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Die
vorliegende Erfindung betrifft kristallisierende Glaslote und Komposite,
die insbesondere für Hochtemperaturanwendungen geeignet
sind, und deren Anwendungen.
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Glaslote
werden üblicherweise zum Herstellen von Fügeverbindungen
eingesetzt, um insbesondere Glas- und/oder keramische Bauteile miteinander
oder mit Bauteilen aus Metall zu verbinden. Bei der Entwicklung
von Glasloten wird deren Zusammensetzung oftmals so gewählt,
dass der thermische Ausdehnungskoeffizient des Glaslotes in etwa
dem der miteinander zu verbindenden Bauteile entspricht, um eine
dauerhaft stabile Fügeverbindung zu erhalten. Gegenüber
anderen Fügeverbindungen, beispielsweise solchen aus Kunststoff,
haben solche basierend auf Glasloten den Vorteil, dass sie hermetisch
dicht ausgeführt werden können und höheren
Temperaturen standhalten können.
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Glaslote
werden im allgemeinen oftmals aus einem Glaspulver hergestellt,
das beim Lötvorgang aufgeschmolzen wird und unter Wärmeeinwirkung
mit den zu verbindenden Bauteilen die Fügeverbindung ergibt. Die
Löttemperatur wird in der Regel etwa in Höhe der
so genannten Halbkugeltemperatur des Glases gewählt oder
kann üblicherweise um ±20 K von dieser abweichen.
Die Halbkugeltemperatur kann in einem mikroskopischen Verfahren
mit einem Heiztischmikroskop bestimmt werden. Sie kennzeichnet diejenige
Temperatur, bei der ein ursprünglich zylindrischer Probekörper
zu einer halbkugelförmigen Masse zusammengeschmolzen ist.
Der Halbkugeltemperatur lässt sich eine Viskosität
von ungefähr log η = 4,6 zuordnen, wie entsprechender Fachliteratur
entnommen werden kann. Wird ein kristallisationsfreies Glas in Form
eines Glaspulvers aufgeschmolzen und wieder abgekühlt,
so dass es erstarrt, kann es üblicherweise bei der gleichen
Schmelztemperatur auch wieder aufgeschmolzen werden. Dies be deutet
für eine Fügeverbindung mit einem kristallisationsfreien
Glaslot, dass die Betriebstemperatur, welcher die Fügeverbindung
dauerhaft ausgesetzt sein kann, nicht höher als die Löttemperatur
sein darf. Tatsächlich muss die Betriebstemperatur bei
vielen Anwendungen noch signifikant unter der Löttemperatur
liegen, da die Viskosität des Glaslotes bei steigenden
Temperaturen abnimmt und ein gewissermaßen fließfähiges
Glas bei hohen Temperaturen und/oder Drücken aus der Fügeverbindung
herausgepresst werden kann, so dass diese Ihren Dienst versagen
kann.
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Aus
diesem Grund müssen Glaslote für Hochtemperaturanwendungen üblicherweise
eine Löttemperatur bzw. Halbkugeltemperatur aufweisen,
welche noch deutlich über der späteren Betriebstemperatur
liegt. Ein Problem, das durch die im Vergleich zur späteren
Betriebstemperatur deutlich höhere Löttemperatur
entstehen kann, ist die Schädigung der miteinander zu verbindenden
Bauteile. Daher sind Glaslote erwünscht, welche zwar eine
möglichst geringe Löttemperatur aufweisen, aber
dennoch eine möglichst hohe Betriebstemperatur ermöglichen.
Dies bedeutet, dass die gewünschten Glaslote nach einem
ersten Lötvorgang nur noch bei einer höheren Temperatur
als der Löttemperatur wieder aufschmelzbar sein sollten.
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Mit
reinen nichtkristallisierenden Glasloten ist dies nicht ohne weiteres
zu erreichen. Glaslote, die solchen Anforderungen erfüllen,
können jedoch erhalten werden, wenn das Grundglas beim
Lötvorgang zumindest teilweise kristallisiert, wobei die
kristallinen Phasen deutlich von dem Grundglas abweichende Eigenschaften
z. B. bzgl. der thermischen Ausdehnung aufweisen können,
insbesondere aber die für das Wiederaufschmelzen benötigte
Temperatur in der Regel deutlich über der des Grundglases
liegt. Die Eigenschaften eines zumindest teilweise kristallisierten
Glaslotes können direkt durch die Zusammensetzung des ursprünglichen
Grundglases beeinflusst werden, aber auch durch geeignete Füllstoffe,
welche in der Regel eine kristalline Struktur aufweisen und dem
Lot glas hinzugefügt werden. Die Mischung aus Glaslot und
Füllstoff wird im Sinne dieser Anmeldung Komposit genannt.
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Ein
Einsatzgebiet solcher Glaslote und/oder Komposite sind z. B. Fügeverbindungen
in Hochtemperaturbrennstoffzellen, welche z. B. als Energiequelle
in Kraftfahrzeugen eingesetzt werden können. Ein wichtiger
Brennstoffzellentyp sind beispielsweise die so genannten SOFC (solid
oxid fuel cell), welche sehr hohe Betriebstemperaturen von bis zu
etwa 1000°C aufweisen können. Die Fügeverbindung
mit dem Glaslot wird dabei üblicherweise zur Herstellung
von Brennstoffzellen-Stacks, d. h. für die Verbindung mehrerer
einzelner Brennstoffzellen zu einem Stack verwendet. Solche Brennstoffzellen
sind bereits bekannt und werden kontinuierlich verbessert. Insbesondere
geht der Trend in der aktuellen Brennstoffzellenentwicklung im allgemeinen zu
geringeren Betriebstemperaturen. Einige Brennstoffzellen erreichen
schon Betriebstemperaturen unter 800°C, so dass eine Absenkung
der Löttemperaturen möglich und aufgrund der dann
geringen Temperaturbelastung der SOFC-Komponenten beim Lötprozess
auch erwünscht ist.
