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Die Erfindung betrifft eine Spritzenvorrichtung für medizinische Flüssigkeiten, mit
- – einem Spritzenzylinder, der eine Anschlussvorrichtung mit einem Luer-Kegel aufweist,
- – einem Kanülenteil aus einer Kanüle und einem mit der Anschlussvorrichtung verbindbaren Kanülenansatz,
- – einer auf das Kanülenteil aufsteckbaren Kanülenschutzhülse und
- – einem Verschlussteil zum Verschließen des Spritzenzylinders nach Entfernen des Kanülenteils von dem Spritzenzylinder.
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Spritzen werden unter anderem als Behälter für den Transport und die Lagerung medizinischer Flüssigkeiten benutzt. Eine Flüssigkeit kann in eine Spritze aufgezogen werden, indem eine an der Spritze befestigte Kanüle durch einen elastomeren Stopfen hindurch in ein Behältnis eingeführt wird, das die Flüssigkeit enthält. Durch Zurückziehen des Kolbens in der Spritze wird dann Flüssigkeit in die Spritze hinein aufgezogen. Anschließend wird die Kanüle aus dem Stopfen herausgezogen, von der Spritze getrennt und verworfen. Die dann freiliegende Anschlussvorrichtung des Spritzenzylinders muss dicht verschlossen werden, um zu verhindern, dass die in die Spritze hineingezogene Flüssigkeit ausläuft oder von außen kontaminiert wird. Aus diesem Grund ist es üblich, ein separates Verschlussteil auf die Anschlussvorrichtung aufzusetzen und somit die Spritze zu verschließen. Das Verschlussteil bildet ein selbstständiges Teil, das zu der Spritzenvorrichtung gehört. Das Verschlussteil, das relativ klein ist, kann herunterfallen und verloren gehen oder es kann auch kontaminiert werden, so dass dann Keime in den Spritzenzylinder gelangen.
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In
DE 693 15 293 T2 ist eine hypodermische Spritze beschrieben, die als Anschlussvorrichtung einen Luer-Kegel aufweist, der von einem zylindrischen Mantel umgeben ist. An den Mantel ist ein Verschlussteil zum Verschließen der Anschlussvorrichtung angeformt. Eine andere Möglichkeit sieht vor, das Verschlussteil als separates Teil an dem Mantel der Anschlussvorrichtung zu befestigen. Das Verschlussteil ist zwar in Bezug auf die Spritze bewegbar, jedoch unverlierbar mit der Spritze verbunden.
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In
DE 694 29 349 T2 ist eine mit einer Spritze zu verwendende Ampulle beschrieben. Diese weist ein Kappenteil auf, das mit einem Gehäuseteil durch eine Sollbruchstelle verbunden ist. Die Ampulle enthält eine Flüssigkeit, welche in die Spritze hinein aufgezogen werden kann. Der Kappenteil enthält einen Standfuß. Er kann auf die Anschlussvorrichtung der Spritze aufgesetzt werden, wobei die Spritze dann senkrecht aufgestellt werden kann. Eine Kanüle ist in Verbindung mit der Spritze nicht vorgesehen.
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Das Aufziehen von Medikamenten und anderen medizinischen Flüssigkeiten in Spritzen erfolgt in der Regel in Krankenhausapotheken, die ausgewählte Medikamente in abgemessenen Mengen an die einzelnen Stationen des Krankenhauses liefern. Die Flüssigkeit ist in dem Spritzenzylinder enthalten und kann auf der Station aus der Spritze ausgedrückt werden.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Spritzenvorrichtung zu schaffen, die wenig Einzelteile aufweist und deren Handhabung vereinfacht ist.
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Die erfindungsgemäße Spritzenvorrichtung ist durch den Patentanspruch 1 definiert. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass das Verschlussteil Bestandteil der Kanülenschutzhülse ist.
