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Die
vorliegende Erfindung betrifft einen Biokraftstoff, der ein Pflanzenöl und wenigstens
einen (Meth)acrylsäureester
umfasst, ein Verfahren zur Herstellung desselben sowie dessen Verwendung
in einem Verbrennungsmotor, insbesondere in einem Verbrennungsmotor
eines Kraftfahrzeuges. Ferner betrifft die vorliegende Erfindung
eine Zusammensetzung zur Verringerung des Stockpunkts von Pflanzenölen, die
wenigstens einen (Meth)acrylsäureester
und wenigstens ein Kresol oder Derivat davon umfasst, und ein Verfahren zur
Herstellung derselben. Die vorliegende Erfindung betrifft des Weiteren
die Verwendung eines (Meth)acrylsäureesters zur Verringerung
des Stockpunkts eines Pflanzenöls
sowie die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung zur Verringerung
des Stockpunkts und Erhöhung
der Oxidationsbeständigkeit
eines Pflanzenöls.
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Einen
alternativen Kraftstoff zu fossilen Energieträgern stellen Biokraftstoffe
dar, d. h. Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren
aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Biodiesel, Biogas und Pflanzenöle. Diese
weisen im Vergleich zu Kraftstoffen auf Erdölbasis insbesondere ökologische
Vorteile auf, wie beispielsweise eine Schonung der Ressourcen erschöpflicher
Energieträger,
eine neutrale CO2-Bilanz und eine Verringerung
der Emission von Treibhausgasen.
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Bereits
heute genutzte und stetig an Bedeutung zunehmende Biokraftstoffe
sind Pflanzenöle,
insbesondere Rapsöl.
Mit dem Einsatz von Pflanzenölen
in Verbrennungsmotoren, insbesondere als Brennstoffe für Kraftfahrzeuge,
sind jedoch verschiedene Probleme verbunden. So haben Pflanzenöle typischerweise
einen Stockpunkt von mehr als 0°C,
was die Lagerung in Außentanks
aufgrund der Gefahr des Gefrierens stark erschwert. Ferner zeigen
Pflanzenöle
bei sinkenden Temperaturen einen starken Viskositätsanstieg,
was zu Problemen beim Einspritzen in den Mo tor und zu einer unvollständigen Verbrennung
führen
kann. Des Weiteren oxidieren Pflanzenöle an der Luft relativ leicht,
wodurch diese eintrüben.
Als Folge davon kann es zu Verschmutzungen und Funktionsstörungen des
Motors kommen.
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Eine
bekannte Maßnahme
zur Verhinderung der Gefahr des Einfrierens von Pflanzenölkraftstoffen
bei tiefen Temperaturen stellt die Zugabe eines Mineralöl-Dieselkraftstoffs
(sogenannter „Winterdiesel") dar. Für ein zufriedenstellendes
Ergebnis müssen
allerdings größere Mengen
des Winterdiesels (>10%)
zugegeben werden, so dass die ökologischen
Vorteile der Pflanzenöle
zumindest teilweise verloren gehen.
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Um
die genannten Probleme bei der Einspritzung und Verbrennung zu umgehen,
wurden verschiedene Anpassungen des Kraftstoff- und Einspritzsystems
von Verbrennungsmotoren vorgenommen. Eine Anpassung besteht beispielsweise
darin, den Einspritzdruck zu erhöhen,
um eine feine Zerstäubung
des Kraftstoffs und damit eine möglichst
vollständige
Verbrennung zu erreichen. Dafür
sind jedoch spezielle Einspritzvorrichtungen oder Umbaumaßnahmen
erforderlich.
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Eine
andere Anpassung besteht darin, den Biokraftstoff vor Eintritt in
die Einspritzanlage mittels eines Vorwärmers zu erhitzten, um dessen
Viskosität
zu verringern. Dies erfordert jedoch mit entsprechenden Kosten verbundene
apparative Maßnahmen.
Eine andere Möglichkeit
zur Viskositätsverringerung
besteht in der Beimischung von Diesel und/oder Benzin. Dadurch können sich
die Eigenschaften des Gemisches jedoch so weit verändern, dass
es als Kraftstoff in Dieselmotoren nicht mehr verwendet werden kann.
Ferner muss für eine
ausreichende Verringerung der Viskosität und des Stockpunkts ein hoher
Anteil dieser fossilen, nicht erneuerbaren Energieträger zugegeben
werden.
