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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein mikrofluidisches System zum Aufbau
und zur anschließenden
Untersuchung von komplexen Zellanordnungen sowie ein entsprechendes
Verfahren.
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In
vielen Bereichen der wissenschaftlichen Forschung sowie der Diagnostik,
sei es im Forschungslabor oder im Alltag eines mit Routineuntersuchungen
befassten Labors, besteht Bedarf an komplexen Zellanordnungen, die
unter möglichst physiologischen
Bedingungen, also beispielsweise in der anatomisch korrekten Anordnung
der einzelnen Zelltypen zueinander vorliegen und/oder physiologisch
funktionell perfundiert werden können.
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Ein
Anwendungsbeispiel für
derartige komplexe Zellanordnungen ist die Bestimmung der Toxizität und des
Metabolismus von Medikamenten in der pharmazeutischen Industrie.
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Gegenwärtig wird
die Toxizität
von Medikamenten anhand von 2D-Zellkulturen in vitro bestimmt, was
jedoch nur eine geringe Vorhersagekraft für die Wirkung der Medikamente
in vivo bietet. Ein Grund hierfür
ist die Tatsache, dass die zur Zeit verfügbaren komplexen Zellanordnungen,
die in vitro zu entsprechenden Untersuchungen herangezogen werden
können,
aufgrund ihrer Struktur und Anordnung nicht die gleichen Eigenschaften
aufweisen wie entsprechende Zell- bzw. Gewebestrukturen in vivo.
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Daraus
resultiert nur eine begrenzte Aussagekraft der mit den bekannten
Zellkulturen durchgeführten
Versuche in Bezug auf das Verhalten (Toxizität, Metabolismus, Wirkmechanismen)
in vivo, so dass beispielsweise Nebenwirkungen von Medikamenten
oft erst in klinischen Studien entdeckt werden, wenn das Präparat Patienten
verabreicht wird und hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung bereits
getätigt
wurden.
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Ein
anderer Ansatz für
die Bestimmung der Toxizität
von Medikamenten sind Tierversuche, die jedoch neben ihrer nur bedingt
auf den Menschen übertragbaren
Aussagekraft auch aus ethischen Gründen immer weiter in den Hintergrund
treten.
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Ein
weiterer Ansatz besteht darin, die Wirkung von Medikamenten auf
vereinzelte Zellen zu untersuchen, wobei wie bei den oben erwähnten 2D-Zellkulturen
auch hier die Vorhersagekraft begrenzt ist, da sich einzelne Zellen
oder zweidimensionale Zellanordnungen in wesentlichen Funktionen von
denen des dreidimensionalen ”natürlichen” Zellverbundes
unterscheiden.
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Daher
besteht ein Bedarf an komplexen, organotypischen Zellkultursystemen,
die aus „natürlichen” Zellen
bestehen, die in Umgebungen wachsen, die eine Differenzierung über einen
entsprechend langen Zeitraum sowie eine zur in vivo-Situation vergleichbare
Funktion ermöglichen.
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Von
besonderem Interesse ist dabei zum einen eine organotypische Leberzellen-Kokultur, mit der
Medikamente auf Toxizität
und Metabolisierung getestet werden sollen. Die Leber dient unter
anderem dem Abbau und der Ausscheidung von Stoffwechselprodukten,
Medikamenten und Giftstoffen, die über das Blutkreislaufsystem
in die Leber gelangen. Diese Substanzen werden von den Hepatozyten metabolisiert
und über
die Gallenflüssigkeit
abtransportiert. Die von der Leber produzierte Gallenflüssigkeit
gelangt über
das Gallengangsystem in den Darm und wird auf diese Wiese ausgeschieden.
Für eine organotypische
Leberzellkultur für
die Medikamententestung ist es wichtig, dass die Hepatocyten nach außen von
Endothelzellen besetzt werden, wobei die Perfusion der komplexen
Zellkultur von der Seite der Endothelzellen her erfolgt. Die Kokultur
der Hepatozyten mit Endothelzellen und gegebenenfalls Sternzellen
gewährleistet
die gewebetypische Differenzierung der Hepatozyten und damit verbundenen
Expression von Genen, die zur Metabolisierung der genannten Stoffe
erforderlich sind.
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Weiter
besteht ein Bedarf an einer organotypischen Gewebestruktur, wie
sie beispielsweise im Darm zu finden ist. Auch hier ist es für eine physiologisch
funktionelle Perfusion erforderlich, dass zwischen ”innen” und ”außen” unterschieden
wird. Im Darm werden durch den Verzehr aufgenommene Stoffe enzymatisch
gespalten und über
das Darmepithel in den Blutkreislauf transportiert. Das Darmepithel
besteht aus einer einschichtigen Epithelschicht, die dem Darmlumen
zugewendet ist, und einer darunterliegenden Schicht von Mesenchymzellen,
die die Differenzierung und Funktion der Epithelzellen aufrecht
erhält.
An einem solchen in vitro hergestellten Zellverbund, könnten Untersuchungen
zur Aufnahme von Medikamenten bei oraler Verabreichung durchgeführt werden.
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Ein
weiteres Anwendungsgebiet ist die sogenannte Blut-Hirn Schranke,
die den Übertritt
von Substanzen aus dem Blut in das Gehirn kontrolliert und dafür sorgt,
dass die chemische Zusammensetzung der Intrazellularflüssigkeiten
des Gehirns weitgehend konstant bleibt, was für eine präzise Signalübertragung zwischen den Nervenzellen
des Zentralnervensystems notwendig ist. Um Blutgefäße herum
wird die Blut-Hirn-Schranke durch Endothelzellen und Astrocyten
gebildet. Sie sorgen über
aktive Transportsysteme für
den Transfer von Nährstoffen
und Sauerstoff bzw. Metaboliten. Im Zusammenhang mit der Entwicklung
von Wirkstoffen sind Kenntnisse über die
Durchlässigkeit
der Blut-Hirn-Schranke für
diese Wirkstoffe und damit ihre Verfügbarkeit in Bereichen des Nervensystems
von besonderem Interesse.
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Aus
der Veröffentlichung ”Rapid Heterogenous
Liver-Cell On-Chip Patterning via the Enhanced Field-induced Dielectrophoresis
Trap” von
Ho et al., Lab Chip, 2006, 6, 724–734, ist ein mikrofluidischer Chip
bekannt, auf dem eine planare Struktur von Leberzellen, d. h. eine
2D-Anordnung, etablierbar ist. Durch die geometrische Struktur und
Anordnung der Elektroden wird ein inhomogenes elektrisches Feld mit
definierten Gradienten erzeugt, das in einer Kammer randomisiert
vorliegende Zellen von zwei Zelltypen zu einem gewünschten
planaren Gewebemuster zusammenführt.
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Die
Autoren erwähnen,
dass mikrofluidische Musterbildung mit Mikrokanälen und laminarem Fluss für Leberzellen
nicht anwendbar ist, da dieses Verfahren in seiner Wirkung zu grob
strukturiert ist. Ferner wird positive Dielektrophorese als Möglichkeit beschrieben,
um Zellen aktiv zu manipulieren. Die Autoren erwähnen jedoch, dass dieses Verfahren noch
nicht erfolgreich eingesetzt wurde, um komplexe Zellanordnungen
aufzubauen.
