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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Chlor aus Prozessgasen,
wobei die Prozessgase insbesondere Gasgemische umfassend Chlorwasserstoff
sind, die signifikante Anteile an Nebenbestandteilen, wie halogenierte
Kohlenwasserstoffe, Kohlenstoffmonoxid und weitere Kohlenstoffverbindungen
enthalten können.
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Eine
Reaktion von großem industriellem Interesse ist das von
Deacon 1868 entwickelte Verfahren der katalytischen Chlorwasserstoffoxidation
mit Sauerstoff.
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Durch
die Chloralkalielektrolyse wurde das Deacon-Verfahren in der Vergangenheit
stark in den Hintergrund gedrängt. Nahezu die gesamte Produktion
von Chlor erfolgte durch Elektrolyse wässriger Kochsalzlösungen.
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Das
o. g. Deacon-Verfahren ist aber insbesondere in Hinblick auf den
weltweit wachsenden Chlorbedarf in Anbetracht weniger stark wachsender Nachfrage
nach Natronlauge, die das wesentliche Nebenprodukt der Chloralkalielektrolyse
bildet, von hohem wirtschaftlichem Interesse.
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Dieser
Entwicklung kommt das Verfahren zur Herstellung von Chlor durch
katalytische Oxidation von Chlorwasserstoff entgegen, das von der
Natronlaugenherstellung entkoppelt ist. Darüber hinaus
fällt Chlorwasserstoff in großen Mengen beispielsweise bei
Phosgenierungsreaktionen, etwa bei der Isocyanat-Herstellung, als
Koppelprodukt an.
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Die
katalytische Oxidation von Chlorwasserstoff zu Chlor ist eine Gleichgewichtsreaktion.
Die Lage des Gleichgewichts verschiebt sich hierbei mit zunehmender
Temperatur zu Ungunsten des gewünschten Endproduktes Chlor.
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Die
gegenwärtig zur katalytischen Oxidation von Chlor verwendeten
Katalysatoren im Zusammenhang mit Verfahren, die mit dem o. g. Deacon-Verfahren
verwandt sind, basieren daher auf Katalysatorkomponenten, die bereits
bei niedrigen Temperaturen eine hohe Aktivität bzgl. des
Umsatzes von Chlorwasserstoff zu Chlor aufweisen.
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So
offenbart die
WO 2007/134726 ,
dass hierfür Katalysatoren basierend auf Ruthenium, Palladium,
Platin, Osmium, Iridium, Silber, Kupfer oder Rhenium geeignet seien.
Die
WO 2007/134726 offenbart
auch, dass aus diesem ersten Verfahrensschritt nach dem Stand der
Technik stets noch ein Produktstrom erhalten wird, der noch Anteile
an Chlorwasserstoff, Wasser, Sauerstoff sowie weitere Nebenbestandteile,
wie z. B. Kohlenstoffdioxid enthält.
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Die
WO 2007/134726 offenbart
nicht, dass ein weiterer Nebeneffekt, der insbesondere aus der Verwendung
von Katalysatorkomponenten auf Basis von Ruthenium resultiert, nicht
auftritt. Dieser bezieht sich auf die allgemein bekannte Eigenschaft
von solchen Übergangsmetallen wie es Ruthenium ist bei
erhöhten Temperaturen Komplexe mit Nebenbestandteilen der
Prozessgase zu bilden, oder selber durch Oxidation in eine flüchtige
Form überführt zu werden.
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Solche
Komplexe sind etwa solche mit Kohlenstoffmonoxid, wie es auch gemäß der
WO 2007/134726 aus dem
Betrieb des offenbarten Verfahrens im Verbund mit Phosgenierungsverfahren
in den Prozessgasen enthalten sein kann. Die Bildung und auch die
Flüchtigkeit solcher Verbindungen beschreiben etwa
Goodwin
et al. in „Reactive metall votallization from Ru/Al2O3
as a result of Ruthenium Carbonyl formation" (Appl. Catalysis,
1986 24: 199–209). Hierin wird auch offenbart,
dass eine solche Verflüchtigung von Ruthenium bereits bei
Temperaturen ab 100°C merklich auftritt.
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Die
Möglichkeit der weiteren Oxidation von Ruthenium zur flüchtigen
Verbindung beschreiben etwa
Backmann et al. in „On
the transport and speciation of ruthenium in high temperature oxidising conditions" (Radiochim.