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Es
ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Mittel bereitzustellen,
das die oben genannten Probleme bei der Verwendung von Pflanzenölen als
Biokraftstoff beseitigt oder vermindert.
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Diese
Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen 1, 12, 23, 24, 27, 29
und 31 angegebene technische Lehre gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung wurde überraschenderweise gefunden,
dass der Stockpunkt eines Pflanzenöls durch die Zugabe einer geringen
Menge eines (Meth)acrylsäureesters
zum Pflanzenöl
deutlich verringert werden kann. So hat sich beispielsweise gezeigt,
dass die Zugabe von 0,2 bis 0,4 Gew.-% (Meth)acrylsäureester
den Stockpunkt eines Pflanzenöls
von über
0°C auf
nicht weniger als –20°C und tiefer senkt.
Zudem wird die Viskosität
des Pflanzenöls
durch die Zugabe des (Meth)acrylsäureesters signifikant verringert,
wodurch dessen Fließfähigkeit
verbessert wird. Dieser Effekt ist bei tiefen Temperaturen von weniger als
0°C besonders
ausgeprägt,
d. h. in einem Temperaturbereich in dem die stark ansteigende Viskosität zu einem
Problem bei der Einspritzung und Verbrennung führt.
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Die
physikalischen bzw. chemischen Ursachen für diese nicht vorhersehbaren
Wirkungen von (Meth)acrylsäureester
sind bislang nicht bekannt. Auf einen Verdünnungseffekt, wie dies etwa
für „Winterdiesel" und andere leicht
siedende organische Lösungsmittel,
welche üblicherweise
zur Stockpunktsverringerung zugesetzt werden, der Fall ist, kann
die Verringerung des Stockpunkts jedenfalls nicht zurückgeführt werden. Auch
eine molare Gefrierpunktserniedrigung, wie dies beispielsweise für die Zugabe
von Salz zu Wasser bekannt ist, erklärt den unerwarteten Effekt
nicht, da dieses Phänomen
im Bereich der organischen Chemie so nicht bekannt ist.
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Ein
erster Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft demnach einen
Biokraftstoff, der Pflanzenöl und
wenigstens einen (Meth)acrylsäureester
umfasst.
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Durch
die erfindungsgemäße Zugabe
des wenigstens einen (Meth)acrylsäureesters zu einem Pflanzenöl-basierten
Biokraftstoff kann, wie oben bereits erwähnt, wirksam verhindert werden,
dass der Biokraftstoff bei der Lagerung in Außentanks bei tiefen Außentemperaturen
einfriert. Ferner können
aufgrund der Verbesserung der Fliessfähigkeit die oben erwähnten durch
den starken Viskositätsanstieg
bei sinkenden Temperaturen hervorgerufenen Probleme beim Einspritzen
in den Motor und bei der Verbrennung vermieden oder zumindest stark
verringert werden.
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Ein
(Meth)acrylsäureester
im Sinne der vorliegenden Erfindung umfasst jeden Ester, die sich
von der Acrylsäure
oder der Methacrylsäure
ableitet. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung bevorzugte (Meth)acrylsäureester
sind Acrylsäureester
oder Methacrylsäureester
der folgenden allgemeinen Formel (I):
wobei R
1 H
oder CH
3 darstellt und R
2 einen
unsubstituierten oder substituierten geradkettigen oder verzweigten Alkyl-,
Alkenyl- oder Alkinylrest mit 1 bis 30, vorzugsweise 4 bis 30, insbesondere
4 bis 25 Kohlenstoffatomen, einen unsubstituierten oder substituierten
geradkettigen oder verzweigten Alkoxyalkyl- oder Alkenyloxyalkylrest
mit 2 bis 20, vorzugsweise 4 bis 15 Kohlenstoffatomen, einen unsubstituierten
oder substituierten Cycloalkyl- oder Cycloalkenylrest mit 5 bis
20, vorzugsweise 6 bis 10 Kohlenstoffatomen, einen unsubstituierten
oder substituierten Arylrest mit 5 bis 20, vorzugsweise 5 bis 12
Kohlenstoffatomen, und einen unsubstituierten oder substituierten
Aralkyl-, Aralkenyl-, Aryloxyalkyl-, Aryloxyalkenylrest mit 6 bis
20, vorzugsweise 8 bis 15 Kohlenstoffatomen, wobei bei all diesen
Resten 1 bis 4 Kohlenstoffatome durch Heteroatome ersetzt sein können, darstellt.
