DE202006016440U1 - Kraftstoff-Mischungen aus Fettsäureestern und synthetischen Kohlenwasserstoffen und ihre Verwendungen - Google Patents

Kraftstoff-Mischungen aus Fettsäureestern und synthetischen Kohlenwasserstoffen und ihre Verwendungen Download PDF

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Abstract

Kraftstoffzusammensetzung zur Verbrennung in Motoren und Heizanlagen, die eine Fettsäureester-Komponente und eine Kohlenwasserstoff-Komponente umfasst, wobei (i) die Fettsäureester-Komponente von Methyl- oder Ethylestern von Fettsäuren mit 8 bis 22 C-Atomen gebildet wird, und (ii) die Kohlenwasserstoff-Komponente arm an Aromaten, Olefinen und Schwefel ist und einen Siedebereich zwischen 155°C und 375, vorzugsweise zwischen 180°C und 360°C, eine Cetanzahl > 50 und einen Pourpoint unter 0°C aufweist, wobei die Konzentration der Kohlenwasserstoff-Komponente in der Zusammensetzung zwischen 5 und 99 Masse-% liegt.

Description

  • Die vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der Herstellung und Verwendung von flüssigen synthetischen Kraftstoffen, insbesondere von solchen vom Typ Dieselkraftstoff.
  • Der Begriff "Kraftstoff" wird dabei in der vorliegenden Anmeldung in einem umfassenden erweiterten Sinne verwendet und soll nicht nur zum Betrieb von Fahrzeug- oder Flugzeug-Verbrennungsmotoren bzw. -triebwerken verwendete Flüssigkeiten bezeichnen. Wenn ein Kraftstoff, wie er in der vorliegenden Anmeldung beschrieben wird, anderweitig eingesetzt wird, z.B. als Brennstoff in Generatoren oder in dafür geeigneten Heizanlagen, soll eine solche Verwendung nicht aus dem Schutzbereich der vorliegenden Erfindung heraus führen, auch wenn auf derartige Verendungsmöglichkeiten im Rahmen der nachfolgenden Beschreibung nicht mehr weiter eingegangen wird.
  • Um die hohe Abhängigkeit der Industrieländer von Rohölimporten und die Belastung der Umwelt durch das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen aus fossilen Rohstoffen zu verringern, wird weltweit nach alternativen Energieträgern gesucht, die regenerativ und umweltschonend sind. In der EU müssen daher neuerdings den konventionellen Otto- und Dieselkraftstoffen auf der Basis von Rohöl Alternativkraftstoffe aus Biomasse zugesetzt werden. Derzeit sind diese Alternativkraftstoffe aus Biomasse Alkohole und Ether für Ottokraftstoff, und Fettsäureester, insbesondere Fettsäuremethylester (Abkürzung FAME; Fatty Acid Methyl Ester) aus mit einem Alkanol, insbesondere Methanol oder ggf. Ethanol, umgeesterten ölen und Fetten, insbesondere Pflanzenölen, als Dieselkraftstoff oder als Zusatz zu einem herkömmlichen Dieselkraftstoff. FAME werden allgemein häufig mit Biodiesel gleichgesetzt. In einem strengen Sinne sind jedoch nur solche Fettsäureester, die die Vorgaben der Europäischen Norm EN 14214 (national umgesetzt z.B. als DIN EN 14214 oder ÖNORM EN 14214) erfüllen, als Biodiesel zu bezeichnen.
  • Die o.g. genannten Alternativkraftstoffe unterscheiden sich in ihrem technischen Verhalten in vielfacher Hinsicht von den herkömmlichen Kraftstoffen auf Rohölbasis und würden bei ihrer Verwendung als alleinige Kraftstoffe, soweit das im Einzelfall möglich ist, teilweise gravierende Anpassungen der herkömmlichen Motoren verlangen. Um die Motoren nicht anpassen zu müssen, werden daher diese Alternativkraftstoffe derzeit in erster Linie nur in geringer Konzentration (meist bis zu 5%) den konventionellen Kraftstoffen beigemischt.
  • Die Anforderungen an die Qualität der Ottokraftstoffe sind in der EN 228 spezifiziert. Für Dieselkraftstoff gelten die in der EN 590 festgelegten Spezifikationen, und diese müssen auch bei Zusatz von Alternativkraftstoffen eingehalten werden, d.h. im Falle von Diesel bei Zusatz von Biodiesel.
