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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft eine Anordnung zum Blitzschutz, insbesondere
von Radomen und Sende-/Empfangsvorrichtungen. Die Erfindung betrifft
ferner ein Flugzeug mit einer erfindungsgemäßen
Anordnung, die Verwendung einer Anordnung sowie ein Verfahren zur
Herstellung einer erfindungsgemäßen Anordnung.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Radome
schützen bekanntlich Sende-/Empfangsvorrichtungen, wie
beispielsweise Antennen, Radaranlagen oder andere elektromagnetisch
empfindliche Systeme, vor äußeren Einflüssen
(z. B. Witterungseinflüssen) und weisen eine die Sende-/Empfangsvorrichtung
umgebende Schutzhülle auf, die aus dielektrischem Material
besteht, um für elektromagnetische Strahlung durchlässig
zu sein. Zudem gewähren Radome einen gewissen Sichtschutz,
so dass äußere Beobachter nicht ohne weiteres
auf die technische Einrichtung im Inneren schließen können.
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Radome
finden sich zum Beispiel bei Großanlagen, die auf der Erde
fest installiert sind, und auf Schiffen. Auch die Bugverkleidung
von Flugzeugen, die in der Bugnase ein Radar oder elektromagnetisch
empfindliche Systeme aufweisen, wird Radom genannt (siehe 1).
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Radome
und die hinter den Radomen positionierten Sende-/Empfangsvorrichtungen
müssen bekanntlich gegen Blitzeinschläge geschützt
werden, was insbesondere bei Flugzeugen und anderen Luftfahrzeugen sichergestellt
werden muss, um den Schaden, der durch einen Blitzschlag verursacht
werden könnte, so gering wie möglich zu halten,
da ansonsten das Radom zerstört und das Flugzeug flugunfähig
werden könnte.
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Bekannte
Blitzschutzmaßnahmen, wie sie beispielsweise einleitend
in
EP 1 263 648 A genannt
sind und ausführlich in
F. A. Fisher et. al. „Lightning
Protection of Aircraft", Pittsfield 1990, Seite 136 bis
143 beschrieben sind, bestehen darin, massive metallische
Ableiter (so genannte „solid diverters”) oder
alternativ segmentierte Streifen (so genannte „segmented
strips” bzw. „button strips”) auf der
Radomoberfläche anzubringen. Letztere bestehen aus einem
dielektrischen Träger, auf dem in geringem Abstand knopfförmige
metallische Elemente (so genannte „buttons”) platziert
sind (siehe
2). Der dielektrische
Träger kann dabei eine elektrisch geringfügig
leitfähige Substruktur aufweisen, die eine elektrostatische
Aufladung der isolierten metallischen Buttons verhindert. Die Buttons
unterscheiden sich je nach Ausführung durch ihre Form und
Größe.
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Die
beschriebenen Ableiter und Streifen werden so auf der Radomoberfläche
angeordnet, dass sie die Entstehung von Fangentladungen an ihren
freien Enden begünstigen, während sie die Entstehung
von Entladungen an metallischen Teilen der Sende-/Empfangsvorrichtung
bedingt durch ihre Schirmwirkung behindern. Auf diese Weise wird
der elektrische Durchschlag eines Blitzkanals auf die Sende-/Empfangsvorrichtung
oder andere metallische Teile hinter dem Radom verhindert. Der Blitzstrom
wird stattdessen über die Ableiter bzw. Streifen bedingt
durch deren elektrische Anbindung an eine massive metallische Struktur,
die in der Lage ist einen Blitzstrom unbeschadet zu überstehen,
abgeleitet.
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Die
geometrische Anordnung der Ableiter und Streifen, insbesondere deren
Länge sowie deren gegenseitiger Abstand, wird durch die
Radom- und Antennengeometrie sowie gleichzeitig die dielektrische
Festigkeit der Radomwand bestimmt.
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Nach
gegenwärtigem Stand der Technik erfolgt die Auslegung der
Radomwand nach mechanischen und radaroptischen Gesichtspunkten unter
Beachtung sonstiger Randbedingungen, wie z. B. der Gewichtsbelastung.
