DE102008041825A1 - Zerstörungsfreies Prüfverfahren des Aushärtungs- oder Trocknungsgrades von Farben und Lacken - Google Patents

Zerstörungsfreies Prüfverfahren des Aushärtungs- oder Trocknungsgrades von Farben und Lacken Download PDF

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Abstract

Die Erfindung beschreibt ein Verfahren zur Bestimmung des Härtungs- oder Trocknungsgrades einer oder mehrerer gedruckter Druckfarben- und/oder Lackschichten auf einem Substrat. Zum Beispiel kann auf Papier, Karton, Kunststofffolie oder Verbundmaterialien ein Bedruckstoff in Bogen oder Bahnen verarbeitenden Druckmaschinen in einem Massendruckverfahren bedruckt werden. Hier kommen Tief-, Flexo-, Sieb- oder Offsetdruck zur Anwendung. Zur Sicherstellung der guten Trocknung wird der Härtungsgrad bzw. Trocknungsgrad des gedruckten Produktes während des Durchlaufs durch die Druckmaschine oder an einer Druckprobe außerhalb der Druckmaschine mit einem Oberflächen Plasmonen Resonanz (SPR-) Sensor bestimmt. Dazu wird das empfangene Messsignal des SPR-Sensors einer Auswerteeinheit zugeführt und aus diesem Kennwerte ermittelt, die absolut oder bezogen auf einen oder mehrere Referenzwerte eine Aussage über den Härtungs- bzw. Trocknungsgrad des gedruckten Produktes erlauben.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Prüfung des Härtungsgrades von in einem der Massendruckverfahren Offset-, Flexo- oder Tiefdruck gedruckten Druckfarben- oder Lackschichten nach dem Oberbegriff von Anspruch 1. Das Verfahren zur Prüfung des Härtungsgrades wirkt mittels des Effektes der Oberflächen-Plasmonen-Resonanz und in der Literatur auch häufig als surface plasmon resonance (SPR-)Methode bezeichnet wird.
  • Die Härtung von Druckfarben- und Lackschichten kann einmal durch Evaporation von Lösemitteln, durch das Wegschlagen von Lösemitteln in den Bedruckstoff, durch Oxidation, durch Polymerisation in Verbindung mit einem UV- oder Elektronenstrahltrockner oder durch eine Kombination der zuvor genannten Trocknungsmechanismen erfolgen.
  • Für eine Kontrolle der Durchhärtung von Druck- und Lackschichten sprechen viele Faktoren. Eine ausreichende Trocknung und Härtung der verdruckten Farben/Lacke ist Voraussetzung für qualitativ hochwertige Drucke. Innerhalb des Förderwegs der Bogen durch die Maschine können Berührungen der frisch bedruckten oder lackierten Bogenoberfläche zu Beschädigungen hervorrufen, was Makulatur bedingt. Die in der Auslage einer Bogendruckmaschine oder aufgerollte Rollenbahnen einer Rollendruckmaschine müssen hinsichtlich der aufgedruckten Druckfarben/Lacke ausreichend getrocknet sein, das sie sonst beim Abstapeln bzw. aufrollen verschmieren und verblocken würden. Gerade letzteres würde eine Weiterverarbeitung der Druckprodukte erschweren bzw. gänzlich unmöglich machen.
  • An die Einstellung unterschiedlich aufgebauter Trocknereinrichtungen sind im Druckprozess hohe Anforderungen zu stellen. Bereits beim Einrichten der Druckmaschine hat der Bediener Einstellungen an den Trocknereinrichtungen vorzu nehmen, um nach möglichst geringer Zeit und Anzahl von Makulaturbogen (Vorlaufmakulatur) die erforderliche Qualität produzieren zu können. Eine zu hoch gewählte Einstellung der Trocknerleistung bedingt nicht nur einen hohen Energieverbrauch der Druckmaschine und ebenfalls eine hohe Abwärmeleistung, welche die Temperatur des Drucksaales erhöht bzw. durch die Klimatisiereinrichtung des Drucksaales auf den vorgesehenen Wert zu regeln wäre, sondern auch der Druckprozess an sich wird negativ beeinflusst. Bekanntlich ändert sich die Zügigkeit und Viskosität von Farbe/Lacke, sodass eine hohe Maschinenerwärmung nebst der Erwärmung von Farbe und Dosiereinrichtung unter Umständen wieder Makulatur verursachende Nachregelungen erforderlich machen. Zu gering gewählte Einstellgrößen für die Trocknerwirkung bzw. Trocknerleistung sind ebenfalls zu vermeiden, da sonst die geschilderte Gefahr des Verschmierens frisch bedruckter Bogen während des Bogentransportes bzw. in der Auslage besteht.