  • An Dieselkraftstoffe für den Einsatz in modernen hochgezüchteten Motoren werden besonders hohe Anforderungen gestellt. Es müssen zahlreiche anwendungstechnische Eigenschaften (z.B. bezüglich der an den Verwendungsort angepassten Kälteund Lagerstabilitäten) erfüllt werden, und gleichzeitig sollen die Emissionen aus der Verbrennung des Dieselkraftstoffs im Motor minimiert werden.
  • Einige der Anforderungen an einen modernen Dieselkraftstoff sind insbesondere:
    • – Um ein optimales Brennverhalten und einen ruhigen Betrieb zu gewährleisten, muss der Kraftstoff eine möglichst hohe Cetanzahl aufweisen.
    • – Um Schadstoffemissionen zu reduzieren und Korrosionen zu vermeiden, werden „schwefelfreie" Dieselkraftstoffe verlangt.
    • – Schwefelfreie Dieselkraftstoffe sind jedoch durch die scharfe Hydrierung bei ihrer Herstellung ihrer natürlichen Schmierfähigkeit beraubt und müssen daher mit einem Lubricity-Zusatz zur Schmierung der Einspritzpumpe in PKW-Motoren versehen werden.
    • – Um Rauch, Ruß und Abgaspartikel zu verringern, soll der Kraftstoff möglichst aromatenarm bzw. aromatenfrei sein.
    • – Damit der Kraftstoff längere Zeit lagerbar ist, sollte er keine ungesättigten Verbindungen (z.B. aus Krackanlagen oder mehrfach ungesättigte Pflanzenölester) enthalten, oder muss mit Antioxidantien stabilisiert werden.
    • – Um den Kraftstoff auch im Winter in Gebieten, in denen ggf. hohe Minustemperaturen auftreten können, transportieren, lagern und verwenden zu können, muss er eine entsprechende Kältestabilität besitzen.
  • Wesentliche Beiträge zu den Emissionen von Schadstoffen und zum Ausstoß von Ruß, Abgaspartikeln und Staub liefern Aromaten (insbesondere Mehrkernaromaten), weil diese lange Verbrennungszeiten benötigen und in den Motoren nur unvollständig verbrennen.
  • Durch Zusatz von sauerstoffhaltigen Verbindungen kann das Ausbrandverhalten verbessert werden. Die sauerstoffhaltigen Verbindungen führen zu einem Eintrag von gebundenem Sauerstoff direkt in den Kraftstoff und bewirken so einen besseren Ausbrand, führen jedoch in der Regel zu einem etwas verminderten Brennwert. Der Zusatz von sauerstoffhaltigen Verbindungen ist derzeit in den Normen begrenzt, weil durch zu hohe Anteile die motortechnischen Kennwerte verstellt werden müssten.
  • FAME oder Biodiesel stellt einen möglichen sauerstoffhaltigen Zusatz dar, der schadstoffarm ist und ein sehr gutes Ausbrandverhalten zeigt und außerdem ein hocherwünschtes Schmierverhalten aufweist. Trotzdem stößt die vom Gesetzgeber gewünschte Einführung von Biodiesel auf dem Kraftstoffbereich auch auf eine Reihe von technischen und ökonomischen Schwierigkeiten.
  • Da Pflanzen, die für die Pflanzenölerzeugung geeignet sind, nicht gleichmäßig in allen Klimazonen gedeihen, kann Pflanzenöl, das zur Biodieselherstellung geeignet ist, z.B. in Mitteleuropa nicht in denjenigen Mengen hergestellt werden, wie sie zur Erfüllung der Beimischpflicht benötigt werden. Viele besonders ölreiche oder kostengünstig Pflanzenöle liefernde Pflanzen, z.B. Ölpalmen, gedeihen nur in klimatisch besonders begünstigten, entfernten Gegenden, z.B. in Südasien. Es wäre daher möglich und auch ökonomisch sinnvoll, Pflanzenölester (z.B. Palmölester) aus wärmeren Gegenden zu importieren, um die heimischen Produkte zu ergänzen, ggf. zusätzlich zur Erzeugung von Estern aus Pflanzenaltöl oder Fetten anderer Herkunft.
  • Derartige Importprodukte weisen jedoch leider ein sehr schlechtes Kälteverhalten auf.
