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Die
Erfindung betrifft ein Hörgerät, insbesondere
eine medizinische Hörhilfe, zum Kompensieren einer Schwerhörigkeit.
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Der
medizinische Bedarf an Hörhilfen ist groß und
nimmt ständig zu, und die zur Verfügung stehenden
Geräte decken ein weites Spektrum ab von einfachen, hinter
dem Ohr zu tragenden breitbandigen Verstärkern bis hin
zu hoch entwickelten und stark miniaturisierten Geräten,
die in den Gehörgang des Benutzers passen.
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Ein
wesentliches Qualitätsmerkmal von Hörgeräten
jedes Miniaturisierungsgrades ist die Anpassbarkeit des Verstärkungsgrades
und des Frequenzgangs der internen Verstärker an den individuellen
Hörschaden des Benutzers. In der Praxis gleicht kein Gehörschaden
dem anderen (von völliger Taubheit einmal abgesehen, die
jedoch nicht mit den hier beschriebenen Hörgeräten
korrigiert werden kann), so dass zur Korrektur eines Gehörschadens eine
entsprechende Anpassbarkeit des Hörgeräts erforderlich
ist. Unterbleibt diese Anpassung und wird der Schall lediglich über
dem gesamten verarbeitbaren Frequenzbereich gleichmäßig
verstärkt, führt dies dazu, dass Töne
in Frequenzbereichen, in denen der Benutzer noch gut hört,
viel zu stark verstärkt werden, und das Gehör
im schlimmsten Fall sogar weiter geschädigt wird. In den
betroffenen Frequenzbereichen hingegen, in denen eine höhere
Verstärkung erforderlich wäre, ist die breitbandige
Verstärkung mit Rücksicht auf die urgeschädigten
Spektralbereiche in der Regel zu gering.
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Die
Einstellung der Verstärkung eines Hörgeräts
nach dem Stand der Technik nimmt ein Hörgeräteakustiker
auf der Basis eines Audiogramms vor, das er selbst oder ein HNO-Arzt
zuvor vom Patienten ermittelt hat. Unter anderem werden dazu mit
Hilfe eines kalibrierten Kopfhörers verschiedene Töne
mit ansteigender Lautstärke dem Patienten vorgespielt, wobei
er angeben soll, ab welcher Lautstärke ein Ton wahrnehmbar
ist. Auf diese Weise wird der individuelle Frequenzgang, insbesondere
die untere Hörschwelle des Gehörs des Patienten
bei unterschiedlichen Frequenzen ermittelt. Je mehr verschiedene Frequenzen
verwendet werden, umso höher ist die spektrale Auflösung
des Audiogramms; und je öfter die Messung mit ein und demselben
Ton wiederholt wird, desto größer ist die statistische
Sicherheit für diesen Messwert. Das so ermittelte Audiogramm
gibt Auskunft über die Bereiche des Hörspektrums,
in denen für den Patienten eine Verstärkung erforderlich ist;
und der Hörgeräteakustiker stellt daraufhin die Verstärkung
des Hörgeräts für verschiedene spektrale
Bereiche entsprechend ein. Zur Kontrolle sollte anschließend
nochmals ein Audiogramm mit Hörgerät aufgenommen
werden, um dessen Nutzen zu dokumentieren und dessen Einstellung
zu überprüfen. Im Idealfall entspricht dieses
neue Audiogramm demjenigen eines durchschnittlichen Normalgehörs.
Dieses Ideal wird jedoch selten erreicht, da die Einstellungen des
Akustikers im Regelfall nicht präzise genug sind, und die
meisten Hörgeräte keine ausreichend hoch auflösende
Einstellung des Frequenzgangs der Verstärkung erlauben.
Die meisten der eingesetzten Geräte besitzen nur drei getrennt
einstellbare Bereiche für hohe, mittlere und tiefe Frequenzen,
wodurch der Hörgeräteakustiker bei seiner Arbeit
zu erheblichen Kompromissen gezwungen ist.
