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Die Erfindung betrifft ein Brillenglas mit wenigstens einer Markierung nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie ein Verfahren zum Aufbringen wenigstens einer Markierung.
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Die
DE 102 49 873 A1 offenbart ein Gleitsichtbrillenglas mit einer konvexen Vorderfläche und einer konkaven Rückfläche, die als Gleitsichtfläche ausgebildet ist. Die Rückfläche, d. h. die Fläche mit progressiver Wirkung, ist mit einem Druckmuster versehen, das eine Links/Rechts-Markierung, ein Kreuz zur Angabe der Passpunktposition, Ausrichtungsreferenzmarkierungen sowie eine Fern- und eine Nah-Referenzbereichsmarkierung umfasst.
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Die Nah-Referenzbereichsmarkierung umfasst eine geschlossene Kurve, die Nah-Referenzbereiche mehrerer Gleitsichtgläser verschiedener dioptrischer Wirkung einschließt. In einem Ausführungsbeispiel besteht die geschlossene Kurve aus zwei parallelen geraden Linien und zwei halbkreisförmigen Linien, die sich den jeweiligen Enden der geraden Linien anschließen. Die Fern-Referenzbereichsmarkierung ist kreissegmentförmig.
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Die
DE 103 00 777 A1 , welche auf die Carl Zeiss Vision GmbH zurückgeht, befasst sich mit der Zentrierung von Halbfabrikaten von späteren Brillengläsern auf einer Halterung einer Zentrier- oder Aufnahmeeinrichtung. Das Dokument beschreibt, dass es bekannt sei, Halbfabrikate von nicht individuellen Gleitsichtgläsern in einem Gießprozess herzustellen. Bei dem Gießprozess würden auch Gravurzeichen einer Permanentgravur in die Frontseiten der Halbfabrikate eingebracht. Nach dem Gießprozess und eventueller Oberflächenbehandlungen würden die Halbfabrikate mit zu den Gravurzeichen der Permanentgravur orientierten Stempelbildern versehen und anhand dieser Stempelbilder an einer Aufnahme- oder Blockeinrichtung ausgerichtet. Die
DE 103 00 777 A1 selbst lehrt die Zentrierung von Halbfabrikaten anhand der Gravurzeichen der Permanentgravur selbst.
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Die Carl Zeiss Vision GmbH versieht nicht nur Halbfabrikate sondern auch fertige Ein- oder Mehrstärken-Brillengläser mit einem Stempelbild auf der dem Auge abgewandten Seite. Auch eine Wettbewerberin der Anmelderin bringt Stempelmarkierungen auf der Glasvorderseite ihrer Brillengläser an. Sowohl bei der Carl Zeiss Vision GmbH als auch bei der Wettbewerberin wird die Lage der Stempelmarkierungen anhand der beiden in einem Abstand von mehreren Zentimetern angeordneten und die Glashorizontale bildenden Gravurzeichen (z, ∞, o) von sogenannten Permanent- oder Funktionsgravuren festgelegt. Bei Brillengläsern von Carl Zeiss befindet sich die Permanentgravur auf der Brillenglasvorderseite, bei solchen der Wettbewerberin auf der Glasrückseite. Anhand dieses Stempelbildes auf dem Fertigfabrikat nimmt der Augenoptiker eine Zentrierung und den messtechnischen Nachweis des Brillenglases zum Einschleifen vor. Zentrierung bezeichnet dabei den Vorgang und das Ergebnis, den optischen Mittelpunkt des Brillenglases durch exakte Ausrichtung vor dem Auge in eine Linie mit der Pupille zu bringen. Unter Einschleifen versteht man den handwerklichen Vorgang, ein Brillenglas ausgehend von seiner rohrunden (insbesondere runden, ovalen und dickenoptimierten) Form nach der Lieferung durch den Brillenglashersteller in die gewünschte Brillenglasform zu bringen und dann in das Brillengestell zu montieren. Als Brillengläser bezeichnet man im Folgenden Linsen oder Scheiben für Sehhilfen aus Glas oder Kunststoff.