  • Durch eine Trocknersteuerung ist neben einer Makulaturreduzierung auch eine erhebliche Energieeinsparung möglich. Da die Trocknereinrichtungen nur noch mit der Leistung gefahren werden, welche entsprechend den aktuellen Gegebenheiten erforderlich sind, wird die Stromaufnahme der Einrichtungen auf den jeweilig erforderlichen Wert reduziert. Da die Trocknereinrichtungen auch Abwärme produzieren, ergibt sich auch eine verringerte Aufheizung von Maschinenelementen bzw. der gesamten Maschine. Dadurch wird auch die Lebensdauer der Maschine bzw. von Maschinenkomponenten erhöht. Letztlich vermeidet eine reduzierte Leistung der Trockner auch eine Erhöhung der Drucksaaltemperatur. Bei einem klimatisierten Drucksaal gibt dies ebenfalls eine Energieeinsparung, da weniger Abwärme seitens der Trockner produziert wird.
  • Besondere Fragestellungen ergeben sich für den Druck strahlenhärtender Druckfarben und Lacke in Druckmaschinen, die eine Härtungskontrolle erforderlich machen. Der Druck mit strahlenhärtenden Offsetdruckfarben hat in der heutigen Druckindustrie eine weite Verbreitung gefunden und ist technisch inzwischen sehr geläufig. Vorteile des Drucks mit den strahlenhärtenden Druckfarben liegen in der schnellen, spontanen Vernetzung nach der Bestrahlung mit einer UV- Strahlungsquelle, der Lösungsmittelfreiheit der Druckfarben und der guten Bedruckbarkeit von nicht saugenden Substraten.
  • Konventionelle Druckfarben sind dagegen entweder ölbasierend oder lösemittelhaltig. Ölbasierende Druckfarben trocknen durch die Oxidation der Bindemittel auf Ölbasis oder trocknen durch Verdampfen der in der Druckfarbe befindlichen leichtflüchtigen Öle (Heat-Set-Verfahren). Strahlenhärtende Druckfarben und Lacke härten dagegen durch einen fotochemischen Prozess, der auch als Vernetzung bezeichnet wird. Der flüssige oder unvernetzte Druckfarbenfilm wird durch die Polymerisation unter Einwirkung von UV-Licht in einen festen Zustand übergeführt.
  • Es sind aber Fehlerfälle bekannt geworden, bei denen unvernetzte Druckfarbenbestandteile durch Abklatsch im Auslegerstapel einer Bogendruckmaschine oder durch Abklatsch in einer Rolle nach dem Druck auf die Rückseite des darüber befindlichen Substrats übertragen wurden. Auch können Druckfarbenbestandteile durch den Bedruckstoff hindurch migrieren. Eine Migration von Druckfarbenbestandteilen oder ein Abklatsch von Druckfarben kann bei Verpackung zu einer sensorischen Beeinflussung des Füllgutes führen. Bei Überschreiten von spezifischen Migrationlimits kann im Falle einer Verpackung für Lebensmittel eine gesundheitliche Beeinträchtigung des Konsumenten nicht ausgeschlossen werden. Bei Überschreiten der spezifischen Migrationlimits müssen Verpackungen auf jeden Fall aus dem Verkehr gezogen werden, was neben dem finanziellen Folgen meist auch ein Verlust der Reputation des Markenherstellers im Markt zur Folge hat. Die Wahrung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit ist vorrangig. Laut §30 LMBG ist es verboten Bedarfsgegenstände so herzustellen, dass sie bei bestimmungsgemäßen Gebrauch geeignet sind, die Gesundheit durch ihre stoffliche Zusammensetzung, insbesondere durch toxikologisch wirksame Stoffe oder Verunreinigungen zu schädigen. Zudem gilt nach deutschem und europäischem Recht und ebenso in den USA das „No-Migration-Prinzip”, d. h. ein Übergang von Stoffen auf das verpackte Lebensmittel ist zu vermeiden. Deswegen ist es besonders wichtig auf jeden Fall die Vernetzung der strahlenhärtenden Druckfarbe auf dem Bedruckstoff sicher zu stellen.