  • In den Normen EN 14214 und EN 590 wird das zu fordernde Kälteverhalten von Biodiesel bzw. Dieselkraftstoff für bestimmte Klimaklassen, die die klimatischen Bedingungen eines Landes, ggf. auch noch jahreszeitenabhängig, widerspiegeln, definiert. Die nachfolgende Tabelle 1 enthält die Grenzwerte für den sog. CFPP-Wert von Kraftstoffklassen vom Dieseltyp, die in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen, die in einem Land herrschen, jeweils vorgeschrieben sein können. Tabelle 1 CFPP-Grenzwerte (bestimmt nach EN 116) für verschiedene Klimaklassen
    Klimaklasse CFPP-Grenzwert (max) °C
    Klasse A 5
    Klasse B 0
    Klasse C –5
    Klasse D –10
    Klasse E –15
    Klasse F –20
  • Der in der Tabelle angebene Wert für den CFPP (Cold Filter Plugging Point) ist ein Kennwert für die Kältefestigkeit eines Kraftstoffs im Endverbrauch, der nach der Norm EN 116 (bzw. ASTM D-6371) bestimmt wird. Er ist definiert als die höchste Temperatur, bei der ein flüssiges Kraftstoffprodukt, das unter festgelegten Bedingungen abgekühlt wird, nicht mehr durch einen Filter definierter Porengröße in einer bestimmten Zeiteinheit fließt.
  • In südlichen Ländern ist aufgrund der dort üblichen konstanten hohen Temperaturen keine besondere Winterfestigkeit erforderlich, so dass der dort zulässige CFPP-Spezifikationswert für das Kälteverhalten bei positiven Temperaturen liegen kann (Klasse A). In nördlichen Ländern hingegen muss der CFPP von Kraftstoffen bei tieferen Temperaturen liegen. In den meisten Ländern Mitteleuropas beträgt z.B. der festgelegte CFPP für einen Kraftstoff von Winterqualität < –20°C (Klasse F).
  • Die Fettsäurezusammensetzung eines beliebigen FAME-Produkts spiegelt die Fettsäurezusammensetzung in dem als Ausgangsprodukt eingesetzten Pflanzenöl (einem Fettsäureglycerintriester) wider. Zu hohe Mengen an gesättigten Fettsäuren sind der Grund für ein schlechtes Kälteverhalten, während ungesättigte Fettsäuren für eine schlechte Oxidationsstabilität verantwortlich sind.
  • Pflanzenöl-Gemische aus einfach ungesättigten Fettsäuren und gesättigten Fettsäuren in mäßigen Konzentrationen können ein noch akzeptierbares Kälteverhalten und eine akzeptable Oxidationsstabilität aufweisen.
  • In Europa werden überwiegend Methylester aus den Pflanzenölen Rapsöl, Sonnenblumenöl, aber auch aus Altspeiseölen verwendet. Der Rapsölmethylester ist praktisch der einzige Ester, der auch im Winter zu 100% (ohne Vermischung) als Biodiesel verwendet werden kann und der bei Zusatz von Fließverbesserern den für das Kälteverhalten festgelegten CFPP-Wert (unter –20°C) für Länder mit kalten Jahreszeiten erfüllt.
  • Die unvermischten Methylester aus vielen anderen Pflanzenölen (z.B. Palmöl, Sonnenblumenöl, Kokosöl, Sojaöl, Baumwollsamenöl) weisen einen zu hohen Wert für den CFPP auf, so dass sie bei winterlichen Temperaturen fest werden, ausfallen und die Kraftstofffilter verlegen können.
  • Palmölmethylester (nachfolgend abgekürzt als POME), ein auf dem Weltmarkt ausreichend und kostengünstig erhältliches Produkt, weist aufgrund seiner Zusammensetzung aus überwiegend gesättigten Fettsäuremethylestern eine niedrige Jodzahl und damit hohe Oxidationsstabilität auf. Sein Nachteil ist aber, dass POME aufgrund seines hohen Anteils an Estern von gesättigten C16- und C18-Fettsäuren einen hohen CFPP (> 10°C) und damit ein besonders schlechtes Kälteverhalten aufweist.
  • Bei Einsatz von POME mit einem CFPP > 10°C kann die Anforderung an einen CFPP für einen Dieselkraftstoff für Mitteleuropa von < –20°C weder pur noch im Gemisch mit einem konventionellen Dieselkraftstoff erfüllt werden. Auch der Transport von Palmöl oder POME aus den Produktionsländern in Länder mit niedrigeren Temperaturen und die Lagerung vor Ort erfordert bereits besondere Vorsichtsmaßnahmen, damit das Produkt in der Kälte nicht ausfällt und einstockt, da ein solches Produkt dann nicht mehr fließfähig ist und nicht verpumpt werden kann.