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Das Kanülenteil ist üblicherweise mit einer Kanülenschutzhülse versehen. Hierbei handelt es sich um eine Kunststoffhülse, die die Kanüle überdeckt und verhindert, dass die Kanülenspitze Verletzungen oder Beschädigungen hervorruft. Die Kanülenschutzhülse wird erst unmittelbar vor dem Einstechen der Kanüle in den Elastomerstopfen eines Gefäßes abgenommen. Die benutzte Kanäle wird dann in einen Spezialbehälter hinein verworfen, der ein Eingreifen von außen mit der Hand nicht ermöglicht. Erfindungsgemäß wird die Kanülenschutzhülse, die die Aufgabe hat, die Kanülenspitze nach außen abzudecken, nach Beendigung dieser Schutzfunktion zum Verschließen der Spritze benutzt. Damit entfällt ein selbstständiges Verschlussteil. Die Kanülenschutzhülse ist wegen ihrer Größe leicht anzufassen und zu handhaben. Sie bildet einen Handgriff für das Verschlussteil. Die Gefahr, dass das Verschlussteil herunterfällt oder verloren geht, ist damit deutlich verringert.
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Vorzugsweise ist das Verschlussteil einstückiger Bestandteil der Kanülenschutzhülse. Dies bedeutet, dass beide aus demselben Kunststoffteil bestehen. Das Verschlussteil kann an dem distalen Ende der Kanülenschutzhülse koaxial zu dieser angeordnet sein.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Verschlussteil rohrförmig und es weist einen Innenkonus auf, der mit dem Luer-Kegel der Anschlussvorrichtung zusammenpasst. Auf diese Weise ist ein dichter und fest sitzender Verschluss der Anschlussvorrichtung des Spritzenzylinders möglich.
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Zwischen Kanülenschutzhülse und Verschlussteil kann eine Sollbruchstelle vorgesehen sein. An dieser Sollbruchstelle ist das Verschlussteil von der Kanülenschutzhülse trennbar. Die zum Zerbrechen der Sollbruchstelle erforderliche Kraft ist relativ groß. Dadurch soll erreicht werden, dass die Sollbruchstelle erst nach dem Verschließen der Anschlussvorrichtung zerbricht, wobei die Kanülenschutzhülse als Handgriff oder Hebelarm benutzt wird, während das Verschlussteil bereits mit dem Spritzenzylinder verbunden ist.
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Die Erfindung betrifft ferner eine Kanülenschutzhülse nach dem Anspruch 6. Die Kanülenschutzhülse weist einen Halteteil und einen Hülsenteil auf. An dem dem Halteteil abgewandten Ende des Hülsenteils ist ein Verschlussteil mit Innenkonus und Gewindevorsprüngen angeordnet. Während der Halteteil dazu dient, die Kanülenschutzhülse an dem Kanülenansatz eines Kanülenteils festzuhalten, ist das Verschlussteil derart ausgebildet, dass es an der Anschlussvorrichtung einer Spritze befestigt werden kann. Somit hat die Kanülenschutzhülse eine Doppelfunktion.
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Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zum Aufziehen einer Flüssigkeit in eine Spritze mit den Schritten:
- – Öffnen der Spritzenverpackung und Herausnehmen der Spritze,
- – Öffnen der Kanülenverpackung und Freilegen eines Kanülenansatzes des Kanülenteils,
- – Befestigen des Kanülenansatzes an der Spritze,
- – Abziehen der Kanülenschutzhülse von dem Kanülenansatz,
- – Aufziehen von Flüssigkeit durch die Kanüle in die Spritze,
- – Abnehmen des Kanülenteils von der Spritze und Verwerfen des Kanülenteils.
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Das Verfahren ist erfindungsgemäß gekennzeichnet durch den Schritt des Anbringens der von dem Kanülenansatz abgezogenen Kanülenschutzhülse, oder eines Teils davon, an einer Anschlussvorrichtung der Spritze zum Verschließen der Spritze.
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Im Folgenden werden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen Ausführungsbeispiele der Erfindung näher erläutert.
