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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Methacrylnitril durch Umsetzung von Methacrylsäure oder
Methacrylsäuremethylester mit Ammoniak in einer katalytischen
Gasphasenreaktion.
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Methacrylnitril
stellt bekanntermaßen ein vielseitig einsetzbares Vinylmonomer
dar, welches insbesondere die Eigenschaften von plastischen Massen,
Elastomeren und Überzügen verbessert.
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Entsprechend
dem Stand der Technik wurden bereits eine Vielzahl von Verfahren
zur Herstellung von Methacrylnitril beschrieben, bspw. durch Chlorwasserstoffabspaltung
aus α- und β-Chlorisobutyronitril in Gegenwart
alkalischer Katalysatoren, durch Dehydratation des Methacrylsäureamids
oder von Acetoncyanhydrin sowie durch Cyanwasserstoff-Anlagerung
an Allen und Methylacetylen in der Gasphase. Diese Verfahren weisen
jedoch gravierende Nachteile auf, wie z. B. schwierig herstellbare Ausgangsverbindungen,
technisch schwierige Verfahrensschritte sowie geringe Ausbeuten
am gewünschten Endprodukt.
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Des
Weiteren wird Methacrylnitril durch Ammonoxidation von Isobutylen
hergestellt, wobei Isobutylen und Ammoniak in Gegenwart von Luftsauerstoff
bei Temperaturen bei 380 bis 520°C in Gegenwart eines speziellen
Wismut-Molybdän-Wolfram-Katalysators hergestellt wird (vgl.
bspw.
DE-OS 23 56 089 ).
Nachteilig beim Ammonoxidationsverfahren sind die nicht optimalen
Ausbeuten an Endprodukten und die Bildung größerer
Mengen an Nebenprodukten, wie z. B. Acetonitril und Blausäure.
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Schließlich
sind aus den beiden
japanischen Offenlegungsschriften
2002-284753 sowie
2002-284754 Verfahren
zur Herstellung von Methacrylnitril durch Umsetzung von Methacrylsäure oder
Methacrylsäureestern mit Ammoniak in einer katalytischen
Gasphasenreaktion bekannt, wobei spezielle Katalysatorsysteme empfohlen
werden. Während gemäß der
japanischen Offenlegungsschrift 2002-284753 Katalysatorsysteme
mit Säure- und Basefunktionen, bestehend bspw. aus Titan
und/oder Zirkonoxid, beschrieben werden, die ggf. noch Metalle wie
Wolfram, Vanadium, Chrom oder Gallium enthalten können,
werden gemäß der
japanischen Offenlegungsschrift 2002-284754 Mischoxide
der allgemeinen Formel Si
aM
bO
c eingesetzt, wobei M für Gallium,
Bor oder Eisen steht.
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Zwar
werden mit Hilfe dieser Verfahren sehr gute Ausbeuten und Selektivitäten
erzielt, doch müssen relativ komplexe Katalysatorsysteme
auf Basis von speziellen Metallen oder Schwermetallen verwendet
werden, die in der Regel nur schwierig herzustellen und wenig umweltfreundlich
sind.
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Der
vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Herstellung von Methacrylnitril durch Umsetzung von Methacrylsäure oder
Methacrylsäuremethylester mit Ammoniak in einer katalytischen
Gasphasenreaktion zu entwickeln, welches die genannten Nachteile
entsprechend dem Stand der Technik nicht aufweist, sondern auch
unter Einsatz von relativ einfachen Katalysatorsystemen sehr gute
Ausbeuten und Selektivitäten ermöglicht.
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Diese
Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst,
dass man als Katalysator ein Aluminiumoxid einsetzt und das Reaktionsgemisch
mit einem inerten organischen Lösemittel behandelt, welches
mit Wasser ein Zweiphasen-Gemisch, bestehend aus einer wässrigen
und organischen Phase, bildet, und anschließend das Reaktionsprodukt
aus der organischen Phase abtrennt.
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Es
hat sich hierbei überraschenderweise gezeigt, dass man
auf diese Weise Acrylnitril mit sehr guten Ausbeuten von 85 bis
90%, bei 100%igem Umsatz, erzielen kann, was im Wesentlichen auf
den eingesetzten Katalysator und die spezielle Aufarbeitung des
Reaktionsgemisches zurückzuführen ist.
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Beim
Verfahren entsprechend der vorliegenden Erfindung werden die Ausgangskomponenten Methacrylsäure
oder Methacrylsäuremethylester in einem vorerhitzten Ammoniakstrom
verdampft und anschließend über den Katalysator
geleitet. Die entsprechende Gasphasenreaktion wird hierbei vorzugsweise
in einem Wirbelschichtreaktor bei Temperaturen zwischen 250 und
500°C, insbesondere bei 300 bis 400°C, durchgeführt.