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Vor
diesem Hintergrund schlagen die Autoren vor, die Mikrofluidik zusammen
mit einem räumlich
strukturierten elektrischen Feld einzusetzen, um gewünschte Gewe bemuster
herzustellen. Der Chip enthält
dazu eine Zellstrukturkammer, der über Mikrokanäle kontinuierlich
Zellen zugeführt
werden, die über
das in der Kammer ausgebildete elektrische Feld zu der komplexen
Struktur zusammengelagert werden. Danach wird das elektrische Feld
ausgeschaltet und reines Medium wird durch bzw. in den Chip gepumpt.
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Die
mit der bekannten Vorrichtung erzeugbare Zellanordnung ist jedoch
planar, so dass sich für den
Einsatz in der pharmakologischen Forschung die oben beschriebenen
Nachteile ergeben. Eine physiologisch funktionell perfundierbare,
komplexe Zellanordnung, die als organotypisches Gewebe beispielsweise
für Toxizitätsmessungen
eingesetzt werden kann, lässt
sich mit der Vorrichtung und dem Verfahren von Ho et al. nicht erzeugen.
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Vor
diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe
zugrunde, eine Vorrichtung sowie ein Verfahren der eingangs genannten
Art bereitzustellen, mit der bzw. dem organotypische Gewebe aufgebaut
werden können,
die dann perfundiert und unter vorzugsweise physiologischen Bedingungen
untersucht werden können.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
ein mikrofluidisches System zum Aufbau und zur anschließenden Kultivierung
von komplexen Zellanordnungen, mit
- – einer
dreidimensionalen Mikrostruktur, in der die Zellanordnung aufgebaut
und kultiviert wird,
- – zumindest
zwei in der Mikrostruktur verlaufende, eine Flussrichtung definierende
Mikrokanalabschnitte, über
die die Mikrostruktur von außen
mit einem Medium perfundierbar ist, wobei die Mikrokanalabschnitte
zumindest bereichsweise annähernd
parallel oder äquidistant
zueinander verlaufen,
- – einer
die zumindest beiden Mikrokanalabschnitte trennenden Wandstruktur,
in der zumindest eine die zumindest zwei Mikrokanalabschnitte verbindende Öffnung vorgesehen
ist, und
- – einer
in oder an der Mikrostruktur vorgesehenen Elektrodenanordnung, um
im Bereich der zumindest einen Öffnung
ein inhomogenes elektrisches Feld zu erzeugen, wobei das inhomogene
elektrische Feld dazu eingerichtet ist, zugeführte Zellen im Bereich der
zumindest einen Öffnung
aufzukonzentrieren.
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Ferner
wird die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe gelöst durch
ein Verfahren zum Aufbau und Kultivieren von komplexen Zellanordnungen,
bei dem
- – in
dem zuvor beschriebenem mikrofluidischem System zunächst die
komplexe Zellanordnung aufgebaut wird, indem
• der Mikrostruktur
Medium mit Zellen zum Aufbau der Zellanordnung zugeführt wird,
und
• in
der Mikrostruktur ein durch die Mikrostruktur bestimmtes inhomogenes
elektrisches Feld erzeugt wird, das den Aufbau einer Zellanordnung aus
den zugeführten
Zellen bewirkt,
- – und
anschließend
die Zellanordnung in der dreidimensionalen Mikrostruktur kultiviert
wird, indem sie mit Medium perfundiert wird.
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Schließlich betrifft
die vorliegende Erfindung auch ein Verfahren zur Untersuchung von
komplexen Zellanordnungen, bei dem
- – in dem
neuen mikrofluidischem System eine Zellanordnung gemäß dem neuen
Verfahren aufgebaut und kultiviert wird, und
die Untersuchung
des Stoffwechsels oder gerichteten Transports von zugeführten Stoffen
an einer so etablierten Zellanordnung anhand von abgeführten Stoffwechselprodukten
und/oder über
mit dem Medium zugeführte
Marker erfolgt, die im Zusammenwirken mit der Zellanordnung ein
messbares Signal erzeugen.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird auf diese Weise vollkommen
gelöst.
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Die
Erfinder der vorliegenden Erfindung haben nämlich erkannt, dass es bei
einer entsprechenden Auslegung der Kanalstruktur und Anwendung der
Prinzipien der Dielektrophorese möglich ist, komplexe organotypische
Zellanordnungen zu assemblieren.
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Die
Erfindung basiert dabei einerseits auf der Positionierung von Zellen
mit Hilfe dielektrophoretischer Kräfte. Da diese Kräfte in Richtung
maximaler Feldstärke
gerichtet sind, kann durch ein geeignetes inhomogenes Feld die Form
und Position des entstehenden Mikrogewebes vordefiniert werden.
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Die
Erfinder machen sich dabei eine spezielle Kanalstruktur zunutze,
durch die der Ort maximaler Feldstärke definiert wird. Dazu sind
in der Mikrostruktur zumindest zwei Mikrokanalabschnitte vorgesehen,
die durch eine Wandstruktur voneinander getrennt sind, in der zumindest
eine Öffnung
vorgesehen ist. Die Mikrokanalabschnitte verlaufen im Bereich der
Wandstruktur dabei entweder gerade und annähernd parallel zueinander,
wobei auch gebogene oder gekrümmte
Mikrokanalabschnitte möglich sind,
sofern sie bereichsweise äquidistant
zueinander verlaufen.
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Die
Erfinder konnten in ersten Versuchen zeigen, dass es mit der erfindungsgemäßen Mikrostruktur
möglich
ist, Leber-ähnliche
oder membranartige Zellanordnungen aufzubauen, die unter physiologischen
Bedingungen kultiviert und untersucht werden können.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung besteht dabei darin, die Inhomogenität der elektrischen
Felder durch die Mikrostruktur vorzugeben und durch die sich aufbauende
Zellanordnung selbst zu beeinflussen. Die Akkumulation der Zellen
am Ort der höchsten
Feldstärke
erhöht
in diesem Bereich nämlich
die elektrische Impedanz, so dass in der Umgebung dieses Aggregates
die Feldstärke
abnimmt und dadurch eine geringere Tendenz für weitere Anlagerung von Zellen
besteht. Die Assemblierung von Zellen wird also durch diese Rückkopplung
geregelt.
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Die
Erfindung beruht ferner auf der Erkenntnis, dass durch zwei abschnittsweise
annähernd
parallel oder äquidistant
verlaufende Mikrokanalabschnitte, die durch eine Wandstruktur mit
zumindest einer Öffnung
voneinander getrennt sind, ein definiert inhomogenes elektrisches
Feld aufgebaut werden kann, dessen höchste Feldstärke im Bereich
der Öffnung
in der Wandstruktur liegt, und das für die Assemblierung komplexer
Zellanordnungen geeignet ist.
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Weil
das elektrische Feld im Bereich der Öffnungen seine höchste Feldstärke aufweist,
werden die durch beide Mikrokanäle
zugeführten
Zellen im Bereich dieser Öffnungen
aufkonzentriert und dort assembliert. Aufgrund dieser Feldstruktur
können
die Zellen dabei nicht von dem einen Mikrokanal in den anderen gelangen.
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Schließlich bietet
das neue mikrofluidische System die Möglichkeit, die etablierte komplexe
Zellanordnung optisch und/oder biochemisch zu analysieren.
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Nach
dem Aufbau der komplexen Zellanordnung in der Mikrostruktur kann
das inhomogene elektrische Feld abgeschaltet werden, es kann aber
auch unverändert
oder mit veränderten
Feldstärken und/oder
Frequenzen weiterhin angelegt bleiben.
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Der
Stand der Technik beschreibt mikrofluidische Systeme mit Mikrokanalabschnitten,
welche durch Wandstrukturen voneinander getrennt sind und durch Öffnungen
in diesen Wandstrukturen miteinander verbunden sind.