  • Außerdem haben unvollständig ausgehärtete Schichten aus strahlenhärtenden Druckfarben und Lacken Auswirkungen auf die Sicherheit des Bedienpersonals. Sind solche Druckfarben- oder Lackschichten auf dem Bedruckstoff unvollständig durchgehärtet und der Maschinenbediener zieht, z. B. zur Kontrolle der Druckqualität, Probeexemplare, so können migrationsfähige Bestandteile der Druckfarben über die Haut aufgenommen werden. Neben gesundheitlicher Gefährdung können auch Reizungen und allergische Reaktionen der Haut entstehen. Dem Druckbetrieb entstehen durch unvollständig ausgehärtete Lacke und Druckfarben zusätzlich Entsorgungskosten, da Druckbögen mit unvernetzten Druckfarben- oder Lackbestandteilen in der Regel als Sonderabfall behandeln werden. Dies erfordert einen logistischen Mehraufwand und erzeugt in der Regel Mehrkosten für die Entsorgung.
  • Viele Faktoren sprechen folglich dafür die Aushärtung bzw. Trocknung von Druckfarben- und Lackschichten auf dem Bedruckstoff zu messen, Messgrößen zu bilden und diese dann direkt oder über Bedienereingabe zur Steuerung der Trockner heranzuziehen. Zusätzlich können aus diesen Messwerte eine Qualitätsprotokoll abgeleitet werden, dass dem Enduser einen Nachweis gibt, dass die Druckfarbe oder der Lack ausreichend ausgehärtet sind. Dies wird gerade auf dem Feld der strahlenhärtenden Druckfarben und Lacke aus Erwägungen der Produktsicherheit oftmals gefordert.
  • Der Wunsch die Härtung bzw. Trocknung von Druckfarben- oder Lackschichten zu bewerten wurde schon vielfach diskutiert. In der EP 1 142 711 B1 wurde unter anderem vorgeschlagen, eine Steuerung für eine Trocknereinrichtung vorzusehen, der mindestens ein Signal einer den Druckprozess charakterisierenden Größe zugeführt wird, und dass infolgedessen durch die Steuerung Signale generiert werden, durch welche die Betriebsweise der Trocknereinrichtung in vorgesehener Weise verändert wird. Es wird auch vorgeschlagen die Steuerung der Trocknervorrichtung anhand von am Bedruckstoff gemessenen Messwerten vorzunehmen.
  • Als Messgrößen werden die Lack- bzw. die Farbschichtdicke und/oder der Glanz des Lackauftrags angeführt.
  • Die DE 197 37 785 A1 schlägt vor den Trocknungsgrad einer Lackschicht durch das Messen der Intensität eines Mikrowellensignals, das in einer Wechselwirkung mit dem lackierten Bedruckstoff in Wechselwirkung steht zu bestimmen. Die aus dem Messsignal gebildete Zustandsgröße kann dann als Regelgröße für die Trocknersteuerung herangezogen werden. Das Verfahren eignet sich aber nur für den Einsatz von Beschichtungsmedien, die in einem hohen Maße die Mikrowellenenergie absorbieren, wie zum Beispiel eine Dispersionslack, der im wesentlichen Wasser als Lösemittel aufweist. Die Prüfung der Polymerisation von gehärteten Druckfarben- und Lackschichten wurde in dem Patent nicht erwähnt.
  • Die DE 24 58 935 A1 offenbart ein Mess- und Regelverfahren der Geschwindigkeit von Druck- und Beschichtungsmaschinen, bei dem kontinuierlich auf der Papierbahn die den benutzten Lösemitteln entsprechenden Wellenlängen analysiert werden, wobei die nach dem Trocknen gemessenen Durchschnittswerte mit den voreingestellten Maximalwerten vergleicht. Die Messeinrichtung enthält einen Analysatorkopf mit kontinuierlicher Ausstrahlung und einen Empfänger zur Aufnahme der Strahlung, die das zu analysierende Produkt reflektiert oder diese durchsetzt. Der Nachteil dieses Verfahrens ist, dass von vornherein die Lösemittelzusammensetzung bekannt sein muss. Dies ist bei Druckverfahren, die mit einfachen Lösemittelzusammensetzungen arbeiten relativ einfach, die Komplexität steigt bei modernen Druckfarben mit einer Vielzahl von Lösemittel an. Im Regelfall gibt der Lieferant die Zusammensetzung der Druckfarbe nur in groben Bestandteilen bekannt. Außerdem versagt dieses Verfahren bei Druckverfahren, die keine Lösemittel emittieren. Dies sind unter anderem die strahlenhärtenden Druckverfahren, sowie die oxidativ und wegschlagenden Druckverfahren. Dieses Messverfahren ist nicht universell anwendbar. Auch ist eine Anwendung bei schnell laufenden Druckmaschinen bekannt, da die Analyse doch zeitintensiv und komplex ist.