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Eine
große Rolle bei der Brennstoffzellen-Entwicklung kommt
dabei den Glasloten zu, die auch schon Gegenstand der folgenden
Offenbarungen sind.
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Die
DE 19857057 C1 beschreibt
ein alkalifreies glaskeramisches Lot mit einem thermischen Ausdehnungskoeffizienten α
(20–950) von 10,0·10
–6 K
–1 bis
12,4·10
–6 K
–1.
Das dort beschriebene Lot enthält MgO von 20 bis 50 mol-%.
Hoch MgO-haltige Gläser sind in der Praxis stark kristallisationsempfindlich,
was zu schnell und stark kristallisierenden Verbindungen führt.
Bei einer solch schnellen und starken Kristallisation ist es schwierig,
eine gute Benetzung des Interkonnektormaterials durch das Glaslot
zu gewährleisten. Dies ist aber erforderlich, um eine den
jeweiligen Anforderungen optimal genügende Fügeverbindung
bereitstellen zu können.
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Ebenfalls
glaskeramische Lote werden in der
US 6,532,769 B1 und
US 6,430,966 B1 beschrieben. Diese
sind für Löttemperaturen von etwa 1150°C
ausgelegt und enthalten 5 bis 15 mol-% Al
2O
3. Solch hohe Löttemperaturen sind
für moderne Brennstoffzellen unerwünscht, da sie
die metallischen Substratmaterialien und andere temperatursensitive
Materialien zu stark belasten.
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Die
DE 10 2005 002 435
A1 beinhaltet Kompositlote, die aus einer amorphen Glasmatrix
und einer kristallinen Phase bestehen. Die Glasmatrix weist dabei
hohe Gehalte von CaO auf, was jedoch zu relativ hohen Viskositäten
und hohen dielektrischen Verlusten führt.
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Bei
den erfindungsgemäßen Glassystemen ist der dominierende
Kristallisationsmechanismus die Oberflächenkristallisation.
Werden diese wie üblich aus pulverförmigen Mischungen
der Ausgangskomponenten für das Herstellen der Fügeverbindung
bereitgestellt, erfolgt die Kristallisation im allgemeinen bereits
vor Erreichen der Erweichungstemperatur des Lotglases, also weit
vor Erreichen der Löttemperatur. Beim Erreichen der Löttemperatur
liegt das Lot damit schon teilweise kristallisiert vor, was bedeutet,
dass die benötigte Löttemperatur oftmals weit
oberhalb von 1000°C gewählt werden muss, da sie
an den höheren Schmelzpunkt des teilweise kristallisierten
Lotglases angepasst werden muss. Bei solch hohen Temperaturen kann
es bei metallischen Bestandteilen der Fügeverbindung zu
unerwünschten Oxidationsreaktionen kommen. Eine entstehende
Oxidschicht einer gewissen Dicke kann bereits beim Lötvorgang
abplatzen und so eine dichte Verbindung verhindern. Ferner steigt
bei solch hohen Löttemperaturen die Verdampfung von Cr
aus Stählen, die oftmals Bestandteil der Bauteile der Fügeverbindung
sind. Ausdampfendes Cr kann zur so genannten Vergiftung des Elektrolyten
einer SOFC führen und so die Leistungsfähigkeit
negativ beeinflussen.
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Im
Rahmen dieser Offenbarung umfasst der Begriff „kristallisierendes
Glaslot” Glaslote, die während des Lötprozesses
oder vorzugsweise in einem anschlie ßenden Prozess zumindest
teilweise kristallisieren, wobei auch noch amorphe, glasige Phasen
in dem Glaslot vorhanden sein können. Entsprechend wird
der Zustand der Glaslote nach der Verarbeitung als kristallisiert
bezeichnet, auch wenn noch amorphe, glasige Phasen in dem Glaslot
vorhanden sein können.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein geeignetes Lotglas
zur Verfügung zu stellen, sowie ein kristallisierendes
Glaslot bzw. ein Komposit beinhaltend dieses Lotglas, welches bei
einer Löttemperatur von maximal etwa 1000°C zu
verarbeiten ist, dessen Viskosität nach Abschluss des Lötprozesses
bei Betriebstemperaturen bis etwa 850°C noch so hoch ist,
dass es nicht aus der Fügeverbindung herausgepresst wird
und/oder aus dieser herausfließt und dessen thermische
Ausdehnung im Temperaturbereich von 20°C bis 300°C α(20–300) im kristallisierten Zustand
im Bereich von 8,0·10–6 K–1 bis 12,0·10–6 K–1 liegt und damit an geeignete
Stähle angepasst ist.
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Aufgabe
ist weiterhin, dass das kristallisierende Glaslot hinreichend langsam
kristallisiert und nicht schon während des Sinter- und
Erweichungsvorganges, wodurch eine schlechte Benetzung der zu verbindenden
Materialien durch das Glaslot vermieden wird.