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Neben
dem Ausgleich der Hörkurve des Patienten muss bei der Einstellung
des Hörgeräts noch die „Schmerzgrenze"
des Patienten berücksichtigt werden. Selbst eine perfekt
an den Gehörschaden des Patienten angepasste, aber lineare
Verstärkung würde dazu führen, dass der
Patient zwar leisen Gesprächen folgen kann, laute Schallereignisse
allerdings so stark verstärkt werden, dass schmerzhafte oder
gar schädliche Lautstärken resultieren. Dies ist insbesondere
dann relevant, wenn durch die vorliegende Erkrankung des Gehörs
die als schmerzhaft empfundene Lautstärke herabgesetzt
ist. Der Stand der Technik löst dieses Problem gewöhnlich
dadurch, dass die maximale Ausgabelautstärke eines Hörgeräts
konstruktiv beschränkt ist. Durch die geringe Baugröße
und die nur begrenzt zur Verfügung stehende elektrische
Energie ist die maximale Lautstärke naturgemäß begrenzt.
Außerdem besitzen selbst die einfachsten Geräte
gewöhnlich einen Lautstärkeregler, mit denen der
Benutzer die Lautstärke seines Hörgeräts
anpassen kann, z. B. an unterschiedliche Umgebungssituationen. Hochwertige
Hörgeräte nehmen eine solche situationsabhängige
Einstellung selbsttätig vor und verstellen dabei nicht
nur die Lautstärke sondern optimieren auch noch Ihren Frequenzgang
auf die jeweilige Situation (z. B. Gespräch, Musik, Straßenlärm).
Eine solche situationsabhängige Anpassung, ob automatisch
oder manuell, geht jedoch über den medizinischen Aspekt
der Wiederherstellung eines Normalgehörs hinaus.
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Mit
dem Audiogramm und der Lautstärke-Schmerzgrenze liegen
die entscheidenden Daten zur analytischen Charakterisierung eines
Gehörschadens vor. Die von HNO-Arzt oder Hörgeräteakustiker
oft im Verlauf eines Hörtests zusätzlich aufgenommenen
Daten zur Silbenverständlichkeit (z. B. Freiburger Wörtertest)
entsprechen zwar dem Stand der Technik, können aber im
Hinblick auf die Möglichkeiten und Grenzen eines Hörgeräts
durchaus als überflüssig angesehen werden.
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Ein
weiteres, vom Gehörschaden des Patienten unabhängiges
technisches Problem entsteht dadurch, dass – insbesondere
bei hoch integrierten Geräten – nur eine geringe
räumliche Distanz zwischen Schallaufnahme (Mikrofon) und
Schallerzeugung (Miniaturlautsprecher, im Hörgerät
häufig als „Transducer" bezeichnet, im Folgenden
stets einfach „Lautsprecher" genannt) vorhanden ist. Dadurch
besteht die Gefahr, dass für einzelne Frequenzen die Kreisverstärkung
zwischen Lautsprecher und Mikrofon größer als
eins ist und es dadurch zu Rückkopplungspfeifen kommt.
Dieses Problem wird oft dadurch gelöst, dass kritische
Frequenzen mit zusätzlichen schmalbandigen Filtern („Notch-Filter")
bedämpft werden. Damit lässt sich die Rückkopplung bzw.
Schwingneigung des Systems zwar unterdrücken, aber diese
zusätzlichen Filter beeinflussen den Frequenzgang auf unerwünschte
Weise, insbesondere konterkarieren sie ggf. die eigentlich benötigte hohe
Verstärkung in den Bereichen des Spektrums, in denen der
Patient schlecht hört.
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Bei
Hörgeräten der höchsten Preisklassen sind
im Stand der Technik weitere, über die beschriebenen Verfahren
hinausgehende Methoden der digitalen Signalverarbeitung bekannt.