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Um
einen vollständigen Umsatz der Methacrylsäure
bzw. des Methacrylsäuremethylesters zu erreichen, empfiehlt
es sich, einen molaren Überschuss an Ammoniak einzusetzen.
Vorzugsweise beträgt das Molverhältnis von Methacrylsäure
bzw. Methacrylsäuremethylester zu Ammoniak 1:2 bis 50. Der
nicht umgesetzte überschüssige Ammoniak kann nach
der Aufarbeitung des Reaktionsgemisches in einem Kreislauf wieder
dem Reaktor zugeführt werden, so dass nur geringe Verluste
an Ammoniak auftreten.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform kann das Reaktoreintrittsgas
mit inerten Gasen, wie z. B. Stickstoff oder Wasserdampf, verdünnt
werden, wobei der Gehalt an Inertgas im Reaktoreintrittsgas 0 bis
90 Vol.-% beträgt.
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Es
ist als erfindungswesentlich anzusehen, dass als Katalysator ein
Aluminiumoxid eingesetzt wird, wobei vorzugsweise ein γ-Aluminiumoxid
mit einer spezifischen Oberfläche von 50 bis 300 m2/g zum Einsatz kommt. Vorzugsweise kann
die spezifische Belastung des Aluminiumoxid-Katalysators 100 bis 500
kg/l·h betragen. Die Verweilzeit der Reaktionskomponenten
im Reaktor ist relativ unkritisch, doch hat es sich als besonders
vorteilhaft erwiesen, dass diese Verweilzeit bei 0,2 bis 3 Sekunden
liegt.
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Unter
den genannten Reaktionsbedingungen wird erfindungsgemäß ein
vollständiger Umsatz erreicht, wobei als Nebenprodukte
v. a. Propionitril und Isobutyronitril entstehen. Methacrylnitril-Dimere und
-Polymere werden beim erfindungsgemäßen Verfahren
nur in geringen Mengen gebildet. Im Falle von Methacrylsäuremethylester
als Ausgangskomponente entsteht als weiteres Nebenprodukt Methanol in äquivalenter
Menge.
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Als
weiterer erfindungswesentlicher Schritt ist die Aufarbeitung des
Reaktionsgemisches nach Verlassen des Reaktors anzusehen. Das Reaktionsgemisch
wird hierzu mit einem inerten organischen Lösemittel behandelt,
welches mit dem bei der Reaktion entstehenden Wasser ein Zweiphasen-Gemisch bildet,
bestehend aus der wässrigen und organischen Phase.
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Als
inertes organisches Lösemittel wird erfindungsgemäß vorzugsweise
aromatische Nitrile, wie z. B. Benzonitril, oder substituierte Benzonitrile,
wie Chlorbenzonitril, Methylbenzonitril etc., verwendet. Alternativ
hierzu können auch aliphatische oder aromatische Kohlenwasserstoffe,
wie Octan, Toluol, Xylol oder Anisol, verwendet werden. Des Weiteren kommen
für die organische Quenche auch Ketone, wie z. B. Diisobutylketon
oder Cyclohexanon, in Frage. Schließlich eignet sich als
inertes organisches Lösemittel auch Ether, wie z. B. Dibutylether
oder Tetrahydrofuran.
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Vorzugsweise
wird bei der erfindungsgemäßen Aufarbeitung das
inerte organische Lösemittel in einer solchen Menge eingesetzt,
dass das Methacrylnitril in der organischen Phase eine Konzentration von
5 bis 50 Gew.-% aufweist.
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Der
Vorteil der inerten organischen Lösemittel gegenüber
wässrigen Systemen besteht im Wesentlichen darin, dass
sich Ammoniak in den entsprechenden organischen Lösemitteln
nur in geringen Mengen löst. Damit entfällt eine
Neutralisation bzw. Abtrennung des in den wässrigen Lösemitteln
mitenthaltenen Ammoniaks. Die in der wässrigen Phase enthaltenen
geringen Mengen an Ammoniak können ohne Weiteres zurückgewonnen
und in die katalytische Gasphasenreaktion zurückgeführt
werden.
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Des
Weiteren wird das gewünschte Reaktionsprodukt in der organischen
Phase vollständig gelöst, so dass die Verluste
an Methacrylnitril in der wässrigen Phase relativ gering
sind.