Das Design des Blitzschutzes, die Wahl der Ableiter- bzw. Streifenlänge,
ihres Abstandes und die genaue Positionierung erfolgt in einem zweiten
Schritt auf der Basis vorliegender Erfahrungen und mit Hilfe von Hochspannungstests
im Labor.
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Von
Nachteil ist, dass die voranstehend beschriebenen bekannten Blitzschutzvorkehrungen
im Strahlungsfeld der Sende-/Empfangsvorrichtung liegen. Je nach
Ausrichtung der Sende-/Empfangsvorrichtung bzw. der Hauptstrahlungskeule
wird die Abstrahlcharakteristik der Sende-/Empfangsvorrichtung mehr
oder weniger nachteilig durch die Blitzschutzvorkehrung beeinflusst.
Um diesen Effekt zu verringern, besteht deswegen das Bestreben,
die Belegsdichte und die Länge der Ableiter bzw. Streifen
so klein wie möglich zu gestalten, ohne die Blitzschutzwirkung
zu beeinträchtigen.
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Somit
besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, eine verbesserte
Anordnung zum Blitzschutz, insbesondere von Radomen und Sende-/Empfangsvorrichtungen,
zu schaffen, so dass die Sende- und Empfangseigenschaften der geschützten
Sende-/Empfangsvorrichtung so wenig wie möglich gestört
werden.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Diese
Aufgabe wird durch den Gegenstand der Erfindung gemäß den
unabhängigen Ansprüchen gelöst. Vorteilhafte
Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen angegeben.
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Im
Zusammenhang mit dieser Erfindung werden die folgenden Begrifflichkeiten
mit entsprechender Bedeutung verwendet.
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Unter
der dielektrischen Festigkeit (engl. „dielectric strength”)
oder Durchschlagfestigkeit eines Isolators ist diejenige Feldstärke
zu verstehen, welche in dem Material höchstens herrschen
darf, ohne dass es zu einem Spannungsdurchschlag oder einer Funkenentladung
durch das Material kommt. Die Durchschlagfestigkeit hat demzufolge
die Dimension einer elektrischen Feldstärke oder einer
Spannung pro Dicke des Isolators. Die Durchschlagfestigkeit ist
keine Materialkonstante im eigentlichen Sinne, da sie von einer
Vielzahl von Einflussgrößen, wie Elektrodenanordnung,
Dauer der Beanspruchung, lokalen, mikroskopischen Materialinhomogenitäten
und zeitlichem Spannungsverlauf abhängt. Zum Zwecke der
Vergleichbarkeit entsprechender Werte gibt es deswegen genormte
Prüfverfahren.
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„Streamer” und „Leader”,
Begriffe die der Gasentladungsphysik entnommen sind, sind in Anlehnung an Rakov
und Uman in „Lightning – Physics and Effects",
Cambridge University Press, Cambridge 2003, wie folgt zu
verstehen: Eine Korona-Entladung ist auf die unmittelbare Umgebung
einer Elektrode begrenzt; sie besteht aus vielen individuellen Streamern,
die nicht in der Lage sind sich selbstständig auszubreiten
und den Bereich der Elektrodennähe zu verlassen. Entladungs-
oder Plasmakanäle, die in der Lage sind selbstständig zu
wachsen, werden hingegen als Leader bezeichnet. Während
Leader eine elektrische Leitfähigkeit von ca. 104 S/m aufweisen, haben Streamer eine deutlich
geringere Leitfähigkeit.
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Mit
Leitblitz (engl. „lightning leader”) ist folgendes
zu verstehen: Aus dem negativen Ladungszentrum einer Gewitterwolke
schiebt sich ein mit Wolkenladung gefüllter, zylinderförmiger
Schlauch mit einem Durchmesser von einigen 10 Metern und einem dünnen,
hochionisierten Plasmakern mit einem Durchmesser von etwa 1 cm ruckweise
zur Erde vor. Dieser so genannte Leitblitz hat eine Vorwachsgeschwindigkeit
in der Größenordnung von einem Tausendstel der
Lichtgeschwindigkeit, also 300 km/s. Der Leitblitz wächst
ruckweise in Abschnitten von einigen 10 m vor, wobei die Pause zwischen
den Ruckstufen einige 10 Mikrosekunden beträgt. Wenn sich
der Leitblitz der Erde bis auf einige 10 bis einige 100 m genähert
hat, erhöht sich beispielsweise an den dem Leitblitzkopf
nahe gelegenen Spitzen von Bäumen oder Giebeln von Gebäuden
die elektrische Feldstärke so stark, dass schließlich
die elektrische Festigkeit der Luft überschritten wird
und von dort aus nun ebenfalls eine dem Leitblitz ähnliche,
einige 10 bis einige 100 m lange so genannte Fangentladung (Leader)
ausbricht, die dem Leitblitz entgegen wächst und schließlich
mit dem Leitblitzkopf zusammentrifft.