So versucht man beispielsweise, im Schallsignal zwischen Sprach- und
Geräuschkomponenten zu unterscheiden, um letztere zu entfernen
oder zumindest zu reduzieren. Bei solchen Verfahren zur Geräuschunterdrückung, die
auch aus anderen Anwendungsgebieten bekannt sind, gilt es aber verschiedene
Seiteneffekte zu beachten: So geht bei manchen Verfahren mit der Dämpfung
der Geräusche auch eine Verfremdung des Nutzanteils, beispielsweise
des Sprachanteils, einher, und der Klang der gedämpften
Geräusche wird merklich verändert. Außerdem
verursachen einige Verfahren eine Signalverzögerung, die
in einem Hörgerät nur in sehr engen Grenzen akzeptiert
werden kann, da ansonsten das Gesehene und das Gehörte
nicht mehr zeitsynchron sind, was zu Wahrnehmungsstörungen
beim Hörgeräteträger führen
kann.
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Die
Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein verbessertes Hörgerät
bereitzustellen, das die oben genannten Nachteile überwindet.
Insbesondere soll ein Hörgerät bereitgestellt
werden, das in Interaktion mit dem Benutzer eingestellt werden kann.
Weiter soll ein entsprechendes Verfahren zum Einstellen eines Hörgeräts
in Interaktion mit dem Benutzer bereitgestellt werden.
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Die
Aufgabe wird durch die Merkmale der Patentansprüche gelöst.
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Die
Erfindung geht von dem Grundgedanken aus, in Interaktion mit dem
Benutzer während einer Initialisierungsphase selbsttätig
ein Audiogramm, also die spektrale Charakteristik des Hörvermögens des
Benutzers zu ermitteln und mit den gewonnenen Daten die interne
Signalverarbeitung, vorzugsweise eine digitale Signalverarbeitung,
wie beispielsweise Multiband-Equalizer sowie Limiter/Kompressor,
so anzupassen, dass eine ideale Kompensation des individuellen Hörschadens
resultiert. Die ermittelten Daten werden gespeichert, vorzugsweise
in einem nicht flüchtigen Speichermedium. Vorzugsweise kann
der Benutzer die Ermittlung eines Audiogramms jederzeit erneut durchführen
bzw. bestehende Daten optimieren.
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Erfindungsgemäß wird
der Hörtest, also das Ermitteln des Audiogramms eines Patienten,
in das Hörgerät selbst verlegt. Dadurch wird es
möglich, dass das Hörgerät den Frequenzgang
seiner Verstärkung in einem geschlossenen System selbsttätig
einstellt, ohne dass ein Audiogramm von einem Hörgeräteakustiker
interpretiert wird. Dadurch kann der individuelle Gehörschaden
eines Patienten exakt kompensiert werden, denn die Parameter der
internen Signalverarbeitung werden vom Hörgerät
selbst in einem Initialisierungsmodus bestimmt, der vom Betriebsmodus
zu unterscheiden ist, in welchem die Parameter angewandt werden.
Im Initialisierungsmodus gibt das Hörgerät Testsignale
aus; vom eigenen Mikrofon aufgenommene Signale werden vorzugsweise zumindest
teilweise nicht der Schallausgabe des Hörgeräts
zugeführt. Es werden keine kalibrierten Messgeräte
wie bei einem klassischen Hörtest benötigt, eine
vorherige Kalibrierung des Hörgeräts selbst ist
ebenfalls unnötig, und der Einfluss der physischen Präsenz
des Hörgeräts im Hörkanal auf das Hörvermögen
wird intrinsisch berücksichtigt.
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Die
Funktionsweise des Hörgeräts und die Initialisierungsmethode
sowie die verschiedenen Parameter der Signalverarbeitung und die
Methoden ihrer Bestimmung werden im Folgenden anhand bevorzugter
Ausführungsformen mit Bezug auf die Figuren beschrieben;
es zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung der Komponenten eines erfindungsgemäßen
Hörgeräts;
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2 eine
schematische Darstellung eines Hörmoduls eines Hörgeräts
gemäß 1;
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3 eine
schematische Darstellung eines Initialisierungsmoduls eines Hörgeräts
gemäß 1;
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4 eine
schematische Darstellung einer Hörkurvenkorrektur in einem
Hörmodul gemäß 2;
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5 eine
schematische Darstellung einer Geräuschunterdrückung
in einem Hörmodul gemäß 2;
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6 eine
schematische Darstellung einer Lautstärkenbegrenzung in
einem Hörmodul gemäß 2;
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7 ein
Flussdiagramm zur Ermittlung eines Audiogramms gemäß der
Erfindung;
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8 ein
Flussdiagramm zur Ermittlung einer maximal akzeptablen Lautstärke
gemäß der Erfindung; und
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9 eine
schematische Darstellung der Bestimmung des Anti-Feedback-Filters
gemäß der Erfindung.