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Aufgabe
ist weiterhin, dass die lineare thermische Ausdehnung des kristallisierenden
Glaslotes im glasigen Zustand und im kristallisierten Zustand keine
zu große Differenz aufweist, da sonst durch den Kristallisationsprozess
mechanische Spannungen in der Verschmelzung entstehen, die deren
Stabilität gefährden.
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Die
Aufgabe wird gelöst durch die kristallisierenden Glaslote
und/oder Komposite gemäß den unabhängigen
Ansprüchen. Bevorzugte Ausführungsformen ergeben
sich aus den abhängigen Ansprüchen. Erfindungsgemäß enthält
das kristallisierende Glaslot jeweils in Gewichtsprozent (Gew.-%)
auf Oxidbasis 45% bis 60% BaO, 25% bis 40% SiO2,
5% bis 15% B2O3 und
optional bis zu 2% Al2O3,
sowie zumindest ein Erdalkalioxid aus der Gruppe MgO, CaO und SrO,
wobei die Summe der Erdalkalioxide MgO, CaO und SrO bis 20%, bevorzugt
2% bis 15% beträgt. Weitere Zusätze sind möglich.
Der Begriff kristallisierendes Glaslot umfasst im Sinne der Erfindung
sowohl das amorphe Grundglas, welches als Lotglas vor dem Lötvorgang
eingesetzt wird, als auch das aus dem Grundglas beim Lötvorgang
entstehende Material, das unter anderem glasig, kristallisiert,
teilkristallisiert, glaskeramisch oder in sonstiger Form vorliegen
kann.
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Die
Erfinder haben erkannt, dass sich insbesondere ein hoher Al2O3-Gehalt eines
Glaslotes negativ auf dessen Eigenschaften auswirkt. Der Al2O3-Gehalt ist daher
in der vorliegenden Erfindung auf bis zu 2% Al2O3 (Gew.-%) beschränkt.
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Der
geringe Anteil von Al2O3 des
erfindungsgemäßen kristallisierenden Glaslotes
bewirkt, dass sich unerwünschte Kristallphasen wie BaAl2Si2O8,
sog. Bariumfeldspate, nicht bilden können. Von der Verbindung BaAl2Si2O8 existieren
zwei Phasen mit stark unterschiedlichem thermischen Ausdehnungskoeffizienten:
Celsian mit einem thermischen Ausdehnungskoeffizienten von 2,2·10–6 K–1 und
Hexacelsian mit einem thermischen Ausdehnungskoeffizienten von 7,1·10–6 K–1,
wobei das Hexacelsian bei höheren Temperaturen als das
Celsian stabil ist. Beim Abkühlen eines Glaslotes, beispielsweise
in einer Fügeverbindung einer Brennstoffzelle, kann es
unter 300°C zu einer Umwandlung der Hexacelsian- in die
Celsian-Phase kommen. Diese Umwandlung ist mit einem Volumensprung
von etwa 3% oder mehr verbunden, wodurch starke mechanische Spannungen
auftreten und die Fügeverbindung zerstört werden
kann. Das erfindungsgemäße Glaslot unterbindet
die Entstehung dieser Kristallphasen und erhöht damit die
Ausfallsicherheit der Fügeverbindungen.
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Eine
weitere unerwünschte Kristallphase ist Mg2Al4Si5O18,
auch als Cordierit bekannt, welche in Anwesenheit von Al2O3 und MgO entstehen
kann. Cordierit weist einen sehr kleinen thermischen Ausdehnungskoeffizienten
von ca. 1,5·10–6 K–1 auf. Auch diese Kristallphase
passt mit ihrem Dehnungsverhalten nicht zu der Mehrzahl von Hochtemperaturanwendungen
wie beispielsweise Fügeverbindungen in Brennstoffzellen.
Das erfindungsgemäße kristallisierende Glaslot
unterbindet auch die Entstehung der Cordierit-Phase durch seinen geringen
Gehalt von Al2O3.
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Die
Summe der Glasbildner bestimmt wesentlich das Kristallisationsverhalten.
Stabile Gläser ergeben sich in dem erfindungsgemäßen
Glassystem bei einer Summe der Anteile der Glasbildner SiO2 und B2O3 von 30% bis 50% (in Gew.-% auf Oxidbasis).
Die kristallisationsstabilsten Gläser ergeben sich je nach
weiteren Glasbestandteilen und deren Atomgewichten bei einer Summe
von SiO2 und B2O3 von 36% bis 43%. Das kristallisierende
Glaslot weist daher bevorzugt eine Summe von SiO2 und
B2O3 von 36% bis
43% auf (in Gew.-% auf Oxidbasis).
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Der
B2O3-Gehalt beeinflusst
neben dem Kristallisationsverhalten auch das Einschmelzverhalten
und damit die Glasschmelze positiv. Der B2O3-Gehalt beträgt deswegen mindestens
5%. Ein zu hoher B2O3-Gehalt kann
sich hingegen negativ auf die chemische Beständigkeit auswirken.
Desweiteren kann es bei B2O3-Gehalten über
15% zu Boroxidausdampfungen aus dem Glaslot kommen, was ebenfalls
unerwünscht ist. Das kristallisierende Glaslot enthält
daher bevorzugt 5% bis 15% B2O3 (in
Gew.-% auf Oxidbasis).