  • Im Labor wird optische Spektroskopie zur Beurteilung der Polymerisation eingesetzt. Diese Methode ist wegen ihrer Komplexität und Probenvorbereitung wenig für den Einsatz in dem rauen Maschinenumfeld eines Druckereibetriebs geeignet.
  • Es ist eine sehr empfindliche Methode zur Charakterisierung von Grenzflächen und dünnen Schichten bekannt, die als Oberflächenplasmonen-Resonanz, üblicherweise SPR (Surface Plasmon Resonanz) in der Literatur bezeichnet wird. Die Oberflächen Plasmonen Resonanz (SPR) ist ein quantenmechanischer Effekt. Mit Hilfe dieses Effektes lässt sich der Brechungsindex einer Lösung in der Nähe einer Oberfläche durch ein optisches Verfahren sehr genau bestimmen.
  • Um die komplexen Zusammenhänge zu erläutern, wird im Folgenden die sehr anschauliche Erläuterung der zugrundeliegenden Phänomene von Andreas Englisch und Uwe Hartmann in der Zeitschrift Magazin Forschung 2/2004 wiedergegeben: „Das allgemein bekannte Verhalten von Metallen beim Auftreffen von elektromagnetischer Strahlung ist die Reflexion dieser Strahlung. Diese Eigenschaft wird bei der Herstellung von Spiegeln ausgenutzt. Die Eindringtiefe von Licht liegt, in Abhängigkeit von der Wellenlänge und vom Metall, im Bereich von 50 nm bis 100 nm. Demgemäß genügen also geringe Schichtdicken, um eine optimale Reflexion der Lichtwelle zu erzielen. Für dieses Verhalten sind die freien Elektronen in den Metallen, das sog. Elektronengas, verantwortlich. Im elektrischen Feld wird auf die Elektronen eine Kraft ausgeübt, durch die sie an die Oberfläche gezogen werden. Dort verteilen sie sich so lange, bis das Innere des Metalls feldfrei ist. Bei niedrigen Frequenzen wird diese Bewegung hauptsächlich durch Reibungseffekte – die Ursache des elektrischen Widerstands – gehemmt. Im optischen Bereich ist die Feldänderung so schnell, dass sich eine Verzögerung der Bewegung durch die Eigenmasse der Elektronen bemerkbar macht: Das Metall besitzt im optischen Frequenzbereich eine negative Dielektrizitätskonstante.
  • Es ergeben sich daraus einige interessante Effekte. Fällt Licht auf eine Grenzfläche bestehend aus einem Metall und einem „normalen” durchsichtigen Material (Glas, Wasser, Luft...) so werden bei geeigneten Einstrahlbedingungen durch das einfallende Licht Plasmonen angeregt. Je nach Form der Grenzfläche unterschei det man verschiedene Arten. Genannt seien hier insbesondere Mie- und Oberflächenplasmonen. Die Auswirkung der Anregung von Mieplasmonen kann man in kleinen, 20–50 nm großen metallischen Partikeln beobachten, wie in einer kolloidalen Goldstaubsuspension oder in den sog. Goldrubingläsern. Die Farbe entsteht hier durch die Absorption von Licht im grünen Spektralbereich, womit Resonanzen der Oberflächenladungsdichte der Partikel angeregt werden. Die Energie aus dem einfallenden Licht fließt zu einem Teil in eng an der Oberfläche anliegende quasistatische Felder. Diese „kleben” an der Oberfläche und werden durch innere Verluste im Metall gedämpft. Zum anderen Teil wird die Energie auch senkrecht zur Einfallsrichtung des Lichts abgestrahlt. An zweidimensional ausgedehnten Grenzflächen tritt eine solche Resonanzbedingung im Gegensatz zum nulldimensionalen Fall nur unter bestimmten Einstrahlbedingungen auf. Man spricht in diesem Fall von Oberflächenplasmonen.
  • Ein typischer Aufbau, mit dem es möglich ist, Oberflächenplasmonen anzuregen, ist in 1 dargestellt und unter dem Namen 'Kretschmann Anordnung' bekannt. Auf einem Prisma ist eine 50 nm dicke Silber-[Gold-]schicht aufgedampft. Sie wird durch das Prisma beleuchtet.