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Die
Abtrennung des Endproduktes aus der organischen Phase kann nach üblichen
Methoden und insbesondere durch Destillation erfolgen. Bei der destillativen
Aufreinigung der organischen Phase werden vor allem das inerte organische
Lösemittel und geringe Mengen an Nebenprodukten abgetrennt. Das
organische Lösemittel kann dann anschließend wieder
zum Quenchen des Reaktoraustrittsgases eingesetzt werden.
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Mit
Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens kann das
Methacrylnitril in sehr guten Ausbeuten von 85 bis 90% hergestellt
werden. Aufgrund der Aufarbeitung kann das gewünschte Reaktionsprodukt
außerdem in hoher Reinheit hergestellt werden, da durch
die Quenche mit kaltem inerten Lösemittel kaum Nebenprodukte
gebildet werden, wie z. B. Dimere oder Polymere von Methacrylnitril.
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Aufgrund
dieser besonderen Vorteile eignet sich das erfindungsgemäße
Verfahren besonders gut für einen technischen Einsatz.
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Die
nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern.
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Beispiele
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Beispiel 1
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Ein
elektrisch beheizter Laborwirbelschichtreaktor wird mit 100 ml γ-Al2O3-Katalysator (Puralox NWa-155
von Fa. Sasol, Körnung 200–500 μm, spez. Oberfläche
ca. 150 m2/g) befüllt.
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20
g/h flüssige Methacrylsäure werden mittels einer
Dosierpumpe in einen auf 300°C vorerhitzten Ammoniakstrom
von 90 Nl/h eindosiert und verdampft. Der Einsatzgasstrom wird bei
400°C durch die Al2O3-Wirbelschicht
gefahren. Der Reaktoraustrittsgasstrom wird in einer nachgeschalteten
Quenche mit gekühltem Benzonitrilkreislauf (T = –10°C) abgekühlt
und ausgewaschen.
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Nach
7 Stunden Reaktionszeit wird die erhaltene zweiphasige Quench-Lösung
in einem Phasenscheider aufgetrennt. Dabei können 73 g
Ammoniak-haltige, wässrige Phase von 645 g organischer Lösung
abgetrennt werden.
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Nach
quantitativer GC-Analyse beider Phasen sind in der wässrigen
Phase 1,3 g Methacrylnitril, entsprechend einer theoretischen Ausbeute
von 1,2% bezogen auf Methacrylsäure-Einsatz, in der organischen
Lösung 96 g Methacrylnitril, entsprechend einer theoretischen
Ausbeute von 88% bez. auf Methacrylsäure-Einsatz enthalten.
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Daneben
werden in beiden Phasen als Nebenprodukte Propionitril, Isoburyronitril
und geringe Mengen an Methacrylnitril-Dimeren gefunden.
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Aus
der organischen Lösung kann reines Methacrylnitril destillativ
gewonnen werden.
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Beispiel 2
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Ein
elektrisch beheizter Laborwirbelschichtreaktor wird mit 100 ml γ-Al2O3-Katalysator (Puralox NWa-155
von Fa. Sasol, Körnung 200–500 μm, spez. Oberfläche
ca. 150 m2/g) befüllt.
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20
g/h Methylmethacrylat werden mittels Dosierpumpe in einen auf 300°C
vorerhitzten Ammoniakstrom von 90 Nl/h eindosiert und verdampft.
Der Einsatzgasstrom wird bei 360°C durch die Al2O3-Wirbelschicht
gefahren. Der Reaktoraustrittsgasstrom wird in einer nachgeschalteten
Quenche mit gekühltem Benzonitrilkreislauf (T = –10°C)
abgekühlt und ausgewaschen.
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Nach
6 Stunden Reaktionszeit wird die erhaltene zweiphasige Quench-Lösung
in einem Phasenscheider aufgetrennt. Dabei werden 24 g Ammoniak-haltige,
wässrige Phase und 615 g organische Lösung erhalten.
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Nach
quantitativer GC-Analyse beider Phasen sind in der wässrigen
Phase 0,8 g Methacrylnitril, entsprechend einer theoretischen Ausbeute
von ca. 1 bezogen auf Methylmethacrylat-Einsatz, in der organischen
Lösung 68 g Methacrylnitril, entsprechend einer theoretischen
Ausbeute von ca. 85% bezogen auf Methylmethacrylat-Einsatz enthalten.
Als Nebenprodukte wurden Methanol, Propionitril, Isobutyronitril
und geringe Mengen Methacrylnitril-Dimere identifiziert.
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Aus
der organischen Lösung kann reines Methacrylnitril destillativ
gewonnen werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 2356089
A [0004]
- - JP 2002-284753 [0005, 0005]
- - JP 2002-284754 [0005, 0005]