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Die
erfindungsgemäße Anordnung zum Blitzschutz umfasst
eine eine Sende-/Empfangsvorrichtung umgebende, für elektromagnetische
Strahlung durchlässige Schutzhülle, wobei die
Schutzhülle mit einer Beschichtung versehen ist, welche
die dielektrische Festigkeit der Schutzhülle erheblich
erhöht.
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Die
Schutzhülle ist typischerweise eine Radomwand, die bekanntlich
die zu schützende Sende-/Empfangsvorrichtung umgibt und
aus einem dielektrischen Material besteht.
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Zusätzlich
können auf der erfindungsgemäß beschichteten
Schutzhülle Ableiterelemente angeordnet sein, die zum Ableiten
von Blitzströmen jeweils einseitig mit einer metallischen
Struktur verbunden sind. Die Ableiterelemente dienen zum Einfangen
eines Leitblitzes, und der resultierende Strom wird an eine metallische Struktur
weitergeleitet, die in der Lage ist, diesen Strom unbeschadet zu überstehen.
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Der
wesentliche Kern der Erfindung besteht darin, die Schutzhülle
mit einem speziellen Material zu beschichten, das eine hohe dielektrische
Festigkeit bei geringen elektrischen Verlusten aufweist. Dies führt
dazu, dass die dielektrische Festigkeit der beschichteten Schützhülle
im Vergleich zu einer unbeschichteten Schutzhülle deutlich
höher ist, so dass ein Blitzdurchschlag durch die beschichtete
Schutzhülle verhindert wird. In manchen Anwendungsfällen
(z. B. bei kleinen Radomen) kann dann sogar ganz auf zusätzliche
Vorkehrungen, wie sie aus dem Stand der Technik bekannt sind (z.
B. Ableiter und Streifen), verzichtet werden, so dass die Sende-
und Empfangseigenschaften der zu schützenden Sende-/Empfangsvorrichtung
nicht beeinflusst werden. Für andere Anwendungen (z. B.
bei Großradaranlagen) oder aus Sicherheitsgründen
(z. B. bei Passagierflugzeuge) kann bzw. wird man in der Regel nicht
ganz auf zusätzliche Ableiterelemente verzichten, um einen
sicheren Blitzschutz zu gewährleisten; jedoch bewirkt die
erfindungsgemäße Beschichtung, dass durch die
Erhöhung der dielektrischen Festigkeit der Schutzhülle
die Vorraussetzungen geschaffen sind, die Belegungsdichte der Schutzhülle
mit Ableiterelementen zu verringern, wodurch die störende
Beeinflussung der Sende- und Empfangseigenschaften der betreffenden
Sende-/Empfangsvorrichtung deutlich verringert ist. Mit anderen
Worten, die Anzahl der Ableiterelemente ist im Vergleich zu einer
Schutzhülle ohne Beschichtung verringert, wodurch die Sende-
und Empfangseigenschaften der Sende-/Empfangsvorrichtung einer geringeren Störung
als bei herkömmlichen Anordnungen ausgesetzt sind.
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Gemäß einem
bevorzugten Ausführungsbeispiel beträgt die dielektrische
Festigkeit der Beschichtung mindestens 350 kV/mm. Besonders vorteilhaft
sind Beschichtungen mit einer dielektrischen Festigkeit von mindestens
400 kV/mm. Besonders bevorzugt werden Beschichtungen mit einer dielektrischen
Festigkeit von mindestens 1000 kV/mm verwendet.
