht nötig.
-
Das
Filter 18 ist ein rekursives, lineares Filter. Dadurch
ist es möglich,
eine benötigte
Gruppenlaufzeit des Filters in einem bestimmten spektralen Band
bereitzustellen. Das Filter 18 bildet die spektrale Veränderung
des Schalls 11 beim Durchtritt durch den Vent 9 und
durch die übrigen
Stellen auf dem Weg in den Gehörgang 7 nur
für das
erwähnte
spektrale Band genau nach. Dabei ist auch berücksichtigt, dass ein von dem
Filter 18 zu verarbeitendes Mikrofonsignal, da ja eigentlich
den Schall 11 repräsentieren
soll, durch eine Übertragungseigenschaft
des Mikrofons 17 verfälscht
worden ist. Außerdem
ist berücksichtigt,
dass auch der Hörer 16 beim
Wandeln des Kompensationsschallsignals in den Kompensationsschall 15 ebenfalls
eine Verzerrung bewirkt. Das Filter 18 gleicht diesen Einfluss
der beiden Wandler und weiterer Komponenten des Hörgeräts aus.
-
Die
Funktion des in 2 dargestellten Hörgeräts wird
hier noch einmal kurz zusammengefasst: Das Hörgerät 8 ist für den Benutzer
nicht nur eine Hörhilfe,
sondern es wirkt auch wie ein aktiver Hörstöpsel, d. h. es kompensiert
den Störschall 12,
der das Trommelfell 13 des Benutzers beispielsweise durch
den Vent 9 erreicht. Dazu wird der Umgebungsschall 11 mit
Hilfe des Mikrofons 17 des Hörgeräts 8 aufgenommen und
die spektrale Charakteristik des Mikrofonsignals mittels des Filters 18 und
des Invertierers 19 modifiziert. Aus dem gefilterten und
invertierten Mikrofonsignal (Kompensationsschallsignal) wird mittels
des Hörers 16 dann
der Kompensationsschall erzeugt. Die Überlagerung des Schalls 11,
der das Trommelfell 13 als Störschall 12 ungewollt
erreicht, mit dem Kompensationsschall 15, welchen das Hörgerät 8 abgibt,
führt zu
der erwünschten Auslöschung des
Störschalls
im Bereich 14 unmittelbar am Trommelfell 13 des
Benutzers.
-
Bei
dem Hörgerät 8 ist
es nicht möglich,
das Filter 18 derart zu dimensionieren, dass es für den gesamten
Audio-Frequenzbereich
ideal funktioniert. Dies liegt daran, dass ein Hörgerät nicht ausschließlich für den Zweck
der aktiven Geräuschkompensation
gebaut ist. Daher sind die verwendeten Komponenten des Hörgeräts 8,
also beispielsweise das Mikrofon, der Hörer, die Gehäuseform
und dämpfende Materialien,
nicht so beschaffen, dass sich eine aktive Geräuschkompensation ideal erwirken
lässt.
Deshalb ist die aktive Geräuschkompensation
bei dem Hörgerät 8 auf
ein bestimmtes spektrales Band beschränkt.
-
Durch
geeignete Dimensionierung des Filters 18 kann gesteuert
werden, in welchem Frequenzband eine aktive Geräuschkompensation besonders
gut erwirkt und in welchem Frequenzband bzw. in welchen Frequenzbändern sich
die aktive Geräuschkompensation
suboptimal verhält.
Die Konsequenz ist, dass die aktive Geräuschkompensation in gewissen
Frequenzbereichen nachlässt
bzw. sogar statt einer Schallauslöschung in gewissen Frequenzbändern eine
Schallverstärkung
stattfindet.
-
In
Kombination mit dem Wissen über
einen Hörverlust
des Benutzers kann das Frequenzband, in dem die aktive Geräuschkompensation
besonders gut arbeitet in dasjenige Frequenzband gelegt werden,
in dem der Träger
des Hörgeräts einen
Störschall
verhältnismäßig deutlich
oder laut wahrnimmt. Umgekehrt werden die Artefakte, die in Frequenzbereichen
mit schlechter Geräuschkompensation
entstehen, durch den Hörverlust
des Hörgeräteträgers maskiert.