Die Substituenten sind vorzugsweise geradkettige oder verzweigte
Alkyl-, Alkenyl-, Alkinyl-, Alkoxy-, Alkoxyalkyl-, Alkenyloxy- und
Alkenyloxyalkylgruppen mit 1 bis 15, vorzugsweise 1 bis 10, insbesondere
1 bis 6 Kohlenstoffatomen. Die Heteroatome sind vorzugsweise Schwefel,
Sauerstoff oder Stickstoff, wobei der Stickstoff mit einem Wasserstoffatom oder
einer geradkettigen oder verzweigten Alkylgruppe mit 1 bis 8, vorzugsweise
1 bis 4 Kohlenstoffatomen substituiert sein kann.
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Besonders
geeignet in vorliegender Erfindung sind Acrylsäureester oder Methacrylsäureester
der obigen Formel (I), worin R1 H oder CH3 darstellt und R2 einen
geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit 4 bis 30, insbesondere
4 bis 25 Kohlenstoffatomen darstellt. Am geeignetsten sind Acrylsäureester
oder Methacrylsäureester,
insbesondere Methacrylsäureester,
der obigen Formel (I), worin R1 H oder CH3 darstellt und R2 einen
verzweigten oder, bevorzugter, einen geradkettigen Alkylrest mit
7 bis 25 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise 7 bis 18 Kohlenstoffatomen,
darstellt. Bevorzugte Beispiele hierfür sind Nonylmethacrylat, Decylmethacrylat und
Pentadecylmethacrylat.
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Der
wenigstens eine (Meth)acrylsäureester
ist in dem Biokraftstoff vorzugsweise in einer Menge von 0,01 bis
2 Gew.-%, insbesondere in einer Menge von 0,1 bis 1,5 Gew.-% und
besonders bevorzugt in einer Menge von 0,2 bis 1,0 Gew.-% enthalten.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung enthält
der erfindungsgemäße Biokraftstoff
ferner wenigstens ein Kresol oder Derivat davon. Es wurde herausgefunden,
dass sich diese Verbindungen unerwartet gut als Oxidationsstabilisatoren
für Pflanzenöl-basierte
Biokraftstoffe eignen. So erhöht
beispielsweise die Zugabe von 0,05 bis 0,1 Gew.-% 2,6-Di-tert-butyl-kresol
die Oxidationsbeständigkeit von
Pflanzenölen,
wie Sojaöl,
die typischerweise eine Oxidationsbeständigkeit von 2 bis 5 aufweisen,
auf Werte von über
10. Durch Zugabe geringer Mengen eines Kresols oder Derivats davon
kann daher die oxidationsbedingte Ausfällung von Pflanzenölbestandteilen
und die damit einhergehende Trübung
des Biokraftstoffs verhindert oder zumindest stark vermindert werden,
was sonst zu einer unerwünschten
Verschmutzung bestimmter Motorkomponenten führen kann.
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Des
Weiteren unterstützen
die Kresole oder Derivate davon auch den Effekt der Stockpunktsverringerung
des (Meth)acrylsäureesters.
Beispielsweise führt
die Zugabe von 2,6-Di-tert-butyl-kresol zu einem Sojaöl, das 0,2
Gew.-% Nonylmethacrylat enthält,
zu einer zusätzlichen
Stockpunktsverringerung von etwa 2 °C. Ferner tragen die Kresole
oder Derivate davon auch zu einer Verringerung der Viskosität bzw. einer
Erhöhung
der Fließfähigkeit
bei.
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Erfindungsgemäß können als
Kresole o-Kresol, m-Kresol oder p-Kresol und als Kresolderivate
jegliche Derivate von Hydroxytoluol eingesetzt werden. Vorzugsweise
ist das Kresol oder Derivat davon eine durch die folgende allgemeine
Formel (II), (III) oder (IV) dargestellte Verbindung:
wobei
die Reste R
1 bis R
12 gleich
oder unterschiedlich sind und unabhängig voneinander Wasserstoff
oder einen unsubstituierten oder substituierten geradkettigen oder
verzweigten Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylrest mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen
darstellen. Die Substituenten sind vorzugsweise geradkettige oder
verzweigte Alkyl-, Alkenyl-, Alkinyl-, Alkoxy-, Alkoxyalkyl-, Alkenyloxy-
und Alkenyloxyalkylgruppen mit 1 bis 10, vorzugsweise 1 bis 6 Kohlenstoffatomen.