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Konventionelle
Radomstrukturen haben, abhängig von der jeweiligen Bauweise,
eine dielektrische Festigkeit, die zwischen 10 bis 40 kV/mm liegt.
Mit der erfindungsgemäßen Beschichtung lässt
sich die dielektrische Festigkeit je nach Schichtdicke um mehr als
100 kV/mm steigern, so dass sich resultierende dielektrische Festigkeiten
von deutlich oberhalb 100 kV/mm ergeben. Anders ausgedrückt
beträgt die dielektrische Festigkeit der erfindungsgemäß beschichteten
Schutzhülle mindestens 100 kV/mm.
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Gemäß einem
Ausführungsbeispiel der Erfindung besteht die auf die Schutzhülle
aufgebrachte Beschichtung aus Diamant oder diamantähnlichen
Kohlenstoffverbindungen, wobei für letztere die vorwiegende sp3-Hybridisierung
der Kohlenstoff-Atomorbitale wesentlich ist. Schichten aus derartigen
Materialien haben einen Realteil der Dielektrizitätskonstante,
der nicht zu groß ist, und gleichzeitig einen hinreichend
kleinen elektrischen Verlustfaktor, wodurch sie für die
gewünschte Anwendung entsprechend geeignet sind. Die dielektrische
Festigkeit für Diamant liegt bei ca. 1000 kV/mm und ist
somit um einen Faktor 25 bis 100 größer als die herkömmlicher
Radomwände (10 bis 40 kV/mm). Folglich können
selbst dünne Diamantbeschichtungen die Durchschlagfestigkeit
der Schutzhülle signifikant vergrößern.
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Gemäß einem
weiteren Ausführungsbeispiel besteht die Beschichtung aus
kubischem Bornitrid (BN cub). Bornitrid hat eine diamantähnliche
Struktur und seine dielektrischen Eigenschaften sind vergleichbar
mit denen von diamantähnlichem Kohlenstoff. Auch Bornitrid
weist eine hohe dielektrische Festigkeit auf (ca. 400 kV/mm). Der
Realteil der Dielektrizitätskonstante bewegt sich in einem
für diese Anwendung angemessenen Rahmen und der Verlustfaktor
ist hinreichend klein, um als Beschichtungsmaterial für
die Schutzhülle eingesetzt werden zu können, ohne
die Transmissionsverluste zu erhöhen.
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Gemäß einem
weiteren Ausführungsbeispiel besteht die Beschichtung aus
Siliziumoxid (SiO2), das eine dielektrische
Festigkeit von ca. 1000 kV/mm hat.
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Gemäß einem
weiteren Ausführungsbeispiel wird als Material für
die Beschichtung Siliziumnitrid (Si3N4) verwendet, dessen dielektrische Festigkeit
ungefähr 1000 kV/mm beträgt.
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Gemäß einem
weiteren Ausführungsbeispiel bestehen die gegebenenfalls
zusätzlich auf der beschichteten Schutzhülle angeordneten
Ableiterelemente aus streifenförmigen metallischen Elementen,
die im Stand der Technik als „solid diverters” bezeichnet
werden.
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Gemäß einem
weiteren Ausführungsbeispiel sind die Ableiterelemente
in Form von segmentierten Streifen mit knopfförmigen metallischen
Elementen ausgebildet, die auch als „segmented strips” oder „button strips” bekannt
sind (siehe 2).
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Die
erfindungsgemäße Anordnung zum Blitzschutz findet
insbesondere bei Luftfahrzeugen, wie beispielsweise Flugzeugen und
Hubschraubern, Anwendung.
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Bei
einem Flugzeug, das die erfindungsgemäße Anordnung
aufweist, ist die Schutzhülle typischerweise ein Radom,
das an der Bugnase des Flugzeuges angeordnet ist. Die zu schützende
Sende-/Empfangsvorrichtung ist in der Regel eine Radaranlage oder
ein anderes elektromagnetisch empfindliches System. Selbstverständlich
kann die erfindungsgemäße Anordnung auch an anderen
Stellen angebracht werden.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
einer Anordnung zum Blitzschutz, insbesondere für Radome
und Sende-/Empfangsvorrichtungen, angegeben, wobei eine für
elektromagnetische Strahlung transparente Schutzhülle bereitgestellt
wird, die eine Sende-/Empfangsvorrichtung umgeben soll, und auf
die Schutzhülle eine Beschichtung aufgetragen wird, wodurch
die dielektrische Festigkeit der Schutzhülle erhöht
wird.