-
In 3 ist
in Verbindung mit 2 noch einmal verdeutlicht,
wie das Signal des Schalls 11 der Schallquelle 10 auf
einem Störschallpfad 20a und
auf einem Signalpfad 20b zu dem Bereich 14 im
Gehörgang
des Benutzers gelangt. Der Störschallpfad 20a repräsentiert
die ungewollte Übertragung
des Schalls 11 durch den Vent und entlang der übrigen Wege
von der Umgebung in das Innere des Gehörgangs. Über den Störschallpfad 20a gelangt
der Schall 11 als Störschall
zum Bereich 14. Beim Durchtritt durch den Vent und bei
der Übertragung
entlang der übrigen Wege
wird der Schall 11 in seinen spektralen Eigenschaften verändert. Dies
wird in 3 durch eine Übertragungsfunktion
H des Störschallpfads 20a symbolisiert.
-
Der
Signalpfad 20b repräsentiert
den Weg des Signals des Schalls 11, wie er durch die elektronische
Verarbeitung des Schalls 11 in dem in 2 gezeigten
Hörgerät gebildet
ist. Der Signalpfad 20b umfasst das Wandeln des Schalls 11 in
ein Mikrofonsignal, das Filtern des Mikrofonsignals mittels des in 2 dargestellten
Filters 18 und des Invertierers 19 sowie das Erzeugen
des ebenfalls in 2 dargestellten Kompensationsschalls 15 über den
Hörer 16. Das
Filter modifiziert das Mikrofonsignal gemäß einer Übertragungsfunktion H' des Filters 18.
-
Mittels
der Übertragungsfunktion
H' ist es für das bestimmte
spektrale Band möglich,
in dem Bereich 14 einen Schall zu erzeugen, der annähernd dieselben
spektralen Eigenschaften aufweist wie der über den Störschallpfad 20a übertragene
Schall. Die Übereinstimmung
ist dabei so groß,
dass bei einer Kompensation nur kaum hörbare Artefakte in dem spektralen
Band entstehen. Günstigstenfalls
ist die Übereinstimmung
aber perfekt, so dass die Artefakte nicht entstehen.
-
Durch
den Invertierer 19 wird erreicht, dass das durch den Filter 18 entsprechend
der Übertragungsfunktion
H' gefilterte Signal
in dem spektralen Band die Eigenschaften eines Kompensationsschallsignals
erlangt. Das Ausgangssignal des Invertierers 19 wird anschließend mittels
des in 2 gezeigten Hörers 16 in
einen Kompensationsschall 15 gewandelt und ebenfalls in
Richtung des Bereichs 14 abgestrahlt. Im Bereich 14 löschen sich
damit in der beschriebenen Weise in dem spektralen Band die Signale
der Störschallspfads 20a und
des Signalpfads 20b gegenseitig aus.
-
Das
in 4 gezeigte Schaltbild einer aktiven Geräuschkompensation
in einem Hörgerät zeigt, wie
aus einem Eingangssignal, das mittels eines Mikrofons 21 gewonnen
wird, ein Kompensationsschallsignal erzeugt werden kann, das dann
mit einem Hörer 22 in
einen Kompensationsschall wandelbar ist.
-
Das
Mikrofonsignal des Mikrofons 21 wird dazu mit einer Filterbank 23 spektral
analysiert. In 4 sind einzelne Bandpassfilter 24a, 24b, 24c der Filterbank
dargestellt. Die Filterbank 23 weist mehr als die drei
dargestellten Bandpassfilter 24a, 24b, 24c auf.
Die der Übersicht
halber nicht darge stellten Bandpassfilter sind durch Auslassungspunkte
symbolisiert.