Acta, 2005 93: 297–304). Hierin wird auch offenbart,
dass außer den Phasen Ru und RuO
2 alle
Oxide des Rutheniums flüchtige Verbindungen sind, die innerhalb
von Minuten bei Temperaturen oberhalb von 800°C in größeren
Mengen gebildet werden. Bei Temperaturen von bis zu 500°C,
wie sie in der
WO 2007/134726 offenbart
werden, ist daher davon auszugehen, dass die Bildung der flüchtigen
Rutheniumspezies ebenfalls eintritt, wenn auch nicht in der Geschwindigkeit.
In industriellen Verfahren, in denen solche Verfahren betrieben werden,
sind jedoch Betriebszeiten von Monaten bis zu Jahren durchaus üblich,
so dass von einem merklichen Effekt auszugehen ist.
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Hierdurch
würde die katalytische Oxidation von Chlorwasserstoff zu
Chlor nach kurzer Zeit durch den Verlust an Katalysator nicht mehr
in ausreichendem Maße einen Umsatz erzielen können.
Weiter können sich solche Komplexe in der nachfolgenden elektrochemischen
Oxidation auf den Elektrodenoberflächen durch Reduktion
des in ihnen enthaltenen Übergangsmetalls abscheiden, wodurch
auch dieser Verfahrensschritt nachteilig beeinflusst wird.
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Gemäß der
WO 2007/134726 ist es
auch daher bevorzugt die katalytische Oxidation isotherm auszuführen.
Auf jeden Fall sollte die katalytische Oxidation innerhalb der Temperaturen
180°C bis 500°C ausgeführt werden. Besonders
bevorzugt sind jedoch niedrigere Temperaturen von 220°C
bis 350°C.
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Das
in der
WO 2007/134726 offenbarte
Verfahren ist also nachteilig, weil es bei höheren Temperaturen
nicht betrieben werden kann, ohne dass ein Verlust des Katalysators
aus der katalytischen Oxidation von Chlorwasserstoff zu Chlor befürchtet
werden müsste.
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Da
die katalytische Oxidation von Chlorwasserstoff zu Chlor aber eine
exotherme Reaktion ist, ist eine solche Temperaturerhöhung
stets prozesstechnisch (s. o.) aufwändig zu verhindern,
bzw. führt im Störfall gegebenenfalls zur Notwendigkeit
der Erneuerung der hiernach zerstörten Katalysatoren der
katalytischen Oxidation von Chlorwasserstoff zu Chlor.
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In
der
JP 2005 289 800
A wird ein Verfahren zur Herstellung von Chlor offenbart,
bei dem Chlorwasserstoff mit Sauerstoff in Gegenwart eines Katalysators
umfassend eine Rutheniumkomponente auf einem Titanoxid-Träger
und in Gegenwart weiterer Nebenbestandteile, wie Kohlenstoffmonoxid
und weiterer organischer Komponenten, zu Chlor umgesetzt wird. Der
Anteil der weiteren Nebenbestandteile an den dem Verfahren zugeführten
Prozessgasen kann bis zu 20 Vol.-% betragen.
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Wesentlich
ist aber, dass der Anteil an Kohlenstoffmonoxid unter 1 Vol.-% beträgt
sowie der Anteil an organischen Komponenten weniger als 0,1 Vol.-%
beträgt.
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Das
in der
JP 2005 289
800 A offenbarte Verfahren ist also ebenso nachteilig,
wie das in der
WO 2007/134726 offenbarte
Verfahren, da es immer noch auf recht niedrige Temperaturen des
sicheren Betriebs beschränkt ist.
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Aus
der
DE 1 078 100 ist
bekannt, dass auch Salze oder Oxide der Seltenen Erden, des Silbers und
des Urans als Katalysatoren für die katalytische Oxidation
von Chlorwasserstoff zu Chlor verwendbar sind. Es wird weiter offenbart,
dass bei einer Temperatur von 480°C ein Katalysator umfassend
Uranoxid einen Umsatz von 62% des Chlorwasserstoffs zu Chlor ermöglicht.
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In
der
WO 2000/020342 ,
sowie in der
WO 1996/030085 werden
Verfahren zur Oxidation von chlorhaltigen Verbindungen in Gegenwart
von Uranoxid-Katalysatoren offenbart.