  • Bisher untersuchte Möglichkeiten zur Verbesserung des Kälteverhaltens von problematischen FAME-Produkten sind beispielhaft die folgenden:
    • – Abkühlen des Produkts und Abfiltrieren des festen Anteiles; nachteilig an einem solchen Vorgehen ist, dass nur ein geringer Anteil des ursprünglichen Produkts mit dem angestrebten gutem Kälteverhalten zurück bleibt.
    • – Vermischen mit weniger problematischen FAME-Produkten anderer Herkunft mit besserem Kälteverhalten; nachteilig ist, dass große Mengen der relativ teuren FAME erforderlich sind und in der Regel die Jodzahl und Oxidationsstabilität verschlechtert werden.
    • – Vermischen mit herkömmlichen Kohlenwasserstoffen auf Erdölbasis, die ein besseres Kälteverhalten aufweisen, wie z.B. mit Dieselkraftstoff oder Kerosin; nachteilig ist, dass durch die Zumischung von konventionellem Dieselkraftstoff oder Kerosin (Jet Al) Aromaten in das Gemisch gelangen, die beim Verbrennen die Umwelt durch Ruß-, Feinteilchen- und Staubbildung belasten.
    • – Zugabe von bestimmten Fließverbesserern; nachteilig sind die allgemein schlechte Ansprechbarkeit von FAME wie z.B. POME auf solche Zusätze und die hohen Kosten.
  • Es ist daher von großem praktischen Interesse, eine Möglichkeit zu finden, FAME-Produkte mit zu hohen CFPPs, ggf. selbst POME-Produkte, in Gemische überführen zu können, die als ausreichend kältefeste Kraftstoffe vom Dieseltyp mit guten Brennverhalten dienen können bzw. ohne Schwierigkeiten auch in einem kalten Klima transportiert und gelagert werden können, z.B. für eine Endabmischung bei einem lokalen Kraftstoff-Produzenten oder -Verbraucher.
  • Alles in allem ist die Ausgangslage jedoch so, dass eine Verbesserung von zahlreichen wichtigen Eigenschaften von Kraftstoffen, insbesondere Dieselkraftstoffen, häufig nur auf Kosten anderer Eigenschaften erreichbar ist, so dass die nötige Optimierung in der Regel ein komplexer technischer und ökonomischer Entscheidungsprozess ist, wobei Faktoren wie Brennverhalten, Abgasentwicklung, Kälteverhalten, Dichte und Schmierfähigkeit eine zentrale Rolle spielen. Wie eingangs erwähnt kann man hierbei im Allgemeinen sagen, dass höhere Cetanzahlen mit einem optimierten Brennverhalten korrelieren, während niedrige Aromaten- und Schwefelwerte für reduzierte Schadstoffemissionen von Bedeutung sind.
  • Die Erfinder stellten es sich zum Ziel, durch eine adäquate Abmischung mit geeigneten Mischungskomponenten einen Kraftstoff bereit zu stellen, der eine optimale Kombination der oben genannten Eigenschaften bietet, ohne dass in einem der genannten Bereiche nennenswerte Abstriche gemacht werden müssen.
  • Dieses Ziel wird durch Kraftstoffzusammensetzungen gemäß Anspruch 1 und deren vorteilhafte Ausgestaltungen gemäß den Ansprüchen 2 bis 8 und ihre Verwendungen gemäß Anspruch 9 bzw. durch die Verwendung eines synthetischen Kohlenwasserstoffgemisches gemäß den Ansprüchen 10 bis 12 erreicht.
  • Die erfindungsgemäßen Kraftstoffzusammensetzungen sind dabei im wesentliche binäre Zusammensetzungen aus nur zwei Arten von Typen von Kraftstoff-Komponenten, nämlich den Komponenten (i) und (ii) gemäß Anspruch 1, wobei die Zusammensetzungen allerdings ggf. noch Additive enthalten können, um das Betriebsverhalten bei der beabsichtigten Endverwendung zu verbessern. Im Rahmen der Grundzusammensetzung gemäß Anspruch 1 liegen Spezialzusammensetzungen, die berücksichtigen, ob die Zusammensetzung direkt für eine Verwendung als Kraftstoff (z.B. Dieselkraftstoff) bestimmt ist, oder ob vorgesehen ist, sie zum Abmischen mit einem herkömmlichen Kraftstoff zu verwenden. Ferner ergeben sich unterschiedliche Randbedingungen für die praktisch sinnvollen Konzentrationbereiche der Komponenten (i) und (ii) auch noch daraus, welche Eigenschaften, insbesondere im Hinblick auf seine Kältefestigkeit, der jeweils verwendete Fettsäureester bzw. das jeweils verwendete Fettsäureestergemisch aufweist.