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Besonders
bevorzugt sind Verbindungen der obigen Formeln (II) bis (IV), wobei
die Reste R1 bis R12 gleich
oder unterschiedlich sind und unabhängig voneinander Wasserstoff
oder einen substituierten oder, bevorzugter, einen unsubstituierten
geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit 3 bis 15 Kohlenstoffatomen,
insbesondere 4 bis 10 Kohlenstoffatomen, darstellen. Im Rahmen der
vorliegenden Erfindung hervorra gend geeignet sind beispielsweise
Di-tert-butyl-m-kresol oder Di-tert-butyl-p-kresol, wobei am bevorzugtesten
eine kommerziell erhältliche
Mischung dieser Isomere mit einem Isomerverhältnis von 1:4 bis 4:1 verwendet
wird.
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Die
Menge des wenigstens einen in dem erfindungsgemäßen Biokraftstoff enthaltenen
Kresols oder Derivats davon beträgt üblicherweise
0,001 bis 0,75 Gew.-%, vorzugsweise 0,05 bis 0,3 Gew.-% und besonders
bevorzugt 0,02 bis 0,2 Gew.-%.
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Alternativ
zu dem wenigstens einen Kresol oder Derivat davon können in
der vorliegenden Erfindung als Oxidationsstabilisatoren auch Vitamin
E oder B in Mengen von 0,01 bis 0,5 Gew.-% eingesetzt werden. Diese
weisen jedoch gegenüber
Kresol oder einem Kresolderivat den Nachteil auf, dass sie relativ
teuer sind.
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Pflanzenöle, die
gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet werden können,
umfassen alle Pflanzenöle,
die als Biokraftstoff geeignet sind. Der in vorliegender Erfindung
verwendete Begriff „Pflanzenöl" umfasst nicht nur
ein Pflanzenöl
einer bestimmten Pflanze, wie z. B. Rapsöl, sondern auch beliebige Mischungen verschiedener
Pflanzenöle.
Bevorzugte Pflanzenöle
weisen einen Stockpunkt von weniger als 20°C, vorzugsweise weniger als
15°C und
insbesondere weniger als 10°C
auf. Ferner weisen bevorzugte Pflanzenöle eine Iodzahl von mehr als
75, vorzugsweise mehr als 100, auf. Beispiele für geeignete Pflanzenöle sind
Baumwollsamenöl,
Distelöl,
Erdnussöl,
Haselnussöl,
Kokosöl,
Kürbiskernöl, Leinöl, Maiskeimöl, Olivenöl, Palmöl, Palmkernöl, Rapsöl (auch
Rüböl genant),
Reisöl,
Sojaöl,
Sonnenblumenöl,
Traubenkernöl
und Weizenkeimöl,
in raffinierter oder kaltgepresster Form, und beliebige Mischungen
davon. In vorliegender Erfindung bevorzugte Pflanzenöle sind
Kokosöl,
Sonnenblumenöl,
Palmöl,
Sojaöl
oder Mischungen davon. Besonders geeignet sind Rapsöl und Palmöl.
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Der
erfindungsgemäße Biokraftstoff
umfasst üblicherweise
wenigstens 80 Gew.-%, vorzugsweise wenigstens 90 Gew.-% und besonders
bevorzugt mehr als 95 Gew.-% Pflanzenöl.