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Das am häufigsten angewandte Verfahren zum Aufbringen des Stempelbildes ist ein Tampondruckverfahren. Dieses überträgt ein negatives Stempelbild mittels erhabenen Tampons auf die Vorderfläche des Brillenglases. Somit hat der Augenoptiker den Bezug zum Einschleifen.
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Ein Stempelbild der Anmelderin setzt sich im Allgemeinen aus folgenden Informationen zusammen:
- • Prismenbezugspunkt (Kombination aus verordnetem Prisma, Dickenreduktionsprisma und evtl. vorhandenem Höhenausgleichsprisma)
- • Glashorizontale (zur Angabe der Zylinderachse und der Basislage nach dem Gradbogenschema dienende Nullrichtung durch den Bezugspunkt eines Brillenglases)
- • Nahmesspunkt (Bezugspunkt im Fernteil eines Gleitsicht- oder Mehrstärkenglases) mit Blende
- • Fernmesspunkt (Bezugspunkt im Nahteil eines Gleitsicht- oder Mehrstärkenglases)
- • Inset (Lage des Durchblickpunkts für die Nähe auf dem Brillenglas)
- • Produktname
- • Brand (Markenzeichen)
- • Rechts/Links (Zuordnung zu rechtem oder linkem Auge)
- • und ggf. weitere Informationen
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Die Erzeugung eines Stempelbildes auf einem Brillenglas umfasst nach dem bei der Carl Zeiss Vision GmbH durchgeführten Verfahren üblicherweise folgende Arbeitsschritte:
- 1. Das fertige Ein-, Mehrstärken- oder Gleitsicht-Brillenglas wird entweder automatisch oder manuell anhand der Permanentgravuren ausgerichtet.
- 2. Das Brillenglas wird mittels Greifer oder Vakuumsauger auf der ausgerichteten Position gehalten.
- 3. Der Tampon holt sich von einem oder mehreren zusammengesetzten, vorbestimmten Klischees die Stempelfarbe (Druckbild) ab und druckt dieses auf die Vorderfläche des Brillenglases.
- 4. Über die Ausrichteinheit oder eine weitere Erkennungsstation wird nun die Position des Stempelbildes zur Permanentgravur kontrolliert. Die vorgeschriebene Toleranz beträgt +/- 0,3mm.
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Aus der
WO 2006/119733 A2 ist ein von der vorstehend beschriebenen Stempelung abweichendes Verfahren und eine entsprechende Anordnung zum Aufbringen einer sichtbaren Kennzeichnung auf transparente Substrate bekannt. Bei dem in diesem Dokument beschriebenen Verfahren wird das Substrat mit einer Lichtstrahlung beaufschlagt. Die Bestrahlung erlaubt die optische Erfassung von Mikrogravierungen auf dem Brillenglas und die Ermittlung deren Koordinaten. Auf die Oberfläche des transparenten Substrates wird ein Muster aus einem Druckstoff relativ zur Lage der Mikrogravierung aufgebracht. Das Muster wird mittels eines Inkjetverfahrens aus einer äthanolhaltigen Tinte als Druckstoff aufgebracht.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Brillenglas mit Markierungen bereitzustellen, welches dem Optiker Vorteile bei der Kundenberatung und beim Einschleifen in eine Brillenfassung bietet. Darüber hinaus soll ein entsprechendes Verfahren zum Aufbringen von Markierungen bereitgestellt werden.
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Diese Aufgabe wird durch ein Brillenglas mit den Merkmalen des kennzeichnenden Teils des Patentanspruchs 1 und ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 3 gelöst. Eine vorteilhafte Ausführung und Weiterbildung der Erfindung ist in dem Unteranspruch 2 angegeben.
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Wenn von Markierungen „auf“ optischen Wirkflächen die Rede ist, so ist damit nicht nur gemeint, dass die Markierungen durch Materialauftrag angebracht werden können, sondern auch, dass derartige Markierungen durch Materialabtrag oder durch Änderung des Brillenglasmaterials oder dessen Beschaffenheit erzeugt werden können. Es können Markierungen in, auf oder unter der Oberfläche der jeweiligen optischen Wirkflächen der Brillengläser vorliegen.