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Je
nach Anwendungsfall werden auf der beschichteten Schutzhülle
zusätzlich Ableiterelemente angeordnet, die zum Ableiten
von Blitzströmen jeweils einseitig mit einer metallischen
Struktur verbunden werden.
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Bevorzugt
wird eine Beschichtung aus Diamant, diamantähnlichen Kohlenstoffverbindungen,
kubischem Bornitrit, Siliziumoxid oder Siliziumnitrid mit einer
an sich bekannten Gasphasenbescheidung aufgetragen, insbesondere
mittels „Chemical Vapour Deposition” CVD-Verfahren
oder einem Plasma unterstützen CVD-Verfahren. Diese Verfahren
eignen sich sowohl zur Herstellung von Element- als auch Verbindungsbeschichtungen.
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Es
sei angemerkt, dass sich die beschriebenen Ausführungsbeispiele
sowie die Anmerkungen und Erläuterungen gleichermaßen
auf die Anordnung, das Verfahren und ein Flugzeug beziehen. Einzelnen
Merkmale können selbstverständlich auch untereinander
kombiniert werden.
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BESCHREIBUNG DER FIGUREN
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Beispielhafte
Ausführungsformen werden im Folgenden mit Bezugnahme auf
die folgenden Figuren beschrieben, die jedoch nicht als die Erfindung
einschränkend auszulegen sind.
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1 zeigt
in schematischer Darstellung eine Vorderansicht eines Flugzeuges,
das am Flugzeugbug ein Radom aufweist;
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2a zeigt
eine schematische Draufsicht auf ein Ableiterelement, das in Form
eines segmentierten Streifen mit knopfförmigen metallischen
Elementen ausgebildet ist, wie es aus dem Stand der Technik bekannt ist;
und
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2b zeigt
eine Querschnittsansicht des in 2a dargestellten
Ableiterelements; und
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3 zeigt
eine schematische Darstellung zur Erläuterung der physikalischen
Vorgänge beim Blitzeinschlag in Radome bzw. Antennen.
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In
der folgenden Figurenbeschreibung werden für die gleichen
oder ähnlichen Elemente die gleichen Bezugszeichen verwendet.
Die Darstellungen in den Figuren sind schematisch und nicht maßstäblich.
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1 zeigt
in schematischer Darstellung die Vorderansicht eines Flugzeuges 30.
Am Bug des Flugzeuges 30 befindet sich üblicherweise
ein Radom, das dahinter liegende Antennen, Radarsysteme oder andere
elektromagnetisch empfindliche Systeme schützt. Da das
Radom normalerweise von außen nicht zu sehen ist, ist es
in 1 lediglich schematisch durch eine kreisförmige
Line 14 angedeutet.
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Zum
Blitzschutz des Radoms und der dahinter liegenden, in 1 nicht
zu sehenden Sende-/Empfangsvorrichtungen, werden, wie aus dem Stand
der Technik bekannt ist, auf der Oberfläche der Radomwand 14 Ableiterelemente
angeordnet. Diese Ableiterelemente sind in 1 lediglich
schematisch dargestellt und mit Bezugszeichen 18 bezeichnet.
Die elektrisch leitenden Ableiterelemente 18 sind streifenförmig,
voneinander beabstandet angeordnet und erstrecken sich in Richtung
der Radomspitze 32. Das in Richtung Radomspitze 32 weisende
Ende eines jeweiligen Ableiterelements 18 ist frei, wohingegen
das andere Ende mit dem metallischen Flugzeugrumpf kurzgeschlossen
ist. Wenn das Radom von einem Blitz getroffen wird, wird der resultierende
Strom über die Ableiterelemente 18 an den Flugzeugrumpf
weitergeleitet, wo hohe Stromdichten sicher abgeführt werden
können.