  • Im Vorfeld der vorliegenden Erfindung untersuchten die Erfinder zur Erreichung des o.g. Ziels verschiedene Kombinationen aus sauerstoffhaltigen Fettsäureestern, insbesondere FAME-Verbindungen (Fettsäuremethylestern vom Biodieseltyp) und speziellen Kohlenwasserstoff-Gemischen, die im Hinblick auf Brennverhalten und Schadstoffentwicklung vorteilhaft waren, d.h. insbesondere cetanreich und aromatenarm sein sollten. Dabei konzentrierten sich die Untersuchungen auf solche synthetische Kohlenwasserstoff-Gemische, wie sie aus verschiedenartigen Einsatzprodukten nach einer zwischengeschaltete Synthesegas-Erzeugung nach dem Fischer-Tropsch- Verfahren bzw. seinen verschiedenen moderneren Weiterentwicklungen industriell erzeugbar sind.
  • Sie fanden, dass auch problematische FAME-Produkte bei Abmischung mit einem speziellen Typ von synthetischen Kohlenwasserstoff-Gemischen zu Produkten führen, die aufgrund ihrer hohen Cetanzahl und Aromatenfreiheit nicht nur ein hervorragendes Brennverhalten mit niedrigen Emissionswerten für die wichtigsten Schadstoffe zeigen, sondern aufgrund vorteilhafter Mischbarkeitseigenschaften und niedriger Werte für den Pourpoint (Stockpunkt) auch ein erheblich verbessertes Kälteverhalten zeigen. Das gilt sowohl bei relativ hoher Verdünnung des FAME-Bestandteils, die einen direkten Einsatz der Gemische als Kraftstoff vom Dieseltyp ermöglicht, als auch bei Gemischen mit höheren bis hohen FAME-Konzentrationen, die insbesondere für eine nachgeschaltete weitere Abmischung mit einem flüssigen Kraftstoff, z.B. einem herkömmlichen Dieselkraftstoff, verwendet werden können.
  • Synthetische Kohlenwasserstoff-Gemische, die aus verschiedenen Einsatzprodukten über eine zwischengeschaltete Synthesegas-Erzeugung synthetisiert werden und aus denen die erfindungsgemäß zu verwendenden Kohlenwasserstoffgemische vorzugsweise ausgewählt werden können, schließen insbesondere ein
    • – BtL-Kraftstoffe (BtL: Biomass-to-Liquid), die nach Verfahren erzeugt werden, bei denen zuerst eine getrocknete Biomasse (z.B. Brennholz, Stroh, Bioabfall, Tiermehl, Schilf u.ä.) vergast und zu einem Synthesegas verarbeitet wird, aus dem anschließend katalytisch flüssige Kohlenwasserstoff-Gemische hergestellt werden; oder
    • – GtL-Kraftstoffe (GtL: Gas-to-Liquids), bei denen ein in der Regel fossiles Ausgangsprodukt wie Erdgas, Erdölrückstände oder Kohle in Synthesegas überführt wird und aus dem Synthesegas anschließend katalytisch in einer oder mehreren Konversionsstufen flüssige Kohlenwasserstoffgemische erzeugt werden.
  • Sowohl BtL- als auch GtL-Kraftstoffe können aufgrund der verwendeten Ausgangsprodukte und Produktionstechnologie in weitgehend oder vollständig schwefelfreien und/oder aromatenfreien Qualitäten hergestellt werden, die auf dem Weltmarkt erhältlich sind. Für die Zwecke der vorliegenden Erfindung wurden solche Produkte ausgewählt, die geeignet sind, bei ihrer Abmischung mit FAME die in den Ansprüchen und nachfolgend genauer definierten Kriterien zu erfüllen.
  • In Rahmen von Versuchen wurde gefunden, dass bei Verwendung eines Typs einer speziellen Kohlenwasserstoff-Komponente, die die Angaben im Anspruch erfüllt, sehr wenige Aromaten, insbesondere keinerlei Mehrkernaromaten, in ein FAME enthaltendes Gemisch gelangen und das Kälteverhalten von FAME mit relativ hohen Anteilen an gesättigten Fettsäureestern stark verbessert wird. Durch zusätzliches Abmischen mit anderen Fettsäureestern als weitere Gemischkomponente kann insbesondere das Kälteverhalten des erhaltenen Gemischs weiter so weit verbessert werden, dass ein stabiler und kältebeständiger Kraftstoff erhalten wird, der als aromatenfreier Dieselkraftstoff oder als unproblematisch transportier- und lagerbare Mischkomponente für einen Dieselkraftstoff verwendet werden kann.