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Die
DE 198 15 882 A1 beschreibt
ein mikrofluidisches System, bei dem Elektroden auf den jeweils
den Lumen zugewandten Seiten des Boden- und Decksubstrats angeordnet
sind. Diese erzeugen ein Dielektrophoresefeld, das als Deflektor
wirkt und dazu vorgesehen ist, Partikel von einem Kanal in einen
anderen Kanal zu bewegen. Die
DE 198 53 658 A1 beschreibt ein vergleichbares
System, bei dem Partikel mit Hilfe einer ähnlichen Elektrodenanordnung
unter Zuhilfenahme von Zentrifugalkräften fraktioniert werden.
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Gemäß
DE 199 52 322 C2 werden
Partikel durch eine im Lumen des einen Kanals angeordnete Elektrodenanordnung
mittels eines negativen Dielektrophoresefeldes eingefangen und anschließend mittels
eines optischen Käfigs
durch eine Öffnung
in einen anderen Mikrokanalabschnitt überführt.
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Gemäß der
US 2002/0164780 A1 werden Zellen
in einem Mikrokanalabschnitt innerhalb eines mechanischen Gitters
kultiviert. Auch sind in dieser Anordnung Elektroden vorgesehen,
welche als Filter dem Eindringen partikulärer Schadstoffe sowie als elektrohydrodynamische
und elektroosmotische Pumpen wirken.
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Die
US 2004/0197931 A1 beschreibt
eine Vorrichtung mit einer Reihe parallel verlaufender Mikrokanäle mit Öffnungen,
welche dazu vorgesehen sind, einen Sensor von einem Kanal in einen
anderen Kanal zu bewegen, um schnell die jeweiligen Charakteristika
der verschiedenen die Kanäle
durchströmenden
Medien zu messen.
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Erfindungsgemäß ist es
bevorzugt, wenn die Mikrokanalabschnitte entweder jeweils Teil eines
gesonderten Mikrokanals sind, der durch die Mikrostruktur verläuft, oder
vor und hinter der Wandstruktur in einen gemeinsamen Mikrokanal übergehen.
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Wenn
ein gemeinsamer Mikrokanal vorgesehen ist, werden beide Mikrokanalabschnitte
von demselben Medium durchströmt.
Hier ist von Vorteil, dass bspw. zum Aufbau einer Leberstruktur
Zellen desselben Zelltyps von beiden Mikrokanalabschnitten aus in
den Bereich der Öffnung(en)
wandern und dort assembliert werden. Nachdem so eine innere Zellanordnung
aus Zellen eines ersten Zelltyps aufgebaut wurde, können mit
dem Medium Zellen eines zweiten Zelltyps zugeführt werden, die sich von beiden
Mikrokanalabschnitten aus an der inneren Zellanordnung anlagern
und eine äußere Zellanordnung
bilden. Danach können
Zellen eines dritten Zelltyps zugeführt werden, die eine zweite äußere Zellanordnung
bilden, und so weiter.
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Es
versteht sich, dass zum Aufbau der inneren und jeder sich außen anschließenden äußeren Zellanordnung
auch jeweils Gemische aus verschiedenen Zelltypen zugeführt werden
können.
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Sind
gesonderte Mikrokanäle
vorgesehen, so kann auf beiden Seiten der Wandstruktur unterschiedliches
Medium zugeführt
werden. Hier ist von Vorteil, dass bspw. zum Aufbau einer schichtartigen Zellanordnung
zeitgleich auf den voneinander abgelegenen Seiten der Öffnung(en)
Zellen unterschiedlicher Zelltypen zugeführt und abgelagert werden können, die
auf ihrer jeweiligen Seite dann eigene Zellanordnungen aufbauen,
die jeweils aus Zellen eines oder mehrerer Zelltypen bestehen können.
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Ferner
ist von Vorteil, dass über
einen der gesonderten Mikrokanäle
bspw. Medium mit Nährstoffen
und ggf. Testsubstanzen zugeführt
werden kann, während
durch den anderen Mikrokanal Stoffwechselprodukte abgeführt und
einer Analyse zugeleitet werden können.
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Bei
dem neuen mikrofluidischen System ist es dabei einerseits bevorzugt,
wenn die zumindest eine Öffnung
einen sich in Flussrichtung der beiden Mikrokanalabschnitte erstreckenden
Spalt aufweist, wobei vorzugsweise in Flussrichtung mehrere Spalte hintereinander
angeordnet sind.
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Andererseits
ist es bevorzugt, wenn mehrere Öffnungen
vorgesehen sind, die in Flussrichtung der beiden Mikrokanalabschnitte
sowie quer zur Flussrichtung in der Wandstruktur verteilt angeordnet
sind.
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Wenn
die Öffnung
in Form eines oder mehrerer sich in Flussrichtung der Mikrokanäle bzw.
Mikrokanalabschnitte erstreckender Spalte ausgebildet ist, lässt sich
beispielsweise eine dreidimensionale Leberstruktur aufbauen. Wenn
jedoch viele porenartige Öffnungen
gleichmäßig oder
ungleichmäßig über die Wandstruktur
verteilt angeordnet sind, so kann sich eine schichtartige Zellanordnung
ausbilden.
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Weiter
ist es bevorzugt, wenn die Elektrodenanordnung zumindest eine in
dem ersten Mikrokanalabschnitt und zumindest eine weitere, in dem zweiten
Mikrokanalabschnitt vorgesehene Kanal-Elektrode aufweist, wobei
die beiden Kanal-Elektroden in der Nähe der zumindest einen Öffnung vorgesehen
sind, wobei vorzugsweise in jedem Mikrokanalabschnitt zumindest
eine Kanal-Elektrode an einer der Wandstruktur gegenüberliegenden
Wand angeordnet ist, weiter vorzugsweise in jedem Mikrokanalabschnitt
zumindest eine Kanal-Elektrode an einer an die Wandstruktur angrenzenden
Wand angeordnet ist.
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In
Abhängigkeit
von der zu etablierenden Zellanordnung und unter Abstimmung auf
die Formgebung der Öffnung(en)
kann so das für
den jeweiligen Anwendungsfall optimale inhomogene Feld erzeugt werden,
durch das Zellen aus den Mikrokanalabschnitten in die Öffnung(en)
transportiert und dort assembliert werden.
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Schließlich ist
es bevorzugt, wenn die Wandstruktur zwei mit ihrer Stirnfläche aufeinander
zu weisende Stege aufweist, die zwischen sich zumindest einen Spalt
definieren, wobei vorzugsweise zumindest einer der beiden Stege
im Querschnitt rechteckförmig,
trapezförmig,
dreieckförmig
oder ballig ausgebildet ist und/oder zumindest einer der beiden
Stege auf seiner Stirnfläche
einen in Flussrichtung verlaufenden Grat aufweist.
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Hier
ist von Vorteil, dass die Form des inhomogenen elektrischen Feldes
durch die sich aus der Stegform ergebende Form des Spaltes mit bestimmt wird.
Der Bereich maximaler Feldstärke
kann so für den
Anwendungsfall optimal eingestellt werden.
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Ferner
ist es bevorzugt, wenn die Elektrodenanordnung zumindest zwei an
den Stegen vorgesehene Steg-Elektroden aufweist, die vorzugsweise in
Flussrichtung gegenüberliegend
angeordnet und/oder zumindest auf der Stirnfläche eines der beiden Stege
angeordnet sind.