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1 zeigt
in einer schematischen Darstellung ein erfindungsgemäßes
Hörgerät, das sich an oder im menschlichen Ohr
befindet, mit seinen wesentlichen Komponenten Mikrofon 1,
Initialisierungsmodul 2, Hörmodul 3 und
Lautsprecher 4, wobei das Initialisierungsmodul 2 mit
einem Steuergerät 5 in Verbindung steht, über
welches der Benutzer während der Initialisierung mit dem
Gerät interagiert. In einer bevorzugten Ausführungsform
weist das Hörgerät weiter einen Analog-Digital-Wandler 6 und
einen Digital-Analog-Wandler 7, wie in 1 gezeigt, auf.
Als Feedbackpfad ist die akustische Rückkopplungsstrecke
eingezeichnet, über welche Schall vom Lautsprecher 4 zurück
in das Mikrofon 1 gelangt und zu Rückkopplungspfeifen
führen kann.
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Zur
Einstellung des Hörmoduls 3 des Hörgeräts
an den individuellen Gehörschaden eines Benutzers – also
die Abweichung von der Normalhörkurve – durch
eine entsprechend verstärkte Lautsprecherausgabe des vom
Mikrofon 1 aufgenommenen Schalls, wird eine Initialisierung
durchgeführt. Dazu ist erfindungsgemäß eine
Interaktion zwischen Benutzer und Hörgerät vorgesehen,
die durch Bedienelemente am Hörgerät selbst oder
durch eine drahtlose oder kabelgebundene Verbindung zu einem Bedienhilfsmittel,
z. B. einem PC erfolgt; dieses Bedienhilfsmittel wird im Folgenden
allgemein als Steuergerät 5 bezeichnet.
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Das
Steuergerät weist mindestens eine Betätigungsvorrichtung
auf, die einen Schalter und/oder einen Taster aufweist.
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Der
Signalfluss im Hörgerät ist wie folgt: Das Mikrofonsignal
sM(t) wird vorzugsweise von einem Analog-Digital-Wandler 6 diskretisiert
und digitalisiert und dem Hörmodul 3 sowie dem
Initialisierungsmodul 2 zugeführt, wo die Signalverarbeitung,
vorzugsweise eine digitale Signalverarbeitung, erfolgt. Anschließend
erzeugt, im Falle einer digitalen Signalverarbeitung, ein Digital-Analog-Wandler 7 ein
Ausgangssignal sL(t), mit welchem ein Lautsprecher 4 das
Ohr des Benutzers beschallt.
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2 zeigt
das Hörmodul 3 mit einer Summiereinheit 31,
welche einen vom Anti-Feedback-Filter 32 berechneten negativen
Pseudofeedback zum Mikrofonsignal addiert, einer Hörkurvenkorrektur 33 durch
frequenzabhängige Signalverstärkung, einer optionalen
Geräuschunterdrückung 34 sowie einer Lautstärkenbegrenzung 35 des
auszugebenden Lautsprechersignals. Die Berechnung des negativen Pseudofeedbacks
erfolgt durch diskrete Faltung der Impulsantwort des Feedbackpfads
mit dem auszugebenden Lautsprechersignal sL(t).
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Im
Folgenden werden die Komponenten und die Funktion des in 2 gezeigten
Hörmoduls 3 mit Bezug auf die 4 bis 6 näher
erläutert.