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Das
kristallisierende Glaslot enthält erfindungsgemäß ferner
45% bis 60% BaO (in Gew.-% auf Oxidbasis). Bei Bariumoxidanteilen
größer als 60% kann das Glaslot zur Bildung von
Bariumsilikat-Kristallen neigen. Bei einem Bariumoxidanteil von
kleiner 45% kann der gewünschte thermische Ausdehnungskoeffizient nicht
erzielt werden. Je nach weiteren Glasbestandteilen und deren Atomgewichten
werden die kristallisationsstabilsten Gläser mit erfindungsgemäßer
thermischer Ausdehnung bei einem Bariumoxidgehalt von 50% bis 58%
erhal ten. Besonders bevorzugt enthält das erfindungsgemäße
kristallisierende Glaslot daher 50% bis 58% BaO.
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Bevorzugt
weist das erfindungsgemäße kristallisierende Glaslot
einen linearen thermischen Ausdehnungskoeffizienten α(20–300),G im glasigen Zustand von
6·10–6 K–1 bis
11·10–6 K–1 auf,
wobei der Index G die auf den amorphen, glasigen Zustand bezogene
Größe kennzeichnet. Das bedeutet, dass der thermische
Ausdehungskoeffizient des Grundglases und/oder des beim Lötvorgang
nicht kristallisierten Glaslotes den genannten Wertebereich aufweist.
Im kristallisierten Zustand, d. h. wenn das Glaslot beim Lötvorgang
zumindest teilweise kristallisiert, weist es bevorzugt einen thermischen
Ausdehnungskoeffizienten α(20–300),K von
8·10–6 K–1 bis 12·10–6 K–1 auf,
wobei der Index K die auf den kristallisierten Zustand bezogene
Größe kennzeichnet.
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Typischerweise
ist der Kristallisationsprozess daher mit einer geringen Zunahme
des thermischen Ausdehnungskoeffizienten verbunden. Aufgrund der
geringen Unterschiede in der thermischen Ausdehnung vor und nach
der Kristallisation werden durch den Kristallisationsprozess jedoch
lediglich geringe mechanische Spannungen in die Verschmelzung eingebracht,
die deren Stabilität nicht gefährden.
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Bevorzugt
kann das kristallisierende Glaslot MgO und/oder CaO und/oder SrO
enthalten. Mit diesen Komponenten kann z. B. Einfluss auf das Kristallisationsverhalten
des Glaslotes genommen werden. Überraschenderweise wurde
bei den erfindungsgemäßen Glasloten gefunden,
dass durch die Zugabe von MgO im Austausch zu SiO2 die
Kristallisationsneigung unterdrückt werden kann. Ein weiterer
positiver Effekt ist, dass der dielektrische Verlust durch MgO-haltige
Gläser gesenkt werden kann. Ferner können durch
die netzwerkwandelnden Erdalkalioxide die Schmelztemperaturen und
die Glasübergangstemperatur verringert werden. Die Zufuhr
von MgO im Austausch mit Al2O3 oder
SiO2 bewirkt ferner eine Erhöhung
des thermischen Ausdehnungskoeffizienten und stellt da mit eine einfache
Möglichkeit dar, das Glaslot an die zu verschmelzenden
Bauteile anzupassen. Das erfindungsgemäße Glaslot
enthält daher bis zu 20% MgO und/oder CaO und/oder SrO und
bevorzugt 2% bis 15% MgO und/oder CaO und/oder SrO (in Gew.-% auf
Oxidbasis).
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Das
kristallisierende Glaslot kann ferner bis zu 0,5% (in Gew.-% auf
Oxidbasis) V2O5 und/oder
Sb2O3 und/oder CoO
enthalten. Diese Zusatzstoffe bewirken eine deutliche Erhöhung
der Haftfestigkeit des Glaslotes auf metallischen Substraten.
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Ein
weiterer bevorzugter optionaler Zusatzstoff ist ZrO2 in
einer Menge von bis zu 5% (in Gew.-% auf Oxidbasis). ZrO2 wirkt bekanntermaßen als Keimbildner
und durch dessen Zugabe kann somit das Kristallisationsverhalten
sowie auch die Kristallgröße beeinflusst werden.
Die Zusammensetzung des Lotglases wird dabei bevorzugt so eingestellt,
dass es langsam kristallisiert. Würde es bereits sehr stark
kristallisieren, ist eine ausreichende Benetzung oft nicht gegeben.
Insbesondere soll das Lotglas beim Herstellen einer Fügeverbindung
im allgemeinen in nicht kristallisierter oder teilkristallisierter
Form in die zu lötende Verbindungsstelle eingebracht werden
können, da die für die Benetzung der zu verschmelzenden
Bauteile benötigte Temperatur dann tiefer liegt. Die thermische
Ausdehnung des kristallisierenden Glaslotes korreliert insbesondere
mit dem molaren Verhältnis von SiO2 zu
BaO. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird
daher vorgesehen, dass das molare Verhältnis von SiO2 zu BaO kleiner 2 und ganz besonders bevorzugt
kleiner als 1,7 ist. Liegt das molare Verhältnis von SiO2 zu BaO über 2, so ist im Allgemeinen
die thermische Ausdehnung zu gering und der Zielbereich der thermischen
Ausdehnung kann auch durch Füllstoffe nicht mehr erreicht
werden.