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Zu den materialauftragenden Verfahren gehören zum Beispiel Aufstempeln, insbesondere das vorerwähnte Tampondruckverfahren, oder Tintenstrahldruckverfahren wie single dot piezo printing etc.. Zum Materialauftrag geeignete Materialien sind Farbe, (paraffinhaltiges oder paraffinfreies) Wachs und/oder härtende Kunststoffe, wie z.B. Polymere. Zu den materialabtragenden Verfahren zählen Lasergravieren, punktuelles Markieren, Maskenmarkierung, chemische oder mechanische Ätzverfahren und mechanisches Abtragen wie z.B. Glasperlenstrahlen oder Abtrag mit einem Stichel. Materialändernde Verfahren (z.B. lokale Änderung des Brechungsindex) sind Laserbehandlung, Teilchenbeschuss oder dergleichen.
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Unter „für einen Betrachter wahrnehmbare Markierungen“ sind nicht nur solche Markierungen zu verstehen, die Licht im sichtbaren Spektralbereich emittieren oder reflektieren sondern auch solche, die mit Hilfe eines geeigneten Hilfsmittels für den Betrachter erfassbar gemacht werden können, wie z.B. ein Mikroskop, eine Kontrastierungseinrichtung, eine Stirnlampe, ein in der
WO 2005/17482 A1 beschriebenes Erkennungssystem oder dergleichen.
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Die erste Markierung und/oder die zweite Markierung umfassen/umfasst erfindungsgemäß einen Hinweis auf die Fassungsform und/oder einen Hinweis auf die Zentrierung der Fassung. Durch Aufdrucken der Fassungsform oder einer Zentrierbox kann der Optiker direkt das Glas dem Einschleifprozess zuführen. Etwaige Eingaben der Zentriermaße entfallen damit. Es sei in diesem Zusammenhang daraufhingewiesen, dass das Anbringen eines Hinweises auf die Fassung unabhängig davon erfolgen kann, ob ein- oder beidseitig Markierungen angebracht werden.
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Die erste Markierung und/oder die zweite Markierung umfassen/umfasst nach der Erfindung zusätzlich oder alternativ einen Hinweis über einen Verlauf einer Abweichung von einer vorgegebenen optischen Wirkung, insbesondere einen Hinweis über den Verlauf der Progressionskanalzone. Durch das Aufdrucken einer Zone des individuellen Flächendesigns, in dem die Abweichungen von der optischen Wirkung (Sphäre, Zylinder, Achse) des Glases einen vorher definierten (tolerierbaren) Wert nicht übersteigen, kann der Optiker dem Kunden Informationen über sein Glas geben und die korrekte Anpassung der Brille auch für z.B. seitliche Blickbewegungen kontrollieren. Weiterhin kann die Beratung von Kunden durch den Augenoptiker verbessert werden, indem z.B. ein entsprechender Musterglassatz mit oben beschriebenen Markierungen bereitgestellt wird. Auch hier spielt es keine Rolle, ob ein räumlicher Lagebezug zwischen Vorder- und Rückflächenmarkierung besteht oder ob auf eine der Markierungen ganz verzichtet wurde.
