DE102007056584A1 - Anregung der Ionen in einer ICR-Zelle mit strukturierten Trapping-Elektroden - Google Patents

Anregung der Ionen in einer ICR-Zelle mit strukturierten Trapping-Elektroden Download PDF

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Abstract

Die Erfindung bezieht sich auf Ausführungsformen für Ionenzyklotronresonanz-Zellen, die stirnseitig durch Elektrodenstrukturelemente mit Gleichspannungen abwechselnder Polarität verschlossen sind, und auf Verfahren für die Anregung und Messung der Ionen. Die Erfindung besteht darin, die Längselektroden und damit die ICR-Zelle zwischen den stirnseitigen Elektrodenstrukturelementen jeweils in mindestens drei Abschnitte einzuteilen. Es kann dann im mittleren Abschnitt eine Anregung der Zyklotronbewegungen wie in einer "infinity cell" (US 5,019,706; M. Allemann und P. Caravatti) erfolgen, und die zu Kreisbahnen angeregten Ionen können durch Messelektroden in den äußeren Abschnitten gemessen werden.

Description

  • Die Erfindung bezieht sich auf Ausführungsformen für Ionenzyklotronresonanz-Zellen, die stirnseitig durch Elektrodenstrukturelemente mit Gleichspannungen abwechselnder Polarität verschlossen sind, und auf Verfahren für die Anregung und Messung der Ionen.
  • Die Erfindung besteht darin, die Längselektroden und damit die ICR-Zelle zwischen den stirnseitigen Elektrodenstrukturelementen jeweils in mindestens drei Abschnitte einzuteilen. Es kann dann im mittleren Abschnitt eine Anregung der Zyklotronbewegungen wie in einer „infinity cell" ( US 5,019,706 ; M. Allemann und P. Caravatti) erfolgen, und die zu Kreisbahnen angeregten Ionen können durch Messelektroden in den äußeren Abschnitten gemessen werden.
  • Stand der Technik
  • In Ionenzyklotronresonanz-Massenspektrometern (ICR-MS) werden die ladungsbezogenen Massen m/z der Ionen durch ihre Umlaufbewegungen in einem homogenen Magnetfeld hoher Feldstärke gemessen. Die Umlaufbewegung kann aus Überlagerungen von Zyklotron- und Magnetron-Bewegungen bestehen. Das Magnetfeld wird üblicherweise durch supraleitende Magnetspulen erzeugt, die mit flüssigem Helium gekühlt werden. Sie bieten heute nutzbare Zellendurchmesser von etwa 6 bis 12 Zentimetern bei magnetischen Feldstarken von 7 bis 15 Tesla.
  • Die Ionenumlauffrequenz wird in ICR-Messzellen gemessen, die sich innerhalb des homogenen Teils des magnetischen Feldes befinden. Die ICR-Messzellen bestehen gewöhnlich aus vier Längselektroden, die sich in zylindrischer Anordnung parallel zu den magnetischen Feldlinien erstrecken und die Messzelle mantelförmig umschließen, wie in 1 zu ersehen. Üblicherweise werden zwei dieser Elektroden dazu verwendet, achsennah eingebrachte Ionen auf größere Umlaufbahnen zu bringen, wobei Ionen jeweils gleicher ladungsbezogener Masse m/z möglichst phasengleich angeregt werden, um ein synchron umlaufendes Bündel von Ionen zu erhalten. Die beiden anderen Elektroden dienen dazu, den Umlauf der Ionen durch ihre Bildströme, die im Vorbeiflug der Ionen in den Elektroden induziert werden, zu messen. Man spricht üblicherweise von „Bildströmen", obwohl eigentlich die induzierten „Bildspannungen" gemessen werden. Einfüllen der Ionen in die Messzelle, Ionenanregung und Ionendetektion erfolgen in aufeinander folgenden Verfahrensphasen.
  • Weil das Verhältnis m/z der Masse m zur Anzahl z der Elementarladungen der Ionen (im Folgenden einfach als „ladungsbezogene Masse", manchmal einfach auch nur als „Masse" bezeichnet) vor der Messung unbekannt ist, erfolgt die Anregung der Ionen durch eine Mischung von Anregungsfrequenzen. Die Mischung kann dabei eine zeitliche Mischung mit zeitlich ansteigenden Frequenzen sein (man spricht dann von einem „Chirp"), oder sie kann eine synchrone, durch Computer berechnete Mischung aller Frequenzen sein (einem „Synch-Pulse"). Die synchrone Mischung der Frequenzen kann durch besondere Auswahl der Phasen so gestaltet werden, dass die Amplituden der Mischung auf den dynamischen Bereich des Digital-zu-Analog-Wandlers zur Herstellung der zeitlichen Analogspannungsverläufe für die Mischung begrenzt bleiben.
  • Die Bildströme, die durch die Ionen in den Detektionselektroden induziert werden, werden verstärkt, digitalisiert und durch Fourier-Analyse auf die darin vorkommenden Umlauffrequen zen untersucht. Die Fourier-Analyse transformiert dabei die originären Messungen der Bildstromwerte in der „Zeitdomäne" in Frequenzwerte in einer „Frequenzdomäne", man spricht deshalb auch von Fourier-Transformations-Massenspektrometrie (FTMS). Aus den als Peaks in der Frequenzdomäne erkennbaren Signalen werden dann die ladungsbezogenen Massen der Ionen und ihre Intensitäten bestimmt. Wegen der außergewöhnlich hohen Konstanz der verwendeten Magnetfelder und wegen der hohen Messgenauigkeit für Frequenzmessungen kann eine außergewöhnliche Genauigkeit der Massenbestimmung erzielt werden. Gegenwärtig ist die Fourier-Transformations-Massenspektrometrie die genaueste Art aller Arten von Massenspektrometrie. Die Genauigkeit der Massenbestimmung ist letztendlich nur von der Anzahl der Ionenumläufe abhängig, die durch die Messung erfasst werden können.