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Hier
ist von Vorteil, dass auf oder an den Stegen Zellen aufkonzentriert
werden, die zwischen den Steg-Elektroden bspw. wie eine Perlenschnur
aufgereiht werden.
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Dann
ist es bevorzugt, wenn zwischen den zumindest zwei Mikrokanalabschnitten
zumindest ein weiterer Mikrokanal verläuft, der in fluidischer Verbindung
zu der zumindest einen Öffnung
steht.
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Hier
ist von Vorteil, dass aus der Öffnung Stoffwechselprodukte
abtransportiert werden können.
Bei einer Leberstruktur steht der weitere Mikrokanal dabei nur mit
den Hepatocyten in Verbindung. In einer dem Lebersinusoid ähnlichen
Gewebestruktur verbinden sich nämlich
die Gallenkanälchen
der einzelnen Hepatozyten zu einem gemeinsamen Gallenkanal mit einer
zur (äußeren) Perfusionrichtung entlang
der Endothelzellen parallelen Achse.
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Der
weitere Mikrokanal kann dabei entweder „durch die Öffnung” hindurch
verlaufen, oder nur einseitig mit der Öffnung in Verbindung stehen.
Im Falle einer dem Lebersinusoid ähnlichen Gewebestruktur ist
es bevorzugt, wenn der weitere Mikrokanal als Gallenkanal nur einseitig
mit der Öffnung
in Verbindung steht, um die Galle „physiologisch”, also
entgegen der Flussrichtung des Mediums in den beiden Mikrokanalabschnitten,
abzuführen.
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Das
neue mikrofluidisches System ist vorzugsweise mit Anschlüssen zur
fluidischen Steuerung versehen.
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Hier
ist von Vorteil, dass der Fluss durch die beiden Mikrokanalabschnitte
so gesteuert werden kann, dass keine Querströmung durch die Öffnung(en)
hindurch erzwungen wird. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen,
dass die Zuflussraten für
beide Mikrokanalabschnitte sowie die Abflussrate für einen
der beiden Mikrokanalabschnitte gesteuert wird, wodurch sich zwangsläufig die
Abflussrate in dem anderen Mikrokanalabschnitt ergibt. Bei entsprechender
Einstellung dieser Flussraten ist eine Querströmung durch die Öffnung(en)
in der Wandstruktur ausgeschlossen.
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Ferner
ist es bevorzugt, wenn die Mikrostruktur in unterschiedlichen Bereichen
mit unterschiedlichen selektiven Beschichtungen versehen ist.
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Hier
ist von Vorteil, dass die Besiedelung bestimmter Bereiche der Mikrostruktur
durch eine adhäsive
Beschichtung unterstützt
oder durch eine non-adhäsive
Beschichtung – z.
B. in den Kanalabschnitten – vermieden
werden kann. Ferner kann eine Beschichtung mit Extrazellulärmatrix
vorgesehen sein, um Zellwachstum und – differenzierung zu unterstützen. Weiterhin
kann nach der Assemblierung einer ersten Zellsorte ein Medium mit
Zell-Zell Interaktion vermittelnden (Extrazellulärmatrix-)Molekülen eingespült werden,
um einen funktionellen Kontakt zu Zellen eines weiteren Zelltyps
herzustellen, die in einem weiteren, darauf folgenden Schritt in das
Mikrosystem eingebracht werden.
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Allgemein
ist es noch bevorzugt, wenn im Bereich der zumindest einen Öffnung zumindest
eine dielektrische Struktur zur Beeinflussung des elektrischen Feldes
vorgesehen ist.
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Bei
dieser Maßnahme
ist von Vorteil, dass die Feldstärke
im Bereich der Öffnung(en)
gezielt moduliert werden kann, um eine bestimmte Anordnung der Zellen
zu erreichen.
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Bei
dem neuen Verfahren ist es bevorzugt, wenn der Mikrostruktur über beide
Mikrokanalabschnitte zunächst
erste Zellen zum Aufbau einer Zellanordnung zugeführt werden,
und danach von den ersten Zellen verschiedene zweite Zellen zugeführt werden,
um auf der Zellanordnung aus den ersten Zellen eine Zellanordnung
aus den zweiten Zellen aufzubauen, wobei die ersten Zellen Hepatocyten und
die zweiten Zellen Endothelzellen sein können.
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Nachdem
so beispielsweise ein erster Zelltyp in einen Spalt oder in Öffnungen
assembliert wurde, kann ein zweiter Zelltyp durch die Mikrokanalabschnitte
geleitet werden, der sich dann außen an dem Aggregat aus den
ersten Zellen ansammelt, so dass die ersten Zellen zum ersten und
zum zweiten Mikrokanal hin durch die zweiten Zellen vollständig abgeschirmt
sind.
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Auf
diese Weise lässt
sich bspw. ein organotypisches Lebergewebe erzeugen, bei dem die
ersten Zellen Hepatozyten und die zweiten Zellen Endothelzellen
sind. Nachdem diese komplexe Struktur aufgebaut wurde, wird sie
dann durch beide Mikrokanäle
mit Nährflüssigkeit
perfundiert und somit über längere Zeiträume kultiviert.
Wenn dem Medium jetzt Medikamente zugesetzt werden, können sie
auf Toxizität
und Metabolisierung getestet werden. Dabei ist es von Vorteil, dass
die Hepatocyten nach außen vollständig von
Endothelzellen besetzt werden, so dass die Perfusion der komplexen
Zellkultur von der Seite der Endothelzellen her erfolgt, wie es
im intakten Lebergewebe der Fall ist.
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Andererseits
ist es bevorzugt, wenn der Mikrostruktur über den ersten Mikrokanalabschnitt
erste Zellen und über
den zweiten Mikrokanalabschnitt von den ersten Zellen verschiedene
zweite Zellen zugeführt
werden, wobei die ersten Zellen Astrocyten oder darmtypische Mesenchymzellen
und die zweiten Zellen Epithelzellen sein können.
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Hier
werden in den beiden Mikrokanalabschnitten voneinander verschiedene
Zelltypen zeitgleich oder zeitlich nacheinander zugeführt, so
dass sich vom ersten Mikrokanalabschnitt aus erste Zellen und vom
zweiten Mikrokanalabschnitt aus zweite Zellen in und an der Öffnung assemblieren
und eine zweilagige Gewebestruktur aus zwei verschiedenen Zelltypen
entsteht. Nach Aufbau dieser komplexen Zellanordnung gelangen die
ersten Zellen nur mit dem Medium im ersten Mikrokanalabschnitt und
die zweiten Zellen nur mit Medium im zweiten Mikrokanalabschnitt
in Kontakt.
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Auf
diese Weise kann die Barriere der Blut-Hirn-Schranke durch Endothelzellen
und Astrocyten etabliert werden. Im Zusammenhang mit der Entwicklung
von Wirkstoffen kann jetzt die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke
für diese
Wirkstoffe und damit ihre Verfügbarkeit
in Bereichen des Nervensystems bestimmt werden.
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Ferner
kann die Struktur des Darmepithels aus Mesenchymzellen und Epithelzellen
etabliert werden, und der Transport von Wirkstoffen durch das Darmepithel
und damit ihre Verfügbarkeit
für den
Eintritt in das Blutgefäßsystem
gemessen werden.
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Unter „ersten
Zellen” bzw. „zweiten
Zellen” werden
im Rahmen der vorliegenden Erfindung nicht nur Zellen eines einzigen
Zelltyps sondern auch Mischungen aus Zellen verschiedener Zelltypen
verstanden. So können
bei dem Aufbau einer Leberstruktur den Endothelzellen bspw. Sternzellen
beigemischt werden.