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Gemäß der
WO 2000/020342 muss
der Katalysator in einer wässrigen Lösung vorliegen,
was ein Ausschlusskriterium für die wirtschaftliche Verwendung
des Verfahrens nach der
WO
2000/020342 im Rahmen der industriellen Herstellung von
Chlor aus Chlorwasserstoff mittels heterogen katalytischer Verfahren
ist, die ausschließlich in der Gasphase ausgeführt
werden.
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Die
WO 1996/030085 offenbart
ein Verfahren zur Behandlung von Prozessgasströmen zur
Entfernung von flüchtigen organischen Komponenten aus diesen
Prozessgasströmen, wobei der Katalysator ein Uranoxid sein
kann. Die flüchtigen organischen Komponenten können
auch halogenierte Kohlenwasserstoffe sein. Die
WO 1996/030085 offenbart aber
kein Verfahren zur Herstellung von Chlor.
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Ausgehend
vom Stand der Technik besteht also immer noch die Aufgabe ein Verfahren
zur Verfügung zu stellen, das es erlaubt einen Umsatz von Chlorwasserstoff
zu Chlor zu ermöglichen, bei dem zugleich Nebenbestandteile
entweder den vorgenannten Umsatz nicht beeinträchtigen
und/oder bei dem die Nebenbestandteile zu Stoffen umgesetzt werden,
die entweder Bestandteil des Verfahrens zur Herstellung von Chlorwasserstoff
zu Chlor oder aus dem Verfahren als unbedenkliches oder weiter verwertbares
Nebenprodukt abgeführt werden können.
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Es
wurde nun überraschend gefunden, dass ein Verfahren zur
Herstellung von Chlor in einer Reaktionszone aus einem Prozessgas
A, das Chlorwasserstoff und Sauerstoff sowie einen Anteil an Nebenbestandteilen
von mindestens 2 Vol.-% umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass in
der Reaktionszone des Verfahrens ein Katalysator umfassend eine Uranverbindung,
vorliegt und dass die Nebenbestandteile Stoffe umfassend Kohlenstoff
sind, in denen mindestens ein Kohlenstoff in einer Oxidationszahl
kleiner oder gleich 2 vorliegt, diese Aufgabe zu lösen
vermag.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren ist besonders vorteilhaft,
weil überraschend gefunden wurde, dass das erfindungsgemäße
Verfahren es erlaubt auch Prozessgase einem Verfahren zur Herstellung von
Chlor zuzuführen, die gegenwärtig aus wirtschaftlichen
und/oder technischen Gründen heterogen katalytischen Verfahren
zur Herstellung von Chlor nicht zugänglich sind.
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Dies
ist bedingt durch den Katalysator umfassend eine Uranverbindung,
der sowohl eine hohe Aktivität für die heterogen
katalytische Oxidation von Chlorwasserstoff mit Sauerstoff zu Chlor
aufweist, zugleich auch eine katalytische Aktivität für
die heterogen katalytische Oxidation von etwa Kohlenstoffmonoxid
zu Kohlenstoffdioxid, als auch von weiteren Nebenbestandteilen umfassend
Kohlenstoff, in denen mindestens ein Kohlenstoff in einer Oxidationszahl
kleiner oder gleich 2 vorliegt, unter anderem zu Kohlenstoffdioxid
aufweist.
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Bevorzugte
Nebenbestandteile umfassend Kohlenstoff, in denen mindestens ein
Kohlenstoff in einer Oxidationszahl kleiner oder gleich 2 vorliegt, sind
jene ausgewählt aus der Liste enthaltend nicht halogenierte
Kohlenwasserstoffe, halogenierte Kohlenwasserstoffe und Kohlenstoffmonoxid.
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Besonders
bevorzugte Nebenbestandteile sind halogenierte Kohlenwasserstoffe
und/oder Kohlenstoffmonoxid. Bevorzugte halogenierte Kohlenwasserstoffe
sind chlorierte Kohlenwasserstoffe.
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Nicht
abschließende Beispiele für ganz besonders bevorzugte
Nebenbestandteile sind Chlorbenzol, o-Dichlorbenzol, p-Dichlorbenzol,
Trichlorbenzole, die entsprechenden Chlortoluole und Chlorxylole,
Chlorethylbenzol, Toluol, Xylol und Kohlenstoffmonoxid.