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Es zeigen:
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1 eine perspektivische Darstellung der gesamten Spritzenvorrichtung mit der aus der Spritzenverpackung herausgenommenen Spritze und der geöffneten Kanülenverpackung mit dem daraus herausragenden Kanülenteil,
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2 die Spritze mit dem daran befestigten Kanülenteil und der daran angebrachten Kanülenschutzhülse,
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3 das Abziehen der Kanülenschutzhülse von dem Kanülenansatz,
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4 den Zustand nach dem Aufziehen von Flüssigkeit in die Spritze,
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5 den Zustand, dass das Kanülenteil entfernt und verworfen wird, während die Kanülenschutzhülse umgedreht auf die Anschlussvorrichtung der Spritze aufgesetzt wird,
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6 einen Längsschnitt durch die Vorrichtung in dem in 2 dargestellten Zustand,
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7 einen Längsschnitt durch die Vorrichtung in dem Zustand von 5,
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8 einen Längsschnitt durch eine zweite Ausführungsform der Erfindung, mit Sollbruchstelle und
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9 eine perspektivische Ansicht der Vorrichtung nach B. Die Spritzenvorrichtung weist eine Spritze 10 auf mit einem Spritzenzylinder 11, in dem ein Kolben 12 verschiebbar ist, welcher mit einer Kolbenstange 13 verbunden ist. Am distalen Ende des Spritzenzylinders 11 befindet sich eine Anschlussvorrichtung 14 und am proximalen Ende eine Griffplatte 15. Am proximalen Ende der Kolbenstange 13 ist eine Daumenplatte 16 vorgesehen und ein Griffring 17, um die Kolbenstange herausziehen zu können.
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Die Anschlussvorrichtung 14 weist einen zylindrischen Kragen 18 mit einem Luer-Innengewinde 19 auf und einen hierzu koaxialen Luer-Kegel 27.
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Die Spritze 10 ist in einer Spritzenverpackung 20 aus miteinander verschweißten Bahnen aus Papier und/oder Kunststoff enthalten. Zum Öffnen können die Bahnen 21, 22 auseinandergezogen werden, so dass die Spritze entnommen werden kann. Derartige Spritzen und ihre Verpackung sind bekannt.
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Zu der Spritzenvorrichtung gehört das Kanülenteil 30. Dieses weist eine Kanüle 31 auf. Am proximalen Ende ist die Kanüle 31 an einem Kanülenansatz 32 befestigt. Am distalen Ende der Kanüle befindet sich eine Kanülenspitze 33. Der Kanülenansatz 32 ist dazu bestimmt, mit der Anschlussvorrichtung 14 zusammenzuwirken. Er enthält einen Innenkonus, der mit dem Luer-Kegel 27 zusammenpasst und abdichtend zusammenwirkt. An dem proximalen Ende des Kanülenansatzes 32 sind Gewindevorsprünge 39 vorgesehen, die mit dem Luer-Gewinde 19 zusammengreifen.
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Die Kanüle 31 besteht aus Stahl oder Kunststoff. Sie bildet ein langgestrecktes Rohr. Die Kanülenspitze 33 kann durch einen Elastomerstopfen eines Behälters hindurchgestochen werden, um Zugang zu dem Innern des Behälters zur Entnahme der Flüssigkeit zu erhalten.
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In dem in 1 dargestellten Zustand ist die Kanüle 31 von der Kanülenschutzhülse 35 umgeben. Diese besteht aus einem Rohr aus Kunststoff, das die gesamte Länge der Kanüle 31 überdeckt und am proximalen Ende klemmend auf das distale Ende des Kanülenansatzes 32 aufgedrückt ist. Die Kanülenschutzhülse 35 weist eine distale Stirnwand 36 auf, die den Raum, der die Kanüle 31 aufnimmt, verschließt.
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Distal von der Stirnwand 36 befindet sich ein rohrförmiges Verschlussteil 37, welches die Kanülenschutzhülse verlängert. Das Verschlussteil 37 hat an seinem freien Ende einen Rand 38 mit seitlich abstehenden Gewindevorsprüngen 39.