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Allgemein
ist es bevorzugt, wenn der Zellanordnung mit dem Medium Nährstoffe
und/oder Testsubstanzen zugeführt
werden, und/oder wenn über einen
der beiden Mikrokanäle
oder einen weiteren Mikrokanal Stoffwechselprodukte von der Zellanordnung
abgeführt
werden.
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Der
Nährflüssigkeit
können
somit Marker zugegeben werden, um die Reaktion des organotypischen
Zellgewebes auf diese Substanzen zu untersuchen. Dies können Fluoreszenzmarker
wie bspw. Antikörper
sein, die zellspezifisch binden und somit eine Untersuchung der
tatsächlichen
Zellanordung ermöglichen.
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Ferner
können
die Zellanordnungen mit Testsubstanzen und/oder Medikamenten perfundiert
werden, deren Wirkung, Transport oder Metabolisierung bei der etablierten
Zellanordnung untersucht werden sollen.
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Es
versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend
noch zu erläuternden Merkmale
nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in
anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne
den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Weitere
Vorteile ergeben sich aus den nachfolgenden Ausführungsbeispielen und im Zusammenhang
mit den Zeichnungen, in denen
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1 eine
schematische, nicht maßstabsgetreue,
ausschnittsweise Draufsicht auf ein Unterteil eines ersten Ausführungsbeispiels
einer Mikrostruktur des neuen mikrofluidischen Systems längs der
Linie I-I aus 2 zeigt;
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2 eine
schematische, nicht maßstabsgetreue
Schnittdarstellung durch die Mikrostruktur aus 1 längs der
dortigen Linie II-II zeigt;
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3 in
einer Darstellung wie 1 eine Gesamtdraufsicht auf
das neue mikrofluidische System der 1 und 2 mit
abgenommenen Oberteil zeigt, bei dem mehrere Spalte seriell hintereinander
angeordnet sind;
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4 in
einer Darstellung wie 3 ein mikrofluidisches System
zeigt, bei dem der weitere Mikrokanal nur einseitig mit dem Spalt
verbunden ist;
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5 in
einer ausschnittsweisen Darstellung wie 3 oder 4 ein
mikrofluidisches System zeigt, bei dem mehrere Spalte parallel zueinander angeordnet
sind;
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6 in
einer Darstellung wie 2 eine perspektivische Ansicht
eines weiteren Ausführungsbeispiels
des neuen mikrofluidischen Systems im Bereich der Wandstruktur zeigt,
wobei Kanalelektroden an Kanalboden und -deckel vorgesehen sind;
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7 in
einer Darstellung wie 6 ein weiteres Ausführungsbeispiel
des neuen mikrofluidischen Systems im Bereich der Wandstruktur zeigt, wobei
Kanalelektroden an den Seitenwänden
vorgesehen sind;
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8 vier
schematische, nicht maßstabsgetreue
Schnittdarstellungen für
unterschiedliche Stegformen bei dem Ausführungsbeispiel der 6 oder 7 zeigt;
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9 in
einer Darstellung wie 8 beispielhaft die Assemblierung
von Zellen auf den Stegen der Wandstruktur zeigt;
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10 in
einer Darstellung wie 1 ein weiteres Ausführungsbeispiel
des neuen mikrofluidischen Systems zeigt, bei dem auf dem Steg Steg-Elektroden
angeordnet sind;
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11 in
einer Darstellung wie 1 ein weiteres Ausführungsbeispiel
der Mikrostruktur des neuen mikrofluidischen Systems zeigt, bei
dem sich die beiden Mikrokanäle
vor und hinter der Wandstruktur zu einem Mikrokanal vereinigen;
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12 in
einer Darstellung wie 1 ein weiteres Ausführungsbeispiel
des neuen mikrofluidischen Systems zeigt, bei dem auf dem Steg dielektrische
Strukturen zur Modulation der Feldstärke vorgesehen sind;
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13 in
einer Darstellung wie 1 ein weiteres Ausführungsbeispiel
des neuen mikrofluidischen Systems zeigt, bei dem die Wandstruktur
mehrere Trennwände
aufweist;
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14 in
einer Darstellung wie 1 ein weiteres Ausführungsbeispiel
des neuen mikrofluidischen Systems zeigt, bei dem mehrer Öffnungen
in der Wandstruktur vorgesehen sind, und über beide Mikrokanalabschnitte
voneinander verschiedene Zelltypen zeitgleich zugeführt werden,
um eine schichtartige Zellanordnung aufzubauen; und
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15 bis 18 Fluoreszenzaufnahmen zu
dem allmählichen
Aufbau von Aggregaten der Zelllinie LCL 17001 in einem mikrofluidischen
System zeigen, das in 15 unten prinzipiell dargestellt ist.
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In 1 ist
eine schematische, nicht maßstabsgetreue,
ausschnittsweise Draufsicht auf ein Unterteil 10 eines
ersten Ausführungsbeispiels
einer Mikrostruktur 11 eines mikrofluidischen Systems dargestellt.
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2 zeigt
einen Schnitt quer durch das mikrofluidische System 12 längs der
Linie II-II aus 1,
während
die Draufsicht der 1 längs der Linie I-I aus 2 gesehen
ist.
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Die
Mikrostruktur 11 weist ein vom geometrischen Aufbau her
dem Unterteil 10 entsprechendes Oberteil 14 auf,
das das Unterteil 10 verschließt.
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Durch
die Mikrostruktur 11 verlaufen parallel und im Abstand
zueinander zwei Mikrokanalabschnitte 16, 17, die
in dem gezeigten Beispiel teilweise im Unterteil 10 und
teilweise im Oberteil 14 ausgebildet sind. Selbstverständlich können die
Mikrokanalabschnitte 16 und 17 auch gänzlich im
Unterteil 10 oder im Oberteil 14 ausgebildet sein,
das Oberteil 14 bzw. das Unterteil 10 bilden dann
lediglich einen Kanaldeckel bzw. Kanalboden.
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Über die
Mikrokanalabschnitte 16, 17 wird die Mikrostruktur 11 von
außen
in durch die Mikrokanalabschnitte 16, 17 definierten
Flussrichtungen 18 und 19 mit Medium perfundiert,
das in 2 bei 21 und 22 angedeutet ist.
Mit dem Medium 21, 22 können Nährstoffe und Testsubstanzen
zu- sowie Stoffwechselprodukte abgeführt werden. Ferner können in
dem Medium 21, 22 Zellen 23, 24 transportiert
werden, die in noch zu beschreibender Weise eine komplexe Zellanordnung
aufbauen.
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Die
Mikrokanalabschnitte 16, 17 werden durch eine
Wandstruktur 25 voneinander getrennt, in der eine die beiden
Mikrokanalabschnitte 16, 17 miteinander verbindende Öffnung 26 vorgesehen
ist.
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Ferner
ist in der Mikrostruktur 11 eine Elektrodenanordnung 27 vorgesehen, über die
im Bereich der Öffnung 26 ein
inhomogenes elektrisches Feld 28 erzeugt wird, von dem
in 2 einige Feldlinien 29 beispielhaft gestrichelt
dargestellt sind.
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Durch
dieses Feld 28 werden die Zellen 23, 24 zu
der Öffnung 26 hin
bewegt, wo sie assemblieren und eine in 2 nicht
gezeigte komplexe Zellanordnung bilden. Dabei wird der bspw. in
der eingangs genannten Veröffentlichung
von Ho et al. beschriebene Effekt der Feld-induzierten Dielektrophorese
genutzt.
