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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs
gemäß Patentanspruch 1
sowie ein Steuergerät
für ein
Kraftfahrzeug gemäß Patentanspruch
8.
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Stand der Technik
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Im
Kraftfahrzeugbereich sind Fahrassistenzsysteme bekannt, die über optische,
Radar- und Infrarotsensoren einen Abstand zu einem vorausfahrenden
Fahrzeug ermitteln und automatisch einen festgelegten Sicherheitsabstand
und eine vorgegebene Geschwindigkeit einhalten. Ebenfalls aus dem Stand
der Technik bekannt sind Navigationssysteme, die einen Fahrzeugführer bei
der Routenführung
unterstützen.
Ebenfalls bekannt sind automatische Lenksysteme, bei denen ein Lenkwinkel
eines Kraftfahrzeuges durch ein Steuergerät veränderbar ist.
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Offenbarung der Erfindung
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zum
Betreiben eines Kraftfahrzeugs bereitzustellen. Diese Aufgabe wird durch
ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Weiter
ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbessertes Steuergerät für ein Kraftfahrzeug
anzugeben. Diese Aufgabe wird durch ein Steuergerät gemäß Patentanspruch
8 gelöst.
Bevorzugte Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Ein
erfindungsgemäßes Verfahren
zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs umfasst Schritte zum Ermitteln
eines Kurvenverlaufs einer demnächst
zu durchfahrenden Kurve, zum Berechnen wenigstens eines Soll-Fahrparameters
zum Durchfahren der Kurve, wobei der Soll-Fahrparameter derart berechnet
wird, dass sich ein geringerer Reifenabrieb, eine geringere Menge
von Bremsstaub und/oder ein geringerer Ausstoß von CO2 ergibt,
und zum Angleichen eines tatsächlichen
Fahrparameters an den ermittelten Soll-Fahrparameter. Vorteilhafterweise
führt dieses
Verfahren zu einem umweltschonenderen Betrieb des Kraftfahrzeugs,
bei dem weniger Feinstaub und weniger Kohlendioxid produziert wird.
Durch den reduzierten Verschleiß von
Reifen und Bremsen sowie den reduzierten Kraftstoffverbrauch sinken
auch die Betriebskosten des Kraftfahrzeugs.
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Zweckmäßigerweise
wird der Kurvenverlauf der demnächst
zu durchfahrenden Kurve durch Navigationsgerät ermittelt.
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Bevorzugt
erfolgt die Berechnung des Soll-Fahrparameters durch Auslesen eines
Wertes aus einem in einem Datenspeicher hinterlegten Kennfeld.
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Gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung umfasst der ermittelte Kurvenverlauf einen Kurvenradius
und/oder eine Steigung einer Straße.
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Bevorzugt
umfassen die berechneten Soll-Fahrparameter eine Soll-Fahrzeuggeschwindigkeit
und/oder einen Soll-Lenkwinkel. Vorteilhafterweise kann das Fahrzeug
die Kurve dann mit einer solchen Geschwindigkeit und in einem solchen
Radius durchfahren, dass ein möglichst
geringer Abrieb der Reifen entsteht.
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Gemäß einer
Weiterbildung der Erfindung werden Soll-Winkel einzelner Räder des
Kraftfahrzeugs getrennt berechnet. Vorteilhafterweise ermöglicht dies
eine noch genauere Anpassung der vom Fahrzeug durch die Kurve gefahrenen
Route an die Ideallinie.
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Ebenfalls
bevorzugt wird die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs mit einer
Rekuperationsbremse reduziert. Vorteilhafterweise vermeidet dies die
Erzeugung von Bremsstaub und reduziert den Kraftstoffverbrauch des
Kraftfahrzeugs.
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Ein
erfindungsgemäßes Steuergerät für ein Kraftfahrzeug
mit einem Navigationsgerät
ist dazu ausgebildet, vom Navigationsgerät Informationen über einen
Kurvenverlauf einer demnächst
zu durchfahrenden Kurve zu beziehen, anhand der Informationen über den
Kurvenverlauf wenigstens einen Soll-Fahrparameter zum Durchfahren
der Kurve zu ermitteln, wobei der Soll-Fahrparameter derart ermittelt
wird, dass sich ein geringerer Reifenabrieb, eine geringere Menge
von Bremsstaub und/oder ein geringerer Ausstoß von CO2 ergibt,
und einen tatsächlichen
Fahrparameter an den Soll-Fahrparameter anzugleichen. Vorteilhafterweise
erlaubt das Steuergerät
einen umweltschonenderen und kostengünstigeren Betrieb des Kraftfahrzeugs.