  • Die Längselektroden formen üblicherweise eine Messzelle mit quadratischem oder kreisrunden Querschnitt. Wie in 1 dargestellt, enthält eine zylindrische Messzelle gewöhnlich vier Zylindermantelsegmente als Längselektroden. Zylindrische Messzellen werden am häufigsten benutzt, weil sie die beste Ausnutzung des Volumens im magnetischen Feld einer runden Spule ergeben, wobei sich allerdings die Bildströme scharfer Bündel von Ionen einer Masse bei starker Annäherung an die Detektionselektroden einer Rechteckkurve nähern. Die stets beobachtete Verschmierung der Ionenbündel einerseits und die gewählte Entfernung der Ionenkreisbahnen von den Detektorelektroden andererseits führt jedoch zu weitgehend sinusförmigen Bildstromsignalen für jede Ionensorte, aus denen sich durch eine Fourier-Analyse leicht die Umlauffrequenzen und damit die Massen der beteiligten Ionen bestimmen lassen.
  • Weil sich die Ionen frei in Richtung der magnetischen Feldlinien bewegen können, müssen die Ionen, die vom Einfüllen her jeweils Geschwindigkeitskomponenten in Richtung des Magnetfelds besitzen, daran gehindert werden, die Messzelle zu verlassen. Um Ionenverluste zu vermeiden, sind daher die Messzellen an beiden Stirnseiten mit Elektroden ausgestattet, den so genannten „Trapping-Elektroden". Diese sind in klassischen Ausführungsformen mit Gleichspannungspotentialen versehen, die die Ionen abstoßen, um die Ionen in der Messzelle zu halten. Es gibt sehr verschiedene Formen für dieses Elektrodenpaar; im einfachsten Fall handelt es sich dabei um plane Elektroden mit zentralem Loch. Das Loch dient der Einführung der Ionen in die Messzelle. In anderen Fällen werden außerhalb der Messzelle weitere Elektroden in der Form von Zylindermantelsegmenten angebracht, die die inneren Zylindermantelsegmente nach außen fortsetzen und mit Trapping-Spannungen versehen werden. Es entsteht also ein offener Zylinder ohne stirnseitige Wände; in diesen Fällen spricht man von „offenen ICR-Zellen".
  • Die Ionen abstoßenden Potentiale der Trapping-Elektroden bilden sowohl bei Lochblenden wie auch bei offenen ICR-Zellen einen Potentialtrog im Inneren der Messzelle, mit einem parabelförmigen Potentialverlauf längs der Achse der Messzelle. Der Potentialverlauf hängt nur schwach von der Form dieser Elektroden ab. Der Potentialverlauf längs der Achse hat ein Minimum genau im Mittelpunkt der Messzelle, wenn die Ionen abstoßenden Potentiale an den beidseitigen Trapping-Elektroden gleich hoch sind. Die eingeführten Ionen werden daher in dieser Potentialmulde Oszillationen in Achsenrichtung ausführen, die so genannten Trapping-Schwingungen, weil sie vom Einführen her Geschwindigkeiten in Achsenrichtung besitzen. Die Weite dieser Trapping-Schwingungen hängt von ihrer kinetischen Energie ab.
  • Für das Einführen und Einfangen der Ionen gibt es verschiedene Verfahren, wie beispielsweise das „side-kick"-Verfahren oder das Verfahren mit dynamischer Potentialerhöhung, die hier aber nicht näher besprochen werden. Der einschlägige Fachmann kennt diese Verfahren.
  • Außerhalb der Achse ist das elektrische Feld in der Messzelle komplizierter zu beschreiben, Es enthält durch die Potentiale der stirnseitigen Trapping-Elektroden und der Längselektroden zwangsläufig elektrische Feldkomponenten in radialer Richtung, die während der Anregung der Ionen zu Zyklotronbewegungen eine zweite Bewegungsart der Ionen erzeugen: die Magnetron-Kreisbewegung. Das Magnetron-Kreiseln ist eine kreisende Bewegung um die Achse der Messzelle, aber normalerweise sehr viel langsamer als die Zyklotron-Kreisbewegung und, nach erfolgreicher Anregung, mit viel kleinerem Radius. Die zusätzliche Magnetron-Kreisbewegung führt dazu, dass die Mittelpunkte der Zyklotron-Kreisbewegungen mit der Magnetron-Frequenz um die Achse der Messzelle kreisen, so dass die Bahnen der Ionen Zykloidenbewegungen beschreiben.
  • Die Überlagerung von Magnetron- und Zyklotron-Kreisbewegung ist eine unschöne Erscheinung, die zu einer Frequenzverschiebung der Zyklotron-Frequenz führt. Außerdem führt sie zu einer Verkleinerung des nutzbaren Volumens der Messzelle. Die gemessene Umlauffrequenz ω+ (die "reduzierte Zyklotron-Frequenz") beläuft sich bei Abwesenheit von zusätzlichen Raumladungseffekten, also bei nur sehr wenigen Ionen in der ICR-Messzelle, auf
    Figure 00030001
    wobei ωc die ungestörte Zyklotron-Frequenz, und ωt die Frequenz der Trapping-Schwingung ist. Die Trapping-Schwingung bestimmt den Einfluss der Magnetron-Kreisbewegung auf die Zyklotron-Kreisbewegung.
  • Eine Messzelle ohne Magnetron-Kreisbewegung würde von großem Vorteil sein, weil die Zyklotron-Frequenz direkt gemessen werden könnte und keine Korrekturen angebracht werden müssten.
  • In der Offenlegungsschrift DE 10 2004 038 661 A (J. Franzen und N. Nikolaev) ist daher eine Messzelle angegeben, die mit Trapping-Elektroden in Form von Hochfrequenzgittern verschlossen ist. Dieses Hochfrequenzgitter erzeugt in einem sehr kurzen Nahbereich direkt vor dem Gitter ein Ionen abstoßendes Pseudopotential. Im Fernbereich, also im größten Teil der Messzelle, herrscht kein elektrisches Feld; daher tritt auch keine Störung der Zyklotronbewegung auf. Bei der Anregung, während der eine normale Trapping-Gleichspannung an die Gitter gelegt wird, entsteht zwar auch eine Magnetronbewegung, diese wird aber nach Wegnahme der Trapping-Gleichspannung eingefroren, so das nur eine Zyklotron-Kreisbewegung übrig bleibt, deren Mittelpunkt aber nicht genau in der Achse der ICR-Messzelle liegt. Es ist aber in dieser Zelle schwierig, eine ungestörte homogene Anregung der Ionen zu Zyklotronbahnen durchzuführen, weil die zur Anregung verwendete Hochfrequenzspannung ein Feld erzeugt, das nicht in allen Querschnitten längs der Achse eine gleiche Verteilung des elektrischen Hochfrequenzfeldes zeigt. Außerdem strahlt die Hochfrequenzspannung des Trapping-Gitters zu kleinen Teilen auf die Messelektroden ein. Dadurch wird die Messung der winzigen Bildströme erheblich gestört.