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In 1 und 2 ist
zu erkennen, dass das Unterteil 10 sich vom jeweiligen
Kanalboden 31, 32 nach oben erstreckende Außenwände 33, 34 aufweist,
denen am Oberteil 14 Außenwände 35, 36 entsprechen,
die sich vom jeweiligen Kanaldeckel 37 bzw. 38 aus
erstrecken. Die Außenwände 33, 34, 35, 36 liegen
mit ihren aufeinander zu weisenden Stirnflächen aufeinander auf.
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In
oder an den Außenwänden 33, 34, 35, 36 sind
gegenüber
der Öffnung 26 Kanal-Elektroden 39 und 40 der
Elektrodenanordnung 27 angeordnet, die über Zuleitungen 41 bzw. 42 an
einen in 3 zu sehenden elektrischen Wechselspannungsgenerator 43 mit
variabler Frequenz f und variablem Spannungshub Upp angeschlossen
werden können.
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Die
Wandstruktur 25 umfasst eine Trennwand 44, die
durch entsprechende Bereiche von Oberteil 14 und Unterteil 10 gebildet
wird, die wie die Außenwände 33, 34, 35, 36 aufeinander
aufliegen. Im Bereich der Öffnung 26 ist
die Trennwand 44 mit gegenüber der Auflagefläche zurückgesetzten
Stegen 45, 46 ausgebildet, deren Stirnflächen 47 bzw. 48 aufeinander
zuweisen und zwischen sich die Öffnung 26 begrenzen.
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Die
Stege 45, 46 verlaufen in Flussrichtung 18, 19 so
dass die Öffnung 25 die
Form eines langgestreckten Spaltes 49 aufweist.
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In
der Trennwand 44 verläuft
parallel zu und zwischen den Mikrokanalabschnitten 16, 17 ein
weiterer Mikrokanal 51, der in fluidischer Verbindung mit dem
Spalt 49 steht, so dass Material aus dem Bereich des Spaltes 49 abgeführt werden
kann.
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Der
weitere Mikrokanal 51 kann dabei – wie in 1 gezeigt – den Spalt 49 durchsetzen,
also beidseits an den Spalt 49 bzw. die Öffnung 26 angeschlossen
sein, er kann aber auch nur an einer Seite des Spaltes 49 vorgesehen
sein, was insbesondere für
die Untersuchung von organotypischen Leberstrukturen von Vorteil
ist, wenn der weitere Mikrokanal 51 als Gallenkanal dient.
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Die
Mikrostruktur 11 ist aus einem dielektrischen Material
gefertigt, so dass durch die insoweit beschriebene Geometrie die
Feldstruktur mit bestimmt wird. Das Feld 28 weist im Bereich
des Spaltes 49 seine höchste
Felddichte auf, wobei die Form des Feldes im Wesentlichen durch
diese Geometrie, die Feldstärke
durch den Spannungshub Upp bestimmt wird.
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Als
geeignetes Material für
die Mikrostruktur 11 hat sich Glas, Silizium, ggf. mit
einer isolierenden Schicht z. B. aus Siliziumoxid oder Siliziumnitrid
beschichtet, sowie Polymere wie beispielsweise PMMA, Polystyrol,
PEEK, COC (cyclic olefin copolymer) erwiesen. Vorzugsweise werden
transparente, nichtleitende Materialien eingesetzt, wobei die obige
Aufzählung
nur als beispielhaft zu verstehen ist.
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Hergestellt
werden kann die Mikrostruktur 11 mit geeigneten, an sich
bekannten Verfahren zur Mikrostrukturierung, wie bspw. Photolithographie
in Kombination mit Plasmaätzverfahren
oder nasschemischen Ätzverfahren
sowie im Falle von Polymermaterialien durch Mikrospritzguss oder
Heißprägen.
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Die
Länge des
Spaltes 49 in Flussrichtung 18, 19 beträgt bspw.
20 bis 2000 μm,
vorzugsweise ca. 1500 μm.
Die Höhe
des Spaltes 49 zwischen den Stirnflächen 47, 48 beträgt bspw.
10 bis 100 μm,
vorzugsweise ca. 50 μm.
Die Breite des Spaltes 49 an der Stirnfläche 47, 48 quer
zur Flussrichtung 18, 19 beträgt bspw. 10 bis 200 μm, vorzugsweise
ca. 100 μm.
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Die
Höhe der
Mikrokanalabschnitte 16, 17 zwischen Kanalboden 31, 32 und
Kanaldeckel 37, 38 beträgt bspw. 50 bis 2000 μm, vorzugsweise
ca. 500 μm.
Die Breite der der Mikrokanalabschnitte 16, 17 zwischen
Außenwand 33, 34, 35, 36 und
Trennwand 44 beträgt
bspw. 20 bis 2000 μm,
vorzugsweise ca. 200 μm.
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Die
Breite des weiteren Mikrokanals 51 quer zur Flussrichtung
beträgt
ca. 5 bis 10 μm.
Die Länge der
Kanal-Elektroden 39, 40 in Flussrichtung 18, 19 ist
größer als
die Länge
des Spaltes 49, wobei die Höhe der Kanal-Elektroden 39, 40 quer
zur Flussrichtung größer ist
als die Höhe
des Spaltes 49 zwischen den Stirnflächen 47, 48.
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Diese
Maßangaben
und Größenverhältnisse sind
lediglich beispielhaft zu verstehen, sie können in Abhängigkeit von den zu assemblierenden
Zellen 23, 24 variieren.
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Wichtig
ist dabei, dass durch die Geometrie der Mikrostruktur 11 ein
inhomogenes Feld aufgebaut wird, wozu es nicht zwingend erforderlich
ist, dass die Abmaße
der Kanal-Elektroden 39, 40 größer sind als die des Spaltes 49.
Wenn die Mikrostruktur 11 mit Medium gefüllt ist,
variiert der elektrischen Widerstand zwischen den Kanal-Elektroden 39, 40 über dem
Abstand zwischen den Kanal-Elektroden 39, 40, was
dazu führt,
dass sich ein inhomogenes Feld 28 einstellt.
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Wie
bereits erwähnt,
ist die Mikrostruktur 11 bspw. für die Etablierung einer organotypischen
Leberstruktur geeignet. Hepatocyten haben einen Durchmesser von
ca. 50 μm,
wobei in einem Lebersinusoid zwei Reihen von je ca. 20 bis 30 Hepatocyten hintereinander
angeordnet sind. Für
den Spalt 49 ergeben sich daraus als Optimalmaße eine
Breite von 100 μm,
eine Höhe
von 50 μm,
und eine Länge
von 1000 bis 1500 μm.
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In 3 ist
ein Ausführungsbeispiel
zu erkennen, bei dem die Mikrokanalabschnitte 16, 17 insgesamt
vier Spalte 49 in Flussrichtung hintereinander aufweisen,
zu denen jeweils eigene Zuleitungen 41 bzw. 42 für Kanal-Elektroden 39, 40 führen.
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Die
Mikrokanalabschnitte 16, 17 sind dabei jeweils
Teil eines gesonderten Mikrokanals 52 bzw. 53,
zwischen denen der weitere Mikrokanal 51 verläuft, der
alle vier Spalte 49 miteinander verbindet.