  • Auf diese Weise ist es möglich, entlang der Grenzfläche Silber[Gold-]-Luft eine Variation des elektrischen Feldes mit einer Wellenlänge, die der der Plasmonen entspricht, zu erhalten. Bei entsprechenden Werten für Schichtdicke und Einfallswinkel kann erreicht werden, dass die reguläre Reflexion total unterdrückt wird, wobei die Anregung der Plasmonen maximal wird. Die Wellenlänge der Plasmonen hängt stark von der Dielektrizitätskonstanten des Mediums, welches an das Silber [Gold] grenzt ab. Bei Änderung dieser Dielektrizitätskonstanten verschiebt sich der Winkel des Minimums im reflektierten Licht, was zum Nachweis von Adsorbaten von nur wenigen Molekülschichten ausgenutzt werden kann. [...]”In einer abgewandelten Anordnung „wird ein Laserstrahl durch das Prisma auf den Silber-[Gold-]film fokussiert. Die Anregung von Plasmonen lässt sich direkt in der Schwächung der Lichtintensität im divergenten, reflektierten Lichtbündel bei dem entsprechenden Winkel erkennen. Dabei wird die Lage des Intensitätsminimums nur durch Eigenschaften des Teils der Grenzfläche bestimmt, auf den fokussiert wird. Es können somit lokale Variationen nachgewiesen werden.”
  • Ein gattungsgemäßer Vertreter des Standes der Technik einer solchen Untersuchungsmethode mittels Oberflächen Plasmonen Resonanz stellt die EP 0 388 872 B1 dar. Sie offenbart ein Verfahren zur Untersuchung von hinsichtlich Brechungsindex und/oder Höhenmodulation der Oberfläche unterschiedlicher Oberflächenstrukturen, dadurch gekennzeichnet, da diese Oberflächenstrukturen in ein Oberflächen-Plasmonen-Feld gebracht werden und mittels Oberflächen Plasmonen-Mikroskopie derart abgetastet werden, da die Oberflächenstruktur mittels einer Vorrichtung einer Metall- oder Halbleiterschicht, die sich auf einer Seite eines Glasprismas befindet, parallel zu dieser Metall- oder Halbleiterschicht genähert wird. Die EP 0 388 872 B1 weist dabei keinen Bezug auf den Erfindungsgegenstand, der Untersuchung von Härtungseigenschaften von Druckfarben- und Lacken auf.
  • Auch sind SPR-Sensoren bekannt geworden, die mit modifizierten Lichtwellenleitern arbeiten, dabei kommen kommerziell erhältliche Lichtwellenleiter mit einem Durchmesser von 1 μm bis zu 2000 μm zum Einsatz. Die vorhandene Ummantelung des Lichtwellenleiters wird an den Enden und anderen definierten Bereichen entfernt und anschließend wird der Lichtwellenleiter an diesen Stellen radial oder partiell radial mit einer Metallschicht versehen. Zusätzlich kann auch die Stirnseite des Lichtwellenleiters mit einer Metallschicht beschichtet werden. Ein gattungsgemäßer Vertreter einer solchen SPR-Sensor-Lösung auf Lichtwellenleiterbasis ist in der WO 94/16312 zu finden.
  • Planare SPR-Sensoren, wie sie die WO 99/60382 offenbart, eignen sich ebenfalls für den angestrebten Anwendungszweck. Planare Wellenleiter finden immer breitere Beachtung in Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der integrierten Optik. Für die Herstellung wird eine lichtleitende Schicht flächig auf einem Trägermaterial aufgetragen. Der Brechungsindex des Trägermaterials oder einer darauf für diesen Zweck vorgesehene Schicht muss kleiner sein, als der der wellenleitenden Schicht, um eine nahezu verlustfreie Führung des Lichts im Wellenleiter zu garantieren. Die Herstellung solcher flächiger Wellenleiter erfolgt mit bekannten Methoden der Halbleitertechnik und der integrierten Optik, wie z. B. CVD-Prozessen, Sputtern, Elektronenstrahlverdampfen, Aufschleudern oder verschiedener Replikationstechniken. Definierte Bereiche des planaren Wellenleiters werden dann mit einer SPR-fähigen planaren Metallschicht (z. B. aus Gold, Silber) versehen, die sowohl mit dem wellenleitenden Material als auch mit der zu charakterisierenden Probe in direktem Kontakt steht.
  • Ziel der Erfindung ist es die Aushärtung bzw. Trocknung von Lack- und Druckfarbenschichten auf Papier-, Folien-, oder Kartonbedruckstoffen zu bestimmen.
