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Die
Erfindung betrifft die Klimatisierung eines Schutzanzuges, wie er
in der chemischen Industrie oder bei Katastrophen-Einsätzen getragen
wird. Der Schutzanzug schirmt den Körper des Anzugträgers zusammen mit
seinem Atemschutzgerät
von der Umgebungsatmosphäre
ab, so dass zwischen am Anzugträger
und dem Schutzanzug ein von der Umgebungsatmosphäre isoliertes Luftvolumen vorhanden
ist.
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Die
physiologische Belastung für
die Träger
von Schutzanzügen
ist sehr hoch, weil die Innentemperatur und die Feuchtigkeit im
Anzug bei körperlicher
Belastung sehr schnell ansteigen. Insbesondere die hohe Luftfeuchtigkeit
hat zur Folge, dass der Mensch seine Körperwärme nicht mehr genügend abgeben
kann, denn bei hoher körperlicher
Belastung wird die Wärme überwiegend
durch Schwitzen abgegeben. Durch diesen Umstand ist der Einsatz
von Rettungskräften
mit Schutzanzügen
zeitlich sehr begrenzt und die Einsatzzeit beträgt deshalb maximal nur 20 bis
30 Minuten. Bei weiten Wegen zum Einsatzort bleibt nur noch wenig
Zeit und Energie für
den eigentlichen Rettungseinsatz und den eigenen Rückweg.
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Der
Mensch ist durchaus in der Lage, über mehrere Stunden selbst
bei Umgebungstemperaturen von 42 Grad Celsius eine körperliche
Tätigkeit
auszuführen,
wenn die Luftfeuchtigkeit relativ niedrig ist, d. h. unterhalb von
30% relativer Feuchte liegt. Zwar erhöht sich dabei die Körpertemperatur
etwas, sie bleibt dann jedoch auf einem stabilen Niveau. Das Gleiche
gilt für
die Herzfrequenz.
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Bei
einer deutlich reduzierten Lufttemperatur von 32 Grad Celsius, aber
einer sehr hohen relativen Feuchte von 84%, steigt die Körpertemperatur
ständig
an und der Proband erschöpft
sehr schnell. Bei Personen, die einen Schutzanzug tragen, ist zu
berücksichtigen,
dass die Erschöpfung
dadurch beschleunigt wird, dass neben dem Schutzanzug auch noch
ein Atemschutzgerät
von der Person getragen werden muss.
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Aus
der
EP 1 494 760 B1 ist
ein Schutzanzug bekannt, bei dem mittels eines Gebläses Luft
von außen zugeführt und über ein Überdruckventil
aus dem Schutzanzug wieder abgelassen wird. Durch die Spülung mit Luft
ergibt sich zwar eine messbare Kühlwirkung,
allerdings kann nicht verhindert werden, dass sich im Innenraum
des Anzugs die Feuchtigkeit anreichert und an dem Schutzanzugmaterial
kondensiert. Das Kondensat sammelt sich teilweise an der Kleidung,
was für
den Anzugträger
unangenehm ist. Außerdem
saugt das Gebläse
Umgebungsluft an, die kontaminiert sein kann und gut gefiltert werden
muss. Das Restrisiko, dass kontaminierte Luft in den Innenraum des
Schutzanzugs gelangen kann, wird von den Anwendern nicht akzeptiert.
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Zur
Kühlung
oder Temperaturregelung von Menschen wird auch die Flüssigkeitskühlung eingesetzt. Diese
findet Verwendung in Raumanzügen,
aber auch bei Chemikalien-Schutzanzügen. Dieses Prinzip ist jedoch
in seiner Wirkung begrenzt, weil es auf der konduktiven Kühlwirkung
direkt auf der Haut wirkt. Die Hauttemperatur muss so kühl gehalten
werden, dass kein Schwitzen entsteht und führt dadurch zu unphysiologischen
bzw. sehr unangenehmen, kalten Hauttemperaturen. Die eigentliche
Kühlquelle
ist außerhalb
des Anzugs angebracht. Bei einem mobilen Gerät muss die gesamte Kühlenergie
mitgeführt
werden, was zu hohen Gewichten, von ca. 12–18 kg zusätzlich und entsprechend großem Bauvolumen
führt.