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Neben
dem Pflanzenöl,
dem wenigstens einen (Meth)acrylsäureester und dem wenigstens
einen Kresol oder Derivat davon kann der Biokraftstoff gegebenenfalls
noch weitere Bestandteile umfassen. Solche Bestandteile können beispielsweise
andere Biokraftstoffarten, wie Bioethanol oder Celluloseethanol,
Biomethanol, Biodimethylether, Bio-ETBE (Ethyl-t-butylether), Bio-MTBE
(Methyl-tert-butylether), synthetische Biokraftstoffe (BtL-Kraftstoffe),
d. h. synthetische Kohlenwasserstoffe, die aus Biomasse erzeugt
werden, und Fettsäuremethylester
(FAME; „Biodiesel"), insbesondere Palmölmethylester
(PME) und Rapsölmethylester
(RME), sein. Der erfindungsgemäße Biokraftstoff
kann auch erdölbasierte
Treibstoffe, insbesondere Dieseltreibstoffe, umfassen. Die weiteren
Bestandteile machen vorzugsweise 15 Gew.-% oder weniger, insbesondere
10 Gew.-% oder weniger, bezogen auf das Gesamtgewicht des Biokraftstoffs,
aus.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft eine Zusammensetzung
zur Verringerung des Stockpunkts von Pflanzenölen, die wenigstens einen (Meth)acrylsäureester
und wenigstens ein Kresol oder Derivat davon umfasst. Der wenigstens
eine (Meth)acrylsäureester
und das wenigstens eine Kresol oder Derivat davon sind vorzugsweise
wie oben definiert.
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Durch
Zugabe der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
in geringen Mengen von beispielsweise 1 Gew.-% kann der Stockpunkt
von sich als Biokraftstoff eignenden Pflanzenölen, wie Sojaöl, von mehr
als 0°C auf
nicht weniger als –20°C verringert
werden. Ferner wird die Viskosität
der Ausgangspflanzenöle
durch die Zugabe der erfindungsgemäßen Zusammensetzung bei 20°C von etwa
300 bis 700 mPa·s
auf etwa 100 mPa·s verringert,
was zu einer stark verbesserten Fließfähigkeit der Pflanzenöle führt. Die
Viskositätsverringerung
ist bei tiefen Temperaturen besonders ausgeprägt, so dass selbst bei einer
Temperatur von –10°C die Viskosität nur etwa
150 mPa·s
beträgt.
Des Weiteren führt
die Zugabe der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
zu einer Erhöhung
der Oxidationsbeständigkeit
der Ausgangspflanzenöle
von durchschnittlich 3 bis 5 auf über 10.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
enthält
die erfindungsgemäße Zusammensetzung
ferner ein organisches Lösungsmittel
und ein Öl.
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Das
organische Lösungsmittel
kann ein einzelnes organisches Lösungsmittel
oder eine Mischung aus mehreren organischen Lösungsmitteln mit einem Siedepunkt
von 90°C
oder höher,
insbesondere mit einem Siedepunkt im Bereich von 90 bis 240°C, sein.
Vorzugsweise wird als organisches Lösungsmittel Solventnaphtha,
insbesondere kommerziell erhältliche
Solventnaphtha-Fraktionen, wie Solventnaphtha leicht und Solventnaphtha
schwer, die überwiegend
aus C9- bzw. C10-Aromaten
bestehen und aus dem Reformierungsprozess stammen, oder beliebige
Mischungen unterschiedlicher Solventnaphtha-Fraktionen verwendet.
Vorzugsweise enthält
das Solventnaphtha oder das Gemisch verschiedener Solventnaphtha-Fraktionen
1,2,4-Trimethylbenzol
und Naphthalin in einer Gesamtmenge von mehr als 1 Gew.-% und höchstens
15 Gew.-%, insbesondere 1 bis 4 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht
des Solventnaphthas. Ferner können
aber auch andere höhersiedende
organische Lösungsmittel
auf Erdölbasis,
wie Kerosin oder Diesel, verwendet werden.
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In
der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
dient das organische Lösungsmittel
vorzugsweise als Lösungsmittel
für das
wenigstens eine Kresol oder Derivat davon. Darüber hinaus senkt das organische
Lösungsmittel
auch den Flammpunkt der Zusammensetzung sowie des Pflanzenöl-basierten
Biokraftstoffs zu dem die erfindungsgemäße Zusammensetzung als Additiv
zugegeben werden kann. Aufgrund der starken Verdünnung ist der Effekt auf den
Flammpunkt des Pflanzenöl-basierten
Biokraftstoffs allerdings gering. Noch viel geringer ist der Einfluss
des organischen Lösungsmittels
auf den Stockpunkt des Pflanzenöl-basierten
Biokraftstoffs.
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Geeignete Öle, die
im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendet werden können und
im Wesentlichen als Lösemittel
für den
(Meth)acrylsäureester
dienen, umfassen alle Öle,
einschließlich
alle beliebigen Ölmischungen,
die für
die Verwendung in einem Biokraftstoff geeignet sind. Beispiele solcher Öle sind
pflanzliche und tieri sche Öle
sowie Mineralöle.