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Das
Hörmodul 3 erhält das digitale Mikrofonsignal
sM(t) und addiert dazu das negative Pseudofeedback
sF(t), welches mit Hilfe der Impulsantwort des
Feedbackpfads h(t) als diskrete Faltung mit dem Lautsprechersignal
sL(t) zu sF(t) =
h(t)*sL(t) berechnet wird, um die Rückkopplung
des Lautsprechersignals in das Mikrofon 1 aus dem Mikrofonsignal
zu entfernen und auf diese Weise ein Feedback-Pfeifen zu verhindern.
Anschließend wird die eigentliche Hörkurvenkorrektur 33,
wie detaillierter in 4 gezeigt, vorgenommen, indem
ein System verschiedener Filter mit Mittenfrequenzen fi =
f1 ... fn und Verstärkungen
V(fi) auf das Signal angewandt werden, wobei
die Güte der Filter so gewählt ist, dass die Superposition aller
Filter einen möglichst konstanten Frequenzgang ergibt,
wenn alle Verstärkungen V(fi) denselben
Wert haben, d. h. V(f1) = V(f2)
= V(f3) = ... = V(fn).
Die V(fi)-Werte sind möglichst
genau auf den individuellen Gehörschaden anzupassen, so
dass bei Benutzung des Hörgeräts die Hörkurve
des Anwenders derjenigen eines durchschnittlichen Normalhörers
so nahe wie möglich kommt.
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Die
Hörkurvenkorrektur im Hörmodul 3 erfolgt
durch eine Reihe unabhängiger Filter, vorzugsweise IIR-Filter.
Die individuelle Einstellung der V(fi)-Werte
zur Korrektur des Gehörschadens erfolgt mit Hilfe des Initialisierungsmoduls 2.
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Nach
der Hörkurvenkorrektur
33 folgt eine wie in
5 dargestellte
optionale Geräuschunterdrückung
34, wie
sie z. B. aus
DE 199
48 308 A1 bekannt ist. Das Signal wird einer Fouriertransformation unterzogen,
um z. B. durch Minimadetektion im Spektrum eine Schätzung
des Geräusch-Spektrums zu erhalten. Diese Geräusch-Schätzung
wird dazu benutzt, ein geräusch- und signalabhängiges
Filter bzw. die Filterkoeffizienten eines Filters zu bestimmen,
das auf das Signalspektrum angewandt wird. Letzteres wird sodann
durch inverse Fouriertransformation in ein geräuschreduziertes
Zeitsignal zurückverwandelt, das am Ausgang der Geräuschunterdrückung
34 bereitgestellt
wird.
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Der
letzte Schritt der Signalverarbeitung im Hörmodul 3 vor
der Ausgabe des Signals zum Digital-Analog-Wandler 7 und
zum Lautsprecher 4 besteht darin, die maximale Ausgabelautstärke
auf einen Maximalwert M zu beschränken, um die individuelle
Schmerzgrenze des Benutzers nicht zu überschreiten. Dazu
wird vorzugsweise eine Kennlinie, wie in 6 gezeigt,
verwendet, die für unterkritische Signallautstärken
linear verläuft, und sich bei Erreichen der Schmerzgrenze
der Schwelle M nähert ohne diese selbst für noch
größere Eingangspegel zu überschreiten.
Die Schwelle M wird vorzugsweise im Initialisierungsmodul in Interaktion
mit dem Benutzer ermittelt.
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Gemäß der
Erfindung wird mit Hilfe des Initialisierungsmoduls 2,
die individuelle Einstellung der Parameter des Hörmoduls 3 zur
idealen Kompensation des persönlichen Hördefizits
des Benutzers vorgenommen. Dazu wird das Steuergerät 5 eingesetzt, mit
welchem der Benutzer mit dem Initialisierungsmodul 2 interagiert.
Wie in 3 schematisch dargestellt, wird im Initialisierungsmodul 2 die
Hörkurve des Patienten durch Ausgabe von Tönen
bzw. akustischen Signalen ansteigender Lautstärke gemessen. Insbesondere
werden vom Initialisierungsmodul elektrische Signale ausgegeben,
die in Töne bzw. akustische Signale umgewandelt werden.