-
Die
Signale an den Ausgängen
der Bandpassfilter 24a, 24b, 24c der
Filterbank 23 werden von einem Leistungsmesser 25 miteinander
verglichen. Ein Ausgangssignal eines Bandpassfilters 24a, 24b, 24c gibt
dabei wieder, wie viel Energie in einem spektralen Band vorhanden
ist, für
welches das entsprechende Bandpassfilter 24a, 24b, 24c durchlässig ist. Der
Leistungsmesser 25 ermittelt anhand der Ausgangssignale
der Bandpassfilter 24a, 24b, 24c dasjenige
spektrale Band, in welchem ein Geräteträger einen Störschall
am deutlichsten wahrnehmen würde.
Es können
auch mehrere spektrale Bänder
kombiniert werden.
-
Für das Bestimmen
des spektralen Bands wird durch den Leistungsmesser 25 nicht
unmittelbar die Verteilung der Energie herangezogen, wie sie sich
an den Ausgängen
der Filterbank 23 ablesen lässt. Es wird stattdessen eine
spektrale Verteilung der Energie des Störschalls berechnet. Dazu wird
die von der Filterbank 23 berechnete spektrale Verteilung
der Energie des Mikrofonsignals zunächst mit einem Betragsspektrum
einer Übertragungsfunktion für den Störschallpfad
gewichtet.
-
Der
Leistungsmesser 25 kann außerdem in der Lage sein, die
von den Bandpassfiltern 24a, 24b, 24c empfangenen
Informationen mit einer Hörkurve eines
Benutzers derart zu gewichten, dass auch das subjektive Lautstärkeempfinden
des Benutzers für die
einzelnen spektralen Bänder
berücksichtigt
wird, die durch die Bandpassfilter 24a, 24b, 24c repräsentiert
werden. Dies kann dazu führen,
dass ein spektrales Band, in dem sich verhältnismäßig viel spektrale Energie
des Störschalls
befindet, dennoch nicht von dem Leistungsmesser 25 ausgewählt wird,
weil der Benutzer des Hörgeräts in diesem
spektralen Band ein schlechtes Hörvermögen hat.
Es kann auch vorgesehen sein, das subjektive Lautheitsempfinden des
Weiteren mittels eines psychoakustischen Modells zu schätzen.
-
Eine
Information über
die ausgewählten spektralen
Bänder
wird von dem Leistungsmesser 25 an eine Auswahleinheit 26 übergeben.
Die Auswahleinheit 26 konfiguriert eine Filtereinheit 27 in
der Weise, dass das Mikrofonsignal des Mikrofons 21 nach
einem Filtern durch die Filtereinheit 27 ein Kompensationsschallsignal
für das
von dem Leistungsmesser 25 ausgewählte spektrale Band bildet.
In 4 ist das Konfigurieren in der Weise symbolisiert, dass
die Auswahleinheit 26 auf einen Auswahlschalter 28 einwirkt.
Mit dem Auswahlschalter 28 kann symbolisch zwischen den
Ausgängen
von verschiedenen Filtern 29a bis 29d umgeschaltet
werden. Wie im Fall der Filterbank 23 sind auch bei der
Filtereinheit 27 nicht alle vorhandenen Filter 29a bis 29d in 4 dargestellt.
Die nicht dargestellten Filter sind wiederum durch Auslassungspunkte
angedeutet. In dem in 4 gezeigten Schaltzustand des
Auswahlschalters 28 ist das Filter 29a aktiv.
-
Wie
bereits erwähnt,
ist die in 4 dargestellte Form der Auswahl
mittels des Auswahlschalters 28 nur eine symbolische Darstellung
des Vorgangs. In dem Hörgerät ist ein
Wechsel zwischen den verschiedenen Filtern 29a bis 29d tatsächlich dadurch
ermöglicht,
dass ein Filteralgorithmus der Filtereinheit 27 über Koeffizienten
konfiguriert wird. Damit die Filtereinheit 27 das Mikrofonsignal
entsprechend eines der Filter 29a bis 29d filtert,
muss ein entsprechender Satz von Koeffizienten an den Filteralgorithmus übergeben
werden. Die verschiedenen Sätze von
Koeffizienten, welche die Filter 29a bis 29d repräsentieren,
sind in einer Tabelle abgespeichert. Aus dieser trifft die Auswahleinheit 26 eine
Auswahl. Diese Auswahl ist, wie bereits beschrieben, abhängig von
dem ermittelten spektralen Band bzw. der spektralen Bänder und
somit im Sinne der Erfindung abhängig
von der spektralen Verteilung der Energie des Mikrofonsignals und
gegebenenfalls auch von dem Hörvermögen des
Benutzers.