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Die Erfindung wird nunmehr anhand der Zeichnung näher beschrieben. Gleiche oder funktionsgleiche Bestandteile sind dabei mit identischen Bezugszeichen versehen. Es zeigen:
- 1 das Stempelbild der Rückfläche (augennahen Fläche) eines ersten Ausführungsbeispiels eines Fertigfabrikats eines Brillenglases nach der Erfindung aus der Sicht von der Vorderfläche her,
- 2 das Stempelbild der Vorderfläche (augenferne Fläche) des Brillenglases nach der 7 aus der Sicht von der Vorderfläche,
- 3 das Brillenglas nach den 7 und 8 aus der Sicht von der Vorderfläche, wenn die Stempelbilder auf Vorder- und Rückfläche erfindungsgemäß zur Deckung gebracht sind,
- 4 das Brillenglas nach den 1 und 2 aus der Sicht von der Vorderfläche, wenn die Stempelbilder auf Vorder- und Rückfläche nicht zur Deckung gebracht sind,
- 5 das Stempelbild der Rückfläche (augennahen Fläche) eines zweiten Ausführungsbeispiels eines Fertigfabrikats eines Brillenglases nach der Erfindung aus der Sicht von der Vorderfläche her,
- 6 maßgebliche Bestandteile des Stempelbilds nach der 5 mit typischen Abmessungen,
- 7 das Stempelbild der Vorderfläche (augenferne Fläche) des Brillenglases nach der 5 aus der Sicht von der Vorderfläche,
- 8 die relative Lage von Fassungsform und Zentrierbox bei einem Fertigfabrikat,
- 9 eine Sequenz von Verfahrensschritten zur Erzeugung von Vorder- und Rückflächenmarkierungen mit räumlichem Lagebezug auf einem Brillenglas nach der Erfindung,
- 10 eine weitere Verfahrensschrittfolge zur Erzeugung von Vorder- und Rückflächenmarkierungen mit räumlichem Lagebezug auf einem Brillenglas nach der Erfindung,
- 11 noch eine weitere Folge von Verfahrensschritten zur Erzeugung von Vorder- und Rückflächenmarkierungen mit räumlichem Lagebezug auf einem Brillenglas nach der Erfindung.
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Die 1 und 2 zeigen erfindungsgemäß angeordnete Markierungen 2, 3 auf einem rückflächenprogressiven Gleitsicht-Brillenglas 1. Die 1 zeigt das Stempelbild 3 der Rückfläche (augennahe Fläche) R2 des Fertigfabrikats 1 von der Vorderfläche (vom Auge abgewandte Fläche der Brillenlinse) R1 her betrachtet, die 2 zeigt das Stempelbild 2 der Vorderfläche R1 ebenfalls von der Vorderfläche R1 her betrachtet.
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Das Stempelbild 3 der Rückfläche R2 umfasst die Glashorizontale 20, die Nahmessblende (Nahmesskreis) 21 zur Identifikation des zentrisch angeordneten Nahmesspunkts 22, die Vorneigungsbegrenzungen 23, 24, den Fernbezugspunkt 25und den Prismenbezugspunkt 201 sowie den Fernmesskreis 26. Zusätzlich ist auf die Rückfläche R2 die Fassungsform 27 aufgedruckt. Schließlich sind für den Optiker auf diese Rückfläche R2 die Grenzen 28, 29 der optisch stabilen Zone, innerhalb denen der Progressionskanal verläuft aufgestempelt. Schließlich sind in der 7 die Permanentgravurzentrierrahmen 202, 203 zur Ausrichtung an (nicht dargestellten) Gravurzeichen 2 der Permanentgravur eingezeichnet.
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Das Stempelbild 3 der Vorderfläche R1 umfasst im vorliegenden Ausführungsbeispiel die Glashorizontale 30, die Glasvertikale 31 und den Fernbezugspunkt 32. Weiterhin sind Produktionsdaten 33 sowie die Information, dass das Brillenglas 1 für das rechte Auge R 34 bestimmt ist, aufgestempelt. Der Produktname 35, ein Markenzeichen 36 der Anmelderin sowie ein individueller Text, wie z.B. der Name 37 des Kunden sind im hier vorgestellten Ausführungsbeispiel ebenfalls Bestandteil der Vorderflächenmarkierung 2.