Die im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten Öle weisen vorzugsweise
einen Stockpunkt von weniger als 20°C und/oder eine Iodzahl von
höher als
75 auf. Besonders bevorzugt werden die oben definierten Pflanzenöle, insbesondere
Kokosöl,
Sonnenblumenöl,
Palmöl,
Sojaöl, Rapsöl, oder
beliebige Mischungen davon, verwendet.
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Vorzugsweise
umfasst die erfindungsgemäße Zusammensetzung
10 bis 70 Gew.-%, insbesondere 15 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt
20 bis 40 Gew.-% des wenigstens einen (Meth)acrylsäureesters,
0,5 bis 25 Gew.-%, insbesondere 1 bis 15 Gew.-%, besonders bevorzugt 2 bis 8 Gew.-%
des wenigstens einen Kresols oder Derivats davon, und gegebenenfalls
5 bis 50 Gew.-%, insbesondere 20 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt
30 bis 45 Gew.-% des organischen Lösungsmittels sowie 5 bis 70
Gew.-%, insbesondere 10 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 20 bis
37 Gew.-% des Öls.
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Ein
anderer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Herstellung einer erfindungsgemäßen Zusammensetzung zur Verringerung
des Stockpunkts von Pflanzenölen,
umfassend das Mischen des wenigstens einen (Meth)acrylsäureesters
mit dem wenigstens einen Kresol oder Derivat davon. Vorzugsweise
umfasst das Verfahren die folgenden Schritte:
- (a)
Lösen des
wenigstens einen Kresols oder Derivats davon in dem organischen
Lösungsmittel,
- (b) Lösen
des wenigstens einen (Meth)acrylsäureesters in dem Öl, und
- (c) Mischen der in den Schritten (a) und (b) erhaltenen Lösungen.
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Dieses
bevorzugte Verfahren stellt eine besonders geeignete Möglichkeit
dar, die erfindungsgemäße Zusammensetzung
herzustellen, da das Kresol oder Derivat davon besonders gut in
einem organischen Lösungsmittel
und der (Meth)acrylsäureester
sehr gut in Ölen
löslich
ist. Demgegenüber
führt beispielsweise
das direkte Mischen von (Meth)acrylsäureester, Kresol oder Kresolderivat,
organischem Lösungsmittel
und Öl ohne
Erzeugung der in den Schritten (a) und (b) definierten Vormischungen
aufgrund des schlechten Lösungsverhaltens
des (Meth)acrylsäureesters
dazu, dass der Lösevorgang
sehr lange dauert und die Endzusammensetzung zur Sedimentation neigt. Üblicherweise
wird die Vormischung des Schritts (a) als auch die Vormischung des
Schritts (b) zur Erzeugung einer homogenen Mischung für 30 min
bis 3 h intensiv gerührt.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zu Herstellung eines erfindungsgemäßen Biokraftstoffs. Bei diesem
Verfahren wird zunächst
in einem Schritt (a) der wenigstens eine (Meth)acrylsäureester
oder die oben definierte erfindungsgemäße Zusammensetzung bereitgestellt.
Getrennt davon wird in einem Schritt (b) das Pflanzenöl bereitgestellt.
Schließlich
wird der wenigstens eine (Meth)acrylsäureester oder die Zusammensetzung
aus Schritt (a) mit dem Pflanzenöl
aus Schritt (b) gemischt, wodurch der erfindungsgemäße Biokraftstoff
erhalten wird. Vorzugsweise erfolgt das Bereitstellen der oben definierten erfindungsgemäßen Zusammensetzung
in Schritt (a) durch das zuvor beschriebene Verfahren.