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Das
erfindungsgemäße kristallisierende Glaslot weist
bevorzugt eine Halbkugeltemperatur von 850°C bis 1000°C
auf, und kann entsprechend etwa bei dieser Temperatur für
die Fügeverbindung eingesetzt werden.
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Das
erfindungsgemäße kristallisierende Glaslot wird
im Allgemeinen hergestellt, indem das Lotglas nach dessen Herstellung
in einer konventionellen Glasschmelze zu einem Glaspulver gemahlen
wird, das z. B. in Form einer dispensfähigen Paste oder
eines vorgesinterten Formkörpers in die Fügeverbindung
eingebracht werden kann. Das aus den erschmolzenen Lotglas hergestellte
kristallisierende Glaslot weist vor dem Lötprozess vorzugsweise
einen amorphen, nicht kristallinen Zustand auf.
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Dem
in Pulverform vorliegenden kristallisierenden Glaslot können
vor oder bei der Weiterverarbeitung zu den oben genannten Pasten
und Sinterkörpern erfindungsgemäß zusätzlich
bis zu 35% (in Gew.-% auf Oxidbasis, bezogen auf die Gesamtmasse
von Glaslot und Füllstoff) eines bevorzugt kristallinen
Füllstoffes ebenfalls in Pulverform zugegeben werden, so
dass ein Komposit erhalten wird. Die Eigenschaften des Komposits
können durch den Füllstoff gegenüber
den Eigenschaften des füllstofffreien Glaslotes positiv
verändert und eingestellt werden. So beeinflusst der Füllstoff,
dessen Korngrößenverteilung und natürlich
dessen Mengenanteil z. B. die thermische Ausdehnung und die Kristallisationsgeschwindigkeit.
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Bevorzugt
wird als Füllstoff Sanbornit (BaSi2O5), 3YSZ (Yttrium stabilisiertes Zirkonoxid),
Wollastonit (CaSiO3) oder Enstatit (Mg2Si2O6)
oder eine beliebige Kombination dieser Stoffe eingesetzt. Die Zugabe
dieses Füllstoffes ermöglicht eine Anpassung des
thermischen Ausdehnungskoeffizienten des kristallisierten Grundglases α(20–300),K, wie in Tabelle 2 am
Beispiel B1 zu sehen ist. Der thermische Ausdehnungskoeffizient
im Temperaturbereich 20 bis 300°C des kristallisierten
Komposits α(20–300),K liegt
im Bereich 8·10–6 K–1 bis 12·10–6 K–1, der im Temperaturbereich 20°C
bis 750°C α(20–300),K im
Bereich von 9,5·10–6 K–1 bis 14,5·10–6 K–1.
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Die
erfindungsgemäßen Komposite weisen bevorzugt eine
Halbkugeltemperatur von 850°C bis 1020°C auf.
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Optimale
Festigkeiten einer Fügeverbindung werden erreicht, wenn
das Lot in der thermischen Ausdehnung optimal an die zu verschmelzenden
Materialien angepasst ist. Ferner dürfen auch durch eine Änderung
des thermischen Ausdehnungskoeffizienten durch den Kristallisationsprozess
keine zu großen Spannungen in dem Lot entstehen. Das erfindungsgemäße
Glaslot stellt dies zum einen durch die Vermeidung von unerwünschten
Phasen sicher, wie bereits erläutert, zum anderen zeichnen
sich das erfindungsgemäße Glaslote sowie das daraus
hergestellte Komposit dadurch aus, dass die Differenz in der thermischen
Ausdehnung α(20–300),K vor
und nach dem Kristallisationsprozess kleiner 2·10–6 K–1 und
bevorzugt kleiner 1·10–6 K–1 ist.
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Der
zumindest teilweise kristalline Zustand eines Komposits nach der
Verarbeitung wird analog zu dem füllstoffreien kristallisierenden
Glaslot als kristallisiert bezeichnet, auch wenn noch amorphe glasige
Phasen vorhanden sein können.
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Das
erfindungsgemäße kristallisierende Glaslot ist
aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften besonders geeignet
für die Herstellung von hochtemperaturfesten Fügeverbindungen.
Unter hochtemperaturfest wird im Sinne der Erfindung ein Temperaturbereich
von mehr als etwa 650°C verstanden. Solche Fügeverbindungen
können besonders vorteilhaft in Brennstoffzellen, insbesondere
SOFC, eingesetzt werden. Ein Beispiel einer Anwendung in Brennstoffzellen
ist das Verbinden von einzelnen SOFCs zu einem SOFC-Stack.
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Das
erfindungsgemäße kristallisierende Glaslot und/oder
Komposit kann allerdings auch zur Herstellung von Sinterkörpern
mit hoher Temperaturbeständigkeit verwendet werden. Herstellungsverfahren
von Sinterkörpern sind hinlänglich bekannt. Im
allgemeinen wird dabei das Ausgangsmaterial des erfindungsgemäßen Glaslotes
in Pulverform miteinander vermischt, mit einem im allgemeinen organischen
Binder vermengt und in die gewünschte Form gepresst. Statt
der Pulver der Ausgangsmaterialien kann auch ein bereits aufgeschmolzenes
erfin dungsgemäßes Glas vermahlen und mit dem Binder
vermischt werden. Der gepresste Glas-Binder-Körper wird
daraufhin auf Sintertemperatur gebracht, wobei der Binder ausbrennen
kann und die Glaskomponenten bei der Sintertemperatur zusammensintern
können. Der so erhaltene Sinterkörper kann daraufhin
in Kontakt mit den zu verbindenden Bauteilen gebracht werden und
durch einen Lötvorgang diese verbinden und/oder mit diesen
verbunden werden.