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Alle
drei Mikrokanäle 51, 52, 53 weisen
an ihren Enden Anschlüsse 54 zur
fluidischen Steuerung auf, um die Flussrate des Mediums in den Mikrokanälen 51, 52, 53 individuell
einstellen zu können.
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Der
Fluss des Mediums durch die beiden Mikrokanäle 52, 53 kann
dabei so gesteuert werden, dass keine Querströmung durch die Spalte 49 hindurch
erzwungen wird.
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Die
Mikrostruktur 11 ist dabei in unterschiedlichen Bereichen
mit unterschiedlichen selektiven Beschichtungen versehen. Dabei
kann die Besiedelung im Bereich der Spalte 49 durch eine
adhäsive Beschichtung
unterstützt
und durch eine non-adhäsive
Beschichtung in den Mikrokanälen 52, 53 vermieden
werden. Ferner kann eine Beschichtung mit Extrazellulärmatrix
vorgesehen sein, um Zellwachstum und -differenzierung zu unterstützen.
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Mit
dem insoweit beschriebenen mikrofluidischen System 12 lässt sich
jetzt eine organotypische, komplexe Zellanordnung aufbauen. Soll
beispielsweise eine Leberstruktur etabliert werden, so werden in
beiden Mikrokanälen 52 und 53 dem
Medium 21 bzw. 22 zunächst Hepatocyten zugegeben,
die sich aufgrund der Struktur des inhomogenen Feldes 28 in den
Spalten 49 ablagern. Wie bereits eingangs erwähnt, führen die
dielektrophoretischen Kräfte
dazu, dass die Zellen in Richtung der größten Felddichte bewegt werden.
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Nachdem
sich so Hepatocyten in den Spalten 49 assembliert haben,
wird dem Medium 21 bzw. 22 jetzt ein zweiter Zelltyp,
im vorliegenden Fall also Endothelzellen, hinzugegeben, die sich
außen
an der Hepatocytenstruktur anlagern und diese schließlich vollständig gegenüber den
Medien 21, 22 isolieren.
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Jetzt
können über die
Mikrokanäle 52 und 53 Nährstoffe
und Testsubstanzen hinzugegeben werden, während die Stoffwechselprodukte
aus den seriell über
den Mikrokanal 51 miteinander verbundenen Spalten 49,
in denen sich die Zellanordnungen assembliert haben, abgeführt werden.
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Selbstverständlich ist
der Aufbau einer organotypischen Leberstruktur nur ein Beispiel
für die
Anwendung des neuen mikrofluidischen Systems.
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In 3 sind
vier seriell hintereinander geschaltete Spalte 49 vorgesehen,
die über
einen gemeinsamen Mikrokanal 51 miteinander verbunden sind.
Es kann jedoch – wie
oben schon erwähnt – auch nur
ein Spalt 49 vorgesehen sein, der nur einseitig an den
Mikrokanal 51 angeschlossen ist, wie dies in 4 gezeigt
ist. Der Mikrokanal 51 verläuft dann entgegen der Flussrichtung 18, 19.
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Andererseits
ist es auch möglich,
die Spalte 49 parallel zueinander vorzusehen, indem mehrere Wandstrukturen
bzw. Trennwände 44 quer
zur Flussrichtung 18, 19 nebeneinander angeordnet
werden, wie dies ausschnittsweise in 5 für drei Spalte 49 gezeigt
ist. Jeder Spalt 49 ist dann über einen eigenen Mikrokanal 51' mit dem gemeinsamen
Mikrokanal 51 verbunden.
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In 5 sind
die Zuleitungen zu den Kanal-Elektroden 39, 40 und
die Mikrokanäle 52, 53 aus Gründen der Übersichtlichkeit
nicht gezeigt. Die Mikrokanalabschnitte 16, 17 und
die Mikrokanäle 51, 51' sowie die nicht
gezeigten Zuleitungen zu den Elektroden müssen ggf. in verschiedenen
Ebenen – parallel
zur Zeichnungsebene – angeordnet
sein, um Probleme bei möglichen
Kreuzungspunkten zu vermeiden.
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Während bei
dem Ausführungsbeispiel
der 1 bis 5 die Stege 45 und 46 im
Querschnitt rechteckförmig
sind, können
die Stege auch trapezförmig
ausgebildet sein, wie dies in den 6 und 7 gezeigt
ist. Durch die trapezförmige
Stegstruktur lässt
sich das inhomogene elektrische Feld weiter beeinflussen, so dass
eine Feldstruktur entsteht, die für die Assemblierung von Zellen
besonders geeignet ist.
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Während in 7 die
Kanalelektroden 39, 40 wie in den 1 und 2 an
den in 7 nicht gezeigten Außenwänden angeordnet sind, sind
in dem Ausführungsbeispiel
gemäß 6 Kanalelektroden 55 am
Kanalboden 31, 32 sowie am Kanaldeckel 35, 38 angeordnet.
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Selbstverständlich ist
es auch möglich,
Kanalelektroden sowohl an den Außenwänden als auch am Kanalboden
und am Kanaldeckel vorzusehen.
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Durch
die gewählte
Anordnung der Kanalelektroden 39, 40, 55 kann
das sich ausbildende inhomogene Feld weiter beeinflusst werden.
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In
den 8 und 9 sind jeweils vier Stegformen
im Querschnitt gezeigt, oben links ist der Steg 46, 47 jeweils
im Querschnitt trapezförmig,
oben rechts ballig, unten rechts dreieckförmig und unten links trapezförmig mit
in Flussrichtung verlaufenden Graten 56.
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In
den 8 und 9 sind gestrichelt wieder Feldlinien 29 des
sich ausbildenden inhomogenen elektrischen Feldes 28 gezeigt,
wobei in 9 ferner zu sehen ist, wie sich
Zellen 23, 24 in dem jeweiligen Spalt 49 anordnen.
Allen Strukturen ist das Prinzip gemeinsam, dass sich in der oder
den Engstellen ein oder mehrere Feldmaxima ausbilden, durch die
die Position der Zellen 23, 24 definiert wird.
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10 zeigt
in einer Darstellung wie 1 ein Unterteil 10 einer
Mikrostruktur, wobei dort auf der Stirnfläche 47 des Steges 45 in
Flussrichtung 18, 19 aufeinander zu weisende Stegelektroden 57 vorgesehen
sind, zwischen denen sich Zellen 23 perlenschnurartig anordnen.
Durch die zusätzlichen
Stegelektroden 57 kann also die Struktur des sich in dem Spalt 49 ausbildenden
organotypischen Gewebes beeinflusst werden.
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In 11 ist
in einer Darstellung wie in den 1 und 10 ein
weiteres Ausführungsbeispiel der
neuen Mikrostruktur 11 gezeigt, bei dem sich die Mikrokanalabschnitte 16 und 17 vor
und hinter der Wandstruktur bzw. Trennwand 44 zu einem
gemeinsamen Mikrokanal 58 vereinigen.
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Während es
mit den Mikrostrukturen aus den 1 und 10 möglich ist,
zeitgleich über
die Mikrokanalabschnitte 16 und 17 Zellen verschiedener Zelltypen
zuzuführen,
so dass sich erste Zellen vom Mikrokanalabschnitt 16 aus
und zeitgleich zweite Zellen 24 vom Mikrokanalabschnitt 17 aus
in den Spalt 49 assemblieren, werden bei der Mikrokanalstruktur 11 aus 11 nur
Zellen 23 eines Zelltyps zeitgleich zugeführt, wie
dies beim Aufbau einer organotypischen Leberstruktur erfolgen kann.