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Der
wenigstens eine (Meth)acrylsäureester
aus Schritt (a) wird vorzugsweise in einer Menge von 0,01 bis 2
Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 1,5 Gew.-%, bevorzugter 0,2 bis 1,0
Gew.-%, eingesetzt, während
die in Schritt (a) bereitgestellte Zusammensetzung vorzugsweise
in einer Menge von 0,1 bis 4 Gew.-%, insbesondere 0,2 bis 3 Gew.-%,
bevorzugter 0,2 bis 2 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,5 bis 1 Gew.-%,
bezogen auf das Gewicht des resultierenden Biokraftstoffs, verwendet
wird. Das Pflanzenöl
ist wie oben definiert und kann insbesondere auch eine Mischung
verschiedener Pflanzenöle
sein. Ein besonders geeignetes Pflanzenöl ist Rapsöl oder Palmöl.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung wenigstens
eines oben definierten (Meth)acrylsäureesters zur Verringerung
des Stockpunkts eines Pflanzenöls
sowie die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung zur Verringe rung
des Stockpunkts und Erhöhung
der Oxidationsbeständigkeit
eines Pflanzenöls.
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Vorzugsweise
ist das Pflanzenöl
wie oben definiert.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung
eines erfindungsgemäßen Biokraftstoffs
in einem Verbrennungsmotor, vorzugsweise in einem Verbrennungsmotor
eines Kraftfahrzeuges, wie einem Personenkraftwagen oder Lastkraftwagen.
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Im
Folgenden wird die vorliegende Erfindung durch ein Beispiel näher erläutert.
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Beispiel
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Es
wurden drei erfindungsgemäße Beispielzusammensetzungen
zur Verringerung des Stockpunkts eines Pflanzenöls hergestellt, indem zunächst 2,6-Di-tert-butyl-kresol
in einer Mischung aus Solventnaphtha schwer und Solventnaphtha leicht
und getrennt davon Nonylmethacrylat in Rüböl gelöst wurden. Die zwei erhaltenen
Vormischungen wurden dann vereinigt. Die Zusammensetzungen der resultierenden
Lösungen
sind in Tabelle 1 gezeigt. Tabelle 1. Zusammensetzungen der hergestellten
Beispielzusammensetzungen 1 bis 3
Bestandteile (in Gew.-%) | Zusammensetzung
Nr. |
1 | 2 | 3 |
Soventnaphtha,
schwer | 27 | 25 | 20 |
Soventnaphtha,
leicht | 10 | 7 | 7 |
2,6-Di-tert-butyl-kresol | 5 | 8 | 10 |
Rüböl | 22 | 20 | 25 |
Nonylmethacrylat | 36 | 40 | 38 |
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Anschließend wurde
Sojaöl
mit jeweils 1 Gew.-% der ersten, zweiten oder dritten Beispielzusammensetzung
versetzt und die Iodzahl gemäß DIN EN
14111, die Oxidationsbeständigkeit
gemäß DIN EN
14112 und der Stockpunkt gemäß ISO 3016
bestimmt. Zum Vergleich wurde auch ein reines Sojaöl hinsichtlich
derselben Eigenschaften untersucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle
2 gezeigt. Tabelle 2. Iodzahl, Oxidationsbeständigkeit
und Stockpunkt von Sojaöl,
das mit jeweils 1 Gew.-% der Beispielzusammensetzung 1, 2 und 3
versetzt wurde
Eigenschaft | Sojaöl/1 Gew.-% Zusammensetzung
Nr. 1 | Sojaöl/1 Gew.-% Zusammensetzung
Nr. 2 | Sojaöl/1 Gew.-% Zusammensetzung
Nr. 3 | Sojaöl (Vergleich) |
Iodzahl | 125 | 122 | 120 | 125 |
Oxidationsbeständigkeit | >10 | >12 | >12 | 3,5 |
Stockpunkt
(°C) | –22 | –24 | –24 | 0 |
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Aus
der Tabelle 2 ist ersichtlich, dass die Zugabe der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
zu einer deutlichen Erhöhung
der Oxidationsbeständigkeit
und zu einer drastischen Verringerung des Stockpunkts führt. Die
Stockpunktsverringerung ist dabei hauptsächlich auf das Nonylmethacrylat
zurückzuführen, während die
Erhöhung
der Oxidationsbeständigkeit
im Wesentlichen nur ein Effekt des 2,6-Di-tertbutyl-kresols ist.
So führt
die Zugabe von 0,3 Gew.-% Nonylmethacrylat zu Sojaöl zu einer
Verringerung des Stockpunkts von 0°C auf –19°C. Die Zugabe von 0,08 Gew.-% 2,6-Di-tert-butyl-kresol
führt demgegenüber zu einer
Erhöhung
der Oxidationsbeständigkeit
des Sojaöls
von 3,5 auf 11,4.