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Die
Verwendung von Sinterkörpern beim Verlöten hat
den Vorteil, dass der Sinterkörper ein Formbauteil ist
und in nahezu beliebige Geometrien gebracht werden kann. Eine beispielsweise
häufig verwendete Form ist ein Hohlzylinder, der zusammen
mit einem elektrischen Kontaktstift in Durchführungsöffnungen
von Metallbauteilen eingebracht werden kann, um durch die Verlötung
eine vorzugsweise hermetisch dichte Glas-Metall-Durchführung
mit einem elektrisch isolierten Kontaktstift zu erhalten. Solche
Glas-Metall-Durchführungen werden in vielen elektrischen
Bauteilen eingesetzt und sind dem Fachmann bekannt.
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Eine
weitere bevorzugte Anwendung des erfindungsgemäßen
kristallisierenden Glaslots und/oder Komposits ist die Herstellung
von Folien, die das Glaslot und/oder das Komposit beinhalten. Solche
Folien sind ähnlich dem zuvor beschriebenen Sinterkörper,
können aber weitgehend flexibel ausgeführt sein.
Aus ihnen können Formen ausgestanzt und auf vorteilhafte
Weise dazu verwendet werden, um flächige Bauteile miteinander
zu verbinden.
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Die
Erfindung wird im folgenden anhand der Eigenschaften erfindungsgemäßer
kristallisierender Glaslote sowie anhand von Vergleichsbeispielen
näher beschrieben.
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Zuerst
wurde das Lotglas in einer Glasschmelze erschmolzen. An dem in der
Regel in Blockglas, zumindest in massiver Form vorliegenden Lotglas
wurden folgenden Eigenschaften gemessen, wobei der Index G die am
Lotglas bestimmten physikalischen Eigenschaften kennzeichnet.
- α(20–300),G
- linearer thermischer
Ausdehnungskoeffizient von 20°C bis 300°C
- Tg,G
- Glasübergangstemperatur,
oder kurz Übergangstemperatur
- EWG
- Erweichungstemperatur,
bei dieser Temperatur beträgt der Logarithmus der Viskosität
7,6
- ρG
- Dichte
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Die
Zusammensetzung der Lotgläser sowie deren physikalische
Eigenschaften sind in der Tabelle 1 zusammengefasst.
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Nach
der Charakterisierung des Lotglases wird aus dem Lotglas durch einen
Mahlprozess das im allgemeinen pulverförmige Glaslot hergestellt.
In den vorliegenden Beispielen wurde aus den erschmolzenen Lotgläsern
ein Pulver mit einer Korngrößenverteilung mit
einem D(50) von ca. 10 μm und einem D(99) < 63 μm bereit
gestellt und mit einem Binder zu einer dispensfähigen Paste
verarbeitet. Pulver und Binder wurden mit einem Dreiwalzwerk homogenisiert.
Bei dem Binder handelt es sich im Allgemeinen um organische Substanzen
wie z. B. Nitrocellulose, Ethylcellulose oder Acrylatbinder. Er
hat im allgemeinen keinen weiteren Einfluss auf die Eigenschaften
des kristallisierten Glaslotes, sollte jedoch sollte so ausgewählt
werden, dass er beim Aufheizvorgang vollständig ausgebrannt
werden kann.
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Anschließend
erfolgt die thermische Charakterisierung der Glaslote mittels eines
Heiztischmikroskopes. Aus dem zu charakterisierenden Lotglas bzw.
Komposit in Pulverform wird dafür ein zylinderförmiger
Probenkörper gepresst, der auf einer keramischen Grundplatte
mit 10 K/min aufgeheizt wird. Die Formänderungen des Probenkörpers
werden beobachtet, wobei sich mit steigender Temperatur für
eine nichtkristallisierende Probe in der Regel folgende charakteristische
Punkte ergeben, denen sich bestimmte Viskositäten zuordnen lassen:
- Sinterbeginn:
- Bei dieser Temperatur
beginnen die Körner des Pulvers zu verschmelzen. Dadurch nimmt
die Höhe des Probenkörpers ab. Der Logarithmus
der Viskosität beträgt etwa 10 +/– 0,3.
- Erweichungstemp.:
- Diese Temperatur EWK ist durch eine einsetzende Verrundung der
Kanten des Probezylinders gekennzeichnet. Der Logarithmus der Viskosität
beträgt etwa 8,2.
- Sphärischtemp.:
- Der Logarithmus der
Viskosität beträgt etwa 6,1.
- Halbkugeltemp.:
- Der Probenkörper
hat bei dieser Temperatur annähernd die Form einer Halbkugel.
Der Logarithmus der Viskosität beträgt etwa 4,6
+/– 0,1.
- Fließtemperatur:
- Bei dieser Temperatur
beträgt die Höhe des Probenkörpers ca.
1/3 der Ausgangshöhe. Der Logarithmus der Viskosität
beträgt etwa 4,1 +/– 0,1.