Mitgeführte
Wassereis-Speicher haben entsprechende Gewichte von 3,23 kg netto
für das
Eis zuzüglich
der Eigengewichtskraft des Gehäuses
bei einer angenommenen Kühlarbeit
von 1.080 Kilojoule, was einer Kühlleistung
von 800 Watt über
30 Minuten entspricht. Die Handhabung mit dem Wassereis ist aufwendig,
weil das Eis zunächst
hergestellt und schließlich
aus den Kühlbehältern herausgelöst und in
die Kühlvorrichtung
eingesetzt werden muss. Ein Schutzanzug mit einer Kühlquelle
geht beispielhaft aus der
DE
28 46 139 C2 hervor.
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Aus
der
US 3,174,300 ist
ein Schutzanzug bekannt, bei dem die Innenraumluft mittels eines
Gebläses umgewälzt und
dabei sowohl Kohlendioxid und Feuchtigkeit entfernt werden. Der
verbrauchte Sauerstoff wird ersetzt. Eine mit einem Kältemittel
gefüllte
Kammer dient zur Abscheidung von Feuchtigkeit, wobei das entstehende
Kondensat in einem Sammelbehälter
aufgefangen wird. Es muss ein Kältemittel
mitgeführt
und nach einer gewissen Einsatzzeit ersetzt werden. Die zur Verfügung stehende
Kühlenergie
ist durch das mitgeführte Gewicht
des Kältemittels
stark eingeschränkt.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung und ein Verfahren
anzugeben, um auf einfache Weise eine Klimatisierung des Innenraums
eines Schutzanzuges herzustellen.
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Die
Lösung
der Aufgabe für
die Vorrichtung ergibt sich aus den Merkmalen des Patentanspruchs
1.
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Die
Lösung
der Aufgabe für
das Verfahren ergibt sich aus den Merkmalen des Patentanspruchs
8.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Vorrichtung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen,
als Kühlmedium
endotherm mit Wasser reagierende Salze zu verwenden, die einerseits
gut lagerbar sind und die das vom Anzugträger mitzuführende Gewicht nicht unverhältnismäßig erhöhen. Zwar
sind endotherm reagierende Substanzen als Kältequelle von Kühlwesten
her bekannt,
DE 30
04 595 C2 , es hat sich aber gezeigt, dass sich die zur
Verfügung
stehende Kühlenergie
bei Verwendung einer Luftfördervorrichtung,
welche die Luft im Innenraum eines Schutzanzuges umwälzt, wesentlich effizienter
nutzen lässt,
als wenn die Substanz lediglich in kleinen Beuteln an der Oberfläche der
Kühlweste verteilt
angeordnet ist.
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Als
Salze eignen sich Ammoniumnitrat, Ammoniumchlorid, Kaliumchlorid
oder Kochsalz. In der nachstehend angegebenen Tabelle sind Kältemischungen
für die
Kühlung
von 300 kJ angegeben. Kältemischungen Gewichte für die Kühlung von 300 kJ
Benennung | Formel | Lösungswärme kJ/kg | Erforderliches Salzgewicht
Kg | Erforderliche Wassermenge kg | Gesamtgewicht |
Ammoniumnitrat | NH4NO3 | 321,28 | 0,93 | 0,8 | 1,73 |
Ammoniumchlorid | NH4Cl | 184,87 | 1,62 | 4,3 | 5,92 |
Kaliumchlorid | KCl | 232,78 | 1,29 | 5,4 | 6,49 |
Kochsalz | NaCl | 66,98 | 4,48 | 12,5 | 17,03 |
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An
einem Zahlenbeispiel soll die zur Verfügung stehende Kühlenergie
ermittelt werden. Nimmt man beispielsweise 1,09 kg Ammoniumnitrat
mit der entsprechend erforderlichen Wassermenge von 0,9 kg, also ein
Gesamtgewicht von ca. 2 kg, dann erhält man eine Kühlenergie
von 350 kJ. Versuche haben gezeigt, dass damit die Lufttemperatur
im Innenraum des Schutzanzuges um 4 Grad Celsius über die
gesamte Einsatzzeit von 20 Minuten gesenkt werden kann im Vergleich
zu dem ungekühlten
Zustand.