  • Charakteristische Kenndaten von drei als synthetische Kohlenwasserstoff-Komponenten geeigneten Produkten KW1 (ein Kerosin), KW2 (ein Gasöl) sowie KW3 aus der Weltproduktion sind in der nachstehenden Tabelle 2 angeführt. Tabelle 2 Charakterisierung von drei synthetischen Kohlenwasserstoff gemischen, die im Rahmen der vorliegenden Erfindung zum Abmischen mit FAME-Produkten geeignet sind
    Kennwert Bestimmungs methode Komponente 1 (KW1) Kom ponen te 2 (KW2) Kom ponen te 3 (KW3)
    Dichte ASTM D 4052 765 795 780
    bei 15°C, kg/m3
    Flammpunkt, °C ASTM D 93 64 96 > 55
    Gesamtaromaten, % UOP 495 < 0,006 < 0,03 < 0,5
    Mehrkern- aromaten, % EP 1654 < 0,0001 < 0,001 < 0,001
    Anilinpunkt, °C ASTM D 611 81 90
    Pourpoint, °C ASTM D < –60 < –50 < 0
    Siedebeginn, °C ASTM D 86 180 220
    Siedeende, °C ASTM D 86 210 358 < 360
  • Durch das gezielte Vermischen geeigneter Fettsäureester nach erfindungsgemäßen Mischverhältnissen mit einem aromaten- und schwefelfreien synthetischen Kohlenwasserstoff wird ein Transport von z.B. POME in Schiffen oder Tankwagen und eine Lagerung in Behältern ohne Beibeheizung ermöglicht. Außerdem bleiben die Umweltvorteile von POME hinsichtlich der Emissionen aus der Verbrennung in einem Verbrennungsmotor oder auch in einer Feuerungsanlage erhalten. Überdies ist das Brennverhalten der Zusammensetzung dank der hohen Cetanzahl des synthetischen Kohlenwasserstoffgemischs (z.B. bei KW3 von > 74) vorzüglich.
  • Um die für das Einsatzgebiet benötigte jeweilige Kältestabilität zu erreichen, sollte gemäß der vorliegenden Erfindung die Menge der gesättigten Fettsäureester im Gemisch einen bestimmten Konzentrationsbereich nicht überschreiten.
  • Dabei gilt als Regel, dass
    • – dann, wenn der CFPP der Zusammensetzung –15°C oder weniger betragen soll, die Konzentration an gesättigten C16-C22 Fettsäuremethylestern in der Zusammensetzung 5 Masse-% nicht übeschreiten soll, und
    • – dann, wenn der CFPP der Zusammensetzung bei 0°C und höher liegen darf, die Konzentration an gesättigten C16-C22 Fettsäuremethylestern in der Zusammensetzung bei 20 Masse-% und mehr liegen kann.
  • Die genannten Konzentrationsgrenzen zur Einstellung eines CFPP-Wertes gelten für FAME oder FAME-Mischungen oder Mischungen aus FAME mit Kohlenwasserstoffgemischen, bei denen die gesättigten (C16 bis C22) Fettsäuremethylester in den in der nachfolgenden Tabelle 3 genannten Konzentrationsbereichen vorhanden sind. Tabelle 3 Zulässige Konzentrationsbereiche (Masse-%) für Methylester von gesättigten C16 bis C22 Fettsäuren
    C-Zahl des gesättig ten Esters Konzentrations-Bereich Masse-% Bevorzugter Bereich Masse-%
    C16 0–40 0–20
    C18 0–20 0–10
    C20 0–5 0–1
    C22 0–1 < 1
    Die Konzentration an ungesättigten Fett säureestern sollte außerdem über der Konzentration der gesättigten liegen
  • Der in den Zusammensetzungen der Tabelle 3 auf 100% fehlende Rest sind ungesättigte Fettsäureester und/oder Kohlenwasserstoff-Gemische wie z.B. Dieselkraftstoff, Jet, Kerosin u.a. mit einer Kältestabilität < –20°C.
  • Bei binären Kraftstoffzusammensetzungen aus FAME und Kohlenwasserstoffgemischen bestimmt das Verhältnis der beiden Komponenten in den Zusammensetzungen, und deren Auswahl, d.h. der speziellen Fettsäureester-Komponente (z.B. RME, POME und/oder SME) einerseits und der speziellen Kohlenwasserstoffgemisch-Komponente (vgl. z.B. die Produkte KW1 bis KW3 gemäß Tabelle 2) andererseits, das Kälteverhalten der Gesamt-Zusammensetzung, ausgedrückt als deren CFPP.