  • Diese Aufgabe wird gelöst durch Merkmale des Anspruchs 1. Sinnvolle Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
  • Durch Untersuchungen zeigte sich überraschenderweise, dass eine SPR-Sensorik ein klare und robuste Differenzierung zwischen gehärteten, also weitgehend polymerisierten Drucken auf verschiedenen Substraten, und nicht ausreichend gehärteten Drucken auf verschiedenen Bedruckstoffen zeigt.
  • Im Offsetdruck werden 1–2 μm Schichtdicke und im Flexodruck maximal 8 μm Schichtdicke pro Farbe auf den Bedruckstoff appliziert. Trotz der hohen Oberflächenrauhigkeit, die oftmals in der Größenordnung des Farbauftrags liegt, lies sich ein stabiles Signal gewinnen.
  • 2 zeigt einen typischen Verlauf des Lichtbrechungsprofils zwischen einer gehärteten und einer ungehärteten auf einem Substrat aufgedruckten Probe. Durch bekannte analytische Methoden und/oder Integration lassen sich alle Zwischenstufen der möglichen Aushärtungsstufen ermitteln. Das Lichtbrechungsprofil ist sehr stark abhängig von dem Einfallswinkel.
  • Die Messungen wurden mit einer Kretschmar-Anordnung mit einem Prisma gemacht. Als zu härtendes Substrat kam ein Acrylat zur Anwendung, wie es typischerweise in der Druckindustrie zur Anwendung kommt.
  • In einer ersten Anwendung kommen die SPR-Sensoren direkt in der Druckmaschine zu Anwendung. Sie können zum Beispiel im Bereich des Trockners, zum Beispiel im Trocknerauslauf, auf das bestrahlte Substrat abgesenkt oder mit diesem in einer anderen Form in Kontakt gebracht werden. In einer besonders vorteilhaften Variante der Erfindung im Rahmen der UV-Härtung wird als Messlichtstrahl das von dem UV-Trockner emittierte Licht, gegebenenfalls nach einer Filterung, genutzt.
  • Die Sensorik kann aber jederzeit mit einer externen Lichtquelle, zum Beispiel einem externen Lasersystem, genutzt werden. Dazu kann zum Beispiel das optische System des SPR-Sensors (z. B. ein Prisma mit einer SPR-fähigen Beschichtung) an einem umlaufenden System, z. B. an einem Greifersystem des Auslagegreifers eines Auslegers einer Druckmaschine befestigt werden, wobei das lichtgebende System, zum Beispiel ein Laser, ebenso das Sensorik System an einem festen Ort, z. B. am Gestellrahmen oder der Abdeckung des Auslegers befestigt sein kann. In einer geeigneten Ausführung der Erfindung wird durch ein Triggersignal ein Lichtimpuls ausgelöst, der auf das optische System des SPR-Sensors trifft, wobei das reflektiert Licht dann von dem Sensorsystem ausgewertet wird.
  • Auch kann das optische System des auf den Druckbogen auf einem Zylinder der Druckmaschine oder in dem Ausleger einer Bogendruckmaschine auf den bedruckten Bogen eingeschwenkt bzw. abgesenkt werden, so dass das optische System des SPR-Sensors Kontakt mit der bedruckten Bogenoberfläche hat. Hierfür sind als optische Systeme des SPR-Sensors besonders SPR-Sensoren auf Basis von Lichtwellenleitern und planaren optischen Systemen geeignet.
  • Alle Meßmethoden auf Basis der SPR-Sensorik können selbstverständlich auch Offline genutzt werden, indem ein Druckbogen von dem Maschinenbediener ent nommen und einer nicht in die Druckmaschine integrierten SPR-Sensoreinrichtung zugeführt wird.
  • Aus dem Messsignal können durch bekannte Auswertealgorithmen Kennwerte für die Aushärtung des Druckbogens gewonnen werden. Diese Kennwerte können entweder als Absolutsignal oder als Relativsignal bezogen auf einem Referenzwert ausgegeben werden. Der Referenzwert kann zum Beispiel aus einer Datenbank stammen, in für bestimmte Klassen von Druckmaterialien Referenzwerte für nicht ausgehärtete und/oder vollkommen ausgehärtete Druckbogen hinterlegt sind.