-
Bei
der Filtereinheit 27 ist es durch ein Einschränken auf
ein verhältnismäßig schmales
spektrales Band für
die Kompensation möglich,
für dieses Band
eine korrekte Laufzeit beim Prozessieren des Schalls durch das Hörgerät zu erreichen.
Dabei wird hingenommen, dass in anderen Frequenzbereichen, also
außerhalb
der von der Recheneinheit 25 bestimmten spektralen Bänder, die
Kompensation suboptimal arbeitet. Dies wird von dem Benutzer allerdings
nicht wahrgenommen.
-
Das
Mikrofonsignal wird fortlaufend durch die Filterbank 23 spektral
analysiert. Für
die jeweilige spektrale Verteilung der Energie des Störschalls
wird ein optimales Filter 29a bis 29d ausgewählt. Das
Umschalten zwischen den Koeffizientensätzen kann zur Vermeidung von
Umschaltartefakten als Umblendvorgang geschehen. Anstelle einer
Tabelle mit Sätzen
von Koeffizienten kann die Filtereinheit 27 als Filteralgorithmus
auch als Ganzes oder zum Teil ein adaptives Filter enthalten.
-
Bei
dem in 5 schematisch dargestellten Programmiergerät 30 wird
mittels eines Audiometers 31 ein Hörverlust eines Trägers eines
Hörgeräts 32 gemessen.
Der Hörverlust
wird dabei frequenzabhängig
ermittelt. Das mittels des Audiometers 31 ermittelte Hörvermögen des
Geräteträgers wird
durch ein Bediengerät 33 einem
Akustiker auf einem in 5 nicht dargestellten Bildschirm
als Hörkurve
angezeigt.
-
In
dem Bediengerät
sind außerdem
vom Hersteller des Hörgeräts 32 entwickelte
Filter 34a bis 34c gespeichert. Die Filter sind
Kompensationsfilter im Sinne der Erfindung, mit denen in unterschiedlichen spektralen
Bändern
für das
Hörgerät 32 ein
Störschall
kompensiert werden kann, der beim Tragen des Hörgeräts 32 durch eine in 5 nicht
dargestellte Otoplastik des Hörgeräts 32 zum
Trommelfell des Trägers
dringen kann.
-
Im
Sinne der Erfindung können
die Filter auch in der Weise berechnet sein, dass sie eine aktive
Geräuschkompensation
für typische,
im Voraus ermittelte Hörverluste
bewirken. Für
solche typischen Hörverluste
lassen sich nämlich
auch im Voraus spektrale Bänder
bestimmen, für
die eine Kompensation nötig
ist. Zum Auswählen
eines Filters kann dann die mit dem Audiometer 31 gemessene
Hörkurve
mit den typischen Hörkurven
ver glichen werden. Es wird das Filter zu derjenigen typischen Hörkurve gewählt, welche
die größte Ähnlichkeit
zu der gemessenen Hörkurve
aufweist.
-
Auch
in 5 symbolisieren Auslassungssymbole, dass es neben
den dargestellten Filtern 34a bis 34c noch weitere
Filter gibt. Die Filter sind als Sätze von Koeffizienten gespeichert,
die einem entsprechenden Filteralgorithmus zugeführt werden können. Auch
in 5 ist entsprechend zu 4 das Auswählen eines
Satzes von Koeffizienten aus einer Liste durch ein Einwirken auf
einen Auswahlschalter 35 symbolisiert. In 5 wird
durch den Auswahlschalter 35 gerade das Filter 34a ausgewählt.