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Eine
deutliche Abweichung von diesem Verhalten wird jedoch beobachtet,
wenn während des langsamen Aufheizens des Probenkörpers
bereits eine Kristallisation eintritt. In diesem Fall kann der Probenkörper bis
zu einer deutlich höheren Temperatur als das zugrunde liegende
Grundglas stabil bleiben, und weist dann entsprechend dem Verhalten
eines kristallinen Festkörpers eine Art Schmelzpunkt auf,
bei dem es im Gegensatz zu einem Glas zu einem schlagartigen Übergang
in die flüssige Phase kommt. In diesem Fall kann es sein, dass
eine Sphärischtemperatur oder eine Halbkugeltemperatur
nicht bestimmt werden können.
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Nach
Abschluss des Kristallisationsprozesses wurden an dem kristallisierten
Glaslot ebenfalls die Übergangstemperatur Tg,k sowie
die thermische Ausdehnung α(20–300),K im
Temperaturbereich von 20 bis 300°C bestimmt, wobei die
am kristallisierten Glaslot gemessenen Eigenschaften durch den Index
K gekennzeichnet sind.
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Die
mit dem Heiztischmikroskop ermittelten thermischen Eigenschaften
der Glaslote sowie nach der Kristallisation sind ebenfalls in der
Tabelle 1 zusammengefasst. Tabelle 1: Zusammensetzung und Eigenschaften
des Lotglases und des kris tallisierenden Glaslotes
| | B1 | B2 | C1 | C2 | C3 |
Zusammensetzung
des Lotglases |
SiO2 | Gew.-% | 28,1 | 30,8 | 32,4 | 32,0 | 34,0 |
B2O3 | Gew.-% | 10,0 | 8,4 | 3,2 | 7,0 | 9,8 |
Al2O3 | Gew.-% | 1,7 | 1,8 | 1,1 | 1,0 | 1,7 |
MgO | Gew.-% | 4,4 | 7,0 | | | |
SrO | Gew.-% | | | 13,1 | | |
BaO | Gew.-% | 55,8 | 51,7 | 50,2 | 60,0 | 54,5 |
V2O5 | Gew.-% | | 0,3 | | | |
Phys. Eigenschaften
des Lotglases vor der Kristallisation |
α(20-300),G | 10–6 K–1 | 9,1 | 8,8 | 10,0 | 9,4 | n.
b. |
Tg,C | °C | 622 | 634 | 648 | 643 | n.
b. |
EWG (log η = 7,6) | °C | 730 | 744 | | | |
ρG | g/cm3 | 3,81 | 3,70 | 3,97 | 3,93 | n.
b. |
Eigenschaften
des kristallisierenden Glaslotes (Heiztischmikroskop) sowie nach
der Kristallisation |
Sinterbeginn | °C | 653 | 665 | 683 | 672 | 679 |
Erweichungstemp.
EWk | °C | 757 | 779 | 1096 | 1045 | 711 |
Sphärischtemp. | °C | 786 | - | - | - | - |
Halbkugeitemp. | °C | 853 | 876 | 1158 | 1127 | 1070 |
Fließtemperatur | °C | 906 | 951 | 1165 | 1137 | 1090 |
α(20-300),K | 10–6 K–1 | 9,8 | 9,9 | 11,4 | - | 10,4 |
Tg,k | °C | 614 | 624 | - | - | 630 |
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Die
Tatsache, dass aus der thermischen Dehnungskurve teilweise ein Tg ermittelt werden kann, zeigt das Vorhandensein
einer Restglasphase auf. Der im Vergleich zum amorphen Lotglas geringfügig
niedrigere Tg,K kann durch die Abreicherung
von SiO2 in der Glasphase erklärt
werden, da Bariumsilikate (z. B. Ba5Si8O21) gebildet werden.
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Die
Glaslote der Vergleichsbeispiele C1, C2 und C3 weisen nicht das
erfindungsgemäß erwünschte Verhalten
auf. Der extrem hohe EWK von C1 und C2 weist
auf eine sehr früh einsetzende Kristallisation, also eine
starke Kristallisationsneigung, hin. Das Lotglas aus C3 weist einen
deutlich geringeren EWK auf, jedoch liegt
die der Löttemperatur entsprechende Halbkugeltemperatur
deutlich über 1070°C, es kommt also ebenfalls vor
Erreichen der Halbkugeltemperatur zur Kristallisation.
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Die
starke Kristallisationsneigung von Vergleichsbeispiel C1 kann auf
den zu geringen B2O3-Gehalt von
nur 3,2% zurückgeführt werden. Die starke Kristallisationsneigung
von Vergleichsbeispiel C2 kann auf die Abwesenheit weiterer Erdalkalien
der Gruppe CaO, MgO und SrO in Verbindung mit dem hohen Bariumanteil und
dem ebenfalls geringen B2O3-Gehalt
im Vergleich mit den Beispielen B1 und B2 zurückgeführt
werden. Die starke Kristallisationsneigung von Vergleichsbeispiel
C3 kann ebenfalls auf die Abwesenheit weiterer Erdalkalien zurückgeführt
werden.
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Die
Beispiele B1 und B2 weisen hingegen das erfindungsgemäß gewünschte
Verhalten auf. Diese erreichen Halbkugeltemperaturen deutlich unter
1000°C.