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Um eine gewünschte räumliche Positionierung, insbesondere Zentrierung, des Brillenglases 1 zu ermöglichen, weisen die Markierungen 2, 3 auf der Vorder- und Rückfläche R1, R2 einen räumlichen Lagebezug zueinander auf. Dies bedeutet, dass die Markierungen 2, 3 auf der Vorder- und Rückfläche R1, R2 in vorbestimmter Weise zueinander angeordnet sind. Eine Zentrierung erfolgt dergestalt, dass die Flächennormale der Vorder- oder Rückseite R1, R2 des Brillenglases 1 eine vorbestimmte Richtung erhält. Um aufwendige Rechenoperationen zu vermeiden, sind Punkte, Linien, Strukturen, Symbole oder Zeichen der Markierungen von Vorder- und Rückseite R1, R2 derart komplementär oder übereinstimmend gewählt, dass die Flächennormale eine vorgegebene bzw. vorgebbare Ausrichtung aufweist, wenn die vorder- und rückseitigen Markierungen 2, 3 z.B. von einer vorgegebenen bzw. vorgebbaren Blickrichtung aus zur Deckung gebracht werden. Im Ausführungsbeispiel ist dies dann der Fall, wenn man die Glashorizontalen 20, 30 und die Fernbezugspunkte 25, 32 zur Deckung bringt, wie dies in der 3 dargestellt ist.
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Die 4 zeigt den Fall, wo diese Linien 20, 30 und Punkte 25, 32 nicht zur Deckung gebracht sind. Das Brillenglas 1 ist dann noch nicht lagerichtig angeordnet, also nicht zentriert.
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Die 5, 6 und 7 zeigen Vorder- und Rückseite R1, R2 eines weiteren Gleitsichtbrillenglases 1 mit einen dreidimensionale Lagebezug zueinander aufweisenden Vorder- und Rückflächenstempelungen 2, 3. Die 5 zeigt das Stempelbild der Vorderfläche (vom Auge abgewandte Fläche der Brillenlinse) R1 des Fertigfabrikats 1 (Durchmesser in der Regel etwa 40mm) von der Vorderfläche R1 aus betrachtet. Die 6 zeigt wesentliche Teile des Stempelbilds nach der 5 und gibt relative Lage und Größe dieser Teile an. Die 13 zeigt das Stempelbild 3 der Rückfläche (augennahen Fläche R2) ebenfalls von der Vorderfläche R1 aus betrachtet.
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Das Stempelbild 2 der Vorderfläche R1 umfasst im vorliegenden Ausführungsbeispiel die Glashorizontale 30, die Glasvertikale 31, den Fernbezugspunkt 32 und den Prismenbezugspunkt 38. Weiterhin sind Produktionsdaten 33 sowie die Information, dass das Brillenglas 1 für das rechte Auge R 34 bestimmt ist, aufgestempelt. Der Produktname 35, ein Markenzeichen 36 der Anmelderin sowie ein individueller Text, wie z.B. der Name 37 des Kunden, sind im hier vorgestellten Ausführungsbeispiel ebenfalls Bestandteil der Vorderflächenmarkierung. Die Glashorizontale 30 besteht aus drei jeweils etwa 3mm langen Strecken, welche auf einer Geraden liegen. Die äußeren Strecken sind etwa 34mm voneinander beabstandet. Die Glasvertikale 31 steht senkrecht auf der Mitte der mittleren Strecke der Glashorizontalen 30 und hat eine Streckenlänge von etwa 6mm. Der auf der Glasvertikalen 31 liegende Fernbezugspunkt 32 wird durch den Schnittpunkt der Glasvertikalen 31 mit einer weiteren parallel zur mittleren Strecke der Glashorizontalen 30 verlaufenden Strecke der Länge 3mm gebildet.
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Das Stempelbild 3 der Rückfläche R2 umfasst die Glashorizontale 20 mit Signierzeichenzentrierrahmen 202, 203 für die Ausrichtung an unter der Oberfläche angeordneten Gravurzeichen 13, 14 der Permanentgravur, die Nahmessblende (Nahmesskreis) 21 zur Identifikation des zentrisch angeordneten Nahmesspunkts 22, die Hilfsmesslinien für den Scheitel 23, 24, den Fernbezugspunkt 25, den Fernmesskreis 26, den Prismenbezugspunkt 201 und sowohl den individuellen nasalen Versatz (Inset) 204 als auch den individuellen Upset 205. Zusätzlich ist auf die Rückfläche R2 die Fassungsform 27 aufgedruckt. Schließlich sind für den Optiker auf diese Rückfläche R2 die Grenzen 28, 29 der optisch stabilen Zone, innerhalb denen der Progressionskanal verläuft aufgestempelt.