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Bevorzugt
ist das Steuergerät
zum Angleichen des tatsächlichen
Fahrparameters an den Soll-Fahrparameter dazu ausgebildet, ein Lenksystem
zur Änderung
eines Lenkwinkels anzuweisen. Ebenfalls bevorzugt ist das Steuergerät zum Angleichen
des tatsächlichen
Fahrparameters an den Soll-Fahr-parameter dazu ausgebildet, ein
elektronisches Antriebssystem zur Änderung einer Geschwindigkeit
des Kraftfahrzeugs anzuweisen.
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Gemäß einer
Weiterbildung ist das Steuergerät
mit einer Anzeigevorrichtung verbunden, die dazu ausgebildet ist,
anzuzeigen, wenn das Steuergerät
eine Angleichung des tatsächlichen
Fahrparameters an den Soll-Fahrparameter vornimmt. Vorteilhafterweise
kann dadurch ein Kraftfahrzeugführer über einen
automatischen Eingriff in das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs informiert
werden. Dadurch wird vermieden, dass der Fahrzeugführer erschrickt und/oder
den automatischen Änderungen
entgegenwirkt.
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Die
Erfindung wird nun anhand der beigefügten Figuren näher erläutert. Dabei
werden für
gleiche oder gleich wirkende Teile einheitliche Bezugszeichen verwendet.
Es zeigen:
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1 eine
schematische Ansicht eines sich einer Kurve nähernden Kraftfahrzeugs;
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2 eine
schematische Ansicht eines Steuergeräts und damit verbundener Geräte;
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3 ein
schematisches Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben eines
Kraftfahrzeugs.
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Ausführungsformen der Erfindung
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1 zeigt
eine schematische Ansicht eines Kraftfahrzeugs 100, das
auf einer Straße 150 auf eine
Kurve 160 zufährt.
Das Kraftfahrzeug wird von einer Brennkraftmaschine 110 angetrieben,
die einen CO2-Ausstoß 115 des Kraftfahrzeugs 100 bewirkt. Das
Kraftfahrzeug 100 fährt
auf Reifen 120, die auf der Straße 150 reiben, was
zu einem Reifenabrieb 125 führt. Beim Abbremsen des Kraftfahrzeugs 100 mittels
einer Bremse 130 entsteht Bremsstaub 135. Reifenabrieb 125 und
Bremsstaub 135 belasten als Feinstaub die Umwelt. Aus Umweltschutzgründen ist auch
ein möglichst
geringer CO2-Ausstoß 115 wünschenswert.
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In
der in 1 dargestellten Situation nähert sich das Kraftfahrzeug 100 der
Kurve 160. Die Kurve 160 weist einen Kurvenverlauf 170 auf.
Der Kurvenverlauf 170 gibt die genaue Form der Kurve an.
Der Kurvenverlauf 170 umfasst insbesondere einen Kurvenradius 172 und
eine Steigung 178 der Straße 150. Die Steigung 178 kann
einen positiven oder einen negativen Wert haben, wobei eine negative
Steigung 178 einem Gefällt
entspricht. Der Kurvenverlauf 170 kann auch weitere Eigenschaften
der Kurve 160, beispielsweise eine senkrecht zur Straße 150 orientierte Neigung
der Straße 150 umfassen.
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Das
Kraftfahrzeug 100 kann die Kurve 160 mit unterschiedlichen
Geschwindigkeiten durchfahren und sich beim Durchfahren der Kurve 160 durch Wahl
eines Lenkwinkels näher
an einem inneren Bereich oder einem äußeren Bereich der jeweiligen Fahrspur
der Straße 150 orientieren.
Je nach Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs 100 und dem
gewählten
Lenkwinkel des Kraftfahrzeugs 100 kommt es beim Durchfahren
der Kurve 160 zu einem geringeren oder einem höheren Reifenabrieb 125.
Das Kraftfahrzeug 100 kann die Geschwindigkeit vor dem Durchfahren
der Kurve mittels der Bremse 130 reduzieren, wodurch es
zur Entstehung von Bremsstaub 135 kommt. Ein starkes Abbremsen
des Kraftfahrzeugs 100 vor der Kurve 160 erfordert
ein anschließendes
erneutes Beschleunigen des Kraftfahrzeugs 100, wodurch
sich der CO2-Ausstoß 115 erhöht. Um die
Entstehung von Reifenabrieb 125 und Bremsstaub 135 sowie
den CO2-Ausstoß 115 möglichst
gering zu halten, ist das Kraftfahrzeug 100 mit einem Steuergerät ausgestattet,
das die Kurvendurchfahrt des Kraftfahrzeugs 100 dahingehend
optimiert, dass die genannten Umweltbelastungen möglichst
gering ausfallen.