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Das
Lotglas aus Beispiel 5 wurde demzufolge als Grundglas für
die Herstellung von Kompositen verwendet, wobei dem Pulver des Grundglases
zwischen 10% bis 25% Füllstoffe zugesetzt wurden. An den
erhaltenen Kompositen wurden analog zu den füllstofffreien
Lotgläsern dieselben Eigenschaften bestimmt und in Tabelle
2 im Quervergleich zum füllstofffreien Lotglas zusammengefasst.
In Ta belle 2 ist ferner der lineare thermischen Ausdehnungskoeffizient α
(20-750),K aufgeführt, welcher die
Temperatur-Dehnungseigenschaften des Komposits im Temperaturbereich
von 20°C bis 750°C charakterisiert. Dieser Wert
belegt, dass die thermische Ausdehnung über den gesamten
für die Verarbeitung relevanten Temperaturbereich im Zielbereich
liegt. Außerdem zeigt der Wert, dass die Probe kristallisiert
ist. An dem Grundglas aus Beispiel 5 ohne Füllstoffe ist der
Wert nicht bestimmbar, da dieses einen EW
G von
730°C aufweist und somit vor Erreichen der 750°C
erweicht. Insbesondere bei der Beurteilung der Thermozyklierbarkeit
der Materialien ist der thermische Ausdehnungskoeffizient α
(20-750),K relevanter als der α
(20-300),K. Tabelle 2: Eigenschaften von Kompositen
basierend auf Beispiel B1 (Heiztischmikroskop) sowie nach der Kristallisation
| | B1 | 90%
B1 + 10% 3YSZ | 85%
B1 + 15% BaSi2O5 | 75%
B1 + 25% BaSi2O5 |
Sinterbeginn | °C | 653 | 655 | 705 | 660 |
Erweichungstemp.
EWK | °C | 757 | 785 | 858 | 908 |
Sphärischtemp. | °C | 786 | - | 895 | - |
Halbkugeltemp. | °C | 853 | 877 | 1007 | 944 |
Fließtemperatur | °C | 906 | 931 | 1120 | 991 |
α(20-300),K | 10–6 K–1 | 9,8 | 10,0 | 9,5 | 10,3 |
α(20-750),K | 10–6 K–1 | Nicht
bestimmbar, da bereits erweicht | 14,2 | 12,7 | 13,2 |
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Der
Vergleich mit B1 zeigt, dass im Fall der Zugabe von 10% 3YSZ oder
25% BaSi2O5 (Sanbornit)
der thermische Ausdehnungskoeffizient α(20-300),K des
Komposits größer als der des kristallisierten
Glaslots alleine ist, während im Fall der Zugabe von 15%
BaSi2O5 der Wert
kleiner ist. Dies belegt, dass durch die Aus wahl und durch die Menge
der Füllstoffe sowohl eine positive oder auch negative
Anpassung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten erreicht werden
kann.
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Die
Halbkugeltemperaturen und damit auch die Löttemperaturen
liegen bei den in Tabelle 3 dargestellten Kompositen höher
als bei Beispiel B1. Allerdings ist die Fließtemperatur
im Falle der Komposite höher als die von Beispiel B1.
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Mit
den erfindungsgemäßen Kompositen wurden erfolgreich
Fügeverbindungen mit metallischem Interkonnektormaterial
hergestellt. Zuerst wurde die Fügeverbindung mit einer
Aufheizgeschwindigkeit von 5 K/min auf 450°C aufgeheizt
und 30 Minuten bei 450°C gehalten. Anschließend
wurde die Fügeverbindung mit 2 K/min weiter auf 950°C
aufgeheizt und 30 Minuten gehalten. Anschließend wurde
die Fügeverbindung mit 2 K/min auf 860°C abgekühlt
und 10 Stunden gehalten. Abkühlen auf Raumtemperatur erfolgt
ebenfalls mit 2 K/min. Während des Fügevorganges
wurde die Fügeverbindung mit einem statischen Gewicht beaufschlagt (ca.
15 g/cm2).
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Die
erfindungsgemäßen kristallisierenden Glaslote
und Komposite vereinen alle positiven Eigenschaften gemäß Aufgabe
der Erfindung miteinander. Das Lotglas als Vorprodukt lässt
sich mit konventionellen Schmelzverfahren mit gutem Einschmelzverhalten
und nicht zu hohen Schmelztemperaturen herstellen. Es weist eine
thermische Ausdehnung in dem angestrebten Bereich auf sowie insbesondere
keine zu starke Kristallisationsneigung bzw. spontane Kristallisation.
Durch die Zusammensetzung wird die Bildung von unerwünschten
Kristallphasen wirkungsvoll unterbunden, was dauerhaft stabile spannungsarme
Fügeverbindungen ermöglicht.
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Die
erfindungsgemäßen Komposite können über
verschiedene Füllstoffe über einen großen
Bereich an die thermischen Ausdehnung der Interkonnektormaterialien
angepasst werden.
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Mit
den erfindungsgemäßen kristallisierenden Glasloten
und Komposite werden bei geringen Verarbeitungstemperaturen von
etwa maximal 1000°C Fügeverbindungen erhalten,
die hohe Betriebstemperaturen von etwa 850°C ermöglichen.
Ferner ermöglicht die gute Benetzung der Interkonnektormaterialien
durch die langsame Kristallisation erst nach dem Einbringen des
Lotes dauerhaft stabile Fügeverbindungen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 19857057
C1 [0008]
- - US 6532769 B1 [0009]
- - US 6430966 B1 [0009]
- - DE 102005002435 A1 [0010]