-
Der
Satz von Koeffizienten zu dem ausgewählten Filter wird mittels eines Überspielgeräts 36 zum
Hörgerät 32 übertragen.
Im Hörgerät 32 wird
der Satz von Koeffizienten dann gespeichert. In dem in 5 gezeigten
Beispiel ist es das Filter 34a, das überspielt wird.
-
Es
kann auch vorgesehen sein, sämtliche Koeffizientensätze der
Filter 34a bis 34c im Hörgerät 32 selbst zu speichern
und mittels des Bediengeräts 33 lediglich
die Information darüber
an das Hörgerät 32 zu übermitteln,
welches der Filter 34a bis 34c tatsächlich benutzt
werden soll.
-
Beim
Entwurf der Filter 34a bis 34c konnte nicht berücksichtigt
werden, in wieweit der spezielle Gehörgang des Trägers des
Hörgeräts 32 im
Zusammenwirken mit der Otoplastik des Hörgeräts 32 einen weiteren
Einfluss beim Übertragen
eines Umgebungsschalls in den Gehörgang hat. Es kann deshalb vorgesehen
sein, dass die Übertragungsfunktionen der
Filter 34a bis 34c lediglich einen prinzipiellen spektralen
Verlauf beschreiben. In einem abschließendem Schritt des Anpassens
des Hörgeräts 32 an den
Geräteträger wird
mit Hilfe von Probesignalen dann ein Skalierungsfaktor ermittelt,
der in dem Hörgerät gespeichert
wird. Dieser Skalierungsfaktor wird multiplikativ auf ein gefiltertes
Signal angewendet, damit durch das gefilterte und skalierte Signal
tatsächlich
eine aktive Geräuschkompensation
bewirkt wird.
-
Es
kann auch vorgesehen sein, eine mittels des Audiometers 31 ermittelte
Hörkurve
dazu zu verwenden, ein Kompensationsfilter individuell für eine Hörkurve eines
Geräteträgers zu
entwerfen. Dies kann durch den Akustiker geschehen, der das entsprechende
Programmiergerät
bedient. Es kann aber auch vorgesehen sein, die ermittelte Hörkurve beispielsweise
an ein Labor für
Hörgeräte zu übermitteln.
Ein in Abhängigkeit
von der übermittelten
Hörkurve
und einer Übertragungsfunktion,
die das Übertragungsverhalten
eines Störschallpfads
eines bestimmten Modells eines Hörgeräts beschreibt,
kann dann ein Satz von Koeffizienten berechnet werden, der wieder
an den Akustiker übermittelt
wird, damit dieser den Satz von Koeffizienten in das Hörgerät überträgt.
-
Die
in 6 gezeigten Diagramme D1 bis D5 zeigen Graphen
von verschiedenen Größen in Abhängigkeit
von einer Frequenz f. Der dargestellte Frequenzbereich ist ein Audio-Frequenzbereich.
Hier sind Frequenzen zwischen 0 Hz und ungefähr 15000 Hz dargestellt. Die
in 6 horizontal verlaufenden Frequenzachsen der einzelnen
Diagramme D1 bis D5 sind nicht linear aufgeteilt, damit die im Folgenden erläuterten
Eigenschaften der einzelnen Graphen leichter darstellbar sind. Alle
Diagramme D1 bis D5 haben allerdings dieselbe nicht lineare Aufteilung.
-
In
dem Diagramm D1 ist eine Hörkurve 37 eines
Trägers
eines Hörgeräts dargestellt,
wobei in dem Hörgerät das Verfahren
ausgeführt
wird, zu dem die in 6 dargestellten Diagramme D1
bis D5 gehören.
Ein Vergleich mit einer Hörkurve 38 eines
normal Hörenden
zeigt, dass der Träger
des Hörgeräts 37 für alle dargestellten
Frequenzen ein schlechteres Hörvermögen als
eine gesunde Person hat. Insbesondere gibt es ein spektrales Band 39,
in dem der Träger
des Hörgeräts besonders
schlecht hört.