  • In der Offenlegungsschrift DE 10 2004 061 821 A1 (J. Franzen und N. Nikolaev) ist eine verbesserte Messzelle beschrieben, deren Trapping-Elektroden nicht mit einer Hochfrequenz spannung betrieben werden. Statt dessen wird ein Gitter aus radialen Speichen verwendet, dessen Speichen abwechselnd mit positiver und negativer Gleichspannung belegt werden. Fliegen die Ionen jetzt auf ihren Zyklotronbahnen dicht an den Speichen vorbei, so durchfliegen sie abwechselnd die stark inhomogenen positiven und negativen Felder, die die Speichen umgeben. Die wechselnde Anziehung und Abstoßung der Ionen führt zu einer flachen Zickzack-Bahn, wobei sie sich aber bei Abstoßung stets näher an den Gitterstäben befinden als bei Anziehung, was im zeitlichen Mittel zu einer Abstoßung der Ionen führt. Diese Abstoßung ist analog zu sehen zu einer Abstoßung eines Ions an einem Draht unter Hochfrequenzspannung. Für Strukturen von Elektroden mit Hochfrequenzspannung definiert man ein abstoßendes „Pseudopotential". In diesem Fall abwechselnder, stark inhomogener Gleichspannungspotentiale kann man in analoger Weise von einem „bewegungsinduzierten Pseudopotential" sprechen. Diese Anordnung vermeidet die Störung der Bildstrom-Messungen durch eine Hochfrequenzspannung, da nur Gleichspannungen verwendet werden. Eine solche Anordnung zum Einsperren der Ionen in die Messzelle mit abwechselnd angelegten Gleichspannungen verschiedener Polarität zur Erzeugung eines bewegungsinduzierten Pseudopotentials werde im Folgenden als „Trapping-Speichengitter" bezeichnet.
  • Es können statt eines Speichengitters auch andere Elektrodenstrukturen verwendet werden, beispielsweise ein Gitter aus punktförmigen Spitzen. Auch hier wird, wenn an den Spitzen abwechselnd positive und negative Gleichspannungen liegen, ein bewegungsinduziertes Pseudopotential aufgebaut, das Ionen abstößt. Ein solches Gitter aus Spitzen hat gegenüber dem Gitter aus radialen Speichen leichte Nachteile, trotzdem soll unter dem Begriff „Trapping-Speichengitter" auch das Gitter aus Spitzen verstanden werden.
  • Auch in ICR-Messzellen mit Trapping-Speichengittern wird während des Einfangens von Ionen und während ihrer Anregung zu Zyklotronbahnen eine Trapping-Gleichspannung an die Speichengitter oder Spitzen gelegt. Dadurch entstehen während der Anregung auch Magnetron-Bewegungen, die wiederum bei Wegnahme dieser Gleichspannungen einfrieren und die Ionen auf reinen Zyklotronkreisbahnen mit einem dann leicht außerhalb der Achse befindlichen Mittelpunkt zurücklassen.
  • Die homogene Anregung der Ionen zu Zyklotronbahnen kann durch eine besondere Ausführung des Trapping-Speichengitters mit eingestreuten Anregungsfrequenzarealen verbessert werden, wie sie im oben bereits zitierten Patent DE 39 14 838 C2 (M. Allemann und P. Caravatti) für eine „infinity cell" beschrieben sind. Es hat sich jedoch in Experimenten herausgestellt, dass die dazu erforderlichen komplizierten Elektrodenformen zwar Ionenverluste während der Anregung vermindern, aber nicht voll die erwünschte Wirkung der Ionenabstoßung durch das modifizierte Trapping-Speichengitter während des Umlaufs der Ionen zeigen. Es ist daher weiterhin danach zu suchen, wie eine saubere Anregung der Ionen zu Zyklotronbahnen mit einer abstoßenden Wirkung der Trapping-Speichengitter kombiniert werden kann.
  • Das Vakuum in der Messzelle muss so gut wie möglich sein, weil während der Messung der Bildströme keine Stöße der Ionen mit Restgasmolekülen stattfinden dürfen. Jeder Stoß eines Ions mit einem Restgasmolekül bringt das Ion aus der Umlaufphase der übrigen Ionen gleicher spezifischer Masse. Durch den Verlust an Phasenhomogenität (Kohärenz) kommt es zu einer Abnahme der Bildströme und zu einer kontinuierlichen Verminderung des Signal-zu-Rausch-Verhält nisses, wodurch die nutzbare Messdauer herabgesetzt wird. Die Dauer der Messungen soll sich mindestens auf einige Hundert Millisekunden, idealer Weise auf einige Sekunden belaufen. Damit sind Vakua im Bereich von 10–7 bis 10–9 Pascal erforderlich.
  • Außer einem schlechten Vakuum beeinträchtigt vor allem die Raumladung in der Ionenwolke die Messung. Die Coulombsche Abstoßung der Ionen untereinander und die elastische Streuung der sich mit der Wolke bewegenden Ionen an solchen Ionen, die sich in überholten Wolken befinden, führen zu vielfältigen Störungen, die auch in einer radialen Ausdehnung, einer Rotation und Verschmierung der Wolke münden. Die Raumladung stellt in heutigen Geräten neben den Druckeinflüssen die stärkste Begrenzung für ein Erreichen einer hohen Massengenauigkeit dar. Die Raumladung führt zu einer Verschiebung der Umlauffrequenzen, die sich nicht einfach durch eine Massenkalibrierung berücksichtigen lassen. Auch eine Steuerung der Gesamtzahl der in die Messzelle eingefüllten Ionen hilft nur bedingt. Es stellt sich immer wieder heraus, dass nicht nur die Anzahl der Ionen innerhalb der Messzelle die Verschiebung beeinflusst, sondern auch die Verteilung der Ladungen auf die verschiedenen Massen und Ladungszustände der Ionen. Die Verschiebung der Umlauffrequenzen hängt also nicht nur von der Gesamtstärke der Raumladung, sondern auch von der Zusammensetzung des Gemischs der Ionen ab.