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2 zeigt
eine schematische Darstellung des in das Kraftfahrzeug 100 integrierten
Steuergeräts 200 sowie
der mit dem Steuergerät 200 verbundenen
Geräte.
Das Steuergerät 200 ist
mit einem Navigationsgerät 210 verbunden.
Das Navigationsgerät 210 ist
prinzipiell aus dem Stand der Technik bekannt und kann den Fahrzeugführer des
Kraftfahrzeugs 100 bei der Routenfindung unterstützen. Hierzu
kann das Navigationsgerät 210 die
gegenwärtige
Position des Kraftfahrzeugs 100 ermitteln und dem Steuergerät 200 Informationen über den
Kurvenverlauf 170 der bevorstehenden Kurve 160 in
der Straße 150 übermitteln.
Das Navigationsgerät 210 kann
hierfür beispielsweise
auf in einem Datenspeicher hinterlegte Informationen über den
Kurvenverlauf 170 aller Kurven 160 aller Straßen 150 einer
Region zurückgreifen.
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Das
Steuergerät 200 ist
außerdem
mit weiteren Sensoren 220 verbunden, die dazu vorgesehen sind,
tatsächliche
Fahrparameter 225 des Kraftfahrzeugs 100 zu ermitteln
und an das Steuergerät 200 zu übertragen.
Die tatsächlichen
Fahrparameter 225 können
beispielsweise eine Momentangeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs 100 und
einen gegenwärtigen
Lenkwinkel der Räder
des Kraftfahrzeugs 100 umfassen.
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Das
Steuergerät 200 berechnet
anhand des vom Navigationsgerät 210 mitgeteilten
Kurvenverlaufs 170 der bevorstehenden Kurve 160 Soll-Fahrparameter 205 zum
Durchfahren der Kurve 160. Die Soll-Fahrparameter 205 können beispielsweise
eine optimale Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs 100 während des
Durchfahrens der Kurve 160 sowie einen optimalen Lenkwinkel
der Räder
des Kraftfahrzeugs 100 zu jedem Zeitpunkt während des
Durchfahrens der Kurve 160 umfassen. Die Soll-Fahrparameter 205 können auch
weitere Fahrparameter des Kraftfahrzeugs 100 umfassen.
Die Soll-Fahrparameter 205 werden durch das Steuergerät 200 derart
berechnet, dass während
des Durchfahrens der Kurve 160 durch das Kraftfahrzeug 100 eine
möglichst
geringe Menge an Reifenabrieb 125 und Bremsstaub 135 entsteht
und sich ein möglichst
geringer CO2-Ausstoß 115 ergibt. Das
Steuergerät 200 kann die
Soll-Fahrparameter 205 beispielsweise durch Auslesen eines
Wertes aus einem in einem mit dem Steuergerät 200 verbundenen
Datenspeicher hinterlegten Kennfeld berechnen. Das Kennfeld kann
beispielsweise für
jeden möglichen
Wert oder jede mögliche
Wertekombination eines Kurvenverlaufs 170 einen Wert oder
eine Wertekombination für
die Soll-Fahrparameter 205 vorhalten.
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Das
Steuergerät 200 ist
außerdem
mit einem Lenksystem 230 des Kraftfahrzeugs 100 und
einem elektronischen Antriebssystem 240 des Kraftfahrzeugs 100 verbunden.
Das Lenksystem 230 kann ein elektrisches oder ein ähnliches
Lenksystem sein und ist dazu ausgebildet, den Lenkwinkel der Räder des Kraftfahrzeugs 100 zu
beeinflussen. Das Lenksystem 230 kann entweder den Lenkwinkel
von zwei oder vier paarweise gekoppelten Rädern des Kraftfahrzeugs 100 oder
die Lenkwinkel aller Räder
des Kraftfahrzeugs 100 getrennt beeinflussen. Das Antriebssystem 240 ist
dazu ausgebildet, die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs 100 zu
erhöhen
oder zu reduzieren. Gemäß einer
Weiterbildung kann das Antriebssystem 240 einzelne Räder des
Kraftfarhzeugs 100 auch getrennt voneinander abbremsen,
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform kann das Antriebssystem 240 mit
einer Rekuperationsbremse 250 verbunden sein, die während des
Abbremsen des Kraftfahrzeugs 100 aus der kinetischen Energie des
Kraftfahrzeugs 100 potentielle Energie, beispielsweise
elektrische Energie erzeugt. Die Rekuperationsbremse 250 kann
beispielsweise zu einem elektrischen Antrieb des Kraftfahrzeugs 100 gehören. Vorteilhafterweise
entsteht während
des Abbremsens des Kraftfahrzeugs 100 mit der Rekuperationsbremse 250 kein
Bremsstaub 135. Außerdem kann
die durch die Rekuperationsbremse 250 gewonnene Energie
anschließend
zur erneuten Beschleunigung des Kraftfahrzeugs 100 verwendet werden,
wodurch sich der CO2-Ausstoß 115 des Kraftfahrzeugs 100 reduziert.