Außerdem
gibt es ein spektrales Band 40, in dem der Träger des
Hörgeräts vergleichsweise
gut hören kann.
-
In
dem Diagramm D2 ist eine spektrale Verteilung 41 der Energie
eines Schalls über
der Frequenz gezeigt. Der Schall stammt aus einer Umgebung des Trägers des
Hörgeräts und wird
z. T. auf akustischem Wege ungewollt beispielsweise durch einen
Vent des Hörgeräts als Störschall
zum Trommelfell des Trägers
des Hörgeräts übertragen.
Bei der Verteilung 41 gibt es ein spektrales Band 42,
in dem die Energie des Schalls besonders groß ist.
-
In
dem Diagramm D3 ist die subjektive Wahrnehmung 43 einzelner
Frequenzen des Schalls durch den Träger des Hörgeräts berechnet worden. Die subjektive
Wahrnehmung 43 ergibt sich aus einer Gewichtung der Verteilung 41 der
Energie des Schalls mit der Hörkurve 37 des
Trägers
des Hörgeräts. An der
Kurve für
die subjektive Wahrnehmung 43 ist zu erkennen, dass ein
spektrales Band 44, für die
der Träger
des Hörgeräts den Schall
besonders deutlich wahrnimmt, zwischen dem Bereich 42,
in dem die Energie des Schalls konzentriert ist, und dem Bereich 40 liegt,
in welchem der Träger
des Hörgeräts verhältnismäßig gut
hören kann.
-
Entsprechend
der subjektiven Wahrnehmung 43 wird in dem Hörgerät ein Satz
von Koeffizienten eines Kompensationsfilters bestimmt, mit dem sich
aus einem Mikrofonsignal, welches den Schall mit der Energieverteilung 41 repräsentiert,
ein Kompensationsschallsignal erzeugt werden kann. Das Kompensationsfilter
ist dabei so gewählt,
dass die Kompensation insbesondere für den Bereich 44 bewirkt
wird. Es kann aber auch vorgesehen sein, das Kompensationsfilter
nur abhängig
von der Hörkurve 37 oder
nur abhängig
von der Vereilung 41 der Energie des Schalls zu bestimmen.
Wird das Kompensationsfilter nur abhängig von einer Hörkurve bestimmt, muss
das Kompensationsfilter natürlich
nur einmal, etwa bei einem Anpassen des Hörgeräts, bestimmt werden.
-
In
dem Hörgerät stehen
mehrere Sätze
von Koeffizienten zur Verfügung,
die jeweils eine Kompensation in verschiedenen spektralen Bändern bewirken
können.
In dem Diagramm D4 sind für
die einzelnen Sätze
von Koeffizienten diejenigen Frequenzbereiche, d. h. diejenigen
spektralen Bänder 45a bis 45e,
eingetragen, für
die jeweils ein Satz von Koeffizienten in dem Hörgerät gespeichert ist. Die spektralen
Bänder.
die zu weiteren Sätzen
von Koeffizienten gehören,
sind in dem Diagramm nicht eingetragen, um das Diagramm übersichtlich
zu halten. Im Diagramm D4 ist dies durch Punkte angedeutet.
-
Abhängig von
dem Bereich 44, in dem der Schall von dem Träger des
Hörgeräts besonders
gut wahrnehmbar ist, wird nun ein Satz von Koeffizienten, d. h.
ein Kompensationsfilter, ausgewählt.
In dem in 6 gezeigten Fall wird das Kompensationsfilter für das spektrale
Band 45b gewählt.
In 6 sind die Grenzen des spektralen Bands 45b sowohl
in dem Diagramm D3 als auch in dem Diagramm D5 durch gestrichelte
Linien eingetragen.
-
In
dem Diagramm D5 ist eine Übertragungsfunktion 46 desjenigen
Filters gezeigt, das zu dem Satz von Koeffizienten für das spektrale
Band 45b gehört.