  • Der bzw. die Referenzwerte können auch für jeder Druckauftrag mit einer gegebenen Materialkombination neu bestimmt werden, indem zum Beispiel ein unausgehärteter Druckbogen und/oder ein sehr gut ausgehärtete Druckbogen als Referenz dienen. Gut ausgehärtete Druckbogen lassen sich zum Beispiel erzielen, in dem der Druckbogen möglichst langsam unter dem Trockungsaggregat und/oder zweimal unter dem Trocknungsaggregat hindurchgeführt wird.
  • Ziel ist es aus den ermittelten Kennwerten zumindest Hinweise an den Maschinenbediener zu geben. Dies kann z. B. über den zentralen Maschinenleitstand oder einem Display an der Messvorrichtung geschehen, in dem ein Wert als alphanumerisches Zeichen oder grafisch angezeigt wird. In einer besonderen Ausprägung wird der kennwert in Form einer Ampelschaltung angezeigt, wobei Rot eine nicht genügende Härtung anzeigt, während bei einer grünen Anzeige der Maschinenbediener im Optimum fährt.
  • In einer weiteren Ausprägung wird der Kennwert über die Auflage protokolliert, um ein Qualitätsprotokoll als Nachweis für eine ausreichende Härtung zu erlangen. Ein solches Protokoll kann als Nachweis für eine Qualitätssicherung, zum Beispiel in dem hoch regulierten Bereich der Lebensmittelverpackungen dienen.
  • Die erfindungsgemäß gefundene Lösung weist die mit der Inline- oder Offline-SPR-Sensorik verbundene Auswerteeinheit (Rechner) eine direkte Anbindung an die Maschinensteuerung und/oder die Trocknersteuerung auf. Im Falle einer ungenügenden Härtung kann somit die Maschinengeschwindigkeit in einem direkten Regelkreis verringert und/oder die Trocknerleistung, soweit noch möglich, erhöht werden. Der Eingriff in den Prozess kann direkt oder nach vorheriger Freigabe durch den Maschinenbediener erfolgen.
  • Im Rahmen der Erfindung konnte nachgewiesen werden, dass sich die SPR-Sensorik für die Überprüfung des Aushärtegrades eines gedruckten Produktes eignet. Durch die Integration in die Druckmaschinenumgebung kann der Prozess der Trocknerführung und somit auch die Produktsicherheit gedruckter Produkte gesteigert werden.
  • 1
    Einfallende Strahlung
    2
    Prisma
    3
    Metalloberfläche (Gold, Silber)
    4
    zu prüfendes Medium
    5
    Oberflächen Plasmonen
  • ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
  • Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
  • Zitierte Patentliteratur
    • - EP 1142711 B1 [0011]
    • - DE 19737785 A1 [0013]
    • - DE 2458935 A1 [0014]
    • - EP 0388872 B1 [0021, 0021]
    • - WO 94/16312 [0022]
    • - WO 99/60382 [0023]
  • Zitierte Nicht-Patentliteratur
    • - Andreas Englisch und Uwe Hartmann in der Zeitschrift Magazin Forschung 2/2004 wiedergegeben: „Das allgemein bekannte Verhalten von Metallen beim Auftreffen von elektromagnetischer Strahlung ist die Reflexion dieser Strahlung [0017]

Claims (12)

  1. Verfahren zur Bestimmung des Härtungs- oder Trocknungsgrades einer oder mehrerer gedruckter Druckfarben- und/oder Lackschichten auf einem Substrat, zum Beispiel Papier, Karton, Kunststofffolie oder Verbundmaterialien, wobei als Druckverfahren eines der in einer Bogen oder Bahnen verarbeitenden Druckmaschine ausgeführten Massendruckverfahren Tief-, Flexo-, Sieb- oder Offsetdruck zur Anwendung gekommen, gekennzeichnet dadurch, dass der Härtungsgrad bzw. Trocknungsgrad des gedruckten Produktes, inline während des Durchlaufs durch die Druckmaschine oder Offline, indem ein Maschinenbediener eine Druckprobe aus der Druckmaschine entnimmt, mit einem Oberflächen Plasmonen Resonanz (SPR-)Sensor bestimmt werden, wobei das von dem Empfänger empfangene Messsignal des SPR-Sensors einer Auswerteeinheit zugeführt und aus diesem ein Kennwert bzw. Kennwerte ermittelt werden, die absolut oder bezogen auf einen oder mehrere Referenzwerte eine Aussage über den Härtungs- bzw. Trocknungsgrad des gedruckten Produktes erlauben.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, dass der oder die SPR-Sensoren bzw. Sensoren als sogenannte Kretschmar Anordnung mit einem Prisma und/oder auf Basis von Lichtwellenleitern und/oder auf Basis planarer optischer Systeme aufgebaut sind.