Daraufhin wird die Hörkurve relativ zur Hörkurve
eines durchschnittlichen Normalhörers ermittelt und die
entsprechenden Filter zur Kompensation des individuellen Hördefekts
bestimmt. Außerdem wird die Schmerzgrenze des Benutzers
durch Ausgabe von Rauschen ansteigender Lautstärke gemessen.
Also wird die maximal erträgliche Ausgabelautstärke
ermittelt, die ebenfalls individuell für jeden Benutzer
ist. Vorzugsweise wird gleichzeitig – indem die vom Lautsprecher 4 ausgegebenen
Testsignale vom Mikrofon 1 wieder aufgenommen werden – die
Impulsantwort des Feedbackpfades bestimmt, welche zur Elimination
von Rückkopplungen im Anti-Feedback-Filter 32 des
Hörmoduls 3 benutzt wird.
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Im
Initialisierungsmodus gibt das Initialisierungsmodul 2 eine
Folge von elektrischen Signalen an den Lautsprecher 4 aus,
die in akustische Signale umgewandelt werden, wobei die akustischen
Signale zur Messung der Hörkurve des Benutzers dienen. Die
akustischen Signale haben eine bestimmte Frequenz bzw. ein bestimmtes
Frequenzspektrum mit einer bestimmten Mittenfrequenz, um eine untere
Hörschwelle des Benutzers in Abhängigkeit der
jeweiligen Frequenz zu bestimmen. In einer bevorzugten Ausführungsform
ist die Übertragung vom Mikrofon 1 zum Lautsprecher 4 unterbrochen,
während das Initialisierungsmodul 2 zur Messung
der Hörkurve des Benutzers betrieben wird.
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Vorzugsweise
weist das erfindungsgemäße Hörgerät
weiter einen Vergleicher zum Vergleichen einer unteren Hörschwelle
eines Benutzers bei einer bestimmten Mittenfrequenz mit einer gespeicherten unteren
Hörschwelle eines Normalhörers und einer Einstelleinrichtung
zum Einstellen einer Verstärkung bei der jeweiligen Frequenz
auf, um so ein Hördefekt des Benutzers zu kompensieren.
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Zur
Bestimmung einer Schmerzgrenze des Benutzers, d. h. einer maximal
akzeptablen Lautstärke, die an den Lautsprecher 4 ausgegeben
wird, gibt das Initialisierungsmodul 2 elektrische Signale
aus, vorzugsweise nach einem vorgegebenen Programm, was mit Bezug
auf 8 später näher erläutert
wird. Das Hörmodul 3 begrenzt entsprechend der
maximal akzeptablen Lautstärke die Lautsprecherausgabe.
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7 zeigt
ein Flussdiagramm einer erfindungsgemäßen Audiogramm-Messung
und Bestimmung der Verstärkungen V(fi)
zur Hörkurvenkorrektur. Zur Ermittlung der Hörkurve
des Benutzers und der Verstärkungsparameter V(fi) zur Hörkurvenkorrektur werden
in einem ersten Schritt S1 verschiedene Testtöne abgespielt,
deren Frequenzen den Mittenfrequenzen fi der
Filter entsprechen, die zur Hörkurvenkorrektur bereitstehen.