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Die
streifenförmigen metallischen Ableiterelemente 18 („solid
diverters”) haben im Wesentlichen einen rechteckigen Querschnitt
mit einer typischen Querschnittsfläche von 0,5 cm2.
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Alternativ
können als Ableiterelemente 18 segmentierte Streifen
mit knopfförmigen metallischen Elementen („segmented
strips” bzw. „button strips”) verwendet
werden, wie sie in 2a und 2b schematisch dargestellt
sind. 2a zeigt eine Draufsicht und 2b zeigt
eine Querschnittsansicht. Bekanntlich bestehen sie aus einem dielektrischen
Träger 40, gegebenenfalls einem Widerstandsstreifen 42,
und in geringem Abstand zueinander auf dem Träger 40 angeordneten
knopfförmigen, elektrisch leitenden Elementen 44,
den so genannten „Buttons”. Der dielektrische
Träger 40 kann dabei eine elektrisch geringfügig
leitfähige Substruktur 42 aufweisen, die eine
elektrostatische Aufladung der isolierten metallischen Buttons 44 verhindert.
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Die
geometrische Konfiguration der Ableiterelemente 18, insbesondere
die Wahl der Länge und des Abstandes untereinander, sowie
die genaue Positionierung hängt von der Geometrie der Schutzhülle
und der Sende-/Empfangsvorrichtung sowie von der dielektrischen
Festigkeit der Schutzhülle ab und wird nach mechanischen
und radaroptischen Gesichtspunkten ausgelegt.
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Grundsätzlich
ist die Beeinflussung der Antennendiagramme durch die segmentierten
Streifen („segmented strips” bzw. „button
strips”) geringer als durch die massiven Ableiter („solid
diverters”). Sie weisen jedoch den signifikanten Nachteil
auf, ihre schützende Wirkung gegenüber Blitzen
unter ungünstigen Witterungsbedingungen (Wasserbelag und
Eisbildung auf der Radomoberfläche bzw. den Streifen) mehr
oder weniger zu verlieren. Deswegen werden sie bei sicherheitskritischen
Anwendungen in der Regel nicht eingesetzt. Außerdem bedürfen
sie eines größeren Wartungsaufwandes, da sie keiner
mehrfachen Blitzbelastung standhalten.
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3 zeigt
eine schematische Darstellung zur Erläuterung der physikalischen
Vorgänge beim Blitzeinschlag in Radome bzw. Antennen. In 3 ist
mit Bezugsziffer 10 verallgemeinert eine Anordnung zum
Blitzschutzschutz bezeichnet, die an einem beliebigen Objekt, beispielsweise
einem Flugzeug oder einer am Boden installierten Radaranlage angeordnet
sein kann. Zum Schutz einer Sende-/Empfangsvorrichtung 12,
die hier beispielhaft als Antenne dargestellt ist, ist diese auf
bekannte Weise kuppelartig von einer dielektrischen Schutzhülle
bzw. Radomwand 14 umgeben. Auf der Oberfläche
der Radomwand 14 können, wie voranstehend beschrieben,
Ableiterelemente 18 angeordnet sein. Aus Gründen
der zeichnerischen Darstellung ist in 3 lediglich
ein Ableiterelement 18 dargestellt, dessen eine Ende frei
ist, wohingegen das andere Ende mit einer metallischen Struktur 20,
z. B. einem Flansch des Flugzeugrumpfes oder bei einer bodengebundenen
Antenne mit dem Grund, kurzgeschlossen ist.
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In
vereinfachter Form kann man sich die Vorgänge beim Blitzeinschlag
in die Antenne 12 bzw. die Ableiterelemente 18 wie
folgt darstellen:
Ein Leitblitz 22 nähert
sich dem Objekt, beispielsweise einem Flugzeug. Das elektrische
Feld, das dieser Leitblitz 22 in der Nähe der
Radomwand 14 hervorruft, kann auf dem Ableiterelement 18 und/oder
der Antenne 12 so genannte Streamer 24 hervorrufen.
Einer dieser Streamer 24 kann sich zu einer Fangentladung
(Leader) entwickeln, sich mit dem Leitblitz 22 verbinden
und einen Blitzeinschlag auf Antenne 12 bzw. Ableiterelemente 18 bewirken.