  • In der Patentanmeldung DE 10 2007 047 075.6 (G. Baykut und R. Jertz) ist nun eine Betriebsweise für eine ICR-Messzelle beschrieben, in der die Umlauffrequenzen der Ionen sehr weitgehend von der Raumladung unabhängig werden. Dazu werden die Ionen durch eine insgesamt leicht anziehende Gesamtspannung nahe an das Trapping-Speichengitter herangezogen. Es kann in dieser Betriebsweise die Raumladung in der Messzelle um einen Faktor hundert verändert werden, ohne dass sich die gemessene Umlauffrequenz der verschiedenen Ionensorten in der Messzelle ändert. Wird in diesem Betriebszustand eine Massenkalibrierung vorgenommen, so bleibt diese in nachfolgenden Messungen unabhängig von der eingefüllten Ionenmenge stabil anwendbar. Der Grund für dieses Verhalten ist noch nicht bekannt.
  • Die Bildströme der umlaufenden Ionen müssen aber nicht unbedingt in den Längselektroden der Messzelle gemessen werden. Die Ionen können in geeignet geformten Messzellen auch in stirnseitigen Elektroden gemessen werden, wie in der Patentanmeldung DE 10 2007 017 053.1 (R. Zubarev und A. Misharin) beschrieben. Die stirnseitigen Elektroden müssen dazu in radiale Segmente geteilt werden; sie tragen dann sowohl die Trapping-Spannung und dienen zur Messung der Bildströme.
  • Die Messung der winzigen Bildströme stellt besondere Anforderungen an die elektrische Leitung zwischen Messelektroden und Verstärker. Die Leitung muss extrem niederohmig sein und darf keine Kontakte enthalten, deren Kontaktspannungen in der Regel temperaturabhängig sind. Es sind keine Schalter erlaubt, deren Kontakte regelmäßig nicht niederohmig genug sind und auch noch erschütterungsabhängige Widerstände zeigen. Es können daher die Messelektroden in der Regel nicht zwischenzeitlich durch Umschaltungen für andere Zwecke mit Zufuhr anderer Spannungen eingesetzt werden. Es hat sich am besten bewährt, wenn die Messelektroden durch niederohmige, solide Drähte aus Silber fest mit den Verstärkereingängen verbunden sind.
  • Aufgabe der Erfindung
  • Es ist die Aufgabe der Erfindung, ICR-Messzellen und Messverfahren bereitzustellen, die einerseits die bekannte Reflexion der Ionen durch bewegungsinduzierte Pseudopotentiale kurzer Reichweite an den Trapping-Speichengittern ohne elektrisches Trappingfeld im Inneren der ICR-Messzelle erzielen, andererseits aber eine homogene und phasengleiche („kohärente"), verlustfreie Anregung der Ionen zu Zykiotronbahnen mit möglichst geschlossen umlaufenden Ionenpaketen ermöglichen, wobei die Messelektroden dauerhaft mit den Verstärkern der Bildströme verbunden bleiben sollen. Insbesondere soll die Messung der Bildströme in einem Zustand der ICR-Messzelle erfolgen können, in der die Umlauffrequenzen der Ionen nicht von der Raumladung abhängig sind.
  • Kurze Beschreibung der Erfindung
  • Die Erfindung besteht darin, die mantelseitigen Längselektroden einer ICR-Messzelle mit stirnseitigen Trapping-Speichengittern jeweils in mindestens drei Abschnitte einzuteilen, so dass im mittleren Abschnitt eine Anregung der Zyklotronbewegungen wie in einer „infinity cell" möglich wird. Es sind schaltbare Generatoren für mindestens eine zusätzliche Trapping-Spannung vorhanden, die in vorgegeben Zeiten an Längselektroden in äußeren Abschnitten angelegt werden kann, um die Ionen während der Anregung im mittleren Abschnitt zu halten. Nach der Anregung wird die zusätzliche Trapping-Spannung an den Längselektroden in den äußeren Abschnitten abgeschaltet, so dass die angeregten Ionen bis zu den Trapping-Speichengittern vordringen können. Die zu Kreisbahnen angeregten Ionen können dann durch Messelektroden in den äußeren Abschnitten der ICR-Messzelle gemessen werden. Eine Spannungsversorgung für die Trapping-Speichengitter mit einem zusätzlich überlagerten Ionen anziehenden Potential kann die Ionen in die äußeren Abschnitte saugen. Dabei existiert ein Potentialwert, für den die Umlauffrequenzen der Ionen unabhängig von der Raumladung sind.
  • Werden drei Abschnitte verwendet, so dienen die äußeren Längselektroden als Elektroden für die zeitweilig zusätzlich anzulegende Trapping-Spannung. Zumindest einigen dieser äußeren Längselektroden wird eine Ionen abstoßende Trapping-Gleichspannung zugeführt, so dass im Bereich der Mittel-Längselektroden ein Potentialtrog für die Ionen entsteht. Die später zur Messung der Bildströme verwendeten Messelektroden bleiben mit dem Verstärker fest verbunden und werden nicht mit der Trapping-Gleichspannung beaufschlagt. Die Ionen werden durch die Trapping-Gleichspannung nach dem Einfangen im mittleren Abschnitt gehalten. Durch hochfrequente Chirp- oder Synch-Pulse, die an einer Reihe von Anregungs-Längselektroden über alle drei Abschnitte hinweg angelegt werden, werden die Ionen im mittleren Abschnitt homogen und phasengleich angeregt, wie im bereits oben zitierten im Patent US 5,019,706 (M. Allemann und P. Caravatti) beschrieben. Die Anregungs-Längselektroden tragen also im mittleren Abschnitt nur die Anregungshochfrequenzspannung, in den äußeren Abschnitten wird die Anregungshochfrequenzspannung der bereits vorhandenen Trapping-Gleichspannung überlagert.
  • Werden fünf Abschnitte verwendet, so wird die zusätzliche Trapping-Spannung an die Längselektroden angelegt, die sich benachbart zu den mittleren Längselektroden befinden. Es können dann alle Längselektroden dieses Abschnitts mit der Trapping-Spannung belegt werden, da keine dieser Längselektroden zur Messung der Bildströme herangezogen wird. Die Bildströme werden ausschließlich in den äußersten Abschnitten gemessen. Die Anregung erfolgt wieder durch Chirp- oder Synch-Pulse, jeweils an einer Reihe von Längselektroden, die sich über alle fünf Abschnitte erstreckt.