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Solche
Nebenbestandteile stammen üblicherweise aus Phosgenierungsverfahren
und/oder Verfahren zur Herstellung von Isocyanaten mit denen das
erfindungsgemäße Verfahren somit auch in vorteilhafter
Weise im Verbund betrieben werden kann.
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Während
in Verfahren z. B. nach der Offenbarung der
WO 2007/134726 damit zu rechnen
ist, dass das Vorliegen von z. B. Kohlenstoffmonoxid zur Bildung
von Übergangsmetallkomplexen in der katalytischen Oxidation
von Chlorwasserstoff zu Chlor und damit nach kurzer Zeit zu mangelhaftem
Umsatz der katalytischen Oxidation führt, erweist sich überraschenderweise
das erfindungsgemäße Verfahren als unanfällig
gegenüber solchen Problemen, da der Katalysator umfassend
eine Uranverbindung nicht zur Bildung solcher Komplexe neigt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren und seiner bevorzugten
Ausführungsformen ist weiter besonders vorteilhaft, da
die Nebenbestandteile und insbesondere die chlorierten Kohlenwasserstoffe gleichzeitig
mit dem Chlorwasserstoff und dem Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid,
Wasser und Chlor umgesetzt werden.
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Hierdurch
können Reinigungsschritte, um die vorgenannten Nebenbestandteile,
die mangels Verwertbarkeit in Verfahren zur heterogen katalytischen
Oxidation von Chlorwasserstoff zu Chlor nach dem Stand der Technik
separat aufbereitet werden müssen, in einem Verfahrensschritt
zu einem gewünschten Reaktionsprodukt sowie zu leicht abtrennbaren
und sicherheitstechnisch unbedenklichen Stoffen umgewandelt werden.
Insbesondere hierdurch ergibt sich die vorteilhafte Betriebsweise
des erfindungsgemäßen Verfahrens im Verbund mit Phosgenierungsverfahren
und/oder Verfahren zur Herstellung von Isocyanaten.
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In
einer bevorzugten Weiterentwicklung des erfindungsgemäßen
Verfahrens stammt also das Prozessgas A, das Chlorwasserstoff und
Sauerstoff, sowie einen Anteil an Nebenbestandteilen von mindestens
2 Vol.-% umfasst, aus Phosgenierungsverfahren und/oder Verfahren
zur Herstellung von Isocyanaten.
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Katalysatoren
umfassend eine Uranverbindung können gemäß der
vorliegenden Erfindung ein Trägermaterial umfassen oder
nicht.
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Wird
ein Katalysator umfassend eine Uranverbindung, der ein Trägermaterial
umfasst, so sind verwendbare Trägermaterialien solche ausgewählt aus
der Liste enthaltend Siliziumdioxid, Aluminiumoxid, Titandioxid,
Zinndioxid, Zirkondioxid, Cerdioxid, Kohlenstoffnanoröhrchen
oder deren Gemische.
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Üblicherweise
liegt der Anteil der Uranverbindung am Katalysator, wenn er zusätzlich
ein Trägermaterial umfasst, im Bereich von 0,1 bis 90 Gew.-%,
bevorzugt im Bereich von 1 bis 60 Gew.-%, besonders bevorzugt im
Bereich von 1 bis 50 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse aus Uran oder
der Uranverbindung und Trägermaterial.
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Die
Verwendung von Katalysatoren umfassend ein Trägermaterial
ist im Allgemeinen vorteilhaft, um insbesondere die im Folgenden
beschriebenen strukturierten Schüttungen zu erhalten. Allerdings
können die Trägermaterialien gemäß vorstehender
Liste ähnlich wie die nach dem Stand der Technik verwendeten
Katalysatoren gegebenenfalls im Produktstrom wiedergefunden werden,
so dass ihre Verwendung gegenüber der nachfolgend beschriebenen
bevorzugten Weiterentwicklung gegebenenfalls nachteilig ist.
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Im
Allgemeinen haben die Trägermaterialien eine geringere
Neigung flüchtige Verbindungen mit Nebenbestandteilen zu
bilden, so dass sie dennoch prinzipiell verwendbar sind.
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Geeignete
Uranverbindungen des Katalysators sind Uranoxide, Uranchloride,
Uranoxychloride und/oder Alkali- und/oder Erdalkaliuranate.