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Der
bevorzugte Pfad für den Blitzdurchschlag ist jener mit
der niedrigsten Durchschlagspannung. Für den Pfad zum Ableiterelement 18 ergibt
sich die Durchschlagspannung Va aus der
für den Durchbruch in Luft zwischen der Spitze des Leitblitzes 22 und
dem freien Ende des Ableiterelements 18, sofern es sich
um einen metallische Streifen („solid diverter”)
handelt. Bei einem segmentierten Streifen („segmeted strip” bzw. „button strip”)
kommt noch ein zusätzlicher Anteil hinzu, auf den hier
jedoch nicht näher eingegangen wird.
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Für
den Pfad auf die Antenne 12 ergibt sich die Durchschlagspannung
aus drei Anteilen: der Durchschlagspannung Vb1 zwischen
der Spitze des Leitblitzes 22 und der äußerer
Radomwand 14, der Durchbruchspannung Vb2 durch
die Radomwand 14 und der Durchschlagspannung Vb3 von
der inneren Radomwand 14 zur Antenne 12.
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Erfindungsgemäß ist
die Radomwand 14 mit einer Beschichtung 16 versehen,
die in 3 vereinfacht durch eine gestrichelte Linie dargestellt
ist. Die Beschichtung 16 weist eine hohe dielektrische
Festigkeit (≥ 350 kV/mm) bei geringen elektrischen Verlusten
auf. Durch eine derartige Beschichtung 16 wird die Durchschlagspannung
Vb2 durch die beschichtete Radomwand 14 substantiell
erhöht, was dazu führt, dass in manchen Anwendungsfällen
(z. B. bei kleinen Radaranlagen) ganz auf zusätzliche Ableiterelemente
verzichtet werden kann und somit die Transmissionseigenschaften
der Antenne 12 durch diese nicht beeinträchtigt
werden.
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Für
den Fall, dass auf zusätzliche Ableiterelemente nicht verzichten
werden kann, wie beispielsweise bei Großanlagen oder aus
Sicherheitsgründen, bewirkt die erfindungsgemäße
Beschichtung 16, dass die Anzahl bzw. Größe
der Ableiterelemente 18 im Vergleich zu einer herkömmlichen,
unbeschichteten Radomwand deutlich reduziert ist. Das hat wiederum
zur Folge, dass die Sende- und Empfangseigenschaften der geschützten
Vorrichtung 12 weniger beeinträchtigt werden,
d. h. die Strahlungscharakteristik der Antenne 12 wird
weniger gestört.
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Als
erfindungsgemäße Beschichtung
16 eignen
sich Diamant oder diamantähnliche Kohlenstoffverbindungen,
d. h. Schichten mit einer im Wesentlichen sp3-Hybridisierung der
Kohlenstoff-Atomorbitale. Eine mit diamantähnlichem Kohlenstoff
hinsichtlich der hier erforderlichen Eigenschaften vergleichbaren
Substanzen ist kubisches Bornitrid. Daneben eignen sich auch Siliziumoxid
und Siliziumnitrid. Die dielektrischen Festigkeiten der genannten
Materialien haben folgende Werte:
MATERIAL | DIELEKTRISCHE
FESTIGKEIT [kV/mm] |
Diamant | ~1000 |
Kubisches
Bornitrid | ~400 |
Siliziumdioxid | ~1000 |
Siliziumnitrid | ~1000 |
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Da
typische Durchschlagsfestigkeiten von herkömmlichen Radomaufbauten
sich im Bereich von 10 bis 40 kV/mm bewegen, vergrößert
sich die Durchschlagsfestigkeit einer bereits mit einer dünnen
Beschichtung 16 versehenen Radomwand 14 signifikant.
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Gleichzeitig
eignet sich die genannte Schicht wegen ihrer mechanischen Härte,
der Rissfestigkeit und der hohen thermischen Leitfähigkeit
zum Schutz der Radomwand 14 gegenüber Umwelteinflüssen
(z. B. Regenerosion, Beschädigung durch elektrostatische
Entladung, thermischer Schock).