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Das
Steuergerät 200 übermittelt
die berechneten Soll-Fahr-parameter 205 an das Lenksystem 230 und
das Antriebssystem 240. Während des Durchfahrens der
Kurve 160 durch das Kraftfahrzeug 100 gleicht
das Lenksystem 230 einen Lenkwinkel des Kraftfahrzeugs 100 an
den in den Soll-Fahrparametern 205 enthaltenen Soll-Lenkwinkel
an. Das Antriebssystem 240 passt die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs 100 vor
und während
dem Durchfahren der Kurve 160 an die in den berechneten Soll-Fahrparametern 205 enthaltene
Soll-Geschwindigkeit an. Das Antriebssystem 240 kann die
Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs hierzu erhöhen oder erniedrigen. Das Lenksystem 230 und
das Antriebssystem 240 modifizieren die tatsächlichen
gegenwärtigen
Fahrparameter des Kraftfahrzeugs 100 also derart, dass
sich die berechneten Soll-Fahrparameter 205 einstellen
und sich eine optimale Kurvendurchfahrt des Kraftfahrzeugs 100 ergibt,
bei der die Umweltbelastung durch Reifenabrieb 125, Bremsstaub 135 und
CO2-Ausstoß 115 möglichst
gering ausfällt.
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Das
Kraftfahrzeug 100 kann mit einer Anzeige ausgestattet sein,
die einen Fahrzeugführer
des Kraftfahrzeugs 100 während einer automatischen Beeinflussung
der tatsächlichen
Fahrparameter 225 des Kraftfahrzeugs 100 auf deren
Beeinflussung hinweist. Die Anzeige kann beispielsweise ein Lämpchen im
Armaturenbrett des Kraftfahrzeugs 100 sein. Die Anzeige
dient dazu, eine Verwirrung des Fahrzeugführers durch die automatische
Beeinflussung der Fahrparameter zu vermeiden.
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3 zeigt
ein schematisches Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben
des Kraftfahrzeugs 100. In einem ersten Verfahrensschritt 300 wird
der Kurvenverlauf 170 einer demnächst zu durchfahrenden Kurve 160 ermittelt.
Die Ermittlung des Kurvenverlaufs 170 kann beispielsweise
durch ein Navigationsgerät 210 erfolgen.
Der ermittelte Kurvenverlauf 170 kann Informationen über den
Kurvenradius 172 und die Kurvensteigung 178 beinhalten.
Der Kurvenverlauf 170 kann auch weitere Eigenschaften der
Kurve 160 umfassen, beispielsweise eine erlaubte Höchstgeschwindigkeit.
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In
einem zweiten Verfahrensschritt 310 wird wenigstens ein
Soll-Fahrparameter zum Durchfahren der Kurve 160 derart
berechnet, dass sich während des
Durchfahrens der Kurve 160 ein geringerer Reifenabrieb 125,
ein geringere Menge von Bremsstaub 135 und/oder ein geringerer
Ausstoß von
CO2 115 ergibt. Der wenigstens
eine Soll-Fahrparameter 205 kann beispielsweise eine Soll-Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs 100 oder
ein Soll-Lenkwinkel eines oder mehrerer Räder des Kraftfahrzeugs 100 sein. Die
Berechnung des Soll-Fahrparameters 205 kann beispielsweise
mittels eines in einem Datenspeicher abgelegten Kennfelds erfolgen.
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In
einem dritten Verfahrensschritt 320 werden tatsächliche
Fahrparameter 225 des Kraftfahrzeugs 100 an den
ermittelten Soll-Fahrparameter 205 angeglichen. Das Angleichen
des Fahrparameters 225 kann beispielsweise durch ein Lenksystem 230 oder
ein Antriebssystem 240 erfolgen.