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In 12 ist
in einer Darstellung wie 1 eine Mikrokanalstruktur gezeigt,
bei der auf der Stirnfläche 47 des
Steges 45 insgesamt fünf
weitere dielektrische Strukturen 59 vorgesehen sind, die
hier als runde Pfosten ausgebildet sind und das inhomogene elektrische
Feld 28 weiter beeinflussen, wie aus dem Verlauf der Feldlinien 29 zu
ersehen ist, und eine entsprechende Anordnung der Zellen 23, 24 bewirken.
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13 zeigt
ein weiteres Ausführungsbeispiel,
bei dem die Wandstruktur 25 eine Vielzahl von Trennwänden 44 mit
jeweils einem darin vorgesehen Spalt 49 aufweist. Bei dieser
Mikrostruktur 11 ist der eine Mikrokanal 58 also
in viele Mikrokanalabschnitte 16, 17 aufgespalten,
zwischen denen jeweils eine Trennwand 44 verläuft, ansonsten
entspricht er dem in 11 gezeigten Aufbau, wo nur
ein Mikrokanal 58 für
die Perfusion vorgesehen ist.
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Allen
insoweit beschriebenen Mikrostrukturen 11 ist gemeinsam,
dass durch die Formgebung im Bereich der Öffnung 26 bzw. des
Spaltes 49 die Struktur des inhomogenen elektrischen Feldes 28 beeinflusst
wird, um je nach gewünschter,
zu assemblierender Zellanordnung unterschiedliche Positionen für die Ansammlung
der Zellen zu bevorzugen.
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In 14 schließlich ist
wie in der Darstellung der 1, 10, 11, 12 und 13 eine
Mikrostruktur 11 gezeigt, bei der die Mikrokanalabschnitte 16 und 17 durch
eine Trennwand 44 voneinander getrennt sind, in der mehrere Öffnungen 26 vorgesehen
sind, die in Flussrichtung 18, 19 nebeneinander
sowie – in 14 nicht
dargestellt – auch übereinander,
also parallel zur Zeichnungsebene angeordnet sind. Die Kanalelektroden 38 und 39 erstrecken
sich über
den gesamten Bereich der Trennwand 44, der mit Öffnungen 26 versehen
ist.
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Diese
Struktur ist dazu geeignet, um eine zweilagige schichtartige Zellanordnung
aus Zellen 23 und 24 aufzubauen, die sich von
den beiden Mikrokanalabschnitten 16 und 17 her
an den Öffnungen 26 anlagern.
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Wie
eingangs geschildert, ist es auf diese Weise möglich, die Struktur des Darmepithels
oder der Blut-Hirn-Schranke nachzubilden.
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In
den Mikrokanalabschnitt 16 kann dann beispielsweise Medium
mit Nährstoffen
und Testsubstanzen zugeführt
werden, während
aus dem Mikrokanalabschnitt 17 dann Medium abtransportiert
wird, indem nachgewiesen werden kann, ob die Testsubstanzen die
aus den Zellen 23 und 24 gebildete Membran durchdringen
können.
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In
den 15 bis 18 ist
beispielhaft von a nach g fortschreitend die Assemblierung von Zellen in
einem Spalt gezeigt. Die Struktur des Spaltes 49 ist in 15 unten
gezeigt, die Kanalelektroden 39 und 40 sind im
Querschnitt bauchig ausgeführt.
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An
die Kanalelektroden wurde ein elektrisches Feld der Frequenz 90
kHz und der Spannung U = 54 V pp angelegt. Die Fluoreszenzaufnahmen
a bis g wurden im Abstand von ca. 30 Sekunden aufgenommen. Von a
nach g fortschreitend ist an den Fluoreszenzaufnahmen zu erkennen,
dass sich im Bereich des Spaltes 49 immer mehr Zellen ansammeln, die
als helle Punkte erscheinen.
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In
dem gezeigten Beispiel wurden Zellen der lymphoiden Zelllinie des
Typs LCL17001 verwendet. Die Medien enthielten Zellen in einer Dichte
von 1 × 106 pro ml Kulturmedium, das 480 mM Saccharose
in einem Puffer bei ca. pH 7,0 enthielt. Zur Analyse der Viabilität wurde
3 μl des
Fluoreszenzfarbstoffes Calcein-AM zu 4 ml der Saccharose-Zellsuspension
zugegeben.
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Die
obigen Experimente wurden in Zellkulturmedien für proof-of-principle Experimente
unter Verwendung der Zelllinie LCL 17001 durchgeführt.
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In
den tatsächlichen
Versuchen wird dann ein Zellkulturmedium speziell für Hepatozyten
bzw. die jeweils verwendeten anderen Zelltypen eingesetzt.
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Mit
Kulturmedium wird nachstehend jeweils das Medium bezeichnet, in
dem die Zellen optimal wachsen, während Suspensionsmedium das
auf die Erfordernisse der positiven Dielektrophorese optimierte
Medium bezeichnet, das insbesondere eine niedrige Leitfähigkeit
aufweist und die Viabilität
der Zellen für
einen relativ kurzen Zeitraum von einigen Minuten bis Stunden sicherstellt.
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Für LCL (lymphoid
cell line) wird als Kulturmedium 500 ml RPMI 1640 Kulturmedium,
+ 20% (120 ml) FBS (Fetal Bovine Serum), + 6 ml Penstrep (Antibiotika),
+ 2 mmol L-Glutamin verwendet; siehe Lindl, T., Zell- und Gewebekultur.
4. Auflage ed. 2000, Berlin/Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
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Als
Suspensionsmedium wird DI-Wasser, + 480 mmol D-Saccharose verwendet,
es erfolgt keine Pufferkorrektur, da der pH-Wert nur um 0,4 vom
Kulturmedium ab weicht, siehe auch Sebastian, A., A. -M. Buckle,
and G. H. Markx, Formation of multilayer aggregates of mammalian
cells by dielectrophoresis. Journal of Micromechanics and Microengineering, 2006.
16(9): p. 1769.
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Aufbau
und Wachstumsverhalten der LCL Zellen werden in einer Publikation
von Nilsson dargestellt; Nilsson, K., Human B-lymphoid cell lines.
Hum Cell, 1992. 5(1): p. 25–41.
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Für Hepatozyten
wird als Kulturmedium DMEM (Dulbecco's modified Eagle – Medium), +10% FBS (fetal
bovine serum), +0.5 U/ml insulin, +7 ng/ml Glucagon, +20 ng/ml epidermal
growth factor, +7.5 μg/ml
hydrocortisone, +100 U/ml Penicillin, +100 μg/ml Streptomycin verwendet.
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Zu
dem verwendeten Suspensionsmedium ist noch zu erwähnen, dass
für positive
Dielektrophorese (DEP) Medien mit einer besonders niedrigen Leitfähigkeit
erforderlich sind. Diese werden hergestellt, indem die Salz- bzw.
Pufferkonzentration der Kulturmedien möglichst weit reduziert wird.
Kulturmedien basieren meist auf einer PBS (phosphate buffered saline)
Lösung,
die ca. 150 mM NaCl enthält,
welches eine für
die DEP zu hohe Leitfähigkeit bewirkt.
Zur Kompensation der im Falle des Weglassens des Salzes reduzierten
Osmolarität,
d. h. um ein Platzen der Zellen infolge des Konzentrationsunterschiedes
zwischen Cytosol und Medium zu vermeiden, wird dem Medium ein Zucker,
z. B. Sacharose oder Sorbitol anstelle des Salzes in einer Konzentration
von bis zu 500 mM zugesetzt.