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Zur
Kühlung
im Schutzanzug würde
man eine oder mehrere Einheiten von Salzbehältern vorsehen, in denen das
Salz trocken gelagert werden kann.
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Daneben
würde man
einen oder mehrere Wasserbehälter
anordnen, die durch ein Ventil mit den Salzbehältern verbunden sind. Im Einsatzfall
kann der Anzugträger
einfach die Luftfördervorrichtung
einschalten und das Ventil öffnen.
Dieses kann auch automatisch oder elektronisch geschehen. Dabei
kann das Ventil auch getaktet oder proportional angesteuert werden,
um die Kühlwirkung
zu regeln. Im Normalfall wird jedoch die volle Kühlleistung gefordert, weil
die Umgebungstemperatur zu hoch ist. Demgegenüber kann bei kalten Umgebungstemperaturen
temperaturgesteuert eine Regelung die Wasserzufuhr verzögern und
damit die Kühlwirkung
entweder ausschalten oder reduzieren.
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Die
Salzbehälter
sind mit Wärmetauscherrippen
versehen und so gestaltet, dass sie eine maximale Oberfläche für die vorbeistreichende
Luft ergeben, um die Kühlleistung
so effektiv wie möglich
zu gestalten. Die Luftfördervorrichtung,
die Stromversorgung und die Kühlvorrichtung
sind an einer Trageplatte befestigt, die am Rücken des Anzugsträgers angebracht
ist, wobei auch eine bereits vorhandene Trageplatte eines Pressluftatmers
verwendet werden kann, um die Kühlvorrichtung
daran zu fixieren.
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Erfindungsgemäß ist für eine forcierte
Luftumwälzung
innerhalb des Schutzanzuges mit einem oder mit mehreren Ventilatoren
eine Luftleistung im Bereich von 500 l pro Minute bis 1.000 l pro
Minute erforderlich, um eine gute Durchlüftung des Schutzanzuges zu
erreichen. Befindet sich die Kühlvorrichtung
am Rücken
des Anzugträgers,
ist die Luftaustrittsöffnung
der Luftfördervorrichtung
zum Kopf des Anzugträgers
hin gerichtet, so dass der Luftstrom vom Kopf ausgehend zunächst das
Visier überstreicht,
welches dadurch sehr gut belüftet
und auch gekühlt
wird. Danach gelangt der Luftstrom in den unteren Bereich des Schutzanzuges.
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Das
von der Luftfördervorrichtung
angesaugte Gas überstreicht
zunächst
die Wärmetauscherrippen und
wird dabei gekühlt,
bevor es erneut in den Umlauf gebracht wird.
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Wird
als Halterung für
die Kühlvorrichtung
die vorhandene Trageplatte eines Atemschutzgerätes verwendet, kann die Kühlvorrichtung
mit einfachen Klettbändern
an der Druckgasflasche befestigt werden, so dass die Kühlvorrichtung
praktisch an jedem Atemschutzgerät
optional betrieben werden kann, wenn der Atemschutzträger einen
Schutzanzug verwendet. Zusätzlich
zum Gewicht des Atemschutzgerätes
muss der Anzugträger
für die
Kühlvorrichtung
ein Zusatzgewicht von etwa 500 g für die Luftfördervorrichtung und 2 kg für Salz und
Wasser mitführen,
so dass insgesamt nur eine Mehrbelastung von 2,5 kg vorhanden ist.
Dieses Zusatzgewicht ist normalerweise akzeptabel.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zum Kühlen
des Innenraumes eines Schutzanzuges ist gekennzeichnet durch die
Schritte,
eine Luftfördervorrichtung,
welche die Innenraumluft umwälzt,
aus einem Luftvolumenstrom zwischen 500 l pro Minute und 1.000 l
pro Minute einzustellen und den Luftvolumenstrom über eine
Kältequelle
zu leiten, welche mittels einer mit Wasser endotherm reagierenden
Substanz Kälte
erzeugt.