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Geeignete
Uranoxide sind entweder UO3, UO2,
UO oder Uranoxide einer nichtstöchimoetrischen Zusammensetzung.
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Bevorzugte
Uranoxide nichtstöchimoetrischer Zusammensetzung sind jene
mit einem Uran zu Sauerstoffverhältnis gemäß der
Formel UOX von UO2,1 bis
UO5. Besonders bevorzugt sind jene Uranoxide
ausgewählt aus der Liste enthaltend U3O5, U2O5,
U3O7, U3O8 und U4O9.
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Uranoxychloride
bezeichnen im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung Stoffe
der allgemeinen Zusammensetzung UOxCly, wobei x und y jeweils natürliche
Zahlen größer Null sind. Somit bezeichnen Uranoxychloride
auch nicht stöchiometrische Zusammensetzungen enthaltend
Chlor, Sauerstoff und Uran.
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Bevorzugte
Uranverbindungen sind die vorgenannten Alkali- und/oder Erdalkaliuranate.
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Uranate
bezeichnen im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung Stoffe
enthaltend Uran und Sauerstoff in jeder stöchiometrischen
oder nichtstöchiometrischen Zusammensetzung, die negative
Ladungen aufweisen.
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Bevorzugt
sind Uranate negativ geladene Stoffe mit einer Zusammensetzug von
UOX, wobei X eine reelle Zahl größer
1 aber kleiner oder gleich 5 ist.
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Das
im Alkali- und/oder Erdalkaliuranat enthaltene eine Alkali- und/oder
Erdalkalimetall bezeichnet im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung jeden Stoff der ersten oder zweiten Hauptgruppe des Periodensystems
der Elemente.
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Bevorzugte
Alkali- und/oder Erdalkalimetalle sind jene ausgewählt
aus der Liste enthaltend Barium, Calcium, Cäsium, Kalium,
Lithium, Magnesium, Natrium, Rubidium und Strontium.
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Besonders
bevorzugt sind jene ausgewählt aus der Liste enthaltend
Barium, Calcium, Kalium, Magnesium und Natrium.
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Die
Alkali- und/oder Erdalkaliuranate haben üblicherweise eine
allgemeine Zusammensetzung [Mq]2m/q[UnO3n+m] mit n = 1,
2, 3, 6, 7, 13, 16 und m = 1, 2 oder 3 und q = 1 oder 2. Hierbei
repräsentiert q die Anzahl positiver Ladungen, die das
Alkali- oder Erdalkalimetall aufweist.
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Bevorzugte
Uranate von Alkali- oder Erdalkalimetallen sind Na6U7O24 oder Ba3U7O24.
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Besonders
bevorzugt ist das Natriumuranat Na6U7O24. Es hat sich
nun überraschend gezeigt, dass solche Alkali- und/oder
Erdalkaliuranate im Vergleich zu den Katalysatoren nach dem Stand
der Technik sehr hohe Stabilitäten gegen die Bildung flüchtiger
Verbindungen aufweisen, dass diese aber zugleich eine auch gegenüber
den vorgenannten Uranoxiden drastisch gesteigerte Aktivität
für die heterogen katalytische Oxidation von Chlorwasserstoff zu
Chlor aufweisen. Die Aktivität für den Umsatz
der Nebenbestandteile ist gleichfalls hoch.
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Damit
kann unter Verwendung dieser Alkali- und/oder Erdalkaliuranate das
erfindungsgemäße Verfahren besonders vorteilhaft
betrieben werden.
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In
einer bevorzugten Weiterentwicklung des erfindungsgemäßen
Verfahrens enthält der verwendete Katalysator nur einen
Träger aus mindestens einer der vorgenannten Uranverbindung;
d. h. der Katalysator enthält nur eine Uranverbindung oder
eine Mischung der vorgenannten Uranverbindungen.
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Die
Verwendung solcher Katalysatoren ist besonders vorteilhaft, weil
auf die Verwendung von Übergangsmetallen und Edelmetallen
vollständig verzichtet werden kann und somit die vorstehenden Nachteile
der Verfahren des Standes der Technik bzgl. der verwendeten Katalysatoren
ausgeschlossen werden können.
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Außerdem
können in diesem Fall auch gegebenenfalls störende
Einflüsse von Trägermaterialien ausgeschlossen
werden. Solche störenden Einflüsse sind etwa die
mindestens teilweise Mitführung dieser Trägermaterialien
in dem Produktstrom.