Des Weiteren ist in das Diagramm D5 eine Übertragungsfunktion 47 eines
Störschallpfads
dargestellt, über
den der Schall auf akustischem Wege von der Umgebung des Trägers des
Hörgeräts als Störschall
zu seinem Trommelfell gelangt. Wie aus einem Vergleich der beiden Übertragungsfunktionen 46 und 47 zu
erkennen ist, stimmen die beiden Übertragungsfunktionen im Bereich
des spektralen Bands 45b nahezu überein. Dadurch ist es möglich, in
dem spektralen Band 45b mit einer Filtereinheit, das den entsprechenden
Satz von Koeffizienten verwendet, aus einem den Schall repräsentierenden
Mikrofonsignal ein Kompensationsschallsignal zu erzeugen.
-
In
dem Diagramm 5 ist auch zu erkennen, dass die Grenzen eines
spektralen Bands, hier des spektralen Bands 45b, keine
scharfen Grenzen sein müssen.
Es handelt sich bei den Grenzen um einen Übergangsbereich, in dem eine
Abweichung der Übertragungsfunktion 46 des
Kompensationsfilters von der Übertra gungsfunktion 47 des
Störschallpfads graduell
immer größer wird.
Um scharfe Grenzen zu erhalten, lässt sich beispielsweise ein
Schwellwert für
die Abweichung festlegen, der beispielsweise in Abhängigkeit
von einer Wahrnehmbarkeit oder Messbarkeit von Artefakten bei der
aktiven Schallkompensation bestimmt werden kann.
-
Obwohl
für die
Frequenzen außerhalb
des spektralen Bands 45b die beiden Übertragungsfunktionen 46, 47 nicht übereinstimmen,
hört der
Träger des
Hörgeräts dennoch
keinen Störschall
in diesen Frequenzen. Aus dem Graph für die subjektive Wahrnehmung 43 ist
zu entnehmen, dass er in den Frequenzen außerhalb des spektralen Bands 45b einen schlecht
kompensierten oder sogar verstärkten
Störschall
nicht wahrnimmt.
-
Durch
die Beispiele ist gezeigt, wie mittels der Erfindung ein Kompensieren
eines Störschalls ermöglicht ist,
auch wenn die Hörvorrichtung
nicht für ein
solches Kompensieren ausgelegt ist. Für ein Berechnen eines Kompensationsschallsignals
wird dabei sehr wenig Rechenkapazität benötigt.
-
- 1
- Hörgerätegehäuse
- 2
- Mikrofon
- 3
- Signalverarbeitungseinheit
- 4
- Hörer
- 5
- Batterie
- 6
- Ohrmuschel
- 7
- Gehörgang
- 8
- Hörgerät
- 9
- Vent
- 10
- Schallquelle
- 11
- Schall
- 12
- Störschall
- 13
- Trommelfell
- 14
- Bereich
- 15
- Kompensationsschall
- 16
- Hörer
- 17
- Mikrofon
- 18
- Filter
- 19
- Invertierer
- 20a
- Störschallpfad
- 20b
- Signalpfad
- 21
- Mikrofon
- 22
- Hörer
- 23
- Filterbank
- 24a,
24b, 24c
- Bandpassfilter
- 25
- Leistungsmesser
- 26
- Auswahleinheit
- 27
- Filtereinheit
- 28
- Auswahlschalter
- 29a,
29b, 29c, 29d
- Filter
- 30
- Programmiergerät
- 31
- Audiometer
- 32
- Hörgerät
- 33
- Bediengerät
- 34a,
34b, 34c
- Filter
- 35
- Auswahlschalter
- 36
- Überspielgerät
- 37,
38
- Hörkurve
- 39,
40
- spektrales
Band
- 41
- spektrale
Verteilung der Energie
- 42
- spektrales
Band
- 43
- Graph
des subjektiven Hörvermögens
- 44,
45a bis 45e
- spektrales
Band
- 46,
47
- Übertragungsfunktion
- f
- Frequenz
- D1,
D2, D3, D4, D5
- Diagramm
- H,
H'
- Übertragungsfunktion