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Ein
Ausführungsbeispiel
der Erfindung ist in der Figur gezeigt und im Folgenden näher erläutert.
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Es
zeigen:
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1 eine
Kühlvorrichtung,
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2 die
Kühlvorrichtung
nach der 1 mit einer Druckgasflasche,
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3 die
Kühlvorrichtung
nach der 1 in einem Schutzanzug.
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1 veranschaulicht
schematisch eine Kühlvorrichtung 1 für den Innenraum
eines nicht näher
dargestellten Schutzanzuges, bestehend aus einer Luftfördervorrichtung 2 und
einer Kältequelle 3,
die auf einer Trageplatte 4 angeordnet sind.
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Die
Luftfördervorrichtung 2 umfasst
einen Elektromotor 5 mit einem Lüfterrad 6 und einer
Stromquelle 7, während
die Kältequelle 3 aus
drei mit Ammoniumnitrat gefüllten
Reservoiren 8, 9, 10, einem mit Wasser 11 gefüllten Behälter 12 und
einer Verbindungsleitung 13 mit einem Absperrventil 14 zwischen
dem Behälter 12 und
den Reservoiren 8, 9, 10 besteht. Die
Reservoire 8, 9, 10 besitzen Wärmetauscherrippen 15, 16, 17,
die im Ansaugbereich der Luftfördervorrichtung 2 liegen.
Die Förderrichtung
des Luftstroms ist durch Pfeile 18, 19 veranschaulicht.
An der Trageplatte 4 ist weiter ein elektrischer Schalter 20 befestigt,
der über
Leitungen 21 mit dem Elektromotor 5 und dem Absperrventil 14 verbunden
ist. Wenn durch den Schalter 20 der Elektromotor 5 eingeschaltet
wird, öffnet
gleichzeitig das Absperrventil 14, so dass Wasser 14 in
die Reservoire 8, 9, 10 gelangt.
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2 zeigt
die Trageplatte 4 mit der Kühlvorrichtung 1 und
einer mittig angeordneten Druckgasflasche 22 zum Betrieb
eines nicht näher
dargestellten Atemgerätes.
Die Druckgasflasche 22 besitzt ein Flaschenventil 23 zum
Anschluss eines Druckgasversorgungsschlauches 24. Die Druckgasflasche 22 ist
mittels eines Haltegurtes 25 an der Trageplatte 4 befestigt.
Mittels zweier Schultergurte 26, 27 und eines
Beckengurtes 28 wird die Trageplatte am Rücken eines
nicht näher
dargestellten Anzugträgers
angebracht.
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3 veranschaulicht
schematisch die Anordnung der Kühlvorrichtung 1 innerhalb
eines Schutzanzuges 29. Die Luftaustrittsöffnung 30 der
Kühlvorrichtung 1 ist
zum Kopf des Anzugträgers
hin gerichtet, so dass die gekühlte
Luft am Kopf vorbei zunächst
zur Sichtscheibe 31 des Schutzanzuges 29 gelangt
und dort ein Beschlagen verhindert.
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- 1
- Kühlvorrichtung
- 2
- Luftfördervorrichtung
- 3
- Kältequelle
- 4
- Trageplatte
- 5
- Elektromotor
- 6
- Lüfterrad
- 7
- Stromquelle
- 8,
9, 10
- Reservoir
- 11
- Wasser
- 12
- Behälter
- 13
- Verbindungsleitung
- 14
- Absperrventil
- 15,
16, 17
- Wärmetauscherrippen
- 18,
19
- Pfeil
- 20
- Schalter
- 21
- Leitung
- 22
- Druckgasflasche
- 23
- Flaschenventil
- 24
- Druckgasversorgungsschlauch
- 25
- Haltegurt
- 26,
27
- Schultergurt
- 28
- Beckengurt
- 29
- Schutzanzug
- 30
- Luftaustrittsöffnung
- 31
- Sichtscheibe