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Das gesamte Kanülenteil 30 mit der aufgesteckten Kanülenschutzhülse 35 ist in einer Kanülenverpackung 40 enthalten und keimdicht verpackt. Durch ein Auseinanderziehen der Folien 41, 42 kann die Kanülenverpackung 40 vom proximalen Ende her aufgerissen werden, wie dies in 1 dargestellt ist. Dabei wird zunächst der Kanülenansatz 32 freigelegt.
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In diesem Zustand kann der Kanülenansatz 32 in die Anschlussvorrichtung 14 der Spritze 10 eingesetzt werden, wie dies in 2 dargestellt ist. Durch drehen des Kanülenteils 30 erfolgt dann eine Verriegelung in dem Luer-Gewinde der Anschlussvorrichtung 14. Nun wird die Kanülenverpackung 40 abgezogen.
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Danach wird gemäß 3 die Kanülenschutzhülse 35 von der Kanüle 31 abgezogen, so dass die Spritze 10 benutzungsbereit ist, um die Kanüle 31 durch einen Stopfen eines (nicht dargestellten) Gefäßes hindurchzustechen. Es erfolgt das Aufziehen der in dem Gefäß befindlichen Flüssigkeit in die Spritze 10 durch Zurückziehen der Kolbenstange 13.
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Nach Beendigung des Aufziehens wird das Kanülenteil 30 von der Spritze abgenommen und entsorgt (5).
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Zum Verschließen des Spritzenkegels wird die Kanülenschutzhülse 35 mit dem Verschlussteil 37 auf den Luer-Kegel 27 aufgesetzt und in der Anschlussvorrichtung 14 verriegelt. Dadurch ist der durch den Luer-Kegel 27 hindurchgehende Spritzenauslass verschlossen. Die Kanülenschutzhülse 35 kann nun mit ihrer gesamten Länge an der Spritze verbleiben, bis sie am Benutzungsort der Spritze abgenommen und verworfen wird.
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In dem in 5 dargestellten Zustand ist die Kammer im Inneren des Spritzenzylinders 11 mit Flüssigkeit gefüllt.
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6 zeigt einen Längsschnitt durch die Vorrichtung in dem in 2 dargestellten Zustand, in dem das Kanülenteil 30 an der Anschlussvorrichtung 14 der Spritze befestigt ist. Die Kanülenschutzhülse 35 ist auf den Kanülenansatz 32 aufgesteckt und die Kanülenspitze 33 befindet sich in dem durch die Stirnwand 36 abgeschlossenen und begrenzten Innenraum der Kanülenschutzhülse. Das einstückig mit der Kanülenschutzhülse 35 ausgebildete Verschlussteil 37 befindet sich in axialer Verlängerung der Kanülenschutzhülse 35. Von dem Innenraum der Kanülenschutzhülse ist das Verschlussteil 37 durch die Stirnwand 36 getrennt.
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7 zeigt einen Längsschnitt in demjenigen Zustand, der in 5 dargestellt ist. Das Verschlussteil 37 ist auf den Luer-Kegel 27 aufgesteckt und in das Luer-Gewinde 19 eingeschraubt. Die Kanülenschutzhülse 35 steht in distaler Richtung von der Spritze ab.
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In den 8 und 9 ist eine zweite Ausführungsform der Kanülenschutzhülse dargestellt. Das Verschlussteil 37 ist durch eine Sollbruchstelle 45 einstückig mit der Kanülenschutzhülse 35 verbunden. Die Stirnwand 36 begrenzt den Innenraum der Kanülenschutzhülse 35 und eine weitere Stirnwand 46 begrenzt den Innenraum des Verschlussteils 37. Die Sollbruchstelle 45 besteht aus einem Steg, der die Stirnwände 36 und 46 verbindet.
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Die Handhabung des Ausführungsbeispiels nach den 8 und 9 ist die gleiche wie diejenige des ersten Ausführungsbeispiels. Unterschiedlich ist, dass in dem in 7 dargestellten Zustand bei dem zweiten Ausführungsbeispiel die Kanülenschutzhülse 35 von dem Verschlussteil 37 abgebrochen werden kann.