Für eine ausgewählte Frequenz fi wird
die Lautstärke zunächst auf A = AN eingestellt,
was vorzugsweise der von einem durchschnittlichen Normalhörer
gerade noch hörbaren Lautstärke, also einer unteren Hörschwelle,
entspricht. Im Schritt S2 wird mit vorzugebender Steigerungsrate
nun die Lautstärke A sukzessive erhöht, bis der
Benutzer im Schritt S3-ja per Knopfdruck am Steuergerät 5 signalisiert,
dass er den Ton wahrgenommen hat. Die entsprechende individuelle
untere Hörschwelle A(fi) wird im
Schritt S4 gespeichert. Anschließend wird die Prozedur
im Schritt S5-nein mit einer anderen Frequenz fi wiederholt,
bis die Hörkurvenmessung durch eine entsprechende Benutzerinteraktion
am Steuergerät 5 und/oder eine Abbruchbedingung
im Schritt S5-ja beendet wird. Die individuelle Hörschwelle
wird für alle Frequenzen f1, f2, f3, ..., fn mindestens einmal, vorzugsweise jedoch
mehrfach bestimmt, um für die Messwerte eine gewisse statistische
Sicherheit zu erreichen. Eine mögliche Abbruchbedingung
kann daher beispielsweise eine ausreichende erfasste Datenmenge
sein, d. h. alle unteren Hörschwellen des Benutzers bei
der jeweiligen Frequenz sind mindestens einmal erfasst. Über die
verschiedenen Werte von A(fi), das heißt
Verstärkungswerte bei gleicher Frequenz, wird im Schritt
S6 anschließend ein Mittelwert gebildet, vorzugsweise der
Median, da bei diesem Mittel „Ausreißer" – also völlig
fehlerhafte Messwerte – nicht in den Mittelwert eingehen.
Daraus werden im Schritt S7 die Verstärkungen V(fi) berechnet.
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Die
Anzahl der Testtöne bzw. akustischen Signale der Folge
von elektrischen Signalen zur Messung der Hörkurve des
Benutzers beträgt vorzugsweise zwischen 4 und 128, oder
zwischen 8 und 64, oder zwischen 16 und 48 und besonders bevorzugt 32
verschiedene Töne, d. h. dass bei der besonders bevorzugten
Anzahl von Tönen 32 verschiedene Frequenzen f1 bis
f32 gemessen werden. Die Amplitude eines
bei der Messung der Hörkurve des Benutzers lauter werdenden
Tons ist von einer minimalen Lautstärke bis zu einer maximalen
Lautstärke vorzugsweise in 10 bis 200, oder in 50 bis 150,
und besonders bevorzugt in 100 Amplitudenwerte gestuft, d. h. dass
sich die Amplitude eines lauter werdenden Tons bei der besonders
bevorzugten Stufenzahl 100 mal von der minimalen zur maximalen Lautstärke
verändert.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform werden die Frequenzen
der aufeinander folgenden Testtöne bzw. akustischen Signale
bei der Messung in einer zufälligen Reihenfolge bzw. definierten
pseudo-zufälligen Reihenfolge verändert.
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Neben
der Korrektur der persönlichen Hörkurve ist ein
weiteres Element der digitalen Signalverarbeitung des Hörgeräts
die Begrenzung der maximalen Ausgabelautstärke, die ebenfalls
individuell an das Gehör des Benutzers angepasst wird. 8 zeigt
ein Flussdiagramm einer erfindungsgemäßen Bestimmung
der maximalen Lautstärke M. Dazu wird im Schritt S10 Rauschen
Rr(t), vorzugsweise weißes Rauschen, mit einer Initiallautstärke
R = RN erzeugt, was einer Lautstärke
entspricht, die etwa in der Mitte zwischen der Hörschwelle
und der Schmerzgrenze eines durchschnittlichen Normalhörers
liegt. Bevor das Rauschsignal das Ohr des Benutzers erreicht, wird
es im Schritt S11 durch die zuvor ermittelte Hörkurvenkorrektur
mit Hilfe der entsprechend eingestellten Filter V(fi)
frequenzabhängig verstärkt. Dieser Schritt ist
bevorzugt, damit die Messung der Schmerzgrenze bereits auf das persönliche
Hörvermögen des Benutzers abgestimmt ist. Die
Lautstärke R des Rauschsignals wird im Schritt S12 nun
sukzessive erhöht, bis der Benutzer im Schritt S13-ja über einen
Tastendruck am Steuergerät signalisiert, dass eine Lautstärke
erreicht ist, die als schmerzhaft empfunden wird. Ist das der Fall,
wird der aktuelle Wert von R als Maximallautstärke M im
Schritt S14 abgespeichert. Auch diese Messung wird vorzugsweise mehrfach
wiederholt (Schritt S15-ja), um über die verschiedenen
Messungen im Schritt S16 einen Mittelwert bilden zu können,
damit eine gewisse statistische Sicherheit entsteht. Vorzugsweise
wird der Median zur Mittelwertbildung ermittelt.