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Der
verwendete Katalysator kann als Schüttung von Partikeln
oder in Form von Formkörpern vorliegen.
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Liegt
der Katalysator als Schüttung von Partikeln vor, so liegt
er bevorzugt als strukturierte Schüttung vor, die dadurch
gekennzeichnet ist, dass die Katalysatoraktivität in der
Hauptströmungsrichtung der Reaktionszone ansteigt.
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Diese
strukturierte Schüttung ist besonders vorteilhaft, weil
hierdurch in der Hauptströmungsrichtung der Reaktionszone
gleiche Umsätze je Raumeinheit erzielt werden. Während
am Eingang der Reaktionszone durch die hohe Konzentration von Chlorwasserstoff
und Sauerstoff bereits hohe Reaktionsgeschwindigkeiten erzielt werden
können, werden diese gegen Ausgang der Reaktionszone durch
die erhöhte Katalysatoraktivität weiter aufrechterhalten. Dies
bedingt einen besonders effizienten Gebrauch des Katalysators.
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Eine
solche Strukturierung der Katalysatorschüttung kann durch
unterschiedliche Verhältnisse von Uranverbindung zu Trägermaterial
oder durch unterschiedliche Verdünnung eines Katalysators
mit einem Inertmaterial erfolgen.
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Liegt
der Katalysator als Formkörper vor, so eignen sich Formkörper
mit beliebigen Formen, bevorzugt sind Tabletten, Ringe, Zylinder,
Sterne, Wagenräder oder Kugeln, besonders bevorzugt sind
Kugeln, Ringe, Zylinder oder Sternstränge.
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Die
Reaktionszone des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann bei Temperaturen oberhalb von 350°C bis hin zu Temperaturen
von 800°C betrieben werden. Bevorzugt wird sie bei Temperaturen
von 400 bis 600°C betrieben.
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Im
Unterschied zu den Verfahren nach dem Stand der Technik, wie sie
etwa in der
WO 2007/134726 beschrieben
werden, ist hierbei die obere Temperatur keine Begrenzung, bei der
das erfindungsgemäße Verfahren nicht mehr hinlänglich durchführbar
ist.
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Vielmehr
sind die gemäß des erfindungemäßen
Verfahrens im Prozessgas A enthaltenen Nebenbestandteile oberhalb
dieser Temperaturen im Wesentlichen schon nach kurzer Zeit bereits
beinahe vollständig zu Kohlenstoffdioxid, Wasser etc. umgesetzt,
so dass eine weitere Erhöhung der Temperatur wirtschaftlich
unvorteilhaft erscheint. Außerdem tritt oberhalb der Temperaturen die
rein thermische Zersetzung der Nebenbestandteile bereits merklich
auf, so dass die besondere Vorteilhaftigkeit des katalytischen Umsatzes
weniger stark ausgeprägt ist.
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Die
untere Temperaturgrenze ist besonders vorteilhaft, weil bei dieser
Temperatur eine Vielzahl der Nebenbestanteile in der Reaktionszone
des erfindungsgemäßen Verfahrens bereits oxidiert
wird.
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Weiter
wird der Katalysator umfassend eine Uranverbindung bei diesen Temperaturen überraschenderweise
aktiver, als bei niedrigeren Temperaturen, was entgegen z. B. den
Ruthenium-Katalysatoren nach dem Stand der Technik ist, die mit
zunehmender Temperatur dazu neigen mit dem Produktstrom mitgeführt
zu werden, und somit im Verlaufe des Betriebs solcher Verfahren
an Aktivität verlieren. Dies ist in dem erfindungsgemäßen
Verfahren nicht der Fall.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren wird üblicherweise
bei Drücken zwischen 1 und 30 bar ausgeführt.
Bevorzugt bei Drücken von 5 bis 10 bar.
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Diese
Drücke sind im Vergleich zu den vorstehend offenbarten,
bevorzugten Temperaturbereichen nicht wesentlich für die
besonders vorteilhafte Ausführbarkeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
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Vielmehr
sind die hier offenbarten Drücke die Bereiche, in denen
sich die allgemeine Ausführung des erfindungemäßen
Verfahrens als wirtschaftlich erwiesen hat. Es können sich
aber auch, z. B. durch die Verschaltung des erfindungsgemäßen
Verfahrens mit weiteren Verfahren im Sinne eines Prozessverbundes,
niedrigere oder höhere Drücke als vorteilhaft
erweisen, ohne dass hierdurch das erfindungsgemäße
Verfahren seine besondere Vorteilhaftigkeit einbüßen
würde.