  • Die stirnseitigen Trapping-Speichengitter, die die drei oder fünf Abschnitte nach außen abschließen, sind abwechselnd mit positiven und negativen Gleichspannungen belegt, so dass sie für Ionen auf Kreisbahnen ein bewegungsinduziertes abstoßendes Pseudopotential darstellen. Befinden sich die Ionen nach der Anregung auf Umlaufbahnen, wird die zusätzlichen Trapping-Gleichspannung an den Längselektroden der betreffenden Abschnitte weggenommen, wodurch sich die paketartigen Ionenwolken nach Einfrieren der Magnetron-Bewegungen auf reinen Zyklotron-Kreisbahnen bewegen und sich bis an die Trapping-Speichengitter ausdehnen. Die Ionen laufen in diesen langen Paketen hin und her und werden jeweils an den Trapping-Speichengittern reflektiert. Wird jetzt an die Trapping-Speichengitter zusätzlich ein Ionen anziehendes Potential angelegt, so teilen sich die langen Ionenpakete und die geteilten Pakete rücken bei steigend anziehender Spannung bis dicht an die Trapping-Speichengitter heran. Bei einem bestimmten Potentialwert tritt dann, wie in der oben bereits zitierten Patentanmeldung DE 10 2007 047 075.6 (G. Baykut und R. Jertz) dargelegt, der Zustand der Unabhängigkeit der Umlauffrequenzen von der Raumladung ein. In diesem Zustand findet die Messung der Bildströme statt, entweder an Längselektroden der äußeren Abschnitte, oder stirnseitig an Messelektroden, die ebenfalls speichenförmig zwischen die Speichen des Trapping-Speichengitters eingelagert sind. Werden die Bildströme stirnseitig gemessen, kann auch bei nur drei Abschnitten die Trapping-Gleichspannung an alle Längselektroden der äußeren Abschnitte gelegt werden.
  • Die Ionenwolken können durch geeignete Spannungen auch zu nur einer Seite gezogen und dort gemessen werden.
  • Kurze Beschreibung der Abbildungen
  • 1 gibt eine zylindrische ICR-Messzelle nach dem Stand der Technik wieder. Zwischen den beiden Trapping-Speichengittern (10) und (14) befinden sich vier Längselektroden in der Form von Zylindermantelsegmenten, von den hier aber nur zwei Längselektroden (15, 16) sichtbar sind. Von den vier Längselektroden dienen zwei gegenüberliegende Elektroden zur Anregung der Ionen zu Zyklotronbahnen und zwei zum Messen der Bildströme.
  • 2 zeigt eine ICR-Messzelle nach dieser Erfindung in zylindrischer Ausführung mit drei Abschnitten zwischen den beiden Trapping-Speichengittern (10) und (14). Die geteilten Längselektroden sind in Reihen angeordnet, von den hier nur die beiden Reihen (20, 21, 22) und (23, 24, 25) sichtbar sind. Durch eine zeitweilig zusätzlich angelegte Trapping-Spannung an mindestens jeweils zwei der äußeren Längselektroden werden die Ionen nur im mittleren Abschnitt im Bereich der Längselektroden (21) und (24) gehalten. Die Anregung erfolgt durch Chirp- oder Synch-Pulse an gegenüberliegenden Reihen von Längselektroden, beispielsweise der Reihe (20, 21, 22) und ihren hier nicht sichtbaren Gegenelektroden. Dadurch wird eine gleichmäßige Anregung aller Ionen im mittleren Abschnitt erzielt.
  • 3 stellt schematisch einige Zeitphasen eines Messverfahrens mit einer erfindungsgemäßen Anordnung nach 2 dar:
  • In 3a sind die Ionen (26) im mittleren Abschnitt im Bereich der Längselektroden (21) und (27) eingefangen und durch eine zusätzliche Trapping-Spannung an den Elektroden (20, 26, 22, 28) im mittleren Abschnitt gehalten, aber noch nicht zu Umlaufbahnen angeregt.
  • In 3b kreisen die Ionen (27) nunmehr auf Umlaufbahnen; sie wurden angeregt durch Anlegen einer Phase der anregenden Hochfrequenzpulse an die Längselektroden (20, 21, 22), und durch Anlegen der zweiten Phase an die Längselektroden (26, 27, 28).
  • Durch Wegnahme der zusätzlichen Trapping-Spannung an den äußeren Längselektroden (20, 26, 22, 28) dehnen sich die umlaufenden Ionenwolken (28) bis an die Trapping-Speichengitter (10) und (14) aus, wie in 3c sichtbar.
  • Werden, wie in 3d, an die Trapping-Speichengitter zusätzlich anziehende Potentiale angelegt, so spalten sich die umlaufenden Ionenwolken (28) in die umlaufenden Ionenwolken (29) und (30) auf.
  • In 3e sind die Ionenwolken (30) und (31) durch stärker anziehende Potentiale noch stärker aufgespaltet, sie haben jetzt einen Zustand erreicht, in dem die Umlauffrequenzen von der Raumladung unabhängig sind. Ihre Bildströme können jetzt durch Messelektroden stirnseitig oder mantelseitig in den äußeren Abschnitten gemessen werden.
  • 4 stellt eine erfindungsgemäße ICR-Messzelle dar, die aber jeweils acht Längselektroden in den drei Abschnitten besitzt. Dadurch können in den äußeren Abschnitten vier Längselektroden als Messelektroden verwendet werden, wodurch sich die Messfrequenz gegenüber den Umlauffrequenzen in günstiger Weise verdoppelt. Außerdem kann die zusätzliche Trapping-Spannung an die vier anderen Längselektroden angelegt werden, wodurch sich eine günstiger geformte Potentialverteilung im mittleren Abschnitt ergibt.
  • 5 zeigt eine erfindungsgemäße ICR-Messzelle mit fünf Abschnitten zwischen den Trapping-Speichengittern. Es kann jetzt die zusätzliche Trapping-Spannung in den vorgegebenen Zeiten an alle zum mittleren Abschnitt benachbarten Längselektroden (61, 66, 63, 68) angelegt werden, da keine Längselektroden dieses Abschnittes zur Messung der Bildströme verwendet werden.
  • In 6 sind die Formen der Ionenwolken in den Zeitphasen vom Einfüllen bis zur Messung der Bildströme für eine ICR-Messzelle mit fünf Abschnitten wiedergegeben. Die Zeitphasen sind analog zu denen der 3 definiert.