  3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet dadurch, dass für eine Inlinemessung während des Durchlaufs des Druckproduktes durch eine Druckmaschine zumindest Teile des SPR-Sensorsystems, zum Beispiel das optisch leitende System, auf einem umlaufenden oder rotierenden Element der Druckmaschine, zum Beispiel einem Auslegergreifersystems oder eines rotierenden Zylinders der Druckmaschine befestigt ist.
  4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet dadurch, dass für eine Inlinemessung während des Durchlaufs des Druckproduktes durch eine Druckmaschine das SPR-Sensorsystems auf den durchlaufenden Druckbogen abgesenkt bzw. eingeschwenkt wird, so dass das System mit der zu prüfenden Oberfläche zumindestens kurzzeitig in Kontakt gerät, und dieser Kontakt vorzugsweise an einer Stelle des Druckbogen, zum Beispiel im Bereich des Kontrollstreifens oder am Rand des Druckbogens erfolgt, der in späteren Verarbeitungsschritten als Schnitt- oder Stanzabfall wegfällt.
  5. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, dass der oder die Referenzwerte gegebenenfalls für eine Materialpaarung des Druckauftrags aus einer Datenbankanwendung entnommen werden,
  6. Verfahren nach Anspruch 1; gekennzeichnet dadurch, dass der oder die Referenzwerte für jede Materialpaarung neu ermittelt werden, in dem besonders gut ausgehärtete Muster erzeugt werden, indem der Druckbogen besonders langsam oder mehrfach unter dem Trocknungsaggregat hindurchgeführt wird und/oder unausgehärtete Muster als Referenzwert dienen, wobei die Referenzwerte entweder mit dem SPR-Sensor für die Produktionskontrolle oder einem separaten SPR-Sensor aufgenommen werden.
  7. Verfahren nach Anspruch 1 und gegebenenfalls einem oder mehreren der weiteren Ansprüchen 2 bis 6, gekennzeichnet dadurch, dass die Kennwerte als alphanumerische Ausgabe, als Grafik oder in Form einer Ampelschaltung als Hinweis für den Maschinenbediener am zentralen Leitstand der Druckmaschine und/oder an dem Leitstand/Display des Trocknungsaggregats und/oder an einem Anzeigegerät des SPR-Sensors ausgegeben werden.
  8. Verfahren nach Anspruch 1 und gegebenenfalls einem oder mehreren der weiteren Ansprüchen 2 bis 6, gekennzeichnet dadurch, dass die ermittelten Kennwerte über die Auflage in Form eines Qualitätsprotokolls über die Auflage, vorzugsweise gekoppelt mit dem Zählerstand der Druckmaschine und/oder einem Zeitstempel, protokolliert werden.
  9. Verfahren nach Anspruch 1 und gegebenenfalls einem oder mehreren der weiteren Ansprüchen 2 bis 6, gekennzeichnet dadurch, dass die ermittelten Kennwerte über die Auflage in Form eines Qualitätsprotokolls über die Auflage, vorzugsweise gekoppelt mit dem Zählerstand der Druckmaschine und/oder einem Zeitstempel, protokolliert werden.
  10. Verfahren nach Anspruch 1 und gegebenenfalls einem oder mehreren der weiteren Ansprüchen 2 bis 6, gekennzeichnet dadurch, dass aus den gewonnenen Signalen bzw. Signalverläufen des SPR-Sensors oder aus den daraus ermittelten Kennwerten direkt, oder nach Bedienerfreigabe, im Abweichungsfall von einer Sollvorgabe Steuersignale für die Maschinen- und/oder Trocknersteuerung abgeleitet werden mit dem Ziel die Abweichung von dem Sollwert zu korrigieren.
  11. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, gekennzeichnet dadurch, dass der Messlichtstrahl, der in das optische System des SPR-Sensors eintritt, direkt oder über eine optische Filterung oder optischer Beugung aus der Wirkstrahlung des Trockners (UV- bzw. IR-Strahlung) gewonnen wird,
  12. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 und gegebenenfalls einem oder mehreren der weiteren Ansprüchen 3 bis 11, gekennzeichnet dadurch, dass das SPR-Sensorsystem zur Detektion der Härtung von UV-härtenden Druckfarben- und Lacksystemen eingesetzt werden, die in der Druckmaschine mit UV-Mitteldampfstrahlern, Excimer-Strahlern oder -lasern oder UV-Diodenlaser gehärtet werden.
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