  • Beispielhaft werden ferner nachstehend in Tabelle 4 die Ergebnisse von Untersuchungen zur Kältestabilität (ausgedrückt als CFPP) mit POME (FAME 1) in Abmischungen mit einem weiteren FAME-Produkt (FAME 2; Sojamethylester; SME) sowie den Kohlenwasserstoff-Komponenten KW1 und KW2 aus Tabelle 2 bei Einhaltung von Konzentrationswerten für das Gesamtgemisch im Bereich der Tabelle 3 aufgeführt, gegenüber gestellt den Werten für ein Rapsölfettsäuremethylester-Produkt (FAME 3; RME): Tabelle 4 Werte für den CFPP für verschiedene Gemische aus FAME und synthetischen Kohlenwasserstoff-Gemischen
    FAME 1 FAME 2 FAME 3 KW1 KW2 C16 C18 C20 C22 Sum me ges. Est. CFPP °C
    100 39,5 4,3 0,4 0,1 43,8 11
    100 10,5 3,8 0,3 14,7 –2
    25 25 50 13,1 2,3 0,2 0,2 15,8 –4
    15 35 50 10,5 2,4 0,2 0,3 13,4 –7
    100 4,5 1,8 0,5 0,3 7,1 –14
    20 80 2,1 0,8 < 0,1 2,9 –17
  • Das Vermischen der Komponenten FAME/synthetisches Kohlenwasserstoffgemisch kann auf verschiedene Weise erfolgen:
    Bei Verwendung mehrerer unterschiedlicher Fettsäuremethylester ist es sinnvoll, zunächst die Ester zu mischen und dann mit den Kohlenwasserstoffen zu verdünnen. Wenn die Mischung bei tiefen Temperaturen hergestellt werden muss, kann zunächst ein Ester mit Kohlenwasserstoffen verdünnt und dann mit einem zweiten Ester vermischt werden.
  • Es kann auch zielführend sein, bei der Verdünnung mit Kohlenwasserstoffen einen geeigneten Lösungsvermittler einzusetzen.
  • Bei Bedarf können dem Gemisch zuletzt auch die für weitere anwendungsbezogene Verbesserungen erforderlichen Additive zudosiert werden. Dies können z.B. Fließverbesserer, Detergentien, Dispergiermittel, Antischaummittel, Korrosionsschutzmittel, Dehazer und Antioxidantien sein.
  • Lubricity-Additive müssen normalerweise nicht zugesetzt werden, weil ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Mischungen darin liegt, dass die Fettsäureester der KW-Mischkomponente ausreichende Schmierwirkung verleihen.
  • Wie der Fachmann in Tabelle 2 erkennen kann, erfüllen die synthetischen Kohlenwasserstoffgemische als unvermischte Produkte nicht die Norm EN 590, die bezüglich der Dichte mindestens 820 kg/m3 (15°C) und bezüglich der Schmierfähigkeit eine Grenze von 460 μm vorschreibt. Nach Beimischung von Fettsäureestern gemäß der vorliegenden Erfindung ergeben sich für die Zusammensetzung Werte für die Dichte und die Schmierfähigkeit, die innerhalb der von der Norm EN 590 gesetzten Grenzen liegen.
  • Abschließend kann festgestellt werden, dass es den Erfindern gelungen ist, durch adäquate Zusammensetzungen aus einer Fettsäuremethylester-Komponente und synthetischen Kohlenwasserstoffgemischen (inklusive GtL) einen Kraftstoff vom Dieseltyp zu schaffen, dessen Eigenschaften eine einzigartige optimale Kombination sind, indem gleichzeitig
    • – die hohe Cetanzahl und der niedrige Aromatenwert des synthetischen Kohlenwasserstoffgemischs ein hervorragendes Brennverhalten bei reduzierten Schadstoffemissionen gewährleisten,
    • – die Kältestabilität des synthetischen Kohlenwasserstoffgemischs den Einsatz von kostengünstigen Fettsäuremethylester-Kraftstoff-Komponenten mit einem an sich unattraktiven CFPP ermöglichen, während
    • – durch Beimischung von eben diesen Fettsäuremethylester-Komponenten die unzulänglichen Werte bezüglich Dichte und Schmierfähigkeit des synthetischen Kohlenwasserstoffgemischs ausgeglichen werden.