  • 7 stellt eine erfindungsgemäße ICR-Messzelle dar, die an sich fünf Abschnitte hat, bei der aber die Anregungselektroden über jeweils zwei äußeren Abschnitte durchgehend ausgeführt sind (Elektroden 93 und 95).
  • 8 zeigt ein Trapping-Speichengitter (111), in dem zwischen den 24 Potentialspeichen (11) weitere 24 Messspeichen (101) eingelagert sind.
  • Beste Ausführungsformen
  • Eine einfache, aber bereits sehr effektive Ausführungsform ist in 2 wiedergegeben. Zwischen den beiden Trapping-Speichengittern (10) und (14), jeweils mit Gitterspeichen (11), Zentralplatte (12) und zentralem Loch (13) zur Einführung der Ionen, befinden sich vier Reihen von geteilten Längselektroden, die jeweils drei Abschnitte bilden. Von den vier Reihen sind hier aus perspektivischen Gründen nur die Reihen (20, 21, 22) und (23, 24, 25) der Längselektroden sichtbar. Die Zentralplatte (12) wird nur für den Einfangvorgang mit einer Gleichspannung belegt. Die Wände des zentralen Lochs (13) können beispielsweise mit geteilten Elektroden belegt sein, um die dem Fachmann bekannte Methode des „side-kick" für das Einfangen der Ionen möglich zu machen.
  • Es werde hier zunächst angenommen, dass die Messung der Bildströme stirnseitig durch speichenförmige Messelektroden erfolgt, die zwischen die Trapping-Speichen eingelagert sind, wie in 8 sichtbar. Dann kann die zusätzliche Trapping-Spannung für das Einfangen und Halten von Ionen an alle acht äußeren Längselektroden (sichtbar sind hier aus perspektivischen Gründen nur die 4 Längselektroden 20, 23, 22, 25) angelegt werden, wodurch das Trappingfeld im Inneren der Messzelle in günstiger Weise rotationssymmetrisch wird.
  • In 3 sind nun schematisch die Formen der Ionenwolken in fünf ausgewählten Zeitphasen aus dem gesamten Messzyklus mit der erfindungsgemäßen Messzelle gezeigt. 3a zeigt, wie die Ionen (26) im mittleren Abschnitt im Bereich der einander gegenüberliegenden Längselektroden (21) und (27) eingefangen sind und durch die zusätzliche Trapping-Spannung an den acht äußeren Längselektroden (wegen der Darstellung als Schnitt hier nur sichtbar: 20, 26, 22, 28) im mittleren Abschnitt gehalten werden. Sie sind noch nicht zu Umlaufbahnen angeregt und bilden eine längs gestreckte, elliptische Wolke (26) in der Achse der Messzelle. Die Ionen pendeln im parabolisch geformten Trapping-Potential in der Wolke der Länge nach hin und her und führen somit die Trapping-Schwingungen aus.
  • Durch Anlegen von Chirp- oder Synch-Pulsen können die Ionen (27) nunmehr auf Umlaufbahnen gebracht werden, wie in 3b zu sehen. Dabei wird die eine Phase der anregenden Hochfrequenzpulse an die Längselektroden (20, 21, 22), die zweite Phase an die gegenüber liegenden Längselektroden (26, 27, 28) angelegt. Durch das Anlegen der Hochfrequenzpulse an die jeweils ganze Reihe der Längselektroden wird im mittleren Abschnitt ein in Längsrichtung praktisch homogenes Anregungsfeld erzeugt, wie es im oben bereits zitierten Patent US 5,019,706 (M. Allemann und P. Caravatti) beschrieben wurde. Für diese Art der Messzelle hat sich der Begriff „infinity cell" eingebürgert. Das Anregungsfeld im mittleren Abschnitt ist in jedem Querschnitt praktisch gleich, damit werden alle Ionen in gleicher Weise zu Zyklotron-Kreisbahnen angeregt. Die Ionen der einzelnen Ionensorten jeweils gleicher Masse bilden umlaufende Ionenwolken (27), wobei jede Ionensorte eine Wolke mit jeweils eigener, von der Masse abhängender Umlauffrequenz bildet. Die einzelnen Ionenwolken verschiedener Umlaufsgeschwindigkeit können sich beim Überholen auf ihren Umläufen praktisch ungestört durchdringen.
  • Durch das komplizierte Trappingfeld, das auch im Mittelabschnitt der ICR-Messzelle herrscht, werden den Zyklotron-Bewegungen bei der Anregung auch Magnetron-Bewegungen überlagert. Es entstehen zykloidenartige Bewegungen, bei denen die Mittelpunkte der Zyklotronkreise in langsamerer Magnetron-Umlauffrequenz um die Achse der Messzelle kreisen.
  • Durch Wegnahme der zusätzlichen Trapping-Spannung an den äußeren Längselektroden (20, 26, 22, 28) dehnen sich die Ionenwolken (28) nunmehr bis an die Trapping-Speichengitter (10) und (14) aus, wie in 3c sichtbar. Es herrscht im Inneren der Messzelle kein elektrisches Feld mehr, nur im Nahbereich vor den Trapping-Speichengittern wird von den Ionen ein bewegungsinduziertes Pseudopotential gesehen, das sie reflektiert. Gleichzeitig frieren die Magnetron-Bewegungen ein; die Mittelpunkte der Zyklotronbewegungen kreisen nicht mehr um die Achse der ICR-Messzelle, sondern es bildet sich für jede Ionenwolke ein fester Kreismittelpunkt etwas außerhalb der Achse. Die Ionen laufen in den Ionenwolken (28) mit jeweils konstanter Geschwindigkeit hin und her und werden im Nahbereich vor den Trapping-Speichengittern reflektiert.
  • An die Trapping-Speichengitter werden nun zusätzlich zu den von Speiche zu Speiche abwechselnd positiven und negativen Gleichspannungspotentialen auch zusätzliche, Ionen anziehende Potentiale überlagert. Es spaltet sich dann, wie in 3d dargestellt, die Ionenwolke (28) in die beiden Ionenwolken (29) und (30) auf. In 3e sind die Ionenwolken (30) und (31) durch stärker anziehende Potentiale noch stärker aufgespaltet. Zwischen diesen beiden verschieden weiten Aufspaltungen gibt es einen Potentialwert, bei dem die Umlauffrequenzen von der Raumladung unabhängig sind, wie in Patentanmeldung DE 10 2007 047 075.6 (G. Baykut und R. Jertz) dargelegt. Durch die Nähe zu den Trapping-Speichengittern, in denen auch die Messelektroden eingebettet sind, können jetzt die Bildströme besonders gut gemessen werden. Die stirnseitige Messung hat darüberhinaus auch noch den Vorteil, kaum durch die etwas exzentrisch liegenden Zyklotron-Kreisbahnen gestört zu werden.