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Im
Hinblick auf die Beschichtungstechnik für die hier relevanten
Substanzen ist dahingehend zu differenzieren, dass im Falle diamantähnlicher
Kohlenstoffe eine Elementbeschichtung, im Falle des kubischen Bornitrid
eine Verbindungsbeschichtung vorliegt. Elementbeschichtungen sind
verfahrenstechnisch grundsätzlich einfacher zu realisieren
als Verbindungsbeschichtungen.
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Diamantähnliche
Kohlenstoffschichten lassen sich über Gasphasenabscheidung,
wie beispielsweise Chemical Vapor Deposition (CVD) oder Plasma unterstütztes
CVD realisieren. Entsprechende Verfahren sind bekannt. Als Precursor
kann im einfachsten Fall Methan eingesetzt werden. Andere Precursoren
(in der Regel Kohlenwasserstoffe) sind ebenfalls möglich
(Acetylen, Propan/Propen-Mischungen).
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Kubisches
Bornitrid ist beschichtungstechnisch ebenfalls darstellbar über
CVD/Plasma unterstütztes CVD unter Verwendung der Precursoren
Borwasserstoff (B2H6)
und Stickstoff oder Stickstoff tragender reaktiver Verbindungen
(z. B. Ammoniak direkt oder entsprechende Stickstoff/Wasserstoffmischungen
in Plasma unterstützten Prozessen). Für Beschichtungen
aus Siliziumdioxid und Siliziumnitrid gilt Entsprechendes.
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Die
obige Beschreibung der 3 bezieht sich auf den so genannten
ungetriggerten Blitzeinschlag in ein Flugzeug. Das elektrische Feld,
das die Streamer auf den Ableiterstreifen oder der Antenne hervorruft,
wird von den elektrischen Ladungen im Leitblitz erzeugt, der sich
dem Flugzeug nähert.
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Weitaus
häufiger tritt der Fall der so genannten getriggerten Blitzeinschläge
in Flugzeuge auf, bei dem das Flugzeug selbst den Einschlag auslöst.
Die physikalischen Vorgänge unterscheiden sich nur insoweit,
als in diesem Fall das elektrische Feld, das die Streamer hervorruft,
nicht von den Ladungen im Leitblitz, sondern von den Ladungen in
der Gewitterwolke erzeugt wird. Die Zeitskalen, auf denen sich die
elektrischen Felder verändern, die Blitzableiter und Antenne
sehen, ändern sich zwar ebenfalls, jedoch ergeben sich
daraus keine Konsequenzen in Bezug auf die geführte Diskussion
der auftretenden physikalischen Vorgänge und der Wirkung
der erfindungsgemäßen Beschichtung.
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Abschließend
wird angemerkt, dass Ausdrücke wie „aufweisend” oder „ähnliche” nicht
ausschließen sollen, dass weitere Elemente oder Schritte
vorgesehen sein können. Des Weiteren sei darauf hingewiesen, dass „eine” oder „ein” keine
Vielzahl ausschließen. Außerdem können
in Verbindung mit den verschiedenen Ausführungsformen beschriebene
Merkmale beliebig miteinander kombiniert werden.
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- 10
- Anordnung
zum Blitzschutz
- 12
- Sende-/Empfangsvorrichtung
(Antenne)
- 14
- Schutzhülle
(Radomwand)
- 16
- Beschichtung
- 18
- Ableiterelement
- 20
- metallische
Struktur (Masse, Flansch)
- 22
- Leitblitz
- 24
- Streamer
- 30
- Flugzeug
- 32
- Radomspitze
- 40
- dielektrisches
Substrat
- 42
- resistives
Material
- 44
- knopfförmige
metallische Elemente (Buttons)
- Va
- Durchschlagspannung
zwischen Leitblitz und Ableiterelement
- Vb1
- Durchschlagspannung
zwischen Leitblitz und äußerer Radomwand
- Vb2
- Durchschlagspannung
durch die Radomwand
- Vb3
- Durchschlagspannung
zwischen innerer Radomwand und Antenne
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - F. A. Fisher
et. al. „Lightning Protection of Aircraft”, Pittsfield
1990, Seite 136 bis 143 [0005]
- - Rakov und Uman in „Lightning – Physics and
Effects”, Cambridge University Press, Cambridge 2003 [0014]