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Weiterhin ist in der 7 auch ein Gravurzeichen 131 einer weiteren unter der Oberfläche angeordneten Permanentgravur eingezeichnet, die sogenannte „Brand“-Signatur z.
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Um das Brillenglases 1 parallaxefrei zentrieren zu können, weisen die Markierungen 2, 3 auf der Vorder- und Rückfläche R1, R2 einen dreidimensionalen bzw. räumlichen Lagebezug zueinander auf, indem die Markierungen 2,3 auf der Vorder- und Rückfläche R1, R2 in vorbestimmter Weise zueinander angeordnet sind. Die Zentrierung erfolgt durch Ausrichtung der Flächennormale von Vorder- oder Rückseite R1, R2 des Brillenglases 1 in eine vorbestimmte Richtung. Die Markierungen auf der Vorder- und Rückseite des Brillenglases sind derart komplementär oder übereinstimmend gewählt, dass die Flächennormale eine eindeutig vorgegebene bzw. vorgebbare Ausrichtung aufweist, wenn die vorder- und rückseitigen Markierungen 2, 3 z.B. von einer vorgegebenen bzw. vorgebbaren Blickrichtung zur Deckung gebracht werden. Im Ausführungsbeispiel ist dies dann der Fall, wenn man die Glashorizontalen 20, 30 und die Fernbezugspunkte 25, 32 zur Deckung bringt.
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Es existiert nunmehr eine Vielzahl an möglichen Verfahren, um ein Brillenglas 1 mit Markierungen 2, 3 auf Vorder- und Rückfläche R1, R2 zu versehen, so dass diese einen räumlichen Lagebezug in vorbestimmter Weise aufweisen.
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Ein Prozess zum Anbringen von einen dreidimensionalen Lagebezug zueinander aufweisenden Vorder- und Rückflächenmarkierungen 2, 3 könnte unter Bezugnahme auf das Brillenglas 1 gemäß den 1 bis 4 wie folgt ablaufen:
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Das Fertigfabrikat 1 wird von einem 3- bzw. 4-Fingergreifer aufgenommen und anhand eines Erkennungs- und Bildverarbeitungssystems auf die Position der Permanentgravuren 13, 14 untersucht. Die Orientierung des Brillenglases 1 erfolgt dann anhand der Erkennung. D.h. die Glashorizontale liegt orthogonal zur Drehachse der Greifers. Mittels eines Tintenstrahldruckverfahrens (sog. Ink Jet Verfahren) wird jetzt im Bezug zur Permanentgravur 13, 14 auf der Vorderfläche R1 folgende Markierung auf das Brillenglas 1 gedruckt.
- • Glashorizontale 30 mit kurzer vertikaler Achse 31
- • Produktname 35
- • Brand bzw. Logo 36
- • Rechts/Links 34
- • Produktionsinformationen 33
- • Individuelle Markierung 37
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Nach Fertigstellung der Vorderflächenmarkierung 2 erfolgt eine 180° Drehung, damit die Rückfläche R2 zum Druck nach oben zeigt. Nun wird nochmals die Lageposition des Glases mittels Bilderkennungssystem oder manuell überprüft und ggf. korrigiert. Nun kann auf der Rückfläche R2 die Markierung 3 mit folgenden Informationen erfolgen:
- • Prismenbezugspunkt 201
- • Fernmesskreis 26
- • Fernmesspunkt 25
- • Glashorizontale 20
- • Permanentgravur-Zentrierrahmen 202, 203
- • Nahmesspunkt 22 (ggf. mit individuellem Inset 204 und mit individuellem Upset 205)
- • Nahmessblende 21
- • Fassungsform 27 (oder Zentrierbox 271) der Fassung (14 zeigt ein Fertigfabrikat 1 mit eingezeichneter Fassungsform 27 und zugehöriger Zentrierbox 271 und deren Lage in Bezug auf die Pupille 272 eines Probanden)
- • Progressionskanalzonengrenzen 28, 29
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Anschließend wird das Glas 1 bzgl. der Position der Markierungen 2, 3 auf der Vorderfläche R1 und der Rückfläche R2 nochmals überprüft und kann dann dem folgenden Prozessschritt z.B. Brandsignatur 131 zugeführt werden.