Claims (12)

  1. Kraftstoffzusammensetzung zur Verbrennung in Motoren und Heizanlagen, die eine Fettsäureester-Komponente und eine Kohlenwasserstoff-Komponente umfasst, wobei (i) die Fettsäureester-Komponente von Methyl- oder Ethylestern von Fettsäuren mit 8 bis 22 C-Atomen gebildet wird, und (ii) die Kohlenwasserstoff-Komponente arm an Aromaten, Olefinen und Schwefel ist und einen Siedebereich zwischen 155°C und 375, vorzugsweise zwischen 180°C und 360°C, eine Cetanzahl > 50 und einen Pourpoint unter 0°C aufweist, wobei die Konzentration der Kohlenwasserstoff-Komponente in der Zusammensetzung zwischen 5 und 99 Masse-% liegt.
  2. Kraftstoffzusammensetzung nach Anspruch 1, wobei die Fettsäureester-Komponente ausgewählt ist aus einer Gruppe, die Rapsölfettsäuremethylester, Sojaölfettsäuremethylester, Sonnenblumenölfettsäuremethylester, Kokosölfettsäuremethylester, Jatrophaölfettsäuremethylester, Palmölfettsäuremethylester, Palmkernölfettsäuremethylester, Ricinusölfettsäuremethylester, Baumwollsamenölfettsäuremethylester, Altölfettsäuremethylester und Fettsäuremethylester aus tierischen Fetten und beliebige Gemische daraus umfasst.
  3. Kraftstoffzusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Fettsäureester-Komponente so ausgewählt ist, dass der Anteil der von ihr in die Zusammensetzung eingebrachten gesättigten Fettsäureester in den folgenden Bereichen (in Masse-%) liegt: C16 0–40%, vorzugsweise 0–20%, C18 0–20%, vorzugsweise 0–10%, C20 0–5%, vorzugsweise 0–1%, C22 0–1%, vorzugsweise < 1%, wobei die Konzentration an ungesättigten Fettsäureestern in der Zusammensetzung über der Konzentration der gesättigten Fettsäureester liegt.
  4. Kraftstoffzusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Kohlenwasserstoff-Komponente ein synthetisches Kohlenwasserstoffgemisch ist, das schwefelund/oder aromatenarm, vorzugsweise schwefel- und/oder aromatenfrei ist.
  5. Kraftstoffzusammensetzung nach Anspruch 4, wobei das synthetische Kohlenwasserstoffgemisch ein aus einem BtL-Verfahren erhaltenes Kohlenwasserstoffgemisch ist, ein aus einem GtL-Verfahren erhaltenes Kohlenwasserstoffgemisch ist oder ein Gemisch solcher Kohlenwasserstoffgemische ist.
  6. Kraftstoffzusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei der Pourpoint der Kohlenwasserstoff-Komponente unter 0°C, vorzugsweise unter –35°C liegt.
  7. Kraftstoffzusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 6 für eine Verwendung als Dieselkraftstoff oder Kerosin ohne weitere Abmischung mit zusätzlichen Kraftstoff-Komponenten, die ausreichend Fettsäureester, insbesondere mindestens 1 Masse-% Fettsäureester, enthält, so dass die erhaltene Zusammensetzung die Vorgaben der Norm EN 590 erfüllt.
  8. Kraftstoffzusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 6 für eine Verwendung als Mischkomponente zur Abmischung mit einem herkömmlichen Dieselkraftstoff oder Kerosin.
  9. Verwendung einer Kraftstoffzusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 8 als Kraftstoff vom Diesel- oder Kerosintyp oder zum Abmischen mit einem herkömmlichen Kraftstoff vom Diesel- oder Kerosintyp.
  10. Verwendung eines synthetischen Kohlenwasserstoffgemischs, das arm an Aromaten, Olefinen und Schwefel ist und einen Siedebereich zwischen 155°C und 375°C, insbesondere zwischen 180°C und 360°C, eine Cetanzahl > 50 und einen Pourpoint unter 0°C aufweist, zur Herstellung von Fettsäureester enthaltenden Kraftstoffzusammensetzungen.
  11. Verwendung nach Anspruch 10, wobei das verwendete synthetische Kohlenwasserstoffgemisch ein aus einem BtL-Verfahren erhaltenes Kohlenwasserstoffgemisch ist, ein aus einem GtL-Verfahren erhaltenes Kohlenwasserstoffgemisch ist oder ein Gemisch solcher Kohlenwasserstoffgemische ist.
  12. Verwendung nach Anspruch 10 oder 11, wobei die Kraftstoffzusammensetzung im wesentlichen nur aus dem synthetischen Kohlenwasserstoffgemisch und einer Fettsäureester-Komponente sowie ggf. kleineren Mengen üblicher Kraftstoffadditive besteht.
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