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Das
vorzugsweise zur Ermittlung der maximalen Lautstärke verwendete
weiße Rauschen wird vorzugsweise in einem Frequenzband
von 0–8 kHz vom Initialisierungsmodul 2 über
den Lautsprecher 4 ausgegeben. Die verwendete Abtastrate
zur Erfassung des Rückkopplungssignals über das
Mikrofon 1 beträgt nach dem Abtasttheorem von
Nyquist-Shannon folglich größer 16 kHz.
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Die
Abtastrate bei der Verwendung des Hörgeräts nach
der Initialisierung beträgt vorzugsweise 16 kHz, d. h.
ein Hördefizit eines Benutzer wird in einem Frequenzband
von vorzugsweise 0 kHz bis annähernd 8 kHz korrigiert.
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Da
weißes Rauschen zu den für das menschliche Gehör
unangenehmsten Geräuschen gehört, kann davon ausgegangen
werden, dass alle anderen Schallereignisse, die mit der ermittelten
Maximallautstärke M ausgegeben werden, weniger kritisch
sind. Es entsteht ein weiterer Vorteil durch die Verwendung von
(weißem) Rauschen: das Signal ist sehr gut geeignet zur
Bestimmung der Impulsantwort des Feedbackpfads h(t), die im Antifeedback-Filter
32 verwendet
wird. Dazu wird das Mikrofonsignal s
M(t)
ausgewertet, vorzugsweise während das ausgegebene Lautsprechersignal
s
L(t) wie beschrieben aus Rauschsignalen
unterschiedlicher Lautstärke zur Ermittlung der Maximallautstärke
M besteht. Wie aus der simultanen Analyse von Mikrofon- und Lautsprechersignal
auf die Impulsantwort h(t) des akustischen Pfades zwischen Lautsprecher
4 und
Mikrofon
1 – also des Feedback-Pfads – geschlossen
werden kann, ist z. B. im Detail in
DE
101 40 523 oder
DE
100 43 064 beschrieben.
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9 zeigt
die Bestimmung des Anti-Feedback-Filters 32 bzw. der Filterkoeffizienten.
Von beiden Signalen sM(t) und sL(t)
werden auf Frames vorzugebender Länge mit Hilfe von Fouriertransformationen
Spektren SM(f) und SL(f)
gebildet; von SL(f) wird außerdem
das komplex Konjugierte, S*L(f) bestimmt. Das
Produkt SM(f)S*L(f)
sowie das Betragsquadrat SL(f)S*L(f) werden jeweils zeitlich gemittelt und
durcheinander dividiert. So erhält man die Übertragungsfunktion
H(f) des Feedbackpfads, aus welcher durch inverse Fouriertransformation
die Impulsantwort h(t) entsteht.
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Nachdem
alle gewünschten Individualparameter auf die beschriebene
Weise ermittelt wurden, wird vom Initialisierungsmodul 2 zum
Hörmodul 3 gewechselt, und der Kreis schließt
sich: die zuletzt bestimmte Impulsantwort h(t) wird in der digitalen
Signalverarbeitung des Hörmoduls 3 als erstes
benötigt. Das Steuergerät 5 wird vom
erfindungsgemäßen Hörmodul 3 nach
der Initialisierung nicht benötigt, dennoch kann es für
hier nicht näher beschriebene triviale Interaktionen benutzt
werden, z. B. für die benutzergesteuerte Lautstärkenänderung
oder eine situationsabhängige Equalizer-Wahl.
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Diese
Erfindung wurde anhand von Beispielen beschrieben. Dabei ist zu
betonen, dass einzelne Merkmale, Beispiele und Ausführungsformen
beliebig miteinander kombiniert werden können und dadurch
weitere bevorzugte Merkmale, Beispiele und Ausführungsformen
gebildet werden können.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 19948308
A1 [0031]
- - DE 10140523 [0043]
- - DE 10043064 [0043]