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Das beschriebene Verfahren kann mit manueller Handhabung aber auch vollautomatisch ablaufen.
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Unter Zuhilfenahme eines Variohalters, wie er in der
WO 2006/079494 A2 beschrieben ist, könnte ein Prozess zum Anbringen von einen räumlichen Lagebezug zueinander aufweisenden Vorder- und Rückflächenmarkierungen
2,
3 wie folgt vonstattengehen:
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Das Fertigfabrikat 1 ist am Variohalter in bekannter Position (Koordinaten) zu den Permanentgravuren 13, 14 aufgenommen und wird wie o.a. auf der Vorderfläche R1 markiert. Danach erfolgt ein Wenden über die Drehachse des Variohalters und das Glas 1 steht in Position und Lage zur rückseitigen Markierung 3. Die Markierungen 2, 3 beinhalten dieselben Informationen wie oben beschrieben.
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Das Ergebnis ist eine beidseitige Markierung 2, 3 die es ermöglicht alle für eine genaue optische Vermessung des Brillenglases notwendigen Lageinformationen ohne Fehler, verursacht z.B. durch Parallaxe, zu reproduzieren. Das heißt, das Glas 1 liegt in der gleichen Raum-Lagereferenz wie bei der vorhergehenden Flächenerzeugung. Zur Auffindung dieser Lage, sind die in geeigneter Weise angeordneten Markierungen 2, 3 auf der Vorder- und Rückseite R1, R2 von einem Betrachter oder Messsystem zur Deckung zu bringen. Dieses erfolgt Idealerweise im Abstand von 400 mm zur Glasoberfläche.
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Durch die rückseitige Markierung 3 aller messrelevanten Bezugspunkte und Achsen kann das Glas 1 auf das Messequipment z.B. ein Zentriergerät parallaxenfrei aufgelegt werden. Damit ist die exakte Ausrichtung des Glases 1 in Bezug auf die gefertigte Fläche für eine optische Messung erst gewährleistet. Somit wird der der Eintritt des Messstrahlenganges auf die Rückseite R2 ideal und einfach gefunden.
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Durch die rückseitige Markierung 3 mit Zentrierrahmen 202, 203 um die Permanentsignatur 13, 14 hat man immer auch von der Seite des Betrachters (vorne) das korrekte Bild der Lage/Position der Zeichen. Dazu sind die entsprechenden Markierungen 2, 3 aus einer Entfernung von ca. 400 mm zu Deckung zu bringen. Es entsteht kein Versatz.
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Durch das Aufdrucken der tatsächlichen Fassungsform 27 oder der Zentrierbox 271 kann der Optiker direkt das Glas 1 dem Einschleifprozess zuführen. Etwaige Eingaben der Zentriermaße entfallen damit.
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Es wird daraufhingewiesen, dass sowohl die Vorder- als auch die Rückseite eines Brillenglases als Freiformfläche (Progressivfläche) ausgeführt werden kann. Die Rezeptfläche kann sich auf der jeweils anderen Seite des Glases befinden. Es sind aber auch beliebige Kombinationen möglich, d.h. die Verteilung einer Rezeptwirkung auf beide Flächen und/oder die Verteilung einer progressiven Wirkung ebenfalls auf beide Flächen. Die Erfindung eignet sich nicht nur zur Kennzeichnung von Gleitsicht- oder Mehrstärkengläsern, sondern auch von Einstärkengläsern (insbesondere auch von zukünftigen individuellen).