  • Die stirnseitige Messung hat noch einen weiteren Vorteil. Durch die Bildströme, also die von den Spiegelladungen erzeugten Ströme in den Messelektroden, wird den kreisenden Ionenpaketen Energie entzogen. Der Betrag des Energieentzugs hängt von der Form und der Leitfähigkeit der Messelektroden ab. Der Entzug von kinetischer Energie lässt den Zyklotronradius der Kreisbewegungen mit der Zeit kleiner werden. Bei einer Messung der Bildströme mit mantelseitigen Längselektroden führt das zur Abnahme der Bildstromsignale; bei einer stirnseitigen Messung hingegen bleibt die gemessene Stromstärke der Bildströme in etwa gleich.
  • Die Ionen müssen aber nicht durch stirnseitige Messelektroden gemessen werden, sie können auch durch die in den äußeren Abschnitten befindlichen Längselektroden gemessen werden, beispielsweise also durch die Längselektroden (23) und (25) der 2 und ihre nicht in der Abbildung sichtbaren Gegenelektroden. Diese Art der Messung ist in einer ICR-Messzelle mit drei Abschnitten leicht nachteilig, da nicht nur die exzentrische Bahn und die Abnahme der Bahnradien stört, sondern während der Anregung auch ein nicht rotationsförmiges Trappingfeld in Kauf genommen werden muss. Da die Messelektroden nach Möglichkeit nicht mit Umschaltern versehen werden sollten und deswegen nicht nur in komplizierter Weise mit der zusätzlichen Trapping-Spannung versehen werden können, wird dann die zusätzliche Trapping-Spannung nur an jeweils zwei der äußeren Längselektroden angelegt, was aber die Rotationssymmetrie der Trappingfelder im Inneren der Messzelle stört.
  • Um die Rotationssymmetrie zu retten, kann aber auch der ganze Messverstärker für die Bildströme in diesen vorgegebenen Zeiten mit auf die Trapping-Spannung gelegt werden. Da die Messung nur dann durchgeführt wird, wenn die Trapping-Spannung an den Längselektroden weggenommen wird, ist ein solcher Betrieb durchführbar.
  • Ein besserer Weg wird mit einer Messzelle beschritten, die, wie in 4 dargestellt, jeweils acht Reihen von je drei Längselektroden aufweist. Es können dann jeweils vier äußere Längselektroden verwendet werden, um die Bildströme zu messen. Die übrigen vier Längselektroden dienen zur Anregung wie auch für die Bereitstellung des Trapping-Potentials. Dieses ist zwar nicht voll rotationssymmetrisch, jedoch besser ausgeglichen als im Falle von nur zwei Längselektroden für die zusätzliche Trapping-Spannung.
  • Bei Verwendung von Längselektroden in vier, sechs, acht oder mehr Reihen können die Zylindermantelsegmente gleich breit sein, aber auch ungleich breit, um bestimmte Feldkonfigurationen im Inneren der ICR-Messzelle zu erreichen. Auch konisch oder trompetenartig geformte Zylindermantelsegmente können verwendet werden, beispielsweise, um den Bildstromsignalen bestimmte Formen zu geben.
  • Die Messung der umlaufenden Ionenwolken kann bei einer symmetrischen oder auch unsymmetrischen Teilung der Ionenwolken in beiden äußeren Abschnitten der ICR-Messzelle erfolgen, oder aber auch, wenn die Ionen durch Anlegen entsprechender Spannungen an nur eine Seite gezogen werden, nur an dieser Seite. Eine einseitige Messung hat den Vorteil, dass leichte Inhomogenitäten des Magnetfeldes nicht auf den beiden Seiten verschiedene Umlauffrequenzen erzeugen, die bei einer gemeinsamen Verstärkung der Bildstromsignale zu Interferenzen führen müssen. Bei einer Messung in beiden äußeren Abschnitten ist es daher vorteilhaft, die Bildströme getrennt zu messen und auszuwerten. Das gilt sowohl für stirnseitige wie auch für mantelseitige Messungen.
  • Günstiger als eine Messzelle mit drei Abschnitten ist aber eine Messzelle, die aus fünf Abschnitten besteht, wie in 5 gezeigt. Hier kann die zusätzliche Trapping-Spannung, die die Ionen im mittleren Abschnitt halten sollen, nach Verbringen der Ionen in den mittleren Abschnitt hinein nur an die den mittleren Längselektroden benachbarten Längselektroden angelegt werden. Da sich hier keine Messelektroden für die Messung der Bildströme befinden, können hier diese Längselektroden alle mit der zusätzlichen Trapping-Spannung belegt werden, so dass auf jeden Fall ein rotationssymmetrisches Trappingfeld im Inneren der Messzelle entsteht. Die Formen der Ionenwolken sind für die Zeitphasen von der Einspeicherung bis zur Messung schematisch in 6 wiedergegeben. Die Abbildung ist analog zu der 3 zu sehen. Sind die Ionenwolken bis nahe vor die Trapping-Speichengitter gezogen, so können ihre Bildströme in stirnseitigen, aber auch in mantelseitigen Messelektroden gemessen werden. Die mantelseitigen Messelektroden dieser äußersten Abschnitte sind immer fest mit dem Verstärker verbunden; diese Längselektroden brauchen nicht für die zusätzliche Trapping-Spannung zur Verfügung zu stehen.
  • In 7 ist eine ICR-Messzelle gezeigt, die an sich der ICR-Messzelle mit fünf Abschnitten gleicht und auch genau so betrieben werden kann. Es sind hier aber in der Reihe der Anregungselektroden die jeweils äußeren Anregungselektroden (93), (95) in durchgehender Form über zwei Abschnitte hinweg ausgeführt. Diese Ausführungsform hat etwas weniger Anschlüsse als die mit fünf Abschnitten aus 5.