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Das
erfindungsgemäße Verfahrens kann in einer oder
in mehreren parallel oder in Reihe geschalteten Reaktionszonen ausgeführt
werden. Hierbei können sich die einzelnen Reaktionszonen
in einer Vorrichtung befinden oder auch aufgeteilt in verschiedenen
Vorrichtungen vorliegen.
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Der
Sauerstoff kann entweder vollständig zusammen mit dem Chlorwasserstoff
vor der ersten Reaktionszone oder über verschiedene Reaktionszonen
verteilt zugegeben werden.
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Weiter
kann das erfindungsgemäße Verfahren kontinuierlich
oder diskontinuierlich ausgeführt werden. Bevorzugt wird
das erfindungsgemäße Verfahren aber kontinuierlich
ausgeführt.
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Vorrichtungen
in denen das erfindungsgemäße Verfahren ausgeführt
werden kann sind etwa Festbett-, Fließbett- oder Wirbelbettreaktoren,
wie sie dem Fachmann in ihren Ausführungsformen allgemein
bekannt sind. Bevorzugt sind Festbettreaktoren, da in diesen die
vorgenannte strukturierte Schüttung des Katalysators in
vorteilhafter Weise erreicht werden kann.
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In
einer bevorzugten Weiterentwicklung des erfindungemäßen
Verfahrens wird die in der Reaktionszone durch die exotherme Bildung
von Chlor aus Chlorwasserstoff oder Kohlenstoffdioxid, Wasser etc. aus
Nebenbestandteilen erzeugte Wärme aus der Reaktionszone oder
nach der Reaktionszone dem Produktstrom entzogen und für
die Erwärmung des Prozessgases A in oder vor Reaktionszone
des Verfahrens verwendet.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand einer Figur erläutert,
ohne sie hierdurch hierauf zu beschränken.
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1 zeigt
eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens in einer Wirbelschicht R. Zunächst werden einem
Wärmeübertrager (W1) die Prozessgase
A, enthaltend Chlorwasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoffmonoxid sowie
o- und p-Dichlorbenzol, zugeführt und hierin erwärmt.
Die nun erwärmten Prozessgase A werden hiernach einer Wirbelschicht R
enthaltend eine Reaktionszone mit einem Uranoxid-Katalysator (K)
zugeführt, der stetig von unten durch die Prozessgase A
durchströmt wird, so dass ein stabiles Wirbelbett entsteht.
Die Wirbelschicht ist umgeben von einem Kühlmantel (W2), durch den ein Wärmeträgeröl
(L) geführt wird, das die Wärme, die durch die
heterogen katalytische Oxidation von Chlorwasserstoff mit Sauerstoff
zu Chlor, sowie durch die exotherme Reaktion von Kohlenstoffmonoxid
zu Kohlenstoffdioxid und von o- und p-Dichlorbenzol zu Kohlenstoffdioxid,
Wasserdampf und Chlor aufnimmt und über einen Kreislauf
dem Wärmeübertrager (W1)
zuführt. In der Wirbelschicht bildet sich in Gegenwart
des Uranoxid-Katalysators (K) aus den Bestandteilen des Prozessgases
A Chlor, Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid, das als Produkt (P)
des Verfahrens aus der Wirbelschicht R herausgeführt wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
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- - WO 2007/134726 [0008, 0008, 0009, 0010, 0011, 0013, 0014, 0018, 0031, 0063]
- - JP 2005289800 A [0016, 0018]
- - DE 1078100 [0019]
- - WO 2000/020342 [0020, 0021, 0021]
- - WO 1996/030085 [0020, 0022, 0022]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - Goodwin et
al. in „Reactive metall votallization from Ru/Al2O3 as
a result of Ruthenium Carbonyl formation” (Appl. Catalysis,
1986 24: 199–209) [0010]
- - Backmann et al. in „On the transport and speciation
of ruthenium in high temperature oxidising conditions” (Radiochim.
Acta, 2005 93: 297–304) [0011]