  • Eine stirnseitige Messung der Bildströme kann in Speichenelektroden erfolgen, die zwischen die Trapping-Speichen eingelagert sind, wie in 8 gezeigt. So kann eine kombiniertes Trapping-Mess-Speichengitter aus 48 Speichen aufgebaut werden, von denen jede zweite und vierte Speiche (11) abwechselnd mit positiven oder negativen Spannungen zum Aufbau des bewegungsinduzierten Pseudopotentials belegt wird. Dazwischen sind noch 24 Speichenelektroden (101) frei, die beispielsweise zu vier Gruppen von je 6 Messelektroden zusammengeschaltet werden können. Sollen jedoch Abstände zwischen den Messelektroden frei bleiben, so können auch vier Gruppen von Speichen gebildet werden, zwischen denen jeweils zwei Speichen frei bleiben. In beiden Fällen wird jeweils eine gegenüber der Umlauffrequenz verdoppelte Frequenz gemessen, wodurch, wie bekannt, eine erhöhte Massengenauigkeit erreicht wird.
  • Es können auch zwei gegenüberliegende Gruppen mit je sechs Speichen (101) zur Messung verwendet werden, während die dazwischen liegenden Speichenelektroden (101) unbenutzt bleiben. Es wird hier, wie in klassischen ICR-Messzellen mit zwei einander gegenüberliegenden Längselektroden nur die einfache Umlauffrequenz gemessen.
  • Die Messung der Bildströme in freien Speichen (101), die nur irgendwo außen verbunden sind, ist ungünstig, weil dann die Spiegelladungen von einer Speiche zur nächsten Speiche sehr weite Wege zurücklegen müssen. Das kostet Energie, die den umlaufenden Ionenpaketen entzogen wird. Es ist daher vorteilhaft, die Messspeichen zu einem geschlossenen, gut leitenden Messblock zusammenzuschließen, und die Speichen zum Aufbau des bewegungsinduzierten Pseudopotentials frei schwebend in gefrästen Rinnen des Messblocks unterzubringen.
  • Die stirnseitige Messung der Bildströme hat den Vorteil, dass die überlagerte Exzentrizität der Zyklotronkreise, die von der ursprünglichen Magnetronbewegung herrührt, kaum eine Störung der Bildströme bewirkt. Bei Verwendung der Längselektroden zur Messung der Bildströme bewirkt diese Exzentrizität, dass sich der Abstand der Ionenpakete von den Messelektroden während des Umlaufs ändert, und damit die Bildströme in ihrer Intensität schwanken.
  • Der größte Vorteil der Erfindung besteht jedoch darin, dass es eine kohärente Anregung der Ionenpakete zu Umlaufbahnen mit einer Messung der Bildströme in einem Zustand verbindet, in dem die Umlauffrequenz der Ionen von der Raumladung unabhängig ist. Es lässt sich damit ein ICR-Massenspektrometer hoher Massengenauigkeit und Massenrichtigkeit bauen. Auf Grund der bisher erreichbaren Daten lässt sich abschätzen, dass in einem stabilen Routinebetrieb eine Massengenauigkeit von etwa 100 ppb (parts per billion) oder besser erreichbar sein wird.
  • ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Claims (9)

  1. ICR-Messzelle mit stirnseitigen Trapping-Speichengittern, deren Speichen sich zur Erzeugung eines bewegungsinduzierten Pseudopotentials abwechselnd auf positiven und negativen Potentialen befinden, dadurch gekennzeichnet, dass die ICR-Messzelle und deren Längselektroden zwischen den Trapping-Speichengittern jeweils in mindestens drei Abschnitte unterteilt sind, dass ein schaltbarer Gleichspannungsgenerator zur Erzeugung einer zusätzlichen Trapping-Spannung vorhanden ist und mit Längselektroden in äußeren Abschnitten verbunden ist, und dass eine Hochfrequenzgenerator zur Erzeugung von Anregungspulsen vorhanden ist, der mindestens zwei Reihen der Längselektroden über alle Abschnitte hinweg mit den Anregungspulsen versieht, mit denen im mittleren Abschnitt der ICR-Messzelle eine homogene Anregung der Ionen zu Zyklotronbewegungen vorgenommen werden kann.
  2. ICR-Messzelle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die äußersten Abschnitte der ICR-Messzelle entweder stirnseitig oder mantelseitig mit Messelektroden für die Messung der Bildströme ausgestattet sind.
  3. ICR-Messzelle nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die stirnseitige Messelektroden zwischen die Speichen der Trapping-Speichengitter eingelagert sind.
  4. ICR-Messzelle nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die stirnseitigen Messelektroden hinter den Speichen der Trapping-Speichengitter zu leitenden Messblöcken zusammengeschlossen sind.
  5. ICR-Messzelle nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Messelektroden ständig mit dem Verstärker für die Bildströme verbunden sind.
  6. ICR-Messzelle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein zweiter Gleichspannungsgenerator vorhanden ist, der ein Ionen anziehendes Potential erzeugt und mit den Speichen der Trapping-Speichengitter verbunden ist.
  7. ICR-Messzelle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die ICR-Messzelle aus drei oder fünf Abschnitten besteht.
  8. ICR-Messzelle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die ICR-Messzelle aus mehr als drei Abschnitten besteht, dass aber Längselektroden für die Anregung der Ionen über Abschnittsgrenzen hinweg verbunden sind.
  9. Verfahren zur Messung der ladungsbezogenen Massen von Ionen in einer ICR-Messzelle, die zwischen zwei stirnseitigen Trapping-Speichengitter in mindestens drei Abschnitte unterteilt ist und Reihen von Längselektroden enthält, mit den Schritten: a) Anlegen einer zusätzlichen Trapping-Spannung an äußere Abschnitte der Längselektroden, so dass im mittleren Abschnitt der ICR-Messzelle ein Minimum eines Trapping-Potentials entsteht, b) Einfüllen von Ionen in den mittleren Abschnitt der ICR-Messzelle, c) Anregen der Ionen durch hochfrequente Anregungspulse an mindestens zwei Reihen von Längselektroden, d) Wegnahme der zusätzlichen Trapping-Spannung an den äußeren Abschnitten der Längselektroden, so dass sich die umlaufenden Ionenwolken bis zu den Trapping-Speichengittern ausdehnen, e) Überlagerung der Potentiale an den Gitterspeichen durch eine Ionen anziehende Gleichspannung, so dass sich die Ionen vor mindestens einer der Trapping-Speichengitter versammeln, und f) Messung der Bildströme der Ionen.
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